Sardinien 2017 – Tag 5 – Orgosolo – 176 km

Ausgeschlafen aufwachen ist toll. So soll Urlaub sein. Wir sehen durchs Fenster schon den blauen Himmel und springen förmlich aus dem Bett – NEIN! Wir sind natürlich müde wie immer und wer will früh schon aufstehen? Erst recht wenn er in einem saubequemen Bett mit Panoramafenster und Blick aufs Meer aufwacht. Naja wir haben ja keinen Stress die Tagesdistanzen sind eher kurz. Wir machen uns erstmal Rühreier und frühstücken gemütlich – irgendwie hab ich beim einkaufen gestern Pompelmo Saft erwischt statt Orangensaft… Grapefruitsaft am Morgen, das ist echt übel!!! Dann wird gepackt, die Moppeds aus der Garage geholt und verzurrt. Um 10:25 starten wir dann endlich das Abenteuer Sardinien.

Die SS125 an der Küste entlang soll sehr schön sein und bei Motorradfahrern beliebt… soll? Naja der Funke springt nicht so recht über. Die SS125 ist auf jeden Fall viel befahren und die Kurven sind überschaubar. Besser wird das heute erst als wir sie verlassen und die SS129 ins Landesinnere nehmen. Hier herrscht weniger Verkehr und die Kurven machen schon mehr Laune. Landschaftlich merkt man deutlich dass es bis gestern 8 Monate lang keinen Regen gab. Alles ist vertrocknet und staubig. Wir verlassen die SS129 um zu einer besonderen Quelle zu fahren. Die Quelle liegt am Nordhang des bis zu 1463 m hohen Supramontemassivs. Sie ist der Ausgang eines riesigen, bis zu einer Tiefe von 135 Metern erforschten Karsthöhlensystems. Das Wasser entspringt einem bläulich schimmernden Quelltopf, an dessen Grund sich die Austrittstelle, eine Spalte im Kalkfelsen, befindet. Der dort entspringende Bach mündet schon nach wenigen Metern in den Fluss Cedrino, der in das Mittelmeer fließt. Die Karstquelle ist mit einer mittleren Schüttung von 300 Liter pro Sekunde die wichtigste Quelle Sardiniens und wurde als Naturdenkmal ausgewiesen. Die Schüttung kann in Spitzenzeiten auf über 50.000 l/s ansteigen. Hier begegnen wir einem anderen Pärchen aus Würzburg (die Franken sind aber auch überall) welche Sardinien mit dem Mietwagen erkunden.

Der Nächste Stopp ist auf dem Monte Ortobene, dem Hausberg von Nuoro, geplant. Der Weg dorthin zaubert ein Lächeln auf unsere Gesichter und wir genießen die Kurven und den nicht vorhandenen Verkehr. Der Ausblick vom 900 Meter hohen Berg kann sich sehen lassen. Wir beobachten ein wenig die Wolken beim ziehen bevor wir die letzten km des Tages unter die Räder nehmen. Wieder erfreut uns die kurvige Strecke, allerdings ist sehr viel Sand durch den gestrigen Regen auf die Fahrbahn geschwemmt worden, was unseren Fluss beim Fahren etwas einschränkt. In Orgosolo angekommen suchen wir das Bed and Breakfast welches wir gestern auf Booking.com reserviert haben. Ohne Navi wäre das echt knifflig geworden. Kleinste Gässchen, nahezu alle Einbahnstrassen und das ganze an einem Hang gelegen. Als wir es endlich gefunden haben wird uns sofort der Privatparkplatz aufgesperrt. Inmitten der eng an eng stehenden Häuser tut sich ein Innenhof von der Größe eines halben Fussballplatzes auf. Wir staunen nicht schlecht und stauchen die Moppeds rein und verschließen nach dem Abpacken das Tor hinter uns.

Mit den Kameras bewaffnet ziehen wir los um Orgosolo zu Fuss zu erkunden. Die Stadt ist berühmt für ihre „Murales“ genannten Wandgemälde.

Die Wandmalereien in Orgosolo drückten zunächst den Protest gegen den geplanten NATO-Truppenübungsplatz auf dem Pratobello aus. Auch gegen die Mailänder Konzern-Chefs, die Gelder des Aufbauplans für Sardinien veruntreut haben, richtet sich der Protest. Neuere Bildnisse kommentieren z. B. die Weltpolitik – so wird Helmut Schmidt wegen Stammheim als „Experte in Sachen Staatsmord“ bezeichnet, ein Sieg der kambodschanischen und vietnamesischen Kämpfer gegen die USA am 25. April 1978 gefeiert und die Zahl der unschuldigen Opfer für den Sturz Saddam Husseins wird hinterfragt. Andere Bilder stellen das einfache Hirten- und Dorfleben dar, setzen sich für die Erhaltung der Sardischen Sprache ein. Viele der ca. 120 Murales orientieren sich stilistisch am Kubismus in der Art von Picassos Guernica, aber auch realistischere Gemälde sind darunter. Trotz einiger Beschädigungen etwa durch Umbauten von Häusern oder Witterung sind alle Murales weitgehend sehr gut erhalten. Leider verstehen wir aufgrund der Sprachbarriere viele der Murales nicht. Andere sind aufgrund der Bilder eindeutig. Nachdem wir gute 2 Stunden durch die Stadt gewandert sind suchen wir uns ein Restaurant um Abend zu essen. Ausschließlich lokale Gerichte lassen wir uns servieren und sind begeistert. Vor allem von der Nachspeise: Seadas mit warmem Honig. So gestärkt treten wir den Rückweg zu unserer Unterkunft an und lassen den Tag bei der Routenplanung für morgen und dem Sichern der Bilder ausklingen.

Sardinien 2017 – Tag 3 & 4 – Genua & Capo Coda Cavallo – 242 km & 26 km

Wir starten äußerst gemütlich in den Tag. Die Nacht im Zelt war erholsam, obwohl sie relativ unruhig war. Direkt neben dem Campingplatz verläuft eine große Strasse und eine Bahnlinie, welche für einen gewissen Lärmpegel sorgen. Bis 11 Uhr sollten wir den Campingplatz verlassen und das wollen wir auch vollständig ausreizen. Erstmal gibt es Frühstück, dann lungern wir noch ein wenig herum, bevor wir so langsam beginnen unsere Sachen zusammenzupacken. Immerhin haben wir heute nur 230 km vor uns und die Fähre in Genua läuft erst um 21:30 Uhr aus.

Tatsächlich haben wir es geschafft den Platz erst um 11:10 Uhr zu verlassen. Wir fahren erstmal wieder auf einer relativ großen Strasse kerzengerade dahin. Die Strecke bis Piacenza lässt sich mit einem Wort beschreiben: Laaaaaaangweilig!!! Wenn wir nicht extrem viel geschlafen hätten, wäre ich unterm Fahren einfach weggepennt. Landschaftlich war auch nicht viel geboten. Lediglich was mir immer wieder auffällt, ist wieviele Ruinen von augenscheinlich früher großen Betrieben es in anderen Ländern gibt. In Deutschland sieht man viel weniger verfallene Gebäude. Auf der Umfahrung von Piacenza legen wir eine Kaffeepause an einer Tankstelle ein. Anja trinkt puddingartige heiße Schokolade und kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. Ich genieße meinen Cappuccino und freue mich darüber wieder etwas wacher zu werden.

