Rumänientour 2019 – Tag 05 – Săcel – 215 km

Unser Wecker klingelte heute um 6:30 Uhr… ob wir irre waren? Wir wollten noch duschen und den fröhlichen Friedhof besichtigen bevor wir um 8 Uhr frühstückten. Ganz ist der Plan nicht aufgegangen, aber uns hat es gepasst. Kurz nach Sonnenaufgang waren wir auf jeden Fall auf dem Friedhof unterwegs (positiver Nebeneffekt der für uns aber nicht entscheidend war… das Kassenhäuschen war noch nicht besetzt). Wir freuten uns dass wir den ganzen Friedhof alleine für uns und unsere Kameras hatten. Das Frühstück war dann genauso wie das Abendessen gestern sehr vielseitig und typische Hausmannskost. So ist das viel toller als ein „kontinentales“ Frühstück. Wir probierten alles was so rumstand und bereuten nichts davon. Nach dem Essen führte uns der Hausherr noch in ein spezielles Zimmer des Hauses welches für familiäre Feierlichkeiten benutzt genutzt wird und sehr traditionell gestaltet ist. Um kurz vor 10 Uhr hatten wir uns dann endlich losgelöst und fuhren vom Hof. Achtung umfangreiche Bildergalerie 😉 danach geht es noch weiter.

Bis Sighetu Marmației ging es noch an der ukrainischen Grenze entlang, dann bogen wir ab um uns einige der Holzkirchen anzugucken welche typisch für die Maramureș sind. Wir haben beschlossen uns auf Holzkirchen zu beschränken die zum Unesco Weltkulturerbe ernannt wurden. Alle anderen ließen wir links und rechts liegen. Nachdem wir die erste Kirche in Desești von außen besichtigt hatten (um reinzukommen hätte man jemanden anrufen müssen) fanden wir erstmal perfekten Asphalt und eine kleine Passhöhe mit knapp 1000 Höhenmetern. Die Strecke war einfach nur genial zu fahren! Fast kein Verkehr und ein Asphalt zum fliegen lassen.

Nun ging es Schlag auf Schlag mit den Kirchen. Erst in Dănești, dann in Șurdești und die dritte in Folge in Plopiș. Ein ganz schöner Kulturschock war das. Am Interessantesten fanden wir dass die Kirche in Plopiș in nur 3 Jahren vollständig restauriert werden sollte. Ein Jahr davon ist bereits vergangen und die Fortschritte sind deutlich sichtbar. Achtung, jetzt kommt eine Ansammlung an Kirchenbildern:

Dann kam wieder eine schön zu fahrende Strecke auf der wir einen weiteren Kamm, oder den gleichen einfach in die andere Richtung auf knapp 1100 Höhenmetern überquerten. Kurven satt war das Motto! In Budești dann die nächste Kirche und es sollte noch kein Ende nehmen. Gut dass wir wenigstens die Holzkirchen ausgelassen haben welche die UNESCO nicht würdigt, sonst wären wir nach zwei Wochen noch nicht fertig gewesen. Es ist der Wahnsinn wieviele Kirchen hier in der Gegend rumstehen! Und was uns überrascht hat: Wie viele Kirchen neu gebaut werden! Findet man in Deutschland quasi keine Kirchenneubauten so sieht man hier immer wieder neue Prunkbauten. Die Kirche in Bârsana lassen wir aus da wir irgendwie einem Gotteshausoverkill erlegen sind und wir diese nicht direkt anfahren können. Das folgende Kloster muss sich auch der Kirchenmüdigkeit geschlagen geben und wird links liegen gelassen.

Polenile Izei dagegen können wir uns nicht entgehen lassen auch wenn sie für uns eine Sackgasse bedeutet. Diese Kirche zeichnet sich durch ihre Wandbilder aus welche besonders abscheuliche Darstellungen beinhalten.

Und last but not least kam dann noch das Gotteshaus aus Holz in Leud vor die Linse. Hier gingen wir dann noch kurz shoppen und deckten uns mit Wasser und Bake Rolls ein, bevor es nach Săcel ging, wo wir heute den Tag ausklingen lassen. Unsere Unterkunft liegt etwas abseits der Straße und ist nur über einen groben Schotterweg erreichbar. Aber das Abendessen war den Weg auf jeden Fall wert. Es gab Forelle mit Polenta und Knoblauchmayonaise (also das war definitiv die knoblauchigste Mayo die ich jemals erlebt habe!!!) und als Dessert Schokokuchen. Dazu natürlich Selbstgebrannten. Wir saßen zusammen mit rumänischen Gästen an einem großen Tisch. Es war interessant zu sehen wie diese mit der Knobimayo und dem Schnaps zu haushalten wussten. Vom Schnaps immer wieder kleine Nipper nehmen und die Mayo mit dem großen Löffel großzügigst auf den Fisch streichen… ach was das reicht nicht nimm noch zwei Löffel!

