Pyrenäentour 2017 – Tag 15 – 259 km – Campdevanol

Heute war es zäh, also zäher als sonst. Aufstehen, frühstücken und zusammenpacken… und schon war es 11:30…ja wir sind heute tatsächlich erst um halb zwölf Mittags losgekommen. Aber irgendwie ging das nicht schneller und außerdem sind wir ja immer noch im Urlaub. Wobei das schon ein kleiner Unterschied is ob man reist oder einfach nur zwei Wochen irgendwo rumwanzt. So wirklich ausgeruht sind wir nicht, dafür haben wir aber bisher schon wahnsinnig viele Eindrücke in uns aufnehmen können. Die Temperaturdifferenz von inzwischen über 30 Grad in diesem Urlaub ist auch wie eine Achterbahnfahrt. Mir macht Hitze mehr zu schaffen, Anja Kälte. Nun denn, wir sitzen endlich auf den Moppeds und starten bei angenehm kühlen Temperaturen unsere heutige Fahrt.

Wie jeden Tag hat mir Anja wieder kleine Zettel mit den Highlights für den Tankrucksack geschrieben. Ich plan die Route und navigiere, Anja liest den Reiseführer und kümmert sich um alles neben der Strecke. Klare Aufgabenteilung. Der Flusslauf des La Noguera Pallaresa dem wir erstmal folgen ist besonders strömungsreich, deshalb sieht man hier immer wieder Schlauchboote beim Rafting oder Kayaker. Hier in der Gegend waren wohl auch mal Olympische Spiele und die Wasserstrecken dazu. Man sieht immer wieder Wegweiser die darauf hindeuten. Immer wieder begeistert uns Spanien mit vielen, vielen kleinen Kurven die sich angenehm flott fahren lassen. Wir kommen super voran und das erste Ziel des Tages kommt in Reichweite. La Seu d’Urgell eine der ältesten Städte Kataloniens soll eine schöne Altstadt mit einer Kathedrale haben. Wir fahren mal auf gut Glück rein, so eine Kathedrale ist ja in der Regel nicht so ganz klein, man sollte sie also spontan finden können. Runde um Runde drehen wir durch die Stadt bis wir schon fast aufgeben, dann kommt doch endlich ein Wegweiser. Wir parken direkt vor der Kirche und können sie leider nur von außen betrachten da sie verschlossen ist. Dafür interessiert sich ein Mitarbeiter der Touristeninfo für unsere Moppeds während Anja beim Bäcker noch was Süßes holt.

Als nächstes geht es nach Andorra. Absolut krass was da abgeht. Kommerz pur. Die Täler Andorras sind zugepflastert mit Tankstellen, Einkaufszentren und Hotels. Ich hatte ja nicht erwartet dass es wirklich so enorm viel ist, aber alles bisher gehörte über dieses kleine Land hat sich bestätigt. Wir umfahren eine große Ansammlung dieser Kommerzbunker auf einem kleinen Nebensträsschen welches sich ganz nett macht. Dann besuchen wir in Meritxell noch das Heiligtum Andorras. Eine ganz spezielle Kirche welche architektonisch echt was hermacht. So unter der Woche nachmittags ist da auch nichts los, so dass man sich in Ruhe umsehen und fotografieren kann.

Über den höchsten Pass der Pyrenäen, den Port de Envalira (2408m), verlassen wir Andorra wieder. An der Grenze interessiert sich keiner für uns. Im Reiseführer standen Schauergeschichten von bis zu 4 Stunden Wartezeit und akribischen Zollkontrollen. Andorra lebt schließlich vom Shoppingtourismus. Wir haben lediglich unsere Tanks gefüllt. Also wenn wir schon gerade in Frankreich sind, dann nehmen wir doch schnell nochmal nen Pass mit. Der Col de Puymorens bringt uns wieder in Richtung Spanien. Und nun beginnt es wieder. Wir biegen links ab und sehen einen Warnhinweis: Vorsicht kurvige Strecke. Darunter steht eine Kilometerangabe – 40km – so etwas habe ich noch nie gesehen. Und das Schild sollte sowas von recht behalten. Ich hätte mir einen Zähler gewünscht für jedes Kippen des Motorrades über den Scheitelpunkt. Gefühlt waren es 1001 Kurven!!! Und trotzdem relativ flott zu fahren.

In Castellar de n’Hug suchen wir einen Laden für lokale Delikatessen auf. Für einen aktzeptablen Preis kaufen wir hier Salsiccia (Salami), Ziegenkäse und ein lokales Gebäck für Abendessen und Frühstück ein. Inzwischen ist es schon nach 18 Uhr und der anvisierte Campingplatz immer noch ein gutes Stück entfernt. Einen kleinen Stopp müssen wir aber noch vor La Pobla de Lillet einlegen. Hier ist ein altes Zementwerk welches im Stil des Modernismus erbaut wurde. Dieses beherbergt inzwischen im noch erhaltenen Gebäude ein Museum (welches geschlossen war) und der Großteil des Komplexes ist eine Industrieruine. Leider fehlt uns die Zeit diesen Ort etwas genauer zu erkunden.

Als wir um kurz nach 19 Uhr auf dem Campingplatz Moli Serradell einrollen hab ich schon bedenken dass dieser geschlossen ist. Aber es ist hier nur so dass die Rezeption mitten auf dem Platz liegt statt am Beginn des Geländes. Wir bauen schnell das Zelt auf, kochen Tee weil uns heute echt ein bisschen kalt geworden ist und essen unsere gekauften Delikatessen. Dann noch schnell die tägliche Routine (Duschen, Bilder sichern, Bericht schreiben) und nun flott schlafen. Morgen soll es nicht erst wieder zur Mittagszeit weitergehen. Wir streben einen Campingplatz an der Küste in der Nähe von Argeles Sur Mer an. Damit ist dann unser Abenteuer Pyrenäen von Küste zu Küste und zurück an seinem Ende angekommen. Es warten dann „nur“ noch ca. 1200km Heimweg auf uns.