Griechenland 2024 – Tag15 – 315 km – Trikala

Heute starten wir mal früher. Der Wecker klingelt um 6 Uhr. Ihr werdet euch fragen was wir 3 Stunden machen bis wir um 9 Uhr loskommen und das ohne Frühstück. Yoga, Bericht schreiben, ein bisschen bei Sonnenaufgang am Strand chillen, unser Zeug zusammenpacken, Körperhygiene – schon sind 3 Stunden vergangen. ABER wir wollten heute mal früher los und das haben wir geschafft. Wir rollen um 9 Uhr aus dem Hof und machen das Grüne Tor wieder hinter uns zu. Evia verlassen wir wieder auf dem gleichen Weg auf welchem wir auch gekommen waren über Chalkida. Die Stadt ist verkehrstechnisch ein Graus! Auto an LKW an Auto an LKW schiebt sich eine ewige Schlange durch die Häuserschluchten. Es führt nur eine Straße nach Norden über die Insel – wie soll das erst werden wenn hier auch noch Unmengen LKW mit uns schwimmen.

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Anders! Als es sich in Chalkida abzeichnet. Kaum dass wir den Dunstkreis / Speckgürtel der Stadt hinter uns lassen und es ein bisschen bergauf geht, ist die Strasse plötzlich leer! Gefühlt fahren alle Fahrzeuge, mal wieder, nur im Kreis in der Stadt. Wir gewinnen an Höhe und das auf bestem Asphalt, teilweise zweispurig und lassen fliegen! Die paar Fahrzeuge welche langsamer als wir sind können wir gut überholen. Aber da sind ja unsere Fotostopps. Nach einem Halt haben wir alle Fahrzeuge welche wir überholt haben wieder vor uns und diesmal bremst uns ein Bus eine Zeit lang aus.

Auf der anderen Seite des Berges (wenn man das so nennen kann) bietet sich ein erschreckendes Bild. Hier hat es 2021 8 Tage lang gebrannt, die Spuren begleiten uns auf dem restlichen Weg über Euböa.
Zitat:

Ausgebrochen war das Feuer am 3. August 2021. In den darauffolgenden Tagen wurden mehr als 51.200 Hektar Grünfläche zerstört; mehr als drei Viertel davon sind Wälder gewesen. Den Flammen zum Opfer gefallen sind aber auch landwirtschaftliche Flächen und Infrastruktur. „Die wirtschaftlichen Aktivitäten der Region und die Lebensqualität eines großen Teils der Bevölkerung sind plötzlich und unsanft zerstört worden“, heißt es in einem Bericht. In Mitleidenschaft gezogen wurde dabei auch die Tourismusbranche, die vor allem auf der schönen Natur Nord-Euböas basierte.
Link: https://www.nzz.ch/international/griechenland-waldbraende-hinterlassen-auf-euboea-tiefe-spuren-ld.1640840

Die Fahrt über die Insel hat heute trotz der erschreckenden verbannten Ausblicke die Leichtigkeit zurück gebracht. Es ist wunderschön hier und man sieht wie sich die Natur zurück kämpft. Der Mensch tut seinen Teil dazu und es gibt immer wieder neue Baumplantagen welche Sprießen. Die Kurven, die Ausblicke, das Auf und Ab machte einfach Laune. Noch dazu nahezu kein Verkehr! Eine Wonne! Bevor wir die Küste erreichen tanken wir noch und dann rollen wir um kurz vor 12 Uhr in Agiokampos an den Fähranleger. Wir stellen die Moppeds im Schatten ab und setzen uns in eine Taverne.

Cappuccino, Cola, Sprite, zwei Schinken/Käse Toasts – das ist unser Frühstück. Naja wir hatten unterwegs schon 1-3 Kekse. Ich putze noch die Helmvisiere und Anja schreibt schonmal die Eindrücke der ersten Tageshälfte auf, während wir auf die Fähre warten. Hier am Anleger ist noch nicht wirklich was los. Wuselig wird es tatsächlich erst 5 Minuten bevor die Fähre anlegt. Plötzlich kommen lauter LKWs und Autos gefahren und wir beeilen uns doch und stellen uns einfach von vorne an. Aber am Rand und warten was das Fährpersonal sagt, wann wir uns einreihen sollen. Wir werden als erste auf die Fähre gewunken und dürfen uns ganz links vorne unter eine Treppe in die Ecke stellen. Da passt sowieso kein Auto so richtig hin. Was uns zu Euböa auch noch auffällt – Die Insel hatte mal wieder einen Geruch. Das ist etwas was wir in Griechenland auch noch nicht so richtig wahrgenommen hatten. Außerdem waren unsere Nasen jetzt ja einige Zeit out of order.

