Bayerischer Wald – noch eine Corona Alternative

Vorgeschichte:

Eigentlich wären wir im Mai 3,5 Wochen in Portugal gewesen. Und dann im August mal ne Woche in Deutschland unterwegs. Das Thema Corona Pandemie hat uns heuer aber ein paar Striche durch die Rechnung gemacht. Wir wollen uns aber nicht beschweren, schließlich geht es uns super gut! Spontan waren wir dann im Mai schon in Deutschland unterwegs, genauer gesagt im Hunsrück. Dabei hat dann die Lichtmaschine von Ari (die 650er) das Zeitliche gesegnet. So mussten wir das Erzgebirge in der zweiten Urlaubswoche ausfallen lassen. Der Stator an der 650er ist inzwischen getauscht und die Technik somit wieder einsatzbereit. Spontan zwei Gleittage bekommen und schon kann man ins verlängerte Wochenende starten. Sa – Di ab in den Bayerischen Wald.

Tag 1 – Anfahrt:

Die Route für die Anfahrt führte uns erstmal über Weißenburg in Richtung Süden. Wir querten das Altmühltal und die Donau, bevor es langsam in Richtung Osten ging. In Schweitenkirchen gab es dann einen kleinen, aber feinen Zwischenstopp. Hier residiert Stephan Jaspers mit seiner auf Africa Twins spezialisierten Motorradwerkstatt – African Queens. Moment was wollen denn die Suzuki V-Strom Freaks bei nem Honda Africa Twin Spezialisten? Die werden doch wohl nicht?
Nein, werden sie nicht! African Queens ist auch DER Klim (Motorradbekleidung) Fachhhändler im süddeutschen, wenn nicht sogar im gesamtdeutschen Raum. Nachdem meine Revit Poseidon Hose nicht mehr aus der Reklamation zurückkommt und ich den Neupreis erstattet bekommen habe soll es jetzt eine Klim Hose werden. Ich probiere eine Klim Badlands Pro Hose von 2019 und weil sie mir so gut gefällt teste ich spontan auch noch eine 2020er Badlands Pro Jacke dazu. Dem Geldbeutel tut’s kurz weh, mein Grinsen ist dafür für die nächsten Tage/Wochen gesichert. Fast, aber auch nur fast hätte ich auch noch einen neuen Helm mitgenommen…

Nun endlich wieder in regenfesten Klamotten unterwegs kann es weiter in Richtung Osten gehen. Der Himmel deutet auch schon an, dass wir die Klamotten brauchen könnten. In der Bäckerei Weinzierl in Ergoldsbach kehren wir ein und gönnen uns was kleines zu Mittag. Moppedfahren und shoppen macht schließlich hungrig. Falls jemand ein Rezept für eine Tegernseertorte hat – immer her damit, wir sind leider nicht fündig geworden. Aber die müssen wir definitiv mal nachbauen.

Wir kommen flott voran, die Kilometer fliegen nur so dahin. Die neuen Sena Headsets (10C Evo und 30K) funktionieren hervorragend und wir quasseln quasi die ganze Zeit. Das Fahren in Deutschland ist irgendwie so unkompliziert, unanstrengend, fast schon langweilig. Um den Straßenzustand muss man sich keine Gedanken machen, für alles gibt es klare Regeln und 99% der Leute halten sich auch daran. Wir sind anderes von unseren Reisen gewohnt. Es ist erfreulich wenig los auf den Straßen. Das mag am nicht ganz so guten Wetter liegen.
Bis wir dann den Naturpark Bayerischen Wald erreichen kommen wir tatsächlich noch unter ein paar Regenwolken durch. Fazit – Sowohl Anjas Klim Artemis als auch meine Klim Badlands Pro sind dicht. Und das ganz ohne Regenklamotten drüberzuziehen. So muss das sein! Im Naturpark geht es nun stetig auf und ab und es stehen dichte Wälder neben den Strassen. Wir stoppen noch an einem Aldi und decken uns mit Wasser für die nächsten Tage ein, bevor es endgültig nach Herzogsreut zum Landgasthof Zur Neuen Post geht. Wir hatten zwecks Planung einfach mal in Garmin Basecamp die Routen der letzten 10 Jahre übereinander gelegt und geschaut wo Lücken sind, dabei ist uns der Bayerische Wald ins Auge gestochen. Booking.com hat dann den Landgasthof ausgespuckt und wir haben dort reserviert.

Das Deluxe Zimmer ist eine ehemalige Ferienwohnung mit zwei Zimmern und einer kleinen Küche (keine Kochplatten, aber eine Microwelle). Der Balkon ist riesig und geht ums Hauseck, so dass wir den ganzen Tag Sonne hätten. Bevor wir uns zum Abendessen in den Gasthof im Haupthaus begeben laufen wir noch eine „kleine“ 5km Runde durch die Natur. Auch dabei geht es auf und ab. Hungrig vom fahren und wandern gönnen wir uns dann Brotsuppe, eine riesige Vesperplatte und Zwiebelrostbraten. Mit maximaler Ranzenspannung (MRS) liegen wir direkt danach im Fresskoma in unseren Betten und freuen uns schon auf den nächsten Tag.

Tag 2 – Naturpark Bayerischer Wald:

Um Punkt 8 Uhr sitzen wir beim Frühstück. Bedingt durch das aktuelle Hygienekonzept gibt es kein Buffet sondern alles steht am Tisch, bzw. wird auf Wunsch gebracht. Wurst, Käse, Obst, Gemüse, Brot, Semmeln, Käsekuchen, Müsli, Eier, Saft und Tee – es fehlt an nichts und wir schießen uns wieder ins Fresskoma. Nach dem Frühstück legen wir uns nochmal „kurz“ hin. Der Vorteil dabei war dann, dass wir quasi den ganzen Regen verschlafen haben. Der Vormittag war von Nässe geprägt und wir habens verpasst.

