Rumänientour 2019 – Tag 13 – Gărâna – 299 km

Unser Frühstück heute war übersichtlich, aber es gab alles was wir benötigten. Wurst, Käse, Tomaten, Brot, diesen leckeren Paprika-Auberginen-aufstrich (Zacuscă), den es hier immer zum Frühstück gibt, Tee und Kaffee. Die Sitzbänke der Motorräder waren heute morgen gefroren. Ich habe direkt mal einen kleinen Schriftzug in den Sitz von Ari geritzt. Unsere Motivation loszufahren war aufgrund der Kälte sehr gering, aber wir haben uns für heute noch mal ein ganz schönes Stück vorgenommen. Daher saßen wir doch um 9:15 Uhr im Sattel und fuhren vom Hof der Unterkunft.

Das erste Straßenstück war vergleichbar mit einer deutschen Staatsstraße sowohl von der Qualität des Asphalts als auch vom Kurvenreichtum. Der Verkehr hielt sich in Grenzen und wir kamen sehr gut voran. Lediglich das Garmin machte mir wieder mal ein bisschen Ärger. Wir haben das Garmin Zumo 590 LM nun seit 2014 und ich habe mir seitdem schon viel Wissen zu den Eigenheiten des Gerätes und der Software Basecamp angeeignet. Sogar zwei Bücher zur Software gelesen! Aber immer wieder entdecke ich doch etwas neues an dem Gerät. Seit heute zeigt es keine erlaubte Höchstgeschwindigkeit, keine Hinweise auf de nächste Abzweigung und keinen Fahrspurassistenten mehr an, genau wie in Schottland auch schon. Nachdem ich ja Zeit hatte darüber nachzudenken fiel mir auch der einzige Unterschied zu gestern auf. Ich hatte die Rumänien OpenStreetMaps Karten auf die Speicherkarte kopiert. Also kurz rechts ran gefahren, in die Einstellungen des Navis gewechselt, die OpenStreetMaps Karten deaktiviert und schon zeigt es mir die Hinweise wieder an. Dies war dann wohl auch das Problem in Schottland und nicht wie vermutet dass das Garmin nicht mit dem Linksverkehr zurecht kam. Die Garmin Karten waren zwar auch aktiviert, aber wenn mehrere Karten aktiv sind hat das Teil scheinbar ein Problem. Wieder was gelernt.
Nach nur einer Stunde Fahrt erreichten wir bereits die Donau. Wir kamen viel besser voran als die Planung eigentlich vorgesehen hatte.

Nun ging es an der Donau entlang in Richtung des Eisernen Tores. Dort waren wir letztes Jahr schon, allerdings auf der serbischen Seite. Die Donau ist absolut faszinierend. Es ist schon absolut gigantisch diese Wassermassen, welche sich über Jahrmillionen ihren Weg gegraben haben, zu beobachten und an ihnen entlang zu fahren. Dieses Mal auf der rumänischen Seite finde ich es noch viel faszinierender, da wir als erstes an der Donau auf ein Kraftwerk treffen und eine Staumauer. Wie wurde diese eigentlich erbaut? Sie ist ja nicht einfach vom Himmel gefallen. Der Wahnsinn was der Mensch hier geleistet hat, sowohl an Ingenieurskunst, als dann auch der einfache Bauarbeiter welcher dieses Ding in die Donau gestellt hat.

Erster Stopp ist in Orșova. Dieser Ort ist quasi eine kleine Hafenstadt. Hier sind Anleger für Frachtschiffe und entsprechende Kräne um Schüttgut zu be- bzw. entladen. Sie sehen allerdings nicht mehr so gut in Schuss aus.

Zweiter Stopp ist am Ebenbild des Dakerkönigs Decebalus, der höchsten Felsskulptur in Europa. Anhalten, Bild machen, weiterfahren…

Dritter Stopp ist dann mit gutem Blick aufs Eiserne Tor, der Durchbruch der Donau, hier wenden wir dann auch und fahren wieder zurück.

Zurück in Orșova biegen wir nach links (in Richtung Norden ab) und streben auf einer gut ausgebauten aber kurvigen Straße unserem heutigen Hauptziel entgegen, dem Nationalpark Semenic-Cheile Carașului. Auf Höhe von Plugova geht es dann in Richtung Westen weiter. Wir wollten hier eine kleine Abkürzung nehmen welche auf der Karte als befestigte Straße ausgewiesen war. Heute haben wir umgedreht. Ich merke seit Tagen dass die Bremsleistung meiner hinteren Bremse nachlässt, was ich den ziemlich abgenutzten Bremsbelägen zugeschrieben habe. Heute allerdings hatte ich quasi keine Bremswirkung mehr und das obwohl noch Belag da ist. Ich werde heute Abend wohl nicht um ein Entlüften der Bremse herumkommen, scheinbar befindet sich irgendwo ein Bläschen im System. Ohne funktionierende hintere Bremse dann unbefestigte äußerst grobe Wege zu fahren… das musste ich etz net wirklich haben, also ging es zurück auf die Große Straße und einfach 5 km weiter.

