Slowenien 2020 – Tag 09 – 357km – Schönau am Königssee

Der Blick nach draußen führt dazu dass ich gleich wieder ins Bett will. Dichter Nebel, man sieht die Hand vor Augen kaum. Das hilft aber alles nix, wir haben heute gute 350km vor uns. Um 7:30 Uhr sitzen wir beim Frühstück. Noch ein letztes Mail slowenische Hausmannskost. Alles was auf dem Tisch steht ist entweder von der Hausherrin selbst oder zumindest aus dem Dorf. Verschiedene geräucherte Würste, Schinken, Käse, Paprika, Tomaten, Marmeladen, Kuchen, Brot und Holunderschorle. Wir schlemmen uns durch und sind total zufrieden. Mit unserer Gastgeberin unterhalten wir uns übers Reisen. Sie hat ein Wohnmobil und ist auch viel im Balkan unterwegs. Sie liebt Serbien und Kroatien. Das Essen in Bosnien hat es ihr besonders angetan. Wir sind uns einige, die Balkanstaaten sind einfach die besten Reiseziele! Um 9 Uhr sitzen wir dann wehmütig auf den Motorrädern und verschwinden im Nebel.

Ziemlich schnell stoppen wir noch an einem Spar Markt und decken uns mit Wasser ein. Es ist Sonntag und in Deutschland haben keine Geschäfte offen. Eine Bäckerei welche offen hat und Burek (fürs Abendessen heute) verkauft finden wir erst kurz vor der Grenze nach Österreich. Auf den letzten 60 km durch Slowenien zeigen die Strassen nochmal was dieses Land zu bieten hat. Kurven ohne Ende! Der Nebel hat sich bald verzogen und der blaue Himmel strahlt über uns. Das morgendliche Licht taucht alles in einen goldenen Glanz und die Natur tut ihr übriges zur tollen Stimmung – entweder leuchten die Blätter der Bäume oder z.B. die Äpfel in bunten Farben. Auf den Strassen ist nichts los und so können wir in vollen Zügen genießen. Die Drava führt uns dann irgendwann nach Österreich. Eigentlich wollen wir hier noch nicht weg, aber im Moment drängt sich diese Entscheidung leider auf. Die Grenze überqueren wir ohne Vorkommnisse.

In Österreich folgen wir immer mal wieder der Drau (hier heisst sie Drau, in Slowenien Drava). Die Strassen hier sind größer und unspektakulärer, das ist aber auch gut so da wir noch einiges an Kilometern vor uns haben. Die Hügel werden mehr zu Bergen und die Spitzen der Berge sind mit Schnee bedeckt. Unsere Entscheidung die Bahnverladung zu nutzen wird dadurch nur bestärkt. Solange wir in der Sonne fahren ist es angenehm, sobald man aber in den Schatten kommt fröstelt es uns. Bei einem Stopp an einer Tankstelle (Luftdruck prüfen und korrigieren, Tee und Kaffee trinken, Austreten) ziehe ich meine gefütterte Jacke unter die Moppedjacke. Anja hatte die Softshell bereits am Morgen druntergezogen. In Mallnitz landen wir auf dem Punkt! Um 13:50 Uhr geht der Zug. Wenn wir diesen verpasst hätten müssten wir eine Stunde warten. Wir sind um 13:36 da, genau zum Beginn der Verladung. Wir fahren als letzte auf den Zug und ein angestellter verzurrt unsere Moppeds. Sowohl dieser als auch der Ticketverkäufer fragen uns was wir hier wollen, es ist kalt und die Moppedsaison bereits vorbei. Dies können wir nicht so ganz nachvollziehen.