Kurz vor der Fähre hatten wir auch noch an einem Gemüsestand angehalten und fürs Abendessen eingekauft. Zwei Tomaten, zwei kleine Gurken und einen grünen Paprika. Später wollen wir noch Käse und Brot dazu kaufen. Die Überfahrt dauert dann ca. 30 Minuten und wir kommen flott von der Fähre. Nur ein Camper aus Andorra musste sich unbedingt vor uns schieben und eiert jetzt im Weg rum. Aber auch er hat nach enigen km ein einsehen und lässt uns passieren. Auf dem Festland geht es flott voran. Wir fliegen erst durch einige Kurven und dann ändert sich schlagartig die Landschaft. Es ist hügelig und wir sehen Ackerland. Die Strassen sind leer und werden zunehmend geradliniger. Wir lassen fliegen und bis auf ab und an ein Schlagloch bremst uns auch nichts aus. Von aufgebrochenem Ackerland wechselt die Landwirtschaft, welche zunehmend von Solarfeldern durchbrochen wird, zu Baumwollfeldern. Soweit das Auge blicken kann.

Es ist Erntezeit und immer wieder treffen wir auf riesige John Deere Baumwolle Vollernter und große LKWs hochbeladen mit dem flauschigen Weißen Zeugs. Wir halten und ich klaue Anja eine Baumwollkapsel von einem Feld. Das Ding ist unglaublich flauschig! In einer Ortschaft stoppen wir und machen eine Cappuccino / Fanta / Ice Tea / Snickers Pause. Wir beschließen die Strecke heute zu verlängern, holen den Laptop raus und planen um. Heute findet sich auch auf Anhieb eine neue Unterkunft. Leichtigkeit! Gestern drüber zu reden hat scheinbar geholfen. Die Landwirtschaft um uns ist interessant, das Panorama am Horizont ist auch geil – schattierte Berge mögen wir! Und dass die Straßen so gerade sind ist heute irgendwie nebensächlich. Die Temperaturen sind auch etwas kühler und es ist leicht bedeckt. Insgesamt einfach nur Wohlfühlen.

Kurz vor der Unterkunft tanken wir nochmal voll, damit wir morgen gleich startklar sind. Dann noch ein Stopp an einem Supermarkt. Ich warte außen, während Anja eine Auberginencreme, eine Fetacreme, Oliven, Wasser und ein Vollkornbrot kauft. Heute wird gevespert und nicht essen gegangen. Der Check-in verläuft smooth und die Moppeds werden im Innenhof geparkt, dann gibt es erstmal Essen. Wir hatten heute den Tag über nicht wirklich viel. Nach dem Essen sichere ich noch die Daten von den Speicherkarten und dann spazieren wir eine Runde durch Trikala. Auf den Strassen und in der Fußgängerzone ist Rambazamba geboten. Freitag Abend – alle sind draußen und genießen das Wetter. Die Kneipen / Bars / Cafes sind voll! Hier ist keine Tourihochburg und wir fallen direkt auf, als wir nochmal bei einem Keksbäcker reinschauen. Sofort müssen wir Auskunft geben wo wir herkommen und die wenigen Englischkenntnisse werden bemüht um uns Schokolade zu verkaufen. Drei „Kleinigkeiten“ gönnen wir uns als Nachtisch.

Es ist inzwischen 20:30, Metzger, Schumacher, Motorradwerkstatt, Bäcker, Klamottenläden, Immobilienmakler alle haben noch geöffnet und arbeiten fleißig. Massenhaft Jugendliche und Kinder sind draußen auf den Straßen unterwegs und es wirkt einfach lebendig! Als wir unsere Runde am Hotel beenden geht wieder die Planerei los. Wie intensiv schauen wir uns morgen die Meteora Klöster an? Wo fahren wir dann nach Albanien rein, oder doch Nordmazedonien? Wie weit werden wir es schaffen? Wir haben uns einige Varianten parat gelegt und werden morgen sehen was dann passt. Um 23 Uhr liegen wir dann endlich im Bett und sind zufrieden mit diesem Tag. Glücklich über unser Abendessen und den Spaziergang hier mit der tollen Stimmung.

