Lissabon – die Schöne am Tejo – Tag 1 – 3

Endlich mal wieder fliegen! Tobi lässt es über sich ergehen, ich wiederum finde es aufregend, hier einzusteigen und 3 Stunden später an einem völlig anderen Ort wieder auszusteigen. Tobis Abneigung kann aber auch daher rühren, dass zuerst er und dann sein Koffer einer vollständigen Visitation unterzogen wurden… Ich denke immer noch, dass es an dem Vollbart liegt…

Nach einem geschmeidigen Flug von Nürnberg über München nach Lissabon fanden wir uns  bei strahlendem Sonnenschein und 20 Grad in Portugals Hauptstadt wieder.

Wir benutzten die Metro um in den Stadtkern und damit zu unserem Hotel zu gelangen.

In Lissabon erhält man 24-Stunden-Karten für 6,15 EUR pro Erwachsenem und kann damit alle Metro-, Bus-, Tramlinien und die Elevadores benutzen. Das Ticket läuft los, ab dem ersten Mal „stempeln“, die Karten sind mehrfach verwendbar und können immer wieder aufgeladen werden.

Nach ein bisschen am Hotelzimmer rumtrödeln wollten wir die letzten Stunden des Tages auf eine Art und Weise nutzen, die uns sonst gar nicht ähnlich sieht: Planlos und ohne Gepäck! Nur mit der Kamera und dem Objektiv was dran war bewaffnet, setzten wir uns aufs Geradewohl in Bewegung. Wir liefen um den Klinikkomplex – in der Hoffnung, diesen nie von Innen sehen zu müssen- und zogen uns durch kleine Gassen den gerade erklommenen Hügel wieder nach unten.

Plötzlich fanden wir uns mitten im Getümmel wieder, wir waren auf dem Rossio. Das Pflaster bildet ein kunstvolles Wellenmosaik, Menschen verschiedenster Abstammung gehen hier Ihren Tätigkeiten nach oder warten einfach darauf, dass die Zeit vergeht. Etwas nach hinten versetzt findet sich die Igreja Sao Domingos, wo einst die Inquisition ihre Urteile verlas. Eine Kirche die uns wirklich begeistert hat. Man sieht  ihr den nagenden Zahn der Zeit an, die Kirche ist nicht restauriert, sondern bröselt vor sich hin, trotzdem ein stolzes Gebäude.

Von da aus ging es weiter in Richtung Fluss, wir machten noch einen Abstecher zu unserem ersten Elevador. Der Elevador de Santa Justa ist ein richtiger Aufzug, der in einem verspielten gusseisernen Turm hochgezogen wird. Die Aufzugfahrt ist im Tagesticket für die öffentlichen Verkehrsmittel inbegriffen. Die Aussichtsplattform oben betreten zu dürfen schlägt mit 1,50 EUR pro Person zu buche. Oben angekommen genossen wir unseren ersten Ausblick auf Lissabon, den Tejo, das Treiben unter uns und die Burg, die im warmen Licht der untergehenden Sonne leuchtete.

Danach zogen wir uns durch die Fußgängerzone über die Rua Augusta bis zum Tejo. Wir erlebten einen rot leuchtenden Sonnenuntergang und ärgerten uns ein bisschen, kein Stativ dabei zu haben.

Unser erster voller Tag in Lissabon begann auf dem Praca dos Restauradores. Hier befindet sich die Talstation des Elevador da Gloria, einer Standseilbahn, die die Unterstadt mit der Oberstadt verbindet. Man fährt vorbei an der Straßenkunstgalerie, wo sich die Graffiti-Künstler der Stadt austoben dürfen, bis zum Miradouro Sao Pedro de Alcantara, ein wunderbarer Aussichtspunkt für einen Blick auf das alte Lissabon mit seinen Kirchtürmen und Kuppeln, sowie der Burg.

Linker Hand steht das gleichnamige Kloster mit einer kleinen Kapelle. Hier ist die Kirche in den für Lissabon so typischen Kacheln verziert, was der Kirche ein ganz eigenes Aussehen gibt. Wir bummelten danach durch die Straße bis zum Park Principe Real. Unterwegs fanden wir eine kleine Bäckerei in der wir uns Pasteis de nata (Kleine Blätterteigtörtchen gefüllt mit Sahnepudding) und Pasteis de Bacalhau mitnahmen. Diese süßen Kleinigkeiten sind unverschämt lecker und ich nehme schon mal vorneweg: wir haben jeden Tag welche gegessen.