Nach dem Essen wären wir am liebsten sofort eingeschlafen, aber wir mussten uns ja noch irgendwie überlegen wo es morgen hingehen soll. Wir haben beschlossen bis kurz vor die Bicazklamm zu fahren.

Ein Erlebnis muss ich noch hinten anhängen. Wir stoppten heute kurz an einer Apotheke um Voltarengel zu kaufen. In der Apotheke diskutierte gerade eine ältere Dame mit der Apothekerin und wenn ich das ganze richtig interpretiert habe dann hatte sie nicht genügend Geld für die nötigen Medikamente. Das führt mal wieder vor Augen wie gut es uns in Deutschland geht. Krankenkassenkarte beim Arzt durchziehen, 5 Eur Zuzahlung in der Apotheke leisten und schon hat man was man benötigt. Die Anzahl der in der Apotheke vorhandenen Medikamente war sehr übersichtlich und das Voltaren kam aus einem extra Schrank, frei nach dem Motto das kauft hier sowieso keiner weil es zu teuer ist.

Die GPX Datei gibt es heute hinterher:

Rumänientour 2019 – Tag 04 – Săpânța – 382 km

Wir hatten trotz der harten Matratzen sehr gut geschlafen. Die Pension mitten in der Stadt ist sehr ruhig gelegen. Noch vor dem Frühstück packten wir die ersten Sachen und brachten sie zu den Motorrädern. Um Punkt 8 Uhr gingen wir dann zum übersichtlichen Buffet. Auch wenn die Auswahl nur klein war wurden wir locker satt und fuhren um 9:10 Uhr vom Hof. Der morgendliche Nebel hatte schonmal dem blauen Himmel Platz gemacht, war aber bis zu unserer Abfahrt zurückgekehrt. Die ersten Kilometer hatten wir daher nur einen begrenzten Ausblick.

An der Kathedrale des heiligen Martin (Spišská Kapitula) legten wir einen ersten Sightseeing Stopp ein – und es sollte für heute auch schon fast der Letzte sein. Jeder drehte eine Runde mit der Kamera um die Kathedrale bevor es weiter ging. Das Ziel für heute war es Kilometer zu machen. Schließlich war unser Zielgebiet Rumänien! Und davon waren wir noch ziemlich weit entfernt.

Im weiteren Streckenverlauf in der Slowakei kamen wir an einer Ortschaft vorbei die wir nicht wirklich einordnen konnten. Gestern hatten wir auch schon so eine Siedlung gesehen. Völlig heruntergekommen, teilweise Wellblechhütten, Gestank lag in der Luft und es lungerten unmengen an Menschen herum. Wir fragen uns immer noch was das für eine Siedlung war. „Flüchtlinge“ die sich hier niedergelassen hatten?

Die Strecke bis zur ungarischen Grenze ließ den Fahrspass so langsam ausklingen. Erst noch bewaldet und kurvenreich durch Täler und über Hügel wurde es auf Ungarn zu immer flacher und der Strassenverlauf immer geradliniger. Direkt an der Grenze legten wir dann einen Tankstopp ein und Anja aß noch ein Eis bevor es endgültig öde wurde. Ja wir waren vorbelastet von letztem Jahr. Der Ungarn Anteil der Anreise nach Serbien letztes Jahr war einfach nur öde und langweilig. Wir waren aber auch ein bisschen gespannt ob es hier auch so aussehen würde. Und wir können diese Frage nun leider mit Ja benatworten. Ungarn kann ja nichts dafür dass die Geografie hier so ist wie sie ist. Das Land ist (zumindest in den Teilen die wir bereits erfahren durften) geprägt von Ackerbau und „brettleben“. Die Landwirtschaft ist effektiv aufgeteilt, sprich die Äcker sind riesig groß. Die Straßen gehen dazwischen dahin und gehen ewig gerade aus und dann biegt man mal wieder um 90° Grad ab um wieder ewig geradeaus zu fahren. Ungarn ist einfach kein Land zum Moppedfahren, liegt aber mitten im Weg wenn man nach Rumänien will.

Wir legten nochmal einen Stopp an einer Tankstelle ein um unsere Trinkrucksäcke zu füllen und das getrunkene Wasser wieder abzugeben. Ich entdeckte neben einer Pepsi auch noch Pasteis de Nata (Portugiesische Blätterteigtörtchen mit Puddingfüllung) welche leider nicht wirklich gut waren. Weitere 40km später war es dann endlich soweit. Wir fuhren nach Rumänien rein, aber erst nachdem wir kurz unsere Personalausweise an der Grenze vorgezeigt hatten. Das ist man so nicht mehr gewohnt und wäre hier auch eigentlich nicht nötig. Die Temperatur ist inzwischen deutlich über 25° Grad angestiegen und mir ist warm.