Unterkunft: Hotel Lithaion Trikala

Griechenland 2024 – Tag14 – 239 km – Evia

Ich komm heute so garnet aus dem Bett – alles nur Kopfsache. Aber ich leg mich um 7:15 nochmal bis 8 Uhr hin. Die Folge davon ist dass wir (wie irgendwie immer) Sau spät loskommen. Dann brauchen wir noch einen Briefkasten und einen Supermarkt. Als wir endlich Nafplio verlassen ist es 10:45 Uhr. What the fuck??? Wir haben heute nur einen POI (Point of Interest) auf der Liste, den Kanal von Korinth. Somit sollte der Tag heute auch flott zu schaffen sein – sollte…

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Erstmal biege ich falsch ab und wir schauen uns dadurch noch eine kleine Kirche von außen an. Ein Hund vertreibt uns allerdings zügig. Hier sind wir wieder in einem Gebiet mit Citrusfrüchteplantagen. Also halten wir direkt am nächsten Strassenstand und kaufen wieder ca. 1kg Orangen für 1 EUR. Jetzt reichts aber mit anhalten. Die Griechen fahren mal wieder wie die Irren! Beschränkung auf 60 km/h – wir fahren 90 km/h und Anja wird auf einer einspurigen Strasse mit einem schmalen Seitenstreifen – rechts überholt. Warum? Aber immerhin, jetzt wo wir mal im Rollen sind geht es auch voran. Der Verkehr ist heute sehr von LKWs geprägt. Je weiter wir vom Finger runter fahren desto weniger Ortschaften sehen wir. So langsam kommt ein bisschen Hunger durch und Elli bräuchte was in den Tank. Aber der Kanal von Korinth ist nah und so beschließe ich diese beiden Themen erst am Kanal anzugehen.

Wo kann man sich den Kanal am besten ansehen – das könnte man im Vorfeld recherchieren oder man fährt einfach drauf los, so wie wir. Ich folge der Garmin Karte durch wilde schmale Gassen und dann über einen Schotterweg. Wir stehen direkt am Kanal. Um den Zaun welcher Leute davon abhalten soll an den Kanal zu gehen können wir einfach rumlaufen, also tun wir das auch. Gerade als wir runtergucken in dieses Meisterwerk der Ingenieurskunst (die haben halt nen Graben geschaufelt) kommt ein Segler vorbei. Ich seh das ja eher als immense Muskelkraftleistung. Dann fahren wir am nördlichen Ende über die Absenkbare Brücke. Nicht ohne vorher ein paar Bilder gemacht zu haben. Wir wollen noch über die große Brücke in der Mitte fahren, bzw dort in den Kanal gucken. Vorher gibt es jetzt aber Sprit für die Moppeds.

An der großen Brücke überlegt Anja kurz ob sie das Angebot zum Bungeejumping nutzen soll – 100 EUR sind uns dann aber doch zuviel. Nachdem die geplante Route gesperrt ist muss ich mal wieder improvisieren und wir gurken noch ein bisschen um den Kanal. Dabei sehen wir einen Bäcker und der Hunger bricht wieder durch. Also essen wir, unter schärfster Beobachtung durch eine Katze, ein paar herzhafte Teile. Nix mit Feta und nix mit Blätterteig! Aber danach noch nen Keks! Um nun wieder in die geplante Richtung zu kommen müssen wir über die südliche Absenkbare Brücke. Kurz überlege ich ob wir jetzt auch noch irgendwie die Autobahnbrücke eingebaut bekommen, dann hätten wir alle Brücken über den Kanal mal befahren.

