Zeitumstellung – wohooo eine Stunde länger schlafen! Endlich wieder früher hell…aber dafür auch ne Stunde früher dunkel. Ich wache auf jeden Fall heute sehr früh auf und nutze die Zeit … nicht. Wir kommen nicht so recht in die Gänge und dümpeln bis zum Frühstück nur rum. Um 8:30 bringt uns Christophe dann Brot, Orangensaft, verschiedene Marmeladen, Schokocroissants und Nutella. Für Kaffee und Tee haben wir das Equipment in der Küchenzeile. So sitzen wir direkt neben unserem Bett und können so richtig gammelig Frühstücken. Eigentlich hätten wir auch im Bett frühstücken können. Die Idee dazu kam uns zu spät. Bevor wir das Chateau de Chatenay verlassen schauen wir uns noch den Weinkeller an und Christophe erklärt noch ein wenig zu der Weinregion Burgund. Um kurz vor 11 schaffen wir es dann uns loszureißen.
Die ersten 100 Kilometer sind vorbei bevor wir sie so richtig bemerken. Wir haben die Sena Headsets heiß laufen lassen und uns angeregt unterhalten während wir über größere Strassen relativ geradeaus und mit wenig reizvollen Ausblicken dahingeflogen sind. Einen kurzen Stopp hatten wir an einem Supermarkt eingelegt um uns für heute und morgen mit Wasser einzudecken da der Montag ja in Deutschland ein Feiertag ist, zumindest in BaWü und Bayern, wo wir durchfahren. Das Wetter ist genial. Wir hatten mit Regen gerechnet, der Himmel ist aber superblau mit tollen Wolkenstrukturen und es kommt immer wieder die Sonne durch. Die Temperaturen sprechen auch für offene Lüftungen und der Wind hat merklich nachgelassen im Vergleich zu gestern. Irgendwann nehme ich wieder Weinanbau um uns wahr und bin so begeistert von den leuchtenden Weinblättern dass wir einen Fotostopp einlegen.
Die Pause tat gut und hat uns wieder ein bisschen ins Hier und Jetzt zurückgeholt. Wir fahren in den Weinbergen wieder mehr Kurven und auch mehr auf und ab bevor es dann endgültig wieder auf kleinere Strassen geht. So langsam wären wir dann mal bereit für unsere letzten Tartlettes in Frankreich. Aber es kommt und kommt einfach keine Boulangerie. Eine Tankstelle wäre auch gut aber sie lässt ebenso auf sich warten. Wir befragen schonmal Google Maps und werden nicht so recht fündig was den Bäcker angeht. Irgendwann fahren wir nach Baumes les Dames und tanken hier. Die weitere Google Maps Suche breche ich entnervt ab und beschließe dass wir eine Boulangerie finden werden wenn es eben so sein soll. Google war ja der Meinung dass es in Baumes les Dames keinen geöffneten Tartlettedealer gibt. Meine Nase sieht das anders… wir biegen dreimal ab und stehen vor einer geöffneten Patisserie. Zusammen mit vier BMWfahrern/innen die auch gerade Pause gemacht haben fallen wir über die Kuchenauswahl her.
Die BMWler stellen noch fest dass wir Franken sein müssen bevor sie das Weite suchen. Wir genießen die gejagten Tartlettes unter freiem Himmel und sind zufrieden mit der Ausbeute. Die Tarte Citron lässt die Gesichtsmuskeln so richtig verkrampfen so sauer ist sie. Genau Anjas Geschmack. Meinen hat der Minikuchen mit Himbeeren und Pudding viel mehr getroffen. Da verkrampft das Gesicht nicht so, es entspannt viel mehr im Genussempfinden. Die folgende Strecke überschneidet sich mit unserem Anreiseweg. Am Fluss entlang gibt es wieder geniale Spiegelungen wie schon vor 2 Wochen, allerdings finden wir keine passenden Haltepunkte und außerdem sind wir irgendwie so im Fahrflow dass halten und Fotografieren gerade auch nicht passt. Das Licht ist schon so golden dass man meinen könnte die Sonne geht um 16 Uhr unter.
