Balkantour 2018 – Tag 10 – 257 km – Nestorio

Ich wache auf und schwitze nicht! Ein Zustand den ich von den letzten Tagen nicht gewohnt bin. Es ist so kuschelig hier im Bett dass ich einfach nicht raus will. Anja sitzt schon seit ner Ewigkeit auf dem Balkon und beschäftigt sich still um mich nicht zu wecken. Wir sind auf 950 Meter Höhe in einem Tal neben einem Fluss und hier hat es echt angenehme Temperaturen. Zum Frühstück bestellen wir eine Portion Wurst und Käse und einen „Pie“. Der Cheesecake outet sich sehr zu unserer Freude als Burek mit Käse. bevor wir losfahren noch kurz ein Basischeck an den Moppeds – beide brauchen Öl. Nachdem das erledigt ist können wir starten – huch schon 10:15 Uhr.

Die Schlucht zieht sich sehr zu unserer Freude ewig hin. Überhaupt ist heute das Thema Wasser irgendwie immer in unserer Nähe. Am Ende der Schlucht wird der Fluss zu einem riesigen See aufgestaut, dem Debarsko Ezero. Immer wieder geht es ein paar Meter in die Höhe, nur um dann in das nächste Tal hinab zu fahren. Urwald zu beiden Seiten und immer einen Fluss neben uns sind Kurven garantiert. Mazedonien ist perfekt zum Motorradfahren! Unser nächster Halt liegt am Ohridsee der zu den ältesten Seen der Welt gehört. Sein Alter wird auf 2 bis 5 Millionen Jahre geschätzt, das Vorkommen bestimmter Fischarten lässt auf eine Entstehung vor mehr als 2,6 Millionen Jahren, schließen. Der See entstand durch einen Grabenbruch. Die auch heute auftretenden tektonischen Aktivitäten bedingen wahrscheinlich auch die Existenz eines etwa 100 Meter hohen subaquatischen Berges. Wir hatten von vielen den Hinweis bekommen dass es hier besonders schön sein soll. Wir finden erstmal aber nur viel Tourismus und Hotelbunker um den See vor. Das ist nicht unser Verständnis von Schön. Als wir den See dann nach links in einen Naturpark verlassen erschließt sich uns die Schönheit.

Der Naturpark liegt zwischen dem Ohridsee und dem Prespansko See und führt einen über 1500 Meter in die Höhe. Der Ausblick von hier oben auf den Ohridsee ist gigantisch. Paraglider nutzen die Aufwinde an den Hängen und starten in kleinen Gruppen. Wir stehen da und staunen. Auch hier blühen wieder Unmengen an Blumen und die Natur scheint mit sich im Reinen zu sein. Am Prepansko See überschreiten wir dann die Grenze nach Albanien. Man ist sofort in einer anderen Welt. Überall sind Menschen auf Eselskarren unterwegs. Neben der Straße pflügt ein Bauer sein Feld. Der Pflug wird hierzu von seinem Pferd gezogen. Andererseits begegnen einem auf den Straßen auch nageleue große Mercedes oder Porsche Cayenne. Welch ein Kontrast zwischen Arm und Reich. Die Straßen hier sind übrigens in einem perfekten Zustand. Und Kurven hat es hier, eine wahre Pracht. Alle paar km halten wir an um Fotos zu machen da die Landschaft uns einfach vom Hocker haut. Wir bleiben heute aber nicht lange in Albanien. Griechenland ruft nach uns.

Der Grenzübertritt ist wieder völlig unspektakulär, nur der Kreisverkehr direkt nach der Grenze verwirrt mich und so landen wir auf der neuen Autobahn. Umdrehen sollte man hier nicht, also Augen zu und durch und umplanen. Wir zahlen erstmal 1,50 € pro Motorrad Maut und nehmen direkt danach die Abfahrt um uns weiter auf kleinen Straßen in Richtung Nestorio durchzuschlagen. Unfreiwillig haben wir damit unsere geplante Route abgekürzt, was allerdings gar nicht so schlecht ist da es schon ziemlich spät ist. Um kurz nach 18 Uhr (Griechischer Zeit – mit Grenzübertritt hatten wir ja +1 Stunde) erreichen wir die heutige Unterkunft.

Mike der Eigentümer des Guesthouse Alexandros spricht nur spärlich Englisch und ruft erstmal per Telefon Verstärkung. Das Zimmer zeigt er uns derweil schonmal. Als der Übersetzer da ist klären wir die grundlegenden Dinge: 20 Uhr Abendessen, 8 Uhr Frühstück, Wifi Key. Das Abendessen kocht der Eigentümer selbst. Das hätten wir nicht erwartet besitzt er doch zwei Gästehäuser in Nestorio – was bei mir zu einem kurzen Schreckmoment geführt hat als ich die Booking.com Email nochmal ansehe und die Bilder unserer gebuchten Unterkunft zum Nachbarhaus passen… HABEN WIR IM FALSCHEN HAUS EINGECHECKT? Don’t panic! Dieses Motto vergesse ich kurz und spreche den Wirt auf das Problem an. Er muss lachen und erklärt mir auf Griechisch dass beide Häuser ihm gehören. Irgendwie verstehe ich es und wir können beruhigt essen. Vorneweg gibt es noch einen Tsipouro, dann Bifteki, selbstgemachte Pommes, griechischen Salat und geröstetes Brot, danach noch eine Torta mit Schokocreme. Wir sind mal wieder im Fresskoma. Ich liebe diese Region für Ihre Küche! Das Bett ruft und wir folgen diesem Ruf nur zu gerne.

Balkantour 2018 – Tag 9 – 321 km – Trnica

Zum Frühstück heute gab es mal was neues. Breaded Pancakes. Was das wohl ist? Pfannkuchen mit Schinken und Käse aufgerollt und dann paniert und frittiert. Mega! Leider hat sich Anja dafür entschieden. Ich hatte ein schnödes Omelett mit Käse. Schnell gepackt und ab auf die Moppeds, wir brauchen noch nen Laden da unsere Trinkrucksäcke leer sind. Kumanovo zieht sich ganz schön. An den kleinen Shops bieten sich keine Parkmöglichkeiten und so kaufen wir unser Wasser an einer Tankstelle. Wieder einmal wird Anja auf dem großen Mopped angeglotzt wie ein Alien. Das ist hier nicht so üblich dass eine Frau selber Motorrad fährt…und dann erst rechht kein soooo großes!