Im weiteren Verlauf muss ich noch ein bisschen mehr improvisieren da auch die Ausweichroute wieder gesperrt ist. Wir fahren an der Küste entlang und der Ausblick ist mal wieder wunderschön. Wir sind aber ein bisschen blind dafür. Als wir bei Elefsina nach links von der Küste abbiegen blicken wir auf die Werft mit Ihren Trockendocks und das Wrack der Mediterranean Sky welche hier im Uferbereich gesunken ist. An riesigen verbrannten Flächen entlang geht es nun in Richtung Norden. Ortschaften hat es hier auch wenige. Dafür sind wir völlig überrascht als wir einen der vielen Hügel überqueren und sich die Landschaft völlig verändert. Von dem Immergleich der Olivenbäume wechselt das Bild hier zu lauter verschiedenen braunen Vierecken. Hier ist Ackerbau angesagt. Unter anderem fahren wir an Baumwollfeldern entlang. Dann kommt eine riesige Kabelfabrik – woher kommen die Arbeiter für die Fabrik? Hier hat es quasi keine Dörfer.

In Thiva ist die Luft raus – nicht aus den Reifen, aber aus uns. Wir brauchen dringend ne Pause. An einem Kreisverkehr halten wir und gehen in ein kleines Cafe. Zwei Cola und einen Cappuccino und 200ml Öl für Elli gibt es. Ich schau mir die Restroute nochmal an und wir beschließen ein bisschen Mautpflichtige E75 zu fahren. Die Autobahn welche auf Euböa führt ist dann entgegen unserem Erwarten mautfrei. Das Konzept begreife ich auch noch net so ganz. Vor allem mussten wir bei Auffahrt auf die E75 pauschal 1,70 EUR bezahlen. Das ist schonmal nicht Kilometerabhängig. Aber egal, heute wollen wir einfach nur noch ankommen.

Anja wir müssen reden. Ich habe Austauschbedarf über diesen Urlaub und über meine Erwartungshaltungen. Anja geht es genauso. Nachdem wir die Ferienwohnung bezogen haben (Schlüsselsafe sei dank ziemlich flott), die Moppeds neben dem Haus abgestellt sind und die Waschmaschine mit unseren stinkenden Sachen läuft setzen wir uns und lassen mal ein bisschen Griechenland Revue passieren. Es ist anders als wir es erwartet haben. Woran liegt das? Wenn Leute von Ihrem Griechenland Urlaub erzählen, dann erzählen sie von Strandurlaub auf einer Griechischen Insel (Korfu, Kreta, usw…). Diese Erzählungen prägen unser Bild eines Landes. Und das Bild welches wir im Vorfeld haben prägt unsere Erwartungen. Unbewusst – wir können das nur ganz bewusst aktiv angehen und uns im Vorfeld massiv informieren. Genau das haben wir in den letzten Jahren immer mehr zurückgefahren und uns mehr treiben lassen. Frankreich und Spanien haben uns auf diese Art vollkommen gefangen. Hier harmonierte diese Art des treiben lassens mit dem was wir vorgefunden haben. In Griechenland ist das nicht ganz so. Irgendwie fehlt uns die Leichtigkeit und der Flow. Wir lieben griechisches Essen… aber nach 10 Tagen griechischem Essen können wir es nicht mehr sehen. Das ging uns bisher auch noch in keinem Land so. Die Bilder im Whatsapp Status lösen immer wieder Reaktionen aus. Man weiß wie man den Bildwinkel setzen muss, man weiß was die Leute, welche zuhause und auf der Arbeit sind triggert. Der Eindruck den man erzeugt spiegelt nicht immer das eigene Gefühl wieder. Wir pausieren unser Gespräch und gehen griechisch Essen. Auf dem Weg und beim Essen geht es weiter. Heute gibt es Fisch, weil wir sind schließlich am Meer. Die Kellner sind lustlos und mögen nix erklären. Wir bestellen viel zu viel. Tzaziki (heute Knoblauchscharf), bekommen Brot dazu (6 Scheiben), einen griechischen Salat (keinen Bock mehr auf Pommes), Sardinen (salzig) für mich, panierten und frittierten Kabeljau für Anja, als Beilage zweimal grilled potatoes (Salzkartoffeln). Das Essen ist geschmacklich gut, allerdings löst es in uns keine Begeisterung aus. Und es ist zuviel. Wir essen trotzdem fast alles auf und laufen dann zurück zur Wohnung.

