Rumänientour 2019 – Tag 13 – Gărâna – 299 km

Unser Frühstück heute war übersichtlich, aber es gab alles was wir benötigten. Wurst, Käse, Tomaten, Brot, diesen leckeren Paprika-Auberginen-aufstrich (Zacuscă), den es hier immer zum Frühstück gibt, Tee und Kaffee. Die Sitzbänke der Motorräder waren heute morgen gefroren. Ich habe direkt mal einen kleinen Schriftzug in den Sitz von Ari geritzt. Unsere Motivation loszufahren war aufgrund der Kälte sehr gering, aber wir haben uns für heute noch mal ein ganz schönes Stück vorgenommen. Daher saßen wir doch um 9:15 Uhr im Sattel und fuhren vom Hof der Unterkunft.

Das erste Straßenstück war vergleichbar mit einer deutschen Staatsstraße sowohl von der Qualität des Asphalts als auch vom Kurvenreichtum. Der Verkehr hielt sich in Grenzen und wir kamen sehr gut voran. Lediglich das Garmin machte mir wieder mal ein bisschen Ärger. Wir haben das Garmin Zumo 590 LM nun seit 2014 und ich habe mir seitdem schon viel Wissen zu den Eigenheiten des Gerätes und der Software Basecamp angeeignet. Sogar zwei Bücher zur Software gelesen! Aber immer wieder entdecke ich doch etwas neues an dem Gerät. Seit heute zeigt es keine erlaubte Höchstgeschwindigkeit, keine Hinweise auf de nächste Abzweigung und keinen Fahrspurassistenten mehr an, genau wie in Schottland auch schon. Nachdem ich ja Zeit hatte darüber nachzudenken fiel mir auch der einzige Unterschied zu gestern auf. Ich hatte die Rumänien OpenStreetMaps Karten auf die Speicherkarte kopiert. Also kurz rechts ran gefahren, in die Einstellungen des Navis gewechselt, die OpenStreetMaps Karten deaktiviert und schon zeigt es mir die Hinweise wieder an. Dies war dann wohl auch das Problem in Schottland und nicht wie vermutet dass das Garmin nicht mit dem Linksverkehr zurecht kam. Die Garmin Karten waren zwar auch aktiviert, aber wenn mehrere Karten aktiv sind hat das Teil scheinbar ein Problem. Wieder was gelernt.
Nach nur einer Stunde Fahrt erreichten wir bereits die Donau. Wir kamen viel besser voran als die Planung eigentlich vorgesehen hatte.

Nun ging es an der Donau entlang in Richtung des Eisernen Tores. Dort waren wir letztes Jahr schon, allerdings auf der serbischen Seite. Die Donau ist absolut faszinierend. Es ist schon absolut gigantisch diese Wassermassen, welche sich über Jahrmillionen ihren Weg gegraben haben, zu beobachten und an ihnen entlang zu fahren. Dieses Mal auf der rumänischen Seite finde ich es noch viel faszinierender, da wir als erstes an der Donau auf ein Kraftwerk treffen und eine Staumauer. Wie wurde diese eigentlich erbaut? Sie ist ja nicht einfach vom Himmel gefallen. Der Wahnsinn was der Mensch hier geleistet hat, sowohl an Ingenieurskunst, als dann auch der einfache Bauarbeiter welcher dieses Ding in die Donau gestellt hat.

Erster Stopp ist in Orșova. Dieser Ort ist quasi eine kleine Hafenstadt. Hier sind Anleger für Frachtschiffe und entsprechende Kräne um Schüttgut zu be- bzw. entladen. Sie sehen allerdings nicht mehr so gut in Schuss aus.

Zweiter Stopp ist am Ebenbild des Dakerkönigs Decebalus, der höchsten Felsskulptur in Europa. Anhalten, Bild machen, weiterfahren…

Dritter Stopp ist dann mit gutem Blick aufs Eiserne Tor, der Durchbruch der Donau, hier wenden wir dann auch und fahren wieder zurück.