Kaum in Rumänien eingereist schon kamen uns die ersten Pferdefuhrwerke entgegen. Die ersten Kilometer im neuen Land waren geprägt von Baustellen. Satu Mare umfuhren wir großzügig. Unser Tagesziel war immerhin noch ca. 80km entfernt und mit dem Grenzübertritt hatten wir spontan dank Zeitzonenwechsel eine Stunde verloren. Mit Rumänien verbindet man gedanklich das Thema Armut. Was wir dann allerdings in Certeze zu sehen bekamen war verblüffend. Eine Villa reihte sich an die nächste und es werden noch viele weitere gebaut. Wie kommt das? Laut unserem Reiseführer leben hier vorrangig völlig zerissene Familien deren Angehörige Ihr Geld im Ausland verdienen. So müssen die Kinder teilweise ohne Ihre Eltern aufwachsen oder Frauen ohne ihre Männer leben. Dafür haben sie schicke Häuser. Laut dem Bericht führt dies zu anderen Problemen z.b. sehr hoher Drogensucht. Vordergründig sieht die Stadt aus als ob die Welt hier noch in Ordnung wäre, guckt man allerdings hinter die Fassade so trügt der Schein. Ergänzung: Ich habe mich später noch mit einem ausgewanderten Rumänen unterhalten welcher mir auch sagte dass Certeze quasi 11 Monate im Jahr leer steht und im Sommer machen die Leute dann hier 1 Monat Urlaub.

„5763 Menschen wohnen in dem Ort im äußersten Norden Rumäniens, die Ausläufer der Karpaten schimmern am Horizont. Offiziell verdienen 2300 Einwohner des Dorfes ihr Geld im Ausland. Inoffiziell sind es vermutlich mehr.“
Quelle

Ab Certeze war die Fahrtstrecke nochmal Zucker! Kurven ohne Ende und quasi ein kleiner Pass der überquert wird. Auf dem Weg nach Oben fiel uns ein Kloster auf und wir fuhren kurzerhand direkt bis vor die Kirche der Anlage. Zwei Glaubensschwestern saßen in der Sonne neben der Kirche und schienen ein ernstes Gespräch zu führen, wir wollten sie nicht stören und machten nur schnell ein paar Fotos der Gebäude aus der Distanz. Dann nahmen wir die letzten paar Kilometer unter die Reifen.Am Grenzfluss zur Ukraine entlang fuhren wir bis nach Săpânța dem heutigen Tagesziel. Unsere heutige Pension lag direkt gegenüber des fröhlichen Friedhofes welchen wir morgen vor dem Frühstück besichtigen wollen.

Die ganze Familie erwartete uns schon und begrüsste uns gemeinsam. Wir brachten zügig unsere Sachen ins ebenerdige Zimmer und versorgten uns noch mit Wasser für morgen in einem kleinen Laden ein paar Häuser weiter. Dann ließen wir den Abend auf der überdachten Terasse ausklingen. Während wir auf das 3-gängige Abendessen warteten planten wir den morgigen Tag und sicherten die heute entstandenen Bilder. Zu Essen gab es typische rumänische Hausmannskost.
Ciorba de perisoare (Gemüsesuppe mit Hackfleischklösschen), Sarmale mit einer Art Sauerkraut und Polenta (Krautwickel) und als Nachspeise Biskuitsalami (bei uns besser bekannt als kalter Hund). Dazu bekamen wir frisches Quellwasser und ein Kännchen zweimal gebrannten Zwetschgenschnaps (Palincă) mit 52% Alkoholgehalt. Das knallt!!!

Rumänientour 2019 – Tag 03 – Levoča – 326 km

Wir haben wunderbar geschlafen. Die Unterkunft war einfach super! Um kurz vor 8 Uhr saßen wir schon beim Frühstück zusammen mit einem anderen Deutschen Pärchen. Sie stammen aus Hamburg und sind Rentner…ihre Reisezeit ist nicht begrenzt. Das bedeutet jetzt nicht dass sie eine Weltreise planen. Aber ob sie drei Wochen oder fünf Wochen unterwegs sind das wissen sie noch nicht so genau. Vielleicht werden es auch sieben. Sie wollten ebenso wie wir heute noch in die Hohe Tatra fahren. Vielleicht sieht man sich ja nochmal. Nach dem Frühstück packten wir schnell unsere Sachen fertig und starteten kurz vor 9 Uhr in den heutigen Fahrtag.