Nachdem wir auf die DN57B abgebogen waren erfreute uns die Landschaft mit einem abwechslungsreichen Ausblick. Was mir hier besonders auffiel war der Mais. Die Bauern schneiden den Mais mit der Sichel einzeln ab und bilden dann Pakete welche zum trocknen auf dem Feld stehen bleiben. Getrocknet lässt sich der Mais dann gut lagern. In Bozovici legen wir einen Stopp am Supermarkt ein und füllen die Trinkrucksäcke nach. „Unglücklicher Weise“ liegt direkt neben dem Supermarkt eine Bäckerei. Für mich gab es Käse-Burek und für Anja zwei Süße Strudel (Apfel und Nuss). Vier Hunde waren der Meinung dass wir etwas abgeben und setzten sich still zu uns. Viele Leute die aus den beiden Läden kamen warfen ihnen etwas zu. Wir waren egoistisch, die vier sahen gut genährt und gepflegt aus und wir hatten Hunger! Also gab es nichts für sie.

Im weiteren Verlauf des Tages bleibt nur eines zu sagen: KURVEN SATT!!! Allerdings auch immer wieder Autofahrer und einmal ein LKW die dahin krabbelten. Insgesamt war wenig los auf den Straßen, aber wenn man mal hinter so einem Langsamfahrer fest hing, dann für viele Kilometer weil sich einfach keine Überholmöglichkeit ergab. Jetzt hätte ich fast die Cave of love vergessen… Die Liebeshöhle. Im Nationalpark gibt es einen Wasserfall an welchem wir natürlich einen Stopp einlegten um zu fotografieren. Wenn man dem Lauf des Flusses ein Stück folgt kommt man zu einer Höhle welche auf dem Wegweiser als „Cave of love“ ausgezeichnet war. Wir haben uns den Weg gespart da hier ziemlich viele Menschen auf der Suche nach Liebe waren.

In Reșița- knapp 15 km vor unserem Tagesziel – kam dann endlich eine Tankstelle welche allerdings nur Bargeld nahm. Heute morgen hatte ich noch Bedenken geäußert dass wir die verbliebenen Lei nicht mehr loskriegen. Schon waren 180 davon weg. An der Unterkunft wurde dann nur Rumänisch gesprochen und alles deuten aufs Visa Symbol neben der Rezeption führte nur zu einem Kopfschütteln und auch hier musste ich cash bezahlen – wieder 214 Lei weg. Rest im Geldbeutel 30 Lei. Die Unterkunft heute war der Hammer. Nagelneues Haus mit genialen Zimmern und einem Balkon mit Megaausblick! Das Abendessen im Restaurant würden wir uns aber mit den 30 Lei nicht leisten können und die Ältere Dame hatte echte Verständigungsprobleme. Also machte ich mich erstmal über das entlüften der hinteren Bremse. Danach war dann auch wieder Bremsdruck da. Während ich zu Gange war kam dann auch die Köchin der Unterkunft welche uns nochmal ziemlich direkt deutlich machte dass nur cash und nur Lei akzeptiert werden. Der nächste ATM wäre 15 km kurvigste Bergstrecke entfernt. Die ältere Dame welche uns eingecheckt hatte verstand nun das Problem und erklärte der anderen dass sie für uns EUR in Lei wechseln würde. Das Abendessen war gerettet.

Noch kurz unter die Dusche, dann gab es eine Suppe mit Fleischklösschen, Hähnchen mit Sesam paniert dazu Butterkartoffeln für Anja und Mici mit Polenta für mich. Umgerechnet für 12 EUR. Wenn das mal nicht super ist. Die Klimaanlage hatte das Zimmer zwischenzeitlich auch auf 30 Grad hochgeheizt so dass wir beim raussuchen der morgigen Route und Unterkunftsauswahl schon ein wenig schläfrig wurden. Aber die Gedanken des Tages mussten ja irgendwie noch in Buchstaben gefasst werden…

Rumänientour 2019 – Tag 12 – Șteic – 287 km

Das Frühstück heute fand erst ab 8 Uhr statt, was uns sehr entgegenkam. Durch die Stadtbesichtigung gestern kamen wir erst spät ins Bett und dementsprechend noch schlechter als sonst wieder raus. Als wir um kurz nach 8 zum Frühstück kamen mussten wir feststellen dass die anderen (5 Leute) bereits das ganze Brot gefuttert hatten. Eine kleine Info an die Rezeption führte dazu dass die Dame mal kurz einkaufen ging um eine neue Packung Brot zu kaufen 🙂
Gefehlt hat es sonst an nix. Um kurz nach 9 waren wir dann soweit Sibiu den Rücken zu kehren. Noch schnell getankt und dann waren wir auch schon draußen aus der Stadt.