Zurück in Orșova biegen wir nach links (in Richtung Norden ab) und streben auf einer gut ausgebauten aber kurvigen Straße unserem heutigen Hauptziel entgegen, dem Nationalpark Semenic-Cheile Carașului. Auf Höhe von Plugova geht es dann in Richtung Westen weiter. Wir wollten hier eine kleine Abkürzung nehmen welche auf der Karte als befestigte Straße ausgewiesen war. Heute haben wir umgedreht. Ich merke seit Tagen dass die Bremsleistung meiner hinteren Bremse nachlässt, was ich den ziemlich abgenutzten Bremsbelägen zugeschrieben habe. Heute allerdings hatte ich quasi keine Bremswirkung mehr und das obwohl noch Belag da ist. Ich werde heute Abend wohl nicht um ein Entlüften der Bremse herumkommen, scheinbar befindet sich irgendwo ein Bläschen im System. Ohne funktionierende hintere Bremse dann unbefestigte äußerst grobe Wege zu fahren… das musste ich etz net wirklich haben, also ging es zurück auf die Große Straße und einfach 5 km weiter.

Nachdem wir auf die DN57B abgebogen waren erfreute uns die Landschaft mit einem abwechslungsreichen Ausblick. Was mir hier besonders auffiel war der Mais. Die Bauern schneiden den Mais mit der Sichel einzeln ab und bilden dann Pakete welche zum trocknen auf dem Feld stehen bleiben. Getrocknet lässt sich der Mais dann gut lagern. In Bozovici legen wir einen Stopp am Supermarkt ein und füllen die Trinkrucksäcke nach. „Unglücklicher Weise“ liegt direkt neben dem Supermarkt eine Bäckerei. Für mich gab es Käse-Burek und für Anja zwei Süße Strudel (Apfel und Nuss). Vier Hunde waren der Meinung dass wir etwas abgeben und setzten sich still zu uns. Viele Leute die aus den beiden Läden kamen warfen ihnen etwas zu. Wir waren egoistisch, die vier sahen gut genährt und gepflegt aus und wir hatten Hunger! Also gab es nichts für sie.

Im weiteren Verlauf des Tages bleibt nur eines zu sagen: KURVEN SATT!!! Allerdings auch immer wieder Autofahrer und einmal ein LKW die dahin krabbelten. Insgesamt war wenig los auf den Straßen, aber wenn man mal hinter so einem Langsamfahrer fest hing, dann für viele Kilometer weil sich einfach keine Überholmöglichkeit ergab. Jetzt hätte ich fast die Cave of love vergessen… Die Liebeshöhle. Im Nationalpark gibt es einen Wasserfall an welchem wir natürlich einen Stopp einlegten um zu fotografieren. Wenn man dem Lauf des Flusses ein Stück folgt kommt man zu einer Höhle welche auf dem Wegweiser als „Cave of love“ ausgezeichnet war. Wir haben uns den Weg gespart da hier ziemlich viele Menschen auf der Suche nach Liebe waren.

In Reșița- knapp 15 km vor unserem Tagesziel – kam dann endlich eine Tankstelle welche allerdings nur Bargeld nahm. Heute morgen hatte ich noch Bedenken geäußert dass wir die verbliebenen Lei nicht mehr loskriegen. Schon waren 180 davon weg. An der Unterkunft wurde dann nur Rumänisch gesprochen und alles deuten aufs Visa Symbol neben der Rezeption führte nur zu einem Kopfschütteln und auch hier musste ich cash bezahlen – wieder 214 Lei weg. Rest im Geldbeutel 30 Lei. Die Unterkunft heute war der Hammer. Nagelneues Haus mit genialen Zimmern und einem Balkon mit Megaausblick! Das Abendessen im Restaurant würden wir uns aber mit den 30 Lei nicht leisten können und die Ältere Dame hatte echte Verständigungsprobleme. Also machte ich mich erstmal über das entlüften der hinteren Bremse. Danach war dann auch wieder Bremsdruck da. Während ich zu Gange war kam dann auch die Köchin der Unterkunft welche uns nochmal ziemlich direkt deutlich machte dass nur cash und nur Lei akzeptiert werden. Der nächste ATM wäre 15 km kurvigste Bergstrecke entfernt. Die ältere Dame welche uns eingecheckt hatte verstand nun das Problem und erklärte der anderen dass sie für uns EUR in Lei wechseln würde. Das Abendessen war gerettet.

