Spanien Herbst 2021 – Tag03 – 340km – Daux

Also in so einem japanischen Schlafgemach nächtigt es sich hervorragend 🙂 Wir wachen gut erholt auf und Anja schlägt nach einer Runde Yoga vor noch einen kleinen Morgenspaziergang zu machen. Gesagt getan – das erste Gepäck gleich mitgenommen und im Topcase verstaut, dann geht es los. Die Sonne ist noch nicht über die Bergrücken des Parc naturel régional des Volcans d’Auvergne geklettert und so starten wir im Schatten. Anja hatte ja gestern Abend noch die Gegend erkundet und wollte mir noch einen Ausblick zeigen. Es ist verwunderlich warm hier draußen. In den Wiesen sieht man immer wieder Flecken wo die Blätter mit Raureif überzogen sind. Während wir entlang von Pferde- und Kuhweiden auf einen Bergrücken hochlaufen kämpft sich die Sonne über einen anderen empor. Sobald uns die wärmenden Strahlen erreichen wird die Daunenjacke zu warm und muss runter. Die Natur hier ist absolut überragend. Dazu kommt noch eine beruhigende Stille. Wir saugen den Moment in uns auf bevor wir nach gut 2km wieder kehrt machen und zum Frühstück gehen. Es mangelt an nichts auf der großen Tafel die für alle Gäste des Hauses gedeckt ist. Ja richtig, ein Gemeinschaftstisch, der sich biegt unter der Last des Frühstücks. Wir sitzen zwischen französischen Motorradfahrern und französischen Mountainbikern die sich alle munter durcheinander unterhalten. Das passt so gar nicht zu unserer fränkischen Mentalität, aber wir fühlen uns irgendwie trotzdem wohl. Es gibt Brot, süße Brioche, eine Brioche mit Käse, Joghurt von Kuh und Ziege, Trauben, Clementinen, gekochte Eier, unzählige Marmeladen und Honig. Wir sind die ersten die den Tisch gesättigt verlassen und zusammenpacken. Um 10:15 Uhr sitzen wir endlich auf den Motorrädern und sind damit mal wieder ganz schön spät dran.

Über kleinste Strassen geht es kurvenreich durch den Naturpark. Zu jeder kleineren Ansammlung an Häusern gehört auch immer eine Kirche, mal klein und schnuckelig, mal imposant und überraschend groß. An einer dieser imposanteren Kirchen erregen wir scheinbar das Aufsehen der Mesnerin, da diese extra gelaufen kommt und uns die Kirche aufsperrt. Als sie merkt dass wir kein Wort französisch sprechen ist sie genauso schnell wieder verschwunden und lässt uns alleine in der Kirche stehen. Wir nutzen die Zeit und machen in Ruhe ein paar Fotos und besichtigen alles.

In den Tälern des Parks ist es noch relativ kühl, sobald man allerdings ein wenig in die Sonne kommt wärmen sich die Moppedklamotten schnell auf. Wir haben heute schon auf die Daunenjacken als Zwischenschicht verzichtet. Unser Vorankommen wird heute gnadenlos von vielen Fotopausen ausgebremst. Die Zeit rennt gefühlt und die gefahrenen Kilometer schleichen hinterher. Aber wir sind ja nicht auf der Flucht sondern auf einer Reise, auch wenn wir uns quasi noch auf der Anfahrt befinden. Der Hausherr hatte dasselbe heute morgen auch angemerkt, die Anreise zählt zur Reise und muss auch mit Genuss erfolgen. Dann passiert es plötzlich und wir hätten es fast verpasst – wir überqueren den ersten Col. Den Namen habe ich mir leider nicht gemerkt 🙁 Es kommen noch ein paar weitere im Verlauf der Strecke (z.B. der Col du Serre). Auch auf über 1500 Meter Höhe ist es angenehm warm und wir ziehen weitere Bekleidungsschichten aus. Der Herbst ist die schönste und farbenreichste Zeit des Jahres, das kann man vor allem beim Blick in die Täler und auf die bewaldeten Hänge ganz deutlich sehen und genießen. Wir haben echt Glück mit dem Wetter!

Als wir den Naturpark verlassen werden die Strassen ein wenig größer und wir machen endlich auch Strecke. Wir fliegen nur so dahin und fahren auch längere Abschnitte in vom Menschen (bis auf die Strasse) unberührtem Gebiet. Auf den Strassen und auch in den Städten und Dörfern die wir durchqueren ist nichts los. Die meisten Menschen sieht man auf den Boule Feldern beim spielen. Man merkt deutlich dass Sonntag ist. Bevor die Läden schließen halten wir noch an einer kleinen Epicerie und kaufen Wasser. Gerne hätte ich die Käsetheke noch leer gekauft, aber nach dem ausgiebigen Frühstück hält sich unser Hunger in Grenzen und heute Abend wollen wir im Hotelrestaurant essen. In einer größeren Ortschaft suchen wir eine Patisserie und decken uns daher als kleine Zwischenmahlzeit mit einem Schokoeclair und zwei Tartlettes (Zitrone und Mandel) ein, welche wir auf einer Bank im Schatten (in der Sonne ist es uns tatsächlich zu warm) verdrücken.

