gröberer Reifen – Mitas E07

Der ambitionierte Motorradfahrer ist wohl immer auf der Suche nach dem perfekten Reifen. Zum einen soll er Grip bieten, zum anderen soll er wenig Verschleiß zeigen, auf Asphalt genauso funktionieren wie auch auf Schotter. Diese eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Man muss immer einen Kompromiss eingehen. Trotzdem arbeiten die Hersteller genau daran den perfekten Reisereifen zu entwickeln. Continental z.B. hat letzte Saison erst den TKC70 auf den Markt gebracht. Ich bin gespannt wie die ersten Laufzeitberichte dazu sind.
Nach meinen bisherigen reinen Straßenreifen wollte ich nun einen etwas gröberen Vertreter der schwarzen Gattung testen. Die erste Hürde bei dem gewählten Reifen ist der Bezugsweg. Sämtliche lokal ansässigen Händler können den Reifen nicht liefern. Nach einem Tipp wurde ich dann bei Reifendirekt.de fündig. Der Mitas E07 ist in den passenden Dimensionen vorrätig. Nach nun inzwischen 15000km mit diesen Reifen ist es Zeit ein Fazit zu ziehen.

Es ist erstaunlich wie ruhig ein so grober Reifen eigentlich läuft. Man kann ihn mit Sicherheit nicht mit einem Michelin Pilot Road vergleichen welcher ganz klar seine Stärken auf der Straße hat. Ich fühle mich aber auch nicht unsicherer auf Asphalt als mit eben diesem. Sowohl hohe Temperaturen als auch Regen brachten den Mitas bisher nicht aus der Ruhe. Der Vorderreifen zeigte nach 9500km deutlich abgeschrägte  und abgenutzte Profilblöcke und wurde daher ausgetauscht. Der Hinterreifen wurde nach 11100km getauscht da er unseren Balkantrip nicht mehr überstanden hätte. Für gute 1000km wäre er wohl noch gut gewesen. Seine große Stärke spielt der Mitas auf Schotter aus. Hier gräbt er sich griffig in den Untergrund und vermittelt einem die nötige Sicherheit.

Aktuell zur Saison 2016 bringt Michelin nun einen neuen Reifen in diesem Segment auf den Markt welcher noch ein wenig gröber ist und am Hinterreifen keinen durchgehenden Steg bietet. Der Michelin Anakee Wild wird in den nächsten Tagen den Weg auf meine V-Strom finden um ausgiebig getestet zu werden bevor es heuer im Juli für ca. 9000km nach Norwegen geht.

Kroatientour 2015 – Tag 5 – 319km – Dubrovnik

Heute legten wir uns zur Abwechslung nochmal hin 🙂 also nach dem Frühstück. Mit dem Wissen, dass wir heute „nur“ gute 300km vor uns haben trödelten wir gewaltig rum. Außerdem mussten wir unsere Suite noch ein wenig genießen. Soviel Platz hat man auf Reisen selten. Mir juckte es immer noch in den Fingern einen Abstecher nach Albanien zu machen, aber was bringts einmal rein und gleich wieder rauszufahren. Außer dem Stempel im Reisepass…nix. Also das ganze vertagt auf eine richtige Reise. Nachdem wir dann zum zweiten Mal aufgestanden waren – ja wir mögen Schmerzen – halbwegs zügig die Motorräder aufgepackt und noch schnell eine Tankstelle aufgesucht. Dann konnte es losgehen mit dem Weg nach Dubrovnik.

Auch heute fuhren wir zuerst ein wenig die Strecke von gestern zurück, um weiter vorwärts zu kommen. Hab ich gestern eigentlich erwähnt, wie sehr uns Montenegro begeistert hat? Der Engländer würde sagen AWESOME!!! Wir hatten ein klein wenig die Hoffnung, auch heute nicht enttäuscht zu werden. Um das Potential zu erhöhen hatten wir uns für den heutigen Start die Moraca Schlucht ausgesucht. Wir folgten der Moraca fast bis zu Ihrer Quelle. Nachdem sie uns zur linken verlassen hatte, richteten wir unser Augenmerk wie gestern schon auf den Durmitor Nationalpark. Eigentlich sollte ganz Montenegro ein Nationalpark sein! Das Verlassen des Nationalparks bemerkte man nur, wenn man aufs Navi schaute. Die Landschaft ging einfach so weiter. Ich lasse hier Bilder sprechen. Nur soviel sei gesagt: Wer noch nicht hier war, sollte seinen nächsten Urlaub planen!

Ein Highlight jagt das nächste. Wenn man nun von den Höhenlagen wieder abwärts fährt stösst man direkt auf den Pivsko jezero den größten Stausee Montenegros welcher als Trinkwasserreservoir dient und zur Stromerzeugung genutzt wird. 33km lang ist der Stausee und erstreckt sich in mehrere Täler. Ein beeindruckender Anblick. Die Straße hinab zum Stausee glänzt mit Spitzkehren in Tunneln, die in den Fels gehauen sind. Den Stausee überquerten wir auf der Brücke und wendeten uns endgültig in Richtung Dubrovnik. Unzählige Fotostops hatten den Tag bereits weit voranschreiten lassen und ich bin froh, dass ich die Route nochmals gekürzt hatte, von ursprünglich 390km auf 320km.

 

Die Europastrasse E762 ist in einem hervorragenden Zustand und so konnten wir fliegen lassen. Nach den kleinen Straßen der letzten Tage fühlten sich 80km/h an wie Lichtgeschwindigkeit. Bei Niksic änderten wir nochmals den Kurs, um noch ein Eckchen Bosnien und Herzegowina mitzunehmen . Gerne hätten wir noch einen Abstecher nach Kotor gemacht, um uns hier die berühmte Bucht anzusehen, dies muss aber auf den nächsten Besuch in Montenegro warten. Die zwei Grenzquerungen waren unspektakulär, wie schon auf der ganzen Reise. Diesmal wurden wir sogar einfach so durchgewunken, ohne Ausweise zeigen zu müssen. Unser letzter Stop des Tages war in Bosnien und Herzegownia um noch die Tanks der Motorräder zu füllen, bevor sie in Dubrovnik für 2 Tage in einer Garage verschwinden. Ja, ihr habt richtig gelesen, wir verbinden auf dieser Reise alles, was wir im Urlaub so lieben. Motorradfahren, Städtetripp und die Insel Hvar! Heute sind wir um kurz nach 18 Uhr am Ziel für unseren Städtetrip angekommen. Via Airbnb haben wir ein perfektes Zimmer gefunden. Die Hausherrin begrüßte uns schon von weitem und öffnete sofort die Garage. Nachdem wir die Motorräder abgeladen hatten und frisch geduscht waren, wollten wir heute nur noch etwas essen gehen bevor wir platt ins Bett fallen.

