Kroatientour 2015 – Tag 15 – 171km – Mostar

Jeder Urlaub hat mal ein Ende… naja außer man ist dekadent und verbindet Urlaub mit Reisen, so wie wir. Also unsere Woche Urlaub auf Hvar ist zwar zu Ende, aber unsere Reise noch lange nicht. Da die Fähren inzwischen auf Winterfahrplan umgestellt haben (wir waren auch die letzen beiden Tage alleine in unserer Unterkunft, ein echt romantisches Erlebnis) gilt es die geplante Fähre auf jedenfall zu erwischen, da man sonst mehrere Stunden warten muss. Der Wecker klingelte daher heute zur absolut unmenschlichen Uhrzeit: 6:00 Uhr. Ein eindeutiges Zeichen, dass der Urlaub vorbei ist. Beim Motorräder packen hatte ich mich dann erstmal aus unserer Unterkunft ausgesperrt. Half alles nix, nach einer halben Stunde kam endlich die Dame, welche das Frühstück zubereitet und ließ mich wieder rein. Anja hatte mich noch nichtmal vermisst… mir würde immer noch was einfallen… schnell noch den Öler checken, oder Lenker anders einstellen oder Kupplungsflüssigkeit wechseln. Bin ich wirklich so schlimm??? Pünktlich wie vereinbart um 7:15 Uhr saßen wir dann beim Essen und wie angepeilt um 8:15 auf den Motorrädern. Die geplanten Gesamtkilometer heute sind eher niedlich, dafür folgte nochmal ein wenig Sightseeing in Mostar.

57km quer über die Insel Hvar, damit wir um 9:45 die Fähre von Sucuraj nach Drvenik erwischten. Vorteil für uns, die Motorräder dürfen immer zuerst auf die Fähre, wir mussten uns also keine Gedanken um die Schlange machen. Die Fähre fasst nur ca. 30 Autos und die nächste würde erst um 13:45 Uhr gehen. Also 4 Stunden Wartezeit. Die neu gemachten Straßen auf Hvar lassen einen wahnsinns Fahrspass aufkommen, wenn da nicht ständig die Beschränkungen wären. Naja wir nahmens so halbwegs ziemlich bisschen genau. Um 9:14 Uhr rollten wir im Hafen von Sucuraj an einer mindestens 50 Fahrezeuge langen Schlange vorbei und verspürten ein wenig Mitleid mit denjenigen, die 30 Minuten vor Abfahrt der Fähre schon wissen dass sie nochmal 4 Stunden warten dürfen. Die Fähre kam dann auch fast pünktlich und spuckte erstmal 4 Reisebusse und 200 Passagiere dazu aus. Der erste Bus entlockte uns ein Lächeln. Wellhöfer – Windsbacher Knabenchor Bus aus dem Landkreis Ansbach. Die Welt ist klein. Beim Vollschlichten der Fähre stand direkt hinter uns ein VW Bus mit dem Kennzeichen V – W 1, ich konnte mir nicht verkneifen den Fahrer anzuquatschen, wieviel er für das Kennzeichen gelöhnt hat. So stellten wir fest, dass er bereits mehrfach beim MC Gunzendorf auf Motorradtreffen war, ebenso wie wir. Und wieder ist die Welt ein Dorf.

