Prag – Die Goldene Stadt zur Weihnachtszeit

Unser Advents-Städtetripp führte uns 2016 nach Prag. Auch wieder eine Stadt, die für ein verlängertes Wochenende gut zu erreichen ist und uns schon lange mal interessierte. Die Wahl des Transportmittels fiel schnell auf das Auto. Wir können uns weder für eine Zugfahrt, noch für eine Busfahrt wirklich begeistern. Liegt zum Teil auch daran, dass wir trotzdem erst mal auf ein Auto angewiesen sind, um überhaupt zu einem Zug- oder Busbahnhof zu kommen und auch unser voluminöses Gepäck macht es nicht besser (auch für nur 3 Tage schaffen wir es einen Skoda Superb Kofferraum vollzuschlichten – ich weiß, ein Luxusproblem).
Eine Nachfrage bei Sunny, ob sie mitgehen will, hatte strahlende Augen zur Folge. Schnell wurde das Hotel nochmal gewechselt und alles auf 3 Personen ausgelegt.

Wir starteten am Donnerstag Abend nach der Arbeit, das hatte sich die letzten Jahre bewährt. Um kurz nach 21:00 Uhr rollten wir – durch unendliche Einbahnstraßen – in die Altstadt und damit vor unserem Hotel ein. Laut Booking.com und der Homepage des Hotels seien Parkplätze vorhanden, eine Reservierung nicht erforderlich.
Ich staunte nicht schlecht, als Tobi nach dem Check In wieder am Auto war und uns in unseren Parkplatz stauchte: die Lücke zwischen zwei Häusern – das eine wegen Einsturzgefahr abgestützt – war mit einem Eisentor verschlossen. Voila, ein privater Parkplatz für 3 Autos. Unseres war das dritte. An der Rezeption checkte 10 Minuten nach uns jemand ein, der sich auch darauf verlassen hatte, einen abgesperrten Parkplatz zu bekommen… Sie bekam die Aussage, alles sei voll und sie müsse sich auf der Straße irgendwo was suchen. Tja, da erschien mir unser aktuelles Problem, wir sollten für die drei Tage unseren Autoschlüssel hinterlegen, weil wir nun ganz vorne stünden und der BMW hinter uns evtl. raus muss, gar nicht mehr so dramatisch. (Zu diesem Problem sei schon mal gesagt, der von uns eingeparkte BMW stand nach 3 Tagen bei unserer Abreise noch immer unangetastet auf seinem Platz, alle Aufregung umsonst).

Wir schleppten den Inhalt des Superb-Kofferraums auf einmal in unser Hotelzimmer – nach uns wurde ja wieder abgesperrt und packten erst mal aus.

Der erste Tag startete gut gestärkt nach dem Frühstück mit dem Gang zur U-Bahnstation und der Suche nach einem Fahrkartenschalter, an dem wir ein 3 Tagesticket für 310 Kronen erwerben können… Fehlanzeige! Nach längerem Suchen fanden wir in einem Kiosk, welcher in einer Art unterirdischen Einkaufszentrum gelegen war, eine Ticketverkaufsstelle.
Danach folgte nahtlos das nächste Dilemma: wir stiegen in die falsche U-Bahn, stiegen an der nächsten Haltestelle wieder um, hielten an einem U-Bahnhof, der eine Info haben sollte um endlich an einen brauchbaren Plan der Öffentlichen Verkehrsmittel zu kommen, fuhren bis zur Haltestelle an der wir in die Tram wechseln wollten, kamen an einer Stelle wieder ans Tageslicht, an der keine Tramhaltestelle war, liefen wieder in die falsche Richtung, korrigierten 2 Mal die Richtung und konnten dann endlich bis zum Petrin – dem Hausberg – gelangen, wo uns eine Standseilbahn nach oben bringen sollte.