Letzter auf dem Zug zu sein hat den Vorteil dass man keinen Stress beim runterfahren hat. Moppedfahrer brauchen immer ein bisschen länger als Autofahrer da wir eben nicht nur einsteigen und losfahren müssen. Da ist es sehr angenehm dass kein ungeduldiges Auto hinter uns steht. Wir rollen gemütlich vom Zug und müssen feststellen dass die Entscheidung goldrichtig war mit diesem zu fahren. Selbst hier unten in Bad Gastein liegt Schnee! Wie hätte es erst auf 1700 Höhenmeter in Obertauern ausgesehen? Auf dem Weg zur Grenze legen wir noch einen Tankstopp ein und genießen die Sonne auf dem Rücken bei einer kurzen Pause. Dann geht es in Richtung Deutscher Grenze. Kurz vor dieser berichtet Anja dass Ari komisch kracht und der Lenker schlägt. Wir halten an und ich drehe eine kurze Testrunde. Erster Verdacht – Radlager vorne defekt. Da wir nur noch 15km bis zur Unterkunft haben beschließen wir langsam dorthin zu fahren. Wir überqueren die Grenze auf einer Ministrasse und rollen in den Hof unserer Unterkunft. Nach einer kurzen Führung durch die Gastwirtin schauen wir nochmal Anjas Mopped an. Die Diagnose Radlagerschaden verhärtet sich und wir überlegen wie wir das beste aus dieser Miesere machen. Also erstmal ein Radler aufgemacht und in den 28 Grad warmen Pool gesprungen.

Mit Blick auf die Schneebedeckten Berge überlegen wir uns zwei Pläne. Plan A: Freie Werkstatt in 5 km Entfernung – wenn diese am Montag morgen grünes Licht gibt bis Dienstag Mittag passende Lager zu haben und diese zu tauschen lassen wir das machen. Plan B: Wenn die Werkstatt das nicht schafft fahren wir auf Elli am Montag heim und direkt mit Auto und Hänger wieder her, laden Ari auf und fahren am Dienstag mit dem Gespann weiter in den bayrischen Wald.
Nach dem Baden geht es unter die heiße Dusche und dann gibt es die letzten Bureks zu essen. Wir sind noch gar nicht eingestellt auf deutsche Küche. Und die Herzlichkeit der Gastgeber in Slowenien vermissen wir auch schon. Das Land hat soviel zu bieten und wir konnten in dieser Woche nur einen Bruchteil davon erkunden. Trotzdem hatten wir viele tolle Erlebnisse und werden definitiv wieder kommen.

 

Slowenien 2020 – Tag 02 & 03 – 339km & 10km zu Fuss – Bleder See

Nach 8 Stunden Schlaf darf man schonmal geweckt werden. Von selbst aufwachen muss man da noch nicht. Ist ja schließlich Urlaub. Anja hatte 10 Stunden Schlaf. Sie war gestern quasi direkt nach dem Essen ins Koma gefallen 😀
Um 8 Uhr sitzen wir beim Frühstück und lassen es uns schmecken. Um 9:15 Uhr sitzen wir auf den Moppeds und fahren los. Wir sind gespannt ob wir heute über den Predil Pass nach Slowenien rein dürfen. Laut offizieller Info sind nur wenige deutlich weiter im Süden gelegene Grenzübergänge für Deutsche gestattet. Wir glauben aber dass am Predil gar nicht kontrolliert wird. Wir werden sehen. Der Plan B sieht vor wieder zurück zu fahren und weiter östlich von Österreich nach Slowenien reinzufahren. Das heutige Tagesziel ist der Bleder See. Wir haben gestern noch ein Doppelzimmer für zwei Nächte im Hotel Triglav gebucht.

Entlang des Nationalparks Hohe Tauern fahren wir auf der alten Gerlos Strasse (Die Mautstrasse hatten wir 2015 bereits unter die Räder genommen) in Richtung Osten. Die alte Strasse wird gerade Abschnittweise saniert. Zuerst nagelneu und perfekter Asphalt, dann Baustelle und zum Ende hin alter rissiger Asphalt. Wo fühlen wir uns am wohlsten? Auf dem alten rissigen Asphalt natürlich. Für den Weg durch die Hohen Tauern wählen wir diesmal die Felbertauernstrasse mit dem Tunnel. Warum nicht den Großglockner? Es ist schließlich bestes Wetter! Es ist aber auch Sonntag und es dürfte aufgrund des super Wetters viele Tagesausflügler auf dem Großglockner geben und außerdem sind wir den schon gefahren. Die Felbertauernstrasse aber noch nicht. Der Weg hinauf zum Tunnel ist wunderbar zu fahren. Nach dem Tunnel wird es etwas langweiliger, aber die Berge links und rechts bieten einen tollen Ausblick.