Was nun folgt hätte ich nicht im Traum erwartet. Eingestellt war ich auf weitere 100 langweilige Kilometer. Aber so ist das wenn man nicht viel vorbereitet hat und Basecamp die Routenplanung überlässt – man wird auch mal positiv überrascht. Die Strecke von Piacenza nach Genua sollte man definitiv mal gefahren sein. Wenig bis garkein Verkehr. Kurve an Kurve und landschaftlich einfach nur geil! Da macht das fahren auch wieder Laune! Um kurz vor 16 Uhr nach 3 Stunden und 50 Minuten Fahrtzeit passieren wir das Ortsschild von Genua und stoppen erstmal an einer Repsol Tankstelle. Die Motorräder nochmal volltanken und kurz innehalten bevor es in den Stadtverkehr geht.

Nach einer halben Stunde starten wir das Abenteuer einmal quer durch eine italienische Hafenstadt. An Hässlichkeit ist Genua wohl nur schwer zu überbieten. Ich muss mich tatsächlich auch mal schlau machen, ob es hier etwas Sehenswertes gibt. Hochhaus reiht sich an Hochhaus und die Kampfgeschwader bestehend aus Rollern attackieren uns heftig. Unsere Mission: Etwas zu Essen und zu Trinken kaufen und dann zur Fähre. Um 16:50 stoppen wir an einem Supermarkt neben dem ein Dönerladen liegt. Die Motorräder auf dem Gehweg abgestellt gehe ich Wasser kaufen und bestelle uns zwei Döner, welche wir direkt vor dem Laden verspeisen. Dann noch eine Pide zum mitnehmen. Diese wird frisch für uns gemacht. Das kenne ich aus den Dönerbuden in Deutschland so nicht. Die wärmen eine Pide immer nur auf. Nach knapp 45 Minuten satteln wir wieder auf und begeben uns aufs Hafengelände. Der Checkin verläuft reibungslos und wir stellen uns als erste Motorräder neben die Schlangen von Autos, welche schon warten.

Nach einer Stunde Wartezeit beginnt um 18:30 Uhr das verladen. Wir stellen die Motorräder an den zugewiesenen Positionen ab, packen das nötigste in den Rucksack und machen uns auf den Weg zur Kabine. Eng sind diese ja schon, vor allem wenn man nicht der kleinste und schlankste ist – so wie ich. Irgendwie halte ich es nie lange in diesen Kabinen aus. Nach einer Dusche suchen wir das Deck auf und führen die Kameras nochmal aus. Die blaue Stunde bietet einige schöne Motive im Hafen. Nur die Stative gehen uns ein wenig ab, würden auf dem Schiff aber keinen Sinn machen.

Pünktlich um 21:30 Uhr legen wir ab und verlassen den Hafen von Genua. Wir ziehen uns zurück auf unsere Kabine und beginnen doch noch mit ein wenig Routenplanung für Sardinien. Insgesamt erscheinen uns die Distanzen als relativ kurz und eine Inselumrundung sollte in den uns zur Verfügung stehenden 10 Tagen locker zu schaffen sein. Der eine oder andere Abstecher ins Landesinnere sollte dabei auch drin sein. Die Tagesstrecken werden sich dabei an verfügbaren Campingplätzen orientieren. Müde und voller Vorfreude fallen wir in einen tiefen Schlaf.

Um 6:20 Uhr klingelt der Wecker. Wir wollen unter den ersten beim Frühstück sein. Bei der Buchung konnte ich leider nur ein Frühstück auswählen. Ein zweites war nicht mehr buchbar. An der Theke ist dies dann kein Problem, allerdings trifft uns an der Kasse fast der Schlag. Insgesamt haben wir nun 30 Eur für Rühreier mit Speck, zwei Croissants, zwei Semmeln, 4 Scheiben Wurst& Käse, einen Kaffee, eine heiße Schokolade und zweimal Orangensaft bezahlt. Echt heftig für die Qualität welche hier geliefert wird. Nach dem Frühstück heisst es packen und warten dass die Fähre anlegt und wir aufs Parkdeck dürfen. Die Motorräder stehen so dass wir ziemlich als letzte die Fähre verlassen werden, insofern haben wir keine Eile. Andere Biker zwängen sich schonmal in Ihre Regenkombi, was bei uns erstmal für Verwunderung sorgt. Wir hatten schon lange keinen Blick mehr nach draußen geworfen.

Als wir die Fähre verlassen sehen wir uns dunklen Wolken gegenüber, aber noch ist es trocken. Als wir Olbia verlassen fängt es dann an zu regnen. Ein paar Kilometer weiter stoppen wir an einer Tankstelle um uns unterzustellen. Ein kurzer Blick aufs Handy – okay, das Wetter soll die nächsten Tage perfekt sein, aber heute nur Regen bis ca. 18 Uhr. Regen an sich stört uns nicht, aber der Ausblick ist durch die Wolken stark eingeschränkt. Wir öffnen kurzerhand booking.com und sehen uns nach einem Zimmer um, schließlich haben wir ja Urlaub also warum nicht einfach faul sein? In 5 km Distanz finden wir freie Zimmer im Cala Paradiso Residence Wir fahren kurzentschlossen hin und checken ein. Die Motorräder bekommen einen Platz in der Garage neben einer ansehnlichen Sammlung von alten BMWs. Den Tag verbringen wir damit zu schlafen, den ersten Bericht online zu stellen, einkaufen zu gehen und gegen Abend gehen wir an den Strand und machen ein paar Langzeitbelichtungen.

Nach dem Abendessen (Ravioli mit Ricotta an gebratenem Gemüse) werfen wir noch einen sehnsüchtigen Blick gen Himnmel. Für Milchstraßenbilder ist es aber leider zu bewölkt, obwohl es ab 17 Uhr aufgehört hatte zu regnen und aufgerissen ist. Wir haben auch unsere Planung nochmal abgestimmt und wollen morgen bis Orgosolo fahren, wo wir spontan nochmal ein Bed and Breakfast gebucht haben um Abends die Straßen der Stadt mit ihren Murales (Wandbilder) zu erkunden.

