Pyrenäentour 2017 – Tag 11 – 137 km – Biarritz

Wir haben beide super geschlafen. Es ist totenstill hier auf dem kleinen Platz in Laruns. Voller Tatendrang krabbeln wir aus dem Zelt und sehen dass wir nichts sehen. Nebel… oder halt tiefe Wolken hängen fest im Tal. Wir fangen an zu trödeln, haben keine Lust wieder mit 20 km/h kleinste Pässe in dieser Suppe zu fahren. Aber heute gibt es erstmal Eier. Die kühlen Temperaturen und die Tatsache dass wir es heute überhaupt nicht eilig haben waren Ausschlaggebend für diesen Einkauf gestern. Die Rühreier und der Orangensaft heben die Laune spürbar und so beginnen wir zu packen.

Um 11:15 Uhr sind wir dann soweit dass es endlich losgeht. Kleinste Strassen erwarten uns auf den ersten 60 km und Nebel der uns ans Nordkapp erinnert. Auf dem ersten Pass freuen wir uns noch als wir darüber hinaus fahren. Von oben haben wir wieder einen herrlichen Ausblick. Doch dann sehen wir kein Ende mehr. Wir krabbeln gefühlt dahin. Überall Schafe und Pferde. In entsprechendem Zustand ist die Fahrbahn… Alles verschiXXen. Was mir erst später bewusst wird. Durch den Nebel und die Feuchtigkeit ist der Dreck auf der Fahrbahn schön aufgeweicht und gibt einen feinen Sprühnebel hinter mir. Den Rest könnt ihr euch denken. Fazit: Als wir kurz vor Biarritz sind suchen wir einen Hochdruckreiniger auf und sprühen beide Moppeds mal kurz ab. Wir hatten heute zwar nur 137 km Fahrstrecke, diese waren aber nur zur Hälfte angenehm. Der zweite Teil führte uns über größere zügiger befahrbare Straßen und dann ins Stadtgebiet von Biarritz.

Wir checkten für die Nacht im Hotel Le Grand Large ein und bekamen einen Tiefgaragenstellplatz für die Bikes. Unser Zimmer im 8. Stock hat einen Mega Ausblick auf den Atlantik. Wir nutzen die Zeit hier in der Stadt um ein wenig am Meer entlang zu bummeln, besuchen eine brasilianisches Fest an der Strandpromenade. Wir fotografieren viel und gehen im alten Fischerhafen etwas zu essen. In der Tapasbar Crampotte 30 „fressen“ wir uns im wahrsten Sinne des Wortes durch den Laden. Man holt sich einfach ein paar Tapas, und lässt diese aufschreiben. Die Atmosphäre hier ist sehr gechillt und so vergessen wir fast die Zeit. Wir schlendern wieder gemütlich zum Hotel zurück und setzen uns noch auf den Balkon und genießen den Ausblick vom 8. Stock. In der Dämmerung paddeln immer mehr Surfer raus um eine gute Welle zu erwischen. Ich schraube nochmal das 70-200 mm auf die Kamera und halte sie dabei fest. Biarritz hat es uns sehr angetan, zur Saison möchten wir allerdings nicht hier sein, man kann erahnen auf welche Menschenmassen das hier ausgelegt ist.

Morgen geht es wieder nach Spanien und wir beginnen sozusagen den Rückweg unserer Tour. Biarritz stellt den Wendepunkt unserer coast-to-coast Tour dar.

Pyrenäentour 2017 – Tag 10 – 264 km – Larrau

Nein wir wollen nicht raus aus diesem Traum von einem Bett in diesem Traum Hotel… wobei vielleicht ist ja das Frühstück auch ein Traum. Oh ja, es war ein Traum. Die Spanier verstehen was von Frühstück im Gegensatz zu den Franzosen! Wurst, Käse, Eier, Obst, Brotaufstriche, Semmeln, Brot und vieles mehr. Wie hab ich das vermisst. Ohne Frühstück bin ich nur ein halber Kerl. Das packen geht locker von der Hand, da wir aber erst spät aufgestanden sind starten wir doch erst um 10:45 unsere heutige Fahrt.

Dann schauen wir mal wie wir in Spanien so vorwärts kommen. Wir biegen gleich mal rechts ab auf eine kleine Straße, ein paar km weiter korrigieren wir das ganze dann zu Feldweg und freuen uns über das heuer absolvierte Training im BMW Enduropark Hechlingen. Wenn man ne Ahnung hat was man da tut fährt man gleich viel lockerer. Ein kleines spanisches Dörfchen führt mich etwas in die Irre und die Gassen sind irgendwann so schmal dass ich fast nicht mehr durchpasse. Aber auch hier finden wir wieder heraus. Dann werden die Straßen größer und super Asphalt lässt uns förmlich fliegen. Geschwindigkeiten von denen wir in den letzten Tagen nur träumen konnten führen zu einem kecken Grinsen im Gesicht. An Kurven wurde auch nicht gespart, also ist alles in Ordnung. Wie ist eigentlich das Wetter? Mal sonnig, mal bisschen bewölkt aber nicht zu warm. Was will man mehr? Richtig, Abwechslung und die gibts heute Satt! Nadelwald, Mischwald, Ackerbau, komische Mondlandschaft all das wechselt heute ständig. Wir genießen es.

