Balkantour 2018 – Tag 14 – 270 km – Bayram Curri

Die Nacht war nicht gerade erholsam. Die Klimaanlage brachte nicht wirklich Leistung, daher haben wir die Balkontüren offen gelassen – großer Fehler. Von 2 Uhr bis ca. 3 Uhr war Anja damit beschäftigt Schnacken zu erschlagen und die Hoheit in unserem Zimmer zurückzugewinnen. Gekratzt hat mich das zwar erstmal nicht. Ich hab einfach weiter geschlafen. Bei mir war es dann um 5 Uhr rum, da hat es mich dann gekratzt und zwar ganz gewaltig!!! Gejuckt hat alles an mir. Meine Beine sind eine einzige Mondlandschaft von den vielen Stichen. Naja um 7:30 war dann trotzdem die Nacht rum und wir haben zusammengepackt. Noch schnell ein spartanisches Frühstück und um kurz nach 9 Uhr saßen wir dann auf den Böcken.

Die ersten Kilometer ging es durch die Stadt. Durres wirkt wie eine reine Hotelstadt. Der Verkehr wirkt chaotisch und die Gefährte welche einem begegnen teilweise abenteuerlich. Vorne eine Pritsche und hinten dran das Rückteil eines frisierten Mofas, oder andersum einfach an ein Mofa ne Pritsche und ne Achse mit zwei Rädern hinten dran. Und die Dinger fahren Höllengeschwindigkeiten. Tirana haben wir großzügig ausgelassen und bewegen uns auf Schnellstraßen und dann sogar einem kurzen Stück Autobahn ins Landesinnere. Autobahn? Was heisst hier Autobahn? Fußgänger, Eselskarren entgegen der Fahrtrichtung sogar Hühner laufen hier rum.

Immer wieder fällt uns auf dass es viele Polizeikontrollen gibt. Wir werden glücklicherweise immer freundlich durchgewunken. Bei Milot verlassen wir dann die Autobahn und biegen ab auf die Sh30 welche parallel zur Autobahn verläuft aber in wesentlich schlechterem Zustand ist, dafür aber auch Kurven zu bieten hat. Wir kommen gemütlich voran und haben Zeit in der Gegend herumzuschauen. Auf der Nebenstraße ist quasi Null Verkehr. Wir folgen auch einem Fluss welcher aktuell wohl Niedrigwasser hat. Man kann direkt auf den Grund des Flusses schauen so klar ist das Wasser. Allerdings findet sich am Ufer jede Menge Müll. Gestern hat vor mir ein Albaner eine Getränkedose aus dem fahrenden Auto geworfen, ca. 100 m bevor er an einer Tankstelle gehalten hat um sich eine neue zu kaufen. Kann man die dann nicht einfach an der Tanke in den Müll werfen? Dieses Verständnis ist in Albanien nochh nicht angekommen.

Wir schrauben uns langsam ein wenig in die Höhe während die Autobahn weiter im Tal bleibt. Der Ausblick ist Atemberaubend und wir sehen deutlich dass wir heute viel Glück haben. Vor uns, hinter uns und neben uns sind Gewitterzellen am werkeln. Nur über uns ist es halbwegs ok. Wir schaffen es den ganzen Tag irgendwie zwischen den Gewittern durchzuschlüpfen. Mehr als ein paar Tropfen Regen bekommen wir nicht ab. Wir sind langsam unterwegs. Hinter jeder Kurve könnte eine Kuh, eine Ziege, ein Schaf, ein wilder Hund, eine Schotterpiste, ein LKW, das Straßenende, oder sonstwas auf uns warten. Immer Brems- oder Ausweichbereit sein ist auf Dauer anstregend. Hier merkt man erst wie bequem der deutsche Straßenverkehr ist. Urplötzlich nach einer Kurve geschieht etwas völlig unerwartetes. Die SH30 ist frisch geteert und mit sauberen weißen Straßenmarkierungen versehen. Und das bleibt auch so. In den Dolomiten wären sie neidisch auf so eine Strecke. Wir gewinnen immer mehr vertrauen und ziehen voller Freude am Gas. Allerdings bleibt der kleine mahnende Schhutzengel auf der Schulter der immer wieder flüstert da könnte ne Ziegenherde stehen. Nach einigen Kilometern purem Fahrspass stoppen wir an einem Straßencafe und gönnen uns zwei eiskalte Colas. Hier ist auch noch ein Tschechisches Pärchen mit zwei Enduros um Pause zu machen. Er fährt eine 701er Husquvarna welche dezent umgebaut wurde um Reisetauglich zu werden. Das ist schon ein Leckerbissen. Und so leicht im Vergleich zu meiner V-Strom. Aber wo würde ich da die Fotoausrüstung hinpacken? Anja zersticht die aufkommende Luftblase eine Husqvarana zu kaufen gleich wieder.

Noch zweimal wechseln wir heute die Straße. Zuerst auf die SH5 und dann nach nur wenigen Kilometern auf die SH22. Diese führt uns am Hotel Alpin vorbei direkt nach Fierze. Diese Straße ist der absolute Hammer! Ich lass einfach Bilder sprechen. Wir legen soviele Fotostopps ein wie an keinem Tag auf dieser Reise. Landschaft vom feinsten!