Sardinien 2017 – Tag 1 & 2 – Reschenpass & Lago d’Iseo – 678 km

Urlaubsplanung, das ist normalerweise ein Thema in dem wir fast schon Weltmeister sind. Anja liest Reiseführer, ich lese Foren und tüftle Routen aus. Wochen vor einem Trip haben wir dann meistens ziemlich genaue Vorstellungen was wir im Zielgebiet sehen wollen und wie die geplante Route grob aussehen soll. Hat das heuer in den Pyrenäen gerade noch so ganz gut geklappt, so ist es diesmal für unseren geplanten Sardinien Trip ganz anders. Anja hat den Reiseführer zwar gelesen, wir haben aber noch nicht ein Wort darüber gesprochen. Wir haben Fährtickets ab Genua nach Olbia und auch wieder zurück. Eine Route um nach Genua zu kommen war mit Basecamp schnell gestrickt. Augenmerk auf nicht zu hohe Pässe. Das Stilfser Joch z. B. liegt schon im Schnee. Ein obligatorischer Halt im Garni Wallnöfer am Reschensee bei Elisabeth bietet sich an. Also dort noch ein Zimmer für den ersten Abend klar gemacht. Und das war es dann auch schon. Weiter sind wir nicht mehr gekommen. Wir sind beide aktuell jobtechnisch so eingebunden dass wir abends (wenn wir mal daheim sind) einfach völlig platt umfallen. Gut, dann agieren wir diesmal eben spontaner.

Pünktlich zum Start am 23.09.2017 hat Anja sich noch eine Grippe eingefangen und schnieft nur so vor sich hin. Die Motorräder packen wir Freitag Abends um 22 Uhr – früher hat das einfach nicht geklappt – und den Rest am Samstag morgen. Wir lassen es langsam angehen. Das Zimmer für den Abend ist gebucht und die 400km bis zum Reschen sitzen wir normalerweise auf einer Arschbacke ab. So läuft es dann auch. Um kurz vor 11 starten wir nachdem wir in einem Anflug von Aktionismus noch die Wohnung geputzt hatten. Die Strecke durch Deutschland und Österreich langweilt uns. Wir kennen sie quasi auswendig und der dichte Verkehr in Österreich trägt nicht dazu bei dass wir sie ansprechender finden. Über Füssen und den Fernpass geht es dem Tagesziel – Pizzaessen entgegen.

Kurz nach 18 Uhr rollen wir direkt in die Garage bei Elisabeth – dies führt direkt zu Verwirrung bei der Gruppe BMW Fahrer welche erstmal ein Ankunftsbier getrunken hat und nun die Motorräder nach uns in die Garage sortieren darf. Kurz umgezogen und schon sind wir dank Taxiservice auf dem Weg in die Pizzeria Hans direkt am Pass. Eine Suppe, Pizza für mich und Gnocchi für Anja später warten wir wieder auf den Fahrservice welcher um 20 Uhr die BMW Fahrer bringen sollte und uns mit zurück nehmen soll. Die Gruppe hatte wohl aber ein oder zwei Bierchen mehr und war 20 Minuten zu spät dran. Egal, wir sind im Urlaub und auf uns wartet heute eh nur noch das Bett. Anja kann den Schlaf gut gebrauchen um gegen die Grippe anzukämpfen.

Um 7 Uhr klingelt der Wecker und schickt uns unter die Dusche. Gemütlich frühstücken und die paar Sachen welche wir ausgepackt hatten wieder verstauen. Um kurz nach 9 Uhr sitzen wir wieder im Sattel und starten in Richtung Meran. Endlose Apfelplantagen im Val Venosta und wieder sehr dichter Verkehr heben die Stimmung immer noch nicht wirklich an. Anjas Nase läuft schneller als wir fahren können. Ab Lana wird die Verkehrsdichte dann endlich besser. Wir fahren über den Passo delle Palade und den Passo del Tonale. Auf 1800 Meter kommen wir der Schneegrenze schon ziemlich nahe. Die Strecke wird jetzt noch langweiliger und die Straßen größer. Die letzten 50km bis zum Lage d’Iseo sind schon fast autobahnähnlich. Ich habe heute massive Probleme zu erkennen, wie schnell ich eigentlich fahren darf. Die Beschilderung ist sehr lückenhaft, nur aufs Garmin Navi will ich mich nicht verlassen und nach den Italienern kann man sich nicht mal ansatzweise richten. Der eine krabbelt mit 30 km/h dahin während der andere bei jeder Gelegenheit mit 100 km/h überholt. Wir sind froh als wir heute nach knapp 280 km auf den Campingplatz Covelo am Lago d’Iseo rollen.

Anja ist der Meinung dass die Temperaturen okay sind um mit Grippe die Nacht im Zelt zu verbringen. Ich kann auf dem Campingplatz irgendwie nix mit mir anfangen. Wir sind es nicht gewohnt um 15 Uhr schon Zelt aufzubauen und quasi noch den halben Tag Zeit zu haben. Meist nutzen wir die Tage um vorwärts zu kommen. Diesmal haben wir uns aber bewusst 3 Tage Zeit genommen für den Weg nach Genua, da wir nicht abschätzen konnten welche Wege uns eventuell der Schnee madig macht. Zum Sonnenuntergang bekommen wir noch die Gelegenheit die Kameras zum Einsatz zu bringen. Direkt danach legen wir uns ab.

Morgen haben wir nur 230km bis nach Genua, das sollte in guten 4 Stunden erledigt sein. Das heisst wir lassen uns früh auf jeden Fall viel Zeit. Unsere Fähre geht um 21:30 Uhr, so dass wir in diesem Urlaub definitiv entschleunigt unterwegs sein können. Wie wir nun Sardinien erkunden, lassen wir auf uns zukommen. Vielleicht haben wir ja auf der Fähre noch Lust auf ein wenig Routenplanung, sonst gehts einfach der Nase nach.

Pyrenäentour 2017 – Tag 20 – 22 – 596 km – Geroldsau, Baden Baden und der Heimweg

Tag 20 unserer Tour begann total entspannt im Zelt. Es ist einfach geil schön eingemummelt im Schlafsack mit dem Zelt im Schatten aufzuwachen, aber bereits durch die Zeltplane zu sehen dass die Sonne scheint. Du weisst das Zelt wird trocken sein wenn du es in 2 Stunden einpackst, du kannst dich zum Frühstücken in die Sonne oder in den Schatten setzen und es folgt ein Tag mit Motorradfahren. Was kann es besseres geben? Richtig, Rühreier am Morgen! Wenn der Drecks Primus Omnilite Ti Kocher denn mal mag… Warum das Ding bei uns mit Reinbenzin immer so schnell verrusst das weiß der Teufel. Düse raus und reinigen, Spindel raus und reinigen – alles wieder zusammen und schon brennt das Ding wieder wie das ewige Höllenfeuer. Ist ja kein großes Ding, aber eigentlich will ich das nicht in 3 Wochen 4 mal machen müssen. Naja die Eier waren trotzdem super und so kann der Tag losgehen.