Die letzten 100km des Tages verlaufen weitestgehend durch dichter bewohntes Gebiet. Die Strassen sind langweilig, aber meist auf 70 km/h freigegeben so dass wir immer noch ganz gut vorankommen. In mir kommt irgendwie ein Heißhunger auf Pizza auf… Anja dämpft diesen gleich wieder da sie an dem Plan mit dem Hotelrestaurant festhalten will…außerdem sind wir doch nicht in Italien. Das Garmin macht heute auch tadellos was es soll – scheinbar ist ihm bewusst geworden dass es nach dieser Reise in Rente geht und nur noch bei meinem Vater im Auto rumgefahren wird. Um kurz vor 18 Uhr sind wir dann in Daux angekommen und checken im Hotel ein – die Frage nach Frühstück verneinen wir und merken an dass wir aber gerne im Restaurant Abendessen würden – die Rechnung haben wir ohne den Koch gemacht. Sonntag Abends hat der nämlich frei. Mittags kocht er noch, aber für uns bleibt die Küche kalt. Wir gucken nun ein bisschen blöd aus der Wäsche da wir das nicht einkalkuliert hatten. Die Dame an der Rezeption schiebt dann gleich noch hinterher dass in Daux alle Restaurants Sonntag Abends geschlossen haben… fussläufig ist nichts zu Essen mehr zu bekommen. Also packen wir erstmal ab und Anja schwingt sich auf den Soziusplatz. Wir fahren zu einer 5km entfernten Pizzeria. In 10km wäre noch ein Asiate und in 15km dann eine größere Auswahl an Restaurants die geöffnet haben. Aber da war er wieder, der Heißhunger auf Pizza und eine Chance die ergriffen werden musste 😀

Wir gönnen uns zwei dieser vorzüglichen Teigfladen mit lokalem französischem Käse und sind somit versöhnt mit dem italienischen Essen welches einen lokalen Einschlag erhalten hat. Mein Heisshunger ist gestillt und wir fahren durch die Nacht zurück zu unserem Himmelbett welches in einem Zimmer wie zu Zeiten Lanzelots steht. Für morgen planen wir einen kurzen Tag. Die Überquerung der Pyrenäen wird wieder etwas gemütlicher laufen und wir haben nach wie vor keine Ahnung wo wir dann in Spanien eigentlich weiter hin wollen. Aber erstmal fahren wir jetzt da hin.

Unterkunft: Domaine de Peyrolade

Spanien Herbst 2021 – Tag01 – 511km – Baume-les-Dames

2021 war irgendwie noch verhexter als 2020. Letztes Jahr hatte uns „nur“ Corona ausgebremst, dieses Jahr auch noch Anjas Schlittenunfall im Februar. Die Folge: statt 3 Wochen Portugal mit den Motorrädern im Juni gab es eine Woche Nordsee mit dem Auto. Wenigstens der Aufenthalt in Kroatien für 2 Wochen im September hat geklappt, dieser war verschoben von 2020. Die zwei Wochen rumliegen, nix tun und regelmäßig schlemmen haben sau gut getan. Eines fehlt uns aber… neue Sinneseindrücke. Der letzte Trip welcher dieses Bedürfniss fütterte war unsere Route des Grand Alpes Tour Mitte 2020. Der Slowenien Trip war schon wieder zu bekanntes Terrain. An verfügbaren Urlaubstagen mangelte es nicht, so haben wir uns die letzten zwei Oktoberwochen freigeschaufelt und einfach mal nix geplant. Kurzfristig dann die zwei Wochen noch um zwei weitere Tage nach vorne verlängert, den Donnerstag genutzt um die neuen Reifen zu montieren und die Moppeds nochmal komplett durchzuchecken. Schnell noch ne Schraube rund zu drehen und rauszubohren (Kupplungsflüssigkeitsdeckel). Damit sollten dann die Missgeschicke für den Trip auch schon erledigt sein… hoffentlich.