Zuerst folgen wir der Isel und später ab Lienz dann der Drau. In Spittal an der Drau hatten wir 2016 auf unserem Flachköpper 5 Tage Kurztrip ans Meer in Kroatien auf dem Campingplatz übernachtet. Insofern steht auch hier fest wir wollen nicht über Spittal fahren sondern bereits vorher nach Italien abbiegen. Zwischen Hermagor und Tarvisio überqueren wir ohne Kontrolliert zu werden die Grenze nach Italien. Das soll aber nur ein kurzes Internezzo im Valentino-Rossi-Land werden. Wir wollen gleich weiter über den Passo Predil nach Slowenien. Auf dem Weg den Pass hinauf kommen uns viele Italiener und Slowenen entgegen, aber kein einziger Österreicher oder Deutscher. Sollte die Grenze wirklich kontrolliert werden? Wir haben nun doch ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Man ist so etwas im Grenzkontrollfreien Europa einfach nicht mehr gewohnt. Zu jeder Zeit kann man überallhin.

Auf der Passhöhe dann die Erleichterung. Es finden keinerlei Kontrollen statt. Die alte Grenzstelle ist unbesetzt und wir rollen mit einem breiten Grinsen nach Slowenien rein. Nun können wir uns langsam auf den Mangart freuen. Viermal waren wir bereits hier und konnten nie ganz hinauf fahren. 2014 regnete es in Strömen und der Mangart war in dichte Wolken gehüllt weshalb wir unten schon beschlossen weiter zu fahren. 2015 hatten wir dasselbe Wetter und mussten auch hier bereits unten die Entscheidung fällen dass es keinen Sinn macht. An Pfingsten 2016 war der Mangart bereits von ganz unten noch gesperrt weil noch Schnell lag. Im Juni 2018 lag oben noch Schnee und wir konnten bis 2,5 km unterhalb vom Gipfel fahren und mussten da wieder umdrehen. Und jetzt sollte es endlich soweit sein. Blauer Himmel, einige vereinzelte Wolken und es ist September, da sollte kein Schnee mehr liegen. Dafür gibt es jetzt etwas anderes für uns neues. Es gibt eine Schranke und man muss pro Motorrad 5 EUR bezahlen wenn man die Stichstrasse hochfahren will. Egal, das nehmen wir gerne in Kauf dafür dass wir diesmal ganz hoch fahren können. Wirklich Fahrspass bereitet die enge vielbefahrene Sackgasse unserer Meinung nach ja nicht, aber die Ausblicke auf der Strecke entschädigen dafür definitiv! Wir fahren mit nur einem Zwischenstopp bis zum unteren Parkplatz und halten dort verwundert an.

Die Schranke für die letzten 2,5 km ist wie 2018 wieder geschlossen, aber es liegt kein Schnee dahinter… dafür erklärt uns ein Slowene mit Warnweste dass es einen Felssturz gab und eine Brücke beschädigt ist. Wir sind jetzt zum fünften Mal hier und wieder können wir nicht bis zum Ende hochfahren… Es ist zum Mäusemelken mit diesem Berg!!! Ich beschließe wenigstens noch auf den Kamm hochzulaufen um einen neuen Ausblick zu gewinnen. Anja mag nicht mal das machen. Auf dem Parkplatz ist die Hölle los, was bei dem Kaiserwetter kein Wunder ist. Schade dass man unten beim Bezahlen keinen Hinweis bekommen hat dass man nicht ganz hoch fahren kann.

Nachdem ich vom Kamm wieder runter bin fahren wir zügig wieder ab und bleiben weiter im Triglav Nationalpark. An der Soca entlang fahren wir zum Vrsic Pass. Diesen hatten wir auch schon mehrfach unter den Rädern. Auch hier hatten wir bisher immer durchwachsenes bis schlechtes Wetter. Heute sieht das anders aus, dafür haben wir heute am Sonntag viel Verkehr und die Fahrdynamik hält sich zwischen den ganzen Städtern welche wohl zum Erstenmal Kurven mit ihren Kombis fahren in Grenzen. Auf der Passhöhe ist soviel los dass wir direkt weiterfahren. Auch die fortgeschrittene Uhrzeit sorgt dafür dass die Lust auf weitere Fotostopps gering ist. In Gozd Martuljek halten wir nochmal kurz an um die Nordwand des Triglav auf den Sensor zu bannen. Von hier aus hat man den besten Ausblick auf eben diese. Der restliche Weg bis zu unserem Hotel am Bleder See ist dann zügig zurückgelegt und wir rollen um 17:30 auf den Parkplatz.

