Spanien Herbst 2021 – Tag03 – 340km – Daux

Also in so einem japanischen Schlafgemach nächtigt es sich hervorragend 🙂 Wir wachen gut erholt auf und Anja schlägt nach einer Runde Yoga vor noch einen kleinen Morgenspaziergang zu machen. Gesagt getan – das erste Gepäck gleich mitgenommen und im Topcase verstaut, dann geht es los. Die Sonne ist noch nicht über die Bergrücken des Parc naturel régional des Volcans d’Auvergne geklettert und so starten wir im Schatten. Anja hatte ja gestern Abend noch die Gegend erkundet und wollte mir noch einen Ausblick zeigen. Es ist verwunderlich warm hier draußen. In den Wiesen sieht man immer wieder Flecken wo die Blätter mit Raureif überzogen sind. Während wir entlang von Pferde- und Kuhweiden auf einen Bergrücken hochlaufen kämpft sich die Sonne über einen anderen empor. Sobald uns die wärmenden Strahlen erreichen wird die Daunenjacke zu warm und muss runter. Die Natur hier ist absolut überragend. Dazu kommt noch eine beruhigende Stille. Wir saugen den Moment in uns auf bevor wir nach gut 2km wieder kehrt machen und zum Frühstück gehen. Es mangelt an nichts auf der großen Tafel die für alle Gäste des Hauses gedeckt ist. Ja richtig, ein Gemeinschaftstisch, der sich biegt unter der Last des Frühstücks. Wir sitzen zwischen französischen Motorradfahrern und französischen Mountainbikern die sich alle munter durcheinander unterhalten. Das passt so gar nicht zu unserer fränkischen Mentalität, aber wir fühlen uns irgendwie trotzdem wohl. Es gibt Brot, süße Brioche, eine Brioche mit Käse, Joghurt von Kuh und Ziege, Trauben, Clementinen, gekochte Eier, unzählige Marmeladen und Honig. Wir sind die ersten die den Tisch gesättigt verlassen und zusammenpacken. Um 10:15 Uhr sitzen wir endlich auf den Motorrädern und sind damit mal wieder ganz schön spät dran.

Über kleinste Strassen geht es kurvenreich durch den Naturpark. Zu jeder kleineren Ansammlung an Häusern gehört auch immer eine Kirche, mal klein und schnuckelig, mal imposant und überraschend groß. An einer dieser imposanteren Kirchen erregen wir scheinbar das Aufsehen der Mesnerin, da diese extra gelaufen kommt und uns die Kirche aufsperrt. Als sie merkt dass wir kein Wort französisch sprechen ist sie genauso schnell wieder verschwunden und lässt uns alleine in der Kirche stehen. Wir nutzen die Zeit und machen in Ruhe ein paar Fotos und besichtigen alles.

In den Tälern des Parks ist es noch relativ kühl, sobald man allerdings ein wenig in die Sonne kommt wärmen sich die Moppedklamotten schnell auf. Wir haben heute schon auf die Daunenjacken als Zwischenschicht verzichtet. Unser Vorankommen wird heute gnadenlos von vielen Fotopausen ausgebremst. Die Zeit rennt gefühlt und die gefahrenen Kilometer schleichen hinterher. Aber wir sind ja nicht auf der Flucht sondern auf einer Reise, auch wenn wir uns quasi noch auf der Anfahrt befinden. Der Hausherr hatte dasselbe heute morgen auch angemerkt, die Anreise zählt zur Reise und muss auch mit Genuss erfolgen. Dann passiert es plötzlich und wir hätten es fast verpasst – wir überqueren den ersten Col. Den Namen habe ich mir leider nicht gemerkt 🙁 Es kommen noch ein paar weitere im Verlauf der Strecke (z.B. der Col du Serre). Auch auf über 1500 Meter Höhe ist es angenehm warm und wir ziehen weitere Bekleidungsschichten aus. Der Herbst ist die schönste und farbenreichste Zeit des Jahres, das kann man vor allem beim Blick in die Täler und auf die bewaldeten Hänge ganz deutlich sehen und genießen. Wir haben echt Glück mit dem Wetter!

Als wir den Naturpark verlassen werden die Strassen ein wenig größer und wir machen endlich auch Strecke. Wir fliegen nur so dahin und fahren auch längere Abschnitte in vom Menschen (bis auf die Strasse) unberührtem Gebiet. Auf den Strassen und auch in den Städten und Dörfern die wir durchqueren ist nichts los. Die meisten Menschen sieht man auf den Boule Feldern beim spielen. Man merkt deutlich dass Sonntag ist. Bevor die Läden schließen halten wir noch an einer kleinen Epicerie und kaufen Wasser. Gerne hätte ich die Käsetheke noch leer gekauft, aber nach dem ausgiebigen Frühstück hält sich unser Hunger in Grenzen und heute Abend wollen wir im Hotelrestaurant essen. In einer größeren Ortschaft suchen wir eine Patisserie und decken uns daher als kleine Zwischenmahlzeit mit einem Schokoeclair und zwei Tartlettes (Zitrone und Mandel) ein, welche wir auf einer Bank im Schatten (in der Sonne ist es uns tatsächlich zu warm) verdrücken.

Die letzten 100km des Tages verlaufen weitestgehend durch dichter bewohntes Gebiet. Die Strassen sind langweilig, aber meist auf 70 km/h freigegeben so dass wir immer noch ganz gut vorankommen. In mir kommt irgendwie ein Heißhunger auf Pizza auf… Anja dämpft diesen gleich wieder da sie an dem Plan mit dem Hotelrestaurant festhalten will…außerdem sind wir doch nicht in Italien. Das Garmin macht heute auch tadellos was es soll – scheinbar ist ihm bewusst geworden dass es nach dieser Reise in Rente geht und nur noch bei meinem Vater im Auto rumgefahren wird. Um kurz vor 18 Uhr sind wir dann in Daux angekommen und checken im Hotel ein – die Frage nach Frühstück verneinen wir und merken an dass wir aber gerne im Restaurant Abendessen würden – die Rechnung haben wir ohne den Koch gemacht. Sonntag Abends hat der nämlich frei. Mittags kocht er noch, aber für uns bleibt die Küche kalt. Wir gucken nun ein bisschen blöd aus der Wäsche da wir das nicht einkalkuliert hatten. Die Dame an der Rezeption schiebt dann gleich noch hinterher dass in Daux alle Restaurants Sonntag Abends geschlossen haben… fussläufig ist nichts zu Essen mehr zu bekommen. Also packen wir erstmal ab und Anja schwingt sich auf den Soziusplatz. Wir fahren zu einer 5km entfernten Pizzeria. In 10km wäre noch ein Asiate und in 15km dann eine größere Auswahl an Restaurants die geöffnet haben. Aber da war er wieder, der Heißhunger auf Pizza und eine Chance die ergriffen werden musste 😀

Wir gönnen uns zwei dieser vorzüglichen Teigfladen mit lokalem französischem Käse und sind somit versöhnt mit dem italienischen Essen welches einen lokalen Einschlag erhalten hat. Mein Heisshunger ist gestillt und wir fahren durch die Nacht zurück zu unserem Himmelbett welches in einem Zimmer wie zu Zeiten Lanzelots steht. Für morgen planen wir einen kurzen Tag. Die Überquerung der Pyrenäen wird wieder etwas gemütlicher laufen und wir haben nach wie vor keine Ahnung wo wir dann in Spanien eigentlich weiter hin wollen. Aber erstmal fahren wir jetzt da hin.