Skopje umfahren wir auf der Schnellstraße. Eine zweite große Stadt um diese Uhrzeit ist uns einfach zuviel des guten. Außerdem wollen wir zügig in den Kosovo kommen. An der Grenze müssen wir erstmal eine Versicherung abschließen (10 EUR pro Motorrad für 14 Tage), da der Kosovo nicht in den grünen Versicherungskarten enthalten ist. Der eigentliche Grenzübertritt war dann ein Klacks. Aber dann beginnt das Elend. Hier wird gerade Autobahn gebaut. Und zwar auf Pfeilern. Gefühlt bauen die 1000 Brückenpfeiler. Die staubige Baustelle geht dann direkt wieder über in eine Stadt. Der Hammer wie hier alles boomt. Nichts steht leer. Massig Läden, viele Autos und noch viel mehr Menschen. Unglaublich viele junge Erwachsene und Jugendliche. Hier geht es aufwärts, das sieht, hört und fühlt man. Hoffentlich geht es auch nach dem Ende der Autobahnbaustelle, welche unmengen Arbeitsplätze mit sich bringt, so weiter.

Wir verlassen die Stadt auf einer kleinen Straße welche in Basecamp als unbefestigte Straße gekennzeichnet ist. Perfekter nagelneuer Asphalt und auf eben diesem geht es jetzt ab in die Berge. Hier ist er dann wieder, der Urwald.Der Ausblick entschädigt so dermaßen für die lange staubige Baustelle. Kurven vom feinsten und immer wieder neue visuelle Eindrücke. Die Wiesen hier sind kunterbunt und es duftet nach Blumen wie ich es noch nirgends vorher erlebt habe. Immer wieder treiben Jungen Kuhherden über diese Wiesen. So muss es vor 50 Jahren im Allgäu auch ausgesehen haben.

Von Suhareke nach Prizren geht es eine etwas größere Strasse auf der wir zügig voran kommen. Prizren zu durchqueren wird dann wieder zur Qual. Anja beschreibt es so: Es ist als ob man einfach in ein Wimmelbild geworfen wird. Ich fühle mich wie in einem Ameisenhaufen. Unglaubliches Chaos herrscht hier in der Stadt. Dann will man neben dem Verkehr auch noch ein wenig Sightseeing machen und navigieren soll man ja auch. Wir sind froh als wir die Stadt hinter uns lassen, ärgern uns aber auch dass wir nicht am einen oder anderen Gebäude angehalten haben um es zu fotografieren. Hierbei sind die Motorräder aber in einer großen Stadt eher hinderlich. In diesem Urlaub vermisse ich auch zum erstenmal die Möglichkeit direkt mit Anja zu kommunizieren. Wir haben keine Interkoms da wir bisher immer sehr gut ohne auskamen. Aktuell denke ich tatsächlich über eine Anschaffung nach.
Prizren ist quasi das Tor zu den Bergen. Es geht direkt in einen Nationalpark, der uns quasi wie ein Staubsauger durch eine Schlucht einsaugt. Alleine diese Schlucht ist schon der Wahnsinn! Dann geht es in die Höhe und nach jeder Kehre oder Kurve könnte man erneut anhalten um zu fotografieren. Wir haben uns heute aber ein strammes Pensum auferlegt und sollten so langsam aber sicher vorwärts kommen. Den einen oder anderen Stopp müssen wir aber doch einlegen.

Bei einem Stopp merkt Anja an dass sie immer wieder Rutscher mit dem Hinterrad hat und auch beim Bremsen ab und an merkt dass der Hinterreifen Grip vermissen lässt. Der Michelin Pilot Road 4 Trail mag scheinbar den Kosovarischen Asphalt (später auch den Mazedonischen) eher weniger. Die Mitas E07 auf welchen ich unterwegs bin kleben wie sie sollen. Bei ein zwei Bremstests auf Asphalt schaffe ich es fast nicht das Hinterrad zu blockieren.

Der erneute Wechsel nach Mazedonien fällt fast nicht auf, so schnell sind wir über der Grenze. Wir steuern über kleine Nebenstraßen auf Gostivar zu. Vor uns baut sich ein Gewitter auf und wir sehen immer wieder Blitze. Die Trinkrucksäcke sind auch mal wieder leer und so beschließe ich das Gewitter an einer Tankstelle auszusitzen und Wasser zu kaufen. Welche Freude, das erste Jana Wasser (kroatische Marke) auf diesem Trip. Nach 15 Minuten ist das Gewitter aus unserer Fahrtrichtung weggezogen und wir setzen an zum Endspurt. Ein paar Kilometer nach Gostivar biegen wir rechts ab zum Mavrosko Ezero (See). Dieser Stausee liegt wunderschön von Bergen eingebettet vor uns und die tief stehende Sonne lässt die Wogen des Sees glitzern. Wir haben aber keinen rechten Blick mehr dafür und wollen den heutigen Tag zum Ende bringen. An der bereits gebuchten Unterkunft Hotel Korab Trnica ist die erste Frage ob wir eine Reservierung haben da sie komplett voll sind. Ein Ja als Antwort später sind wir auch schon in unserem Apartment und duschen.

Danach direkt ab ins Restaurant und lokale Köstlichkeiten (Lamm, Kartoffeln und Salat / Eintopf aus Rind und Geflügel mit Käse überbacken dazu Brot und Salat) in uns reingeschaufelt bis wir platzen könnten. Trotzdem musste noch ein Palacinke mit Banane und Sahne sein. Am Nebentisch feiert eine Familie (ca. 25 Leute von Kleinkind bis Oma). Den Anlass erfahren wir leider nicht. Es ist Interessant z.B. die Sitzordnung zu beobachten. Strikt nach Geschlecht getrennt und dann nach Alter sortiert. Nach dem Essen noch schnell Routenplanung und direkt ab ins Bett. Für einen Bericht bleibt keine Zeit da es schon zu spät ist. Der muss noch einen Tag warten. (getippt am Tag darauf in Griechenland)

Balkantour 2018 – Tag 8 – 239 km – Kumanovo

Wir wachen auf und haben beide den gleichen Gedanken – SATT! Wir sind satt. Nicht wie in Island wo wir satt an Eindrücken waren. Nein, das Eindrücke sammeln geht ja gerade erst los. Unsere Mägen signalisieren „Bitte nichts zu Essen reinschieben!“ Wir lieben den Balkan nicht nur, aber auch wegen seiner Küche. Fleischlastig, fettig, reichlich und geschmacksintensiv. Aber wir haben in den letzten Tagen soviel gegessen dass unsere Mägen erstmal eine Pause brauchen. Wir lassen das Frühstück heute kurzerhand ausfallen und dümpeln noch ein wenig im Bett. So kommen wir auch nicht früher los als sonst.

Heute sind Nebenstrecken angesagt. Wir verlassen Dimitrovgrad und biegen sofort ab auf kleinste Straßen. Oft nicht breiter als ein Auto. Der Zustand schlecht bis sehr schlecht. Genau so lieben wir es. Teilweise fahren wir heute nicht schneller als 40km/h. Aber hier findet man sie – Eindrücke. Man sieht kleine Dörfer, das Leben wie es für das ländliche Serbien typisch ist. Wir befinden uns immer noch in den Bergen. Einen Teil des Tages verbringen wir auf über 1000 Höhenmetern. Wir finden heute auch Spitzkehre und am Nachmittag finden wir auch ein Tal welches zum angasen einlädt. 80 km/h sind dafür fast zu langsam. Hier begegnen uns dann auch einige andere Moppedfahrer. Die bisherigen Begegnungen konnte man an einer Hand abzählen.