Um kurz nach 12 Uhr wachen wir wieder auf und überlegen ob wir nun noch die geplante Tour durch den Bayerischen Wald fahren wollen. Das Navi sagt wir schaffen es bis um 18:30 der Tisch reserviert ist, also starten wir durch. Es ist Sonntag und die Straßen sind wie leergefegt. Das lässt uns dahinfliegen und wir genießen die Hügel und Kurven. Überall sattes Grün und frische Luft. Der Regen hat die Luft quasi nochmal extra reingewaschen. Es ist kunterbunt an den Strassenrändern – man merkt, dass man in einem Naturpark unterwegs ist. Hier blüht es überall.
Wir legen einen kleinen Stop ein um unsere mitgenommenen Äpfel zu essen und dann kurz vor der Unterkunft noch einen zweiten zum Tanken. Ansonsten sind wir voll im Flow und fliegen die 250km quasi am Stück ab.

Auch heute gehen wir vor dem Essen noch eine Runde laufen und erkunden die Gegend um Herzogsreut ein wenig. Es ist schon schön da!
Die Speisekarte im Landgasthof wird scheinbar täglich ein wenig angepasst und so gibt es heute eine Fleischstrudelsuppe, Hirschkalbsbraten und Krustenschweinebraten. Das Essen war ein Gedicht! Gut gesättigt, ausgelaugt und zufrieden fallen wir wieder früh ins Bett. Morgen wollen wir ein paar km mehr im Nachbarland Tschechien fahren.

Tag 3 – Böhmer Wald (CZ):

Wieder pünktlich um 8 Uhr gab es Frühstück. Heute mit frischen Semmeln vom Bäcker. Sonntags hat dieser scheinbar zu, daher gab es gestern Aufbacksemmeln. Wir sind begeistert und schlemmen nach Herzenslust um uns für den Tag zu stärken.

Heute legen wir uns nach dem Essen auch nicht wieder hin, sondern ziehen uns an und sitzen bei strahlendem Sonnenschein und blauen Himmel alsbald auf den Motorrädern. Nach nicht einmal 10km haben wir bereits die Grenze überquert und meine Zweifel, zu große Straßen eingeplant zu haben zerstreuen sich auch sofort. Kaum ist man etwas östlicher unterwegs werden die vermeintlich als „Bundesstraßen“ in den Karten gekennzeichneten Strecken zu kleinen kurvigen Traumpassagen. Der Grenzübertritt war unspektakulär und ohne Kontrollen. Sobald die Straßenschilder nicht mehr Deutsch sind fühlen wir uns irgendwie wohler. Das Gras ist grüner, die Luft frischer und irgendwie beginnt hier erst so richtig der Kurztrip. Wir sind raus, wir haben die Freiheit noch, die uns Corona kurzzeitig eingeschränkt hatte.

Der Weg zum Lipno Stausee ist kürzer als wir dachten. Hier wollten wir schon seit Jahren immer mal vorbeischauen, aber irgendwie hat es nie gepasst. Jetzt sind wir hier und legen gleich mal ein paar Fotostopps ein. Rund um den See findet man Campingplätze und touristische Angebote. Es gibt tolle Fahrradwege was dafür sorgt, dass die Strassen frei befahrbar sind. Nachdem ich ja neuerdings auch unter die Radfahrer gegangen bin, freut mich das umso mehr. Der See war nicht nur schneller erreicht als gedacht, nein wir waren auch schneller als gedacht daran vorbei. Wir fliegen auch heute nur so dahin, ergeben uns ganz dem Flow und genießen es an Flüssen entlang zu fahren, Hügel hoch und runter, durch saftige Wiesen und tiefgrüne Wälder zu cruisen führt zu einem Dauergrinsen. Die Ortschaften sind dünn gesät und der Verkehr ebenso.

Irgendwann kommen wir in ein Skigebiet, ich habe eigentlich keine Ahnung wo genau wir sind, verlasse mich völlig aufs Navi und die geplante Route. Hier ist deutlich mehr los und wir freuen uns als wir wieder abwärts fahren und weniger Menschen unterwegs sind. Einen Tankstopp müssen wir noch einlegen bevor es wieder über die Grenze nach Deutschland geht und wir eigentlich viel zu früh um kurz vor 16 Uhr wieder an der Unterkunft ankommen.

Der fahrerische Teil des Tages war perfekt und wir haben noch massig Zeit bis zum Abendessen um 18:30 Uhr, deshalb beschließen wir wieder eine kleine Wanderung zu unternehmen. Laut Karte führt uns der „Große Rundwanderweg Nr. 5“ in Richtung Hinterschmiding. Wenn wir dann irgendwann von diesem auf den Wanderweg Nr. 2 wechseln, sollten wir wieder zurück nach Herzogsreut kommen. Gesehen, ausgesprochen und schon laufen wir los. Ich habe die Kamera dabei und immer wieder machen wir Halt, um diese auch zu nutzen. Die Wiesen hier blühen so schön bunt und im Wald ist eine solche Vielfalt an Pflanzen zu sehen – warum muss man dazu einen Naturpark ausrufen? Warum kann es nicht überall so sein? Wir laufen 3,5 km Bergab…und was dann kommt war eigentlich klar. Wir müssen auch wieder rauf. In dieser Natur macht aber selbst das Spaß!

Zurück in der Unterkunft geht es schnell noch unter die Dusche und dann kommt was kommen muss… wir bauen wieder MRS auf. Heute mit einem Grillteller und einem Ratsherrenteller (Lende überbacken mit Käse und Pilzrahmsosse). Den Abend lassen wir dann auf dem Zimmer ausklingen und liegen wieder früh im Bett. Morgen geht es ja leider schon wieder nach Hause.

Tag 4 – Heimweg:

Man sollte den Bericht direkt an dem Tag schreiben über den er ist. Irgendwie ist mir das beim Heimweg aus dem Bayerischen Wald nicht gelungen, inzwischen sind wir schon unterwegs nach Frankreich und es ist August. Ich kann mich aber noch an viele Kurven, blauen Himmel genialen Fahrspass und Käsekuchen nach langer Suche nach einem Cafè erinnern. Der Ausflug in den Bayerischen Wald war aufjedenfall Bombe und wir hatten eine geniale Unterkunft mit super Essen! Das Fernweh ist wieder geweckt. Mal sehen was heuer noch möglich ist.