Noch kurz unter die Dusche, dann gab es eine Suppe mit Fleischklösschen, Hähnchen mit Sesam paniert dazu Butterkartoffeln für Anja und Mici mit Polenta für mich. Umgerechnet für 12 EUR. Wenn das mal nicht super ist. Die Klimaanlage hatte das Zimmer zwischenzeitlich auch auf 30 Grad hochgeheizt so dass wir beim raussuchen der morgigen Route und Unterkunftsauswahl schon ein wenig schläfrig wurden. Aber die Gedanken des Tages mussten ja irgendwie noch in Buchstaben gefasst werden…

Rumänientour 2019 – Tag 12 – Șteic – 287 km

Das Frühstück heute fand erst ab 8 Uhr statt, was uns sehr entgegenkam. Durch die Stadtbesichtigung gestern kamen wir erst spät ins Bett und dementsprechend noch schlechter als sonst wieder raus. Als wir um kurz nach 8 zum Frühstück kamen mussten wir feststellen dass die anderen (5 Leute) bereits das ganze Brot gefuttert hatten. Eine kleine Info an die Rezeption führte dazu dass die Dame mal kurz einkaufen ging um eine neue Packung Brot zu kaufen 🙂
Gefehlt hat es sonst an nix. Um kurz nach 9 waren wir dann soweit Sibiu den Rücken zu kehren. Noch schnell getankt und dann waren wir auch schon draußen aus der Stadt.

Um Sibiu gibt es Landwirtschaft die ein bisschen anders aussieht als bisher. Die Felder sind deutlich größer und werden scheinbar auch „industrieller“ bewirtschaftet. Wir fahren auf großen Straßen und machen gut Strecke. Unser einziges Ziel heute hat selbst genug Strecke zu bieten. Bald kommen wir an die Ausläufer des Gebirges und ziehen durch die ersten bewaldeten Täler. Ohne nennenswerten Höhengewinn fahren wir gefühlt ewig auf kurviger Strecke entlang. Die Ortschaften haben aufgehört. Das einzige was die Fahrfreude mindern kann sind ab und an mal langsame Autos. Von Holztransportern werden wir relativ schnell erkannt und vorbeigewunken. Irgendwann geht es dann doch in die Höhe und die Kurven werden enger. Wir kommen an einen Stausee und stoppen für eine kurze Pause. Hier stehen zwei große Gruppen die jeweils nahezu aus BMW GS bestehen. Man muss mal ehrlich sagen, man kann hier eigentlich nur rumfahren wenn man eine GS hat! Alternativ geht zur Not noch eine Africa Twin…. oder man glaubt es kaum: SUZUKI V-STROM!!! Wir haben hier tatsächlich sehr viele V-Stroms gesehen. Allerdings nur 650er, keine einzige 1000er.

Nach dem Stausee werden die Kurven dann bald zu Spitzkehren und es geht richtig in die Höhe. Gut dass wir unten im Tal noch angehalten hatten und was drunter gezogen haben. Die Temperaturen sacken noch mehr ab und es ist ehrlich gesagt arschkalt! Bei einem weiteren Stopp auf knapp 1800 Höhenmetern setze ich als erstes mal meine Fleecemütze auf. Als Glatzenträger hat man hier ein echtes Problem… es ist arschkalt am Kopf während man sich nen Sonnenbrand holt. Der Ausblick von hier ist schon grandios, aber wir haben noch ein paar Höhenmeter vor uns.