Am Freitag 15.10. solls dann früh losgehen. Wir kommen nicht so recht in die Gänge und merken erst kurz vor Abfahrt dass Anjas SW Motech Quick Lock Evo Tankrucksack nicht mehr auf dem Ring einrastet. Egal wir haben noch einen dritten Tankrucksack – ich schraub nur schnell die Halter um -> dreh ne Schraube ab und muss sie rausbohren… und täglich grüsst das Murmeltier. Dann sind wir um 10:45 Uhr endlich soweit und düsen los. Wohin eigentlich? Achja wir haben Donnerstag um 21 Uhr beschlossen in Richtung Spanien aufzubrechen. Der Plan für heute – Strecke machen. In Deutschland öde Autobahn bis Mulhouse und dann noch ca. 130km französische Bundesstrassen. In Summe 500km. 50% des diesjährigen Moppedpensums mal eben an einem Tag drauflegen 🙂 so gefällt uns das. Rein wettermäßig war die Entscheidung Freitag zu starten absolut richtig. Donnerstag den ganzen Tag Nieselregen, heute blauer Himmel und Sonne. Die Zeit auf der Bahn vergeht relativ Flux. Einen Tankstopp mit Bockwurst gibt es, dann sind wir schon an der Französischen Grenze. Die geplante Brücke über den Rhein ist gesperrt, also nehmen wir die nächste und verwirren das Navi ein bisschen. Hab ich schonmal erwähnt dass ich zum Garmin Zumo 590LM eine intensive Hassliebe habe? Diesen Winter gibt’s das Zumo XT! Ich schwör!!! Und dann wird alles besser… Nachdem das Navi nicht so will wie ich will beschließe ich kurz zu halten um nicht während der Fahrt dran rumzudrücken. Wir fahren also rechts ran, ich klicker auf dem Navi rum und Anja meint ganz lässig: „Tobi du hast nen Platten!“ Wie Plattfuss? Das sind nagelneue Reifen! Ich steig ab und guck meinen Hinterreifen an und es ist wie es immer ist mit den Ehefrauen… sie haben Recht! Anja hat haarscharf analysiert was ich jetzt auch erkennen muss. Die Luft ist raus.

Die kleine Lücke zum Anhalten hatte überraschenderweise einen großen Metallspan für mein Hinterrad übrig. Also Mopped abgeladen, Hinterrad aufgebockt und das Flickset rausgesucht. Seit Jahren fahren wir es mit uns rum und haben es noch nie gebraucht. Jetzt schlägt die große Stunde. Metallspan raus, Reibahle rein, Loch sauber bohren, ekliges Klebezeugs reinstopfen, 15min warten und dann den kleinen Kompressor ran. 10 Minuten später hat der dann 3,2 Bar in den Reifen gequält und sie bleiben auch drin. Es kann weitergehen. Jetzt kommen französische Bundestrassen und das Fahren macht endlich Laune. Das Navi konnte ich in den 15 Minuten warten bis der Kleber trocken ist auch dazu überreden das zu tun was ich will und so geht es zielstrebig in Richtung Baume-les-Dames. Die Sonne sinkt immer mehr gen Horizont und wir befürchten schon im Dunklen anzukommen. Wir haben bewusst aufs Zelt verzichtet weil die Tage eh schon so kurz sind und wir das Tageslicht zum Fahren ausnutzen wollen, nicht mit auf und abbauen.

An einer Fromagerie kaufen wir einen großen Brocken Comtè und einen kleinen Chevre. Die nächste Boulangerie überfallen wir und decken uns mit Baguette und Wasser ein. Das Abendessen ist damit gesichert. Wir lieben es Käse direkt beim Erzeuger in Frankreich zu kaufen. Zum Abschluss des Tages geht es noch durch ein Flusstal, Wir überqueren den Le Doubs und halten für ein paar wenige Fotos an. Das Abendlicht wirkt total beruhigend, das Wasser bildet einen perfekten Spiegel und wir kommen trotz des anstregenden Tages zur Ruhe. Eine innere Ausgeglichenheit stellt sich ein. Die letzten Meter bis zur Unterkunft verfliegen und mit dem Einbruch der Dunkelheit checken wir um 19 Uhr ein. Wir vespern und planen noch den morgigen Tag, dann werden noch die Helme geputzt… das hatte ich daheim irgendwie vergessen… damit wir morgen auch was sehen von Frankreich. Mit vollem Magen und müden Augen entsteht noch dieser Text und dann geht es ins Bett.