12km vor der Ankunft am Hotel springt vor uns ein Polizist auf die Strasse und stoppt uns – verdammt waren wir zu schnell? Böse Erinnerungen an Slowenien letztes Jahr kommen hoch – das war teuer. Er verlangt unsere Führerscheine und Ausweise, wirft einen kurzen Blick drauf und fragt mich dann ob Anja meine Ehefrau ist. Ich bejahe und er beglückwünscht mich, seine eigene Frau hasst Motorradfahren und er hat privat eine BMW und fährt doch so gerne. Wo wir herkommen interessiert ihn noch und als ich Spanien sage schaut er anerkennend und fragt wie weit wir heute noch wollen? Er wünscht uns noch eine gute Fahrt und beglückwünscht mich nochmal zu meiner tollen Gattin und das wars mit der Kontrolle. So macht das Spass.
Als wir vor dem Hotel neben einem Citroen SUV parken schleicht dessen Besitzer schon so komisch um uns rum bis wir zur Rezeption gehen. Ich glaube er hat Angst dass der Dreck von unseren Moppeds auf sein gelecktes Auto überspringt. Als wir dann vom Einchecken zurückkommen hat er sich den Hotelmanager dazu geholt und wir werden gebeten die Moppeds umzuparken. Erst als wir das tun zieht er von dannen… Stranger Typ… Naja die Moppeds stehen jetzt unter Dach und weiter weg von der Strasse, was uns nur recht sein soll. Im Hotel spricht man kein Wort Englisch obwohl dies auf Booking.com nebst Deutsch angegeben war. Für uns kein Problem sind wir es doch gewohnt uns mit Gebärden und Google Translate zu behelfen. Die Dame an der Rezeption fordert es aber sichtlich. Als wir um 19 Uhr zum Abendessen ins Restaurant kommen sehen wir die Dame wieder und sie entwickelt eine leichte Berührungsangst weshalb wir etwa Geduld aufbringen dürfen. Als die Bestellung getätigt ist läuft aber alles wie am Schnürchen. Anjas Steak kommt perfekt in der gewünschten Garstufe und meine kleine Haxe könnte auch gerade so eben meinen Hunger befriedigen 🙂
Mit dem Elsass werden wir nur was das Essen angeht warm. Immer wenn wir eine Unterkunft im Elsass haben sind die Leute hier distanziert. In allen anderen Regionen Frankreichs wurden unsere Vorurteile gegenüber diesem tollen Land bisher vehement mit Freundlichkeit abgebaut. Nur im Elsass nicht, da fühlt man sich immer irgendwie unerwünscht. Vielleicht haben wir hier auch nur nicht das richtige Händchen bei der Auswahl der besuchten Lokalitäten. Die Schweinshaxe fordert auf jeden Fall Ihren Tribut und sorgt für totale Erschöpfung und so liegen wir nach dem Essen im Bett. Ich schreibe noch, Anja liest und wir merken gar nichts mehr von der Zeitumstellung… Gestern wars um diese Zeit schon eine Stunde später.
Unterkunft: Hôtel Restaurant Kuentz
Welch ein klasse Bericht mit wunderschönen Fotos.
Einzig das Urteil über die Elsässer, kann ich aus eigener Erfahrung überhaupt nicht teilen. Wenn ich mir das Essen so anschau – wenn ich jemanden nicht mag, stell ich ihm keinen solchen Verwöhnteller vor die Nase 😉
Vielleicht einfach doch nur Vorurteile aus einer vielleicht zufälligerweise mehrfachen Begegnung mit Personen die halt vom Typ her etwas reservierter sind. So ähnlich wie wenn ich in manchen Gegenden spazieren geh und die Personen die mir begegnen kaum grüßen und in anderen fast alle grüßen. In Gegende die manchmal nur 10km auseinander liegen.
Die Erfahrung musste ich im Elsass auch schon häufiger machen und ein französischer Kollege der im Elsass lebt meint auch das die Elsässer lieber unter sich sind!