Auf dem Bergkamm angekommen ist da erstmal ein Haufen Ramschbuden und ich freue mich schon dass es Lángos gibt… aber der Stand hat als einziger zu. Ich besorg mir nen Aufkleber und wir machen ein paar Bilder, dann geht es erstmal auf dem Bergkamm entlang bevor man durch eine Senke auf einen zweiten Kamm fährt. Ein Audi Quattro Fahrer schiebt uns von hinten an und wir lassen ihn vorbei. Kaum ist er vorne fährt er langsamer als wir – MMMBBBLLLGRMPF HMPF!!!
Achja ich sollte vielleicht mal erwähnen wo wir heute überhaupt sind. Wir fahren heute die Transalpina und durchqueren die Transsilvanischen Alpen. Kaum sind wir auf der Südseite und fahren abwärts spürt man dass es schnell deutlich wärmer wird. Als wir wieder in der Eben ankommen wird Anja ihrem Titel als „Trüffelschwein“ für Schokolade und Kuchen gerecht und findet sofort eine hervorragende Cofeteria (Cofetaria Anca). Wir lassen uns eine Auswahl der angebotenen Kuchen und herzhaften Gebäckstücke schmecken und wärmen uns in der Sonne auf.

Die Transalpina hat im Durchschnitt den schlechteren Asphalt als die Transfăgărășan und gefühlt weniger Spitzkehren. Genau diese zwei Punkte machen sie mir deutlich sympatischer! Außerdem war hier deutlich weniger los als auf der Transfăgărășan.

Nach der Pause kommt der ödere Teil des Tages. Strecke machen. Wir wollen in Richtung Donau und hier in der Gegend ist nix was uns irgendwie interessiert, also schauen wir dass wir vorwärts kommen. Wir umfahren Târgu Jiu nicht ganz so großräumig wie ich es vorhatte, aber doch recht zügig. Dann tanken wir nochmal und gehen in einem Penny fürs Abendessen einkaufen. Lauter Produkte aus Deutschland hat es hier im Markt. Dann noch 6 km bis zu unserer Unterkunft. Wir teilen uns das Haus, welches einige Zimmer mehr hat, mit einem anderen Pärchen. Frühstück gibt es morgen um 8 Uhr – glaube ich – die Dame mit der ich es besprochen habe sprach kein Wort Englisch. Aber ich glaube wir haben uns verstanden 😀

Hier in der Gegend schauen die Häuser größer, gepflegter und „luxuriöser“ aus, ohne abgespacte Villen zu sein. Man hat heute auch nur ganz wenige Pferdefuhrwerke gesehen. Hier scheint es den Menschen finanziell besser zu gehen.

Ein Thema hätte ich noch welches mich vor dem Urlaub ein wenig zum Nachdenken gebracht hat: Straßenhunde
Man hörte immer wieder von Rudeln wilder und bissiger Hunde die einen anfallen, bzw hinterherrennen. Bisher hatten wir exakt keine derartige Begegnung. Wir haben schon einige „wilde“ Hunde gesehen – wenngleich ich auch wesentlich mehr erwartet hatte. Die Hunde machten ALLE einen verängstigten Eindruck. Entweder sie standen in respektvollem Abstand oder sie zogen sich zurück sobald wir kamen. Immer wieder waren Tiere dabei denen ein Bein fehlte oder die sichtbare Verletzungen hatten welche ich auf Kollisionen mit Fahrzeugen zurückführe. Falls Ihr schonmal in Rumänien wart, wie waren eure Erfahrungen mit Straßenhunden?