Unterkunft: Domaine de Peyrolade

Spanien Herbst 2021 – Tag02 – 409km – Saint-Anastaise

Eine Nacht in unbekannten Betten entspannt uns so richtig. Kaum 500km weit und einen Tag lang weg von zu Hause, schon geht es uns richtig gut und wir sind merklich entspannt. Die wichtigste Frage wird noch vor dem Frühstück geklärt – hält der Reifen den Druck? 2,6 Bar sind drin, es ist aber auch merklich kühler als gestern. Sieht also gut aus. Das Frühstück ist für französische Verhältnisse dekadent: 2 Sorten Baguette, Croissant, 3 Sorten selbstgemachte Marmelade, Joghurt (was zum Teufel ist Antiallergischer Joghurt??? Ach das heisst irgendwas mit Griechischer Joghurt … nicht antiallergisch), Butter, Apfelsaft, Orangensaft, Birnen, Äpfel, Bananen und Kiwi. Zum essen gesellt sich noch ein deutsches Studentenpärchen zu uns, welche von der Côte d’Azur kommen und auf dem Weg ins Kalte sind. Um 9:30 Uhr haben wir dann soweit aufgepackt und genießen noch kurz den Ausblick über das Tal und die Sonnenstrahlen welche den Nebel durchbrochen haben bevor es dann losgeht.

Noch in Baume-les-Dames tanken wir voll und ich fülle den Hinterreifen auf 3,3 Bar auf. Dann geht es noch ein bisschen durch das Tal welches von sich herbstlich färbenden Wäldern geprägt ist. Viele Ortschaften lassen uns nicht so richtig vorankommen bevor es flacher wird und das Fahren zwischen Äckern öde wird. Ein Motorradpolizist mit Laserpistole kann uns dank des trödelnden Autos vor uns nichts vorwerfen und schnappt sich den Mercedes der ein Stück nach uns kommt. Am nächsten Fluss legen wir einen kurzen Fotostopp ein und ich prüfe nochmal den Luftdruck – warmer Reifen 3,5 Bar – alles perfekt!

Nun folgt ein Weinanbaugebiet, über dessen Hügel wir ebenjenes wieder verlassen und quasi in unberührte Natur vordringen. Wieder ein paar Kilometer weiter beginnen Weideflächen. Was uns hier auffällt ist wie wenige Tiere pro Weide herumstehen und dass die einzelnen Flächen nicht durch Zäune sondern durch Hecken voneinander abgegrenzt sind. Das ist viel schöner als diese neumodischen (naja sind auch schon ziemlich alt) Elektrozäune. Außerdem bieten die Hecken ein natürliches Zuhause für Insekten und allerlei Kleintiere, zudem stehen viele alte ausladende Bäume in den Weideflächen. Die Straße wurde wie an einer Schnur entlanggebaut, Ewigkeiten kommt keine einzige Kurve nur Hügel rauf und wieder runter. Nach der guten Hälfte unserer heutigen Strecke suchen wir uns eine Patisserie und gönnen uns drei Tartlettes und einen Espresso. Passend zur Pause rebelliert wieder das Navi. Trotz abgestellter automatischer Neuberechnung der Route beschliesst unsere KI (Künstliche Intelligenz) auf einmal eine KD (Künstliche Dummheit) zu sein. Da fährt man geradeaus auf der geplanten Route entlang und das Ding beschliesst aus dem Nichts heraus die Strecke neu zu berechnen und aus den verbleibenden 200km einfach mal 435km zu machen… was soll man dazu noch sagen? Hätte ich nicht gleich ein Deeskalationstartlette im Mund gehabt, ich glaub ich hätte das Navi überfahren. Beim Patissier decken wir uns auch gleich noch mit Baguette und Comtè/Schinken Baguette für heute Abend ein.

Die idyllische Landschaft ist immer wieder geprägt von renovierten alten Bauernhäusern. Diese stechen einem regelrecht ins Auge und sind wunderschön anzusehen. Neue Häuser gibt es fast keine zu sehen. Wir sind auf der Suche nach einer Fromagerie – aber heute werden wir nicht fündig. Später fahren wir sogar noch auf der Haute des Fromage und trotzdem finden wir keine Käserei. Wir finden uns damit ab und halten an einem Intermarche wo Anja zwei uns unbekannte Käsesorten, eine Gurke und Wasser kauft bevor wir die restlichen 100km in Angriff nehmen. Wir fahren dafür in den Parc naturel régional des Volcans d’Auvergne und genießen die Höhenmeter und Kurven welche wir hier in uns aufsaugen wie eine Babykatze ein Schälchen Milch. An unserer heutigen Unterkunft (Datcha Anastasia) treffen wir gleichzeitig mit allen anderen Übernachtungsgästen ein – 3 Moppedfahrer und eine größere Gruppe Mountainbiker. Der Hausherr ist kurz sichtlich überfordert und hat schon Angst dass die Zimmer nicht reichen, aber alles passt und wir bekommen den Japanischen Raum, welcher keine Betten hat sondern Matratzen auf Bambusmatten auf dem Boden. Das Haus ist total schön renoviert und urig eingerichtet. Zentrales Element ist der riesige offene Kamin im Erdgeschosse. Wir werden noch gefragt ob wir im Restaurant reserviert haben -> welches Restaurant? Auf Booking.com stand davon leider nichts. Somit entgeht uns das drei Gänge Überraschungsmenü für 28 Eur, da wir ja unseren Käse und das Baguette haben.

Anja geht noch eine Runde spazieren während es mir mehr nach morgen planen, Bilder sichten und Duschen ist. Zum Vespern setzen wir uns auf ein Sofa in den grosszügigen Aufenthaltsbereich und lassen uns von den Jazzklängen des Restaurants verzaubern. Dann ziehen wir uns zurück, schließen die Papierschiebetüren unseres Schlafzimmers und fallen in einen tiefen und zufriedenen Schlaf.

Unterkunft: Datcha Anastasia

Spanien Herbst 2021 – Tag01 – 511km – Baume-les-Dames

2021 war irgendwie noch verhexter als 2020. Letztes Jahr hatte uns „nur“ Corona ausgebremst, dieses Jahr auch noch Anjas Schlittenunfall im Februar. Die Folge: statt 3 Wochen Portugal mit den Motorrädern im Juni gab es eine Woche Nordsee mit dem Auto. Wenigstens der Aufenthalt in Kroatien für 2 Wochen im September hat geklappt, dieser war verschoben von 2020. Die zwei Wochen rumliegen, nix tun und regelmäßig schlemmen haben sau gut getan. Eines fehlt uns aber… neue Sinneseindrücke. Der letzte Trip welcher dieses Bedürfniss fütterte war unsere Route des Grand Alpes Tour Mitte 2020. Der Slowenien Trip war schon wieder zu bekanntes Terrain. An verfügbaren Urlaubstagen mangelte es nicht, so haben wir uns die letzten zwei Oktoberwochen freigeschaufelt und einfach mal nix geplant. Kurzfristig dann die zwei Wochen noch um zwei weitere Tage nach vorne verlängert, den Donnerstag genutzt um die neuen Reifen zu montieren und die Moppeds nochmal komplett durchzuchecken. Schnell noch ne Schraube rund zu drehen und rauszubohren (Kupplungsflüssigkeitsdeckel). Damit sollten dann die Missgeschicke für den Trip auch schon erledigt sein… hoffentlich.

Am Freitag 15.10. solls dann früh losgehen. Wir kommen nicht so recht in die Gänge und merken erst kurz vor Abfahrt dass Anjas SW Motech Quick Lock Evo Tankrucksack nicht mehr auf dem Ring einrastet. Egal wir haben noch einen dritten Tankrucksack – ich schraub nur schnell die Halter um -> dreh ne Schraube ab und muss sie rausbohren… und täglich grüsst das Murmeltier. Dann sind wir um 10:45 Uhr endlich soweit und düsen los. Wohin eigentlich? Achja wir haben Donnerstag um 21 Uhr beschlossen in Richtung Spanien aufzubrechen. Der Plan für heute – Strecke machen. In Deutschland öde Autobahn bis Mulhouse und dann noch ca. 130km französische Bundesstrassen. In Summe 500km. 50% des diesjährigen Moppedpensums mal eben an einem Tag drauflegen 🙂 so gefällt uns das. Rein wettermäßig war die Entscheidung Freitag zu starten absolut richtig. Donnerstag den ganzen Tag Nieselregen, heute blauer Himmel und Sonne. Die Zeit auf der Bahn vergeht relativ Flux. Einen Tankstopp mit Bockwurst gibt es, dann sind wir schon an der Französischen Grenze. Die geplante Brücke über den Rhein ist gesperrt, also nehmen wir die nächste und verwirren das Navi ein bisschen. Hab ich schonmal erwähnt dass ich zum Garmin Zumo 590LM eine intensive Hassliebe habe? Diesen Winter gibt’s das Zumo XT! Ich schwör!!! Und dann wird alles besser… Nachdem das Navi nicht so will wie ich will beschließe ich kurz zu halten um nicht während der Fahrt dran rumzudrücken. Wir fahren also rechts ran, ich klicker auf dem Navi rum und Anja meint ganz lässig: „Tobi du hast nen Platten!“ Wie Plattfuss? Das sind nagelneue Reifen! Ich steig ab und guck meinen Hinterreifen an und es ist wie es immer ist mit den Ehefrauen… sie haben Recht! Anja hat haarscharf analysiert was ich jetzt auch erkennen muss. Die Luft ist raus.