Ich dachte ja immer, einen recht guten Orientierungssinn zu haben. In Prag hatte ich den irgendwie daheim vergessen. Insgesamt 2 Tage lief ich grundsätzlich in die entgegengesetzte Richtung, in die wir eigentlich wollten. Das ist echt frustrierend. Es wollte sich aber auch kein anderer bereit erklären, die Führung zu übernehmen…

Endlich auf dem Petrin angelangt, haben wir wegen des vielen Desorientiert-Seins gleich mal vergessen, ein Bild von diesem Berg aus auf die Stadt zu machen. Wir liefen schnurstracks durch die Parkanlage, am Eifelturm (eine Kopie des Pariser Originals) vorbei bis zum Strahov Kloster. Hier drehten wir wieder ein paar Runden, bis uns Google Maps die richtige Richtung verraten hatte.
Ein bisschen außer Puste kamen wir am Hradschin um Punkt 12 Uhr zum Wachwechsel an. Menschenmassen drängten sich vor dem Tor, hätten wir ein bisschen schneller geschalten und den Wachwechsel sein lassen, hätten wir ohne Anstehen in den Burgkomplex gelangen können. Kaum war das Spektakel zu Ende formte sich aus der unförmigen Masse an Menschen eine 100 m lange Schlange. Wir statteten dem Weihnachtsmarkt direkt nebenan noch einen Besuch ab und reihten uns danach in die Schlange der Wartenden ein. Während des Wartens nahmen wir einen Stehimbiss in Form von mitgebrachten geräucherten fränkischen Bratwürsten zu uns. Da kann man sagen was man will, die sind halt einfach gut.

Der Burgkomplex an sich ist kostenfrei zu betreten, hier wurden nur Sicherheitskontrollen durch die Polizei durchgeführt. Im Innenhof angekommen wollten wir uns die sehenswerten Highlights nicht entgehen lassen. Um in den Sankt-Veits-Dom und das Goldene Gässchen zu kommen benötigt man eine Karte, die den Eintritt in alle Gebäude auf dem Hradschin beinhaltet.
Gerade heute war der Dom für Besucher geschlossen. Was nun?
Die Karte kaufen und den Dom (weswegen wir hauptsächlich hier herauf sind) weglassen? Morgen wiederkommen? Dafür was anderes weglassen?
Nachdem ich meinen inneren Choleriker wieder unter Kontrolle hatte, entschieden wir uns dafür, die Gebäude nur von außen zu betrachten und gelangten auf der anderen Seite des Bergs wieder nach unten.

Von hier aus zogen wir uns in die Kleinseite und fanden uns an der St.-Niklas-Kirche wieder. Am Turmaufgang war nichts los und schon machten wir uns über die 303 Stufen auf den Weg nach oben. Hier war kein Gedränge und so konnten wir uns Zeit lassen, während wir unseren Blick über Prag schweifen ließen und das erste Mal die Karlsbrücke in Augenschein nahmen. Der Kirche selbst hätten wir auch noch einen Besuch abgestattet, aber sie war zu…. Das schien uns irgendwie zu verfolgen…

An der Karlsbrücke auf der Kleinseite angekommen erspähten wir noch die letzten Straßenkünstler und Ramschverkäufer, die in der Dämmerung ihre Stände zusammenpackten. Sunny und ich schlenderten über den Weihnachtsmarkt unterhalb der Brücke, während Tobi sich schon am Ufer der Moldau für die Blaue Stunde einrichtete.

Ziemlich durchgefroren machten wir uns auf die Suche nach was Essbarem. Wir überquerten die Moldau auf der Karlsbrücke und liefen geradeaus durch die Karlova. Vorbei an kleinen Geschäften und den ersten (und fast auch einzigen) Anzeichen von Weihnachten. Das Weihnachtsfeeling fehlte hier ein bisschen. Es waren fast keine Straßen und Gassen geschmückt oder von Lichterketten erleuchtet.

Ich glaube, dass der Weihnachtsmarkt, auf dem wir Prager Schinken gegessen haben, auf dem Marianske namesti war… Sicher bin ich mir aber nicht, das mit der Orientierung war ja nicht so einfach.
Irgendwann fanden wir uns auf dem Altstädter Ring wieder. Genau zur vollen Stunde drängten wir uns mit hunderten von Leuten vor dem Altstädter Rathaus zusammen, um – wenn wir gerade schon mal da sind – die 12 Apostelfiguren sehen zu können, die jede volle Stunde aus zwei Luken in der Astronomischen Uhr schauen. Das ist aber auch schon alles, was dabei passiert, die Uhr bzw. um die Uhr herum bewegt sich sonst nichts.
Die Menschenmassen verschoben sich daraufhin geballt auf den Platz, auf dem der größte und bekannteste Weihnachtsmarkt Prags stattfindet. Wir hatten ja zum Glück schon den größten Hunger gestillt, wollten aber nicht ohne einen Trdelnik ins Bett. Die Baumkuchen haben mich schon in Budapest jeden Abend bis zu meinem Bett begleitet. Auch hier fanden sie sich an jeder Ecke, vor allem auf den Weihnachtsmärkten.
Tobi ist da eher der herzhafte und hat sich noch mit einer Tüte frittierter Kartoffelspiralen für den Rückweg zum Hotel eingedeckt.

