Städtetrip: Adventszeit in Strassburg

Es war mal wieder soweit, die Adventszeit rückte näher und es hat uns in den letzten Jahren eigentlich immer ganz gut gefallen, in der Vorweihnachtszeit einen Ausflug in eine andere Stadt zu unternehmen. Eine kleine Abweichung gab es heuer, Sandra begleitete uns auf unserem Städtetrip.

Dieses Mal wollten wir uns Straßburg näher ansehen. Weihnachtshauptstadt und Stadt der Lichter. Ich muss schon sagen, dass es die Erwartungen ganz schön hebt, wenn sich eine Stadt selbst so bezeichnet.
Der Plan war schnell gefasst, ein günstiges Hotel für das erste Advent-Wochenende gebucht und ein Reiseführer in der Tasche.
Beim Durchlesen des Reiseführers hatte ich festgestellt, dass die Altstadt wohl eher überschaubar ist, Straßburg aber eine Menge Museen zu bieten hat. Dummerweise sind wir keine Museumsgänger… Die Wünsche von uns dreien ließen sich gut unter einen Hut bringen.

Los ging es am Donnerstagabend nach der Arbeit (um es hier mal klar zu stellen: Ja, wir gehen arbeiten!). Wir wollten am Freitagvormittag mit Frühstück und ausgeschlafen starten können, weswegen wir eine Nacht früher anreisten als nötig.

Das Frühstück war schon ein bisschen mau, und wo ist eigentlich die Wurst und das Frühstücksei? Für einen herzhaften Frühstücker ist das nichts, die Franzosen sind da eher die Süßen.

Das Wetter begrüßte uns mit Grau in Grau, aber es war zumindest trocken.

Vor dem Hotel hatten wir eine Tramstation, die uns direkt in die Altstadt brachte.
Und wieder einmal kann sich Deutschland eine Scheibe von anderen Ländern abschneiden. Wir konnten für 6,80 EUR zu dritt den ganzen Tag durch Straßburg fahren.
Das Ticketsystem ist einfach zu verstehen, günstig und mit Kreditkarte am Automaten bezahlbar.

Wir stiegen an der Haltestelle „Broglie“ aus und liefen Richtung Münster. Dabei streiften wir den noch im Aufbau befindlichen Weihnachtsmarkt auf dem langen Place de Broglie.

Vor dem Münster befindet sich der wohl bekannteste Weihnachtsmarkt Straßburgs. Auch hier wurde noch fleißig aufgebaut, eingeräumt und verziert. Wir gingen zuerst in die Kirche, die frühe Stunde machte sich bezahlt, wir konnten die Kirche ohne große Menschenmassen besichtigen. Beim Durchqueren des Kirchenschiffs, betrachteten wir die meterlange Krippe, die mit echten Pflanzen bestückt ist.

Ein besonderes Highlight: die Astronomische Uhr. Diese stammt aus dem 16. Jahrhundert und es ist verblüffend, dass zu damaliger Zeit etwas so Komplexes möglich gemacht wurde. In der Uhr sind u. a. die Mondphasen, das kopernikanische Planetarium mit den Tierkreiszeichen, Wochentage und der Jahreskalender vereint. Zu jeder Viertelstunde setzt sich der riesen Apparat in Bewegung und die personifizierten Lebensalter ziehen vor dem Sensenmann vorbei.

Unser nächster Stopp hätte eigentlich auf der Aussichtsplattform der Kathedrale sein sollen. Auf Grund angespannten Sicherheitslage anlässlich der Anschläge in Paris war jedoch der Aufgang bis auf weiteres geschlossen. Wer kann´s ihnen verdenken…

Also schlenderten wir über den Platz bis zum Palais Rohan, sahen uns im Innenhof um (wie bereits geschrieben, sind wir keine Museumsgänger) und schlugen die entgegengesetzte Richtung ein.

Vorbei am Maison Kammerzell (einem der wohl schönsten Fachwerkhäuser) ließen wir uns in die Altstadt treiben und schlenderten durch die kleinen Gassen.

Wir drückten uns bei so allerlei kulinarischen Freuden die Nasen am Schaufenster platt; Käseläden, die man noch auf der Straße riechen kann, Baguettes, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen und Süßes sowie Schokolade in scheinbar unbegrenzten Mengen…

Aber wir sind ja nicht nur zum Essen da, wir ließen uns treiben. Bogen links ab, dann wieder rechts… scheinbar planlos streiften wir über die Altstadtinsel. Weihnachtsmärkte – unser Hauptziel an diesem Wochenende – waren noch im Aufbau begriffen und wir landeten im Petit France.
Klein und schnuckelig, verträumt und romantisch schlängeln sich die kleinen Kopfsteinpflasterwege durch die Fachwerkhäuser und Kanäle. Auf jeden Fall einen Besuch wert und im Sommer bestimmt eine gute Adresse um einen Abend im Freien ausklingen zu lassen.

Unser nächstes Ziel: die Krutenau. Laut Reiseführer eine kulinarische Stadtteilbegehung. So schnell wie wir drin waren, so schnell waren wir auch wieder raus… Vielleicht hatten wir auch noch nicht die richtige Tageszeit erwischt, fanden wir doch so ziemlich alles verschlossen vor. Eigentlich schade, denn so langsam machte sich auch Hunger breit.