Die kleine Lücke zum Anhalten hatte überraschenderweise einen großen Metallspan für mein Hinterrad übrig. Also Mopped abgeladen, Hinterrad aufgebockt und das Flickset rausgesucht. Seit Jahren fahren wir es mit uns rum und haben es noch nie gebraucht. Jetzt schlägt die große Stunde. Metallspan raus, Reibahle rein, Loch sauber bohren, ekliges Klebezeugs reinstopfen, 15min warten und dann den kleinen Kompressor ran. 10 Minuten später hat der dann 3,2 Bar in den Reifen gequält und sie bleiben auch drin. Es kann weitergehen. Jetzt kommen französische Bundestrassen und das Fahren macht endlich Laune. Das Navi konnte ich in den 15 Minuten warten bis der Kleber trocken ist auch dazu überreden das zu tun was ich will und so geht es zielstrebig in Richtung Baume-les-Dames. Die Sonne sinkt immer mehr gen Horizont und wir befürchten schon im Dunklen anzukommen. Wir haben bewusst aufs Zelt verzichtet weil die Tage eh schon so kurz sind und wir das Tageslicht zum Fahren ausnutzen wollen, nicht mit auf und abbauen.

An einer Fromagerie kaufen wir einen großen Brocken Comtè und einen kleinen Chevre. Die nächste Boulangerie überfallen wir und decken uns mit Baguette und Wasser ein. Das Abendessen ist damit gesichert. Wir lieben es Käse direkt beim Erzeuger in Frankreich zu kaufen. Zum Abschluss des Tages geht es noch durch ein Flusstal, Wir überqueren den Le Doubs und halten für ein paar wenige Fotos an. Das Abendlicht wirkt total beruhigend, das Wasser bildet einen perfekten Spiegel und wir kommen trotz des anstregenden Tages zur Ruhe. Eine innere Ausgeglichenheit stellt sich ein. Die letzten Meter bis zur Unterkunft verfliegen und mit dem Einbruch der Dunkelheit checken wir um 19 Uhr ein. Wir vespern und planen noch den morgigen Tag, dann werden noch die Helme geputzt… das hatte ich daheim irgendwie vergessen… damit wir morgen auch was sehen von Frankreich. Mit vollem Magen und müden Augen entsteht noch dieser Text und dann geht es ins Bett.

Unterkunft: La Colline auc Yeux Doubs

Sardinien 2017 – Tag 14 & 15 – Bürglein – 819 km

Die Nacht auf der Fähre war wieder sehr entspannend. Das Frühstück war genauso überteuert und das Geld nicht wert, wie auf der Hinfahrt nach Sardinien. Das sparen wir uns definitiv beim nächsten Mal. Da sind die Fähren in Richtung Skandinavien eine ganz andere Klasse. Das Verlassen der Fähre lief gut geordnet und wir ließen uns viel Zeit dabei. Macht ja keinen Sinn ewig fertig angezogen auf dem Mopped zu warten und meterweise vorwärts zu rücken. Als wir allerdings aus der Fähre draußen waren hieß es erstmal Stopp and … nicht  Go. Die Hafenausfahrt in Genua ist mal ne totale Fehlplanung. Wir haben es dann irgendwie geschafft uns mit den Moppeds durchzuschlängeln. Die einen Autofahrer ließen uns extra Lücken, die anderen Hupten uns an. Direkt vom Hafen aus ging es für uns dann auf die Autobahn.

Aus Genua raus ist die Autobahn ne Wucht. Kurvig und ein schöner Ausblick. So macht das Spass. Wir kamen gut voran. Ab Novi Ligure wird es extrem öde, aber unser Ziel war es den gefrierenden Niesel, welcher für den Brenner gemeldet war, zu vermeiden. Piacenza flog an uns vorbei und wir näherten uns dem Lago di Garda. Ab hier wurde dann auch der Ausblick wieder angenehmer und es machte mehr Spass  zu fahren. Was in Italien aber definitiv keinen Spass macht, ist Maut bezahlen. Man darf sich beim Auffahren auf die Autobahn ein Ticket ziehen und wenn man sie wieder verlässt darf man pro gefahrenem Kilometer bezahlen. Das waren dann für unsere zwei Motorräder 70 Eur Maut!!! Und da meckern alle um uns rum, wenn man in Deutschland auch endlich eine Maut einführen will??? Warum müssen wir in jedem anderen Land bezahlen aber wenn hier das gleiche eingeführt werden soll dann meckern alle…

Dem Brenner konnten wir dann noch bei bestem Wetter überwinden und hatten einen wunderbaren Ausblick auf die Schneegrenze, zu der uns nicht mehr viel fehlte. Kaum bei den Österreichern angekommen wollten auch diese eine kleine Abgabe haben für das befahren der Brennerautobahn. Die Vignette vermieden wir, indem wir die Autobahn in Patsch verließen. Hier hatten wir uns mal wieder über Booking.com ein Hotel für die letzte Nacht auf unserer Reise gesucht. Der Bärenwirth erwies sich als ausgesprochen glückliche Wahl. Zum einen durften wir die Motorräder in einer Garage unterstellen und zum anderen hat der Bärenwirth eine ausgesprochen gute Küche. Wir schlemmten uns Abends durch die Karte. Als Vorspeise gab es Kürbiscremesuppe und Carpaccio vom Rind. Im Hauptgang vertilgte ich Spinat-Käseknödel und Anja ließ sich ein Filetsteak vom Weiderind schmecken. Das Dessert mussten wir uns dann allerdings teilen da wir eigentlich beide bereits gesättigt waren. Selbst gemachte Kirchtagskrapferl sprachen nochmal alle Genussrezeptoren an.

Die Entscheidung, zügig über den Brenner zu fahren erwies sich am nächsten Morgen als absolut richtig. Die Schneefallgrenze war nochmal deutlich gesunken und es hatte die Nacht durchgeregnet. Das Frühstück nahmen wir mit einem Panoramablick vom Feinsten zu uns, bevor wir uns schön warm einpackten, um uns auf die letzten Km zu machen. Durch Innsbruck ging es über Seefeld und Mittenwald nach Garmisch Partenkirchen. Die A95 führte uns nach München hinein. Der Stadtverkehr war erstaunlich erträglich und so ging es zügig auf die A9 und zurück nach Hause. Die Temperaturen hielten sich im erträglichen Rahmen, lediglich die Autofahrer auf den deutschen Autobahnen sind irgendwie immer deutlich unentspannter als im Ausland.

Insgesamt sind wir in den 15 Tagen 3516 km gefahren. Die Insel ist prinzipiell sehr geil zum Motorradfahren. Allerdings ist der Funke bei uns nicht vollständig übergesprungen. Sandstrände sind einfach nicht unser Ding und hier halt doch in der Überzahl. Außerdem müssen wir auch gestehen, dass wir immer wieder vergleiche mit der kroatischen Küste gezogen haben und hier gewinnt in unseren Augen eindeutig Kroatien. Sardinien hat definitiv von allem etwas. Sand-, aber auch Kies- und Felsenstrände, hohe Berge, tiefe Quellen, karge Landschaften, Ackerbau, nagelneue gut ausgebaute Straßen, kleine alte und wundervoll schlechte Straßen im Hinterland. Genau diese Vielfalt macht Sardinien aus. Auch wenn der Funke nicht endgültig übergesprungen ist, werden wir wahrscheinlich nochmal wiederkommen, um noch mehr vom Inland zu erkunden. Dies wird aber erst in ein paar Jahren geschehen.