Rumänientour 2019 – Tag 02 – Trenčín – 659 km

Tag 2 und wir waren immer noch daheim… immer noch? Nein, wieder. Aber das sollte sich heute ändern. Wir wachten auf und der Blick zum Dachfenster steigerte die Motivation loszufahren ins Negative. Es regnete. Wir trödelten rum und kamen nicht so richtig in die Gänge. Duschen, Müsli, Sachen die wir gestern ausgepackt hatten wieder verstauen… Regenklamotten anziehen. Schon war wieder fast 9:30 Uhr. Da heute nicht mehr Sonntag war durften wir uns auf LKWs auf der Autobahn freuen und rechneten damit schlechter voranzukommen als gestern.

Das genaue Gegenteil war aber der Fall. Ruck Zuck waren wir an unserem gestrigen Wendepunkt vorbei und machten den ersten kurzen Stopp an einer Tankstelle. Dank des Regens und der kühlen Temperaturen waren die Finger steif und wir wollten uns einfach ein bisschen bewegen. Nachdem wir ein paarmal im Kreis gelaufen waren ohne die Moppedklamotten auszuziehen fuhren wir wieder weiter.
Kurz vor Prag dann der nächste Stopp. Wir brauchten Benzin für die Moppeds und etwas warmes für die Fahrer. Eine Rindersuppe und einmal Rindergulasch mit Serviettenkloß für insgesamt 5,20 EUR. Das waren mal Tankstellenpreise! Unser Sitzplatz war zu einem kleinen See geworden als wir die Tankstelle frisch gestärkt wieder verließen.

Der nächste Orientierungspunkt für uns war Brno. Nachdem wir daran vorbei waren verließen wir die Autobahn und folgten der E50 in Richtung Slowakei. Teilweise echt öde und hinter LKWs. Dann nach einem weiteren Tankstop beim Einhorn ging es erstmal ziemlich genial kurvig dahin. Wir ließen für ein paar km fliegen, bis uns Blaulicht ausbremste. Die Straße war vollgesperrt und wir sahen im weiteren Verlauf einen Autokran und ziemlich viel Feuerwehr. Den Blick aufs Navi um eine Umfahrung zu suchen konnte ich mir schenken da ein hilfsbereiter Tscheche uns anhupte und anzeigte dass wir ihm folgen sollen. Wir hatten ja nix zu verlieren, also fuhren wir ihm nach und tatsächlich nach ein paar Kilometern waren wir wieder auf unserer Route und hatten den Unfall umfahren. Sehr freundlich von dem Autofahrer!

Der Grenzübertritt in die Slowakei war unspektakulär und wenn da nicht ein Schild gestanden hätte, dann wäre es uns nicht aufgefallen. Wobei sich die Landschaft ein wenig verändert hatte. Es wurde hügeliger und die Wälder wurden mehr und dichter. Wäre es nicht schon so spät gewesen hätte ich noch einen Fotostopp eingelegt. Zwischen den grünen Hügeln war gerade der Nebel am aufsteigen. Aber nach dem langen Tag im nassen hatte ich einfach keine Lust anzuhalten.

In Trenčín führte uns das Navi zielstrebig zu unserer Unterkunft (Penzion Tiberia). Der Besitzer Mario ist redselig und fragt mich über meine Revit Klamotten und den Garmin inReach Mini aus. Nachdem wir unsere Sachen zum trocknen aufgehängt und uns mit einem heißen Tee aufgewärmt hatten befragten wir Mario nach Empfehlungen für ein Abendessen. Die Pivovar Lanius erreichten wir dann nach einem kurzen Spaziergang durch die Stadtmitte Trenčín’s. Auf dem Weg hatten wir noch die Lichtstimmung genutzt um ein paar Bilder der Stadt und ihrer Sehenswürdigkeiten zu machen.

Im Lanius gab es dann für mich Kartoffelspätzle mit einen slowakischen Käse und Speck, für Anja Schweinefleisch mit Gemüse auf getoastetem Brot. Die Portionen waren für uns genau richtig und so wanderten wir gut gesättigt wieder zurück zur Unterkunft um noch ein bisschen Routenplanung für den kommenden Tag zu machen bevor wir in unseren Einzelbetten 🙁 einschliefen.

Anmerkung: Von Reise zu Reise denke ich mir man kann sich nicht noch weniger vorbereiten… Für Sardinien hatte Anja den Reiseführer gelesen und wir machten die Routenplanung auf der Fähre. Für Schottland hatten wir lediglich die Northcoast 500 als Routenidee und planten dann von Tag zu Tag. Diesmal hatten wir einen Rumänien Reiseführer gekauft. Dieser begleitet uns ungelesen und wir werden versuchen ab und an mal etwas nachzuschlagen zu den Regionen in denen wir gerade eben sind. Wir wollen grob die Karpaten als Orientierung nutzen und Julia (Varatweety aus dem V-Stromforum) von Maedchenmotorrad.de fährt auch gerade in Rumänien rum und veröffentlicht täglich ihre Tracks., das ist dann unsere zweite Ideenquelle. Das muss reichen *g*

Rumänientour 2019 – Tag 01 – Zurück auf Start – Zuhause – 414 km

Die Motorräder hatten frische Reifen und frische Ketten drauf. Der Ölstand war geprüft und das Öl für die Kettenöler war aufgefüllt. Die Bremsbeläge hatten noch ordentlich Material drauf. Die Wohnung war aufgeräumt und geputzt. Die Koffertaschen waren gepackt und das Zeugs fürs Topcase war in einer Klappkiste. Wir waren quasi startklar. Um 7 Uhr klingelte der Wecker. Allerdings weckte er mich nicht auf, ich war nämlich schon wach. Fünf Minuten vor 7 Uhr war ich bereits aufgewacht. Die Vorfreude sorgte dafür dass meine innere Uhr mich weckte.
Wir ließen es gemütlich angehen. Erstmal wurden noch die Blumen mit Wasser versorgt, dann ein Müsli und zu guter letzt die Taschen und den Kleinkram auf den Moppeds verstaut. Um 9:30 waren wir dann soweit und verließen den heimischen Hof. Tag 1 sollte wie immer unspektakulär werden. Bis Schwabach Landstraße, dann ab auf die A6 und über Prag bis in die Slowakei. Auf Höhe Nürnberg war dann erstmal Stau angesagt und wir stellten uns brav mit an. Die A9 war vollgesperrt und deshalb war die A6 ein bisschen überlastet. Nachdem der Stau vorüber war hatten wir die Autobahn dann fast für uns allein. An einem Sonntag Autobahn in Richtung Tschechien fahren macht einfach Spass. Wir rollten gemütlich mit konstanten 130 km/h dahin. Der Himmel war bewölkt, die Temperaturen gerade so zweistellig aber es war immerhin trocken. Um ca. 11 Uhr überquerten wir dann die Grenze und nach weiteren 30 km stoppten wir an einer Shell um uns etwas warmes zu trinken zu holen und die Benzinvorräte aufzufüllen.