Wir besuchten dank eines Tipps von travelita.ch das vegan/vegetarische Restaurant Nishta und waren nicht wirklich erstaunt hier fast nur Deutsche anzutreffen. Kroatien ist nicht gerade bekannt dafür, auf Fleisch in der Küche zu verzichten. Wir genießen das Essen trotzdem und werden uns morgen wohl entweder etwas fleischiges oder fischiges jagen. Der Tipp war aufjedenfall gut und wir können das Restaurant nur weiterempfehlen. Ich hatte einen veganen Bar-Bea Burger und Anja Temperitos, eine vegetarische Abwandlung von Burritos. Nach dem Essen noch schnell in einem Konzum mit Getränken eingedeckt und dann die vielen Treppen zu unserer Unterkunft erklommen. Ein letzter Blick vom Balkon über die beleuchtete Altstadt Dubrovniks, die als Kulisse für Game of Thrones dient, dann fallen wir völlig erschöpft ins Bett. Hier ist jetzt erstmal Pause bis wir am Samstag weiterfahren auf die Insel Hvar.

Kroatientour 2015 – Tag 4 – 363km – Podgorica

Die Nacht im ehemaligen Sovjethotel war kurz. Naja für Urlaub war sie kurz. 7 Stunden Schlaf sind sonst Luxus. Nachdem ich Nachts noch irgendwie den Boiler in Betrieb genommen hatte, konnte ich dann um kurz nach Mitternacht heiß duschen. Perfekt so direkt vorm Schlafen gehen. Den Tag begann ich mit einem Blick zum Fenster raus und musste feststellen, dass der Blauanteil des Himmels noch zu wünschen übrig lässt. Naja macht nichts, erstmal Frühstücken. Also Anja aktiviert, welche sich erstmal in der Dusche verbrühte, ja der Boiler geht jetzt. Dann die Suche nach dem Essen. Mit leichten Verständigungsschwierigkeiten bekamen wir zweimal Omlett mit Käse, ein paar Semmeln und zwei Dosen Orangennektar. Genug damit wir starten konnten. Tagesziel heute Podgorica.

Wir fuhren erstmal 10km zurück um wieder auf die Route zu kommen. Die Hoffnung stieg, dass heute weniger Ortschaften und mehr Wege wie diese 10km auf uns zukommen. Vorweg: Wir wurden nicht enttäuscht! In Vlasenica bogen wir links ab und fuhren erstmal Richtung Skigebiet, welches in einem Prospekt im Hotel beworben wurde. Die Liftanlagen sahen in Real eher so aus als ob sie bereits vor 20 Jahren stillgelegt wurden. Bei Mrkalji stießen wir dann endlich auf Straßen, wie wir sie erwartet hatten. Klein, schlechter Zustand, kurvig und einfach eine Freude die Landschaft zu erkunden. Wir gelangten auf eine Hochebene, die ein wenig Landwirtschaft und Holzabbau darbot. Fotostops mussten wir heute einige mehr einlegen. Ich hatte mich noch gewundert, warum das Navi eine derart lange Fahrtzeit für die 363 km veranschlagte. Inzwischen war mir klar warum. Im Tagesdurchschnitt schafften wir eine Geschwindigkeit von 51km/h. Gefühlt waren es auf der Hochebene eher 30km/h. Dies war aber auch gut so, da wir mehr mit schauen und genießen beschäftigt waren, als mit fahren. Für Schrecksekunden sorgten dann Holztransporter, die plötzlich fahrbahnfüllend in einer Kurve vor uns auftauchten. Gut dass hier gerade genug Platz zum Ausweichen neben die Straße für uns war.

Ab Rogatica orientierten wir uns an der Drina. Der Verlauf eines Flusses ist schließlich auch immer ein Garant für kurvige Wege. In Gorazde machten wir die Tanks nochmal voll, bevor es endgültig in Richtung Grenze nach Montenegro gehen sollte. Auf der R-448 fuhren wir in Richtung eines kleinen Grenzüberganges welcher mitten im Nirgendwo liegen sollte. Völlig prolemlos konnten wir beide Stops passieren und uns über die Stempel in unseren frischen Reisepässen freuen. Die Qualität der Strasse erklärt noch einmal mehr, warum die Fahrtzeit heute so lang sein sollte. In Montenegro folgten wir der R-3 in Richtung Pljevlia, wo wir dann in Richtung Durmitor Nationalpark weiterfuhren. Die Landschaft hatte uns inzwischen vollständig gefesselt und wir fragten uns nur warum wir nicht schon früher nach Montenegro gekommen waren. Eine klare Empfehlung: Wer noch nicht hier war, sollte es auf seine Löffelliste setzen! Das muss man gesehen haben! Und für die Sportlerfahrer … kauft oder leiht euch was mit anständiger Federung!