Sardinien 2017 – Tag 13 – Olbia (Fähre) – 233 km

Unsere letzte Nacht im Zelt endete für mich um 7:15, exakt 15 Minuten bevor der Wecker geklingelt hätte. Ich war wach und musste dringend mal raus. Also schnell angezogen, den Sonnenaufgang im Vorbeilaufen eines kurzen Blickes gewürdigt und schnell noch vor der Putzfrau rein ins Sanitärhaus. Danach hab ich gemütlich angefangen fürs letzte Frühstück im freien aufzubauen. Tisch aus den Koffern gebaut, Helinox Stühle rausgestellt, Saft, Gemüse, Semmeln, usw. hergeräumt. Das alles bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Für heute war nochmal eine leichte Runde durchs Landesinnere geplant. 180 km und dann frühzeitig unsere Ankunft in Olbia, so dass wir noch etwas essen können bevor wir auf die Fähre gehen. Um 10:30 waren wir dann endlich startklar.

Erst noch eine kleine Runde an der Küste entlang und dann ab ins Hinterland. Bei Arzachena suchten wir einen Felsen der ausschauen soll wie ein Pilz. Daher trägt er auch den Namen Fungo. Wir wurden nicht fündig, bemühten uns aber auch nicht zu sehr. Dann ging es im munteren Kurvenrausch weiter nach Antonio di Gallura. Hier besichtigten wir noch die Kirche des Ortes und dann nahm das Drama seinen Lauf. Der nächste Haltepunkt sollten die Olivastri Millenari sein. Ein Garten von Olivenbäumen mit epischen Stammdurchmessern welche tausende Jahre alt sein sollen. Das klingt doch toll, oder? Wir folgten einem Wegweiser und fanden nichts, dann folgten wir meiner Planung und fanden nichts, dann fuhren wir wieder zurück und folgten dem Wegweiser weiter… und fanden nichts. Dann hatte ich die Faxen dicke und befragte Google Maps (EU Roaming sei dank). Der Wegweiser hatte uns genau in die entgegengesetzte Richtung geschickt als sie laut Google sein sollten. Also das Handy in den Tankrucksack und damit navigiert. Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt standen wir dann endlich vor dem Kassenhäuschen. 2,50 Eur pro Person zahlten wir um dann insgesamt ZWEI Bäume anzuschauen… okay, die zwei sind wirklich imposant. Aber 5 EUR für 2 Bäume sind schon ne nette Rechnung.

Nun ging es weiter zum Monte Limbara. Moment sollte der nicht vor den Bäumen kommen? Warum navigiert das Garmin eigentlich so komisch? Hmm, da wir heute mehrer male unsere eigene Route kreuzten bin ich einfach einmal falsch abgebogen und wir fahren nun die größte Schleife rückwärts. Naja nicht so wild. Nur vernünftige Zeitangaben waren jetzt nicht mehr am Navi ersichtlich. Also erstmal den Monte Limbara erklimmen. Dieser ist über 1300 Meter hoch und die Strecke fühlt sich an wie die Nordrampe des Stilfser Jochs. Enge Spitzkehren die stakkato artig dicht aufeinander folgen. Das ist heute nicht meine Paradedisziplin. Als wir oben auf dem Berg ankommen müssen wir feststellen dass der weite Ausblick durch lauter Funkmasten versperrt ist. Also wieder ab nach unten. Auch abwärts sind Kehren heute einfach nicht mein Ding.

In angenehmeren Kurvenradien geht es dann weiter nach Tempio Pausania. Hier halten wir für einen kurzen Fotostopp am Bahnhof der Stadt. Ich konnte nicht wirklich eruieren ob dieser komplett stillgelegt ist, aber hier standen einige alte verrostete Loks und Waggons herum, welche perfekte Fotomotive waren. Kurze Erinnerungen an Canfranc Estacion kamen hier auf. Allerdings nur im ganz Kleinen.

Nun hieß es ein wenig Gas geben, schließlich wartet in Olbia eine Fähre auf uns. Der Rest des Weges ließ sich dann auch flott und flüssig fahren. Die Kurven waren nochmal eine Wucht! Erst kurz vor Olbia wurde der Verkehr dichter und die Geschwindigkeit langsamer. An einer Tankstelle tranken wir noch einen Cappuccino und eine Cola bevor wir dann in Olbia noch unsere Wasservorräte an einem Supermarkt auffüllten. Anja kaufte auch gleich noch etwas zu vespern für die Fähre. Der Hafen in Olbia ist gut organisiert und wir fuhren flott bis zu unserem Warteplatz an der Fähre. Zwei Schweizer hielten es nicht für nötig sich in der Schlange anzustellen und mussten sich an allen vorbei vordrängeln, was gleich dazu führte dass es noch zwei Regensburger nachmachen mussten. Und kaum sind sie dran haben sie die Tickets nicht bei der Hand… sowas hat man gerne. Das Warten auf die Verladung war eher öde und wir nutzten die Zeit schonmal um einen Rucksack mit unserem Zeug für die Kabine zu packen. Um Punkt 18:30 Uhr begann dann das muntere Schlichten.

Wir waren so ziemlich die ersten an der Rezeption und kaum waren wir auf der Kabine zogen wir uns auch schon um und suchten das Oberdeck auf um das Nachglühen des Sonnenuntergangs zu genießen. Wir schossen noch einige Fotos und begaben uns dann ca. 1 Stunde vor Auslaufen auf die Kabine um zu essen. Frisch gestärkt ging es noch unter die Dusche, dann noch Bilder gesichert, zwei Hotelvorschläge für morgen Abend rausgesucht und aufgrund der Wettermeldungen die Route festgelegt. Wir werden die Autobahn wählen auch wenn sie uns keinen Spass bereiten wird und Maut kostet. Aber wir wollen so bald wie möglich am Freitag über den Brenner fahren da die Wetterprognosen schlechter werden, je später es wird. Kurz vor Innsbruck wollen wir dann nochmal eine Nacht verbringen bevor es den letzten Sprung nach Hause geht.

Sardinien 2017 – Tag 11 & 12 – Arzachena – 240 km & 0 km

Heute hatten wir so gut geschlafen wie lange nicht mehr. Hier auf dem Platz ist es totenstill, was mit Sicherheit auch daher rührt dass er quasi fast leer ist. In der Hauptsaison möchte ich nicht hier sein. Überhaupt war unsere Entscheidung Ende September Anfang Oktober diesen Trip zu machen goldrichtig. Dem beginnenden Schmuddelwetter in Deutschland nochmal entfliehen und 25 Grad und mehr genießen. Nochmal im Meer Baden können kurz bevor der Winter uns einholt. Der Winter? Im Oktober? Ja richtig, wir müssen ja auch irgendwie wieder zurück nach Deutschland und da liegen ein paar Berge im Weg rum. Wie auch schon 2014 als wir vom Lago Como zurück fuhren soll es auch diesmal auf unserer Strecke wieder schneien. Wir lassen uns überraschen. Heute genießen wir erstmal Tomate Mozzarella zum Frühstück, das ganze garniert mit Meerblick und sonnigen 20 Grad um 8 Uhr. So kann man es aushalten.