Balkantour 2018 – Tag 6 – 277 km – Zajecar

Warum hab ich gestern Abend eigentlich wieder so lange gelesen? Achtung Buchtipp: Good Bye Lehmann von Stefan Fay ist absolut fesselnd. Dafür bin ich etz wieder hundemüde. Wir nehmen auf dem Weg zum Frühstück schonmal die ersten Taschen mit zum Mopped und stecken sie in die Koffer. Irgendwie haben wir beide noch nicht so richtig Hunger. Das Abendessen gestern war einfach wieder viel zu viel. Das heutige Frühstücksbuffet beinhaltet wieder lauter leckere selbstgemachte Sachen. So heute z.B. Irgendwas geschichtetes aus Blätterteig das ähnlich wie Pizza schmeckt oder die frisch panierten Zucchini. Wie gesagt wir sind eigentlich noch voll vom Abendessen. Um kurz vor 10 Uhr haben wir uns dann endlich von Mina und ihrer Familie verabschiedet und sitzen auf den Motorrädern.

Der heutige Tag wird geprägt vom Verlauf der Donau. Auf der einen Seite liegt Rumänien und wir fahren auf der serbischen Seite entlang. Der erste POI in unserer Planung ist die Festung in Golubac. Diese wird momentan allerdings saniert und ist komplett eingerüstet. Also ziehen wir direkt weiter und durchqueren immer wieder kleinere Ortschaften die an der Donau angesiedelt sind. Auf der anderen Seite des Flusses ist gefühlt mehr los. Es sind mehr Häuser, mehr Verkehr, mehr Tourismus, mehr Brücken – gut dass wir auf der ruhigeren Seite unterwegs sind.

Unser nächstes Ziel heute ist das Eiserne Tor. Der Weg bis dahin ist kurzweilig. Angenehme Kurven führen uns am Fluss entlang und die Temperaturen halten sich während der Fahrt in Grenzen (bei Fotostops schlagen sie allerdings erbarmungslos zu). Die Zeit und die km vergehen heute flott. Der Donaudurchbruch ist schneller erreicht als gedacht. In der längsten Schlucht Europas quetscht sich die Donau durch die Berge. Der sonst megabreite Fluss wird hier bis zu 50 m tief. Die Idee doch einmal so eine Renternkreuzfahrt auf der Donau zu machen schleicht sich wieder in meinen Kopf. Im Adac Magazin werden die doch immer beworben. Und schon stehen wir gemeinsam mit einem Rentnerbus aus Ungarn auf einem Parkplatz und fotografieren.

Als wir zum ersten mal durch Kladovo fahren ist das ja noch normal. Dann ziehen wir einer Kurve der Donau folgend auch eine Kurve und stehen wieder in Kladovo… ich brauche kurz bis ich realisiere dass wir im Kreis gefahren sind. Hmmm, da hab ich wohl ne Abzweigung verpasst, also zurück und diese Suchen. Um die Mittagszeit gönnen wir uns an einer Tankstelle ein Eis und legen 30 Minuten Fahrpause ein. Die Landschaft ist inzwischen von blühenden Wiesen geprägt. Als wir dann unserem heutigen Ziel Zajecar näher kommen begleiten uns Obstplantagen (meist Kirschen). Toll in Serbien finde ich die bunte Mischung an Fahrzeugen. In Bosnien sah man z.B. in Massen 1er Golf. Hier in Serbien sind noch sehr viele Zastava und Yugo unterwegs, aber auch neue Dacias sieht man in größerer Anzahl.

Unsere heutige Unterkunft das Hotel Hamburg befindet sich mitten im Zentrum von Zajecar. Wir bekommen einen Stellplatz in der Hotelgarage und beziehen erstmal das Zimmer. Die Hitze im Stadtverkehr hat uns förmlich erschlagen. Wir brauchen ein wenig bis wir uns aufraffen können noch eine Runde zu laufen. Nach der Völlerei der letzten Tage beschließen wir uns nur eine Kleinigkeit beim Bäcker zu kaufen – wir scheitern kläglich. Die Bureks haben es uns einfach zu sehr angetan und so kaufen wir doppelt soviel wie wir später essen können. Ein paar Fotos der serbischen Stadt später essen wir auf dem Zimmer und begeben uns früh zu Bett. Morgen soll es in die Berge gehen, da wollen wir fit sein.