Die philosophischen Gedanken beenden wir für heute und machen uns an die Planung der nächsten Tage. Zuerst noch Wäsche aufhängen, dann ab an den Laptop. Wenn man nichts vorgeplant hat sitzt man jeden Abend noch am Laptop und muss sich Gedanken machen wo man hin möchte. Die Gedanken sind bei uns jetzt einfach – wir müssen in Richtung Heimat. 10 Tage – knapp 2400 km. Man kann das auch Eisenarsch mäßig auf der Autobahn abreißen. Das wollen wir aber (noch) nicht. Länder wie Albanien und Montenegro liegen noch zwischen uns und daheim. Da wollen wir nicht nur durchhetzen. Und wieder stolpern wir über unsere Erwartungshaltungen. In Griechenland gibt es große Flecken ohne Unterkünfte auf Booking.com. Auch andere Quellen bestätigen dass hier einfach kein Tourismus stattfindet. Wir müssen auch heute unsere Route an diese Gegebenheiten anpassen. Grobe Schlagdistanz + grobe Richtung + verfügbare Unterkünfte = Route -> der Eindruck welcher von außen entsteht ist: „guck mal wie frei sie sich ausgesucht haben wo sie heute sind und was für tolle Unterkunft sie gefunden haben.“ Alles eine Frage des Blickwinkels und des Gefühls welches aus der eigenen Ausgangslage resultiert.

Bitte versteht mich heute nicht falsch. Uns geht es gut, wir sind in einer absoluten Luxussituation – im Urlaub – auf Reise. Trotzdem entstehen hier auch Gefühle welche nicht immer nur Rosarot sind. Mit diesen Gedanken geht es heute ins Bett. Wir erschlagen noch drei Moskitos und für morgen steht der Wecker auf 6 Uhr.

Unterkunft: Garden Lefkanti, 4season Plaza Room Chalkida

Griechenland 2024 – Tag13 – 219 km – Nafplio

Erkenntnis des Morgens: Handtücher welche über Nacht draußen hängen sind wieder feucht. Okay, die Nächte hier sind inzwischen auch wieder so frisch dass es feucht wird. Wir schlafen immer noch bei komplett offenen Fenstern / Balkontüren weil wir es hier als warm empfinden. Wir kommen mal wieder nicht so recht in die Puschen, schreiben noch Berichte nach und genießen den Ausblick vom Balkon. Ich koch mir erstmal nen Espresso und zack schon ist es „spät“. Was wir durch das fehlende Frühstück einsparen vergammeln wir in der Regel. Gerade, als ich das hier schreibe, sitze ich in Nafplio im Bett, schau zum riesigen Balkonfenster raus und vergammel den nächsten Morgen *g* Die Hausherrin Helen ist völlig überrascht als sie Anja sieht. So ein großes Motorrad und dann kommt so eine zierliche Frau aus dem Zimmer. Das kann nicht sein. Wir bekommen noch Feigen aus ihrem Garten und selbst gebackene Orangenkekse. Lecker! Um 10:15 sind wir dann endlich fertig und rollen los.

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Wir verlassen heute die Finger der Peloponnes. Der südlichste Punkt dieser Reise ist erreicht und jetzt geht es grundsätzlich wieder in Richtung Heimat. Erstmal geht es ein bisschen in die Höhe – habe ich eigentlich schon erwähnt dass Griechenland bergiger ist als ich erwartet hatte? Obwohl es sehr kurvig ist kommen wir gut voran. Die Straße ist besser ausgebaut als anhand des Kartenmaterials gedacht. Zack – schon haben wir die knapp 70km nach Monemvasia geschafft. Aus der Ferne sehen wir schon die Reflexionen der parkenden Autoschlange welche sich die komplette kleine Insel entlangzieht bis zur Altsstadt. Wir erinnern uns – es ist Saisonende in Griechenland! Was zur Hölle ist hier im Sommer erst los? Mit den Moppeds fahren wir an der kompletten Parkschlange vorbei und haben Motorradstellplätze direkt vor dem Altstadteingang. Leider sind diese voll, aber wir finden ein paar Meter weiter genug Platz für unsere zwei Dicken. Nacheinander laufen wir in die Stadt und sehen uns ein bisschen um. Einer bleibt immer bei den Moppeds und dem Gepäck. Zwei Franzosen sind da deutlich befreiter. Ihre Moppedstiefel, die kompletten Klamotten und das offen zugängliche Softgepäck sind vollständig an den Bikes. Mich würde es nicht wundern wenn auch noch der Schlüssel steckt.