Prio hat das zügige vorankommen. Heute Abend haben wir ein Hotel in Geroldsau bei Baden Baden reserviert. Hier bleiben wir zum Abschluss nochmal zwei Nächte. Die Straßenwahl von Basecamp ist heute wieder besser als gestern. Zügig, kurvig geht es voran. Allerdings nicht weit, dann sticht mir eine Mühle an einem Fluss ins Auge. Eine traumhafte Spiegelung, also Warnblinker rein, wenden, parken, Stativ und Filter raus. Anja mag irgendwie noch nicht so recht, das Motiv sagt ihr nicht so zu. Ich bin voll in meinem Element. Soviel zum Thema zügig vorankommen. Es sollte einer von zwei Fotostopps am heutigen Tag sein. Also kann man den schonmal ausdehnen.

Wir fliegen heute erstmal an Flüssen entlang. Das bietet zum einen viele Kurven und zum anderen einen schönen Ausblick. Und so geht die Zeit schnell dahin. Den zweiten Fotostopp legen wir in Clerval ein, auch hier bietet sich eine glasklare Spiegelung im Fluss direkt an. Durch Belfort zieht es sich verkehrsmäßig ein wenig und die steigenden Temperaturen machen es nicht besser. Bald darauf kommen wir an den Rhein. Hier geht es schnurgerade entlang bis wir auf eine Fähre stoßen welche wir zum Übersetzen nach Deutschland nutzen. Endlich wieder 100km/h auf der Landstrasse…denkste. Feierabendverkehr in Richtung Offenburg, das zieht sich. Wir beschließen auf die A5 zu fahren um das ganze zu beschleunigen. Ob wir jetzt B3 oder A5 fahren ist auch schon egal. Die letzten 13km geht es dann nochmal auf kleinen Straßen bis nach Geroldsau. Hier checken wir im Schwarzwaldhotel Sonne ein welches uns schon 2015 als Basis für eine Woche Schwarzwald/Frankreich gedient hatte.

Schnell geduscht und angezogen und zum uns gut bekannten Landgasthof Hirsch zum Abendessen gelaufen. Wir hatten die Hoffnung auf das badische Grillbuffet, dieses findet aber leider immer Freitags und Sonntags statt. Heute ist Dienstag. Also gabs erstmal Carpaccio und dann für mich Lende mit Pfifferlingen und Spätzle vom Brett. Anja hatte eine Perlhuhnbrust auf einer Mango Zwiebel Soße mit Kroketten. Ein Schokotörtchen und eine Käseplatte später waren wir dann endgültig bewegungsunfähig. Der Rückweg gestaltete sich mühsam.

Den folgenden Pausentag am Mittwoch nutzten wir für zweierlei Dinge. Zum einen fuhren wir mit dem Bus zum Friedrichsbad nach Baden Baden. Dieses römisch-irische Bad zeichnet sich durch 17 Stationen von Heißluft über Dampf, eine Seifenbürstenmassage, Warmwasserbecken, Sprudelbad, kühles Bewegungsbecken, Kaltwasserbecken, eine Crememassage bis hin zum Ruheraum und einem Lesebereich aus. Wenn man hier 4 Stunden gechillt hat dann ist man danach auch noch grundgereinigt wie es die antiken Römer schon in den Caracalla Thermen getan hatten. Wer mal hier in der Gegend ist sollte sich das definitv gönnen! Erst recht nach gut 5000km auf dem Motorrad.

Wieder mit dem Bus zurück haben wir den Fotorucksack gepackt, die Five Fingers angezogen und uns auf den Weg zum Geroldsauer Wasserfall gemacht. Hier waren wir auch schon 2015, damals allerdings noch mit ganz anderer Kameraausstattung und vor allem anderem Wissensstand. Wir laufen direkt zum Wasserfall und fotografieren uns dann den Weg zurück. Die Five Fingers (Zehenschuhe) ermöglichen es uns ganz unbedarft  bis zu den Knien im Bach rumzulaufen. Einen anderen Fotografen beobachten wir dabei wie er tunlichst versucht von Stein zu Stein zu kommen und ja keine nassen Füsse zu kriegen. Uns ist das Egal. Was tut man nicht alles für die richtige Perspektive. 3 Stunden und 45 Minuten später ist es 20 Uhr und wir sitzen auf dem Balkon und essen Abend. Die Stative und unsere Schuhe trocknen hinter uns.

Die letzte Nacht auswärts ist nochmal sehr erholsam. Das lange Baden und der Spaziergang an der frischen Luft lassen uns tief und fest schlafen. Das Frühstücksbuffet im Hotel ist wie schon bei unserem letzten Aufenthalt genial und so genießen wir es nochmal in Ruhe zu schlemmen. Die letzten ca. 250 km Landstrasse sind auch ganz schön, können uns aber keine AAAhs und OOOhs entlocken. Zu oft sind wir diese Strecken bereits gefahren. Fotostopps gibt es keine mehr. Wenn man so am Ende einer Reise ist will man dann auch mal ankommen. So geht es zumindest uns immer wieder, wenn man mal im Umkreis von 300km um das heimische Bett ist und es unvermeidlich ist dass man die Reise beendet dann werden wir zielstrebig.

Zuhause angekommen freuen sich alle dass wir wieder gut zurück sind… was hätte uns denn passieren sollen? Die Reiseutensilien sind schnell überall verstreut. Die Waschmaschinen gefüllt und so klingt dieser Urlaub aus wie es so jeder Motorradurlaub tut. Erstmal erzählen und dann die Ausrüstung wieder auf Vordermann bringen. Ein Haufen Bilder wartet darauf gesichtet zu werden, die Berichte wollen veröffentlicht werden und ich hoffe sie haben auch ein wenig Anklang bei euch gefunden.

Die Pyrenäen sind auf jeden Fall einen oder auch mehrere ausgiebige Touren mit dem Motorrad wert und ich glaube auch wir werden irgendwann noch einmal eine Tour dorthin fahren um noch ein paar mehr kleine Strässchen und den einen oder anderen Schotterweg zu erkunden.

Pyrenäentour 2017 – Tag 19 – 319 km – Ounans

Heute Nacht hat es geregnet. Dafür scheint nun die Sonne und wir sitzen im angenehm warmen Sonnenlicht beim Frühstück. Anja ermahnt mich immer wieder mit dem Reifen schön vorsichtig zu fahren. Um 10:45 haben wir aufgepackt und sind startbereit. Angedacht sind ca. 320km bis zu einem drei Sterne ACSI Campingplatz. Mal sehen ob das alles so klappt.

Die ersten paar km sind wieder so wie gestern, angenehm flott aber trotzdem schön kurvig. Dann ändert sich das Streckenprofil. Leider zum negativen. Es geht kerzengerade auf bundeststraßenartigen Strecken dahin immer wieder ausgebremst durch die zahlreichen Kreisverkehre. Das sollte heute den größten Teil des Tages so bleiben. Einfach öde und langweilig, aber gut für meinen Reifen – in der Mitte hat er ja noch Profil. Erst gegen Spätnachmittag kommen wir wieder auf kleinere und kurvigere Straßen. Die letzten 50 km sind nochmal richtig schön. Der Campingplatz ist super und so geht zumindest dieser Teil des Planes auf, wenn schon die Strecken heute nix waren. Zum Abendessen gibt es heute nur Vesper. Zum kochen sind die Temperaturen heute zu hoch, Anja wanzt noch bisschen in der Hängematte rum während ich Bilder sichere und mich über den Bericht mache.