Unterkunft: La Colline auc Yeux Doubs

Bayerischer Wald – noch eine Corona Alternative

Vorgeschichte:

Eigentlich wären wir im Mai 3,5 Wochen in Portugal gewesen. Und dann im August mal ne Woche in Deutschland unterwegs. Das Thema Corona Pandemie hat uns heuer aber ein paar Striche durch die Rechnung gemacht. Wir wollen uns aber nicht beschweren, schließlich geht es uns super gut! Spontan waren wir dann im Mai schon in Deutschland unterwegs, genauer gesagt im Hunsrück. Dabei hat dann die Lichtmaschine von Ari (die 650er) das Zeitliche gesegnet. So mussten wir das Erzgebirge in der zweiten Urlaubswoche ausfallen lassen. Der Stator an der 650er ist inzwischen getauscht und die Technik somit wieder einsatzbereit. Spontan zwei Gleittage bekommen und schon kann man ins verlängerte Wochenende starten. Sa – Di ab in den Bayerischen Wald.

Tag 1 – Anfahrt:

Die Route für die Anfahrt führte uns erstmal über Weißenburg in Richtung Süden. Wir querten das Altmühltal und die Donau, bevor es langsam in Richtung Osten ging. In Schweitenkirchen gab es dann einen kleinen, aber feinen Zwischenstopp. Hier residiert Stephan Jaspers mit seiner auf Africa Twins spezialisierten Motorradwerkstatt – African Queens. Moment was wollen denn die Suzuki V-Strom Freaks bei nem Honda Africa Twin Spezialisten? Die werden doch wohl nicht?
Nein, werden sie nicht! African Queens ist auch DER Klim (Motorradbekleidung) Fachhhändler im süddeutschen, wenn nicht sogar im gesamtdeutschen Raum. Nachdem meine Revit Poseidon Hose nicht mehr aus der Reklamation zurückkommt und ich den Neupreis erstattet bekommen habe soll es jetzt eine Klim Hose werden. Ich probiere eine Klim Badlands Pro Hose von 2019 und weil sie mir so gut gefällt teste ich spontan auch noch eine 2020er Badlands Pro Jacke dazu. Dem Geldbeutel tut’s kurz weh, mein Grinsen ist dafür für die nächsten Tage/Wochen gesichert. Fast, aber auch nur fast hätte ich auch noch einen neuen Helm mitgenommen…

Nun endlich wieder in regenfesten Klamotten unterwegs kann es weiter in Richtung Osten gehen. Der Himmel deutet auch schon an, dass wir die Klamotten brauchen könnten. In der Bäckerei Weinzierl in Ergoldsbach kehren wir ein und gönnen uns was kleines zu Mittag. Moppedfahren und shoppen macht schließlich hungrig. Falls jemand ein Rezept für eine Tegernseertorte hat – immer her damit, wir sind leider nicht fündig geworden. Aber die müssen wir definitiv mal nachbauen.

Wir kommen flott voran, die Kilometer fliegen nur so dahin. Die neuen Sena Headsets (10C Evo und 30K) funktionieren hervorragend und wir quasseln quasi die ganze Zeit. Das Fahren in Deutschland ist irgendwie so unkompliziert, unanstrengend, fast schon langweilig. Um den Straßenzustand muss man sich keine Gedanken machen, für alles gibt es klare Regeln und 99% der Leute halten sich auch daran. Wir sind anderes von unseren Reisen gewohnt. Es ist erfreulich wenig los auf den Straßen. Das mag am nicht ganz so guten Wetter liegen.
Bis wir dann den Naturpark Bayerischen Wald erreichen kommen wir tatsächlich noch unter ein paar Regenwolken durch. Fazit – Sowohl Anjas Klim Artemis als auch meine Klim Badlands Pro sind dicht. Und das ganz ohne Regenklamotten drüberzuziehen. So muss das sein! Im Naturpark geht es nun stetig auf und ab und es stehen dichte Wälder neben den Strassen. Wir stoppen noch an einem Aldi und decken uns mit Wasser für die nächsten Tage ein, bevor es endgültig nach Herzogsreut zum Landgasthof Zur Neuen Post geht. Wir hatten zwecks Planung einfach mal in Garmin Basecamp die Routen der letzten 10 Jahre übereinander gelegt und geschaut wo Lücken sind, dabei ist uns der Bayerische Wald ins Auge gestochen. Booking.com hat dann den Landgasthof ausgespuckt und wir haben dort reserviert.

Das Deluxe Zimmer ist eine ehemalige Ferienwohnung mit zwei Zimmern und einer kleinen Küche (keine Kochplatten, aber eine Microwelle). Der Balkon ist riesig und geht ums Hauseck, so dass wir den ganzen Tag Sonne hätten. Bevor wir uns zum Abendessen in den Gasthof im Haupthaus begeben laufen wir noch eine „kleine“ 5km Runde durch die Natur. Auch dabei geht es auf und ab. Hungrig vom fahren und wandern gönnen wir uns dann Brotsuppe, eine riesige Vesperplatte und Zwiebelrostbraten. Mit maximaler Ranzenspannung (MRS) liegen wir direkt danach im Fresskoma in unseren Betten und freuen uns schon auf den nächsten Tag.