Der zweite Tag begann zögerlich, die Füße taten schon vom ersten Tag weh, die Schultern wollten nicht wieder den Rucksack tragen und das Bett wäre auch noch schön warm gewesen.
Heute starteten wir am Wenzelsplatz. Die U-Bahn brachte uns direkt dorthin und wir verschafften uns auf der Seite des 750 m langen Platzes, an der die Wenzel-Statue steht, einen Überblick.
Wir schlenderten durch den kleinen Weihnachtsmarkt und so langsam kam auch die Enttäuschung etwas durch. Die Buden, die Langos, Trdelnik, Prager Schinken, Würstchen und Maronen verkauften waren alle gleich. Gleiches Essen, gleiche Preise, gleiche Aufmachung, sogar die Klamotten der Belegschaft sahen aus, wie auf den anderen Weihnachtsmärkten auch. Also alles von einem Händler. Sehr Schade, lieben wir doch gerade das individuelle, einzigartige und traditionelle. Das haben wir auch letztes Jahr schon in Straßburg festgestellt, mit dem Striezelmarkt in Dresden kann selten einer mithalten.
Nichtsdestotrotz haben wir zumindest Sunny wieder was Neues zeigen können: Langos! Auseinander gezogener Hefeteig, im Fett gebacken, mit Knoblauch, Käse und normalerweise Schmand, wurde hier mit Ketchup ausgegeben. Machte nichts, schmeckt trotzdem lecker.
Sunny hat zuhause direkt den nächsten Weihnachtsmarkt aufgesucht und sich gleich nochmal einen geholt… ohne Ketchup, dafür mit ordentlich Knoblauch und Schmand.

Der Reiseführer sah jetzt die Erlebnistour „Wie man durch Häuser geht – Ein Passagenbummel“ vor. In Prag sind in vielen der Häuser Innenhöfe angelegt, oder einfach nur Gänge, um in die nächste Parallelstraße zu kommen. Manchmal ungeschmückt, manchmal mit kleinen Läden, manchmal finden sich ganze Einkaufscenter. Coole Sache… wenn man den Eingang zu diesen Durchgängen findet… Nach ein bisschen Suchen fanden wir in die Lucerna-Passage, in dem Eisenbetonbau befindet sich neben Kinos, Gaststätten und Geschäften auch der ironische Kontrapunkt zum Heiligen Wenzel auf dem Wenzelsplatz. Der Heilige Wenzel sitzt bäuchlings auf einem an den Beinen aufgehängten Pferd.
Von da aus ging es direkt weiter in die Svetozor-Passage und durch den Franziskanergarten bis zur gotischen Kirche Maria Schnee. Nach einem Besuch in dem eigentlich als Krönungskirche geplanten Gotteshaus zogen wir uns zum Jungmannovo namesti und in die Adria Passage. Ging es bisher noch relativ ruhig zu, so fanden wir uns jetzt wieder im Großstadttrubel wieder. Am Kohlenmarkt angekommen ließen wir uns auf einer der Bänke nieder, genossen die Sonne und überlegten, wie wir den restlichen Tag gestalten wollten.
Wir schlenderten durch die Gassen, ließen uns treiben, schauten in die Schaufenster der Geschäfte. Das Gedränge wurde immer dichter, je näher wir dem Altstädter Ring kamen. Auf dem Platz war nachmittags schon fast kein Durchkommen mehr möglich. Unser eigentliches Ziel, die Teynkirche, hatte noch geschlossen und würde erst wieder in einer halben Stunde öffnen. Wir setzten uns in ein Cafe, tranken was Warmes und ließen den Trubel Trubel sein.
Nach dem Besuch der Teynkirche war es schön wieder draußen zu sein. In den Kirchen ist es eisigkalt, da geht man gerne wieder raus.