Die Tara schlängelt sich durch den Durmitornationalpark und hat eine tiefe Schlucht gegraben. An der berühmten Brücke inmitten des Parks legten wir eine längere Pause ein und gönnten uns in einem Market etwas Süßes zu Mittag, bevor wir die Schlucht in Richtung Mojkovac befuhren. Die Gewalten von Wasser sind immer wieder überwältigend. So hinterließ die Taraschlucht bei uns einen bleibenden Eindruck. Den Nationalpark Biogradska Gora streiften wir nur ganz leicht und in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und der Gewissheit, dass wir dieses Land nicht zum letzten Mal bereist haben, ließen wir den See einfach links liegen. Die R-19 bis nach Podgorica sollte es noch in sich haben. Man kann nicht in Worte fassen, was für eine unglaubliche Landschaft sich hier offenbart. Eigentlich sollte man mit dem Foto durchs Land laufen. Man kann garnicht oft genug anhalten und vom Motorrad steigen, um die ganzen Erinnerungen im Bild festzuhalten. Eines war uns bereits in Bosnien aufgefallen. Die Dichte der Motorradfahrer ist massiv gesunken. Dafür winkten uns ständig Kinder zu und entgegenkommende Fahrzeuge huppten während die Fahrer winkten. LKWs machten immer wieder Platz und ließen uns passieren. Ein wahrer Genuss, wie freundlich hier im Verkehr miteinander umgegangen wird. In Deutschland undenkbar. Auf der R-19 trafen wir auf eine Gruppe Motorradfahrer aus Tschechien welche einige Kilometer gemeinsam mit uns dahinflogen, bevor wir sie ziehen ließen, während ich wieder einmal die Kamera auspackte um die Erinnerungen zu festigen.

In Bioce wäre eigenlich rechts abbiegen angesagt, aber wir wollen in Podgorica übernachten und so fahren wir die E-65 an der Moraca entlang bis wir in Podgorica am gestern schon ins Auge gefassten Hotel ankommen. Das Hotel Bambis dient uns heute Nacht als Unterkunft. Direkt nebenan ist ein kleiner Market in dem wir uns mit Lebensmitteln und Getränken eindecken. In unserer Suite (dekadent geht die Welt zu Grunde!) genießen wir lokale Köstlichkeiten bevor wir uns dem Verarbeiten der heutigen Eindrücke widmen. Eines steht aufjedenfall jetzt schon fest. In Montenegro waren wir zum ersten aber sicher nicht zum letzten Mal!

Kroatientour 2015 – Tag 3 – 408km – Milici

Und wieder begann der Tag mit Aufstehen. Der blaue Himmel hat aber dafür gesorgt dass wir leichtfüßig wie zwei Elfen aus dem Bett glitten… wer’s glaubt ist selber Schuld! Also das mit dem Himmel ist die Wahrheit, der hätte nicht einfarbiger und blauer sein können. Heute gab es mal kein Frühstücksbuffet wie man es von großen Hotels gewohnt ist sondern es wurde serviert. Kein Wunder, es schien so als ob wir quasi die einzigen Gäste waren. Für heute Abend hatten wir bereits ein Hotel ausgesucht und gebucht also hieß es die Distanz von 408 km muss gefahren werden, dafür muss nicht mehr gesucht werden.

Wir starteten so, wie wir gestern geendet hatten. Die Straße scheint ein einziges Dorf zu durchqueren. Ortsschild reiht sich an Ortsschild. Dementsprechend langsam kommt man vorwärts. Kroatien wirkt in dieser Gegend sehr „gesund“. Viele neue Häuser, wenig Leerstand und bis auf kurz vor der Grenze zu Bosnien quasi keine Kriegsspuren mehr zu sehen. Dies hätten wir hier nicht erwartet. Aus früheren Reisen kennen wir vor allem die Küstenregion, welche stark vom Tourismus geprägt ist und noch die Gegend direkt dahinter, die sich in unserer Erinnerung vor allem durch Leerstand und Bauruinen auszeichnet. Trotz des schleppenden Vorankommens war die Empfindung nicht lähmend sondern eher entspannt. Es gab viel zu sehen und so hatte die niedrige Geschwindigkeit durchaus ihre Vorteile. Bei 400 Tageskilometern und einem 50er Schnitt bleibt nicht viel Zeit zum anhalten.

Nachdem wir den Grenzfluss (Sava) zu Bosnien und Herzegowina überquert hatten, wandelte sich das Bild ein wenig. Zuerst wurde es hektisch. Der Verkehr wurde wesentlich mehr und immer wieder kam es zu kleineren Staus. Als wir das Gebiet um den Grenzübergang hinter uns gelassen hatten, standen viele zerstörte und verlassene Häuser an der Straße. Einschusslöcher waren immer wieder zu sehen. Deutliche Zeugen des Krieges. Zwischen diesen Ruinen entstehen auch hier neue Häuser und man sieht, dass sich das Land entwickelt. Aber Kroatien ist hier schon deutlich weiter. Optisch sticht noch etwas anderes ins Auge. Die kyrillischen Schriften auf den Wegweisern zeigen deutlich wo man sich hier befindet. Auch Bosnien lässt keine höheren Geschwindigkeitsdurchschnitt zu. So wirklich genau wusste ich eigentlich selten, wie schnell ich fahren durfte. Meist hilft es sich an den Einheimischen zu orientieren. Die Navidaten zu Geschwindigkeitsbeschränkungen stimmen hinten und vorne nicht mit den Beschilderungen überein.

Immer wieder sahen wir nun Minarette und Moscheen in den Ortschaften. Die Zeit schritt voran, aber die Reststrecke des Tages hatte sich nur sehr langsam verringert. Die letzten 40 km des Tages sollten quasi zum Highlight werden. Beim Planen hatte ich überhaupt nicht darauf geachtet ob viele Ortschaften an der Strecke liegen oder ob es perfekte Motorradstrecken sind. Wir wollen das Land kennen lernen, alle Seiten sehen und der Tagesabschluss bietet Motorradspass pur. Kurvenstrecken die ihresgleichen suchen, durch wunderschöne grüne bewaldete Täler.

