Spanien Herbst 2021 – Tag 17 – 303km – Wittersdorf

Zeitumstellung – wohooo eine Stunde länger schlafen! Endlich wieder früher hell…aber dafür auch ne Stunde früher dunkel. Ich wache auf jeden Fall heute sehr früh auf und nutze die Zeit … nicht. Wir kommen nicht so recht in die Gänge und dümpeln bis zum Frühstück nur rum. Um 8:30 bringt uns Christophe dann Brot, Orangensaft, verschiedene Marmeladen, Schokocroissants und Nutella. Für Kaffee und Tee haben wir das Equipment in der Küchenzeile. So sitzen wir direkt neben unserem Bett und können so richtig gammelig Frühstücken. Eigentlich hätten wir auch im Bett frühstücken können. Die Idee dazu kam uns zu spät. Bevor wir das Chateau de Chatenay verlassen schauen wir uns noch den Weinkeller an und Christophe erklärt noch ein wenig zu der Weinregion Burgund. Um kurz vor 11 schaffen wir es dann uns loszureißen.

Die ersten 100 Kilometer sind vorbei bevor wir sie so richtig bemerken. Wir haben die Sena Headsets heiß laufen lassen und uns angeregt unterhalten während wir über größere Strassen relativ geradeaus und mit wenig reizvollen Ausblicken dahingeflogen sind. Einen kurzen Stopp hatten wir an einem Supermarkt eingelegt um uns für heute und morgen mit Wasser einzudecken da der Montag ja in Deutschland ein Feiertag ist, zumindest in BaWü und Bayern, wo wir durchfahren. Das Wetter ist genial. Wir hatten mit Regen gerechnet, der Himmel ist aber superblau mit tollen Wolkenstrukturen und es kommt immer wieder die Sonne durch. Die Temperaturen sprechen auch für offene Lüftungen und der Wind hat merklich nachgelassen im Vergleich zu gestern. Irgendwann nehme ich wieder Weinanbau um uns wahr und bin so begeistert von den leuchtenden Weinblättern dass wir einen Fotostopp einlegen.

Die Pause tat gut und hat uns wieder ein bisschen ins Hier und Jetzt zurückgeholt. Wir fahren in den Weinbergen wieder mehr Kurven und auch mehr auf und ab bevor es dann endgültig wieder auf kleinere Strassen geht. So langsam wären wir dann mal bereit für unsere letzten Tartlettes in Frankreich. Aber es kommt und kommt einfach keine Boulangerie. Eine Tankstelle wäre auch gut aber sie lässt ebenso auf sich warten. Wir befragen schonmal Google Maps und werden nicht so recht fündig was den Bäcker angeht. Irgendwann fahren wir nach Baumes les Dames und tanken hier. Die weitere Google Maps Suche breche ich entnervt ab und beschließe dass wir eine Boulangerie finden werden wenn es eben so sein soll. Google war ja der Meinung dass es in Baumes les Dames keinen geöffneten Tartlettedealer gibt. Meine Nase sieht das anders… wir biegen dreimal ab und stehen vor einer geöffneten Patisserie. Zusammen mit vier BMWfahrern/innen die auch gerade Pause gemacht haben fallen wir über die Kuchenauswahl her.

Die BMWler stellen noch fest dass wir Franken sein müssen bevor sie das Weite suchen. Wir genießen die gejagten Tartlettes unter freiem Himmel und sind zufrieden mit der Ausbeute. Die Tarte Citron lässt die Gesichtsmuskeln so richtig verkrampfen so sauer ist sie. Genau Anjas Geschmack. Meinen hat der Minikuchen mit Himbeeren und Pudding viel mehr getroffen. Da verkrampft das Gesicht nicht so, es entspannt viel mehr im Genussempfinden. Die folgende Strecke überschneidet sich mit unserem Anreiseweg. Am Fluss entlang gibt es wieder geniale Spiegelungen wie schon vor 2 Wochen, allerdings finden wir keine passenden Haltepunkte und außerdem sind wir irgendwie so im Fahrflow dass halten und Fotografieren gerade auch nicht passt. Das Licht ist schon so golden dass man meinen könnte die Sonne geht um 16 Uhr unter.

12km vor der Ankunft am Hotel springt vor uns ein Polizist auf die Strasse und stoppt uns – verdammt waren wir zu schnell? Böse Erinnerungen an Slowenien letztes Jahr kommen hoch – das war teuer. Er verlangt unsere Führerscheine und Ausweise, wirft einen kurzen Blick drauf und fragt mich dann ob Anja meine Ehefrau ist. Ich bejahe und er beglückwünscht mich, seine eigene Frau hasst Motorradfahren und er hat privat eine BMW und fährt doch so gerne. Wo wir herkommen interessiert ihn noch und als ich Spanien sage schaut er anerkennend und fragt wie weit wir heute noch wollen? Er wünscht uns noch eine gute Fahrt und beglückwünscht mich nochmal zu meiner tollen Gattin und das wars mit der Kontrolle. So macht das Spass.