Die Steine in Monemvasia sind glatt poliert von den vielen Menschen welche täglich darüberlaufen. Direkt nach dem Eingang gibt es erstmal eine Strasse mit lauter Touriramsch, dann kommen die Tavernen und erst dahinter wird es ruhig und die Unterkünfte beginnen. Wenn man an der ersten Abzweigung direkt nach unten schwenkt ist man gleich in ausgestorbenen kleinen Gassen und einem Gewirr aus Treppenstufen. Ich glaube hier unten wohnen auch noch Griechen. Monemvasia erinnert ein bisschen an Mont St. Michel in Frankreich. Großer Unterschied ist, dass es an einer Hangseite klebt und nicht wie Mont St. Michel rundherum geht. Die Sonne brennt uns auf den Pelz und das Treppen rauf und runter macht zusätzlich warm. Verschwitzt ziehen wir die Jacken wieder an und machen uns auf den Weg. Ich habe Hunger! Anja hört in sich und findet dieses Gefühl auch. Wir wollen aber nicht direkt im touristischen Bereich anhalten und Essen daher fahren wir erstmal von der Küste weg.

Dann kommt lange nix. Also außer flott zu fahrenden kurvigen Strassen und unmengen Olivenbäumen. Irgendwo in einem kleinen Dorf sitzen dann Leute auf einem Platz und trinken Ouzo. Hier stoppen wir und setzen uns dazu. Der Wirt spricht kein Wort Englisch, ein anderer Gast wird dazu gerufen und übersetzt. Es gibt kein Pita Gyro – obwohl einer der Gäste Gyro isst… komisch … später sehe ich dass es daran liegt dass die Frau des Hauses auf dem Grill steht und heftig putzt. Mit Händen und Füssen und der Hilfe des anderen Gastes bestellen wir Brot und Käse. Was wir bekommen ist Geschmack Pur! getoastetes Brot mit Knoblauch und Olivenöl, dazu Käsebrocken. Ein Traum! Mit Sicherheit tausendmal besser als die Pizza welche uns der Wirt die ganze Zeit anbieten wollte. Dazu gibt es zwei eiskalte Cola. Wenn wir jetzt anfangen Ouzo zu trinken oder Wein, wie die anderen Gäste hier, dann wäre es vorbei mit Moppedfahren. Der übersetzende Gast erklärt uns noch dass das Knoblauchbrot „Kapsala“ heisst – keine Ahnung ob ich es richtig geschrieben habe.

Der erste Hunger ist weg und wir fahren weiter. Wir kommen in einen Tunnel ähnlichen Flow. Die Strassen heute sind wirklich flott zu fahren. Wir sind aber spät los, waren lange in Monemvasia und fast eine Stunde beim Essen, das bedeutet wir sind trotzdem spät dran. Achja zum Thema Beschilderung und Begrenzungen in Griechenland – 50 Schilder hat es einen ganzen Haufen, nur interessieren tun die keinen, also uns auch net. Mit 90 Sachen brettern wir meistens an Ihnen vorbei. Wo die Häuserdichte höher wird sind es dann nur noch 70 Sachen und da werden wir dann überholt. Kurz bevor wir wieder an die Küste kommen legen wir nochmal einen Halt in einer Kurve ein und setzen uns auf einen Steinhubbel und genießen den Ausblick. Es geht tief hinab und wenn man hier fallen würde, dann würde man bis ins Meer hullern. Die Hügel sind bewaldet und gehen in einer sanften Kurve nach unten in die Tiefe bis sie im Meer auslaufen. Es ist still hier und einfach schön!

Wir beschließen nochmal einen Stop zu machen, um noch eine Kleinigkeit zu essen und vielleicht einen Kaffee zu trinken, also ich. Aber der Tunnel fängt uns wieder ein und es kommt auch einfach keine Gelegenheit anzuhalten. So fliegen wir förmlich auf Nafplio zu. Die Küstenstraße ist wie ein Sog in den Tunnel. Links, rechts, links, rechts, hoch, rechts, runter, links, immer weiter! Rechts von uns das tiefblaue Wasser, links die bewaldeten Berge. Dann sehen wir mitten in Orangenplantagen einen Obststand und stoppen. Vier Orangen gönnen wir uns und kaum berührt man sie riechen schon die Hände ganz intensiv nach Orange. Frisch vom Baum schmecken sie bestimmt viel intensiver und besser als bei uns zu Hause. 1kg Orangen für 1 Eur und das noch dazu in der Qualität. Genial!