Ein letzter Tankstopp, dann sagte das Navi „bitte wenden in 15km.“ Von dieser Ansage ein wenig verwirrt betrachtete ich die Route etwas genauer und stellte zu meiner Erleichterung fest, dass dies lediglich der Verkehrsführung geschuldet ist. Schon war die betreffenden Stelle erreicht und ich musste feststellen, die Straße, welche Basecamp vorschlägt, gibt es nicht. Kurz rausgezoomt und improvisiert. Eine befestigte Straße in wenigen hundert Metern führte auch in die Richtung, die wir brauchten und stieß nach wenigen Kilometern wieder auf die geplante Route. Also Blinker links und rein in die Ministrasse. Nach wenigen Metern wurde der Teer schlechter, wurde zu Teerbrocken und schon waren wir auf Schotter unterwegs. Ich stellte mich schon mal auf Mecker von Hinten ein, als ich kurz stoppte um die Situation zu klären. Aber Anja grinste mich an und meinte nur probieren wirs. Weit mussten wir ja nicht. Also gemütlich weiter und trotz abgebrochenen Wegstücken und ordentlichem Gefälle meisterte Anja die Strecke auf den Michelin Pilot Road 4 sehr gut. Lediglich ein paar Bauern guckten komisch, als zwei vollgeladene Motorräder hier entlangfuhren.

Wieder auf der Straße angekommen sahen wir immer wieder wilde Hunde am Fahrbahnrand. Die Sonne verschwand endgültig hinter den Hügeln und wir fuhren die letzten 10 km bis Milici wo wir heute im Motel Milici nächtigen werden. Der Ort ist noch absolut von der sozialistischen Zeit geprägt, so ist auch die Motel Anlage noch ein alter sovjet Bau. Hier findet sich nun auch keine zweisprachige Beschilderung mehr, sondern nur noch kyrillisch. Im Hotel gibt es exakt einen Angestellten der ein wenig englisch spricht. Er ließ uns die Motorräder am umzäunten Pool abstellen. Wir packten ab, ziehen uns um und begaben uns zum Abendessen ins Motel eigene Restaurant. Die Sprachbarriere konnten wir überwinden und bekammen eine Grillplatte für zwei. Mit dieser im Magen sollten wir eine ruhig Nacht haben.

Wir freuen uns schon auf morgen, wenn wir endlich nach Montenegro kommen. Das Ziel für Dienstag lautet Podgorica aber viel wichtiger ist uns der Weg dorthin. ca. 370 km haben wir uns vorgenommen.

Kroatientour 2015 – Tag 2 – 395km – Marija Bistrica

Tag 2 des Urlaubs beginnt mit Aufstehen. Warum muss man eigentlich immer aufstehen, um etwas Tolles zu erleben? Im Liegen wäre es doch noch viel toller. Den Wecker um 7:30 Uhr haben wir mal ignoriert. Um 8:45 waren wir dann endlich beim Frühstück. Dieses knüpfte nahtlos an die Qualität des Abendessens an. Danach noch gemütlich unsere Packtaschen wieder zusammengerollt und auf die Motorräder geschnallt. Der Wetterbericht hatte recht. Die Strassen waren noch nass, aber vom Himmel kam kein Tropfen mehr. Wir starteten frohen Mutes mit dem Ziel vor Augen, heute noch Kroatien zu erreichen. Gespannt waren wir auf die zwei Grenzüberquerungen.

Die Strecken in Österreich waren wunderschön. Die Pyrhnautobahn zu umfahren ist mit dem Motorrad eine super Idee. Trotzdem kam bei mir nicht so richtig viel Fahrspass auf. Ich war völlig verkrampft. Nasse Fahrbahn und immer wieder diese eisernen Kanaldeckel. Ich hätte nicht gedacht, dass mir mein Sturz vor 2 Wochen noch so im Kopf rumgeistert. Mir war auf genau so einem Kanaldeckel bei 70km/h das Vorderrad weggerutscht. Nun denn, Augen zu und durch. Je trockener die Straße wurde, desto freier wurde mein Fahrstil und auch der Fahrspass kam zurück. Die Durchscnittsgeschwindigkeit von gestern konnten wir hier in den Bergen nicht mehr halten, dafür gab es aber auch viel mehr zu sehen. Die Landschaft der Steiermark hatten wir bis jetzt überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt. Eventuell werden wir hier mal noch einen Kurztrip verbringen, ein Unterkunft als Basislager haben wir ja schon gefunden.

Das Tagesziel verloren wir trotzdem nicht aus den Augen und so hielten wir die Pausen kurz und selten, um heute nochmals gut voranzukommen. Die Autobahn über die Grenze bei Spielfeld, welche wir sonst mit dem Auto immer genommen hatten, ließen wir rechts liegen und wählten einen kleinen Grenzübergang bei Mureck. Zwei gelangweilte österreichische Grenzer erhoben sich nichtmal von Ihren Stühlen und auf der slowenischen Seite des Grenzflusses Mur war überhaupt niemand zu sehen. So gefällt uns das. Endlich Ortsschilder welche nicht mehr ganz so leicht zu lesen sind. Dafür kamen wir uns gleich wieder vor wie in der Schweiz. Wie in der Schweiz sind in Slowenien Außerorts nur 90km/h erlaubt. Und ebenso wie in der Schweiz scheint es dieses Außerorts in gewissen Gegenden nicht zu geben. Von einer Ortschaft direkt in die nächste. Manchmal 40km/h, manchmal 60 km/h oder 70 km/h Innerorts erlaubt, dann im nächsten Ort wieder nur 50km/h und gleich ein Blitzer. So haben wir Slowenien letztes Jahr unterhalb Ljubljana nicht kennengelernt. Nach nur einer Stunde und knapp 60km haben wir es überstanden und überqueren bei Ormoz den Grenzfluss Drava. Auf der slowenischen Seite der Drava will man kurz meinen Ausweis sehen, Anja packt Ihren unnötigerweise auch aus. Auf der kroatischen Seite der Grenze ist weit und breit niemand zu sehen. Sämtlich Gedanken zum Thema Grenzübergänge und Flüchtlingsstrom waren bisher unnötig. Hätten wir doch nicht umplanen sollen? Egal jetzt ist es schon so. Mir sprießt den ganzen Tag schon eine Idee im Kopf, welche ich Abends noch mit Anja besprechen will. Aber noch ist die Idee abhängig davon wie weit wir kommen.

