Schwarzwald Tag 6 – Frankreich – 283km

Die Tatsache dass ich bei Touratech war und nichts gekauft hatte beschäftigte mich immer noch. Bin ich kaufsüchtig? Konnte ich meine Sucht nicht befriedigen? Egal. Für den letzten Tag unseres Aufenthaltes hatten wir noch eine Tour ins Nachbarland im Blick. Lust darauf hatten wir auch, also nach dem Frühstück direkt auf die Motorräder und die geplante Route im Garmin 590LM gestartet.

Schnell durch Baden Baden in Richtung Grenze und schon überquerten wir den Rhein auf einer Brücke. Wir hatten keine Ahnung, was uns in Frankreich erwarten sollte. Ich war vor Jahrzehnten zuletzt im Nachbarland und da hatten wir nicht viel Zeit für Sightseeing. Gelesen hatten wir von vielen Fachwerkhäusern und Burgen. Wir ließen uns überraschen. Wir wechselten zwischen gelben und weißen Straßen auf der Karte. Gelb = Zügig, Weiß = klein und kurvig. Nur wenige Fotostops verzögerten unser Vorankommen. Viel zu zügig näherten wir uns dem ersten Wendepunkt des heutigen Tages bei Lemberg. Umgehauen hatte uns die Gegend bis jetzt nicht. Es sind durchaus schöne Motorradstrecken, die Geschwindigkeitsbegrenzungen erinnerten uns ein wenig an die Schweiz was unserem Fahrstil nicht sonderlich entgegen kam. Nach der Wende in Richtung Osten trafen wir irgendwann auf ein Armeegelände. Hier sind die Straßen ewig kerzengerade, dann eine Kurve und dann wieder ewig geradeaus. Richtiger Fahrspass kam nicht auf. Dafür sieht man ab und an in den Wäldern alte Panzer, welche wohl zu Übungszwecken hier rumstehen. Mehrere Kilometer Rollsplit begleiteten uns auf dem Weg zum nächsten Wendepunkt bei Weißenburg.

Kurz nachdem wir wieder gen Westen fuhren, überquerten wir die Grenze zurück nach Deutschland. Komischerweise kam direkt im Anschluss auch wieder mehr Fahrfreude auf. Hier in der Gegend waren wir heuer schon auf der Westroute der Motorradstrasse Deutschland. Einen kleinen Teil der damaligen Strecken waren wir in entgegengesetzter Richtung unterwegs. Wir beschlossen ein kleines Stück abzukürzen und Anja übernahm für einige Kilometer die Führung. Unsere flotte Gangart lockte Nachahmer an. Ein anderer Biker ließ sich von uns ein Stück mitziehen, wir verloren ihn aber nach einigen Kilometern. Insgesamt war heute sowohl in Frankreich als auch in Deutschland nicht viel los auf den Straßen. Wir genossen es, frei fahren zu können und nicht ständig hinter Autos, LKWs oder Traktoren festzuhängen. Bei Bad Bergzabern winkten wir kurz der Unterkunft, die wir auf der MSD Tour genutzt hatten und steuerten nochmal auf die Grenze zu. Wir fuhren ein wenig an ihr entlang, bis wir sie schließlich bei Scheibenhardt überquerten. Ein Highlight hatte ich noch unbewusst für heute mit eingeplant: Die Rheinfähre Plittersdorf – Seltz.
Hier stießen wir wiedereinmal auf eine Gierfähre. In mir regt sich das Bedürfnis eine Liste aller deutschen (oder europäischen?) Gierfähren zu erstellen und diese alle zu besuchen. Immer wieder sind uns in den letzten Jahren Fähren dieses Typs begegnet, die von der Strömung angetrieben werden und dadurch majestätisch lautlos übersetzen. Nach einer kurzen Wartezeit querten wir den Rhein und begaben uns auf den Rückweg zum Hotel. Noch einmal durch Baden Baden und und schon war die Tour vorbei und die Motorräder standen heimfahrbereit in der Garage.

Den Tag ließen wir beim Abendessen mit einem Badischen Barbecue nochmals Revue passieren: Fachwerkhäuser hatten wir gesehen, Burgen sind uns auch ein paar aufgefallen. Die Strecken in Frankreich waren eher unspektakulär, teiweise sogar ein wenig langweilig. Wir werden wohl einen anderen Teil von Frankreich besuchen müssen um Begeisterung für dieses Land entwickeln zu können. Eigentlich war dieser Urlaub viel zu kurz, so lechzen wir schon nach der großen Tour Ende September welche uns wieder mehr in Richtung Osten ziehen wird. Gefühlt liegt uns diese Richtung beim Motorradreisen mehr.