In Fierze fahren wir zuerst an eine Tankstelle – geschlossen – und dann weiter zum Fähranleger der Trageti Alpin um mal zu gucken wo wir morgen früh hinmüssen. Den kann man nicht verfehlen. Danach fahren wir nach Bayram Curri und finden dort eine Tankstelle welche auch Visa nimmt. Wir sind früh genug dran um noch einen Abstecher ins Valbona Tal zu machen – wenn wir eh grad schonmal hier sind. Es beginnt mit einer engen Schlucht und wird weiter je tiefer man reinfährt. Die Straße ist übersäht mit Steinbrocken. Ein uns viel zu schnell entgegenkommender Mercedes kann einem dieser Brocken nicht mehr ausweichen und es zerreißt ihm den rechten Vorderreifen. Der Fahrer hat seine liebe Mühe das Auto abzufangen weil er viel zu schnell war, aber er schafft es. Da ist es wieder das Bewusstsein dass nach der nächsten Kurve alles auf einen warten kann. Wir legen noch ein paar Fotostopps ein und wenden nach ca. 10 Minuten fahrt ohne das Ende des Tales erreicht zu haben.

Unsere Unterkunft heute das Hotel Turizem Shkelzeni ist voll schnicke. Endlich mal wieder ein großes Bad! Die letzten waren doch immer sehr klein. Wir duschen und gehen noch im Restaurant essen. Die Streckenplanung für morgen steht dank der Fährfahrt auf dem Komansee auch schon fest und die Unterkunft in Shkodra wird das Hotel Red Bricks sein welches uns von Maxmoto im Mimoto Resieforum empfohlen wurde.

Balkantour 2018 – Tag 13 – 321 km – Golem

Es ist einfach schön mit dem Rauschen des Meeres aufzuwachen. Dann gemütlich Zeugs zusammenzupacken und um 8 Uhr mit Meerblick beim Frühstück zu sitzen. Was könnte es schöneres geben? WINTER!!! Winter wäre gerade echt schön! Es ist sauwarm hier und wir müssen die Moppedklamotten anziehen. Wer ist eigentlich so bescheuert und fährt im Juni nach Albanien? 33 Grad soll es heute werden… Naja es hat auch seine schönen Seiten hier 😉

Wir starten um kurz nach 9 Uhr am Hotel Kristal. Unser erster Stopp ist nach wenigen Kilometern bereits in Sarande. Wir brauchen noch Wasser für die Trinkrucksäcke. Es erst am Morgen zu kaufen macht absolut Sinn weil es dann frisch aus dem Kühlschrank kommt und davon hat man den ganzen Tag was! Naja außer es hat 33 Grad, dann reichen die 3 Liter in meinem Trinkrucksack vielleicht bis Mittag. Zuerst geht es weg von der Küste, hier steht die Luft und wir können fast nicht atmen. Echt heftig. Der Fahrtwind bringt auch erstmal nichts. Erst als wir ein paar Höhenmeter machen wird es besser. Dann geht es in ein Tal und hier gibt es Stellen an denen ist es den ganzen Tag schattig. Hier kann man atmen! Nachdem wir über einen Bergkamm gefahren sind biegen wir nach links ab auf eine Schnellstraße in Richtung Gjirokastra. Die Stadt der tausend Stufen. Die Schnellstraße ist nicht wie auf Wikipedia beschrieben eine vierspurige autobahnähnliche Strasse. Sie ist nur zweispurig und wir zuckeln LKWs hinterher. In Gjirokastra lege ich einen Tankstopp ein. Anja kommt ja wesentlich weiter mit ihrem Tank und wird erst beim nächsten Mal wieder auffüllen. Dann fahren wir in der Stadt den Berg hoch um uns einen kurzen Überblick zu verschaffen. Um die Moppeds stehen zu lassen und die Stadt zu Fuss zu erkunden ist es definitiv zu heiß. Hab ich schon erwähnt wie toll Winter ist?

Von Gjirokastra wollen wir nach Berat – die Stadt der tausend Fenster. Da gibt es nur einen Haken, die Strasse welche wir uns ausgesucht haben ist keine Strasse und es ist warm – sauwarm und unsere Motorräder sind keine leichten 250er Enduros, sondern vollbepackte Eisenschweine. Wir fahren nach Ballaban und versuchen unser Glück, aber die zwei möglichen Wege sind zu schlecht für uns. Wir drehen um und fahren 25 km zurück bis zur Schnellstraße. In Fratar starten wir den nächsten Versuch die Schnellstrasse zu verlassen, aber auch hier scheitern wir nach wenigen Kilometern. Der weitere Weg sieht zwar fahrbar aus, aber nachdem wir mit Ortsansässigen gesprochen haben beschließen wir dass heute nicht der richtige Tag ist für 25 km schwere Dirtroad. Wir kehren wieder um und legen in Fratar einen Shopping- (Trinkrucksäcke auffüllen) und Colastopp (wir trinken ja keinen Kaffee) ein. Wiedermal wird Anja beäugt wie ein Alien. Wir fahren zurück auf die SH4 und lassen dem Rest des Tages seinen Lauf.

Die Schnellstrasse führt uns inzwischen durch eine Ebene und die Sonne brennt gnadenlos. Wir haben keinen Blick mehr für die Landschaft um uns. Trinken – fahren – trinken – fahren – trinken – ohne unsere Trinkrucksäcke wären wir sowas von erledigt. Um 17 Uhr rollen wir an unser Hotel im Umkreis von Durres und sind froh die Motorräder in einer Tiefgarage abstellen zu können. Eine Dusche weckt unsere Lebensgeister wieder. Wir gehen noch ein wenig am Strand spazieren bevor wir uns in einer Bäckerei mit Bureks zum Abendessen versorgen und im hoteleigenen Supermarkt Wasser kaufen. Inzwischen ist ein wenig Wind aufgekommen der die Temperaturen erträglich macht. Wir lassen den Abend auf dem Balkon ausklingen bevor wir uns um kurz nach 22 Uhr ablegen. Hoffentlich wird es morgen nicht wieder so heiss und hoffentlich geht sich unserer Tourenplanung morgen aus.