Auch in Kroatien grenzt Ortschaft an Ortschaft und wir kommen nur zögerlich voran. Außerdem ist es inzwischen 17 Uhr und wir sollten uns langsam auf die Suche nach einer Unterkunft machen. Wie schon vermutet sind Schilder mit der Aufschrift SOBE (Zimmer) absolute mangelware in der Region. Also beschließen wir auch heute wieder booking.com zu nutzen um eine sinnvoll an der Strecke liegende Unterkunft zu finden. Aber zuerst brauchen wir noch Kuna. Also im Navi die Pois für Geldautomaten aktiviert und den erstbesten angefahren. Den Stopp hier genutzt um mit der passende App ein Zimmer zu finden und gleich die neue Zieladresse für heute ins Navi gehackt. Die letzten 38km hatten es dann noch in sich. Auf und ab, links und rechts, dichte Wälder eine ware Wonne für den Motorradfahrer. Noch ein kurzer Stop an einer Tankstelle, um die Getränke Vorräte aufzufüllen dann sind wir schon in Marjia Bistrica am heutigen Tagesziel angekommen. Das Bluesun Hotel Kaj hatte uns online überzeugt und auch in real macht es einen super Eindruck.

Wir bringen schnell die Taschen aufs Zimmer und kleiden uns etwas lockerer, um noch einen kurzen Abstecher zur Wallfahrtskirche zu machen. Immerhin ist Marija Bistrica einer der populärsten und meistbesuchten Marien-Wallfahrtsorte in Kroatien. Auf dem Weg zur Kirche kommen wir an ein paar verlassenen Marktständen vorbei und freuen uns, dass zwei Damen noch ein paar letzte Langosz backen. Für 10 Kuna (umgerechnet 1,32 Eur) essen wir den bisher besten Langos in unserem Leben. An der Kirche angekommen ärgere ich mich ein wenig, das Stativ im Topcase gelassen zu haben. Die blaue Stunde hatte ich nach dem vielen Motorradfahren so überhaupt nicht mehr im Blick gehabt. Aber auch so schieße ich noch einige Fotos und wir lassen diese große Kirche in aller Ruhe auf uns wirken. Um kurz vor 20 Uhr sind noch immer alle drei Tore der Kirche geöffnet und heißen einen Willkommen.

Nachdem wir zurück im Zimmer sind, wird noch der Gaskocher angeschürt um den Hunger endgültig zu bekämpfen. Heute ist es später geworden als geplant, aber wir haben beide das Gefühl im Urlaub angekommen zu sein. Zeit spielt jetzt keine Rolle mehr. Meine Gedanken zum weiteren Verlauf der Route finden bei Anja auch Zustimmung und so beschließen wir morgen nochmals 400 km unter die Räder zu nehmen. Unser Ziel wird Milici in Bosnien und Herzegownia sein, wo wir uns heute schon ein Hotel gesucht haben. Um den Verzicht auf Serbien zu kompensieren werden wir viel mehr km als geplant in Montenegro verweilen. Die Bilder der letzten Tage von Beat Amstad aus der Fernweh Gruppe auf Facebook haben unsere Lust auf dieses Land massiv angeheizt.

Hat jemand Tipps für eine Unterkunft in der Nähe von Podgorica? Falls ja freuen wir uns über einen Kommentar oder eine Email.

Kroatientour 2015 – Tag 1 – 393km – Wels

Wochen, nein Monatelang geplant, immer wieder umgeplant und neu geplant und nun ist es endlich wieder soweit. Die große Tour steht an. Die letzten Tage hatten wir viel gebangt und doch immer wieder an unsere Idee geglaubt. Wir wollten über Österreich – Ungarn – Kroatien nach Serbien. Wer die Tagespresse ein wenig verfolgt – man kann sich der Berichterstattung ja quasi nicht entziehen – sollte mitbekommen haben, dass genau diese Idee momentan einige Hürden zu bieten hat. Als nun Kroatien beschlossen hat sieben von acht Grenzübergängen zu Serbien zu schließen, mussten wir unseren Plan nochmals ändern. Um den ungarischen Zaunbau zur kroatischen Grenze auch zu umgehen beschlossen wir in der Nacht vor der Abfahrt Ungarn und Serbien zu streichen. Unser erstes fixes Ziel ist Dubrovnik. Dort wollen wir am Mittwoch sein. Um 1 Uhr gestern Abend/heute morgen hatte ich dann unseren Plan B grob ins Navi gehackt. Also schnell schlafen dann geht es schnell los.
Um 7:30 klingelte der Wecker. Erstmal ein paar Eier in die Pfanne geschlagen, weil ohne Mampf kein Kampf! Dann noch die Packrolle mit den letzten Resten zugemacht und auf Elli geschnallt. Alles andere hatten wir Freitag Nachmittag schon gepackt und auf den Motorrädern verstaut. Wer nimmt eigentlich Flossen mit auf eine Motorradtour? Richtig! Wir! Alte Regel: Je mehr Platz, desto mehr Unsinn! Um 9:30 Uhr starteten wir nun ohne ein konkretes Tagesziel. Unser Ziel heute war quasi nur der Weg.

Und der Weg lief heute super gut. Insgesamt eher als unspektakulär zu bezeichnen kamen wir aber super voran. 393km standen am Ende des Tages auf der Uhr und das bei einem Durchschnitt von 74km/h. Bundesstrassen waren heute unsere Wegweiser. Zügig und doch nicht langweilig kamen wir voran. Mit Spannung haben wir die Grenzkontrollen zu Österreich erwartet, aber auch diese waren gänzlich unspektakulär. Ganze zwei Polizisten kontrollierten lediglich die einreisenden Fahrzeuge an der Grenze bei Schärding. Wir sind schon gespannt, wie es morgen an der österreichisch – slowenischen Grenze wird. Als grobe Orientierung hatten wir uns heute ca. 350 km vorgenommen, also grob die Gegend um Wels. Wir lagen allerdings so gut in der Zeit, dass wir beschlossen ein bisschen mehr zu fahren.