Der Highlightzettel sorgt auch heute wieder für einige Abstecher von der direkten Route und so beginnen wir garnicht erst in die Richtung zu fahren in welche wir eigentlich wollen. Erstmal geht es raus zum Capo Caccia. Auf dem Weg dorthin sticht mir ein Sarazenenturm ins Auge. Da ich eh mal noch zu so einem Ding hin wollte  und auch ein unbefestigter Weg dorthin zu führen scheint, schlagen wir diesen kurzerhand ein. Das Navi kennt den Weg nicht, also auf gut Glück einfach mal abgebogen. Der Weg wird gröber, steiler und ausgewaschener – ich halte kurz an und hole mir das okay von Anja hier weiterzufahren und wir setzen nochmal an. Leider führt der Weg nicht zu dem Turm sondern daran vorbei. Es ist auch am Turm direkt kein Weg zu sehen, so dass wir mit einem Fotostopp in relativ geringer Distanz vorlieb nehmen müssen. Wir erkunden auch noch kurz den weiteren Verlauf unseres Weges, welcher leider eine Sackgasse ist. Also umdrehen und zurück. Dann geht es zum Cap hinaus. Schon einige hundert Meter vor dem eigentlich Wendepunkt parken Autos. Wir fahren bis zum Ende der Sackgasse, sehen es uns im wenden an und fahren sofort weiter. Der Photospot auf dem Feldweg war schöner. Auf dem Rückweg von der Landspitze müssen wir dann aber doch nochmal stoppen da man auf einem kleinen Seitenweg wunderbar die andere Seite erkunden kann. Die Felsen hier gehen senkrecht hinab ins Meer und das liegt ganz schön weit unter uns.

Der nächste Höhepunkt auf meinem Zettel ist ein alter verfallener Verladehafen in Argentiera. Leider sieht man von dem Verladehafen nicht mehr wirklich etwas. Es ist hier eine schöne Badebucht, mehr Sehenswertes gibt es aber auch nicht. Wir drehen wieder um und machen uns auf nach Porto Torres. Wie in Caglieri ist auch hier viel Industrie angesiedelt. Allerdings sind auch viele Anlagen leerstehend und verfallen vor sich hin. Wir ziehen zügig weiter, haben wir heute doch ein paar km mehr zu bewältigen als gestern und schon ganz schön Zeit vertrödelt. Bis Castelsardo ist die Strecke ziemlich unspektakulär. Nett zu fahren. Die Kurven machen Laune, aber halt auch nix besonderes da es hier auf der Insel viele schöne Strecken gibt. Aber der Blick auf Castelsardo ist dann doch wieder ein Highlight. Wir stoppen am Yachthafen davor und nutzen die Gegebenheiten wieder für einen ausgiebigen Fotowalk bevor wir in Castelsardo an einem Cafe halt machen. Schokolade ist leider aus, so muss sich Anja mit Cola begnügen. Ich gönne mir einen Cappuccino und wir teilen uns ein Club Sandwich welches auf dem Bild besser aussah, aber doch nicht ganz schlecht schmeckt.

Nun geht es die Costa Paradiso entlang in Richtung Cappo Testa. Wir reißen noch einmal kurz aus um uns die Costa Paradiso direkt am Meer anzusehen. Beim wenden der Motorräder, um sie abzustellen fährt mir Anja dann einfach auf den Fuss. Als ich ihr äußerst deutlich zu verstehen gebe das ich Schmerzen habe fängt sie an zu lachen. Erst nach nochmaligem lautstarken energischem deutlich machen der Situation: DU STEHST MIT DEM VORDERRAD AUF MEINEM FUSS!!! rollt sie ein bisschen zurück. Ich gebe mich nun ganz dem Schmerz in meinem Fuss hin, klammere mich an einen Baum und schreie diesen an. Und Anja… sie sitzt auf dem Mopped und lacht aufgrund der komischen Situation. Als der Schmerz langsam nachlässt und ich endlich meinen Helm abnehmen kann sieht sie mich mit großen treudoofen Augen an und entschuldigt sich…aber ich hätte zu komisch gewirkt. Wir machen nun wieder getrennt unsere Spaziergänge, da wir die Moppeds mit Gepäck nicht alleine lassen wollen.

Das Cappo Testa ist ein ziemlich weit nördlich gelegener Leuchtturm. Ich habe ihn auf dem Zettel, also fahren wir auch hin. Parken kurz und drehen eine Runde mit dem Foto, heute ist aber irgendwie die Luft raus. wir packen relativ schnell wieder zusammen und suchen uns auf dem Weg in Richtung Campingplatz noch einen Supermarkt. Es wird Zeit für eine Pause. Wir checken für zwei Tage auf dem Platz ein und essen heute im Dunklen da es schon so spät ist. Auch dieser Platz ist eher spärlich belegt und einige Sanitärhäuser erfahren wohl keine Pflege mehr da sie nach Ansicht des Personals nicht mehr benötigt werden. Das Hauptsanitärhaus ist hier aber echter Luxus! Riesige Duschen, Wasserdruck vom feinsten und äußerst gepflegt. Wir waschen den Dreck des heutigen Tages von uns ab und legen uns bereits um 21 Uhr ins Zelt. Wir lesen noch ein wenig und schlafen dann bald.

Tag 12:
Der Wecker klingelt um 6:30 Uhr – warum zum Teufel sollte der Wecker um die Ziet klingeln wenn wir heute doch Pause machen? Richtig, schnell die Stative und Kameras gepackt und los gehts zum Sonnenaufgang auf die andere Seite des Campingplatzes. Wir sind direkt am Meer und es glüht schon ein wenig rot. Bis kurz vor 8 Uhr vergnügen wir uns mit verschiedenen Bildkompositionen.

 

Zurück am Zelt wird dann der Kocher angeschürt und erstmal Tee, dann Spiegeleier gekocht. Heute ist Faulenzen angesagt und das merkt man schon beim Frühstück. Wir lassen und viel mehr Zeit als sonst. Danach gehe ich kurz in den Supermarkt des Campingplatzes während Anja ihre Hängematte belegt und liest. Nachmittags schreibe ich die letzten beiden Berichte nach und lass mir die Sonne auf den Rücken scheinen. Inzwischen ist es 15 Uhr, das Geschirr vom Frühstück steht immer noch rum und wir wollen erstmal noch baden gehen bevor wir uns diesem widmen. Es ist wunderbar ruhig hier während wir Windsurfern und Kitern zusehen. den letzten Abend auf der Insel wollen wir heute nochmal nutzen um Essen zu gehen bevor uns morgen nochmal eine Tour von ca. 180 km ins Landesinnere erwartet und wir dann Abends auf die Fähre zurück zum Festland müssen.

Sardinien 2017 – Tag 10 – Alghero – 165 km

Der Tag beginnt erstaunlich ruhig dafür dass gestern Abend gefühlt einhundert schreiende und spielende Kinder um uns herum wuselten. Scheinbar schlafen die alle noch. Wir brutzeln uns gemütlich Rühreier auf dem Kocher und lassen es ruhig angehen. Geplant für heute sind knapp 160 km. Ich schreibe einem Arbeitskollegen der mit dem Wohnmobil auf Sardinien unterwegs ist noch eine Whatsapp welchen Platz wir für heute Abend anstreben und bekomme prompt die Antwort dass sie den gleichen für heute Abend im Blick haben. Das wird lustig.

Um 10 Uhr sind wir selbst etwas überrascht dass wir schon startklar sind, aber was solls, dann nutzen wir die Zeit eben zum Fahren. Anja hat mir wieder einen kleinen Zettel mit den heutigen Highlights geschrieben die ich nun an der Strecke entlang ausfindig machen darf. Die Strecke führt uns mal wieder von der Küste Weg in Richtung Santu Lussurgiu. Hier soll es eine besonders schöne Aussicht und Wasserfälle geben. Die Wasserfälle sollen in einem Tal vor der Stadt liegen. Wir sehen einen möglichen Haltepunkt von wo aus eine Treppe hinab geht, beschließen aber einfach weiterzufahren da es gerad so schön läuft. Die Kurven und der „flow“ beim fahren haben gerade mehr Reiz als in Moppedklamotten mit Fotoausrüstung in eine Schlucht hinabzusteigen und danach wieder hinauf. Highlight Nr. 1 erledigt 😉