Wir beziehen das Zimmer mit Balkon und Seeblick im dritten Stock des Hotels, genießen kurz noch den Ausblick und machen uns dann auf in den Wellnessbereich. Eine Runde im Pool, ein Saunagang, ein bisschen Whirlpool und noch einen Saunagang später ist bereits 20 Uhr und wir finden uns zum Essen im Hoteleigenen Restaurant ein. Es gibt hier jeweils ein Tagesmenü mit maximal 6 Gängen. Man kann sich entscheiden ob man 3,4,5 oder 6 davon essen möchte. Wir gehen in die vollen und bekommen mit dem Gruss aus der Küche und einem nicht erwähnten Zwischengang insgesamt 8 Gänge für unsere hungrigen Mägen. Das Spektakel dauert insgesamt 2,5 Stunden. Um 23 Uhr fallen wir dann wie tot ins Bett.

 

[B]Tag 03 – Pause in Bled[/B]
Der Wecker heute ist eklig! Es ist 5:30 Uhr als es klingelt. Warum steht man an einem Pausentag im Urlaub so früh auf? Richtig weil um 7 Uhr Sonnenaufgang ist und man Fotografieren will. Wir machen uns fertig und schnappen die bereits vorbereiteten Rucksäcke und stapfen noch im Dunklen los. Das Seeufer ist unser Ziel. Wir waren auch nicht die einzigen Fotografen, aber die ersten *g* Nachdem wir bis ca. 8 Uhr munter fotografiert hatten packten wir wieder zusammen und wanderten den kleinen Anstieg zum Hotel hinauf. Das Frühstück wird hier à la carte serviert und die Auswahl lässt keine Wünsche offen. Im ersten Gang gönnten wir uns Kranjska Wurst mit Meeretich und Senf dazu ein Omelett mit Kräutern. Der zweite Durchgang brachte dann eine Käsevariation, gekochtes Ei für mich und Buchweizen Struklji (Strudel) auf den Tisch. Zum Abschluss gab es dann noch eine Platte mit frischem Obst. So kann man es sich gut gehen lassen. Und das ganze garniert mit einem traumhaften Ausblick auf den See.

Nach dem Essen gammelten wir ein wenig auf dem Zimmer, die Bilder wurden gesichtet und dieser Text entstand. Am Nachmittag joggten wir dann eine Runde um den See. Eine echt schöne 6km Strecke bei der Mann die Marien Kirche auf der Insel einmal von allen Seiten sieht ;-). Und ein bisschen Sport im Urlaub muss schon sein bei dem ganzen Essen. Auf Sauna hatten wir dann irgendwie keine Lust und so planten wir den nächsten Tag und hockten uns dann noch in die Badewanne. Zum Abendessen liefen wir dann nochmal gemütlich um den halben See bis zur Oštarija Peglez’n. Hier gibt es Slowenische Hausmannskost. Wir hatten eine große Grillplatte mit verschiedenem Fleisch, dazu Gemüse und Kartoffeln und waren begeistert. Der Hauswein hatte es uns auch sehr angetan. Ein romantischer Spaziergang am Seeufer entlang brachte uns zurück zum Hotel Triglav wo wir ermattet einschliefen.

Und jetzt kommt der Bilderoverkill vom Pausentag:

 

Slowenien 2020 – Tag 01 – 366km – Gerlos

Tag 01 einer Reise bedeutet immer dass die Vorfreude ein Ende hat und man endlich in die Vollen gehen kann! Grinsen bis zum Abwinken! Noch den kompletten Urlaub vor sich und einfach nur ne geniale Zeit haben. Außer… ja außer man ist im Corona Jahr 2020. Dann bedeutet es enttäuscht sein weil die geplante Reise (Kroatien – Region Split Dalmatien) storniert ist. Weil auch Plan B (Südnorwegen – 10 Tage Quarantäne bei Einreise) gestorben ist. Aber das Alphabet hat ja bekanntlich noch ein paar Buchstaben mehr und wirklich schlecht geht es uns mit diesem Luxusproblem ja auch nicht. Wenn man nun ein ganz klein wenig flexibel ist, dann bleibt die Freude. Man darf sogar noch ein bisschen Überraschung mit reinpacken… man weiß ja nicht wo einen die Flexibilität so hinführt. Bei uns wurde nun auf jeden Fall aus dem geplanten Erholungs-Strand-Bade-Ess-Urlaub auf der Insel Hvar in Kroatien noch eine 2-Wochen Moppedtour. Wohin ist die Frage die wir bis 2 Tage vor Abfahrt völlig offen gelassen hatten. Dann sitzen wir über den aktuellen Infos vom Auswärtigen Amt wo Risikogebiete sind oder Reisewarnungen bestehen.