Tag 2 – Naturpark Bayerischer Wald:

Um Punkt 8 Uhr sitzen wir beim Frühstück. Bedingt durch das aktuelle Hygienekonzept gibt es kein Buffet sondern alles steht am Tisch, bzw. wird auf Wunsch gebracht. Wurst, Käse, Obst, Gemüse, Brot, Semmeln, Käsekuchen, Müsli, Eier, Saft und Tee – es fehlt an nichts und wir schießen uns wieder ins Fresskoma. Nach dem Frühstück legen wir uns nochmal „kurz“ hin. Der Vorteil dabei war dann, dass wir quasi den ganzen Regen verschlafen haben. Der Vormittag war von Nässe geprägt und wir habens verpasst.

Um kurz nach 12 Uhr wachen wir wieder auf und überlegen ob wir nun noch die geplante Tour durch den Bayerischen Wald fahren wollen. Das Navi sagt wir schaffen es bis um 18:30 der Tisch reserviert ist, also starten wir durch. Es ist Sonntag und die Straßen sind wie leergefegt. Das lässt uns dahinfliegen und wir genießen die Hügel und Kurven. Überall sattes Grün und frische Luft. Der Regen hat die Luft quasi nochmal extra reingewaschen. Es ist kunterbunt an den Strassenrändern – man merkt, dass man in einem Naturpark unterwegs ist. Hier blüht es überall.
Wir legen einen kleinen Stop ein um unsere mitgenommenen Äpfel zu essen und dann kurz vor der Unterkunft noch einen zweiten zum Tanken. Ansonsten sind wir voll im Flow und fliegen die 250km quasi am Stück ab.

Auch heute gehen wir vor dem Essen noch eine Runde laufen und erkunden die Gegend um Herzogsreut ein wenig. Es ist schon schön da!
Die Speisekarte im Landgasthof wird scheinbar täglich ein wenig angepasst und so gibt es heute eine Fleischstrudelsuppe, Hirschkalbsbraten und Krustenschweinebraten. Das Essen war ein Gedicht! Gut gesättigt, ausgelaugt und zufrieden fallen wir wieder früh ins Bett. Morgen wollen wir ein paar km mehr im Nachbarland Tschechien fahren.

Tag 3 – Böhmer Wald (CZ):

Wieder pünktlich um 8 Uhr gab es Frühstück. Heute mit frischen Semmeln vom Bäcker. Sonntags hat dieser scheinbar zu, daher gab es gestern Aufbacksemmeln. Wir sind begeistert und schlemmen nach Herzenslust um uns für den Tag zu stärken.

Heute legen wir uns nach dem Essen auch nicht wieder hin, sondern ziehen uns an und sitzen bei strahlendem Sonnenschein und blauen Himmel alsbald auf den Motorrädern. Nach nicht einmal 10km haben wir bereits die Grenze überquert und meine Zweifel, zu große Straßen eingeplant zu haben zerstreuen sich auch sofort. Kaum ist man etwas östlicher unterwegs werden die vermeintlich als „Bundesstraßen“ in den Karten gekennzeichneten Strecken zu kleinen kurvigen Traumpassagen. Der Grenzübertritt war unspektakulär und ohne Kontrollen. Sobald die Straßenschilder nicht mehr Deutsch sind fühlen wir uns irgendwie wohler. Das Gras ist grüner, die Luft frischer und irgendwie beginnt hier erst so richtig der Kurztrip. Wir sind raus, wir haben die Freiheit noch, die uns Corona kurzzeitig eingeschränkt hatte.

Der Weg zum Lipno Stausee ist kürzer als wir dachten. Hier wollten wir schon seit Jahren immer mal vorbeischauen, aber irgendwie hat es nie gepasst. Jetzt sind wir hier und legen gleich mal ein paar Fotostopps ein. Rund um den See findet man Campingplätze und touristische Angebote. Es gibt tolle Fahrradwege was dafür sorgt, dass die Strassen frei befahrbar sind. Nachdem ich ja neuerdings auch unter die Radfahrer gegangen bin, freut mich das umso mehr. Der See war nicht nur schneller erreicht als gedacht, nein wir waren auch schneller als gedacht daran vorbei. Wir fliegen auch heute nur so dahin, ergeben uns ganz dem Flow und genießen es an Flüssen entlang zu fahren, Hügel hoch und runter, durch saftige Wiesen und tiefgrüne Wälder zu cruisen führt zu einem Dauergrinsen. Die Ortschaften sind dünn gesät und der Verkehr ebenso.

