Spanien Herbst 2021 – Tag07 – 314km – Soto de Sajambre

Die Betten in unserem Hipster-Surfer-Hotel waren saugut und so haben wir perfekt geschlafen. Es ist noch stockfinster als wir aufwachen. Über Nacht war ziemlich starker Wind und es scheint ein wenig geregnet zu haben. Wir beschließen vor dem Frühstück noch eine Runde Yoga zu machen und nutzen dafür einen lustigen Kuppelförmigen Raum im Garten des Hotels. Die Idee hatten scheinbar nicht nur wir, aber wir waren die ersten und so ziehen die anderen wieder davon um uns nicht zu stören. Das Frühstück ist einfach, aber vollständig. Uns wird mal wieder das Bedürfnis nach Ruhe bewusst… hier geht es zu wie im Bienenstock. Nicht unsere Welt.

Um 10:15 Uhr starten wir auf „großen“ Strassen in Richtung Bilbao. Hier folgt das 1. Highlight des Tages, eine Fährüberfahrt. Was ist daran ein Highlight? Die Puente de Vizcaya ist eine von 8 verbliebenen Schwebefähren weltweit. Insgesamt wurden davon nur ca. 20 Stück gebaut weil der Aufwand im Vergleich zur Effektivität nicht gerechtfertigt war. Die Überfahrt kostet 1,35 pro Motorrad mit Fahrer. Eine riesige Stahlbrücke spannt sich über den Fluss und an dicken Drahtseilen hängt daran eine „Gondel“ auf welcher 8 Autos platz finden. Die Überfahrt geht so flott dass ich es fast nicht schaffe Bilder zu machen. Durch die Überfahrt spart man sich 20km Weg um/durch Bilbao.

Nun wird es öde. Wir fahren durch dicht bebautes Gebiet an der Küste. Die Strassen sind zwar relativ groß, aber wir kommen nur schleppend voran. An einem kleinen Obst/Gemüseladen halten wir und kaufen 4 frische spanische Mandarinen für 37 Cent. Dann kommen wir an eine ausladende Bucht in welcher viele Surfer im kalten Wasser sind und auf die perfekte Welle warten. Diese sind hier viel größer / intensiver als in Sopelo. Hier wirbelt es die Surfer auch richtig vom Brett wenn sie fallen. Wir sehen eine Weile zu und genießen die Ruhe und die Brandung. Wenn sich die Wellen brechen zaubert die Gischt kleine Regenbogen über dem rauen Meer.

Santander zu umfahren dauert eine Ewigkeit und ich zweifle schon an unserer Distanzplanung für heute. Um Die Städte gibt es viel Industrie am Meer. Sowohl Metallindustrie als auch Petrochemie nimmt viel Fläche ein. Bevor wir die Küste verlassen geht es nochmal für 5 Minuten in einen kleinen Naturpark (Oyambre). Dieser besteht eigentlich nur aus der Überflutungszone durch den Gezeitenhub des Meeres. Hier hat sich ein Sumpfgebiet gebildet welches von grünem niedrigwachsendem „Zeug“ überwuchert wird.
Wir biegen ab auf die N-621 – und der Wahnsinn beginnt! Kurven und eine Schlucht die einfach nur superlativ ist. Steile Felswände die schroff gen Himmel ragen und zwischendurch geht perfekter Asphalt mit wenig bis keinem Verkehr. Ein Traum. Wir reißen den Gashahn auf und grooven durch die Kurven. Nach vielen Kurven und Kilometern ziehen sich langsam die schroffen Felsen zurück und die Hänge werden flacher und bewaldet. Gold-gelb-rot in allen Herbstfarben leuchten die Berge um uns.

Es geht langsam aber sicher in die Höhe wir erklimmen einen Pass mit gut 1600 Höhenmeter und es wird merklich kalt. Der Ausblick ist grandios. Man muss hier nochmal deutlich die Verkehrsdichte erwähnen. Wir bewegen uns am Rand der Picos de Europa entlang und es ist hier nichts los. Gut wir sind außerhalb der Saison unterwegs und im Sommer sind hier sicherlich einige Urlauber zum Wandern unterwegs. Wenn man sich aber mal typische Motorradzeitschriften aus Deutschland her nimmt… die Picos de Europa sucht man da vergeblich. Die Dolomiten sind in jeder zweiten Ausgabe enthalten. Das liegt wohl an der Entfernung zu Deutschland. Nachdem wir den Pass überquert haben kommen wir zum Embalse de Riano einem gigantischen Stausee. Der Wasserstand ist zum Ende des Sommers deutlich unter Maximum. Auf dem sonst überfluteten Grund des Sees sind Strassen und Brücken zu sehen. Wir machen nochmal ein paar Fotostopps bevor es zum Endspurt für heute geht.

Jetzt fahren wir direkt in die Picos rein. Es geht nochmal über einen kleineren Pass mit ca. 1200 Höhenmetern und dann wieder in eine Schlucht. Der Ausblick in die Schlucht erinnert an Filmkulissen. Für die letzten 4km geht es dann nach rechts weg in ein kleines Nebental. Wir fahren die einspurige Strasse in die Sackgasse ganz gemütlich. Pedro begrüsst uns freundlich auf spanisch und wir können die Motorräder direkt vor der Unterkunft stehen lassen. Beim Check in stellen wir fest dass Pedro kein Wort Englisch spricht, aber das nötige lässt sich auch mit Zeichensprache klären – Hand zum Mund -> Essen, Uhrzeiten auf Zettel 20:30 Uhr / 9:00 Uhr. Somit wäre Abendessen und Frühstück auch geklärt. Wir bringen unser Zeugs aufs Zimmer, ziehen uns um und laufen noch eine Runde durch den kleinen Ort. Überall sind Freiluftmuseumartige Stationen mit Schildern die erklären was hier war/ist. Leider alles auf spanisch. Ein bisschen Englisch wäre schön gewesen, man merkt aber auch hier deutlich dass wenige Besucher kommen welche nicht aus Spanien sind.

Nach der Laufrunde gibt es Essen. Nudelsuppe, Spargel, Hähnchenschlegel in Soße mit Pommes, Schweinefleisch Natur mit Pommes und eine Zitronenmousse. Dazu leeren wir eine Flasche Vino Tinto. Nach dem Essen ist dann noch Routenplanung und Zimmersuche angesagt. Geschrieben haben wir beide nichts mehr. Wir waren einfach zu müde. Der Vollmond scheint direkt zum Fenster rein und wir schlummern mit diesem Anblick ein.

Unterkunft: Hostal Peña Santa