Ancampen 2015 – Fortuna Camping Binau am Neckar

Traditionen muss man pflegen. Mit diesem Motto ging es auch heuer wieder über die Ostertage mit Freunden zum Ancampen. Vorrangig Autos mit Wohnwagen und dann noch wir mit Motorrädern und Zelt. Unser Ziel war heuer ein Campingplatz am Neckar: Fortuna Camping, ein familiengeführter Platz in schön sonniger Lage direkt am Ufer des Flusses.

Wir starteten am Karfreitag recht gemütlich in die Tag. Erstmal alles zusammen suchen, feststellen dass wir eigentlich für 4 Tage Camping viel zu viel Platz auf den Motorrädern haben und deshalb mal wieder lauter unnötige Sachen mitnehmen würden. Insgesamt habe ich auf der DL 1000 3 Koffer à 45 Liter + Tankrucksack 22Liter + 2 Ortlieb Taschen à 3,2 Liter also in Summe 163,4 Liter Packvolumen. Anja hat auf der Dl 650 immerhin auch noch 134 Liter Volumen, welche sich aus 3 Koffern (45l, 37l und 38l) und Tankrucksack 14l zusammensetzen. Aufgrund der Campingausrüstung entschied ich mich allerdings anstelle des Topcase eine Ortlieb Rack Pack zu nehmen. Geplant waren für die Anfahrt ca. 190km welche wir in ca. 3 Stunden bewältigen sollten. Eine Einfahrt auf dem Campingplatz ist bis 13 Uhr bzw dann wieder ab 15 Uhr möglich. Wir entschieden uns für die Anreise nach der Mittagsruhe.

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Unser Weg führte uns auf gut bekannten Straßen nach Rothenburg. Das Wetter meinte es gut und versüßte uns mit Sonne und blauem Himmel den Weg. Die erste größere Tour nach dem Winter stellt auch immer gleich einen Test der Neuanschaffungen des Winters dar. Dieses Jahr waren dies besonders viele. Neuer Anzug (Rev`it Poseidon), Stiefel (Alpinestars Toucan), Navi (Garmin Zumo 590LM), Schalthebel (Sw Motech), Trinkrucksack (Camelbak Classic), kurze Brems- und Kupplungshebel und die neuen Reifen (Mitas E07) mussten zeigen ob sie in der Praxis das hielten was sie in der Theorie versprachen. Das Zusammenspiel mit dem neuen Navi lief noch nicht ganz reibungslos. Irgendwie wollte es nicht die Tour fahren welche ich laut meiner Erinnerung geplant hatte. Bad Mergentheim schwirrte mir im Kopf herum, das ließen wir aber völlig abseits liegen. Egal, das Wetter war zu gut um sich zu ärgern. Im Nachhinein erschloss sich mir auch was ich falsch gemacht hatte. So fuhren wir nicht die geplante Route sondern eine welche sich das Navi selbstständig ausgedacht hatte. Wir streiften die Jagst und freuten uns schon auf Kurven entlang dieser, aber den Plan hatten wir ohne Garmin gemacht. Man kann aber auch nicht behaupten dass die gewählte Route keinen Spass gemacht hätte. Das Fazit war lediglich dass wir uns zeitlich verschätzt hatten und eine Stunde zu früh am Campingplatz ankamen.

Was soll’s, gleich die Gelegenheit genutzt und die Funktion für eine Rundtour getestet. Also schnell ins Navi gehackt: Rundtour 1 Stunde Dauer und los. Tatsächlich waren wir nach einer kurzweiligen und kurvigen Runde um kurz nach 15 Uhr wieder am Eingang des Platzes. Also ab zum Check In und nach großem “Hallo” erstmal das Zelt aufgestellt. Die ganzen Wohnwagenfahrer waren mal wieder erstaunt was man so alles auf dem Motorrad unterbringt und wir erkannten wie erwartet wie viele unnötige Sachen wir dabei hatten. Den Karfreitag ließen wir bei Fischsemmeln gemütlich im Freien ausklingen und legten uns relativ früh schlafen. 

Der Samstag begann mit Regen. Aber egal, wir wollten heute eh nur alle Fünfe gerade sein lassen und fürs abendliche Grillen ins Einkaufen fahren. Genau so verlief der Tag dann auch. Spät aufstehen, ausgiebiges Frühstück, kurze Runde zum Lidl und dann wieder alle Fünfe strecken. Spontan wurde Abends dann doch nicht gegrillt sondern der Tag mit einer anständigen Brotzeit und ein paar Spielen beendet. Der Regen verzog sich zum Ende des Tages auch wieder.