Das erste geplante Highlight heute ist das Valle del Hecho (Höllenschlucht) ein am Beginn sehr enges und nach hinten hin weiter werdendes Tal. Genauso hält es auch der Fahrbahnbelag, anfangs noch Teer, dann Schlaglöcher, dass man meint die Gabel knallt’s durch und zum Schluss nur noch Schotter. Da das Tal eine ca. 15km lange Sackgasse ist und der Zustand des Weges immer schlechter wird breche ich aus Vernunftsgründen ab. Wir haben nur Straßenreifen drauf und das Tal sieht 3 km vor Ende nicht aus als ob es sich nochmal groß verändert. Anja hatte gerade richtig Spass. Auf dem Weg aus dem Tal probieren wir mal eine neue Taktik. Wir fahren losgelöst voneinander und halten an verschiedenen Stellen zum fotografieren. So überspringen wir uns immer wieder gegenseitig, es entstehen auch mal Fahrfotos von uns selbst. Da wir diesmal auf Tour die Bilder Abends nicht groß ansehen und bearbeiten wird es eine große Überraschung nach dem Urlaub was wir so an Material gesammelt haben.

Zurück aus dem Valle de Hecho geht es direkt ins Valle de Anso eines der schönsten und Aussichtsreichsten Täler der Pyrenäen. Die Straße hier ist relativ gut ausgebaut und wir kommen deutlich zügiger voran als wir gedacht hätten. Nur die Fotostopps bremsen heute. Um den Yesa Stausee sieht die Natur aus wie eine Mondlandschaft. Eine völlig surreale Welt tut sich hier auf. Der Stausee stellt den größten Trinkwasserspeicher Spaniens dar. Am Ende des Sees legen wir einen ausführlichen Stopp an einer Repsol Tankstelle ein. Die Marke ist bei uns eigentlich nur aus der MotoGP bekannt. Aber auch das hebt Spanien von Frankreich ab. In der Tankstelle kann man etwas zu trinken und zu Essen kaufen. Es gibt eine Toilette und so nutzen wir diesen Stop voll aus. Ein kleines Pläuschchen mit einem deutschsprachigen KTM Fahrer inklusive.

Der nächste Stopp soll nun an einer Plattform am Beginn des Foz de Arbayun – der größten Schlucht Navarras – liegen. Hier wollen wir auf die Jagd nach Gänsegeiern und anderen großen Vögeln gehen. Das Teleobjektiv wartet nur auf solche Einsätze. Wir biegen ab in die Schlucht, kommen um eine Kurve und was ist das? Da ist rot-weißes Flatterband gespannt. Die Straße ist damit abgesperrt. Ein Spanier mit Walkie Talkie kommt gelaufen und textet uns zu. Auf mein „Sorry only English“ ruft er einen Kumpel dazu der beginnt uns zu erklären was hier los ist. Er erzählt irgendwas von Training… Ich verstehe es nicht ganz bis ich plötzlich Motoren aufheulen höre und zwei Autos quer um die Kurve vor uns geschossen kommen. Sie legen einen 180° Grad Turn vor uns hin, hinterlassen schwarze Streifen und Qualm in der Luft und sind wieder weg. AHJA… Driftsession also. Wir fragen wo die Plattform zum Vögel beobachten ist und es stellt sich raus dass dies der Parkplatz ist auf dem die illustre Renntruppe Ihre Basis eingerichtet hat. Wir gesellen uns dazu und schießen ein paar Fotos von echten Vögeln und von verrückten Vögeln. In Deutschland würde man für so eine Aktion wie die Jungs sie hier abziehen direkt eingeknastet. Hier geht das sogar ganz offiziell.

Weiter geht es durch das Roncal Tal so langsam wieder in Richtung Frankreich. Die Straßen laden immer noch zum fliegen ein und ich weiß nicht was es ist…vielleicht das Snickers oder der Vanille Frappuccino an der Tankstelle aber bei mir läufts heute einfach. Ich könnte ewig so weiterfahren. Im Roncal Tal haben wir das angedachte Tagesziel eigentlich erreicht aber das Wetter, die Strassen, unsere Laune … einfach alles schreit danach weiter zu fahren. Problem an der Sache – die Campingplätze sind hier recht dünn gesät. Wenn wir weiterfahren dann gleich ein ganzes Stück. Also ab zurück nach Frankreich. Als wir den Grenzpass hinauf fahren freuen wir uns auch noch über die Wolken welche malerisch über den Kamm ziehen. Aber wir ahnen auch schon was uns auf der anderen Seite blüht.

Wir sollten recht behalten. Wir tauchen in richtig nassen Nebel ein. Die Höhenmeter purzeln nur so die Strasse hat ein anständiges Gefälle, nur der Nebel will nicht aufhören. Als wir endlich in Laruns ankommen – hier ist ein Campingplatz – ist Anja kalt und auch ich bin an der unteren Grenze des Freuens über die kühle Temperatur angekommen. Der Platz ist schön und wir beschließen zu bleiben. In der örtlichen Epicerie decken wir uns noch mit Trinkwasser und Eiern fürs Frühstück ein. Anja dreht noch eine Runde mit der Kamera über den Platz, die Blumen haben es ihr angetan.

Dann gibt es eine warme Suppe und Nudeln bevor wir so langsam aber sicher die täglichen Routinen (Bilder sichern, Berichte schreiben, Abspülen) abschließen und uns ins Zelt begeben. Morgen soll es bis an den Atlantik gehen. Dann haben wir den Wendepunkt dieser Reise erreicht. Mal sehen ob wir in Biaritz über Nacht bleiben oder gleich weiter fahren wieder nach Spanien.