Danach bogen wir in die Rua do Seculo, eine ruhige aber relativ steile Straße, um die Oberstadt langsam wieder zu verlassen und legten am Miradouro de Santa Catarina – einem frisch restaurierten Platz – eine kleine Pause ein. Mit Blick auf den Tejo mit der Ponte 25 de Abril (San Francisco Brücke) und der Christo-Rei-Statue ließen wir uns unsere Pasteis schmecken.

Vorbei am kleinsten Elevador der Stadt – Elevador da Bica – über den Largo de Camoes ging es in die belebte Rua Garett. Hier befindet sich Europas älteste Buchhandlung Livraria Bertrand. Ein bisschen versteckt  geht es links die Straße hoch zum Largo do Carmo und damit zur Klosterruine Igreja do Carmo. Der gotische Konvent aus dem 14. Jh. wurde beim Erdbeben 1755 fast vollständig zerstört, stehen geblieben sind nur die eleganten Pfeiler und Bögen.

Zur blauen Stunde befanden wir uns auf dem Praca do Comercio – dem Handelsplatz, an drei Seiten umgeben von gelben Gebäuden mit Arkadengängen.

Typisch portugiesisch war unser Abendessen: wir aßen Bacalhau im Bread4you; ein ganz kleines Bistro, super Essen, freundlicher und bemühter Service und kuschelige Atmosphäre.

Tag 3 verbrachten wir im Stadtteil Belem. Die Tram brachte uns bis vor die Haustüre des Mosteiro dos Jeronimos – das Hieronymuskloster.

Das imposante Gebäude sollte das erste sein, was vom Schiff aus bei der Ankunft in Lissabon zu sehen war. Der Baustil und die üppigen Verzierungen sind eine Mischung aus Gotik, Renaissance und Orientalischen Einflüssen. Farbe braucht es nicht, die feinen und kunstvollen Verzierungen sprechen für sich. Die Kirche ist ohne Eintritt zu besichtigen, für den doppelstöckigen Kreuzgang muss man Eintritt zahlen.

Ich bin auf beiden Ebenen des Kreuzganges mindesten 4 Runden gelaufen und habe trotzdem nicht alles gesehen. Es gleicht keine Säule der anderen, jedes gemeißelte Gesicht trägt einen anderen Ausdruck und die spitzen Türmchen vermitteln den Eindruck irgendwo im Orient unterwegs zu sein.

Der Fußmarsch bis zum Torre de Belem zieht sich etwas, aber wir haben im Kloster ein Kombi-Ticket für 12 EUR erworben, und wollten uns den Turm nicht entgehen lassen.

Auch dieser ist im manuelinischen Stil gehalten und für einen Wehrturm reich verziert; gedacht war er eigentlich auch eher zum Empfang der Schiffe, als zur Verteidigung. Um auf die Terrasse zu gelangen muss man sich nochmals anstellen. Es befindet sich nur eine Treppe in dem Turm, weswegen eine Blockabfertigung stattfindet, 120 Personen dürfen rauf und werden gesammelt wieder nach unten geschickt, bevor die nächsten 120 hoch dürfen.

Unser nächster Stopp war der Padrao dos Desobrimentos – das weiße, 50 m hohe Denkmal schiebt sich wie der Bug einer Karavelle in den Tejo. An der Spitze befindet sich Prinz Heinrich der Seefahrer, dahinter reihen sich wichtige Persönlichkeiten jener Zeit ein. Für 3 EUR darf man mit dem Aufzug nach oben, auf die Aussichtsterrasse fahren. Während wir noch den Ausblick genossen, überlegten wir, was wir mit dem Rest des Tages anfangen wollten.

Ein bisschen auswärts gelegen ist das Aqueduto das Aguas Livres – das Aquädukt der freien Wasser. Ein imposantes Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert, mit dem Wasser 18,5 km unter- und oberirdisch bis in ein Reservoir geführt wurde. Der eindrucksvollste Teil über das Alcantara-Tal besteht aus 35 Bögen, der Größte ist 65m hoch und 29m breit. Der Fußweg über das Aquädukt ist heute gegen Eintritt begehbar, allerdings waren wir zu spät dran und haben uns das Bauwerk nur von unten angesehen.

Teil zwei des Berichtes folgt in einigen Tagen.