Irgendwann kommen wir in ein Skigebiet, ich habe eigentlich keine Ahnung wo genau wir sind, verlasse mich völlig aufs Navi und die geplante Route. Hier ist deutlich mehr los und wir freuen uns als wir wieder abwärts fahren und weniger Menschen unterwegs sind. Einen Tankstopp müssen wir noch einlegen bevor es wieder über die Grenze nach Deutschland geht und wir eigentlich viel zu früh um kurz vor 16 Uhr wieder an der Unterkunft ankommen.

Der fahrerische Teil des Tages war perfekt und wir haben noch massig Zeit bis zum Abendessen um 18:30 Uhr, deshalb beschließen wir wieder eine kleine Wanderung zu unternehmen. Laut Karte führt uns der „Große Rundwanderweg Nr. 5“ in Richtung Hinterschmiding. Wenn wir dann irgendwann von diesem auf den Wanderweg Nr. 2 wechseln, sollten wir wieder zurück nach Herzogsreut kommen. Gesehen, ausgesprochen und schon laufen wir los. Ich habe die Kamera dabei und immer wieder machen wir Halt, um diese auch zu nutzen. Die Wiesen hier blühen so schön bunt und im Wald ist eine solche Vielfalt an Pflanzen zu sehen – warum muss man dazu einen Naturpark ausrufen? Warum kann es nicht überall so sein? Wir laufen 3,5 km Bergab…und was dann kommt war eigentlich klar. Wir müssen auch wieder rauf. In dieser Natur macht aber selbst das Spaß!

Zurück in der Unterkunft geht es schnell noch unter die Dusche und dann kommt was kommen muss… wir bauen wieder MRS auf. Heute mit einem Grillteller und einem Ratsherrenteller (Lende überbacken mit Käse und Pilzrahmsosse). Den Abend lassen wir dann auf dem Zimmer ausklingen und liegen wieder früh im Bett. Morgen geht es ja leider schon wieder nach Hause.

Tag 4 – Heimweg:

Man sollte den Bericht direkt an dem Tag schreiben über den er ist. Irgendwie ist mir das beim Heimweg aus dem Bayerischen Wald nicht gelungen, inzwischen sind wir schon unterwegs nach Frankreich und es ist August. Ich kann mich aber noch an viele Kurven, blauen Himmel genialen Fahrspass und Käsekuchen nach langer Suche nach einem Cafè erinnern. Der Ausflug in den Bayerischen Wald war aufjedenfall Bombe und wir hatten eine geniale Unterkunft mit super Essen! Das Fernweh ist wieder geweckt. Mal sehen was heuer noch möglich ist.

Hunsrück und Eifel – Die Corona Alternative

Tag 1 – Anfahrt

Eigentlich sollten/wollten wir gerade 3,5 Wochen in Portugal sein… Aber man muss das Beste aus der Situation machen. Wir haben den Urlaub auf 2 Wochen verkürzt und wollten in der 2. Woche mit den Motorrädern ins Erzgebirge. Als ich an meinem ersten Urlaubstag gefragt werde, warum wir noch daheim sind, stelle ich mir diese Frage auch. Warum sind wir eigentlich noch da? Warum nicht einfach irgendwo hinfahren, Hauptsache weg.

Innerhalb kürzester Zeit war die Entscheidung fest, wir fahren für ein paar Tage ins Hotel Tannenheim im Hunsrück. Da waren wir auf unserer MSD Westtour 2015 schon mal eine Nacht. Das Hotel hat uns damals überzeugt und mit dem Hunsrück und der Eifel vor der Tür, sollten wir mit den Motorrädern viel Spaß haben.

Wir starten entspannt in den Tag, fahren Richtung Rothenburg und durch das Taubertal. Hier leuchtet an der Straße entlang der rote Klatschmohn, die Sonne scheint und es läuft einfach. Wir kommen gut voran und schon sind wir im Odenwald. In den Wäldern ist es kühl und ich bin den halben Tag mit den Lüftungsreißverschlüssen meiner neuen Klim Artemis Kombi beschäftigt.

Da schwingt man sich gerade noch durch die Kurven und hat saftige Hügel um sich und dann kommt da Darmstadt… das ist irgendwie immer im Weg, wenn man in die Richtung will; man kann nun mitten durch oder irgendwie durchs Randgebiet… Heute fahren wir mal durchs Randgebiet und es wird öde, alles flach, Acker an Acker, die Straßen kerzengerade dazwischen durch. Mein Lichtblick: hier werden neben Spargel auch Erdbeeren angebaut und gleich verkauft. Wir holen uns eine Schachtel Erdbeeren und verschlingen sie regelrecht an Ort und Stelle.