Bei Macomer werden die Straßen größer und wir kommen flotter voran. Hier soll man gut an die Nuraghe Santa Barbara herankommen und ein Wegweiser deutet auch auf eine Necropoli hin, eine Totenstadt. Ich kann mir unter dem Begriff immer noch nicht so richtig etwas vorstellen, also biegen wir ab um uns das anzusehen. Die Nuraghe… naja der Rest der Nuraghe ist ein kümmerlicher Steinhaufen und von der Necropoli ist weit und breit nichts zu sehen. Aber ein Kassenhäuschen gibt es wo Eintritt für die fünf Steine kassiert wird. Wir schenken uns das, der Blick aus der Distanz genügt uns. Highlight Nr. 2 erledigt 😉

Wir bleiben noch ein Stück auf der SS131 und genießen den Fahtrwind bevor wir wieder in Richtung Küste abbiegen. Auf dem Weg dorthin liegt unser Highlight Nr. 3: die Stadt Bosa. Durch die Stadt fließt der Fluss Temo welcher als einziger auf Sardinien beschiffbar ist. Zwar auch nur auf einer Länge von ca. 2 km, aber das genügt dass hier eine stolze Ansammlung von kleinen Booten liegt. Wir fahren erstmal in die Stadt und suchen uns ein Cafe um etwas zu trinken. Danach drehen wir nochmal eine Runde zum Temo und fotografieren ein wenig. Der Weg aus der Stadt war dann gar nicht so einfach. Nach einem weiteren Stop um zu tanken verirre ich mich regelrecht in den Einbahnstraßen der Stadt. Es dauert eine Weile bis wir hier wieder herausfinden.

Über die SP49 kommen wir auf die SP105 welche direkt an der Küste entlang führt. Hier könnte man stellenweise fast meinen man ist auf der Jadranska Magistrale unterwegs. Dass uns das entgegenkommt und sehr gut gefällt könnt ihr euch ja sicher denken. Als wir um eine Kurve biegen passiert etwas völlig unerwartetes. Ein Platzregen ergisst sich auf uns. Schnell die Lüftungen an der Jacke zugemacht und die Hauben über die Tankrucksäcke mit den Kameras gemacht und schon geht es weiter. Nach 10 Minuten ist der Spuk auch schon wieder rum, aber die Wassermenge war nicht zu verachten. Im Fahrtwind trocknen wir aber sehr schnell wieder ab. Der Weg durch Alghero führt uns an einem Supermarkt vorbei welchen wir nutzen um uns wieder mit frischem Gemüse und Wasser einzudecken. Dann geht es auf den Campingplatz.

Das Personal an der Rezeption spricht hier perfekt deutsch und darf mir auch aus Datenschutzgründen nicht verraten auf welchem Platz mein Arbeitskollege steht (das ist auch ziemlich deutsch). Aber man kann mir zumindest sagen dass er da ist. Beim reinfahren entdecken wir auch sein Womo, dieses ist aber verlassen. Wir suchen uns einen Stellplatz in der hintersten Ecke aus und haben ein riesen Areal nur für uns. Der nächste einzelne Camper steht 4 Reihen weiter. Nach dem Zeltaufbau melde ich noch welche Parzelle wir gewählt haben und treffe prompt an der Rezeption auf Stephan. Wir verabreden uns direkt noch zum Abendessen dann geht erstmal jeder seiner Wege.

Um 19 Uhr setzen wir uns dann zusammen mit noch einem Schweitzer Paar im Restaurant des Campingplatzes zusammen und verbringen eine witzige Zeit bei gutem Essen. Anjas Dorade hätte etwas größer ausfallen können, aber so ein Fisch ist halt immer so wie er gewachsen ist. Wir krabbeln viel zu spät ins Zelt um noch einen Bericht zu schreiben und machen nur noch die nötigste Routenplanung um am nächsten Tag zum letzten anvisierten Campingplatz auf Sardinien zu kommen.

Sardinien 2017 – Tag 9 – Torre del Pozzo – 217 km

Die Vorfreude auf die bestellten frischen Panini trieb mich heute schon 10 Minuten vor dem Wecker aus dem Bett… naja okay, es war eher ein anderes Bedürfnis, aber ich blieb heute gleich mal auf und hab mich nicht nochmal hingelegt. Um Punkt 8 Uhr öffnete der Kiosk (damit hatte ich nicht wirklich gerechnet) und ich konnte die Paninis in Empfang nehmen. Schnell noch die Koffer zum Tisch umfunktioniert, die Helinoxen parat gestellt und den Kocher zusammengebaut, schon kann es losgehen mit Frühstück. Rühreier, Panini, Brotaufstrich, Käse, Honig und Orangensaft. Damit hatten wir mehr Frühstück als manche unserer Nachbarn welche mit VW Bussen oder noch größeren Wohnmobilen unterwegs sind. Immer wieder ernten wir erstaunte Blicke wenn wir da so dekadent beim Frühstück sitzen. Aber das Frühstück ist nunmal die wichtigste Mahlzeit am Tag! Das Packen ging heute gut von der Hand, um 10:20 Uhr waren wir startklar.

Die ersten 6 km waren wir gestern bereits zweimal gefahren um zu einem Supermarkt zu kommen. Danach ging es links weg und sofort in enge aber flüssige Kurven. Ein Traum quasi so direkt nach dem Aufwachen… Wir erklimmen die erste Höhe und stellen fest dass es hier vor nicht allzu langer Zeit erst gebrannt haben muss. Schwarz verkohlte Bäume zeugen noch sehr deutlich davon. Nach einem kurzen Schwenk von der Küste weg treffen wir auf die erwartete unbefestigte Straße. Sie führt uns zur Costa Verde und zu einem sauteuren Hotel das im Nichts steht. Das Le Dune macht seinem Namen alle Ehre steht es doch inmitten von Sanddünen. Der Strand hier ist unserer Meinung nach unspektakulär, er kann keine Emotionen in uns regen, noch dazu scheint gerade ein Bus eine Gruppe Touristen (welche Ironie dass wir sie nicht mögen, sind wir doch selber welche…) ausgespuckt zu haben die hektisch im Rudel den Strand erkunden. Wir ziehen uns etwas zurück in die Dünen und stellen mal wieder fest wie anstrengend es ist im weichen Sand zu laufen. Aber dieser eine Baum der hier mitten im Sand steht…oder eher liegt hat es uns als Fotomotiv angetan. Immer wieder erstaunt mich die Natur. Selbst in diesem scheinbar völlig trockenem Sand spriesst es grün und es halten sich allerlei Pflanzen.

Um wieder von der Küste weg zu kommen wählen wir diesmal einen anderen Weg, der auch nach wenigen hundert Metern schon eine Überraschung für uns parat hält. Ein kleiner Fluss kreuzt den Weg und es führt eine Furt hindurch. Ich stehe kurz davor und denke nach – ich bin schließlich noch nie durch eine Furt gefahren – und denk mir scheiß drauf, maximal wirst Nass und das Mopped kippt um. Also ab und durch. Einige Zuschauer zeigen Daumen hoch während ich schnell das Mopped abstelle und zu Anja zurückeile. Für sie ist es auch das erste mal. Ich nehme ihr den Tankrucksack mit Kamera ab (komisch… meine eigene war mir irgendwie egal) und schon zieht auch sie durch. Am Abend wird uns auf dem Campingplatz noch ein deutsches Ehepaar darauf ansprechen wie souverän wir mit den schweren voll aufgepackten Maschinen hier durchgepflügt sind. Wir sind beide erstmal froh drüber dass es glatt ging und fahren weiter. Nochmal kreuzt der Fluss unseren Weg, hier ist er aber viel flacher und es ist mehr als ob man durch eine Pfütze auf der Straße fährt.