Aber von Vorne. Kurz nachdem wir losgefahren sind durchschneiden wir eine Schlucht. Die Straße ist tief in den Felsen gehauen und die Berge um uns sind hoch. Dann öffnet sich die Schlucht und ein Kloster liegt zu unserer Rechten. Der erste Stopp muss sein. Wir besichtigen das Kloster, die Mönche nötigen einen fast schon die Kirche anzusehen. Sie verstehen uns nicht, wir sie nicht, aber sie schieben uns einfach rein in die Kirche. Die Erlebnisse mit anderen Religionen in fremden Ländern sind irgendwie immer positiv. Man wird freundlich aufgenommen und nirgends ist man so verbissen wie in Deutschland. Nach diesem Stopp heisst es kurvenräubern. Wir schrauben uns langsam in die Höhe und wundern uns warum es hier in diesem Tal so eine Straße gibt. Gut sie ist stellenweise schon sehr schlecht und die Natur erobert sich stückchenweise ihren Lebensraum zurück. Aber warum wurde genau hier so eine Strasse gebaut? Ich glaube die Erklärung liegt in einem riesigen verfallenen Hotelbunker der förmlich an einem Hang klebt. Allerdings ist dieses Hotel wohl schon mehr als 10 Jahre geschlossen.

In den Dörfern winken die Leute und sehen uns staunend hinterher. Hier sind wir wieder wie Aliens unterwegs. Die Natur ist viel grüner als ich es von Serbien erwartet hätte. Man hat das Gefühl in Urwäldern unterwegs zu sein. Keine Wege führen in die Wälder. Sie sehen gänzlich unberührt aus, teilweise liegen sie an Abhängen die es unmöglich machen sie zu bewirtschaften. Überhaupt ist hier die Natur mit sich im Reinen. Es gibt hier Unmengen an verschiedenen Schmetterlingen und wenn man anhält und die Moppeds ausmacht, dann hört man NICHTS! Also kein Geräusch das vom Menschen erschaffen wurde. Man hört die Bienen summen und die Grillen zirpen, es zwitschern die verschiedensten Vögel, aber das war es auch schon. Ein Paradies! Wenn dann doch mal ein Auto kommt, dann ist es z.B. ein 2er Golf TD – und da machen wir uns Gedanken über Euro6 Diesel… unsere alten werden deswegen ja nicht aus dem Verkehr gezogen, sie werden nur verlagert. Manche dieser Autos müssen schon mehr als 500.000 km auf dem Buckel haben und sie laufen immer noch. Immer wieder stechen uns die bunten Kästen der Imker in die Augen die im ganzen Land verstreut stehen. Die Imkerei scheint hier ein Volkssport zu sein.

Am Vlasinsko Jeszero (einem See) legen wir eine Pause ein und essen unsere 2 Äpfel die wir noch von daheim mitgenommen haben. Weniger weil wir Hunger haben als mehr um unserem Körper etwas Zucker zuzuführen. Hier am See ist Touri Gebiet. Überall Verkaufsstände und Imbissbuden. Da Sonntag ist sind auch einige Leute unterwegs. Vom See aus führt die Straße uns wieder in eine Tal. Es geht in einigen Spitzkehren hinab und der Asphalt wird deutlich besser. Wir ziehen am Gas und legen einen Zahn zu. Der Kurvenspass fährt uns bis in die letzten Fasern und wir lassen fliegen bis wir auf die E-75 stoßen. Wir fahren zwar nicht auf die große Strasse, aber bleiben parallel zu Ihr. Hier wird es wieder etwas öder. Die Grenze zu Mazedonien rückt näher und wir suchen in Vranje noch eine Tankstelle auf um unsere letzten Serbischen Dinar loszuwerden. Vor uns braut sich wieder ein Gewitter zusammen weshalb wir an der Tankstelle in der Hoffnung es zu vermeiden etwas trödeln.

Der Plan geht auf. Die Strasse ist zwar klatschnass, aber wir bekommen von Oben keinen Tropfen ab. Die letzten Meter auf serbischem Boden legen wir dann auf der Autobahn zurück. An der Grenze müssen wir in der prallen Sonne ca. 15 Minuten warten bis wir dran sind. Reisepässe abgeben und dann kommt die Frage wo wir herkommen. Dimitrovgrad ist die Antwort. Diese scheint aber nicht befriedigend zu sein. Wir haben aber noch die Registrierungsbelege vom Hotel, also reichen wir diese dem Grenzer. Dies führt zu einem Schulterzucken und abstempeln des Ausweises. Ab zum nächsten Grenzer. Dieser will noch die grüne Versicherungskarte sehen und dann sind wir auch schon in Mazedonien. 11km und 3 Moscheen später sind wir im Außenbezirk von Kumanovo in unserem Hotel angekommen. Die Motorräder dürfen im Innenhof parken und das klimatisierte Zimmer saugt uns förmlich ein.

Gefühlt ist die Temperatur an der Grenze um 10 Grad gestiegen. Auch das Getreide sieht hier viel zeitiger und trockener aus. Das Fasten heute morgen hat uns gut getan, wir haben inzwischen wieder Appetit bekommen und nutzen das Restaurant des Hotels. Pasta und Pizza schlagen wir aus. Wir wollen wenn dann landestypisch Essen. Gegrilltes Gemüse und Schweinefleisch für Anja und Schweinfleisch mit Zwiebel, Tomaten, Käse und einem Ei überbacken für mich. Die Planung für morgen steht auch schon also können wir uns direkt nach dem Essen ablegen.

Balkantour 2018 – Tag 7 – 270 km – Dimitrovgrad

Was eine Nacht… Die Betten im Hotel Hamburg waren nicht so der Hit und die Lage genau im Zentrum an einem Freitag Abend auch nicht. Ich bin zwar eine etwas lautere Umgebung beim Schlafen vom Zelten her gewohnt, aber letzte Nacht fiel es mir trotzdem relativ schwer einzuschlafen. Wir waren scheinbar die einzigen Gäste, daher gab es kein Buffet zum Frühstück sondern individuell für uns gemachtes. Ham & Eggs sind solide und gehen immer. Um kurz vor 10 Uhr saßen wir dann im Schweiße unseres Angesichts – es war schon wieder sauwarm – auf den Moppeds und düsten los.