Es war später Nachmittag und die Weihnachtsmarktbuden öffneten nacheinander Ihre Läden. Sehr zu empfehlen ist der warme Apfelsaft, kein pappiger Kinderpunsch wie wir ihn kennen, sondern ein stark mit Weihnachtsgewürzen aromatisierter Apfelsaft. Wir schlenderten über fast jeden Weihnachtsmarkt, den Straßburg zu bieten hatte. Und doch hatte man immerzu das Gefühl allein unterwegs zu sein. Fast schon totenstill war es, kein Weihnachtslied dudelte aus den Buden, nur wenige Menschen waren auf den Straßen unterwegs. Das Militär und die Polizei allzeit und überall präsent.

Die Weihnachtsbeleuchtungen – keine Gasse gleicht hierbei der anderen – hingen zwar, waren aber nicht an.

Soviel zum Thema Weihnachtshauptstadt und Stadt der Lichter…

Durchgefroren und ein klein wenig enttäuscht machten wir uns auf den Weg zu unserem Hotel.

Wir hatten ja noch mindestens einen vollen Tag vor uns.

 

Nachdem wir eigentlich die komplette Altstadtinsel bereits erkundet hatten, stand am zweiten Tag eine Bootsrundfahrt auf dem Plan. Wieder hatten wir Glück mit dem Wetter, es war zwar kalt, aber trocken. Wir fuhren mit der Tram bis zur Kirche Eglise St. Paul – wie viele anderen Kirchen war auch diese verschlossen – und zogen uns danach an den Ill-Kais zwischen Fluss und Fachwerkhäusern entlang. Wir ließen uns Zeit, liefen mal auf den Gehsteigen, mal direkt an der Ill.

Die Tickets für eine Bootsrundfahrt kann man für eine kleine Tour kaufen, oder aber für die Große, die um die Altstadtinsel herum bis zum Europaparlament und wieder zurückgeht.

Wir entschlossen uns für die längere Tour und stellten uns am Boot an.
Angenehm warm, mit Müsliriegeln und Keksen eingedeckt, machten wir es uns bequem und lauschten den Erklärungen über Kopfhörer.
Vieles hatte man ja schon gesehen und doch ist es nochmal ein anderer Blickwinkel.

Als wir wieder vor dem Münster standen, hatten wir Sonnenschein und blauen Himmel. Damit läuft sich´s gleich viel besser, es war zwar noch immer kalt, aber auch die Stadt machte den Eindruck aufzutauen. Menschen schoben sich durch die Stadt, Straßenmusiker rissen die Mengen mit, kein Vergleich zum vorherigen Tag.

Die Kirche Temple Neuf hatte es uns ein bisschen angetan. Sie war offen, an die Rucksackkontrollen hatte man sich schon gewöhnt und im Inneren fanden wir ein buntes Treiben. Keine verordnete Stille – die durchaus auch ihren Reiz hat – sondern Tische überall, ein Kuchenbuffet, Kinder an Basteltischen vor dem Altar und ein geschäftiges Durcheinander von Erwachsenen und Kindern. Die Atmosphäre war einfach zum Wohlfühlen.

Danach schlenderten wir über den Place Kléber, suchten uns ein sonniges Plätzchen, verweilten ein wenig und kämpften mit der Neugier, aber auch der Abneigung Austern zu probieren. Dort scheint täglich ein Stand mit Austern zu sein, der auch zum Probieren einlädt. Wir konnten uns nicht überwinden das mal zu probieren, aber die Neugier blieb… vielleicht beim nächsten Mal…

Nachdem heute das Wetter nicht mehr so trüb war, konnten wir Tobi den Wunsch nicht abschlagen, nochmal ins Petit France zu laufen und ein „Blaue Stunde Bild“ vom Barrage Vauban auf die Wehrbauten zu machen.

Aber wie auch am Tag davor, war der Aufgang auf die Panoramaterasse geschlossen (Laut Beschilderung sollte er eigentlich bis 19:00 Uhr offen sein).

Noch einmal wollten wir nicht über die Weihnachtsmärkte laufen. Es war zwar mehr los, auch schienen alle Lichterketten heute eingeschalten zu sein, aber die Auswahl der angebotenen Waren überzeugte uns nicht. Wir hatten mehr Regionales und Individuelles erwartet, stattdessen fanden wir viel Fabrikware und auf fast jedem Markt das gleiche.

Deshalb wollten wir zumindest heute mal ganz traditionell elsässisch Essen gehen. Das Lokal unserer Wahl hatte leider eine größere Gesellschaft und damit keinen Platz mehr für uns. Wir landeten im le Boucanier bei Flammkuchen und Pizza mit regionalem Käse. Ein absolut gelungener Abschluss für diesen Tag.

Der Sonntag weckte uns mit starkem Wind und Regen. Das was wir sehen wollten, hatten wir bereits gesehen. Die Motivation nochmal in die Stadt zu gehen schwand. Nach dem Frühstück checkten wir aus und wollten auf dem Heimweg noch einen Baumwipfelpfad im Schwarzwald besuchen, aber auch hier Wind, Regen und Nebel.

Wir entschieden uns daraufhin, das Wochenende in Straßburg für beendet zu erklären und machten uns auf den Heimweg.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Straßburg durchaus einen Besuch wert ist und hierfür auch zwei Tage völlig ausreichend sind. Von den Weihnachtsmärkten und der Atmosphäre hatten wir uns auf Grund des Titels „Weihnachtshauptstadt und Stadt der Lichter“ einfach mehr erwartet. Dresden z. B. bietet vergleichsweise mehr Abwechslung, das Angebot an Waren ist regionaler, vielseitiger und individueller.

Würden wir nochmal nach Straßburg reisen, würden wir im Sommer kommen, um die lauen Sommerabende in Petit France zu genießen.