Ziemlich unspektakulärer Tag… da hat man Zeit bisschen Dinge zu beobachten und darüber zu grübeln. In allen Ländern die wir bisher so befahren haben ist mir immer aufgefallen wie die Stromversorgung so aussieht. In Deutschland z.B. schießen Biogasanlagen, Windräder und Solarflächen wie die Pilze aus dem Boden. In Spanien – welches ja wesentlich sonnenreicher als Deutschland ist – hab ich nicht eine Solarplatte gesehen. In Frankreich exakt ein Privathaus mit Solar auf dem Dach und in der Provence eine Solaranlage auf freiem Feld. Windräder hab ich in Spanien auch keine gesehen. In Frankreich gab es mehrere Anlagen mit einer großen Anzahl an Windrädern. Aber keine vereinzelt stehenden wie in Deutschland. Was im Bereich der Pyrenäen viel zu sehen ist sind Wasserkraftwerke. Es gibt sehr viele Stauseen und gefühlt hat jedes dritte Dorf sein eigenes Wasserkraftwerk. Ich findes es gut dass der Strom dort produziert wird wo er gebraucht wird.
Aber warum kommen in so sonnenreichen Ländern nicht mehr Photovoltaik Anlagen zum Einsatz? Genauso sind keine Platten zur Warmwassererzeugung zu sehen. Diese Technik z.B. ist im Balkan sehr verbreitet. Warmwasser wird in Frankreich z.B. nahezu überall wo ich geschaut habe mit Strom erzeugt. Durchlauferhitzer oder Boiler sind hier im Einsatz.
Ich finde es immer wieder Interessant hier einen Vergleich zu unserer Heimat zu ziehen.

Gegen Ende des heutigen Tages haben wir viel Ackerbau und Viehwirtschaft gesehen und das wieder in einer schönen Mischlandschaft. Dies macht den Eindruck dass es hier ausgewogen und natürlich zu geht. Mal sehen was uns der morgige Tag und die Etappe bis nach Baden Baden so zu bieten hat.

Pyrenäentour 2017 – Tag 18 – 350 km – Saint Paulien

Im Hotel aufzuwachen bedeutet immer etwas schneller auf dem Mopped zu sitzen als wenn man noch Zelt abbauen muss. Und genau so läuft es heute bei uns auch. Um 9:14 sitzen wir auf den Motorrädern und sind abfahrtbereit – naja fast. Tanken und Frühstück fehlt noch. Eine Tankstelle ist gleich um die Ecke. Einen Bäcker finden wir nach 5 Minuten. Wir kaufen uns was herzhaftes und was süßes und setzen uns erstmal hin zum Essen. Leute beobachten die währenddessen beim Bäcker einkaufen ist auch lustig. Um 10 Uhr starten wir dann wirklich.

Das umplanen der Route macht sich gleich mal bemerkbar. Wir fahren konstant 90km/h und kommen gefühlt wie im Düsenjet voran. Wir haben uns heute aber auch ca. 350 km vorgenommen. Der Himmel ist bewölkt und erste Regentropfen appelieren an unsere Vernunft gleich noch was überzuziehen bevor alles nass ist. Landschaftlich ist erstmal nichts besonderes und das Navi zählt munter die km runter. Um kurz nach 11 geht es dann in den Parc naturel regional du Haut Languedoc und von dort direkt in den Parc naturel regional des Grands Causses die Straßen werden zwar wieder ein wenig kleiner, es lässt sich aber nach wie vor deutlich flotter als in den letzten Tage fahren. Wir nehmen der Zeitberechnung des Navis sogar vereinzelt Minuten ab. Als wir noch einen Zipfel des Park national des Cevennes anschneiden ist es soweit und ich ertrage die Regenklamotten nicht mehr. Inzwischen ist es aufgeklart und auch deutlich wärmer geworden.

An einem Imbiss ziehen wir die Sachen aus und füllen unsere Trinkrucksäcke auf. Das war es nun erstmal mit Nationalparks in Frankreich. Wer nun meint dass die Landschaft jetzt nicht mehr so schön ist der täuscht sich gewaltig. Wir bewegen uns weiterhin zwischen 800 und 1500 Höhenmetern dahin und es ist wunderschön. Hier in der Gegend sieht man auch kaum Tourismus im Gegensatz zu den Nationalparks wo jeder hin will. Wir sind froh die Route geändert zu haben. Es tut einfach gut mal wieder so richtig dahinzufliegen. Die Straßen sind aber immer noch angenehm verkehrsarm und nicht zu groß. Die Kurvenradien sind aber deutlich weiter.

Irgendwo, ich erinnere mich nicht mehr genau daran wo halten wir an einem Straßenstand und kaufen Auberginen, Zwiebeln, Zucchini, Paprika, Gurke, Champignons und eine Melone. Das Abendessen und das Frühstück sind somit gesichert. Heute ist der erste Tag während der kompletten Reise an dem wir trotz einer ordentlichen km Leistung auch zeitlich einigermaßen rumkommen. Um kurz nach 17 Uhr rollen wir auf den angepeilten Campingplatz und haben heute mal alle Zeit der Welt zum Aufbauen und Kochen. Das ganze Gemüse schneiden wir klein, braten es an und werfen es dann zusammen mit ein paar Tortellini in den Topf. Einfach lecker.

Beim Essen fällt mein Blick auf meinen Hinterreifen und irgendetwas sieht daran komisch aus. Es dauert ein wenig bis ich es realisiere. Der Reifen ist ziemlich am Ende. Nach ca. 4500km hat er nur noch in der Mitte ein wenig Profil. An beiden Rändern hat sich ein Streifen gebildet auf dem das komplette Profil fehlt. Anjas Reifen sieht trotz ca 1500km mehr Laufleistung noch deutlich besser aus. Die 1000er erzeugt halt doch einiges mehr an Verschleiß als die 650er. Nunja, ca. 1000km muss der Reifen noch halten. Die neuen liegen bereits daheim und warten nur auf die Montage.

Unsere Entscheidung umzuplanen haben wir nicht bereut. Und so geht es morgen hoffentlich genauso flott weiter. Wir peilen so ca. 320km an und haben auch schon wieder einen Campingplatz im Blick.