Erstmal raus aus der Stadt und Geschwindigkeit aufnehmen damit der Fahrtwind kühlen kann. Heute ist es um uns rum schon ziemlich hügelig und wir düsen direkt in die Berge. Die Straßendichte dort ist nicht wirklich hoch und so haben wir heute zwei Sackgassen geplant die wir auch wieder zurückfahren. Die Straßen sind heute durch die Bank kleiner und weniger befahren. In Alna biegen wir zum erstenmal in eine Sackgasse. Gute 25 km fahren wir um von 400 Höhenmeter auf 1500 Höhenmeter zu kommen. Das Ende der Sackgasse wird durch ein Luxushotel und einen Skilift gekennzeichnet. Irgendwie will das nicht so recht zu dem gesehenen der Anfahrt passen. In diesem Tal leben die Landwirte wie vor 50 Jahren. Unwahrscheinlich viel Handarbeit ist hier zu sehen. Heu wird mit Gabeln gewendet und auf Heuböcke aufgeschichtet. Die komplette Familie inklusive gefühlt 80-jähriger Oma ist dabei zu Gange. Die Fahrzeuge hier im Tal wirken als ob sie 50 Jahre alt wären. Es ist wundervoll hier. So ruhig und die Luft duftet nach dem frisch gemachten Heu.

Auf dem Weg zu unserer zweiten Sackgasse folgen wir sanften Kurven auf schlechten Straßen und freuen uns an der wundervollen Natur. Zu unserer Rechten sehen wir einen Wasserfall und stoppe für ein paar Bilder. Die Anwesenden sehen erst unsere Motorräder an wie Aliens, dann Anja als sie Ihren Helm abzieht und zum Schluss unsere Stative und Kameras. So etwas scheint hier nicht so ganz alltäglich zu sein.

Die nächste Sackgasse führt uns zu einem Stausee welchen wir ein Stück weit umrunden bevor wir kehrt machen und auch hier wieder zurück fahren. Es beginnt leicht zu regnen und aus der Ferne hören wir Donnergrollen. Nun müssen wir uns entscheiden ob wir den direkten Weg nach Dimitrovgrad nehmen oder einen Umweg von 70 km durch die Berge welchen das Navi mit 2 Stunden und 20 Minuten ansetzt. Ganz klar, wir wollen weiter Kurven fahren! Die Straßen sind klein und schlecht und unsere Laune gut. Immer wieder kommen uns uralte Holztransporter im Schritttempo entgegen die schwer beladen sind. Hier in den Bergen herrscht vorrangig Holzwirtschaft. Es beginnt stärker zu regnen und wir ziehen die Regenhauben über die Tankrucksäcke und schließen die Lüftungen an den Klamotten. Der Regen ist angenehm da er nicht wirklich kalt ist aber die Außentemperatur absacken lässt. Das Vertrauen in den serbischen Asphalt ist allerdings nicht sonderlich groß. Jede Wasserpfütze könnte zudem ein tiefes Schlagloch sein. Unsere Geschwindigkeit sackt deutlich ab und wir zuckeln ganz gemächlich dahin. Irgendwann lässt der Regen nach und der Asphalt auch. Eine Schotterpiste (in sehr gutem Zustand) führt uns auf dem weiteren Weg und erklärt warum das Navi soviel Zeit für die 70 km veranschlagt hat.

Wir arbeiten uns langsam wieder einige Meter in die Höhe und legen einen Stopp für ein Panorama ein. Der Ausblick ist wundervoll. Man sieht auch deutlich die Grenze der Gewitterzelle. Blitze schießen immer wieder herab und ich muss an den Vortrag von Bernd Römmelt (Jäger des Lichts) denken. Er hatte voller Begeisterung erzählt wie er während einem Gewitter in den Alpen auf einen Gipfel gestiegen ist um zu fotografieren. Zeitgleich während er vor Freude ob der grandiosen Momente jauchzte stand eine Frau neben ihm die sich sicher war dass ihr letztes Stündlein geschlagen hat. Wir stehen hier genau auf einem Berg und sehen eine Gewitterfront die Kracht und Blitzt vor uns. Der Fotograf in uns schreit: „Stell das Stativ auf und mach Langzeitbelichtungen“, aber die Vernunft siegt. Wir setzen unsere Helme auf machen uns Wetterfest und fahren los. Der kleine verrückte Fotograf blieb im Tankrucksack, der verrückte Moppedfahrer aber machte sich auf in das Gewitter 😉

Die Unwetterzelle meinte es aber gut mit uns und ging uns geflissentlich aus dem Weg. Wir fanden auch irgendwann wieder Asphalt und änderten die Route nochmal ein klein wenig um dem Asphalt auch treu zu bleiben. Dies erwies sich ein paar km weiter als Glücksgriff da an der Einmündung des Schotterweges aus welchem wir gekommen wären eine Grenzpatroulie stand. Diese hätte uns sicherlich kontrolliert wenn wir nicht auf der Straße dahergekommen wären. Die letzten km sind nochmal geprägt vom Ausblick auf das Unwetter und dann sind wir nach 270 km auch schon in Dimitrovgrad angekommen. Schnell eingecheckt, noch Wasser an einem Kiosk gekauft und dann zum Abendessen ins Restaurant. Für umgerechnet 13 Eur gab es Cevapcici, geräucherten und angebratenen Schinken dazu Pommes, Salat und Brot und zwei Cola. Da kann man nicht meckern.

Das Zimmer hat voll meine Farbe!

Die Routenplanung für den Weg nach Mazedonien morgen steht bereits, also noch schnell das Hotel gebucht welches wir ins Auge gefasst hatten. Von der Zeit in Serbien wird uns besonders der heutige Tag im Gedächtnis bleiben.

Balkantour 2018 – Tag 6 – 277 km – Zajecar

Warum hab ich gestern Abend eigentlich wieder so lange gelesen? Achtung Buchtipp: Good Bye Lehmann von Stefan Fay ist absolut fesselnd. Dafür bin ich etz wieder hundemüde. Wir nehmen auf dem Weg zum Frühstück schonmal die ersten Taschen mit zum Mopped und stecken sie in die Koffer. Irgendwie haben wir beide noch nicht so richtig Hunger. Das Abendessen gestern war einfach wieder viel zu viel. Das heutige Frühstücksbuffet beinhaltet wieder lauter leckere selbstgemachte Sachen. So heute z.B. Irgendwas geschichtetes aus Blätterteig das ähnlich wie Pizza schmeckt oder die frisch panierten Zucchini. Wie gesagt wir sind eigentlich noch voll vom Abendessen. Um kurz vor 10 Uhr haben wir uns dann endlich von Mina und ihrer Familie verabschiedet und sitzen auf den Motorrädern.

Der heutige Tag wird geprägt vom Verlauf der Donau. Auf der einen Seite liegt Rumänien und wir fahren auf der serbischen Seite entlang. Der erste POI in unserer Planung ist die Festung in Golubac. Diese wird momentan allerdings saniert und ist komplett eingerüstet. Also ziehen wir direkt weiter und durchqueren immer wieder kleinere Ortschaften die an der Donau angesiedelt sind. Auf der anderen Seite des Flusses ist gefühlt mehr los. Es sind mehr Häuser, mehr Verkehr, mehr Tourismus, mehr Brücken – gut dass wir auf der ruhigeren Seite unterwegs sind.