Über den Rhein setzen wir mit der Fähre nach Nierstein über. Als wir bei Bingen endlich wieder auf den Rhein treffen, finden wir auch wieder Kurven und bewegen uns viel durch Ortschaften, aber diese sind schön anzuschauen. Die Gegend des Oberen Mittelrheintals ist nicht umsonst als Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen worden. Den Rhein zu unserer Rechten, die schroffen Felsen links und rechts am Ufer, teilweise voller Bäume oder Wein, an noch so kleinen Stellen klammert sich ein Weinstock an den Fels, um uns pittoreske Städtchen mit Fachwerkhäusern, Türmen und darüber thronen Burgen – alles ist mit Schiefer gedeckt und aus grauen Steinen gebaut. Darüber leuchtet ein blauer Himmel mit fluffigen Wolken, was will man mehr?

Von Corona und Beschränkungen merkt man hier nicht viel, die Campingplätze am Rhein entlang sind fast bis auf den letzten Platz voll. Wir gehen in Boppard noch einkaufen und rollen um 18:30 Uhr auf den Hof des Hotels Tannenheim. Die Garage für die Motorräder steht schon offen, wir sind die ersten „Corona-Gäste“ und werden herzlich empfangen.

Um halb 8 lassen wir uns zwei Medium-Rare Rindersteaks im Restaurant des Hotels schmecken. Das Wetter passt und so können wir im Garten sitzen. Das Gefühl endlich wieder unterwegs und mit dem Hier und Jetzt zufrieden zu sein, stellt sich ein.

 

Tag 2 Eifeltour

Es erwartet uns am nächsten Tag ein ausgiebiges Frühstück mit frischen Semmeln und Croissant vom Bäcker, Metzgerswurst, Eier werden auf die gewünschte Art zubereitet, Joghurt, Früchte und hausgemachte Marmelade runden das Ganze ab. Danach ist man eigentlich wieder reif für eine Runde hinlegen und Bauchstreicheln. Wir starten unsere Tour durch die Eifel.

Unseren ersten Stopp legen wir zeitig an der Stiftskirche St. Martin und St. Severus in Münstermaifeld ein. Die riesige Kirche fällt von weitem auf; weil Feiertag ist, wird gerade ein Gottesdienst abgehalten und wir können Sie nur von außen ansehen.

Unser nächster – ungeplanter Halt – soll Burg Eltz werden. Nachdem schon am Parkplatz ein Kassenhäuschen steht und wir eigentlich nur einen kurzen Blick auf die Burg werfen wollen, drehen wir einfach wieder um und machen erst mal gut Kilometer. Je weiter wir uns von der Rheingegend entfernen umso weniger Burgen, Stadtmauern und Türme sind zu sehen. Auch die Häuser sind nur noch selten aus Fachwerk und dem grauen Stein gebaut oder mit Schiefer gedeckt.

Wir sind in der Rureifel und dem Nationalpark Eifel unterwegs… Die Idee hatten wir wohl nicht allein… Es ist die Hölle los, Motorradfahrer, Rennrad- und sonstige Fahrradfahrer und Autos mit ordentlich Leistung, die wohl dem Nürburgring einen Besuch abstatten. Manche von den kleinen Straßen durch die Wälder werden da schon fast zu klein.

Um die Mittagszeit finden wir eine Bank, setzen uns in die Sonne, schauen den wiegenden Gräsern im Wind zu und genießen den Tag. Allzu lang können wir hier aber nicht verweilen, wir haben uns ein Tagesziel von 350 km gesteckt. Nachmittags wird der Verkehr deutlich weniger, wir fahren durch die Vulkaneifel und an der Mosel entlang zurück in unser Hotel.

Mopedfahren in Deutschland ist irgendwie unkompliziert. Es kommt vor jeder Kurve und jedem Hindernis ein Schild – in der Eifel ist man ja sowieso umringt von 70 km/h-Schildern – es kommt nach einer Kurve kein WOW, es ist nichts so neu, dass man es noch nie gesehen hat, der Asphalt hört auch nicht einfach auf, sondern die ausgeschilderten Straßenschäden ruckeln halt ein bisschen, aber man fährt einfach weiter. Mir fehlt irgendwie die Herausforderung, nicht nur an das Können des Motorradfahrens sondern auch für alle Sinne. Für uns ist es ungewohnt geworden, abends in dieselbe Unterkunft zurückzukehren. Mir fehlt ein bisschen das Neue, das Unbekannte – zumal wir in dieser Unterkunft ja schon mal waren.

Ich bin ja nun nicht so der Weinkenner, trink aber einfach gerne ein Gläschen und wenn man sich schon mitten im Weinanbaugebiet befindet, wird da auch mal durchprobiert. Das Essen insgesamt war wieder ein Traum und da kann ich mich auch mal mit einem deutschen Weißwein anfreunden.