Pyrenäentour 2017 – Tag 17 – 175 km – Carcassonne

Kann man als Motorradfahrer Kurven irgendwann satt haben? Mit dieser Frage bin ich eingeschlafen und sie beschäftigt mich direkt nach dem Aufwachen auch wieder. Also ich bin ja nun schon ein klein wenig Motorrad gefahren in meinem Leben und ich hab auch schon einige schöne Gegenden gesehen. Aber das was man hier so erfahren kann das sucht seines Gleichen. Das letzte Stück gestern im Regen hat mir nicht mehr wirklich Spass bereitet. Immer wieder das Motorrad über den Scheitelpunkt ziehen und in die nächste Kurve rein. Blick richtig setzen, Geschwindigkeit einschätzen und dann wieder die Linie versemmelt weil einfach die Energie nicht mehr da ist. Ich bin satt! Nunja, dann gibt es eben Eier zum Frühstück und keine Kurven, die kommen erst danach.

Da wir wieder an der Küste sind ist das eigentliche Thema des Urlaubs durch. Jetzt beginnt mehr oder weniger der Heimweg. Heute wollen wir allerdings ein paar Kilometer weniger machen und dafür noch ein bisschen laufen gehen. Wir wollen mal sehen ob Carcassonne tatsächlich so aussieht wie eine der Varianten die man im Gesellschaftsspiel so basteln kann. Noch sind wir in den Ausläufern der Pyrenäen und noch hat der Reiseführer was dazu zu sagen. Wir entdecken das aber erst als wir schon ein Stück gefahren sind und uns irgendwelche Finger ähnlichen Steinformationen anschauen an denen wir zufällig gehalten haben. Anja liest schnell mal nach und ich krieg wieder meinen kleinen Zettel für den Tankrucksack.

Die heutige Route war überhaupt nicht ausgearbeitet sondern einfach kurvenreiche Straße nach Carcassonne in Basecamp – und sie war kurvenreich … hatte ich nicht gesagt ich bin satt? Ja ich bin es wirklich. Aber heute hat das mit der Linie wenigstens wieder geklappt. Als nächstes kommen wir an Ansignan vorbei. Hier steht ein aktuell noch in Betrieb befindliches römisches Aquädukt in den Weinbergen. Wir hätten es fast nicht gesehen … so im vorbeifahren.

Dann kommt die Gorges de Galamus, eine 5 km lange Schlucht die echt imposant anzusehen ist. Es ist hier übelst windig und fast hätte ich meine SW-Motech Cap für immer verloren. Ein Busch hat sie gerade noch so gefangen. Wir beobachten wie sich zwei Gruppen fertig machen zum Canyoning. Das würde uns auch mal interessieren. Anja isst noch einen Crepe und wir machen noch ein paar Fotos von der Eremitage die hier in den Felsen gebaut ist.

Auf dem restlichen Weg nach Carcassonne fehlt uns irgendwie der Blick fürs Besondere – da ist er wieder der Begriff „SATT“. Irgendwann ist einfach Schluss mit aufnehmen. Dann muss der Kopf erstmal verarbeiten. Mit einem Regenschauer rollen wir nach Carcassonne rein und checken erstmal im Hotel ein. Wir bekommen einen Garagenstellplatz was uns hocherfreut da wir so nicht die kompletten Moppeds abpacken müssen. Kurz frisch gemacht, den Fotorucksack gepackt und dann geht es zu Fuss weiter. Wir sehen uns das mittelalterliche Carcassone an. Mitten im Touritrubel (der für Anfang Juli und einen Samstag echt überraschend gering ist) entscheiden wir uns etwas zu essen. Ich gönne mir ein Cassoulet Fait Maison (Bohnen mit Wurst, Schweinefleisch und zwei Entenkeulen), Anja gönnt sich Entenbrust mit Pommes. Beides lecker und überraschend günstig dafür dass wir mitten in der Altstadt sitzen. Dann schlendern wir noch ein wenig durch die inzwischen leeren Gassen bevor es anfängt zu Regnen und wir uns auf den Rückweg zum Hotel machen. Die 5 km laufen haben uns echt gut getan nach dem tagelangen sitzen auf dem Mopped.

Im Hotel überlegen wir wie wir nun den Heimweg gestalten und beschließen alles über den Haufen zu werfen. Wir wollen etwas flotter vorankommen und planen daher eine neue Route. Mal sehen wie uns das gelungen ist. Morgen Abend sind wir schlauer. Und nun noch ein paar Bilder aus Carcassonne:

Pyrenäentour 2017 – Tag 16 – 298 km – Argeles sur Mer

Der Wecker klingelt um 7:30 Uhr. Um 9:59 verlassen wir nach einem ausgiebigen Frühstück (Schafskäse, Salsiccia, Brot) den Campingplatz. Ich habe heute bei einem kurzen Check der Motorräder das letzte Öl eingefüllt. Sprich die beiden Maschinen haben bereits 1L verbraucht. Das kommt bestimmt von den hohen Temperaturen, den niedrigen Gängen und den hohen Drehzahlen auf den Pässen. In Norwegen haben wir auf der doppelten Strecke nur haLb soviel Öl benötigt. Ansonsten ist die Technik aktuell angenehm unauffällig. So soll es sein.

Wir halten in Ripoll an einer Repsol Tankstelle um unseren Spritvorrat aufzufüllen und schauen gleich noch nach Öl. Es gibt zwar 10W40 für Motorräder, aber nur Vollsynthetisches. Auch an drei weiteren Tankstellen an denen wir heute im Laufe des Tages halten gibt es kein teilsynthetisches. Naja noch ist der Ölstand absolut im grünen Bereich. Auf meinem Highlightzettelchen kommt auch schon der erste Punkt. In Sant Joan de les Abadesses erwartet uns die längste mittelalterliche Brücke Spaniens mit einer Reichweite von 32m. Fotos raus und kurz ne Runde gelaufen. Schön anzusehen ist auch der Terassenförmig angelegte Gemüsegarten welcher direkt zwischen der alten und der neuen Brücke am Fluss liegt.

In Camprodon ist bereits die nächste Brücke zu besichtigen, was am Ortskern allerdings malerisch schön sein soll können wir nicht verstehen. So ziehen wir einfach durch und biegen dafür kurz darauf ab nach Beget. Dies soll eines der malerischsten Dörfchen sein. Die Nebenstrecke welche dorthin führt ist es auf jeden Fall wert dass man sie zweimal fährt. Beget ist für uns nämlich eine Sackgasse. Wir müssen nach dem kurzen Spaziergang im Ort – der tatsächlich sehr schön ist – und der Besichtigung der Kirche (Eintritt 1 Eur) den gleichen Weg wieder zurück. Als wir wieder auf der Route ankommen haben wir erst 70 km zurückgelegt, sind aber bereits 3,5 Stunden unterwegs. Und das bei einem heutigen Streckenpensum von knapp 300km. Das geht sich nicht aus…

Wir machen nochmal einen kurzen Abstecher nach Frankreich bevor wir die letzten spanischen Km in Angriff nehmen. Spanien wird uns definitiv fehlen. Land, Leute, Straßen, Essen – einfach alles nach unserem Geschmack. Mit Frankreich werden wir nicht so warm. Wir legen jetzt weniger Stopps ein um endlich etwas vorwärts zu kommen. Kurz nach einer Tankpause fahren wir am Örtlichen Straßenstrich vorbei. Nachmittags um 15:30 stehen hier äußerst leicht bekleidete Damen und bieten sich selbst feil. Eine eher kuriose Situation so mitten auf freiem Feld neben einer Tankstelle. Der nächste Ort ist ein ganzes Stück entfernt.