Wir buchen kurzerhand eine Unterkunft für eine Nacht in Gerlos. Und schon kann es an Tag 01 auch losgehen. Wir fahren mal nicht die schnellste Strecke (mit Autobahn vermeiden) sondern bauen bereits direkt nach der Haustür Kurven ohne Ende ein. So brauchen wir auch nicht nur 1,5 Stunden bis nach München sondern fast 4 Stunden. Wir haben auf dem Weg dahin aber auch Strecken gefunden die wir teilweise noch nie gefahren waren. München selbst umfahren wir auf der A99. Das geht doch flotter als durchzufahren. Noch ein Grund warum wir 4 Stunden bis München brauchen ist wohl dass wir bereits in Hiltpoltstein einen ausgiebigen Frühstücksstopp beim Bäcker Schmidt einlegen. Für Anja gibt es Bratkartoffeln mit Ei und Speck. Ich hau mir ne Käsebreze und ein Stück Käsekuchen ins Gesicht.

Nachdem wir München umfahren hatten ist die Landschaft gleich wieder anders. Wie würde Bernd Römmelt sagen… meine geliebten Bayerischen Alpen kommen in Reichweite und das Bayrische Alpenvorland ist sowieso die wundervollste Gegend auf der Welt. Naja, es ist schon schön hier. Und schön Moppedfahren lässt es sich auch. Und warum ein Bernd Römmelt hier gerne fotografiert, das sehen wir auch mit unseren eigenen Augen und legen selbst den einen oder anderen Fotostopp ein.

Schneller als erwartet haben wir Bad Tölz hinter uns gelassen und passieren den Sylvensteinspeicher und den Achensee. Der Weg hinab ins Inntal bietet auch wieder wundervolle Ausblicke. Wir beschließen für heute Abend irgendwo Käse zu kaufen und zu vespern. Irgendwie finden wir im Zillertal aber ewig keine Käserei. Erst als wir dann den Gerlospass hinauffahren ergibt sich die Gelegenheit zum Einkaufen. Vorher haben wir noch einen kurzen Tankstopp gemacht da nicht nur wir hungrig sind.
In der Hochzeller Käsealm will mich der Verkäufer einfach nicht verstehen und schneidet immer größere Stücke als ich ihm sage und murmelt was von „Da wirst doch niemals von satt!“ Mit Speck, Wildwurz, Almkäse mit Boxhornklee und würzigem Bergkäse versorgt nehmen wir die letzten Kilometer bis nach Gerlos in Angriff. Direkt in Gerlos stoppen wir noch am Spar Markt und holen Semmeln, Wasser und Gösser Naturradler.

In der Unterkunft angekommen gibt es erstmal ein Likörchen aufs Haus und schon sitzen wir im Zimmer und vespern die gekauften lokalen Sachen und Paprika, Tomaten und Gurken aus dem eigenen Garten daheim.
Wir gucken nochmal aufs „Blueskynavi“ (Insider aus dem Mimotoforum gell Max) und entscheiden uns nicht in Richtung Slowenischer Küste zu fahren da es dort in den nächsten Tagen beginnen soll zu regnen. Wir buchen ein Hotel in Bled für die kommenden zwei Nächte. Dieser Trip ist der Ersatz für einen 100%igen Gammelurlaub. Also wollen wir nicht nur fahren sondern auch ausgiebig Pausen einlegen. Die Erste gibt es bereits am Bleder See. Hier wollte ich schon ewig mal stoppen und in Ruhe fotografieren. Mal sehen ob wir zum Sonnenaufgang aus dem Bett kommen 😉 Aber jetzt heisst es erstmal satt und zufrieden ab ins Bett.