Nach einer unspektakulären Überfahrt bogen wir ungewohnterweise nicht in Richtung Split (Richtung Deutschland) ab, sondern Richtung Dubrovnik. Es ist ein tolles Gefühl, wenn der Urlaub mit Reisen endet und nicht mit heimkommen. Die Jadranska Magistrale (Küstenstrasse) hatte uns wieder. Bis Bacina folgten wir ihr und genossen den Ausblick aufs Meer. Dann bogen wir ab in Richtung heutigem Tagesziel: Mostar! Vor uns tauchte ein Einschnitt in der Landschaft auf. Es ist immer wieder imposant was Kroatien mit dem Bau der A1 leistet. Volles Verständnis haben wir für die auf der Autobahn kassierte Mautgebühr. Außerhalb der Urlaubszeit ist die Autobahn komplett leer. Allerdings wollten wir diese mit den Motorrädern natürlich nicht nutzen, sondern eher die kleineren Stässchen. Zur besten Mittagszeit legten wir einen Tankstop ein und berieten, wie wir weitermachen. Zum aktuellen Stand würden wir um 12:30 Uhr in Mostar ankommen. Viel zu früh. Ich hatte noch ein Derwisch Kloster im Kopf, welches in der Nähe von Mostar liegen soll. Also kurz das kostenlose, freie Wlan an der Tankstelle (sowas gibts in Deutschland nicht… warum nur? War da nicht was mit Störerhaftung? Wann wacht unsere Regierung endlich auf. Es wird Zeit dass sich hier etwas tut.) genutzt um die Infos aufzufrischen. Neues Ziel ins Navi gehackt und auf ging es nach Blagaj zur Quelle der Buna. Je näher wir dem Ziel kamen, desto mehr Touris fielen uns auf. Die Anzahl der Reisebusse stieg und unsere Lust auf das Ziel sank. Nachdem wir schon da waren, ignorierten wir die ersten Parkplätze und fuhren direkt bis zum Kloster. Da wir die Bikes nicht sicher abstellen konnten, blieb einer beim Gepäck und der andere sah sich um, dann wechselten wir. Der Ansturm am Kloster ließ uns nach 10 Minuten den Rückzug antreten.

Eine halbe Stunde später waren wir an unserem Hotel (Vila Milas) in Mostar angekommen. Zwar immer noch zu früh, aber ein early checkin war kein Problem für das megafreundliche Personal. Allerdings wurden wir gebeten, die Koffer von den Motorrädern abzunehmen und im Zimmer unterzubringen. Ist Mostar wirklich so unsicher? Wir zogen uns zügig um und gingen los und die Altstadt, die Neue Stadt und natürlich die Alte Brücke zu erkunden. Zum Ende des Abends waren wir dann gute 7km gelaufen und haben nochmal einige Fotos auf Speicherkarte. Der Bereich um die Alte Brücke ist vollkommen den Touristen gewidmet. Verkaufsstände ohne Ende. Restaurants ohne Ende und teilweise penetrante Schlepper die einen in die Etablissements locken wollen. Zwischendrin sitzen immer wieder Bettler. Vor allem junge Frauen mit Baby. Die Alte Stadt kann uns auf Anhieb nicht so richtig begeistern. Erst nach 18 Uhr als die Reisebusse ihre Ladungen wieder aufgenommen haben und es deutlich ruhiger wurde, gewinnt der Bereich um die Brücke an Charme. Wenn man die Alte Stadt verlässt und sich in Richtung neues Zentrum wagt, oder auf der anderen Seite der Neretva die Straßen erkundet dann ist der Krieg wieder präsent. Hier gibt es noch viele leerstehende Ruinen mit Einschusslöchern zwischen nagelneuen Bauten, andere Häuser sind teilsaniert. Aber was uns immer wieder auffiel, ist die Anzahl an Überwachungskameras an neueren Häusern. Nochmals stellt sich uns die Frage ist Mostar so unsicher? Das Gefühl hatten wir auch in den kleinen Gassen eigentlich nicht.

Zur blauen Stunde wollten auch wir das Standardbild der Brücke schießen, also begaben wir uns, nachdem wir unser Abendessen aus einer Pekarna verdrückt hatten zum Fluss unterhalb der Brücke. Eine halbe Stunde später packten wir zusammen und machten uns auf den Weg zurück zum Hotel, um den Tag mit Duschen und Bericht schreiben ausklingen zu lassen. Morgen wollen wir einen Freund besuchen, den wir in unseren Flitterwochen kennengelernt haben. Dazu werden wir morgen nach Smoljanac in der Nähe der Plitvicer Seens fahren.