Um Sibiu gibt es Landwirtschaft die ein bisschen anders aussieht als bisher. Die Felder sind deutlich größer und werden scheinbar auch „industrieller“ bewirtschaftet. Wir fahren auf großen Straßen und machen gut Strecke. Unser einziges Ziel heute hat selbst genug Strecke zu bieten. Bald kommen wir an die Ausläufer des Gebirges und ziehen durch die ersten bewaldeten Täler. Ohne nennenswerten Höhengewinn fahren wir gefühlt ewig auf kurviger Strecke entlang. Die Ortschaften haben aufgehört. Das einzige was die Fahrfreude mindern kann sind ab und an mal langsame Autos. Von Holztransportern werden wir relativ schnell erkannt und vorbeigewunken. Irgendwann geht es dann doch in die Höhe und die Kurven werden enger. Wir kommen an einen Stausee und stoppen für eine kurze Pause. Hier stehen zwei große Gruppen die jeweils nahezu aus BMW GS bestehen. Man muss mal ehrlich sagen, man kann hier eigentlich nur rumfahren wenn man eine GS hat! Alternativ geht zur Not noch eine Africa Twin…. oder man glaubt es kaum: SUZUKI V-STROM!!! Wir haben hier tatsächlich sehr viele V-Stroms gesehen. Allerdings nur 650er, keine einzige 1000er.

Nach dem Stausee werden die Kurven dann bald zu Spitzkehren und es geht richtig in die Höhe. Gut dass wir unten im Tal noch angehalten hatten und was drunter gezogen haben. Die Temperaturen sacken noch mehr ab und es ist ehrlich gesagt arschkalt! Bei einem weiteren Stopp auf knapp 1800 Höhenmetern setze ich als erstes mal meine Fleecemütze auf. Als Glatzenträger hat man hier ein echtes Problem… es ist arschkalt am Kopf während man sich nen Sonnenbrand holt. Der Ausblick von hier ist schon grandios, aber wir haben noch ein paar Höhenmeter vor uns.

Auf dem Bergkamm angekommen ist da erstmal ein Haufen Ramschbuden und ich freue mich schon dass es Lángos gibt… aber der Stand hat als einziger zu. Ich besorg mir nen Aufkleber und wir machen ein paar Bilder, dann geht es erstmal auf dem Bergkamm entlang bevor man durch eine Senke auf einen zweiten Kamm fährt. Ein Audi Quattro Fahrer schiebt uns von hinten an und wir lassen ihn vorbei. Kaum ist er vorne fährt er langsamer als wir – MMMBBBLLLGRMPF HMPF!!!
Achja ich sollte vielleicht mal erwähnen wo wir heute überhaupt sind. Wir fahren heute die Transalpina und durchqueren die Transsilvanischen Alpen. Kaum sind wir auf der Südseite und fahren abwärts spürt man dass es schnell deutlich wärmer wird. Als wir wieder in der Eben ankommen wird Anja ihrem Titel als „Trüffelschwein“ für Schokolade und Kuchen gerecht und findet sofort eine hervorragende Cofeteria (Cofetaria Anca). Wir lassen uns eine Auswahl der angebotenen Kuchen und herzhaften Gebäckstücke schmecken und wärmen uns in der Sonne auf.

Die Transalpina hat im Durchschnitt den schlechteren Asphalt als die Transfăgărășan und gefühlt weniger Spitzkehren. Genau diese zwei Punkte machen sie mir deutlich sympatischer! Außerdem war hier deutlich weniger los als auf der Transfăgărășan.

Nach der Pause kommt der ödere Teil des Tages. Strecke machen. Wir wollen in Richtung Donau und hier in der Gegend ist nix was uns irgendwie interessiert, also schauen wir dass wir vorwärts kommen. Wir umfahren Târgu Jiu nicht ganz so großräumig wie ich es vorhatte, aber doch recht zügig. Dann tanken wir nochmal und gehen in einem Penny fürs Abendessen einkaufen. Lauter Produkte aus Deutschland hat es hier im Markt. Dann noch 6 km bis zu unserer Unterkunft. Wir teilen uns das Haus, welches einige Zimmer mehr hat, mit einem anderen Pärchen. Frühstück gibt es morgen um 8 Uhr – glaube ich – die Dame mit der ich es besprochen habe sprach kein Wort Englisch. Aber ich glaube wir haben uns verstanden 😀

Hier in der Gegend schauen die Häuser größer, gepflegter und „luxuriöser“ aus, ohne abgespacte Villen zu sein. Man hat heute auch nur ganz wenige Pferdefuhrwerke gesehen. Hier scheint es den Menschen finanziell besser zu gehen.

Ein Thema hätte ich noch welches mich vor dem Urlaub ein wenig zum Nachdenken gebracht hat: Straßenhunde
Man hörte immer wieder von Rudeln wilder und bissiger Hunde die einen anfallen, bzw hinterherrennen. Bisher hatten wir exakt keine derartige Begegnung. Wir haben schon einige „wilde“ Hunde gesehen – wenngleich ich auch wesentlich mehr erwartet hatte. Die Hunde machten ALLE einen verängstigten Eindruck. Entweder sie standen in respektvollem Abstand oder sie zogen sich zurück sobald wir kamen. Immer wieder waren Tiere dabei denen ein Bein fehlte oder die sichtbare Verletzungen hatten welche ich auf Kollisionen mit Fahrzeugen zurückführe. Falls Ihr schonmal in Rumänien wart, wie waren eure Erfahrungen mit Straßenhunden?