Wir ziehen nun zielstrebig weg von der Küste ins Hinterland. Dort wollen wir eine Basalt Hochebene namens Giara di Gesturi überqueren und uns angucken. Die kleinen Straßen welche uns dorthin führen sind eine Wonne. Ackerbau prägt das Landschaftsbild. Auch wieder so ein Wunder für mich. Hier ist es bröseltrocken, kein Flüsschen weit und breit zu sehen – dass hier überhaupt etwas wächst. Wir erinnern uns es gab 8 Monate keinen Regen! Als wir vom Städtchen Gesturi aus zum Beginn der Hochebene vorgedrungen sind werden wir enttäuscht. Der Weg ist versperrt und wird bewacht. Wir müssen unverrichteter Dinge wieder umkehren. Schade aber dafür nehmen wir halt dann wieder kleine Asphaltsträsschen unter die Räder und erfreuen uns an bunt geschmückten Dörfern. Hier fällt besonders auf dass überall Blumenkästen hängen und alles sehr frisch wirkt. Immer wieder sehen wir in großer Distanz Nuraghen – ähnlich wie die Sarazenentürme an der Küste sind diese steinernen Türme gebaut. Allerdings deutlich massiger. Die Gelegenheit eine direkt anzufahren ergibt sich leider nicht.

In Oristano sehen wir zufällig ein großes Einkaufszentrum welches 7 Tage die Woche geöffnet hat. Wir stoppen um die Einkäufe für heute zu erledigen und ich schaue nochmal kurz die Infos vom heute angepeilten Campingplatz durch. Mit erschrecken stelle ich fest dass dieser nur bis 30. September geöffnet hat. Heute ist aber der 1. Oktober. Während Anja den Einkauf erledigt kümmere ich mich um Ersatz. Nur gute 25 km entfernt ist ein anderer Platz den wir auch schon während der Planung im Blick hatten. Also schnell eine Route dorthin ins Navi gedrückt, die Einkäufe verstaut und die letzten km an Salzseen entlang unter die Räder genommen. Keine Begrenzungen hindern uns und so sind wir flott am Platz angekommen.

Die Dame an der Rezeption fragt dreimal nach ob wir wirklich sicher sind dass wir hierbleiben wollen ohne den Platz angeschaut zu haben. Ja sind wir. Wir machen ja schließlich keinen 2 Wochen Urlaub auf dem Platz. Für eine Nacht taugt es eigentlich fast immer. Wir suchen uns ein Plätzchen zwischen Deutschen, Italienern und Schweizern aus und freuen uns über den lichten Pinienwald in dem dieser liegt. Die Sanitäranlagen sind ernüchternd aber okay. Erste Priorität hat nun Essen kochen. Vorher kommt aber noch das Ehepaar vorbei welches uns an der Furt beobachtet hatte. Frische Champignons, Zucchini und Ricotta zusammen mit Reis machen uns ziemlich Satt. Zum Duschen suchen wir das zweite größere Sanitärgebäude auf dem riesigen Platz. Die Duschen hier sind komfortabel und den weiteren Laufweg auf jenden Fall wert. Der Tag heute ist wie im Fluge vergangen und so sitzen wir nun um kurz nach 22 Uhr noch den morgigen Tag planend im Zelt.

Wir wollen noch zwei Tage fahren, dann einen Badetag einlegen bevor wir Donnerstag wieder auf die Fähre müssen.

Sardinien 2017 – Tag 8 – Fluminimaggiore – 230 km

Kennt ihr das, wenn ihr 10 Minuten bevor der Wecker klingelt nochmal vom WC zurück ins Bett geht und versucht schnell nochmal einzuschlafen? So ging es mir heute morgen. Die Betten im Agriturismo Santa Barbara waren der Hammer. Memoryfoam Matratzen sorgten für totale Entspannung – zumindest bei mir. Anja hatte Rückenschmerzen. Nicht umsonst haben wir völlig unterschiedliche Matratzen in unserem Bett daheim. Das Packen erledigten wir heute weitestgehend vor dem Frühstück. Die Motorräder standen ja auch direkt vor der Tür und wir hatten somit extrem kurze Wege. Um 8 Uhr setzten wir uns dann in die Küche und der Cheffe zauberte auf. Saft, Kaffee, Milch, Semmeln, Zwieback, Gebäck, Kekse, Marmelade, Nutella, Honig, Obst, Butter – kurz gesagt es blieb kein Wunsch offen. Und zum Frühstück lief der TV mit DMAX – Thema Amischlittentuning. Gut gestärkt saßen wir dann schon um 9:05 Uhr auf den Motorrädern und starteten gut gelaunt in den Tag.

Unser erster Anlaufpunkt heute war das Capo Sportivento, der südlichste Punkt von Sardinien. Okay, wir sind nicht ganz an den südlichsten Punkt gegangen sondern nur in die Nähe davon. Der Strand den wir hinter ein paar Dünen fanden war auf jeden Fall noch nahezu leer. Kein Wunder um die Zeit. Wir packten mal wieder die Kameras aus und ließen uns alle Zeit der Welt. Auf dem weiteren Weg stach mir direkt ein Sarazenenturm (histroischer Steinturm) ins Auge und der dazugehörige Weg dorthin. Wir bogen von der Strasse ab und schon ging es auf einer Sandpiste weiter. ca. 500 Meter vor dem Turm wurde der Weg dann so steil dass wir abbrechen mussten. Zum einen ist Anja mit Michelin Pilot Road 4 Straßenreifen unterwegs und zum anderen sind wir komplett aufgepackt mit Essen, Getränken und Campingausrüstung unterwegs. Da überlegt man sich dann schon zweimal ob eine Passage abseits der Strasse sein muss. Zum Laufen war es uns jedenfalls auch zu steil und zu warm, also kehrten wir um. Einige Kilometer weiter ergab sich die die nächste Gelegenheit zu so einem Turm zu fahren. Diesmal endete der Versuch an einem Zaun. Wir geben nicht auf, sollte nochmal so ein Turm ins Blickfeld kommen werden wir es wieder versuchen.

Am Porto Pino wollten wir die Aussicht genießen und eventuell mal kurz ins Meer springen. Als wir uns gerade um die Ecke von den Motorrädern entfernt hatten sah ich im Augenwinkel zwei Gestalten aus dem Gebüsch direkt auf unsere Fahrzeuge zugehen. Ich drehte um und stach auf die Moppeds zu, die beiden erschraken als sie mich sahen und drehten hektisch ab und setzen sich in einen in der prallen Sonne stehenden Fiat und warteten ab was passieren würde. Wir hatten nun ein mulmiges Gefühl in der Magengegend und beschlossen das Baden bleiben zu lassen. Ein paar Fotos vom Porto Pino machten wir abwechselnd, so dass immer einer bei den Motorrädern blieb. Auf dem Rückweg vom Porto Pino kamen wir noch an einer Kolonie wilder wilder Flamingos vorbei welche natürlich als Fotomotiv herhalten mussten.

Nun ging es wieder weg von der Küste. Bei Domusnovas gibt es eine Tropfsteinhöhle, durch welche bis 1999 eine öffentliche Straße führte. Heute ist die Grotta di S. Giovanni für den Verkehr gesperrt. Wir parkten direkt am Höhleneingang und wechselten uns auch hier mit der Besichtigung ab. Am Eingang der Höhle versuchten ein paar Kletterer ihr Geschick an dem Überhang welchen die Höhle bildet. Echt imposant was uns die Natur hier zu bieten hat. Und dem Menschen ist damals nichts besseres eingefallen als eine Asphaltierte Straße durchzuziehen. Gut dass die Grotte inzwischen geschützt ist.

Der Rückweg an die Küste führt uns an Iglesias vorbei. Hier waren früher florierende Bergbaubetriebe von den denen heute nur noch Industrieruinen zeugen. Imposante Anlagen mit zerbrochenen Fenstern und offen stehenden Türen in denen so gar keine Geschäftigkeit mehr herrscht fristen ihr stilles Dasein. Wieder an der Küste geht es angenehm kurvig nach Masua. Hier ist heute ein Museum für Bergbaumaschinen und auch ein riesiger stillgelegter Betrieb zu sehen. Den Zugang verwehrt allerdings ein Zaun. Auf Museum haben wir nicht so recht Lust, also machen wir ein paar Bilder und fahren die letzten Kilometer über Buggerru nach Fluminimaggiore. Am Campingplatz sind wir einfach vorbeigefahren da wir erstmal einen Supermercato brauchen um unsere Vorräte aufzufüllen. Nach dem Shoppen geht es 6 km zurück und auf einen kleinen Campingplatz welcher nur 20 Plätze hat. Bei unserer Ankunft ist dieser fast leer. Als wir um 19 Uhr Essen kochen ist der Platz gut gefüllt. Fast nur Deutsche und Schweizer sind hier zu sehen und zu hören. Irgendwie ist uns das zu heimisch für Urlaub…

Heute wird mal wieder gekocht. Zucchini, Paprika, weiße Aubergine und Tomaten mit Reis. Ein riesen Topf für den großen Hunger ist schnell verdrückt. Man merkt mal wieder deutlich dass es 12 Stunden her ist seit es was zu Essen gab. Wir diskutieren heute mal die nächsten Tage und was wir noch so anschauen wollen. Wenn wir weiterhin so zügig vorankommen werden wir noch einen Badetag einzulegen bevor wir die Insel am Donnerstag Abend mit der Fähre wieder verlassen. Um 22:30 ist auf dem Platz immer noch nicht so richtig Ruhe eingekehrt. Ich bin gespannt wann wir heute einschlafen werden.