Unser nächstes Ziel heute ist das Eiserne Tor. Der Weg bis dahin ist kurzweilig. Angenehme Kurven führen uns am Fluss entlang und die Temperaturen halten sich während der Fahrt in Grenzen (bei Fotostops schlagen sie allerdings erbarmungslos zu). Die Zeit und die km vergehen heute flott. Der Donaudurchbruch ist schneller erreicht als gedacht. In der längsten Schlucht Europas quetscht sich die Donau durch die Berge. Der sonst megabreite Fluss wird hier bis zu 50 m tief. Die Idee doch einmal so eine Renternkreuzfahrt auf der Donau zu machen schleicht sich wieder in meinen Kopf. Im Adac Magazin werden die doch immer beworben. Und schon stehen wir gemeinsam mit einem Rentnerbus aus Ungarn auf einem Parkplatz und fotografieren.

Als wir zum ersten mal durch Kladovo fahren ist das ja noch normal. Dann ziehen wir einer Kurve der Donau folgend auch eine Kurve und stehen wieder in Kladovo… ich brauche kurz bis ich realisiere dass wir im Kreis gefahren sind. Hmmm, da hab ich wohl ne Abzweigung verpasst, also zurück und diese Suchen. Um die Mittagszeit gönnen wir uns an einer Tankstelle ein Eis und legen 30 Minuten Fahrpause ein. Die Landschaft ist inzwischen von blühenden Wiesen geprägt. Als wir dann unserem heutigen Ziel Zajecar näher kommen begleiten uns Obstplantagen (meist Kirschen). Toll in Serbien finde ich die bunte Mischung an Fahrzeugen. In Bosnien sah man z.B. in Massen 1er Golf. Hier in Serbien sind noch sehr viele Zastava und Yugo unterwegs, aber auch neue Dacias sieht man in größerer Anzahl.

Unsere heutige Unterkunft das Hotel Hamburg befindet sich mitten im Zentrum von Zajecar. Wir bekommen einen Stellplatz in der Hotelgarage und beziehen erstmal das Zimmer. Die Hitze im Stadtverkehr hat uns förmlich erschlagen. Wir brauchen ein wenig bis wir uns aufraffen können noch eine Runde zu laufen. Nach der Völlerei der letzten Tage beschließen wir uns nur eine Kleinigkeit beim Bäcker zu kaufen – wir scheitern kläglich. Die Bureks haben es uns einfach zu sehr angetan und so kaufen wir doppelt soviel wie wir später essen können. Ein paar Fotos der serbischen Stadt später essen wir auf dem Zimmer und begeben uns früh zu Bett. Morgen soll es in die Berge gehen, da wollen wir fit sein.

Balkantour 2018 – Tag 4 & 5 – 300km & 0 km – Vinci

Irgendwie kommen wir heute nicht in die Gänge. Aber das ist auf jeder Reise irgendwie immer das gleiche. Von Tag zu Tag wird es später mit dem Aufstehen und Losfahren. Ich denke bereits über einen Pausentag nach. Und das nach nur drei Fahrtagen. Anja lechzt danach weiterzukommen. Wir begeben uns also zum Frühstück in das Haupthaus und bekommen Brot, Ham and Eggs und Tee. So gestärkt starten wir um kurz vor 10 Uhr dann mit der Suche nach einen Geldautomaten unseren Tag. In Serbien gibt es Dinar und wir wollen uns zumindest mit ein paar Scheinen eindecken. Nach dem Geldautomaten gehen wir auch gleich noch Wasser kaufen und füllen die Trinkrucksäcke auf. Während Anja einkaufen war hat mich ein ungarischer Bettler penetrant und fordernd nach Geld gefragt. Er war regelrecht aufdringlich. Ich gebe grundsätzlich gerne etwas ab, aber diese Art der Forderung hat es mir vergrämt. Um kurz nach 11 Uhr können wir dann endlich richtig starten.

Und was ein Start das werden sollte… laaangweilig… Serbien scheint wie Deutschland zu sein was die Nord-Süd Aufteilung angeht. Im Norden flach und riesige Landwirtschaftlich genutzte Flächen und im Süden dann Gebirge und hoffentlich interessante Landschaften. Wir fahren erstmal ewig geradeaus dahin, vor jeder noch so leichten Kurve steht ein Schild das die Geschwindigkeit von generellen 80 km/h runterdrosselt auf 60 km/h oder gar sogar nur 40 km/h. Da fällt man in der Kurve fast um. Die Ortschaften sind die Highlights am Wegesrand. Winkende Kinder und freundliche Gesichter begegnen einem in fast jedem Dorf. Auch drehen sich die meisten um und gucken uns lange nach.

Unser heutiges Highlight soll ein Gebiet von Sanddünen sein. Wir biegen in einer Ortschaft in eine kleine Nebenstraße ab und fahren durch ein paar zurückgelagerte Siedlungen. Nach dem Verlassen der Ortschaft sticht mir ein komischer Geruch in die Nase und ich sehe Qualm auf der linken Seite. Als wir näher hinkommen nehmen wir wahr dass dies die örtliche Müllkippe zu sein scheint. Dort schwelt ein kleines Feuer vor sich hin und es wühlen Leute im Dreck. Ein bedrückendes Gefühl macht sich in mir breit. In unserer Welt voll Wohlstand müsste es so etwas eigentlich nicht geben. Anders als der Bettler am Morgen der aufdringlich wurde um Geld ohne Gegenleistung zu bekommen sind die Menschen hier selbst bemüht sich das nötigste zu Suchen und das sogar im Müll der anderen.

Die Straße führt uns quasi ins Nichts. Zuerst begegnen uns noch Traktoren, dann ein Imker in seinem Auto und dann endet der asphaltierte Weg und geht in eine Schotterpiste über. Laut Navi scheinen es ca. 20 km Schotterpiste zu sein, kein Problem denken wir. Einige km weiter geht der Weg in einen Anstieg über der relativ sandig wird und ausgewaschen und ausgefahren ist. Auch diesen überstehen wir noch sehr gut. Anja ist mit reiner Straßenbereifung unterwegs und kommt schon etwas mehr ins Schwitzen als ich auf den Mitas E07. In einer kleinen Ansiedlung schauen uns die Dorfbewohner mit großen Augen an als wir vorbeifahren. So etwas haben sie scheinbar hier noch nicht gesehen. Wieder ein paar km weiter ist der Weg so schmal dass wir uns fragen ob wir hier noch richtig sind. Inzwischen ist er auch durchweg sandig und dann passiert es. In einer Rechtskurve kommt uns ein Traktor mit Anhänger entgegen und wir müssen auf dem engen Weg ausweichen. Ich fahre links ran und halte an als ich Anjas Motor aufheulen höre.