In Sattledt machten wir an einem Spar Markt Halt, um uns noch mit Wasser und etwas zu Essen für den Abend einzudecken, bevor wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft machen wollten. Während Anja shoppen war, kam ich auf die Idee, nicht auf der Route zu suchen, sondern mit Hilfe von www.booking.com im Umfeld der Route zu suchen. Ich wurde ziemlich schnell fündig: Gasthaus Sandner Linde. Also das Gasthaus schnell ins Navi gehackt und kurvenreiche 36 km angezeigt bekommen. Ein bisschen mehr Fahrspass wollten wir uns heute nach den Bundesstrassen noch gönnen. Die 36km hatten es in sich. Kleinste Strässchen und viele Kurven. Das Garmin 590LM hatte einen hervorragenden Job gemacht. Dafür viel uns beim ersten Anblick des Gasthauses erstmal der Kinnladen runter. Die Bilder waren doch viel neuer, renovierter und irgendwie ansprechender. Naja erstmal anmelden und schon wurden wir direkt ins Nachbargebäude geführt. Hier wurde 2014 neu gebaut und hier wurden auch die Bilder gemacht. Alles nagelneu und perfekt! Die Motorräder fanden ihren Platz direkt vor der Tür.


Eigentlich wollten wir ja heute nicht essen gehen, die Saisonkarte des Gasthauses hatte es uns aber so angetan dass wir die gekauften Sachen auf morgen Mittag vertagten. Ein kurzes Fazit ohne Beachtung des Frühstücks, welches wir morgen früh bekommen werden. PERFEKT! Es ist hier einfach nur perfekt! Zimmer super, Ausblick super, Parkplatz super, absolut ruhig und das Essen war ein kulinarischer Orgasmus!

Blöd wenn man so etwas am ersten Tag einer Reise findet. Nun muss sich alles folgende daran messen lassen.
Heute Nacht soll es ein wenig regnen, aber pünktlich zur Abfahrt morgen soll die Sonne rauskommen. Wir sind gespannt was uns an den weiteren Grenzen erwartet.

Schwarzwald Tag 7 – Heimweg – 291km

Viel zu schnell vergeht der Urlaub eigentlich immer, aber so ein 1-wöchiger Trip ist schon extra kurz. Nach dem Aufstehen packen wir erstmal unsere Sachen und bringen auf dem Weg zum Frühstück die erste Ladung zu den Motorrädern. Wir lassen uns heute Zeit, zögern das Unausweichliche noch ein wenig hinaus, aber es hilft alles nichts um kurz nach 10 Uhr sitzen wir auf den Motorrädern und nehmen Abschied vom Schwarzwaldhotel Sonne. Ein mit viel Liebe geführte Haus, welches vom Einsatz der Besitzer profitiert. Wir haben uns wohlgefühlt und würden wieder hier halt machen.

Die Texte über den Heimweg fallen mir immer am schwersten, ist doch der Urlaub nun vorbei. Es erwartet einen der bekannte Alltagstrott und nicht jeden Tag eine neue interessante Begegnung und/oder Erfahrung. Ich mach meinen Job echt gerne, aber irgendwo in mir da schlummert es… das Gen irgendwann auszusteigen und einmal ohne Begrenzung auf einige wenige Tage zu reisen. Nicht ständig an das Ende der Reise denken zu müssen und ans Heimkommen. Nunja heute ist Heimkommen angesagt. Aber erst in knapp 300km. Die Anfahrt hatten wir „unternrum“ gestaltet. Der Heimweg sollte „obenrum“ gehen. Grobe Richtung erstmal Nord-Ost auf die A6 zu. Die letzten Kurven des Schwarzwaldes einsaugen und genießen bevor wir später das gut bekannte Kochertal entlang fahren. Seit wir die Trinkrucksäcke haben werden unsere Pausen immer weniger, dementsprechend auch die Fotostops. Einen Stop musste ich aber unbedingt einlegen. Wir nahmen uns zwar nicht die Zeit für einen Besuch des Fahrzeugmuseums Marxzell, aber auch ein Blick von außen offenbart schon so einige Kuriositäten. Insgesamt wirkt das Museum von außen allerdings eher wie ein Messie-Haus.

Bei einem späteren Tankstopp entdeckte Anja an Ihrem Motor massive Ölspuren, welche sich glücklicherweise recht schnell auf einen locker vibrierten Einfülldeckel zurückführen ließen. Dieser hing nur noch in der letzten Gewindedrehung fest. Nachdem der Ölstand wieder korrigiert und der Deckel festgezogen war konnten wir unbeschwert jenseits der A6 gen Rothenburg fahren. Ab dort übernahm Anja dann die Führung und wir erkundeten noch die frisch sanierten Straßen bei Kirnberg. Ein letzter Halt am Edeka in Großhabersdorf um uns mit dem nötigsten fürs Wochenende einzudecken offenbarte noch den Verlust des Schließzylinders am SW-Motech Trax Topcase von Anja.

Fazit dieses Urlaubes:
– Schwarzwald = sehenswert, erfahrenswert
– Frankreich / Elsass = wir brauchen mehr Zeit um warm zu werden
– Friedrichsbad Baden-Baden = Wir würden gerne einmal die Woche dort sein, dafür ist es aber ein bisschen weit weg
– Vibrationen führen zu Verlusten, regelmäßiger kontrollieren ob noch alles da ist.

 

Schwarzwald Tag 6 – Frankreich – 283km

Die Tatsache dass ich bei Touratech war und nichts gekauft hatte beschäftigte mich immer noch. Bin ich kaufsüchtig? Konnte ich meine Sucht nicht befriedigen? Egal. Für den letzten Tag unseres Aufenthaltes hatten wir noch eine Tour ins Nachbarland im Blick. Lust darauf hatten wir auch, also nach dem Frühstück direkt auf die Motorräder und die geplante Route im Garmin 590LM gestartet.