Sonntag morgen – Sitzbank gefroren – wie angenehm es doch ist zum Frühstücken in einem warmen Wohnwagen zu sitzen. Aber der Wetterbericht versprich für heute sehr viel, also das Garmin raus und eine kleine Runde geplant. Funktion Rundtour – Dauer ca. 3 Stunden. Das Gerät spuckt was aus und wir düsen los. Kleine Straßen, viele Kurven einmal Übersetzen mit der Fähre Neckarhausen – Neckarhäuserhof der letzten Gierfähre auf dem Neckar – das Garmin macht seinen Job sehr gut. Wir haben Spass kommen langsam aber sicher wieder in die Routine des Fahrens und lassen’s fliegen. Aber man sollte immer bedenken dass wir hier im Odenwald sind und das an einem Wochenende. Und schon ereilte uns eines der Probleme der Motorradfahrer. In Beerfelden war Schluss. Wir standen vor einer am Wochenende für Motorradfahrer gesperrten Strecke. Wir versuchen sie zu umgehen und landeten an einer zweiten gesperrten Strecke.

Ich muss hier kurz abschweifen. Ich war tatsächlich ein wenig erregt in dieser Situation. Man kommt als Tourist in die Region, bringt Geld, zahlt die gleichen Steuern wie jeder Autofahrer für den Unterhalt der Straßen und dann darf man sie nicht fahren. Ich muss gestehen ich kann auch jeden Anwohner an so einer Strecke – die meist nicht ohne Grund gesperrt ist – verstehen dass er ein Anrecht auf Ruhe haben möchte. Aber das Problem ist ja nicht derjenige welcher die Strecke einmalig entlangfährt. Das Problem sind die Brülltütenfahrer welche die Strecke immer und immer wieder fahren. Ich finde persönlich den Ansatz der Streckensperrungen falsch. Ich bin der Meinung dass hier massiv kontrolliert werden müsste und entsprechende Sanktionen verhängt werden müssten. Wer sein Kurvenkönnen durch stete Wiederholung verbessern will soll auf die Rennstrecke. Dort hat er die passenden Bedingungen und wird schnell lernen dass auch dort Brülltüten nicht geduldet werden. Soweit dazu.

Unser Fazit war erstmal frei der Nase nach einen legalen Weg gesucht ohne auf die Richtung zu achten. Zu einem späteren Zeitpunkt dann das Navi beauftragt den kurvigsten Rückweg zum Campingplatz zu finden. Wir wollten schließlich nicht zu spät zum Grillen kommen. Nach 165km in 3 Stunden rollten wir wieder zum Zelt, stellten die Bikes ab und verbrannten den Ärger über die Streckensperrungen auf dem Grill! Der Ausklang des Abends gestaltete sich wieder in Form von Brettspielen im Wohnwagen. 

Montag morgen wollten wir einfach nicht von Frühstückstisch aufstehen, war uns doch bewusst dass wir alles zusammenpacken mussten und am nächsten Tag wieder auf die Arbeit durften. Trotzdem verließen wir um 11 Uhr den Campingplatz und einmal mehr gab es staunende Blicke wie man das ganze Gepäck auf dem Motorrad unterbringt. Teile unserer Gruppe blieben noch den Rest der Woche am Platz und genossen die Ruhe welche nach den Feiertagen einkehrte. Insgesamt ist der Fortuna Campingplatz eine Empfehlung Wert. Günstige Lage zum Odenwald, eine angenehme Atmosphäre, saubere sanitäre Einrichtungen und ein sehr netter Betreiber laden zu einem weiteren Aufenthalt ein. Der Nachhause Weg war wieder geprägt von blauem Himmel und vielen Kurven. Wieder cruisten wir phasenweise an der Jagst entlang und doch lernten wir dank der kreativen Planung des Garmin neue Ecken in der schon oft befahrenen Gegend kennen. Diesmal ging es unterhalb Rothenburgs vorbei und das wohl flüssigste Stück Kurvengestöber lieferte uns eine Neubaustraße von Kirnberg in Richtung Leutershausen. Lange Kurven, auf bestem Belag, genial einsehbar luden dazu ein am Gashahn zu ziehen und kurzzeitig mit der Straße zu verschmelzen. Leider führte dies auch dazu dass wir umso zügiger dem Ziel näher kamen. 

Viel zu schnell waren die vier Tage mit Freunden vergangen. Ancampen an Ostern, eine schöne Tradition welche hoffentlich noch ein paar Jahre anhält.

Nicht alle neuen Anschaffungen haben den ersten Praxistest bestanden. So habe ich mich z.B. bereits wieder von den Alpinestars Toucan getrennt und mir wieder Daytonas angeschafft. In wenigen Wochen steht nun ein weiterer Teil der Motorradstrasse Deutschlands für uns an. Anfang Mai wollen wir die Westroute unter die Räder nehmen. Schaut doch mal wieder vorbei, dann gibt es hier auch darüber was neues zu lesen.