Schnell das Mopped abgestellt und umgedreht, da liegt Anjas Mopped auf der Seite und sie steht daneben. Der tiefe Sand in der Kurve kombiniert mit den Straßenreifen und dem plötzlichen Ausweichmanöver hat dem Vorderrad nicht gefallen und es hat sich einfach festgefressen. Anja signalisiert mit einem Daumen nach oben dass ihr nichts passiert ist, was in diesem Moment auch das einzige ist was zählt. Die Serben auf dem Traktor tuckern einfach an uns vorbei als ob nichts gewesen wäre. Wenigstens eine kurze Frage ob alles ok ist hätte ich mir schon erhofft. Wir richten gemeinsam Ari wieder auf und machen eine Bestandsaufnahme. Fahrer -> OK! Mopped: leichte Schrammen an der Verkleidung – ich werde unterbrochen durch Anja – Ist der Lenker gerade? Sind die Hebel noch ganz? Kann ich weiterfahren? – Das ist meine Frau!!! Also nochmal von vorne: Blinker vorne links kaputt, Spiegel links angekratzt, Kratzer in der Verkleidung und der Handprotektor ist ausgehängt. Also quasi nix passiert. Nach dem Check geht es weiter. Ein kleiner Junge treibt auf den folgenden Metern seine Ziegenherde für uns vom Weg und wir bedanken uns im vorbeifahren mit einem „Hvala“ was ihn lächeln lässt.

Wir kommen in der nächsten Ortschaft wieder auf Asphalt nur um am Ende der Ortschaft einen grottenschlechten sandigen Weg vorzufinden. Das wollen wir uns heute nicht nochmal antun. In der Ortsmitte ging eine asphaltierte Straße weg, welcher wir erstmal folgen. Ich improvisiere eine neue Route und wir fahren weiter am Rand der Dünen entlang. Durch die Rotenänderung nähern wir uns einer Fähre über die Donau welche wir eigentlich nicht einplanen wollten da sie nur alle 3 Stunden fährt. Wir beschließen den kurzen Umweg in Kauf zu nehmen um zu sehen ob es sich lohnt auf sie zu warten. Falls wir Glück haben würde sie uns gute 100 km sparen. Und wir haben Glück. Vom Fähranleger weit und breit keine Sicht, aber zwei Restaurants sind direkt am Wasser und der Wirt des einen beteuert dass hier der Fähranleger ist und dass sie in 30 Minuten fährt.

Wir nutzen die Zeit um eine eiskalte Cola bei dem freundlichen Wirt zu trinken und tatsächlich tuckert nach 20 Minuten die Fähre um die Ecke. Der Wirt sagt noch was von hinter dem Restaurant links und dann nochmal links und schon sehen wir wie die Fähre anlegt. Sie rammt ihre Rampe einfach in die Uferböschung und zwei Serben schaufeln die Löcher zwischen Rampe und Weg einfach mit Kies zu. Drei Autos fahren runter und wir drauf. Uns begleitet noch ein polnisches Pärchen die auf einer neuen 650er V-Strom unterwegs sind. Die Sozia füttert noch einen Straßenhund an der spontan beschließt mit uns überzusetzen und sich bedankt indem er nach der Dame schnappt. Die Fährleute und auch ihr Partner fanden es beide nicht witzig dass sie dem Hund immer wieder essbares hinhielt.

Nach der Überfahrt haben wir noch 25 km entlang der Donau vor uns. Dieses Streckenstück war heute das schönste. Wir kommen völlig erschöpft in unserer heutigen Unterkunft in Vinci an. Das kleine „Hotel“ Vila Dunavski Raj hat 8 Gästezimmer und ist familiengeführt. Mina und Ihre Eltern haben hier ein wahres Paradies geschaffen. Inmitten eines kleinen Pinienwaldes liegt ein Ort der absoluten Ruhe. Ein wunderschöner Garten umgibt das Haus und es gibt mehrere kleine Pavillons und Hängematten wo man die Seele baumeln lassen kann. Spontan beschließen wir einen Pausentag einzulegen und für zwei Nächte hier zu bleiben. Mina freut sich und lädt uns erstmal zu selbstgemachtem Saft ein.

Das Abendessen besteht aus einem Drei Gänge Menü welches von ihr und ihrem Vater zubereitet wird. Am ersten Abend bekommen wir eine Hühnersuppe mit Nudeln und Fleischeinlage, Serbische Burger (nur die Pattys), Hähnchenfleisch mit Kartoffeln und Krautsalat und als Dessert eine Erdbeercreme mit zwei Kugeln Eis. Wir sind begeistert! Nach diesem Menü fallen wir beide in einen totengleichen Schlaf.

Tag 5

Tag 5 unserer Reise begann erst um 8:30 mit dem unsanften Klingeln des Weckers. Um 9:15 waren wir dann auch endlich beim Frühstück. Auch hier verzauberte uns die Familie mit lauter selbstgemachten Sachen. Schokokuchen, Pfannkuchen, Marmeladen, verschiedene Brotaufstriche es fehlte uns an nichts. Den Vormittag verbrachten wir auf dem Balkon und im Bett. Die Ruhe tat uns richtig gut. Nachmittags zerlegte ich Elli um die verschmorte Steckverbindung hinter dem Kühler zu überbrücken welche dafür sorgte dass der Scheinwerfer nicht mehr leuchtete. Zuhause hatte ich die Steckverbindung noch gründlich gereinigt und war guter Dinge dass dies genügen würde. Leider hielt das nur 3 Tage. Nachdem Elli wieder zusammengeschraubt war machten wir uns endlich an eine Reiseplanung und mussten dabei feststellen dass wir gar nicht soviel Zeit wie gedacht zur Verfügung haben. Wir werden Griechenland nur kurz ankratzen und auch in Albanien werden wir nicht soviel erkunden können wie wir gehofft hatten. Aber was soll es, die nächste Reise kommt bestimmt. ZACK – schon war der Tag wieder vorbei und Mina brachte das Abendessen – halt nein, vorher hatten wir noch ein besonderes Erlebnis.

Ein Auto kam gefahren und ein Pärchen stieg aus gefolgt von einem Kameramann. Anja witzelte noch dass die beiden auf Hochzeitsreise seien und alles gefilmt wird. Minas Vater und Mutter setzen sich mit dem Pärchen an den Nachbartisch und Mina zauberte Kuchen und Getränke auf. Dann begann ein Interview. Zum Ende wurden wir dann noch auf unsere großen Motorräder angesprochen. Völlige Verblüffung löste die Klarstellung aus dass die weiße Maschine Anja gehört. Wir wurden dann freundlich gefragt ob Anja ein Interview fürs serbische Fernsehen geben möchte. Die beiden Reporter sind zu dem Thema Stärkung der Rolle der Frauen in Serbien unterwegs und da würde eine Frau die ein soooo großes Motorrad selbst fährt wunderbar mit reinpassen. In Serbien fahren Frauen kein Motorrad! Anja war das ganze nur unangenehm und wir lehnten dankbar für diese Aufmerksamkeit ab. Mina meinte hinterher dass sie das auch nicht getan hätte, erst recht nicht auf Englisch.