Einen Cappuccino, eine heiße Schokolade und einen Toilettengang später fiel mein Blick dann in meinen Unterfahrschutz… da glänzte doch etwas feucht… Erstmal der Standard V-Strom Griff an den Kupplungsnehmerzylinder um zu prüfen ob er noch dicht war….Nein… Nasse Finger… ABER, das war doch keine Bremsflüssigkeit… genauer hingeguckt… Öl!!! Wo zum Teufel kam da Öl her?
Also Werkzeug raus, den Kupplungsnehmerzylinder (KNZ) abgebaut, die Ritzelabdeckung weggeschraubt und Getriebeausgangswelle und Kupplungsdruckstange geprüft. An der Kupplungsdruckstange kommt Öl raus. Die passende Dichtung hierfür hätte ich zuhause liegen. Man muss aber um sie wechseln zu können das Ritzel ausbauen. Um die Ritzelmutter zu lösen braucht man einen Schlagschrauber.

Was tun? Bei einer Distanz von 200 km bis nach Hause und voller Flexibilität da nichts gebucht war (fast nichts, nur die Unterkunft für heute Abend) fiel uns die Entscheidung nicht schwer. Nachdem wir der heutigen Unterkunft eine kurze Email mit der Bitte um eine Verschiebung der Buchung um einen Tag geschrieben hatten fuhren wir noch bis zur nächsten Ausfahrt und drehten um. 200 km später um ca. 14:30 rollten wir wieder auf den heimischen Hof.
Alles wieder auf Null. Nachdem Elli von den Koffern befreit war machte ich mich auf die Suche nach der Dichtung. Zwei Stück fand ich in der V-Strom Teilekiste, also konnte die Operation beginnen. Eine gute Stunde später war wieder alles dicht und wir machten uns auf zu einer Probefahrt. Zum Abschluss ebendieser wurden die Maschinen nochmal vollgetankt und startklar wieder in die Garage geschoben. Statt Slowakischer Hausmannskost gab es dann Salat und Lasagne a lá Mama und dann ging es nicht ins fremde sondern ins eigene Bett.
Morgen werden wir dann den zweiten Anlauf starten um unsere Tour nach Rumänien zu beginnen.

Prag – Die Goldene Stadt zur Weihnachtszeit

Unser Advents-Städtetripp führte uns 2016 nach Prag. Auch wieder eine Stadt, die für ein verlängertes Wochenende gut zu erreichen ist und uns schon lange mal interessierte. Die Wahl des Transportmittels fiel schnell auf das Auto. Wir können uns weder für eine Zugfahrt, noch für eine Busfahrt wirklich begeistern. Liegt zum Teil auch daran, dass wir trotzdem erst mal auf ein Auto angewiesen sind, um überhaupt zu einem Zug- oder Busbahnhof zu kommen und auch unser voluminöses Gepäck macht es nicht besser (auch für nur 3 Tage schaffen wir es einen Skoda Superb Kofferraum vollzuschlichten – ich weiß, ein Luxusproblem).
Eine Nachfrage bei Sunny, ob sie mitgehen will, hatte strahlende Augen zur Folge. Schnell wurde das Hotel nochmal gewechselt und alles auf 3 Personen ausgelegt.

Wir starteten am Donnerstag Abend nach der Arbeit, das hatte sich die letzten Jahre bewährt. Um kurz nach 21:00 Uhr rollten wir – durch unendliche Einbahnstraßen – in die Altstadt und damit vor unserem Hotel ein. Laut Booking.com und der Homepage des Hotels seien Parkplätze vorhanden, eine Reservierung nicht erforderlich.
Ich staunte nicht schlecht, als Tobi nach dem Check In wieder am Auto war und uns in unseren Parkplatz stauchte: die Lücke zwischen zwei Häusern – das eine wegen Einsturzgefahr abgestützt – war mit einem Eisentor verschlossen. Voila, ein privater Parkplatz für 3 Autos. Unseres war das dritte. An der Rezeption checkte 10 Minuten nach uns jemand ein, der sich auch darauf verlassen hatte, einen abgesperrten Parkplatz zu bekommen… Sie bekam die Aussage, alles sei voll und sie müsse sich auf der Straße irgendwo was suchen. Tja, da erschien mir unser aktuelles Problem, wir sollten für die drei Tage unseren Autoschlüssel hinterlegen, weil wir nun ganz vorne stünden und der BMW hinter uns evtl. raus muss, gar nicht mehr so dramatisch. (Zu diesem Problem sei schon mal gesagt, der von uns eingeparkte BMW stand nach 3 Tagen bei unserer Abreise noch immer unangetastet auf seinem Platz, alle Aufregung umsonst).

Wir schleppten den Inhalt des Superb-Kofferraums auf einmal in unser Hotelzimmer – nach uns wurde ja wieder abgesperrt und packten erst mal aus.

Der erste Tag startete gut gestärkt nach dem Frühstück mit dem Gang zur U-Bahnstation und der Suche nach einem Fahrkartenschalter, an dem wir ein 3 Tagesticket für 310 Kronen erwerben können… Fehlanzeige! Nach längerem Suchen fanden wir in einem Kiosk, welcher in einer Art unterirdischen Einkaufszentrum gelegen war, eine Ticketverkaufsstelle.
Danach folgte nahtlos das nächste Dilemma: wir stiegen in die falsche U-Bahn, stiegen an der nächsten Haltestelle wieder um, hielten an einem U-Bahnhof, der eine Info haben sollte um endlich an einen brauchbaren Plan der Öffentlichen Verkehrsmittel zu kommen, fuhren bis zur Haltestelle an der wir in die Tram wechseln wollten, kamen an einer Stelle wieder ans Tageslicht, an der keine Tramhaltestelle war, liefen wieder in die falsche Richtung, korrigierten 2 Mal die Richtung und konnten dann endlich bis zum Petrin – dem Hausberg – gelangen, wo uns eine Standseilbahn nach oben bringen sollte.

