Rumänientour 2019 – Tag 09 – Brașov – 328 km

Trotz des Ruhetages gestern war ich heute wie erschlagen als der Wecker versuchte mich zum Leben zu bewegen. Ich fühlte mich als ob ich bis Nachts um 4 Uhr auf der Hochzeit gefeiert hätte. Dabei haben wir davon in unserem Zimmer gar nichts mitbekommen. Wir wollten heute früh los, da wir uns viel vorgenommen hatten. In der Tiefgarage stand inzwischen noch eine BMW aus Australien. Der hatte definitiv mal eine weite Anreise. Um 8 Uhr waren wir fertig mit Frühstücken und um kurz nach 8:30 saßen wir dann endlich auf den Motorrädern und verließen Sighișoara in Richtung Süden.

Die Straßen waren heute erfrischend kurvig und wir kamen gut, aber nicht flott voran. Die Lichtstimmung wenn man so früh (naja … sooooo früh war es auch wieder nemmer) loskommt ist viel schöner als zur Mittagszeit. Wir stoppten immer mal wieder um Bilder zu machen und irgendwann kam dann auch endlich unser heutiges Highlight in Sicht, das Făgăraș-Gebirge. Die vielgepriesene Transfăgărășan war heute unser Hauptziel. Alles um sie herum verblasste heute auch ein wenig. Erst hatten wir das Gebirge vor uns als einen schwarzen Umriss, dann als wir näher rankamen wurden Schattierungen erkennbar und kurz vor dem Erreichen dann verschiedene Grüntöne und Licht auf den Hängen und Schatten in den Tälern. Der Beginn der Nordrampe ist angenehm weit geschwungen und lässt sich schön fahren, der obere Teil der Nordrampe (der Teil den man immer auf Fotos sieht) ist geprägt von Spitzkehren. Irgendwie mag ich Spitzkehren immer weniger je älter ich werde. Mit Mitte zwanzig konnte eine Straße garnicht genug Spitzkehren haben, inzwischen ist mir das rumwuchten des Moppeds und das ständige beschleunigen und abbremsen einfach zu ungleichmäßig. Ich suche beim fahren viel mehr einen Flow der geschmeidig und flüssig ist, nicht so abgehackt.

Als wir oben angekommen waren bogen wir noch ab zum See und parkten die Moppeds direkt daneben um uns ein bisschen die Beine zu vertreten. Einige Fotos und einen WC Besuch später ging es dann durch den Tunnel auf die andere Seite des Berges um die Südrampe wieder hinabzufahren. Die Südrampe lag mir dann viel mehr. Es geht ewig im Tal dahin, enge Kurven aber ein flüssiger Verlauf. Die schlechter werdende Fahrbahn macht mir da garnichts aus. Am Lacul Vidraru entlang sind dann einige Baustellen die uns aber nicht wirklich ausbremsen. Eine Gruppe griechischer BMW Fahrer überholt uns halsbrecherisch nur damit wir sie an der Staumauer des Sees wieder einholen.

Irgendwann biegen wir dann wieder ab in Richtung Osten. Wir wollen heute noch bis Brașov (Kronstadt) kommen und die Biserica Neagră besichtigen. Auf dem Weg zum „Draculaschloss“ Bran welches eigentlich garnicht von Vlad dem Pfähler welcher die Vorlage für die Märchenfigur ist bewohnt wurde überqueren wir nochmal einen Pass mit 1260 Höhenmetern. Die Strecke über diesen hat es auch in sich und macht richtig Laune. Hier ist alles tief grün und die Bergdörfer sehen bei weitem nicht so verfallen aus wie viele Dörfer in den Ebenen.

 

Zwei Städte fallen heute krass auf. An den Namen der einen erinnere ich mich nicht mehr. Aber ich erinnere mich dass mir als erstes auffiel dass die Teenager plötzlich modischer gekleidet sind und alle mit einem Smartphone spielen. Als zweites viel mir die große Dr. Oetker Fabrik auf. Wo eine große Fabrik steht da geht es den Leuten deutlich besser. Selbiges sieht man auch am heutigen Tagesziel. Brasov lebt von Firmen wie Schaeffler die hier große Fertigungsstätten aufgebaut haben. So langsam wird uns das Missverhältnis hier in Rumänien deutlich. Zum einen Geisterstädte die von ausgewanderten mit Villen zugepflastert sind, dann Romasiedlungen und Dörfer in den Ebenen in denen man die Armut förmlich sieht und dann die Städte mit Industrieansiedlungen in denen ein gewisser Wohlstand herrscht.

Was uns heute auch wieder aufgefallen ist: Überall im Land wird an der Infrastruktur gebaut. Straßen werden erneuert, neue Straßen werden gebaut. Wirklich richtig schlechte Straßen haben wir noch nicht viele gefunden.

Zurück zur heutigen Route. Nachmittags halten wir an einem Obststand an und kaufen uns einen Apfel, eine Birne und zwei Pfirsiche und weil die Birnen so saulecker waren haben wir uns nochmal zwei mitgenommen. Schloss Bran bannen wir aus zwei Perspektiven auf den Kamerasensor bevor wir in der Ortschaft noch einen Tankstopp einlegen. Der ganze Dracula Rummel welcher hier betrieben wird geht uns fast schon ein bisschen dagegen. Deswegen schauen wir dass wir schnell wieder weg kommen. Kurz eine Whatsapp an unseren heutigen Vermieter dass wir um ca. 18 Uhr ankommen werden und dann geht es ab in den Speckgürtel um Brasov.

Die letzte halbe Stunde Fahrt ist geprägt von Baustellen bevor wir endlich unsere Moppeds im Innenhof der Unterkunft parken können. Schnell noch umgezogen und los zur Kirche die um 19 Uhr schließt. Ganze 18 Minuten haben wir noch Zeit um sie zu besichtigen. Als wir wirklich um Punkt 18:59 aus der Kirche geworfen werden gehen wir endlich über zum ruhigen Teil des Tages. Wir finden eine Patisserie und decken uns mit süßen Köstlichkeiten ein. In der Fussgängerzone finden wir einen Shawarma Laden und und holen uns Falafel. Zurück in der Unterkunft schießen wir uns dann mit dem Zeugs aus der Patisserie ins Koma.

Randnotiz: Elli hat heute die 100.000 km voll gemacht.

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Über Tobias Seidel

Tobias Seidel wurde 1981 geboren und hat sein Hobby IT zum Beruf gemacht. In seiner Freizeit beschäftigt er sich viel mit den Themen Android, Motorräder, Geocaching, Fotografie und Tanzen (Standard).

2 Antworten zu Rumänientour 2019 – Tag 09 – Brașov – 328 km

  1. Klaus sagt:

    Ich denke, auf der Tour sind wir ein paarmal an den selben Orten gewesen. Knapp verpasst.

    Deine Reisen gefallen mir wie Du das angehst

    • Servus Klaus,

      ich glaub auch dass wir uns paarmal knapp verpasst haben. Die Art zu reisen maximal 1-2 Tage im voraus zu planen musste ich mir auch erst aneignen. 2013 sind wir so eine Tour noch voll durchgeplant gefahren. Inzwischen empfänden wir das als große Einschränkung. Dafür verpasst man auch mal was… letztes Jahr in Griechenland sind wir knapp an den Meteora Klöstern vorbeigefahren ohne es zu bemerken 😀 Aber sowas ist nur ein Grund wiederzukommen *g*

      Grüße Tobi

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