Nun aber zum Abendessen. Heute gab es eine Fischsuppe und dann als Hauptgang Silberbarsch aus der Donau mit Kartoffelsalat und Krautsalat. Als Dessert gab es heute einen Strudel mit fruchtiger Füllung. Das Fresskoma war gesichert. Nachdem wir gestern alles aufgegessen hatten bekamen wir heute von allem doppelt soviel. Unmöglich das zu schaffen. Nach dem Essen ging es direkt ins Bett. Ich tippe noch diese Zeilen während Anja schon längst schläft.

Balkantour 2018 – Tag 3 – 278 km – Backa Topola

Bad as Conny… halt nein, Badacsony heisst der Ort in dem wir genächtigt haben. Irgendwie krieg ich es nicht hin Badacsony zu sagen, es wird bei mir immer ein Bad as Conny. Wir haben mal wieder geschlafen wie Steine, Steine in einem traumhaften Bett. Unsere Unterkunft (Berkes Vendégház) ist genial und das Frühstück wurde noch viel genialer! Omelett mit Paprika, Zwiebeln, Tomaten, Käse und Schinken. Das macht satt! Eigentlich bräuchten wir nach dem Essen ein Verdauungsschläfchen. Wir müssen (eigentlich nicht… aber wir wollen) packen und heute bis nach Serbien fahren.

Der Weg am Plattensee entlang zieht sich und ist utz langweilig! In Tyhany lösen wir unser Fährticket und 15 Minuten später setzen wir über den Plattensee. Auf der anderen Seite ist noch mehr Tourismus und die Strecke wird nicht reizvoller. Ich tanke noch bevor wir den See verlassen und wir füllen unsere Trinkrucksäcke mit kaltem Wasser auf. Dann geht es endlich weg aus dem Tourigebiet. Landwirtschaft umgibt uns. Ackerbau herrscht vor während wir uns in Richtung Kalocsa vorwärts schieben. Irgendwann kommen wir an die Donau und müssen feststellen dass hier nur eine Fähre zur Verfügung steht. Ca. 60km Umweg wäre es über die nächste Brücke. Die Fähre geht erst in einer Stunde um 14 Uhr wieder, also machen wir es uns auf einer Bank unter einem Baum bequem und chillen. Ich glaube ich hab auf keiner Reise in den letzten 3 Jahren soviel gelesen wie diesmal bereits während der ersten 3 Tage. Total entspannt. Die Donau plätschert vor sich hin, immer wieder kommen Frachter vorbei und es weht ein angenehmer Wind. Hach ist das Leben schön.

Um kurz vor 14 Uhr kommt dann Hektik auf. Die Fährleute sind aus der Mittagspause zurück und machen den Weg frei zum beladen. Kaum 5 Minuten später geht die Fahrt auch schon los. Der Kassierer auf dem Schiff fragt uns ob wir aus Ansbach kommen, er kennt das da er schon oft in Deutschland war. Wir halten einen kurzen Plausch und bezahlen in EUR – bisher haben wir noch keine Forint benötigt. Entweder wurde Kreditkarte oder Eur aktzeptiert. Der Schiffer meinte nur Geld ist Geld.

Nach dem überqueren der Donau fällt auf dass die Ortschaften verlassener werden. Immer mehr Häuser machen einen leerstehenden Eindruck. Riesige Industrieanlagen liegen brach. Es scheint die Jugend flüchtet von hier. Um Kalocsa ist das weltweit größte Anbaugebiet für Paprika. Wir sind ein wenig zu früh dran, die Paprikafelder zeigen nur einige wenige Blüten. Wäre ein Interessanter Vergleich zwischen den lila Lavendelfeldern der Provence (die wir letztes Jahr gesehen haben) und dem roten Paprika hier geworden, aber das sollte noch nicht sein.

Die Fahrt bis zur Grenze nach Serbien verläuft eher langweilig und unspektakulär. Der Straßenzustand wird schlechter, die Orte noch verlassener und um uns rum hat es immer noch Ackerbau soweit das Auge reicht. An der Grenze sticht einem dann sofort der Zaun ins Auge. Aufgrund der „Flüchtlingskrise“ wurde dieser gebaut um Ungarn abzuschotten. Irgendwie ein komisches Gefühl an einem Grenzzaun zu stehen. So etwas ist man heute einfach nicht mehr gewohnt. Die Kontrollen verlaufen auch nicht so locker wie bisher gewohnt. Der ungarische Grenzer inspiziert die Reisepässe und die KFZ Scheine ausführlich bevor er uns den Weg frei macht. An der serbischen Kontrollstelle nehmen sich die Papiere gleich drei Personen vor. Aber auch hier dürfen wir nach 10 Minuten ohne Beanstandungen passieren.

In Serbien wirken die Orte wieder belebter als in Ungarn. Der Ackerbau erinnert mehr an unsere fränkische Heimat. In Ungarn waren die Äcker riesig, hier in Serbien sind es wieder deutlich kleinere Äcker die wesentlich mehr Vielfalt bieten. Getreide, Olivenbäume, Paprika, Wiesen oder z.B. Mais wechseln sich hier ab. Von der Grenze bis zu unserer Unterkunft in Serbien ist es nur eine gute halbe Stunde. Das Hotel Kaštel liegt in einem Park und hinter der Haus befindet sich ein See. Absolut idyllisch. Nur leider ist die Tür verschlossen…sollte das Hotel geschlossen haben? Wir begeben uns zum Nachbarhaus, welches scheinbar auch ein Hotel mit Restaurant ist und bekommen dort unseren Schlüssel. Die beiden Häuser gehören zusammen und haben scheinbar nur in der Saison getrennte Rezeptionen. Das kleinere Haus in welchem wir die Nacht verbringen gehört uns komplett alleine! Wir sind scheinbar nach dem Winter die ersten Gäste hier im Haus. Erstmal lüften und das Wasser ein wenig laufen lassen da es doch sehr muffig riecht.

Den Abend verbringen wir im Restaurant des Nachbarhauses und genießen eine Fleischplatte für zwei. Für umgerechnet ca. 8 Eur haben wir 600gr Fleisch und Beilagen erhalten, da kann man nicht meckern. Nach dem Essen machen wir uns nochmal kurz über die Routenplanung nur um festzustellen dass wir zu müde dafür sind.

Balkantour 2018 – Tag 2 – 395 km – Badacsony

Wir haben geschlafen wie im Himmel. Das liegt bestimmt an der Feng Shui Ausrichtung der Zimmer in der Sandner Linde. Egal was es war, es war gut! Das Frühstück war ebenso gut wie der Schlaf und das beste, wir waren alleine beim Frühstücken. Das haben wir besonders gerne. Direkt danach bin ich zum benachbarten Landmaschinenschlosser gelaufen um nach einer Schraube zu fragen welche Elli sich abvibriert hatte. Sie konnten dankenswerter Weise aushelfen. Schnell noch gepackt und schon ging es um kurz nach 9 Uhr los.