Ich dachte ja immer, einen recht guten Orientierungssinn zu haben. In Prag hatte ich den irgendwie daheim vergessen. Insgesamt 2 Tage lief ich grundsätzlich in die entgegengesetzte Richtung, in die wir eigentlich wollten. Das ist echt frustrierend. Es wollte sich aber auch kein anderer bereit erklären, die Führung zu übernehmen…

Endlich auf dem Petrin angelangt, haben wir wegen des vielen Desorientiert-Seins gleich mal vergessen, ein Bild von diesem Berg aus auf die Stadt zu machen. Wir liefen schnurstracks durch die Parkanlage, am Eifelturm (eine Kopie des Pariser Originals) vorbei bis zum Strahov Kloster. Hier drehten wir wieder ein paar Runden, bis uns Google Maps die richtige Richtung verraten hatte.
Ein bisschen außer Puste kamen wir am Hradschin um Punkt 12 Uhr zum Wachwechsel an. Menschenmassen drängten sich vor dem Tor, hätten wir ein bisschen schneller geschalten und den Wachwechsel sein lassen, hätten wir ohne Anstehen in den Burgkomplex gelangen können. Kaum war das Spektakel zu Ende formte sich aus der unförmigen Masse an Menschen eine 100 m lange Schlange. Wir statteten dem Weihnachtsmarkt direkt nebenan noch einen Besuch ab und reihten uns danach in die Schlange der Wartenden ein. Während des Wartens nahmen wir einen Stehimbiss in Form von mitgebrachten geräucherten fränkischen Bratwürsten zu uns. Da kann man sagen was man will, die sind halt einfach gut.

Der Burgkomplex an sich ist kostenfrei zu betreten, hier wurden nur Sicherheitskontrollen durch die Polizei durchgeführt. Im Innenhof angekommen wollten wir uns die sehenswerten Highlights nicht entgehen lassen. Um in den Sankt-Veits-Dom und das Goldene Gässchen zu kommen benötigt man eine Karte, die den Eintritt in alle Gebäude auf dem Hradschin beinhaltet.
Gerade heute war der Dom für Besucher geschlossen. Was nun?
Die Karte kaufen und den Dom (weswegen wir hauptsächlich hier herauf sind) weglassen? Morgen wiederkommen? Dafür was anderes weglassen?
Nachdem ich meinen inneren Choleriker wieder unter Kontrolle hatte, entschieden wir uns dafür, die Gebäude nur von außen zu betrachten und gelangten auf der anderen Seite des Bergs wieder nach unten.

Von hier aus zogen wir uns in die Kleinseite und fanden uns an der St.-Niklas-Kirche wieder. Am Turmaufgang war nichts los und schon machten wir uns über die 303 Stufen auf den Weg nach oben. Hier war kein Gedränge und so konnten wir uns Zeit lassen, während wir unseren Blick über Prag schweifen ließen und das erste Mal die Karlsbrücke in Augenschein nahmen. Der Kirche selbst hätten wir auch noch einen Besuch abgestattet, aber sie war zu…. Das schien uns irgendwie zu verfolgen…

An der Karlsbrücke auf der Kleinseite angekommen erspähten wir noch die letzten Straßenkünstler und Ramschverkäufer, die in der Dämmerung ihre Stände zusammenpackten. Sunny und ich schlenderten über den Weihnachtsmarkt unterhalb der Brücke, während Tobi sich schon am Ufer der Moldau für die Blaue Stunde einrichtete.

Ziemlich durchgefroren machten wir uns auf die Suche nach was Essbarem. Wir überquerten die Moldau auf der Karlsbrücke und liefen geradeaus durch die Karlova. Vorbei an kleinen Geschäften und den ersten (und fast auch einzigen) Anzeichen von Weihnachten. Das Weihnachtsfeeling fehlte hier ein bisschen. Es waren fast keine Straßen und Gassen geschmückt oder von Lichterketten erleuchtet.

Ich glaube, dass der Weihnachtsmarkt, auf dem wir Prager Schinken gegessen haben, auf dem Marianske namesti war… Sicher bin ich mir aber nicht, das mit der Orientierung war ja nicht so einfach.
Irgendwann fanden wir uns auf dem Altstädter Ring wieder. Genau zur vollen Stunde drängten wir uns mit hunderten von Leuten vor dem Altstädter Rathaus zusammen, um – wenn wir gerade schon mal da sind – die 12 Apostelfiguren sehen zu können, die jede volle Stunde aus zwei Luken in der Astronomischen Uhr schauen. Das ist aber auch schon alles, was dabei passiert, die Uhr bzw. um die Uhr herum bewegt sich sonst nichts.
Die Menschenmassen verschoben sich daraufhin geballt auf den Platz, auf dem der größte und bekannteste Weihnachtsmarkt Prags stattfindet. Wir hatten ja zum Glück schon den größten Hunger gestillt, wollten aber nicht ohne einen Trdelnik ins Bett. Die Baumkuchen haben mich schon in Budapest jeden Abend bis zu meinem Bett begleitet. Auch hier fanden sie sich an jeder Ecke, vor allem auf den Weihnachtsmärkten.
Tobi ist da eher der herzhafte und hat sich noch mit einer Tüte frittierter Kartoffelspiralen für den Rückweg zum Hotel eingedeckt.