Schnell durch Baden Baden in Richtung Grenze und schon überquerten wir den Rhein auf einer Brücke. Wir hatten keine Ahnung, was uns in Frankreich erwarten sollte. Ich war vor Jahrzehnten zuletzt im Nachbarland und da hatten wir nicht viel Zeit für Sightseeing. Gelesen hatten wir von vielen Fachwerkhäusern und Burgen. Wir ließen uns überraschen. Wir wechselten zwischen gelben und weißen Straßen auf der Karte. Gelb = Zügig, Weiß = klein und kurvig. Nur wenige Fotostops verzögerten unser Vorankommen. Viel zu zügig näherten wir uns dem ersten Wendepunkt des heutigen Tages bei Lemberg. Umgehauen hatte uns die Gegend bis jetzt nicht. Es sind durchaus schöne Motorradstrecken, die Geschwindigkeitsbegrenzungen erinnerten uns ein wenig an die Schweiz was unserem Fahrstil nicht sonderlich entgegen kam. Nach der Wende in Richtung Osten trafen wir irgendwann auf ein Armeegelände. Hier sind die Straßen ewig kerzengerade, dann eine Kurve und dann wieder ewig geradeaus. Richtiger Fahrspass kam nicht auf. Dafür sieht man ab und an in den Wäldern alte Panzer, welche wohl zu Übungszwecken hier rumstehen. Mehrere Kilometer Rollsplit begleiteten uns auf dem Weg zum nächsten Wendepunkt bei Weißenburg.

Kurz nachdem wir wieder gen Westen fuhren, überquerten wir die Grenze zurück nach Deutschland. Komischerweise kam direkt im Anschluss auch wieder mehr Fahrfreude auf. Hier in der Gegend waren wir heuer schon auf der Westroute der Motorradstrasse Deutschland. Einen kleinen Teil der damaligen Strecken waren wir in entgegengesetzter Richtung unterwegs. Wir beschlossen ein kleines Stück abzukürzen und Anja übernahm für einige Kilometer die Führung. Unsere flotte Gangart lockte Nachahmer an. Ein anderer Biker ließ sich von uns ein Stück mitziehen, wir verloren ihn aber nach einigen Kilometern. Insgesamt war heute sowohl in Frankreich als auch in Deutschland nicht viel los auf den Straßen. Wir genossen es, frei fahren zu können und nicht ständig hinter Autos, LKWs oder Traktoren festzuhängen. Bei Bad Bergzabern winkten wir kurz der Unterkunft, die wir auf der MSD Tour genutzt hatten und steuerten nochmal auf die Grenze zu. Wir fuhren ein wenig an ihr entlang, bis wir sie schließlich bei Scheibenhardt überquerten. Ein Highlight hatte ich noch unbewusst für heute mit eingeplant: Die Rheinfähre Plittersdorf – Seltz.
Hier stießen wir wiedereinmal auf eine Gierfähre. In mir regt sich das Bedürfnis eine Liste aller deutschen (oder europäischen?) Gierfähren zu erstellen und diese alle zu besuchen. Immer wieder sind uns in den letzten Jahren Fähren dieses Typs begegnet, die von der Strömung angetrieben werden und dadurch majestätisch lautlos übersetzen. Nach einer kurzen Wartezeit querten wir den Rhein und begaben uns auf den Rückweg zum Hotel. Noch einmal durch Baden Baden und und schon war die Tour vorbei und die Motorräder standen heimfahrbereit in der Garage.

Den Tag ließen wir beim Abendessen mit einem Badischen Barbecue nochmals Revue passieren: Fachwerkhäuser hatten wir gesehen, Burgen sind uns auch ein paar aufgefallen. Die Strecken in Frankreich waren eher unspektakulär, teiweise sogar ein wenig langweilig. Wir werden wohl einen anderen Teil von Frankreich besuchen müssen um Begeisterung für dieses Land entwickeln zu können. Eigentlich war dieser Urlaub viel zu kurz, so lechzen wir schon nach der großen Tour Ende September welche uns wieder mehr in Richtung Osten ziehen wird. Gefühlt liegt uns diese Richtung beim Motorradreisen mehr.

Schwarzwald – Tag 5 – Besuch bei Touratech – 294km

Für Donnerstag hatten wir uns vorgenommen endlich wieder zu Fahren. Schließlich war der ursprüngliche Plan (und ich liebe Pläne) 4 Tage Fahren und 3 Tage Pausieren. Immer schön im Wechsel. Gut die 3 Tage Pause hatten wir jetzt. Also halt 3 Tage Fahren am Stück. Zwei Ideen standen uns zur Auswahl zur Verfügung. Rüber nach Frankreich oder tiefer in den schwarzen Wald vordringen. Ich hatte mehr Lust auf Wald und Anja war es egal also noch schnell zum Frühstück…naja gut wohl eher doch gemütlich. Wir hatten uns ja nur 300km vorgenommen und den ganzen Tag Zeit.

Um kurz nach 10 Uhr hatten wir die Bikes gesattelt, die Trinkrucksäcke gefüllt und waren voller Erwartung wo uns die geplante Route hinführt. Normalerweise passe ich am Abend vor der Fahrt noch kurz die Route für den nächsten Tag an so dass der Startpunkt auch passt. Dies hat mit den eigenheiten der Routenplanung auf Garmin Geräten und meiner Art damit umzugehen zu tun. Diese Möglichkeit hatte ich dank dem defekten Laptop diesmal nicht. Also mit der Quick’n dirty zusammengeklickten Route starten. Um zu verhindern dass das Zumo die Route neu berechnet muss ich den gesetzten Startpunkt überfahren. Dieser lag nur leider nicht auf der Straße. Ich drehte also eine kleine Runde durch den Hof vom Nachbarn und dann konnte es losgehen.