Sardinien 2017 – Tag 7 – Sarroch – 254 km

Die Nacht im Zelt war bis auf ein paar wilde Hunde und eine Kröte welche Lärm im Laub machte ruhig. Das verscheuchen der Hunde nutzten wir gleich für einen Toilettengang und dann waren wir wach! Gefühlt war es 7 Uhr morgens, real war es 2 Uhr. Wir brauchten ca. eine halbe Stunde bis wir wieder eingeschlafen waren. Den Wecker um 7:30 Uhr ignorierte ich bewusst und auch Anja träumte wohl noch zu schön um schon aufzuwachen. Genauso ging es dann auch weiter als wir uns dann irgendwann aus den Schlafsäcken gequält hatten. Wir kamen nur sehr langsam in die Gänge. Zum Frühstück gab es nochmal Käse, Salsicia und Ciabatta. Diesmal hatten wir auch tatsächlich Orangensaft gekauft, nicht wie am ersten Tag auf der Insel Pompelmo (Grapefruit)-saft. Ich war nur nach dem Bild auf der Packung gegangen und wunderte mich noch beim einschenken über die Farbe. Mein erster Schluck hatte dann bei Anja für unbändiges Gelächter gesorgt. Mir ist wohl total das Gesicht entglitten. Um kurz nach 11 Uhr waren wir dann endlich soweit und starteten in den Tag.

Zügig ließen wir die Küste hinter uns und fuhren wieder durch bewaldete Täler ins Hinterland. Gestern waren mir schon einige Solarstromanlagen aufgefallen. Heute erblickten wir unzählige Windräder als wir einen Bergkamm erklommen. Die Energiewende scheint hier in Sardinien auch angekommen zu sein. Die Landschaft hier im Hinterland ist total nach unserem Geschmack. Endlose Täler, grün bewaldete Hügel, immer wieder schroffe Felsen und zwischendrin sieht man immer wieder von Menschen angebautes. Olivenbäume, Kakteen und ein bisschen Wein begleitet uns über die Insel. Die kleinen Dörfer welche an den Berghängen zu kleben scheinen sind kunterbunt. Die Straßen sind immer wieder geschmückt mit Girlanden und überall blicken wir in freundliche Gesichter. Die Kinder lachen uns an und jauchzen wenn wir Gas geben, gestern platzierte sich eine Gruppe von Jungs sogar extra mit ausgetreckten Händen um abzuklatschen, ein Spass den wir gerne mitmachten.

Am Fluss Flumendosa legen wir eine Pause ein. Kurz vor der Ortschaft Ballao bildet er ein Becken aus neben welchem Tische und Bänke stehen um einen Picknickplatz zu schaffen. Wir sind völlig alleine hier. Die Stille legt sich förmlich um uns. Wir machen ein paar Fotos und genießen die Sonne und das Gezwitscher der Vögel. Nach dieser Pause geht es wieder in Richtung Küste. Die Straßen heute sind viel größer und besser ausgebaut als gestern. Wir kommen zügig voran und ich habe schon bedenken dass wir uns zu wenig vorgenommen haben für heute…da war er wieder der Plan. Das hatte heuer irgendwie noch nie funktioniert mit dem Planen.

Die Küste erreichen wir am Capo Ferrato. Auf dem Weg direkt ans Meer übersehe ich ein Schlagloch und krache voll mit dem Motorschutz auf einen Stein. Dank diesem ist nichts passiert außer dass er jetzt etwas krumm ist. Wir stehen mit den Motorrädern direkt am Sandstrand, lassen die Jacken und Helme liegen und fotografieren ein wenig. Nach der Pause geht es weiter in Richtung Süden. Die Küste wird schroffer und gefällt uns immer besser. Unser Favorit ist nach wie vor die Kroatische Küste. Wer einmal die Jadranska Magistrale gefahren ist wird diese nie wieder vergessen und immer versuchen Vergleiche zu ziehen. Wir stoppen nochmal hoch über dem Meer und genießen den Ausblick und unterhalten uns. Wir vergessen beinahe die Zeit.

Der Campingplatz Pini e Mare in Capitana ist eigentlich unser heutiges Tagesziel… eigentlich. Der Platz war komplett leer. Kein einziger Gast. Auch an der Rezeption war keiner zu finden, nur ein Schild dass in 15 Minuten wieder jemand da ist. Wir nutzen die Gelegenheit um uns die Sanitären Einrichtungen anzusehen und beschließen sofort weiterzufahren. Kein Wunder warum hier niemand ist. Nun liegt Cagliari die größte Stadt Sardiniens, Hauptstadt der Autonomen Region Sardinien in Italien sowie Hauptstadt der Metropolitanstadt Cagliari vor uns. Wir überlegen ein B&B im Umfeld der Stadt zu nehmen und fahren zwei auf Booking.com gefundene an, nur um festzustellen dass keiner die Tür aufmacht. Na gut dann doch weiter zum nächsten Campingplatz, bevor wir hier noch lange rumsuchen. Wir versuchen die Stadt weitestgehend zu umfahren und stellen fest dass sie sehr industriell geprägt ist. An der Küste westlich von Cagliari hat sich Petrochemie breit gemacht. Endlose Anlagen reihen sich aneinander. Es ist dreckig, es stinkt und der Verkehr ist reinstes Chaos. Wir stoppen an einem Supermarkt um unsere Essens- und Geränkevorräte aufzufüllen. Während Anja einkaufen ist recherchiere ich nochmal die kommenden Campingplätze und finde nichts gutes über diese. Aber in 10 km Entfernung finde ich noch zwei B&Bs welche super Bewertungen haben. Wir beschließen kurzerhand nochmal einen Versuch zu starten und fahren zum Agriturismo Santa Barbara.

Der Besitzer spricht leider nur Italienisch und so beschränkt sich die Kommunikation aufs nötigste. Wir werden uns binnen 2 Minuten einige dass wir „una Notte“ + Handzeichen für Schlafen und einmal auf mich deuten und zwei Finger hochhalten wollen. Er zeigt mir ein Zimmer, ich zeige ihm Daumen hoch und schon haben wir eingecheckt. Um 8 Uhr soll es morgen Frühstück geben. Auch das wurde per Handzeichen geklärt. Das Wort Wifi führte zu einem Lte Router von dem ich mir das Passwort abfotografierte. Ich liebe diese einfache Kommunikation. Wenn beide wollen dann klappt das wunderbar. Die Zimmer scheinen nagelneu gemacht zu sein und sind sehr geräumig. Noch einmal vespern wir Käse, Salsicia, Ciabatta und einen einfachen Salat. Die Route für morgen noch kurz abgesprochen und schon geht es nach einer heißen Dusche ab ins Bett.

Heute morgen hatte ich mir noch Gedanken gemacht dass wir uns für heute zu wenig vorgenommen haben. Nach 254 km und einer nicht ganz reibungslosen Suche nach einer Unterkunft ist es nun 22 Uhr und der Tag war gut ausgefüllt so dass wir die schönen Betten genießen. Trotzdem freuen wir uns darauf morgen wieder das Zelt aufzubauen und draußen zu schlafen.