Der zweite Tag begann zögerlich, die Füße taten schon vom ersten Tag weh, die Schultern wollten nicht wieder den Rucksack tragen und das Bett wäre auch noch schön warm gewesen.
Heute starteten wir am Wenzelsplatz. Die U-Bahn brachte uns direkt dorthin und wir verschafften uns auf der Seite des 750 m langen Platzes, an der die Wenzel-Statue steht, einen Überblick.
Wir schlenderten durch den kleinen Weihnachtsmarkt und so langsam kam auch die Enttäuschung etwas durch. Die Buden, die Langos, Trdelnik, Prager Schinken, Würstchen und Maronen verkauften waren alle gleich. Gleiches Essen, gleiche Preise, gleiche Aufmachung, sogar die Klamotten der Belegschaft sahen aus, wie auf den anderen Weihnachtsmärkten auch. Also alles von einem Händler. Sehr Schade, lieben wir doch gerade das individuelle, einzigartige und traditionelle. Das haben wir auch letztes Jahr schon in Straßburg festgestellt, mit dem Striezelmarkt in Dresden kann selten einer mithalten.
Nichtsdestotrotz haben wir zumindest Sunny wieder was Neues zeigen können: Langos! Auseinander gezogener Hefeteig, im Fett gebacken, mit Knoblauch, Käse und normalerweise Schmand, wurde hier mit Ketchup ausgegeben. Machte nichts, schmeckt trotzdem lecker.
Sunny hat zuhause direkt den nächsten Weihnachtsmarkt aufgesucht und sich gleich nochmal einen geholt… ohne Ketchup, dafür mit ordentlich Knoblauch und Schmand.

Der Reiseführer sah jetzt die Erlebnistour „Wie man durch Häuser geht – Ein Passagenbummel“ vor. In Prag sind in vielen der Häuser Innenhöfe angelegt, oder einfach nur Gänge, um in die nächste Parallelstraße zu kommen. Manchmal ungeschmückt, manchmal mit kleinen Läden, manchmal finden sich ganze Einkaufscenter. Coole Sache… wenn man den Eingang zu diesen Durchgängen findet… Nach ein bisschen Suchen fanden wir in die Lucerna-Passage, in dem Eisenbetonbau befindet sich neben Kinos, Gaststätten und Geschäften auch der ironische Kontrapunkt zum Heiligen Wenzel auf dem Wenzelsplatz. Der Heilige Wenzel sitzt bäuchlings auf einem an den Beinen aufgehängten Pferd.
Von da aus ging es direkt weiter in die Svetozor-Passage und durch den Franziskanergarten bis zur gotischen Kirche Maria Schnee. Nach einem Besuch in dem eigentlich als Krönungskirche geplanten Gotteshaus zogen wir uns zum Jungmannovo namesti und in die Adria Passage. Ging es bisher noch relativ ruhig zu, so fanden wir uns jetzt wieder im Großstadttrubel wieder. Am Kohlenmarkt angekommen ließen wir uns auf einer der Bänke nieder, genossen die Sonne und überlegten, wie wir den restlichen Tag gestalten wollten.
Wir schlenderten durch die Gassen, ließen uns treiben, schauten in die Schaufenster der Geschäfte. Das Gedränge wurde immer dichter, je näher wir dem Altstädter Ring kamen. Auf dem Platz war nachmittags schon fast kein Durchkommen mehr möglich. Unser eigentliches Ziel, die Teynkirche, hatte noch geschlossen und würde erst wieder in einer halben Stunde öffnen. Wir setzten uns in ein Cafe, tranken was Warmes und ließen den Trubel Trubel sein.
Nach dem Besuch der Teynkirche war es schön wieder draußen zu sein. In den Kirchen ist es eisigkalt, da geht man gerne wieder raus.

Die Goldene Stunde stand an, heute schien sogar die Sonne und wir wollten die Chance nutzen, ein paar Bilder der Goldenen Stadt machen zu können, wenn sie auch gerade golden funkeln sollte. Wir machten uns auf den Weg zum Pulverturm, schauten ohne Eile noch einem Straßenkünstler zu und stiegen die Stufen auf die Aussichtsplattform empor. Auch hier hatten wir Glück, nur Wenige hielten sich mit uns zusammen auf dem Turm auf. Wir sahen der Sonne beim Untergehen zu und Tobi hatte plötzlich die Erkenntnis des Tages! Zur Blauen Stunde auf dem Brückenturm stehen zu wollen.
Von hier oben aus, sah der Turm gar nicht so weit weg aus…. Wir stolperten also die Stufen wieder nach unten, stürmten dann der hakenschlagenden Sunny, die unermüdlich wie ein Duracell-Hase durch die Menge pflügte hinterher und konnten mit viel Hetzerei ein wunderschönes Abendrot am Ufer der Moldau sehen. Danach liefen wir nahtlos weiter zum Brückenturm und eilten die Stufen empor. Da oben ist es echt eng, will man dann auch noch in Ruhe ein paar schöne Bilder machen, verliert man ziemlich schnell die Geduld. Der Ausblick auf die in der Nacht erleuchteten Bauwerke ist wunderschön, aber der Holzboden bewegt sich bei jedem Schritt, damit ist ein ruhiger Stativstandpunkt nicht so einfach zu finden.
Bezüglich des Abendessens hatten wir – noch – die Ruhe weg. Das sollte sich bald als Desaster entpuppen. Wir wollten zum Abschluss noch landestypisch Abendessen gehen. In Ermangelung eines Platzes in einem Lokal fanden wir uns irgendwann auf dem Altstädter Ring wieder. Wir aßen uns durch die Buden und hatten das Essen im Gasthaus auf den nächsten Tag verschoben.

Unser letzter Tag begann – man soll es kaum glauben – mit nur einem mal Verlaufen in der Josefstadt. In dem alten jüdischen Viertel finden sich mehrere Synagogen. Mit dem Eintritt von 480 Kronen ist der Eintritt in allen Synagogen und dem alten jüdischen Friedhof abgedeckt. Sunny konnten wir noch zu einem Schülertarif durchbringen und so reichte unser Bares gerade so – eine Kartenzahlung ist dort nicht möglich.
Unsere erste Synagoge ist die wunderschön in Gold- und Brauntönen verzierte Spanische Synagoge, ein warmes und einladendes Gotteshaus. Der darauffolgende Besuch der Pinkassynagoge war beklemmend, erschütternd und traurig. Die Wände der Synagoge wurden mit 77 297 Namen, Geburts- und Sterbedaten von ermordeten Juden aus Böhmen und Mähren beschrieben. Die Ausstellung im ersten Stock zeigt Tagebücher, Briefe und Kinderzeichnungen aus dem KZ Theresienstadt.