In Espolla soll es Dolmen und Menhire in den Weinbergen um den Ort geben. Ich sehe nur einen Wegweiser, aber uns sitzt die Zeit ein wenig im Nacken so dass wir diesem nicht nachgehen. Außerdem sieht der Himmel irgendwie immer giftiger aus. Dicke schwarze Wolken kündigen Regen an. Ein letztes Highlight haben wir in Spanien noch. Das Cap de Creus soll unser Zielpunkt für die Küste zu Küste zu Küste Strecke sein. Hier steht ein Leuchtturm und der Ausblick aufs Meer ist besonders schön. Auf dem Rückweg vom Cap de Creus öffnen sich dann die Schleusen und es beginnt zu regnen. In Llanca stellen wir uns beim Tanken mal wieder an einer Repsol unter. Dann wir noch eingekauft damit wir alles fürs Abendessen haben.

Endspurt: noch 50 km bis zum angepeilten Campingplatz. Diese ziehen sich aber dahin. Wir fahren ein Stück Küste, dann über die Grenze nach Frankreich und noch einen kleinen Schlenker von der Küste weg. Hier erwischt uns die Wolke dann wieder. Den Campingplatz erreichen wir heute nach 10 Stunden unterwegs um genau 20 Uhr. Terassenförmig klebt er an der Küste und hat mehrere kleine private Buchten welche hier fast aussehen wie in Kroatien. Kieselsteine füllen die Buchten und nicht Sand. Wir fühlen uns sofort heimisch, beeilen uns das Zelt aufzustellen und Abendessen zu kochen. Wir sind beide total ausgehungert, liegt das letzte Essen doch bereits fast 12 Stunden zurück. Um 21:30 lehnen wir uns dann zufrieden in den Stühlen zurück und machen uns Gedanken wie es morgen weitergehen soll.

Der Heimweg erwartet uns, aber wir wollen auch hier noch ein paar Sightseeing Punkte einbauen. Das morgige Tagesziel ist Carcassonne. Wir suchen uns auf Booking.com ein Hotel damit wir ganz in Ruhe mit den Kameras losziehen können. Nachdem das geregelt ist gehts ab ins Zelt. Es kommt ein ziemlicher Wind auf, das Rauschen des Meeres und der volle Magen führen zu einer tiefen inneren Zufriedenheit. Mal sehen wann wir morgen loskommen.

Pyrenäentour 2017 – Tag 15 – 259 km – Campdevanol

Heute war es zäh, also zäher als sonst. Aufstehen, frühstücken und zusammenpacken… und schon war es 11:30…ja wir sind heute tatsächlich erst um halb zwölf Mittags losgekommen. Aber irgendwie ging das nicht schneller und außerdem sind wir ja immer noch im Urlaub. Wobei das schon ein kleiner Unterschied is ob man reist oder einfach nur zwei Wochen irgendwo rumwanzt. So wirklich ausgeruht sind wir nicht, dafür haben wir aber bisher schon wahnsinnig viele Eindrücke in uns aufnehmen können. Die Temperaturdifferenz von inzwischen über 30 Grad in diesem Urlaub ist auch wie eine Achterbahnfahrt. Mir macht Hitze mehr zu schaffen, Anja Kälte. Nun denn, wir sitzen endlich auf den Moppeds und starten bei angenehm kühlen Temperaturen unsere heutige Fahrt.

Wie jeden Tag hat mir Anja wieder kleine Zettel mit den Highlights für den Tankrucksack geschrieben. Ich plan die Route und navigiere, Anja liest den Reiseführer und kümmert sich um alles neben der Strecke. Klare Aufgabenteilung. Der Flusslauf des La Noguera Pallaresa dem wir erstmal folgen ist besonders strömungsreich, deshalb sieht man hier immer wieder Schlauchboote beim Rafting oder Kayaker. Hier in der Gegend waren wohl auch mal Olympische Spiele und die Wasserstrecken dazu. Man sieht immer wieder Wegweiser die darauf hindeuten. Immer wieder begeistert uns Spanien mit vielen, vielen kleinen Kurven die sich angenehm flott fahren lassen. Wir kommen super voran und das erste Ziel des Tages kommt in Reichweite. La Seu d’Urgell eine der ältesten Städte Kataloniens soll eine schöne Altstadt mit einer Kathedrale haben. Wir fahren mal auf gut Glück rein, so eine Kathedrale ist ja in der Regel nicht so ganz klein, man sollte sie also spontan finden können. Runde um Runde drehen wir durch die Stadt bis wir schon fast aufgeben, dann kommt doch endlich ein Wegweiser. Wir parken direkt vor der Kirche und können sie leider nur von außen betrachten da sie verschlossen ist. Dafür interessiert sich ein Mitarbeiter der Touristeninfo für unsere Moppeds während Anja beim Bäcker noch was Süßes holt.

Als nächstes geht es nach Andorra. Absolut krass was da abgeht. Kommerz pur. Die Täler Andorras sind zugepflastert mit Tankstellen, Einkaufszentren und Hotels. Ich hatte ja nicht erwartet dass es wirklich so enorm viel ist, aber alles bisher gehörte über dieses kleine Land hat sich bestätigt. Wir umfahren eine große Ansammlung dieser Kommerzbunker auf einem kleinen Nebensträsschen welches sich ganz nett macht. Dann besuchen wir in Meritxell noch das Heiligtum Andorras. Eine ganz spezielle Kirche welche architektonisch echt was hermacht. So unter der Woche nachmittags ist da auch nichts los, so dass man sich in Ruhe umsehen und fotografieren kann.

Über den höchsten Pass der Pyrenäen, den Port de Envalira (2408m), verlassen wir Andorra wieder. An der Grenze interessiert sich keiner für uns. Im Reiseführer standen Schauergeschichten von bis zu 4 Stunden Wartezeit und akribischen Zollkontrollen. Andorra lebt schließlich vom Shoppingtourismus. Wir haben lediglich unsere Tanks gefüllt. Also wenn wir schon gerade in Frankreich sind, dann nehmen wir doch schnell nochmal nen Pass mit. Der Col de Puymorens bringt uns wieder in Richtung Spanien. Und nun beginnt es wieder. Wir biegen links ab und sehen einen Warnhinweis: Vorsicht kurvige Strecke. Darunter steht eine Kilometerangabe – 40km – so etwas habe ich noch nie gesehen. Und das Schild sollte sowas von recht behalten. Ich hätte mir einen Zähler gewünscht für jedes Kippen des Motorrades über den Scheitelpunkt. Gefühlt waren es 1001 Kurven!!! Und trotzdem relativ flott zu fahren.