Als wir um die Bucht vor Nafplio fahren wird es dreckig. Sowohl der Strand hier sieht ranzig aus, als auch die „Music-halls“ auf der anderen Seite der Straße, welche nur noch verfallene Ruinen sind und von einer 80er Jahre Disco Ära erzählen. Selbst die Wellen im Meer sind braun und dreckig. In Nafplio fahren wir ins hinterste Ecke und da nochmal nen Betonweg steil ganz hoch zu unserem Hotel Vasilis. Direkt vor dem Haus sind Parkplätze und hierher verirrt sich garantiert niemand der nicht im Hotel nächtigt. Wir beeilen uns zwei der Orangen zu essen und dann geht es mit den Kameras bewaffnet ab in die Stadt. Auf dem Weg gibt es noch eine große Flasche Wasser, wir haben heute bisher wenig getrunken. An einem Bäcker gibt es für mich ein kleines herzhaftes Teil und für Anja ein süßes, damit der Magen erstmal ruhe gibt und wir uns was richtiges zu Essen suchen können.

Wir stolpern planlos durch die Altstadt, machen Bilder von zweien der drei Festungen, die dritte nehmen wir nicht so richtig wahr. Später am Hafen glaube ich zu erkennen dass sie quasi in die Stadt gewachsen ist. An einem Lederwaren Laden kauft sich Anja einen neuen Geldbeutel und an einer italienischen Eisdiele laufen wir voll auf – Tourinepp! 9 EUR für zwei Waffeln mit je einer Kugel Eis. Hätten wir mal die Google Bewertungen gelesen oder nach dem Preis gefragt. Das Eis war gut, der Beigeschmack übertönt dies allerdings deutlich! Wir schauen uns noch eine Kirche an und dann stehen wir zum Sonnenuntergang am Hafenbecken und setzen uns auf die Kaimauer. Wir wollen nicht im Tourigebiet Abendessen, da sind wir uns einig. Die ganzen schicken Restaurants am Hafen sind voll mit Deutschen und Holländern welche mit einem kleinen Kreuzfahrer hierhergekommen sind.

Wir machen uns auf den Rückweg in Richtung Hotel und landen letztendlich in einer kleinen griechischen Taverne in der kein einziger Ausländer sitzt. Hier fühlen wir uns wohl. Es sieht wieder nach „Strassenimbiss“ aus und es gibt Pommes 😀 Wir bestellen griechischen Salat, Tzaziki, zwei Souflaki und ein halbes Hähnchen vom Grill. Das Essen ist saulecker und wieder deutlich günstiger als der Tourinepp vorne am Hafen. Der alte Chef der Taverne der sie 1946 gegründet hat setzt sich selbst unter die Gäste, empfängt einen alten Freund und lässt sich mit dem gleichen Essen bedienen. Wenn das mal kein Zeichen ist. Nafplio ist sehr touristisch geprägt, das hatten wir nicht so krass erwartet nachdem es auf den Peloponnes bisher eher ruhig war. Im Hotel angekommen sichere ich noch die Bilder des Tages und wir überlegen wie wir morgen weiter machen. Wir suchen uns eine kleine Ferienwohnung am Meer und Garmin Basecamp darf die Route dorthin festlegen, dann geht es ab ins Bett und noch vor 22 Uhr schlafen wir beide erschöpft aber glücklich ein.

Unterkunft: Hotel Vasilis Nafplio

Griechenland 2024 – Tag12 – 207 km – Plitra

Das Rauschen des Meeres hatte eine beruhigende Wirkung – wir haben wunderbar geschlafen. Nach dem Aufwachen mach ich mir erstmal nen Espresso. Auch wenn wir nicht oft (bisher 1x) Campen kommt die Wacaco häufig zum Einsatz. Ich mag dieses Ritual einfach – Wasser kochen, Bohnen abwiegen, mahlen, dann den gemahlenen Kaffee mit der Nadel auflockern, Tampen und dann den Espresso durchdrücken -> mit Meerblick genießen! Nach einer Yoga Session packen wir unsere Sachen und rollen um kurz nach halb 10 los. Im Ort kaufen wir direkt noch Wasser und füllen die Trinkrucksäcke auf.