Auf wundervoll kurvigen Strecken ging es nach einem kurzen Schwenk in Richtung Ost Nord Ost gen Süden. Ich hatte einen lange gehegten Wunsch in die Tour eingebaut. Einen Besuch bei Touratech in der Zentrale in Niedereschach. Die „Heiligen Hallen der Fernreisenden“ wollte ich bereits mit 14 besuchen. Nur 20 Jahre später sollte dieser Wunsch heute in Erfüllung gehen. Mit 14 hatte ich mir Poster von BMWs welche Touratech „gepimped“ hatte aufgehängt und angeschmachtet. Für die Honda NTV gab es bei Touratech quasi nichts, also musste meine Leidenschaft für technische Spielereien Jahrelang ohne dieses Idol meiner Jugend befriedigt werden. Mit dem Erwerb der V-Strom sollte sich dies ändern. Ich habe heute exakt ZWEI Teile von Touratech verbaut – einen Schalthebel und eine absperrbare Navihalterung. Hat sich also doch nicht geändert 😉

Der Weg nach Niedereschach wurde ganz klar von Kurven dominiert. Die Farbe der Straßen auf den Karten wechselte zwischen Gelb und Weiß – Gelb stand für bisschen flotter, Weiß für Kurvenspass in Reinkultur. Nach zwei Stunden um kurz nach 12 Uhr rollten wir in Niedereschach auf den Hof. Das Kind in mir entwickelte nun das Bedürfnis den ganzen Laden zu erwerben und mangels Packvolumen liefern zu lassen. Die Realität sah anders aus. Nach 30 Minuten Aufenthalt hatte ich nichts gekauft, Anja war stolz wie Bolle auf mich und wir fuhren weiter. Begriffen habe ich das erst Stunden später. Ich war da, ich brauchte nix und ich kaufte auch nix. Trotzdem war es eine Freude die ganzen ausgestellten Motorräder und die Umbauten zu betrachten und durch die Halle zu streifen.


Mehr von unserem Interesse fesselte an diesem Tag allerdings die Straße! Deshalb zogen wir wieder los. Niedereschach stellte den Wendepunkt nach Westen für uns dar und wir bewegten uns ab hier quasi wieder zurück zum Hotel.

In Triberg spielte ich kurzzeitig mit dem Gedanken die Wasserfälle zu besichtigen, mich schreckte allerdings der Ansturm an Touris und die Busse ab. Wir zogen also durch und nachdem wir wieder in Richtung Norden unterwegs waren hielt ich die Augen offen nach einem Cafe oder einer Bäckerei. In der Wolfacher Altstadt wurde ich fündig und wir legten eine kurze Kaffeepause ein. Kurze Zeit nach der Pause verließen wir in Walke mal wieder die gelbe Straße auf der Karte und begaben uns auf kleinste Wege durch die hügelige und genial kurvige Gegend. Auf dem Vogelskopf legten wir am Startplatz der Gleitschirmflieger nochmals einen kurzen Stopp ein und genossen die Aussicht. Gleitschirmfliegen sollte man auch mal probieren. Einfach durch die Stille schweben stelle ich mir grandios vor.


Nur ein paar Kilometer weiter stoppten wir am Mummelsee und wunderten was das besondere an diesem See ist. Da wir es nicht fanden nahmen wir die letzten Kilometer der Schwarzwaldhochstraße in Richtung Hotel unter die Räder. Die Schwarzenbachtalsperre übte dann schon wieder eine größere Faszination auf uns aus. Es ist immer wieder erstaunlich wie wenig Material eine so große Menge Wasser im Zaum halten kann und was der Mensch hier erschafft. Am Hotel zogen wir vorbei um noch kurz zum Edeka zu fahren und uns mit etwas zum Abendessen und Getränken einzudecken. Salat auf dem Balkon während noch Motorräder auf Ihrer Feierabendrunde vorbeiziehen ist für uns ein perfekter Ausklang nach einem entspannten Fahrtag. Nun war die Lust auf die Tour nach Frankreich wieder geweckt und wir gingen bald ins Bett um fit für den Freitag zu sein.

Schwarzwald – Tag 1 Anreise – 328km

Die letzte Reise ist schon wieder viel zu lange vergangen. Der Kurztrip in die Schweiz mit dem Motorradclub hat die Reiselust noch nicht gestillt. Gut, dass wir endlich mal wieder eine Woche frei haben. Doch wo soll es hingehen? Ich war nach unserer Rom Reise über das Friedrichsbad in Baden Baden gestolpert, welches an den Caracalla Thermen in Rom angelehnt ist. Diesmal wollten wir nicht nur fahren, sondern auch ein wenig rasten, was bot sich also besser an als das Friedrichsbad? Kurz die Weiten des Internets bemüht um eine Unterkunft in der Nähe zu finden und schon hatten wir gebucht. 7 Tage im Schwarzwaldhotel Sonne in Geroldsau, welches uns als Basislager dienen sollte.

Heute war es soweit, Elli und Ari standen gepackt im Hof und wir brannten darauf endlich loszukommen. 25 Grad, blauer Himmel und Sonne versprachen perfektes Wetter für die Anreise. Und das Versprechen hielt. Kurz nach 10 Uhr nahmen wir die Straße unter die Räder. Was schreibt man nun zu einer Fahrstrecke, die einfach nur unspektakulär war. Nicht im negativen Sinne. Nein, es hat einfach alles gepasst. Kleine Straßen mit schönen Kurven wechselten sich ab mit zügigen Fahrstrecken auf größeren Straßen. Große Städte umfuhren wir elegant. Zwei Stopps verzögerten die Ankunft ein wenig. Je tiefer wir in den Schwarzwald vordrangen, desto kurviger wurden die Sträßchen und desto mehr Motorräder waren unterwegs. Man merkte deutlich, dass Sonntag und perfektes Motorradwetter war. So lange wir der Abfahrt entgegengefiebert hatten, so schnell war die Anfahrt geschafft und wir checkten im Hotel ein. Frisch renovierte Zimmer, WLAN mit perfektem Empfang und eine Garage für Elli und Ari. Was will man mehr. Achja, was zu essen wäre nicht schlecht. Einige hundert Meter neben dem Hotel hatten wir den Gasthof Hirsch gesehen, welcher mit einem Badischen Barbecue warb. Also ab unter die Dusche und zu Fuss auf den Weg gemacht.


Das Badische Barbecue füllte unsere Bäuche mit Unmengen an Salat, einer Ofenkartoffel, Forellenfilets und Lende im Speckmantel vom Grill. Eine rundum gelungene Sache! Der Weg zurück zum Hotel erschien nach dem Schlemmen auf einmal unbezwingbar. Morgen ist jetzt erstmal Pause angesagt. Ausschlafen, Frühstück genießen und vielleicht je nach Lust Nachmittags ein bisschen Geocachen. Dienstag wollen wir dann eine Runde durchs Elsass drehen und uns ein paar Fachwerkhäuser anschauen.