Balkantour 2018 – Tag 4 & 5 – 300km & 0 km – Vinci

Irgendwie kommen wir heute nicht in die Gänge. Aber das ist auf jeder Reise irgendwie immer das gleiche. Von Tag zu Tag wird es später mit dem Aufstehen und Losfahren. Ich denke bereits über einen Pausentag nach. Und das nach nur drei Fahrtagen. Anja lechzt danach weiterzukommen. Wir begeben uns also zum Frühstück in das Haupthaus und bekommen Brot, Ham and Eggs und Tee. So gestärkt starten wir um kurz vor 10 Uhr dann mit der Suche nach einen Geldautomaten unseren Tag. In Serbien gibt es Dinar und wir wollen uns zumindest mit ein paar Scheinen eindecken. Nach dem Geldautomaten gehen wir auch gleich noch Wasser kaufen und füllen die Trinkrucksäcke auf. Während Anja einkaufen war hat mich ein ungarischer Bettler penetrant und fordernd nach Geld gefragt. Er war regelrecht aufdringlich. Ich gebe grundsätzlich gerne etwas ab, aber diese Art der Forderung hat es mir vergrämt. Um kurz nach 11 Uhr können wir dann endlich richtig starten.

Und was ein Start das werden sollte… laaangweilig… Serbien scheint wie Deutschland zu sein was die Nord-Süd Aufteilung angeht. Im Norden flach und riesige Landwirtschaftlich genutzte Flächen und im Süden dann Gebirge und hoffentlich interessante Landschaften. Wir fahren erstmal ewig geradeaus dahin, vor jeder noch so leichten Kurve steht ein Schild das die Geschwindigkeit von generellen 80 km/h runterdrosselt auf 60 km/h oder gar sogar nur 40 km/h. Da fällt man in der Kurve fast um. Die Ortschaften sind die Highlights am Wegesrand. Winkende Kinder und freundliche Gesichter begegnen einem in fast jedem Dorf. Auch drehen sich die meisten um und gucken uns lange nach.

Unser heutiges Highlight soll ein Gebiet von Sanddünen sein. Wir biegen in einer Ortschaft in eine kleine Nebenstraße ab und fahren durch ein paar zurückgelagerte Siedlungen. Nach dem Verlassen der Ortschaft sticht mir ein komischer Geruch in die Nase und ich sehe Qualm auf der linken Seite. Als wir näher hinkommen nehmen wir wahr dass dies die örtliche Müllkippe zu sein scheint. Dort schwelt ein kleines Feuer vor sich hin und es wühlen Leute im Dreck. Ein bedrückendes Gefühl macht sich in mir breit. In unserer Welt voll Wohlstand müsste es so etwas eigentlich nicht geben. Anders als der Bettler am Morgen der aufdringlich wurde um Geld ohne Gegenleistung zu bekommen sind die Menschen hier selbst bemüht sich das nötigste zu Suchen und das sogar im Müll der anderen.

Die Straße führt uns quasi ins Nichts. Zuerst begegnen uns noch Traktoren, dann ein Imker in seinem Auto und dann endet der asphaltierte Weg und geht in eine Schotterpiste über. Laut Navi scheinen es ca. 20 km Schotterpiste zu sein, kein Problem denken wir. Einige km weiter geht der Weg in einen Anstieg über der relativ sandig wird und ausgewaschen und ausgefahren ist. Auch diesen überstehen wir noch sehr gut. Anja ist mit reiner Straßenbereifung unterwegs und kommt schon etwas mehr ins Schwitzen als ich auf den Mitas E07. In einer kleinen Ansiedlung schauen uns die Dorfbewohner mit großen Augen an als wir vorbeifahren. So etwas haben sie scheinbar hier noch nicht gesehen. Wieder ein paar km weiter ist der Weg so schmal dass wir uns fragen ob wir hier noch richtig sind. Inzwischen ist er auch durchweg sandig und dann passiert es. In einer Rechtskurve kommt uns ein Traktor mit Anhänger entgegen und wir müssen auf dem engen Weg ausweichen. Ich fahre links ran und halte an als ich Anjas Motor aufheulen höre.