Die ersten Kilometer legten wir auf der E50 zurück um ein bisschen Abstand zu Trenčín zu gewinnen. Das Wetter war heute der Hammer. Blauer Himmel durchsetzt mit weißen Wolken und die Sonne strahlt. Um unser erstes Tagesziel – Čičmany – zu erreichen bogen wir nach wenigen Kilometern wieder von der großen E50 ab und stürzten uns so richtig in die slowakischen Wälder. Die Strecken heute waren ein Gedicht! Kurven ohne Ende und relativ wenig Verkehr. In Čičmany legten wir dann die erste Fotopause ein und schlenderten ein wenig durch den für seine in weißer Farbe mit Symbolen bemahlten Holzhäuser bekannten Ort. Ohne Fahrtwind wurde uns fast ein bisschen warm beim Laufen. In den Wäldern beim Fahren allerdings war es schon noch relativ kühl. Die Landschaft war heute durch die Bank hügelig und wir fuhren mehrfach über kleine „Pässe“ und durch Täler.
Städte in der Slowakei sind entweder durch einen historischen Kern oder aber durch eine gigantische Industrieanlage geprägt. Mitten im Nirgendwo tauchten plötzlich bunte Hochhäuser auf und direkt im Anschluss daran die dazugehörige Industrieanlage.

Unser zweiter POI heute war Vlkolínec, ein Dorf mit 35 Einwohnern welches wegen seiner außergewöhnlichen, unberührten Siedlung mit 40 originalen, bewohnten Holzhäusern 1993 in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen wurde. Hier verbringen wir mehr als eine Stunde um alles zu besichtigen. Interessant finde ich den Kontrast aus Kommerzialisierung (Parkplätze, Eintrittsgelder, Souvenirläden, Gastronomie) und andererseits den Verbotsschildern um einen letzten Rest Privatsphäre zu erhalten. Heute war in dem Dorf nicht wirklich viel los, aber trotzdem erwischte man Besucher die in gekennzeichneten nicht zugänglichen Bereichen unterwegs waren.

Vom Sightseeing zu Fuss aus ging es dann flott weiter am Liptauer Stausee entlang in Richtung Hohe Tatra. Sie wird oft, obwohl es sich eigentlich um ein Teilgebirge handelt, als das flächenmäßig, keineswegs jedoch höhenmäßig, „kleinste Hochgebirge der Welt“ bezeichnet. Man kann leider nicht hindurch oder hinein fahren. Der Nationalpark ist gleichzeitig auch ein Biosphärenreservat der UNESCO und steht unter besonderem Schutz. So mussten wir uns damit begnügen am Rand entlang zu fahren. Hier sind die Siedlungen von großen Hotelanlagen geprägt. Erschreckenderweise stehen neben nagelneuen großen Luxushotels auch viele dem Verfall überlassene ehemalige Luxushotels. Statt zu renovieren wird hier scheinbar lieber neu gebaut. Wie sich das mit dem Biosphärenreservatstatus verträgt erschließt sich mir nicht. Viel zu schnell waren wir auch schon wieder an der beeindruckenden Landschaft vorbei und schwenkten auf das heutige Tagesziel – Levoča – zu.

Nachdem wir es leider verpasst hatten ein Bild des Gebirges zu machen als wir darauf zu fuhren, musste ich immer wieder im Rückspiegel die Lage checken und wir legten nochmal einen Stopp ein um die Hohe Tatra in Ihrer ganzen Pracht auf den Sensor zu bannen. In Levoča checkten wir zügig in der Penziona Rodina ein und verwüsteten unser Zimmer mit unseren Moppedklamotten 😉 Die Motorräder stellten wir sicher im Hof der Pension ab und holten uns vom Gastgeber noch eine Empfehlung fürs Abendessen. Bei einem kleinen Fotowalk durch das Stadtzentrum erbeuteten wir nach Ladenschluss noch zwei Flaschen Wasser für unsere Trinkrucksäcke morgen.

Nachdem diese wieder im Zimmer abgelegt waren gingen wir dann ins Kupecká Bašta zum Essen. Das Restaurant ist direkt in der Stadtmauer von Levoča und unserer Meinung nach definitiv eine Empfehlung wert. Nach dem Essen ging es dann an die weitere Planung. Anja nahm sich endlich den Reiseführer vor und las einige Seiten über die erste Region in Rumänien die wir morgen erreichen wollen. Ich kümmerte mich um die Routenplanung und eine Unterkunft für morgen Abend. Der Wecker steht auf 7 Uhr. Spätestens um 9 Uhr wollen wir los da wir knapp 380 km bis Săpânța in Rumänien vor uns haben.