Danach führte der Weg durch den alten Jüdischen Friedhof, ein über die Jahre wegen Platzmangels aufgehäufter Friedhof. Die Toten liegen in mehreren Lagen übereinander, die verwitterten Grabsteine reihen sich dicht an dicht. Wer hier Ruhe sucht, wird sie nicht finden. Es schlängelt sich ein einziger Weg hindurch bis zur Zeremonienhalle, den jeder Touri und jede Reisegruppe nehmen muss. Neben der Zeremonienhalle befindet sich die Klausensynagoge, sie ähnelt – wie auch die Maiselsynagoge mehr einem Museum. Dafür ist die Altneusynagoge eine kleine aber authentische Synagoge in der man auch sieht, dass noch Gottesdienste gehalten werden. Männer bekommen übrigens eine mit Werbung bedruckte Einmal-Kippa, die auf haarlosen Köpfen nicht so richtig halten will…

Als nächstes fuhren wir einfach noch ein bisschen mit der Tram durch Prag, Sightseeing ohne schmerzende Füße. Unser letzter Stop bevor wir die Heimreise antreten konnten war ein Besuch im „Lokal“. Hier gibt es einfache böhmische Küche aus regionalen Zutaten – ein guter Abschluss unserer Prag-Reise.

Erzgebirge und Tschechien 2014 – Tag 2 – 305km

Der heutige Tag begann mit einem Blick aus dem Fenster. Es erwartete uns blauer Himmel und strahlender Sonnenschein.

k-ERZ_2 (1)

 

Schnell unter die Dusche und dann ab zum Frühstück. Unerwartet viele Leute beim Frühstück… letztes Mal als wir hier genächtigt haben war quasi nix los. Egal wir haben uns erstmal von vorne bis hinten durchs Buffet gegessen. Das ist hier garnicht so einfach, wir kennen kein Frühstücksbuffet was mehr Abwechslung bietet. Alleine 10 Sorten Käse (unter anderem Limburger), 8 Sorten Wurst (sogar Blutwurst), 6 selbst gemachte Marmeladen, Obstplatten, Gemüseplatten, 6 Sorten Semmeln, 3 Sorten Brot und noch vieles mehr stellt einen mal wirklich vor die Qual der Wahl! Eigentlich waren wir nach dem Essen reif für einen Verdaungsschlaf, aber wir hatten ja noch etwas vor.

Also packten wir unsere Sachen und starteten wieder in Richtung Tschechische Grenze. Mit jedem Meter den wir höher kamen wurde die Sicht schlechter. Nebel begrüsste uns mal wieder, und er sollte uns heute ziemlich lange begleiten. Sichtweiten von unter 30 Metern machen auf dem Motorrad nicht so den riesen Spass. Alles ist Nass und es zieht einem eine Kälte in die Knochen die echt unangenehm ist. So gibt es leider über den Vormittag nicht viel zu sagen und auch nicht wirklich viele Bilder, da wir schlicht fast nix gesehen haben. Wir kamen durch einige Dörfer und fanden in Janov alte Hochhäuser, teilweise leer stehend, teilweise saniert und bewohnt. Hier machten wir eine Teepause, wie gut dass wir die Thermoskanne dabei haben. Während der Pause passieren uns immer wieder Motorräder. Scheinbar sind wir auf einer interessanten Strecke. Korrekt, direkt nach dem verlassen des Ortes begrüßt uns ein herbstlicher Wald und eine Kehre nach der anderen. Wir lassen fliegen und so langsam kommt auch endlich die Sonne raus und der Himmel kämpft sich seinen blauen Farbton zurück.

Wir bleiben weitgehend auf dem Bergkamm und folgen dem Verlauf der Grenze im inneren Tschechiens. Die Landschaft wird felsiger, der Wunsch nach Wanderschuhen regt sich in mir, aber wir streben weiter in Richtung Elbe. An einem Stausee stoppen wir nochmals für ein Teepäuschen, eine Dreiergruppe (2xBMW und 1xKTM) gesellt sich zu uns und wir quatschen über Anjas Alukoffer. Auf den ersten Blick wirken sie deutlich zügiger als wir heute unterwegs sind, also lassen wir sie vorneweg und verweilen noch einige Minuten. Nach nur 5 Minuten Fahrt hängen wir Ihnen wieder an den Fersen. Leichte Fehleinschätzung, aber egal wir cruisen hinter ihnen über kleinste Straßen weiter. Auch ein weiterer Stop um die Ghost anders zu positionieren reicht nicht damit sie uns abhängen. Anja fragt mich Abends ob ich unbedingt an ihnen dranbleiben wollte… scheinbar hab ich unbewusst die Geschwindigkeit angezogen. Irgendwann biegen sie links ab um die Grenze zu überqueren. Wir wollen allerdings weiter bis Decín.

Von hier aus folgen wir der Elbe bis Bad Schandau. Wir vergleichen die Sächsische Schweiz mit der Fränkischen Schweiz und müssen leider feststellen dass es uns nicht möglich war an einem Samstagnachmittag zu einem Stück Kuchen und einem Kaffee zu kommen. Insofern gewinnt bei unserem Vergleich ganz klar die Fränkische Schweiz. Trotz mehrfacher Versuche konnten wir keine Location finden welche geöffnet war oder Kuchen hatte. Warme Küche mitten am Nachmittag dagegen wäre kein Problem gewesen.

Also zogen wir einfach weiter unseren Bogen im Dunstkreis von Dresden um über Freiberg wieder zurück nach Marienberg zu gelangen. Hier hätte ich eventuell noch etwas großzügigeren Abstand zu Dresden halten sollen bei der Planung. Auf den letzten Kilometern zog sich dann auch langsam der Himmel wieder zu und die Temperatur fiel deutlich. Griffheizung an und ab zur Drei Brüder Höhe. Eine heiße Dusche und das Abendessen warteten schon auf uns. Wir fragten uns immer noch was Anja eigentlich gestern ausgewählt hatte… Lende mit Tomate und Mozarella überbacken an einer Frischkäsebemme. Es stellte sich heraus dass eine Frischkäsebemme einfach ein Bauernbrot mit Frischkäse ist. Diese Kreation werden wir aufjedenfall mal nachkochen da sie erfrischend anders und sehr lecker war.
Morgen wollen wir eine vom Hotelbesitzer vorgeschlagene Tour wahrnahmen und einige Burgen und Schlösser „erfahren“.