Schnell das Mopped abgestellt und umgedreht, da liegt Anjas Mopped auf der Seite und sie steht daneben. Der tiefe Sand in der Kurve kombiniert mit den Straßenreifen und dem plötzlichen Ausweichmanöver hat dem Vorderrad nicht gefallen und es hat sich einfach festgefressen. Anja signalisiert mit einem Daumen nach oben dass ihr nichts passiert ist, was in diesem Moment auch das einzige ist was zählt. Die Serben auf dem Traktor tuckern einfach an uns vorbei als ob nichts gewesen wäre. Wenigstens eine kurze Frage ob alles ok ist hätte ich mir schon erhofft. Wir richten gemeinsam Ari wieder auf und machen eine Bestandsaufnahme. Fahrer -> OK! Mopped: leichte Schrammen an der Verkleidung – ich werde unterbrochen durch Anja – Ist der Lenker gerade? Sind die Hebel noch ganz? Kann ich weiterfahren? – Das ist meine Frau!!! Also nochmal von vorne: Blinker vorne links kaputt, Spiegel links angekratzt, Kratzer in der Verkleidung und der Handprotektor ist ausgehängt. Also quasi nix passiert. Nach dem Check geht es weiter. Ein kleiner Junge treibt auf den folgenden Metern seine Ziegenherde für uns vom Weg und wir bedanken uns im vorbeifahren mit einem „Hvala“ was ihn lächeln lässt.

Wir kommen in der nächsten Ortschaft wieder auf Asphalt nur um am Ende der Ortschaft einen grottenschlechten sandigen Weg vorzufinden. Das wollen wir uns heute nicht nochmal antun. In der Ortsmitte ging eine asphaltierte Straße weg, welcher wir erstmal folgen. Ich improvisiere eine neue Route und wir fahren weiter am Rand der Dünen entlang. Durch die Rotenänderung nähern wir uns einer Fähre über die Donau welche wir eigentlich nicht einplanen wollten da sie nur alle 3 Stunden fährt. Wir beschließen den kurzen Umweg in Kauf zu nehmen um zu sehen ob es sich lohnt auf sie zu warten. Falls wir Glück haben würde sie uns gute 100 km sparen. Und wir haben Glück. Vom Fähranleger weit und breit keine Sicht, aber zwei Restaurants sind direkt am Wasser und der Wirt des einen beteuert dass hier der Fähranleger ist und dass sie in 30 Minuten fährt.

Wir nutzen die Zeit um eine eiskalte Cola bei dem freundlichen Wirt zu trinken und tatsächlich tuckert nach 20 Minuten die Fähre um die Ecke. Der Wirt sagt noch was von hinter dem Restaurant links und dann nochmal links und schon sehen wir wie die Fähre anlegt. Sie rammt ihre Rampe einfach in die Uferböschung und zwei Serben schaufeln die Löcher zwischen Rampe und Weg einfach mit Kies zu. Drei Autos fahren runter und wir drauf. Uns begleitet noch ein polnisches Pärchen die auf einer neuen 650er V-Strom unterwegs sind. Die Sozia füttert noch einen Straßenhund an der spontan beschließt mit uns überzusetzen und sich bedankt indem er nach der Dame schnappt. Die Fährleute und auch ihr Partner fanden es beide nicht witzig dass sie dem Hund immer wieder essbares hinhielt.

Nach der Überfahrt haben wir noch 25 km entlang der Donau vor uns. Dieses Streckenstück war heute das schönste. Wir kommen völlig erschöpft in unserer heutigen Unterkunft in Vinci an. Das kleine „Hotel“ Vila Dunavski Raj hat 8 Gästezimmer und ist familiengeführt. Mina und Ihre Eltern haben hier ein wahres Paradies geschaffen. Inmitten eines kleinen Pinienwaldes liegt ein Ort der absoluten Ruhe. Ein wunderschöner Garten umgibt das Haus und es gibt mehrere kleine Pavillons und Hängematten wo man die Seele baumeln lassen kann. Spontan beschließen wir einen Pausentag einzulegen und für zwei Nächte hier zu bleiben. Mina freut sich und lädt uns erstmal zu selbstgemachtem Saft ein.