Die Goldene Stunde stand an, heute schien sogar die Sonne und wir wollten die Chance nutzen, ein paar Bilder der Goldenen Stadt machen zu können, wenn sie auch gerade golden funkeln sollte. Wir machten uns auf den Weg zum Pulverturm, schauten ohne Eile noch einem Straßenkünstler zu und stiegen die Stufen auf die Aussichtsplattform empor. Auch hier hatten wir Glück, nur Wenige hielten sich mit uns zusammen auf dem Turm auf. Wir sahen der Sonne beim Untergehen zu und Tobi hatte plötzlich die Erkenntnis des Tages! Zur Blauen Stunde auf dem Brückenturm stehen zu wollen.
Von hier oben aus, sah der Turm gar nicht so weit weg aus…. Wir stolperten also die Stufen wieder nach unten, stürmten dann der hakenschlagenden Sunny, die unermüdlich wie ein Duracell-Hase durch die Menge pflügte hinterher und konnten mit viel Hetzerei ein wunderschönes Abendrot am Ufer der Moldau sehen. Danach liefen wir nahtlos weiter zum Brückenturm und eilten die Stufen empor. Da oben ist es echt eng, will man dann auch noch in Ruhe ein paar schöne Bilder machen, verliert man ziemlich schnell die Geduld. Der Ausblick auf die in der Nacht erleuchteten Bauwerke ist wunderschön, aber der Holzboden bewegt sich bei jedem Schritt, damit ist ein ruhiger Stativstandpunkt nicht so einfach zu finden.
Bezüglich des Abendessens hatten wir – noch – die Ruhe weg. Das sollte sich bald als Desaster entpuppen. Wir wollten zum Abschluss noch landestypisch Abendessen gehen. In Ermangelung eines Platzes in einem Lokal fanden wir uns irgendwann auf dem Altstädter Ring wieder. Wir aßen uns durch die Buden und hatten das Essen im Gasthaus auf den nächsten Tag verschoben.

Unser letzter Tag begann – man soll es kaum glauben – mit nur einem mal Verlaufen in der Josefstadt. In dem alten jüdischen Viertel finden sich mehrere Synagogen. Mit dem Eintritt von 480 Kronen ist der Eintritt in allen Synagogen und dem alten jüdischen Friedhof abgedeckt. Sunny konnten wir noch zu einem Schülertarif durchbringen und so reichte unser Bares gerade so – eine Kartenzahlung ist dort nicht möglich.
Unsere erste Synagoge ist die wunderschön in Gold- und Brauntönen verzierte Spanische Synagoge, ein warmes und einladendes Gotteshaus. Der darauffolgende Besuch der Pinkassynagoge war beklemmend, erschütternd und traurig. Die Wände der Synagoge wurden mit 77 297 Namen, Geburts- und Sterbedaten von ermordeten Juden aus Böhmen und Mähren beschrieben. Die Ausstellung im ersten Stock zeigt Tagebücher, Briefe und Kinderzeichnungen aus dem KZ Theresienstadt.

Danach führte der Weg durch den alten Jüdischen Friedhof, ein über die Jahre wegen Platzmangels aufgehäufter Friedhof. Die Toten liegen in mehreren Lagen übereinander, die verwitterten Grabsteine reihen sich dicht an dicht. Wer hier Ruhe sucht, wird sie nicht finden. Es schlängelt sich ein einziger Weg hindurch bis zur Zeremonienhalle, den jeder Touri und jede Reisegruppe nehmen muss. Neben der Zeremonienhalle befindet sich die Klausensynagoge, sie ähnelt – wie auch die Maiselsynagoge mehr einem Museum. Dafür ist die Altneusynagoge eine kleine aber authentische Synagoge in der man auch sieht, dass noch Gottesdienste gehalten werden. Männer bekommen übrigens eine mit Werbung bedruckte Einmal-Kippa, die auf haarlosen Köpfen nicht so richtig halten will…

Als nächstes fuhren wir einfach noch ein bisschen mit der Tram durch Prag, Sightseeing ohne schmerzende Füße. Unser letzter Stop bevor wir die Heimreise antreten konnten war ein Besuch im „Lokal“. Hier gibt es einfache böhmische Küche aus regionalen Zutaten – ein guter Abschluss unserer Prag-Reise.