Als wir vor dem Hotel neben einem Citroen SUV parken schleicht dessen Besitzer schon so komisch um uns rum bis wir zur Rezeption gehen. Ich glaube er hat Angst dass der Dreck von unseren Moppeds auf sein gelecktes Auto überspringt. Als wir dann vom Einchecken zurückkommen hat er sich den Hotelmanager dazu geholt und wir werden gebeten die Moppeds umzuparken. Erst als wir das tun zieht er von dannen… Stranger Typ… Naja die Moppeds stehen jetzt unter Dach und weiter weg von der Strasse, was uns nur recht sein soll. Im Hotel spricht man kein Wort Englisch obwohl dies auf Booking.com nebst Deutsch angegeben war. Für uns kein Problem sind wir es doch gewohnt uns mit Gebärden und Google Translate zu behelfen. Die Dame an der Rezeption fordert es aber sichtlich. Als wir um 19 Uhr zum Abendessen ins Restaurant kommen sehen wir die Dame wieder und sie entwickelt eine leichte Berührungsangst weshalb wir etwa Geduld aufbringen dürfen. Als die Bestellung getätigt ist läuft aber alles wie am Schnürchen. Anjas Steak kommt perfekt in der gewünschten Garstufe und meine kleine Haxe könnte auch gerade so eben meinen Hunger befriedigen 🙂

Mit dem Elsass werden wir nur was das Essen angeht warm. Immer wenn wir eine Unterkunft im Elsass haben sind die Leute hier distanziert. In allen anderen Regionen Frankreichs wurden unsere Vorurteile gegenüber diesem tollen Land bisher vehement mit Freundlichkeit abgebaut. Nur im Elsass nicht, da fühlt man sich immer irgendwie unerwünscht. Vielleicht haben wir hier auch nur nicht das richtige Händchen bei der Auswahl der besuchten Lokalitäten. Die Schweinshaxe fordert auf jeden Fall Ihren Tribut und sorgt für totale Erschöpfung und so liegen wir nach dem Essen im Bett. Ich schreibe noch, Anja liest und wir merken gar nichts mehr von der Zeitumstellung… Gestern wars um diese Zeit schon eine Stunde später.

Unterkunft: Hôtel Restaurant Kuentz

Spanien Herbst 2021 – Tag 16 – 246km – Macon

Heute Nacht war es sehr windig, ein unglaublich beruhigendes Geräusch für mich wenn der Wind um ein Haus in den Bergen pfeift. Fast so wie das rauschen der Brandung am Meer. Wir haben hervorragend geschlafen. Anja begrüsst den neuen Tag mit ein paar Sonnengrüßen – auch in der Hoffnung damit die Sonne hervorlocken zu können. Für die nächsten drei Tage sehen die Wettermeldungen eher feucht aus. Während wir beim Frühstück sind hört es tatsächlich auf zu regnen. Wir sitzen hier wie beim letzten mal inmitten von Franzosen gemeinsam an einem großen Tisch. Einer spricht ganz passabel Englisch und hat das Bedürfnis uns am Gespräch teilhaben zu lassen und übersetzt munter in alle Richtungen. Es gibt wieder unmengen selbst gemachter Marmeladen. Das Highlight diesmal – Brombeere mit schwarzem Pfeffer und Kardamom. Schafsjoghurt können wir auch noch probieren. Nur Regionale Sachen in Bioqualität sind hier auf dem Tisch. Das liegt hier mit Sicherheit allein schon daran dass die nächsten Bauern schneller/einfacher zu erreichen sind als ein großer Supermarkt. Bio und Regional weil es bequemer ist? Welch ein Luxus! Ich habe mal wieder das Gefühl Deutschland reguliert sich hier zu Tode. Das Biosiegel ist wichtiger als dass man sieht wo es herkommt. Nach dem langen Tag gestern haben wir heute dafür weniger KM geplant. Und heute wird sich an den Plan gehalten meldet sich direkt unser innerer Monk 🙂

Die Verabschiedung vom Hausherren fällt leider aus da wir ihn nicht mehr finden als wir endlich soweit sind. Um kurz vor 11 Uhr starten wir dann auf nassen Strassen, aber trocken von oben in den Tag. Das Herbstlaub auf dem Asphalt lässt uns die Kurven vorsichtig angehen und so bleibt ein bisschen mehr Zeit in der Gegend rumzuschauen. Erstmal fahren wir aus dem Parc naturel régional des Volcans d’Auvergne heraus. Wir machen relativ früh noch einen Fotostopp an einer historischen Brücke und ich wechsle nochmal Handschuhe – die Goretex sind mir einfach zu warm. Ebenso mach ich gleich noch alle Lüftungen an der Kombi auf. Das Zwiebelprinzip treibt mir den Schweiß aus den Poren. Wir waren voll auf Regen und kalt eingestellt. Bisher gabs aber weder das eine noch das andere.