Das Abendessen besteht aus einem Drei Gänge Menü welches von ihr und ihrem Vater zubereitet wird. Am ersten Abend bekommen wir eine Hühnersuppe mit Nudeln und Fleischeinlage, Serbische Burger (nur die Pattys), Hähnchenfleisch mit Kartoffeln und Krautsalat und als Dessert eine Erdbeercreme mit zwei Kugeln Eis. Wir sind begeistert! Nach diesem Menü fallen wir beide in einen totengleichen Schlaf.

Tag 5

Tag 5 unserer Reise begann erst um 8:30 mit dem unsanften Klingeln des Weckers. Um 9:15 waren wir dann auch endlich beim Frühstück. Auch hier verzauberte uns die Familie mit lauter selbstgemachten Sachen. Schokokuchen, Pfannkuchen, Marmeladen, verschiedene Brotaufstriche es fehlte uns an nichts. Den Vormittag verbrachten wir auf dem Balkon und im Bett. Die Ruhe tat uns richtig gut. Nachmittags zerlegte ich Elli um die verschmorte Steckverbindung hinter dem Kühler zu überbrücken welche dafür sorgte dass der Scheinwerfer nicht mehr leuchtete. Zuhause hatte ich die Steckverbindung noch gründlich gereinigt und war guter Dinge dass dies genügen würde. Leider hielt das nur 3 Tage. Nachdem Elli wieder zusammengeschraubt war machten wir uns endlich an eine Reiseplanung und mussten dabei feststellen dass wir gar nicht soviel Zeit wie gedacht zur Verfügung haben. Wir werden Griechenland nur kurz ankratzen und auch in Albanien werden wir nicht soviel erkunden können wie wir gehofft hatten. Aber was soll es, die nächste Reise kommt bestimmt. ZACK – schon war der Tag wieder vorbei und Mina brachte das Abendessen – halt nein, vorher hatten wir noch ein besonderes Erlebnis.

Ein Auto kam gefahren und ein Pärchen stieg aus gefolgt von einem Kameramann. Anja witzelte noch dass die beiden auf Hochzeitsreise seien und alles gefilmt wird. Minas Vater und Mutter setzen sich mit dem Pärchen an den Nachbartisch und Mina zauberte Kuchen und Getränke auf. Dann begann ein Interview. Zum Ende wurden wir dann noch auf unsere großen Motorräder angesprochen. Völlige Verblüffung löste die Klarstellung aus dass die weiße Maschine Anja gehört. Wir wurden dann freundlich gefragt ob Anja ein Interview fürs serbische Fernsehen geben möchte. Die beiden Reporter sind zu dem Thema Stärkung der Rolle der Frauen in Serbien unterwegs und da würde eine Frau die ein soooo großes Motorrad selbst fährt wunderbar mit reinpassen. In Serbien fahren Frauen kein Motorrad! Anja war das ganze nur unangenehm und wir lehnten dankbar für diese Aufmerksamkeit ab. Mina meinte hinterher dass sie das auch nicht getan hätte, erst recht nicht auf Englisch.

Nun aber zum Abendessen. Heute gab es eine Fischsuppe und dann als Hauptgang Silberbarsch aus der Donau mit Kartoffelsalat und Krautsalat. Als Dessert gab es heute einen Strudel mit fruchtiger Füllung. Das Fresskoma war gesichert. Nachdem wir gestern alles aufgegessen hatten bekamen wir heute von allem doppelt soviel. Unmöglich das zu schaffen. Nach dem Essen ging es direkt ins Bett. Ich tippe noch diese Zeilen während Anja schon längst schläft.