Kurztrip – Erzgebirge – 715km in zwei Tagen

Große Dinge geschahen 2015. Nunja so groß auch wieder nicht…aber was besonderes war es schon. Damals mit 18 war ich einer der wenigen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis der gleich den Motorradschein machte und sich auch ein Motorrad kaufte. Jahrelang war ich damit ziemlich alleine und dann machte einer nach dem anderen plötzlich auch seinen Schein und stattete sich dementsprechend aus. Trotzdem kam es nie zu einer größeren, gemeinsamen Tour. Hier mal ne Feierabendrunde, da mal ne Tagestour, aber nie mit allen sondern immer nur vereinzelt. Heuer hatte dann Frank aufgrund einer anderen für Ihn geplatzten Tour, die Aussage gemacht wir könnten doch nochmal wenigstens nen Tag oder so. Ich griff die Ansage auf und kramte zwei Touren raus, die wir in den letzten Jahren so ähnlich schon gefahren waren und hatte auch gleich noch eine Unterkunft parat. Also flugs ne kleine Whats App Gruppe gegründet, mal den ganzen Haufen reingeworfen und zwei Termine genannt. Das Hotel hätte an den Terminen auch noch 5 Doppelzimmer frei, also warten wir mal ab ob so 4-6 Mann gemeinsam starten. Und dann kam erstmal der Schreck… Zusage folgte auf Zusage. Ein zugegebenermaßen positiver Schreck, der aber eine hektische Anfrage beim Hotel auslöste, ob denn noch mehr Zimmer verfügbar wären. Nach einigen wenigen Tagen stand es dann fest: vom 22.08. auf den 23.8.2015 sollte die „Tour de Frank“ mit 14 Teilnehmern auf 11 Motorrädern stattfinden. Lediglich ein Motorradfahrer unserer Clique konnte nicht und zwei Partnerinnen nahmen Ihren Männern das Kinderhüten ab. WOW wer hätte damit gerechnet?

Am Samstag den 22.08. trafen sich dann alle nicht Nürnberger um 9 Uhr bei uns zu Hause, um gemeinsam zum Treffpunkt an einem MC Donalds in Nürnberg zu fahren. Die erste große Stadt wollten wir so in zwei Gruppen durchqueren, um uns das Ganze ein wenig zu erleichtern. Einen letzten Tankstop legten wir noch ein, bevor wir um 9:45 auf die zweite Hälfte der Truppe stießen und mit einem großen Hallo begrüsst wurden. Noch schnell kleinere Raparaturen (H7 Birne an der F800GS wechseln), ein Kaffee und ein paar Zigaretten zur Stärkung, dann ging es pünktlich um 10 Uhr auch schon los. Ziel Nummer 1 für heute: das Land verlassen. Die geplante Route sollte uns heute ein schönes Stück durchs benachbarte Tschechien führen. Um zügig voran zu kommen, nutzten wir die B2 bis kurz vor Pegnitz. Meine Bedenken, wie das Fahren in der großen Gruppe wird, zerstreuten sich allmählich, wir harmonierten ziemlich gut für die bunte Mischung. Ein Stück vor der Grenze in Waldershof legten wir einen Stopp ein um zu besprechen, wie wir unsere Mittagspause gestalten. Einstimmig wurde entschieden, hier nur einen kurzen Stop mit Imbiss aus dem Tankrucksack einzulegen und dafür heute Abend ausgiebig zu schlemmen. Ein angrenzender Kinderspielplatz sorgte für einige erheiternde Fotos und schon ging es wieder weiter in Richtung Grenze.

Diese überquerten wir bei Schirnding und legten an der ersten Tankstelle in Tschechien gleich noch einen kurzen Halt ein. Die ersten km im Nachbarland fuhren wir auf der E48 und E49, bevor wir uns auf deutlich kleinere Straßen begaben. An der Tschechisch-Deutschen Grenze entlang ging es auf kleinsten Strässchen voran. Die Qualität des Asphalts ließ teilweise zu wünschen übrig, dies wurde aber durch den Ausblick kompensiert. Kleine Ortschaften wechselten sich mit Wäldern ab. Eine Hochebene öffnete sich nach einer Holperstrecke vor uns. Kurz vor Jeleni legten wir nochmals eine Pause ein. Es waren Raucher dabei, eine für uns eher ungewohnte Tatsache. Seit wir Trinkrucksäcke haben, fahren wir oftmals 250-300km am Stück zwischen unseren Pausen. Ich musste mich dazu anhalten, bewusst mehr Pausen einzulegen. Wir wollten ja auch nicht nur stur Mopped fahren, sondern auch quatschen. Sonst hätten wir diese Tour nicht zusammen antreten brauchen.