Erzgebirge und Tschechien 2014 – Tag 1 – 340km

Nachdem wir heuer noch ziemlich viel Urlaub zum Ende des Jahres unterbringen mussten fassten wir den Entschluss nochmal eine Location anzufahren welche wir bereits 2013 auf der MSD Ostroute besucht hatten. Das Berghotel Drei Brüder Höhe sollte unser Basislager für 5 Tage Urlaub werden. Wiedermal plagten mich kurz vor der Tour andere Sorgen als die Routenplanung. Erstmal musste ein neuer Helm her, dann wurde noch die Gopro in Rente geschickt und eine Drift Ghost-S angeschafft. Als Grundlage für die Routenplanung lies ich mir vom Hausherren des Hotels einige Routen schicken, schaute mir die Routen vom V-Stromtreffen im Erzgebirge an und erhielt freundlicherweise noch einiges Material zu Tschechien von einem Mitglied des V-Stromforums.

Die Anfahrt sollte auf jeden Fall einen anderen Weg nehmen als 2013. Man will ja nicht immer dasselbe sehen. Die MSD Route läuft innerhalb Deutschlands an der Grenze entlang. Wir wollten diesmal die Route durch Tschechien angehen. Also Quick and Dirty was mit dem motoplaner.de unter dem Motto Autobahnen vermeiden aufs GPS geworfen. Und schon kam der Tag der Abfahrt. Der Wetterbericht war uns hold. Aber was sahen unsere Augen am Morgen der Abfahrt? NEBEL!!! Ein wenig unmotiviert und Träge starteten wir kurz nach 10 Uhr um erstmal irgendwie um Nürnberg rum zu kommen. Erstes Ziel war Hersbruck. Das GPS wollte uns immer wieder auf die Autobahn lotsen – hatte ich nicht Autobahnen vermeiden bei der Planung ausgewählt? Naja egal ich improvisierte. Ein kleines Stück Autobahn bauten wir aber doch ein, von Schwabach bis Nürnberg. Und wir standen gleich mal im Stau. Kurz vor uns hatte es brachial gekracht. Drei Autos und ein Wohnmobil waren beteiligt. Mit den unschönen Bildern im Kopf ging es dann kurz nach 11 endlich runter von der Bahn und die Tour konnte so richtig Beginnen. Noch ein kurzer Stop und die Actioncam aktiviert. Dann ab nach Hersbruck. Von da aus durchs obere Pegnitzttal unter den nostalgischen Eisenbahnbrücken hindurch zielstrebig in Richtung Waldsassen.

Hier wollten wir einen Besuch nachholen welchen wir auf der Clubausfahrt mit den Herpersdorfern leider ausfallen lassen mussten. Das Cafe Latte hat einen recht guten Ruf was die selbst gemachten Torten angeht. Wir wollten diese ausgiebig testen.
Passend zur Pause wurde es diesig und der Himmel zog sich zu. Wir beschlossen den Gastraum im Inneren zu nutzen. Zwei Stücke Torte und eine Nussecke später erstrahlte der Himmel wieder in wunderschönem Blau und wir konnten aufgewärmt durch heisse Schokolade und eine Latte die Weiterfahrt antreten. Kurz vor dem Ortsende von Wladsassen stand auch diesmal wieder die Bundespolizei und kontrollierte Rückkehrer aus dem Nachbarland. Wir grüßten freundlich und machten uns auf den Weg in eben dieses. Aufgrund einer Baustelle in Cheb hatte sich ein ca. 5 km langer Stau gebildet. Wir beschlossen recht zögerlich uns an den stehenden Autos vorbeizuschlängeln. Mit voller Kampfbreite dank Koffern macht das einfach keinen Spass. Als wir den Stau endlich hinter uns hatten bogen wir auch schon bald auf immer kleinere Strässchen ab und erfreuten uns an einer herbstlichen Landschaft und vielen kleinen Ortschaften. Die Durchschnittsgeschwindigkeit war eher träge, aber wir wollten ja auch einiges sehen und nicht nur vorbeihetzen.

Wir hielten uns diesmal auf der Tschechischen Seite der Grenze und folgten den GPS Daten von Wolfi aus dem V-Stromforum. Und ich kann nur eines sagen: WOW!!! Damit hätten wir nicht gerechnet. Immer wieder bin ich überrascht was man in Ländern vorfindet obwohl man eigentlich eine ganz andere Vorstellung hat. Wir folgten einem sehr kleinen Weg immer etwas bergauf. Die Straße war in einem schlechten Zustand, ein Bach begleitete unseren Weg durch den dichten Wald. Und plötzlich öffnete er sich und bot uns eine „Hochebene“ dar. Eben noch umgeben von sattem Grün schon hatten wir eine schier unendliche Weite vor uns. Wir stoppten an einer Brücke und ließen die Landschaft auf uns wirken. Der Nachmittag war schon gut voran geschritten und wir genossen die Lichtstimmung.

Auf dem Fichtelberg legten wir noch einen Tankstop ein um dann noch ein Stück an der Grenze entlang auf dem Bergkamm entlang durch Tschechien zu fahren. Die Talsperre von Preßnitz ist ein äußerst imposanter Stausee. Nachdem wir diesen passiert hatten kam auch schon bald die Abzweigung zurück nach Deutschland. Unsere Unterkunft wartete schließlich mit der gebuchten Halbpension auf uns.

Marienberg war schnell durchquert, die Motorräder in der Drei Brüder Höhe gleich im Hinterhof abgestellt und schon wurden wir mit dem Zimmerschlüssel begrüsst. Der Ausklang des Tages fand bei einem vorzüglichen Drei Gänge Menü statt. Und nachdem doch einige nachgefragt hatten ob es wieder was zu lesen gibt sitze ich nun hier am Zimmer und tippe diese Zeilen, sortiere Bilder und schneide Panoramen zusammen.

Morgen geht es nochmals nach Tschechien auf den Spuren von Wolfi. Dann schauen wir mal, weiter habe ich noch nichts geplant.