Als es in den Parc naturel régional Livradois-Forez geht sieht man am Himmel vor und neben uns deutlich wo es regnet. Das sieht nicht sehr einladend aus. Wir richten uns deshalb nach dem einen blauen Fetzen am Himmel und folgen diesem. Unser Monk ist damit auch im Reinen da es genau die Route ist welche wir geplant haben. Jedem Abbiegen in Richtung Regen folgt direkt wieder ein Kreisverkehr oder eine Kurve in die andere Richtung. Wir fahren kurvenreich über niedrige Pässe und erfreuen uns am auf und ab. Das einzige Manko heute ist der Wind. Wir fahren auch auf den Geraden immer in deutlicher Schräglage. Entspannung bieten nur Waldgebiete in welchen uns die Bäume schützen.

In einem kleinen Dorf finden wir am Nachmittag eine Boulangerie/Patisserie und kaufen ein wie die großen. Eine Schinken/Käse Stange, Flan Fruits Rouge, ein Tartlette Citron und eine La Mignardise. Wir vespern das gleich mal auf dem Dorfplatz bevor es wieder weitergeht. Aufgrund des Windes haben wir heute zusätzlich zu den wenigen Kilometern auch noch wenig Pausen gemacht, bzw. nur sehr kurze Fotostopps. So langsam wird es dann Zeit für einen Tankstopp. Bei 302 km Reichweite kommt dann nach über 40km ohne Tankstelle endlich wieder eine. Wir machen die Fässer voll, checken nochmal kurz die Kettenspannung und schon geht es wieder weiter. Immer wieder kommen uns völlig verdreckte Geländewagen mit Rennaufklebern entgegen. Dieses Wochenende findet hier die Raid Bleu Beaujolais statt.

Die letzten 45 km geht es dann durch Weinberge. Wir übernachten heute in Macon welches in Burgund liegt. Diese Region ist unter anderem Bekannt für Ihre Pinot Noirs und Chardonnays. In Macon selbst machen wir noch einen kurzen Halt an einem Intermarche um Wasser zu kaufen, dann geht es endgültig zum Chateau de Chatenay – unserer Unterkunft für heute Nacht. Ein massives Herrenhaus mit riesigem Anwesen. Die Hausherrin Stephanie begrüsst uns und verschwindet sofort wieder in der Küche. Sie trägt die Kleidung eines professionellen Kochs, was uns Christophe der Hausherr dann auch gleich noch erklärt. Sie ist Lehrerin an einer in Frankreich recht bekannten Kochschule. Er meint dann noch so flapsi, es könnte also sein dass ihr heute Abend ganz gut esst. Und genau so wird es auch. Wir essen hervorragend. Das Covid-19 Konzept im Chateau sieht vor dass wir das Essen auf unserem Zimmer einnehmen, welches eine kleine Küchenzeile hat. Übrigens ist unser Zimmer der ehemalige Hühnerstall des Chateaus. Vor dem Essen bestelle ich online noch Verschleißteile und Ersatzteile für die Moppeds. Wenn wir wieder daheim sind stehen Kundendienste und umfangreiche Wartungen an. Man merkt inzwischen das Alter und die Laufleistung der beiden Maschinen.

Dann kommt Christophe und berät uns zwecks Weinauswahl. Das Chateau hat einen nicht ganz kleinen Weinkeller zu bieten und so können wir aus 34 verschiedenen Weinen wählen. Die Beratung des Hausherren führt zu einem Moulin a Vent – Chateau Moulin a Vent – Les Verillats 2015 und hat voll unseren Geschmack getroffen. Zu Essen gibt es dann Hähnchenkeule aus Bresse an Sahnesauce mit Champignons dazu kleine Kartoffeln und glasierte Möhrchen gefolgt von einer Käseauswahl aus der Region und einem hausgemachten Apfelkuchen. Und ja Christophe hat Recht, Stephanie kocht nicht ganz schlecht – nein sogar ganz hervorragend! Es war ein Genuss. Nachdem dann auch noch unsere Flasche Wein geleert ist ziehen wir den Vorhang zu und träumen weiter von dem genialen Abendessen.

Unterkunft: Château de Chatenay