Erstmal durch die Berge. Die Steiermark und die Kalkalpen sind schon ein herrliches Fleckchen Erde. Keine geraden Straßen, klare Flüsse in welchen sich die Wälder und Berge spiegeln und super Strassen. Wir cruisen in einem angenehmen Reisetempo dahin und genießen den blauen Himmel. Wir folgen der Eisenstrasse und fahren auch durch Erzberg wo kommendes Wochenende wieder das Erzbergrodeo ein großes Endurorennen ausgetragen wird. Noch sieht der Ort eher aus als ob hier niemals was los sein könnte. Viele verlassene Häuser und total verschlafen.

Nach den Ausläufern der Alpen wirds eben und die Kurven werden weniger. Und dann ist es auch schon passiert. Wir sind in Ungarn. Keine Grenzkontrollen in unserer Fahrtrichtung und wir hätten es fast nicht mitbekommen, dass wir die Grenze passiert haben. Ein kurzer Stopp an einem Burger King, um die Toiletten zu nutzen, verführte uns dann doch noch zu King Nuggets und einer eiskalten Cola. Inzwischen ist es sehr warm geworden und die Cola weckt richtiggehend unsere Lebensgeister. Allerdings nicht für lang. In Ungarn ist das Landschaftsbild von Ackerbau und verlassenen Häusern geprägt. Dazwischen liegt schnurgerade die Strasse welche uns zum Balaton führt. Keine Kurven, nichts herausragend Interessantes am Wegesrand. Wir sitzen die 120 km von der Grenze bis zu unserer heutigen Unterkunft einfach ab.

Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben sind wir erstmal wie erschlagen. Man merkt dann doch die fast 800 km in zwei Tagen. Nach einer kurzen Ruhepause ziehen wir uns an und ziehen mit den Kameras los um uns etwas zu Essen zu jagen. Einige Fotomotive und gut 3,5 km später sitzen wir in einem Imbiss (fast alles andere hat noch geschlossen…wir sind scheinbar mal wieder außerhalb der Saison unterwegs) und trinken Gösser Naturradler zu Anjas Gulasch und meinem panierten Käse. Das wäre fast perfekt, wäre da nicht noch der Rückweg von 3,5 km bis zu unserer Unterkunft. Aber bevor wir den angehen schauen wir uns mal noch den Plattensee an. So richtig begeistern kann er uns nicht. Zum Baden gibt es halt einfach nix schöneres als die kroatische Adria! Auf dem Rückweg geht dann so langsam die Sonne unter und der Himmel zeigt sich äußerst fotogen. Lediglich wir sind mal wieder verpeilt und nicht am richtigen Ort. Aber was soll es, in diesem Urlaub liegt unsere Prio nicht auf dem Fotografieren wie auf unserem Island Trip. Diesmal geht es ums Mopped fahren und neue Länder erkunden.

Zurück im Zimmer haben wir dringend eine Dusche nötig und fallen danach fast direkt ins Bett. Nur der Bericht und das kopieren der Bilder hält noch kurz auf.

Balkantour 2018 – Tag 1 – 370km – Steinbach an der Steyr

Tag 1 einer Reise ist so wie Tag 1 einer Reise halt ist… langweilig. Zumindest ist das bei unseren Motorradreisen in der Regel so. Wir haben diesmal nicht den Samstag gewählt um loszufahren, sondern den Sonntag. Den Samstag haben wir damit verbracht in Ruhe zu packen, unsere Wohnung auf Vordermann zu bringen und nochmal ganz gemütlich mit der Familie zu grillen. Na gut, man hätte wenigstens am Samstag ein bisschen Routenplanung machen können. Routenplanung am Tag vor dem Trip? Sind wir krank? Nein! Aber wir sind so unvorbereitet wie noch nie. Ins Auge gefasst hatten wir eigentlich Rumänien, die Transfagarasan und dann ab ans Schwarze Meer. Zufällig hab ich dann gelesen dass die Transfagarasan noch gesperrt ist. Also tendieren wir jetzt mehr nach unten. Das war es aber auch schon an Planung. Das Campingzeug bleibt diesmal daheim. Wir wollen uns das auf und abbauen mal sparen.

Am Sonntag früh schnell noch zwei Semmeln inhaliert und die gepackten Taschen in die Koffer gesteckt, schon geht es los. Was geht los? Ja genau die elende Fahrerei auf deutschen Bundesstrassen. Man kommt ja halbwegs zügig voran, aber der Spassfaktor ist auch nicht viel höher als auf der Autobahn. Mittags ein kurzer Stopp an einem Cafe. Ich kaufe mir nach dem Cappuccino Desaster in Island (ich hab ihn mir in den Schoß geschüttet) diesmal extra keinen Kaffee, sondern nur was zu essen. Doch auch dazu bin ich scheinbar nicht fähig. Ich will Anja eine Erdbeere meiner Plunder abgeben und kippe mir diese mitsamt dem Pudding der oben drauf ist in den Schoss. Ich rette was zu retten ist indem ich den Pudding mit der hohlen Hand aus meinem Schoss kratze und, wie ein Maurer den Verputz an die Wand, auf meine Plunder zurück klatsche. Um Anja ist es geschehen… Fast zehn Minuten Lachkrampf. Naja, wenigstens hat sie Spass.

Nachdem wir endlich die Grenze nach Österreich überquert haben wird es etwas kurviger und es kommt ein wenig Fahrfreude auf. Aber irgendwie ist meine Stimmung heute doof. Ich fühl mich sooo allein auf dem Mopped. Nach dem Roadtrip in Island, mit dem Mietwagen, während dem wir den ganzen Tag reden konnten ist es auf dem Motorrad ganz schön einsam. Aber das holen wir heute Abend nach. Die Unterkunft heute kennen wir bereits von unserem letzten Trip in diese Richtung. Das Hotel Sandner Linde in Steinbach an der Steyr hat uns damals schon vollends überzeugt, so dass wir dieses bereits für die erste Nacht gebucht haben.
Wir beziehen unser Zimmer und setzen uns an den Laptop um mal die nächsten 2-3 Tage zu planen. Morgen geht es an den Plattensee und dann weiter nach Serbien. Schnell auf booking.com noch eine Unterkunft am Plattensee klar gemacht und schon gehen wir zum Abendessen. Ein Carpaccio von Semmelknödeln mit Schweinebraten und Kraut später ist der erste Hunger bekämpft und wir können in Ruhe unsere Hauptspeisen genießen: Maibock Hascheeknödel mit Mostkraut und Braterdäpfel / Fiaker Gulasch vom Biorind mit Serviettenknödel, Würstel, Spiegelei und Gurkerl. Das Dessert lassen wir aus.

Zurück im Zimmer noch schnell die Route aufs Navi, den Bericht reingehackt und jetzt geht es ab ins Bett. Morgen haben wir nochmal 370km vor uns bevor wir dann ein wenig die Geschwindigkeit rausnehmen.