Rumänientour 2019 – Tag 19 & 20 – Steinbach an der Steyr & daheim – 290 km & 377 km

Tag 19 -Steinbach an der Steyr

Das alte Gemäuer war heute Nacht echt saukalt. Da will man gar nicht aus dem warmen Bett raus. Da wir aber so bald im Bett waren sind wir auch relativ bald wieder wach. Ab 8 Uhr gibt es Frühstück und wir packen vorher schon die ersten Sachen auf die Moppeds. Nach dem Essen dann den Rest und um 9:15 Uhr ging es dann los. Nochmal ein paar Kilometer durch Slowenien.

Unser Ziel heute liegt in Österreich: Steinbach an der Steyr (grob gesagt bei Linz). Die Strecke welche uns Basecamp vorschlägt sind wir so ähnlich 2018 schon gefahren, aber in die andere Richtung. Es ist echt interessant einen Weg den man schon gefahren ist mal in die andere Richtung zu fahren. Blickwinkel um 180° Grad gedreht und schon entdeckt man ganz neue Dinge. Zu Beginn der Strecke liegen noch ziemlich viele Ortschaften, aber auch kurvige Straßen, welche noch am abtrocknen von dem nächtlichen Regen sind. Im späteren Verlauf wurden die Ortschaften dann weniger.
Längere Zeit folgend wir der B115 welche auch als Eisenstraße bekannt ist. Sie führt uns am Erzberg vorbei wo alle zwei Jahre ein großes Enduro Rennen (Erzberg Rodeo) stattfindet. Geprägt ist die Landschaft hier vom Eisenerzabbau und den verarbeitenden Industrieanlagen. Diese ziehen sich durch ganze Täler. Allerdings sind hier auch viele alte verlassene Industrie Gebäude. Das kennt man aus Österreich eher weniger. Dann folgen wir der Enns. So ein Fluss der sich ein Tal gegraben hat, hat immer den Vorteil dass die Straße daneben in Kurven verläuft. Insgesamt war es heute einfach geschmeidig zu fahren.

Die heutige Unterkunft (Sandner Linde) ist uns bereits gut bekannt. 2015 haben wir hier unseren ersten Stopp auf dem Weg nach Montenegro eingelegt und 2018 unsere erste Nacht auf dem Weg nach Albanien verbracht. Diesmal ist es genau andersrum. Wir verbringen unsere letzte Nacht bevor wir heimkommen hier. Christian Finner der Hausherr und kreative Chef in der Küche erkennt mich wieder und freut sich dass wir zum dritten mal bei ihm nächtigen, wenn auch immer nur für eine Nacht.
Das Zimmer ist wie bisher auch schon immer perfekt und wir chillen ein wenig bis wir um 18 Uhr zum Abendessen gehen. Heute gibt es eine Rinderbrühe mit Kaspressknödel und dann rosagebratenen Gamsrücken an Gemüse, Serviettenkloß und Kroketten für Anja und Eierschwammerlgulasch mit Serviettenkloß für mich. Ein Gedicht! Wir liegen wieder bald im Bett und gucken noch eine Doku über Montenegro was auch ein wundervolles Land zum bereisen ist bevor wir einschlafen.

Tag 20 – daheim

Der letzte Tag beginnt mit einem wundervollen Sonnenaufgang in den Bergen. Da kann man die Seele nochmal baumeln lassen. Ich gehe vor dem Frühstück noch eine Runde spazieren und fotografieren. Beim Frühstück sind wir alleine und haben das ganze Buffet nur für uns. Ein letztes mal schlemmen. Christian macht uns noch frisches Rührei und das Wetter spendet noch einen Regenschauer welcher kurz vor Ende unseres Frühstücks endet. Beste Vorraussetzungen um in die letzten Kilometer zu starten. Die Moppeds sind schnell gepackt und schon geht es los.