Nach einem weiteren Holperstück, auf dem mich so mancher ohne Reiseenduro für die Routenplanung ein wenig verfluchte, kam dann die Entschädigung für die Straßenmaschinen. Nagelneue Straßen, wunderschöne Kurven durch weite Wälder. Über den Fichtelberg geht es weiter an der Grenze entlang bevor wir endgültig wieder Richtung Norden zurück nach Deutschland abbogen. Ziemlich genau um 16 Uhr legten wir kurz vor der Grenze noch einen Tankstop ein, um den günstigen Spritpreis zu nutzen. Die letzten km nach Marienberg flogen nur so an uns vorbei. Herr Knab der Eigner vom Hotel Drei Brüder Höhe erwartete uns bereits. Während die einen erstmal ein Ankunftsbierchen schlürften, bezogen andere schonmal ihr Zimmer. Letztendlich fanden wir uns alle wieder im Garten zusammen, um realtiv früh zu Abend zu essen. Frisch gestärkt wollten wir heute noch die Bowlingbahnen des Hotels nutzen und den Abend gemeinsam ausklingen lassen.

Den Sonntag morgen begann ich mit dem Sonnenaufgang auf dem Aussichtsturm vorm Hotel. Alle anderen zeigten mir dafür den Vogel, *g* teilweise erntete ich Unverständnis. Aber der Ausblick bestätigte, dass es richtig war in Herrgottsfrüh auf den Turm zu steigen. Wir trafen uns alle beim Frühstückbuffet, welches es an nichts fehlen ließ. So gestärkt legten sich manche nochmal ins Bett, um die letzten Minuten des Aufenthaltes auszukosten, während andere bereits fertig angezogen bei den Motorrädern standen und mit den Hufen scharrten. Letztendlich starteten wir wie angedacht um 10 Uhr, auf den Weg an der Grenze entlang, gen Heimat. Heute allerdings auf der Deutschen Seite. Reini hatte noch die Idee geäußert, am Ehrenzipfel einen Stop einzulegen, falls es sich ergibt. Eine kleine Umleitung nötigte uns ein paar Extrakurven mitzunehmen, was nicht weiter tragisch war. Auch heute streiften wir den Fichtelberg und nach einer guten Stunde Fahrt legten wir unseren ersten Stop des Tages am Bikertreff Ehrenzipfel ein. Hier war auch gerade eine Gruppe mit ihren Simsons und ließ sich einen Kaffee schmecken.

Trotz des Frühstücks vor knapp 1,5 Stunden verspürten manche schon wieder Hunger und stillten diesen mit einer Breze. Ein Gruppenfoto wurde auch noch gemacht bevor es weiterging. Weiter mit Kurven satt und heute deutlich besserem Fahrbahnbelag als gestern. Von großen Städten hielten wir uns heute fern und genossen die Landstrassen. Die erste Hälfte des Tages ging es in Richtung Hof, bevor wir einen Schwenk nach Süden machten, um Bayreuth weiträumig zu umgehen und uns durchs Pegnitztal weiter gen Süden voranzuarbeiten. Bei Hersbruck trennten wir uns dann auf. Die Nürnberger Fraktion beschloss noch eine Pause am Happurger Stausee einzulegen und die Tour ausklingen zu lassen. Der Rest der Truppe fuhr wie geplant weiter bis zum Biergarten Pflugsmühle, um dort auf eine der zu Hause gebliebenen Ehefrauen zu treffen. Bei einer ausgiebigen Brotzeit ließen wir das Wochenende nochmals Revue passieren und freuten uns über das perfekte Wetter auf den gut 700 gefahrenen Kilometern.

Danke nochmal an meine Mitfahrer für die Geduld mit mir als Eurem Tourguide. Ich fand die Aktion aufjedenfall Megaklasse und würde mich freuen wenn wir das in ein paar Jahren mal wieder mit der GANZEN Truppe hinkriegen!