In Castellar de n’Hug suchen wir einen Laden für lokale Delikatessen auf. Für einen aktzeptablen Preis kaufen wir hier Salsiccia (Salami), Ziegenkäse und ein lokales Gebäck für Abendessen und Frühstück ein. Inzwischen ist es schon nach 18 Uhr und der anvisierte Campingplatz immer noch ein gutes Stück entfernt. Einen kleinen Stopp müssen wir aber noch vor La Pobla de Lillet einlegen. Hier ist ein altes Zementwerk welches im Stil des Modernismus erbaut wurde. Dieses beherbergt inzwischen im noch erhaltenen Gebäude ein Museum (welches geschlossen war) und der Großteil des Komplexes ist eine Industrieruine. Leider fehlt uns die Zeit diesen Ort etwas genauer zu erkunden.

Als wir um kurz nach 19 Uhr auf dem Campingplatz Moli Serradell einrollen hab ich schon bedenken dass dieser geschlossen ist. Aber es ist hier nur so dass die Rezeption mitten auf dem Platz liegt statt am Beginn des Geländes. Wir bauen schnell das Zelt auf, kochen Tee weil uns heute echt ein bisschen kalt geworden ist und essen unsere gekauften Delikatessen. Dann noch schnell die tägliche Routine (Duschen, Bilder sichern, Bericht schreiben) und nun flott schlafen. Morgen soll es nicht erst wieder zur Mittagszeit weitergehen. Wir streben einen Campingplatz an der Küste in der Nähe von Argeles Sur Mer an. Damit ist dann unser Abenteuer Pyrenäen von Küste zu Küste und zurück an seinem Ende angekommen. Es warten dann „nur“ noch ca. 1200km Heimweg auf uns.

Pyrenäentour 2017 – Tag 14 – 240 km – La Guingueta d’Aneu

Gut ausgeruht erwachen wir in unserem herrschaftlichen Bett. Frühstück für 36 Eur schenken wir uns und essen nochmal Brot und Käse auf dem Zimmer. Dann wird wie jeden Morgen gepackt und verzurrt. Als es endlich losgehen soll fängt es an zu regnen. Also nicht nur drei Tropfen wie bisher schon ein paar mal, sondern richtiger Regen. Na gut dann halt die Lüftungen an den Klamotten zu machen und bissl gemütlicher los.

Der erste Teil der Strecke bedeutet heute zurück fahren bis zum Eingang des Valle de Ansiclo. Ab hier trennen wir uns wieder von der gestern bereits gefahrenen Strecke. Es geht auf der A-138 flott dahin bis Ainsa. Hier legen wir einen Stopp ein um die Altstadt zu besichtigen. Ist schon schön anzuschauen, aber auch sehr für Touris aufgehübscht. Anja schreibt noch eine Karte dann machen wir uns wieder auf zu den Motorrädern. Eigentlich hatte es ja aufgehört zu regnen… oder nicht …oder doch, so richtig kann sich die Wolke über uns nicht entscheiden. Den nächsten Stopp legen wir an einem Stausee ein aus dem – wie am Reschenpass – noch ein Kirchturm ragen soll. Unterschied zum Reschen ist dass dieser Kirchturm bei Niedrigstand des Wassers gegen Ende des Sommer begehbar ist. Aktuell sieht man fast nur das Dach.

Ich kämpfe ein wenig mit dem Navi nachdem wir den Wegpunkt welchen wir für den Kirchturm gesetzt hatten nicht anfahren konnten. Irgendetwas stimmt mit den Restkilometern nicht mehr. Wir haben 200 davon „verloren“. Wieder einmal freue ich mich dass ich aus der fertigen Route auch einen Track gemacht hatte und diesen eingeblendet habe, so kann ich sicher sein dass das Navi uns weiterhin auf der geplanten Route leitet. Achja noch etwas ist heute irgendwie anders – uns begegnen ständig andere Motorräder. Die letzten Tage war extrem wenig Verkehr und andere Motorräder konnte man an einer Hand abzählen. Heute kommt man aus dem Grüßen gar nicht mehr raus.

Nach gut 100 gefahrenen Kilometern halten wir an einer Repsol Tankstelle, kaufen Wasser, tanken auf und trödeln ein wenig vor uns hin. Just als wir wieder starten wollen fängt es an zu tröpfeln. Also noch schnell die Regenhülle über den Tankrucksack und kurz gewartet bis der Schauer nachlässt – das kennen wir ja schon. 3 Minuten später ist der Spuk vorbei und wir starten – naja wir dachten der Spuk wäre vorbei. Nach ein paar hundert Metern fängt es wieder an – was solls – nach 2 km schüttet es richtig – die Klamotten können das ab, kein Problem, ist bestimmt gleich wieder rum – wir fahren in eine Schlucht und es blitzt, donnert und es beginnt zu hageln – Ok da müssen wir jetzt durch. Nach 20 km sind wir wieder raus aus dem Tal und stehen wieder an einer Repsol Tankstelle. Die Sommerhandschuhe triefen. Meine Jacke hat in den Armbeugen nachgegeben, Anjas Hose am Hintern. Sonst schauts gut aus. Und über uns blauer Himmel und die Sonne strahlt – WHAT THE FU**??? So ist das mit dem Bergwetter, es ist einfach unberechenbar.

Nach einer kurzen Trocknungsphase und einem Handschuhwechsel machen wir uns auf den Weg zwei Pässe zu überwinden und den höchsten Berg der Pyrenäen zu begutachten. Das mit dem begutachten wurde nicht so wirklich was, er lag leider in einer großen dunklen Wolke. Durch einen 5,2 km langen Tunnel fahren wir ins Vall d’Aran welches geprägt von Hotels für den Wintersport ist. Die meisten davon sind aktuell geschlossen. In Vielha gehen wir in einem großen Supermarkt einkaufen bevor wir nochmal einen 2000er in Angriff nehmen. Auf der anderen Seite des Port de la Bonaigua erwartet uns in La Guingueta d’Aneu ein ACSI Campingplatz.

Wir bauen zügig das Zelt auf da es wieder nach Regen aussieht und stopfen unsere Wäsche in die Waschmaschine. Ab und an muss man dem Muff mal den Kampf ansagen. Funktionsunterwäsche ist schon was tolles, besonders bei warmen Temperaturen, aber irgendwann ist sie echt unriechbar! Wir beginnen zu kochen und das Wetter hält glücklicherweise durch. Um uns hängen unsere frisch gewaschenen Sachen und duften wieder wunderbar blumig. Es kühlt merklich ab und der Wetterbericht verspricht für heute Nacht 6° Grad. Da kommt man endlich mal nicht ins Schwitzen.

Morgen wollen wir Andorra erkunden. Hoffentlich zerlegen sie uns nicht an der Grenze beim verlassen dieses Landes. Hier findet ja ein extremer Shoppingtourismus statt.