Auch heute ist wieder relativ unspektakulär. Schnell sind wir zurück in Deutschland und bewegen uns auf Bundesstraßen zügig in Richtung Heimat. Zur Mittagszeit gibt es dann noch einen obligatorischen Stopp an einem MC Donalds und 9-er Chicken Nuggets. Irgendwie schaffen wir keinen Motorradtrip ohne einmal Nuggets. Wobei Schottland heuer haben wir ohne überstanden, da haben die Fish and Chips wohl das Bedürfnis nach fettig frittiert gedeckt. Auf den letzten Metern von Allersberg bis nach Hause spielte uns das Wetter dann noch einen Streich und wir wurden nochmal so richtig Nass. Aber wir wollen uns mal nicht beklagen. Insgesamt sind wir auf dieser Reise wettermäßig mal wieder super weggekommen. Den heutigen GPS Track gibt es dann noch nach den letzten Bildern.
Insgesamt sind wir 5808km in Gesamt 20 Tagen mit zwei Pausentagen gefahren. Rumänien werden wir wohl nicht zum letzten Mal besucht haben. Es gibt doch noch ein paar Regionen die wir nicht oder nicht ausführlich genug besucht haben.

Balkantour 2018 – Tag 21 – 437 km – Daheim und Fazit

Der letzte Tag des Urlaubs steht an. Das Aufstehen ist zäh, aber das Frühstück entschädigt dafür. Das Gasthaus Jägerhof ist absolut ruhig am Rand von Mallnitz gelegen. Nur ab und an hört man mal einen Zug vorbeifahren. Wir lassen uns das Frühstück ganz in Ruhe schmecken und packen noch viel ruhiger unsere Sachen zusammen. Knapp 400km Bundesstraßen stehen heute an um nach Hause zu kommen.

Aber bevor wir Gas geben können steht die Bahnverladung in Mallnitz an. Wir fahren pünktlich zum Bahnhof und dürfen als erste auf den Zug. Das Personal verzurrt die Motorräder während wir uns in den Waggon setzen. Nur wenige Minuten später fahren wir auf der anderen Bergseite in den Bahnhof in Böckstein ein und fahren die Motorräder wieder vom Zug. Bei Schneizlreuth überqueren wir die Grenze nach Deutschland und unsere Laune lässt immer mehr nach. Irgendwie geht es uns jedesmal gleich wenn wir von einer Reise nach Deutschland zurück kommen. Der Verkehr in der Heimat nervt! Man freut sich dass man endlich wieder 100km/h fahren darf und vom Fahrbahnzustand her auch könnte, aber der Verkehr in Deutschland ist einfach nur Krieg. Kurz vor Traunstein schauen wir uns beide an und entscheiden dass wir für den restlichen Heimweg die Autobahn nehmen. Hier kann man sich noch halbwegs in den Verkehrsfluss einordnen und mitschwimmen. Der restliche Weg ist dann unspektakulär.

Nach 5700km durch 13 Länder rollen wir wieder durchs Gartentor und werden von unserer Familie mit einem angeschürten Grill erwartet. Der Kopf ist wiedermal voll mit Eindrücken und wir haben einige tolle Leute kennengelernt. Unsere Meinungen über manche Länder wurden durch Wissen ersetzt und wir wurden einigemale echt überrascht. Alle Unterkünfte welche wir uns in der Regel mit 24 Stunden Vorlaufzeit über Booking.com gesucht hatten waren Klasse und wir können sie definitiv weiterempfehlen.

Hier noch eine Auflistung der Unterkünfte in der Reihenfolge in der wir sie besucht hatten:

Noch ein paar kurze Worte zur Reiseroute. Der Weg über Österreich nach Ungarn an den Balaton war für uns nur Anreise. Bis Österreich war uns die Strecke bereits bekannt. Der Plattensee ist in unseren Augen kein lohnenswertes Ziel. Der Weg vom Balaton nach Serbien rein ist auch noch relativ öde. Ab der Strecke an der Donau entlang in Serbien war es dann echt reizvoll! Die Vila Dunavski Raj ist un seine extra Empfehlung wert da Mina und Ihre Eltern sich hier unwahrscheinlich um ihre Gäste bemühen.  Serbien an der Donau entlang und dann weiter im östlichen Teil in Richtung Süden zu fahren war definitiv eine gute Entscheidung. Die Landschaft hier ist einfach der Hammer. Unser Abstecher in den Kosovo hat uns davon überzeugt wieder zu kommen! Hier müssen wir definitiv noch mehr Zeit verbringen. Mazedonien hat uns ebenfalls in seinen Bann ziehen können und auch hier gibt es eine besondere Empfehlung für das Hotel Korab Trnica. Perfekte Lage und super Essen! Griechenland werden wir wohl mal mit der Fähre angehen müssen um etwas mehr Zeit zu haben. Auf dieser Reise war hier unser Wendepunkt. Hier haben wir die einsamsten Strecken auf der Reise gefunden. Das Hotel Kristal in der nähe von Ksamil in Albanien war eine goldrichtige Wahl um einen Tag Pause zu machen. Ein kleiner Familienbetrieb der viel Wert auf Qualität legt und das etwas abseits vom Trubel in Ksamil. Die Streckenwahl um in den Norden Albaniens zu kommen würden wir evtl ein wenig anders machen. Der Weg nach Durres war etwas eintönig. Der Weg von Durres zum Komanstausee allerdings war erste Sahne uns wir würden ihn wieder exakt genau so fahren. Auch die Überfahrt über den Komansee empfehlen wir klar in dieser Richtung. Es war einfach entspannt vom Hotel zur Fähre in 20 Minuten zu fahren und dann den Rest des Tages in Shkodra zur Verfügung zu haben. Wenn man die Runde andersrum fährt und die Trageti Alpin als Fähre wählt. Dann kommt man erst so gegen 16 Uhr in Fierza an. Maxmoto war etwas früher im Jahr auf dieser Strecke unterwegs. Bei ihm fuhr die Trageti Alpin noch früh ab Komani und Nachmittags ab Fierza. Das Red Bricks in Shkodra ist ein Muss wenn man in dieser Stadt verweilt! Montenegro hat unsere Erinnerungen an 2015 perfekt aufgefrischt und den Drang geweckt wieder zu kommen. Vielleicht dach einmal mit leichteren Maschinen und noch ein wenig mehr Offroad 😉 Unser kurzer Abstecher nach Dubrovnik hätte nicht sein müssen, aber wenn man schonmal Jahrestag hat und die Frau Geburtstag hat dann muss es auch was besonderes sein und da war das Restaurant Horizont . Wir waren ja 2015 bereits ausführlich hier, aber dieser Kurzbesuch hat definitiv auch Spass gemacht. Der eigentliche Heimweg hat uns dann ein wenig ins Hinterland Kroatiens geführt, so dass wir Boris und Gordana im Apartment Ada kennenlernen durften. Die beiden sind alleine schon ein Grund hier mal wieder vorbeizufahren! Eine super Unterkunft! Die Tropfsteinhöhle in Postojna hat uns im wahrsten Sinne des Wortes die Augen geöffnet. Es ist unglaublich was unsere Natur zu bieten hat. Den Mangart werden wir irgendwann auch noch bezwingen und der Rest des Weges war dann mehr oder weniger nur noch absitzen. Wir würden es zu 98% wieder so machen. Manche Plätze erfordern einfach mehr Zeit und Ruhe um sie intensiver zu erkunden.

Balkantour 2018 – Tag 20 – 287 km – Mallnitz

Das Frühstücksbuffet des Hotels hätte uns fast wieder in ein Fresskoma gestürzt. Wir haben super geschlafen, es ist nicht zu warm heute morgen, aber die Sonne scheint. Der blaue Himmel weckt die Lust zu fahren. Just in time um 10:00 Uhr checken wir aus und begeben uns auf den Weg zur Predjama Höhlenburg.

Der Weg dorthin hat schon die ersten schönen Kurven für uns parat. An der Burg ist großes Geschrei angesagt. Eine Schulklasse und eine Kindergartengruppe wetteifern wer mehr Lärm machen kann. Wir suchen uns schnell zwei – drei schöne Blickwinkel und dann fahren wir wieder. Das ist uns zu Laut und hektisch hier.

Ein paar km geht es wieder zurück bevor wir abbiegen und uns wieder an Flüssen orientieren. Zuerst an der Idrijca entlang und später an der Soca. Slowenien ist uns gut bekannt und wir lassen es fliegen. Naja fast – einige Baustellen bremsen uns aus. Die Flusstäler sind einfach schön. Ich hab allerdings Probleme mit den Gedanken den Moment einzufangen. Immer wieder schweif ich ab und bin schon zu Hause und plane was die nächsten Tage passieren muss. Noch bin ich aber in Slowenien und sollte die Zeit hier genießen.