 

Tag 3 Hunsrück-Tour

Nach dem ausgiebigen Frühstück und nochmal einer Runde im Bett liegen, geht es um 10 Uhr los. Es ist leicht bewölkt, aber mild – perfektes Wetter um Motorrad zu fahren. Die Straßen sind kurvig und in gutem Zustand, außerdem ist wenig auf den Straßen los. Wir fliegen geradezu an Äckern vorbei, auf denen sich das Getreide wie Wellen im Wind bewegt, an Blumenwiesen und durch saftige Wälder. Mein Visier ist nie zu – die Gerüche die man so auffängt wecken Erinnerungen und mit einem Lächeln im Gesicht denke ich mir, das ist ein super Tag und ich könnte ewig so weiterfahren.

Ich unterhalte mich noch über unsere neuen Sena Headsets mit Tobi und habe in einem kurzen Anflug von Trägheit ausgesprochen, dass es schon auch schön war, hinten drauf mitzufahren… Hätte ich das mal für mich behalten… Fast augenblicklich fängt die orange Kontrollleuchte in meinem Cockpit wild zu leuchten an und ist mir mehr als suspekt. Als wir Anhalten und in einen Feldweg einbiegen, quält sich auch das Blinkerbirnchen und flackert nur noch. Moped aus, und sie gibt keinen Mucks mehr von sich.

Das Problem ist schnell erkannt: die Batterie ist leer.

Wir bauen die Batterie der Großen ein und schon springt sie wieder an. Wir versuchen die Dicke anzuschieben, geben aber nach dem 3. Mal auf und rufen einfach den ADAC zum überbrücken.

So war das nicht geplant. Wir müssen unsere schöne Tour abbrechen und fahren auf direktem Weg zurück zum Hotel. Während wir auf den ADAC gewartet haben, haben wir so den ein oder anderen Plan aufgestellt. Motorrad in der Unterkunft stehen lassen, zusammen Heim fahren und mit dem Hänger das Moped abholen, klang noch am besten. Nachdem wir alle Sicherungen, die nicht unbedingt notwendig waren gezogen hatten, war der Batteriestand am Hotel eigentlich noch ganz ok. Der Gedanke mein Schätzelein irgendwo zurück zu lassen gefällt mir nicht und wir haben uns dann doch entschieden sie morgen heimzufahren. Mal sehen wie weit wir kommen.

An dem gewonnenen Nachmittag laufen wir nach Buchholz, unterstützen die lokale Bäckerei und lassen uns Kaffee und Kuchen schmecken.

Die Zeit bis zum Abendessen verblödeln wir am Zimmer und nach einem Blick auf die Wettermeldungen entscheiden wir uns, morgen über die Autobahn heimzufahren. Vorher schlagen wir aber beim Abendessen nochmal richtig zu. Die Frische und Qualität, aber auch die Präsentation des Essens zeigt, dass hier gerne und mit Leidenschaft gekocht wird. Sowohl das Hotel, als auch das dazugehörige Restaurant kann man wärmstens empfehlen. Wenn wir wieder mal in dieser Richtung unterwegs sind, wissen wir schon, wo wir uns einquartieren können.

 

Tag 4 Heimfahrt

Als wir aufstehen regnet es, während wir frühstücken regnet es, nach ein bisschen Trödeln und Sachen packen, haben wir ein „Regenloch“ gefunden und fahren los.

So eine Heimfahrt über Autobahn ist immer langweilig und eine reine Pflichterfüllung. Nach 50 km fängt es an zu regnen und wir werden bis daheim auch nicht mehr trocken. Wir testen die Sena´s ausgiebig auf unserer öden Fahrt und spielen Stadt-Land-Fluss, damit ich mir Tobis Genörgel nicht anhören muss, weil ich mich nicht in einen Burger King setzen wollte um das nächste Regenloch abzuwarten… Nass waren wir sowieso schon und auch die neue Kombi wollte mal im Regen getestet werden.

Zumindest hat es Ari mit abgesteckten Scheinwerfern und ich mit kalten Händen, da ich die Griffheizung nicht benutzen wollte, bis daheim geschafft.

Beim Durchschauen daheim haben wir auch die Vermutung bestätigen können: der Stator meiner Lichtmaschine ist hinüber – Masseschluss. Damit ist auch unsere Tour durch das Erzgebirge erst mal erledigt. Wir reparieren jetzt und hoffen auf mehr Glück bei der nächsten Reise im August… wo auch immer diese uns hinführt…

 

Anbei noch die gefahrenen Strecken zum Download als GPX-File:

Anfahrt:

 

Ausfahrt durch die Eifel:

 

Abgebrochene Ausfahrt:

 

Rückweg über die Autobahn: