Route des Grandes Alpes – Tag 01 – 353km – Eberfingen

Eigentlich beginnt diese Reise mit Tag 0 – Und der Tag 0 ist Samstag der 01. August 2020. Eigentlich wollten wir an diesem besagten Samstag losfahren. Aber es kommt dieses Jahr (Jahr der Coronakrise 2020) alles anders als man denkt. Unsere bisherigen Pläne für 2020 wurden alle etwas durchkreuzt. Istanbul im März – gecancelt, der spontane Ersatztrip in den Harz genauso spontan wieder abgebrochen. Der Trip in den Hunsrück musste wegen Lichtmaschinenschaden an Anjas 650er etwas umgestaltet werden und die folgende Woche Erzgebirge gecancelt werden. Spontan waren wir dann noch ein verlängertes Wochenende im Bayrischen Wald. Danach hatte die 650er „Schluckauf“ was letztendlich nach dem Tausch des Benzinfilters (im Tank verbaut) auf einen Wackelkontakt an einem Stecker zur Zündung zurückgeführt werden konnte. Einmal auseinander und wieder zusammen und schon war der Schluckauf weg. Also die Steckverbindung noch mit einem Kabelbinder gesichert und seither läuft sie wieder tadellos. Aufgrund des Lima Schadens haben jetzt beide Moppeds ein Voltmeter bekommen damit wir sowas zukünftig frühzeitig erkennen können und nicht erst wenn die Batterie leer ist. An der Dicken wurden noch die Heizgriffe getauscht weil sie glatt wie ein Babypopo waren und keinerlei Grip mehr boten. Und dann könnte es ja eigentlich am Samstag den 01.August losgehen. Aber wir hatten die Rechnung ohne das Wetter gemacht. 37 Grad im Schatten und ausreichend Zeit für das was wir gesamtstreckenmässig ins Auge gefasst haben machte uns die Entscheidung leicht einen Tag später loszufahren. Für den Sonntag war zwar Regen gemeldet, aber dafür angenehme 20° – 25° Grad Celsius. Das Packen wurde dadurch auch etwas stressfreier weil es nicht am Freitag nach der Arbeit erledigt werden musste. So sattelten wir also die „Pferde“ am Sonntag morgen. Um 9:45 Uhr waren wir dann, wie immer einen gute Stunde später als geplant, startklar und verließen Bürglein auf wohlbekannten Wegen.

Über Feuchtwangen ging es nach Dinkelsbühl wo wir massiven Gegenverkehr bekamen – da musste wohl ein Stau auf der Autobahn sein weil alle möglichen „nordischen“ KFZ-Kennzeichen plötzlich auf der typischen Ausweichstrecke unterwegs waren. In Dinkelsbühl ging dann im dahinrollen plötzlich Elli (die 1000er) aus. Nanu… was ist denn da los. Erstmal wieder auf den Anlasser gedrückt – sie springt an, stottert und geht wieder aus – wieder auf den Anlasser, direkt ein bisschen Gas und das gehalten – läuft – Gas weg – stottern, aus. Ich lege meinen Kopf auf den Tankrucksack und fühle mich einfach nur erschöpft. Jetzt ist die 650er wieder in Ordnung, da muss etz die große Anfangen zu zicken… Die zwei Diven machen es uns nicht leicht. Also nochmal anlassen und mit ordentlich Gas erstmal raus auf einen Parkplatz. Mal ein bisschen mit dem Gas gespielt und sie geht zumindest nicht mehr aus. Allerdings ist die Leerlaufdrehzahl gefühlt zu niedrig 800 – 1000 Umdrehungen. Naja bleib ich eben erstmal etwas mehr am Gas. An der Jet Tanke in Dinkelsbühl noch schnell die Fässer gefüllt und schon geht es weiter. Der angesagte Regen bleibt erstmal aus und wir erfreuen uns an den angenehmen Temperaturen.

Als wir durch Ellwangen fahren merkt Anja an dass sie Hunger bekommt und fragt ob wir nach Aalen reinfahren oder nur vorbei. Ich hab keine Ahnung was das Navi für uns bereithält und wir lassen uns an Aalen vorbei navigieren. Ein Bäcker wäre jetzt toll. So fahren wir noch bis nach Bartholomä. Der einsetzende Regen bekräftigt uns darin nach einem geöffnetem Cafè / Bäcker Ausschau zu halten. Aber es ist nichts zu sehen. Plötzlich der vehemente Hinweis über das Sena Headset: „Dreh um! Das Kind da hatte ne Bäckertüte in der Hand!“ Was tut man da wenn Frau Hunger hat? Richtig umdrehen und den Bäcker suchen. Dieser war ein Glücksgriff gute Kuchenauswahl und um kurz nach 12 Uhr auch noch bereit uns ein „Schwoba Frühstück“ zuzubereiten. Den Titel hat das Frühstück nicht umsonst. Preis Leistung stimmt. Schwäbisch niedriger Preis zu einer Scheibe Salami und einer Scheibe Käse. Der Schwabe spart nicht nur am Geld, nein auch am Essen 🙂 Wir schieben einfach noch einen russischen Zupfkuchen und eine Schokobanane hinterher.

Nach dem Essen zücke ich das Leatherman und stelle meine Leerlaufdrehzahl auf 1200-1300 Umdrehungen ein und schon geht Elli auch nicht mehr aus wenn man die Kupplung zieht und vergisst am Gas zu bleiben. Ich liebe einfache Lösungen. Der restliche Streckenverlauf war abwechslungsreich und schön zu fahren. Bundestrassen, kleine Strässchen, Umleitungen, hügelig und irgendwann sieht man dann schon fast was bergiges. Kleiner Wehmutstropfen dabei… die nun immer heftiger fallenden Regentropfen und der aufkommende Wind. Kurz vor dem Tagesziel halten wir nochmal zum Tanken an und Anja quatscht kurz mit einem anderen Moppedpärchen. Wir beschließen die Schweizer Grenze erst morgen zu überqueren und heute noch in Deutschland zu bleiben. In Eberfingen finden wir einen kleinen etwas in die Tage gekommenen Campingplatz auf dem wir bei Regen das Zelt aufstellen. Obwohl wir ein wenig aus der Übung sind gelingt es uns in Rekordzeit. Das lag bestimmt an der Super Absprache über die Headsets, da wir aufgrund des Regens während dem Aufbau die Helme aufgelassen haben. Neben uns benötigt ein holländisches Pärchen über eine Stunde zum Aufbau des Hauszeltes. Wir haben es uns derweil unter einem Pavillon gemütlich gemacht und lassen uns Banane, Apfel, Gurke, Eier, Brot und zwei Dosen Fisch schmecken – komische Kombi – nicht wenn man es nacheinander isst!
Morgen geht es dann ganz gemütlich in die Schweiz die ersten Pässe fahren.

Island Tag 3 – 260 km – Smyrlabjörk

Irgendwie ist unser Rhythmus immer noch nicht mit der Zeitverschiebung angeglichen. Um 7 Uhr sind wir hellwach und begeben uns so langsam in die Gemeinschaftsküche des Gästehauses um zu Frühstücken. Käsebrote und Tee, mehr gibt es heute nicht. Um 8:40 sitzen wir im Auto und erfreuen uns daran, dass es uns nicht vollregnet. Bei diesen Wetterbedingungen ist es doch ganz angenehm mal nicht mit dem Motorrad unterwegs zu sein.

In Vik legen wir am Strand den ersten Stop ein. Anja hätte den ganzen Tag nasse Schuhe gehabt, wenn ich sie nicht vor einer Welle gewarnt hätte. Aber so ist das, wenn man mit dem Foto beschäftigt ist… man vergisst alles um sich herum. Den schwarzen Strand verlassen wir relativ zügig wieder. Der waagrecht fallende Regen macht einfach keinen Spass.

Am Uxarafoss stellen wir fest, dass alles drum herum Privatgelände ist und man nicht ganz so einfach an diesen rankommt. Also „nur“ ein Erinnerungsfoto mit den Augen gemacht und weiter. Den nächsten POI sehen wir schon von Weitem. Laufskálavarða – hier findet man viele kleine und größere Steinhaufen, welche von Reisenden aufgetürmt wurden, um sich eine gute Reise zu sichern. Alle paar Kilometer verändert sich nun das Landschaftsbild. Von schwarz und gänzlich unbewachsen zu knubbeligen Lavafeldern welche vollständig grün bemoost sind oder gelbem Gras. Immer wieder gibt es etwas Neues zu sehen.

Am Stjórnarfoss legen wir wieder einen verregneten Fotostopp ein. Anja hat mit Ihren Schraubfiltern hier bessere Karten als ich mit meinem 150er Stecksystem. Ich packe mein Zeug garnicht erst aus, da die Regentropfen eh alles zu Nichte machen würden. Die Zwergenklippe – Dverghamrar war früher angeblich ein Wohnort für Zwerge. Wir finden hier leider keine mehr vor. Ein paar Bilder dieser beachtlichen Säulen halten wir aber trotzdem fest.

Am Lómagnúpur bekommen wir eine kurze Regen und Windpause, so dass wir die tolle Spiegelung dieses Berges in völlig stillem Wasser für ca. 10 Minuten genießen können, dann ist es auch schon wieder vorbei und sowohl Wind als auch Regen stören die Spiegelung.

Wir fahren weiter zu unserem größten Stop des heutigen Tages. Das war so nicht geplant, aber wir wandern hier einige Kilometer um den Svartifoss zu erreichen und so benötigen wir fast 2 Stunden bevor wir wieder im Auto sitzen. Nun folgt ein Gletscher auf den anderen. Am Fjallsárlón, einem Gletschersee an dessen Ufer Eisbrocken angeschwemmt werden, trotzen wir nochmal dem Regen. Während ein paar andere Touris mit einem Boot über den See gefahren werden, halten wir unsere Eindrücke vom Ufer aus fest. Unsere Kameras müssen heute gut was wegstecken. Eigentlich könnten wir sie auch gleich in einen See werfen. Viel Unterschied würde das nicht mehr machen.

Am Jökulsárlón – dem Diamantenstrand –  wollten wir eigentlich nicht mehr aussteigen. Lieber wollten wir morgen früh nochmals hierherkommen. ABER… der Regen hörte auf. Also nix wie raus und ab an den Strand. Hier begann dann das lustige Spiel, wer ist am schnellsten nach einer Welle an den Eisblöcken? Und wer ist der Letzte, der vor der nächsten Welle flüchtet. Lustig mit an zu schauen ist es schon. Wir nahmen aber lieber mit vollem Einsatz daran teil. Nachdem wir einige „Diamanten“ auf schwarzem Sand abgelichtet hatten, traten wir die letzten 30 km bis zur heutigen Unterkunft an. Ein ehemaliger Bauernhof welcher zu einem großen Hotel umgebaut wurde.

Zum Abendessen gab es heute Nudeln mit Pesto vom Gaskocher. Die Preise im Restaurant konnten wir nicht guten Gewissens hinnehmen, auch wenn es uns schon gereizt hätte. Für morgen haben wir nun die bisher längste Etappe mit mehr als 300 km geplant. Mal sehen, was das Wetter morgen für Überraschungen für uns hat.

Hier noch der GPX Track des Tages:

Sardinien 2017 – Tag 14 & 15 – Bürglein – 819 km

Die Nacht auf der Fähre war wieder sehr entspannend. Das Frühstück war genauso überteuert und das Geld nicht wert, wie auf der Hinfahrt nach Sardinien. Das sparen wir uns definitiv beim nächsten Mal. Da sind die Fähren in Richtung Skandinavien eine ganz andere Klasse. Das Verlassen der Fähre lief gut geordnet und wir ließen uns viel Zeit dabei. Macht ja keinen Sinn ewig fertig angezogen auf dem Mopped zu warten und meterweise vorwärts zu rücken. Als wir allerdings aus der Fähre draußen waren hieß es erstmal Stopp and … nicht  Go. Die Hafenausfahrt in Genua ist mal ne totale Fehlplanung. Wir haben es dann irgendwie geschafft uns mit den Moppeds durchzuschlängeln. Die einen Autofahrer ließen uns extra Lücken, die anderen Hupten uns an. Direkt vom Hafen aus ging es für uns dann auf die Autobahn.

Aus Genua raus ist die Autobahn ne Wucht. Kurvig und ein schöner Ausblick. So macht das Spass. Wir kamen gut voran. Ab Novi Ligure wird es extrem öde, aber unser Ziel war es den gefrierenden Niesel, welcher für den Brenner gemeldet war, zu vermeiden. Piacenza flog an uns vorbei und wir näherten uns dem Lago di Garda. Ab hier wurde dann auch der Ausblick wieder angenehmer und es machte mehr Spass  zu fahren. Was in Italien aber definitiv keinen Spass macht, ist Maut bezahlen. Man darf sich beim Auffahren auf die Autobahn ein Ticket ziehen und wenn man sie wieder verlässt darf man pro gefahrenem Kilometer bezahlen. Das waren dann für unsere zwei Motorräder 70 Eur Maut!!! Und da meckern alle um uns rum, wenn man in Deutschland auch endlich eine Maut einführen will??? Warum müssen wir in jedem anderen Land bezahlen aber wenn hier das gleiche eingeführt werden soll dann meckern alle…

Dem Brenner konnten wir dann noch bei bestem Wetter überwinden und hatten einen wunderbaren Ausblick auf die Schneegrenze, zu der uns nicht mehr viel fehlte. Kaum bei den Österreichern angekommen wollten auch diese eine kleine Abgabe haben für das befahren der Brennerautobahn. Die Vignette vermieden wir, indem wir die Autobahn in Patsch verließen. Hier hatten wir uns mal wieder über Booking.com ein Hotel für die letzte Nacht auf unserer Reise gesucht. Der Bärenwirth erwies sich als ausgesprochen glückliche Wahl. Zum einen durften wir die Motorräder in einer Garage unterstellen und zum anderen hat der Bärenwirth eine ausgesprochen gute Küche. Wir schlemmten uns Abends durch die Karte. Als Vorspeise gab es Kürbiscremesuppe und Carpaccio vom Rind. Im Hauptgang vertilgte ich Spinat-Käseknödel und Anja ließ sich ein Filetsteak vom Weiderind schmecken. Das Dessert mussten wir uns dann allerdings teilen da wir eigentlich beide bereits gesättigt waren. Selbst gemachte Kirchtagskrapferl sprachen nochmal alle Genussrezeptoren an.

Die Entscheidung, zügig über den Brenner zu fahren erwies sich am nächsten Morgen als absolut richtig. Die Schneefallgrenze war nochmal deutlich gesunken und es hatte die Nacht durchgeregnet. Das Frühstück nahmen wir mit einem Panoramablick vom Feinsten zu uns, bevor wir uns schön warm einpackten, um uns auf die letzten Km zu machen. Durch Innsbruck ging es über Seefeld und Mittenwald nach Garmisch Partenkirchen. Die A95 führte uns nach München hinein. Der Stadtverkehr war erstaunlich erträglich und so ging es zügig auf die A9 und zurück nach Hause. Die Temperaturen hielten sich im erträglichen Rahmen, lediglich die Autofahrer auf den deutschen Autobahnen sind irgendwie immer deutlich unentspannter als im Ausland.

Insgesamt sind wir in den 15 Tagen 3516 km gefahren. Die Insel ist prinzipiell sehr geil zum Motorradfahren. Allerdings ist der Funke bei uns nicht vollständig übergesprungen. Sandstrände sind einfach nicht unser Ding und hier halt doch in der Überzahl. Außerdem müssen wir auch gestehen, dass wir immer wieder vergleiche mit der kroatischen Küste gezogen haben und hier gewinnt in unseren Augen eindeutig Kroatien. Sardinien hat definitiv von allem etwas. Sand-, aber auch Kies- und Felsenstrände, hohe Berge, tiefe Quellen, karge Landschaften, Ackerbau, nagelneue gut ausgebaute Straßen, kleine alte und wundervoll schlechte Straßen im Hinterland. Genau diese Vielfalt macht Sardinien aus. Auch wenn der Funke nicht endgültig übergesprungen ist, werden wir wahrscheinlich nochmal wiederkommen, um noch mehr vom Inland zu erkunden. Dies wird aber erst in ein paar Jahren geschehen.

Sardinien 2017 – Tag 13 – Olbia (Fähre) – 233 km

Unsere letzte Nacht im Zelt endete für mich um 7:15, exakt 15 Minuten bevor der Wecker geklingelt hätte. Ich war wach und musste dringend mal raus. Also schnell angezogen, den Sonnenaufgang im Vorbeilaufen eines kurzen Blickes gewürdigt und schnell noch vor der Putzfrau rein ins Sanitärhaus. Danach hab ich gemütlich angefangen fürs letzte Frühstück im freien aufzubauen. Tisch aus den Koffern gebaut, Helinox Stühle rausgestellt, Saft, Gemüse, Semmeln, usw. hergeräumt. Das alles bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Für heute war nochmal eine leichte Runde durchs Landesinnere geplant. 180 km und dann frühzeitig unsere Ankunft in Olbia, so dass wir noch etwas essen können bevor wir auf die Fähre gehen. Um 10:30 waren wir dann endlich startklar.

Erst noch eine kleine Runde an der Küste entlang und dann ab ins Hinterland. Bei Arzachena suchten wir einen Felsen der ausschauen soll wie ein Pilz. Daher trägt er auch den Namen Fungo. Wir wurden nicht fündig, bemühten uns aber auch nicht zu sehr. Dann ging es im munteren Kurvenrausch weiter nach Antonio di Gallura. Hier besichtigten wir noch die Kirche des Ortes und dann nahm das Drama seinen Lauf. Der nächste Haltepunkt sollten die Olivastri Millenari sein. Ein Garten von Olivenbäumen mit epischen Stammdurchmessern welche tausende Jahre alt sein sollen. Das klingt doch toll, oder? Wir folgten einem Wegweiser und fanden nichts, dann folgten wir meiner Planung und fanden nichts, dann fuhren wir wieder zurück und folgten dem Wegweiser weiter… und fanden nichts. Dann hatte ich die Faxen dicke und befragte Google Maps (EU Roaming sei dank). Der Wegweiser hatte uns genau in die entgegengesetzte Richtung geschickt als sie laut Google sein sollten. Also das Handy in den Tankrucksack und damit navigiert. Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt standen wir dann endlich vor dem Kassenhäuschen. 2,50 Eur pro Person zahlten wir um dann insgesamt ZWEI Bäume anzuschauen… okay, die zwei sind wirklich imposant. Aber 5 EUR für 2 Bäume sind schon ne nette Rechnung.

Nun ging es weiter zum Monte Limbara. Moment sollte der nicht vor den Bäumen kommen? Warum navigiert das Garmin eigentlich so komisch? Hmm, da wir heute mehrer male unsere eigene Route kreuzten bin ich einfach einmal falsch abgebogen und wir fahren nun die größte Schleife rückwärts. Naja nicht so wild. Nur vernünftige Zeitangaben waren jetzt nicht mehr am Navi ersichtlich. Also erstmal den Monte Limbara erklimmen. Dieser ist über 1300 Meter hoch und die Strecke fühlt sich an wie die Nordrampe des Stilfser Jochs. Enge Spitzkehren die stakkato artig dicht aufeinander folgen. Das ist heute nicht meine Paradedisziplin. Als wir oben auf dem Berg ankommen müssen wir feststellen dass der weite Ausblick durch lauter Funkmasten versperrt ist. Also wieder ab nach unten. Auch abwärts sind Kehren heute einfach nicht mein Ding.

In angenehmeren Kurvenradien geht es dann weiter nach Tempio Pausania. Hier halten wir für einen kurzen Fotostopp am Bahnhof der Stadt. Ich konnte nicht wirklich eruieren ob dieser komplett stillgelegt ist, aber hier standen einige alte verrostete Loks und Waggons herum, welche perfekte Fotomotive waren. Kurze Erinnerungen an Canfranc Estacion kamen hier auf. Allerdings nur im ganz Kleinen.

Nun hieß es ein wenig Gas geben, schließlich wartet in Olbia eine Fähre auf uns. Der Rest des Weges ließ sich dann auch flott und flüssig fahren. Die Kurven waren nochmal eine Wucht! Erst kurz vor Olbia wurde der Verkehr dichter und die Geschwindigkeit langsamer. An einer Tankstelle tranken wir noch einen Cappuccino und eine Cola bevor wir dann in Olbia noch unsere Wasservorräte an einem Supermarkt auffüllten. Anja kaufte auch gleich noch etwas zu vespern für die Fähre. Der Hafen in Olbia ist gut organisiert und wir fuhren flott bis zu unserem Warteplatz an der Fähre. Zwei Schweizer hielten es nicht für nötig sich in der Schlange anzustellen und mussten sich an allen vorbei vordrängeln, was gleich dazu führte dass es noch zwei Regensburger nachmachen mussten. Und kaum sind sie dran haben sie die Tickets nicht bei der Hand… sowas hat man gerne. Das Warten auf die Verladung war eher öde und wir nutzten die Zeit schonmal um einen Rucksack mit unserem Zeug für die Kabine zu packen. Um Punkt 18:30 Uhr begann dann das muntere Schlichten.

Wir waren so ziemlich die ersten an der Rezeption und kaum waren wir auf der Kabine zogen wir uns auch schon um und suchten das Oberdeck auf um das Nachglühen des Sonnenuntergangs zu genießen. Wir schossen noch einige Fotos und begaben uns dann ca. 1 Stunde vor Auslaufen auf die Kabine um zu essen. Frisch gestärkt ging es noch unter die Dusche, dann noch Bilder gesichert, zwei Hotelvorschläge für morgen Abend rausgesucht und aufgrund der Wettermeldungen die Route festgelegt. Wir werden die Autobahn wählen auch wenn sie uns keinen Spass bereiten wird und Maut kostet. Aber wir wollen so bald wie möglich am Freitag über den Brenner fahren da die Wetterprognosen schlechter werden, je später es wird. Kurz vor Innsbruck wollen wir dann nochmal eine Nacht verbringen bevor es den letzten Sprung nach Hause geht.

Sardinien 2017 – Tag 11 & 12 – Arzachena – 240 km & 0 km

Heute hatten wir so gut geschlafen wie lange nicht mehr. Hier auf dem Platz ist es totenstill, was mit Sicherheit auch daher rührt dass er quasi fast leer ist. In der Hauptsaison möchte ich nicht hier sein. Überhaupt war unsere Entscheidung Ende September Anfang Oktober diesen Trip zu machen goldrichtig. Dem beginnenden Schmuddelwetter in Deutschland nochmal entfliehen und 25 Grad und mehr genießen. Nochmal im Meer Baden können kurz bevor der Winter uns einholt. Der Winter? Im Oktober? Ja richtig, wir müssen ja auch irgendwie wieder zurück nach Deutschland und da liegen ein paar Berge im Weg rum. Wie auch schon 2014 als wir vom Lago Como zurück fuhren soll es auch diesmal auf unserer Strecke wieder schneien. Wir lassen uns überraschen. Heute genießen wir erstmal Tomate Mozzarella zum Frühstück, das ganze garniert mit Meerblick und sonnigen 20 Grad um 8 Uhr. So kann man es aushalten.

Der Highlightzettel sorgt auch heute wieder für einige Abstecher von der direkten Route und so beginnen wir garnicht erst in die Richtung zu fahren in welche wir eigentlich wollen. Erstmal geht es raus zum Capo Caccia. Auf dem Weg dorthin sticht mir ein Sarazenenturm ins Auge. Da ich eh mal noch zu so einem Ding hin wollte  und auch ein unbefestigter Weg dorthin zu führen scheint, schlagen wir diesen kurzerhand ein. Das Navi kennt den Weg nicht, also auf gut Glück einfach mal abgebogen. Der Weg wird gröber, steiler und ausgewaschener – ich halte kurz an und hole mir das okay von Anja hier weiterzufahren und wir setzen nochmal an. Leider führt der Weg nicht zu dem Turm sondern daran vorbei. Es ist auch am Turm direkt kein Weg zu sehen, so dass wir mit einem Fotostopp in relativ geringer Distanz vorlieb nehmen müssen. Wir erkunden auch noch kurz den weiteren Verlauf unseres Weges, welcher leider eine Sackgasse ist. Also umdrehen und zurück. Dann geht es zum Cap hinaus. Schon einige hundert Meter vor dem eigentlich Wendepunkt parken Autos. Wir fahren bis zum Ende der Sackgasse, sehen es uns im wenden an und fahren sofort weiter. Der Photospot auf dem Feldweg war schöner. Auf dem Rückweg von der Landspitze müssen wir dann aber doch nochmal stoppen da man auf einem kleinen Seitenweg wunderbar die andere Seite erkunden kann. Die Felsen hier gehen senkrecht hinab ins Meer und das liegt ganz schön weit unter uns.

Der nächste Höhepunkt auf meinem Zettel ist ein alter verfallener Verladehafen in Argentiera. Leider sieht man von dem Verladehafen nicht mehr wirklich etwas. Es ist hier eine schöne Badebucht, mehr Sehenswertes gibt es aber auch nicht. Wir drehen wieder um und machen uns auf nach Porto Torres. Wie in Caglieri ist auch hier viel Industrie angesiedelt. Allerdings sind auch viele Anlagen leerstehend und verfallen vor sich hin. Wir ziehen zügig weiter, haben wir heute doch ein paar km mehr zu bewältigen als gestern und schon ganz schön Zeit vertrödelt. Bis Castelsardo ist die Strecke ziemlich unspektakulär. Nett zu fahren. Die Kurven machen Laune, aber halt auch nix besonderes da es hier auf der Insel viele schöne Strecken gibt. Aber der Blick auf Castelsardo ist dann doch wieder ein Highlight. Wir stoppen am Yachthafen davor und nutzen die Gegebenheiten wieder für einen ausgiebigen Fotowalk bevor wir in Castelsardo an einem Cafe halt machen. Schokolade ist leider aus, so muss sich Anja mit Cola begnügen. Ich gönne mir einen Cappuccino und wir teilen uns ein Club Sandwich welches auf dem Bild besser aussah, aber doch nicht ganz schlecht schmeckt.

Nun geht es die Costa Paradiso entlang in Richtung Cappo Testa. Wir reißen noch einmal kurz aus um uns die Costa Paradiso direkt am Meer anzusehen. Beim wenden der Motorräder, um sie abzustellen fährt mir Anja dann einfach auf den Fuss. Als ich ihr äußerst deutlich zu verstehen gebe das ich Schmerzen habe fängt sie an zu lachen. Erst nach nochmaligem lautstarken energischem deutlich machen der Situation: DU STEHST MIT DEM VORDERRAD AUF MEINEM FUSS!!! rollt sie ein bisschen zurück. Ich gebe mich nun ganz dem Schmerz in meinem Fuss hin, klammere mich an einen Baum und schreie diesen an. Und Anja… sie sitzt auf dem Mopped und lacht aufgrund der komischen Situation. Als der Schmerz langsam nachlässt und ich endlich meinen Helm abnehmen kann sieht sie mich mit großen treudoofen Augen an und entschuldigt sich…aber ich hätte zu komisch gewirkt. Wir machen nun wieder getrennt unsere Spaziergänge, da wir die Moppeds mit Gepäck nicht alleine lassen wollen.

Das Cappo Testa ist ein ziemlich weit nördlich gelegener Leuchtturm. Ich habe ihn auf dem Zettel, also fahren wir auch hin. Parken kurz und drehen eine Runde mit dem Foto, heute ist aber irgendwie die Luft raus. wir packen relativ schnell wieder zusammen und suchen uns auf dem Weg in Richtung Campingplatz noch einen Supermarkt. Es wird Zeit für eine Pause. Wir checken für zwei Tage auf dem Platz ein und essen heute im Dunklen da es schon so spät ist. Auch dieser Platz ist eher spärlich belegt und einige Sanitärhäuser erfahren wohl keine Pflege mehr da sie nach Ansicht des Personals nicht mehr benötigt werden. Das Hauptsanitärhaus ist hier aber echter Luxus! Riesige Duschen, Wasserdruck vom feinsten und äußerst gepflegt. Wir waschen den Dreck des heutigen Tages von uns ab und legen uns bereits um 21 Uhr ins Zelt. Wir lesen noch ein wenig und schlafen dann bald.

Tag 12:
Der Wecker klingelt um 6:30 Uhr – warum zum Teufel sollte der Wecker um die Ziet klingeln wenn wir heute doch Pause machen? Richtig, schnell die Stative und Kameras gepackt und los gehts zum Sonnenaufgang auf die andere Seite des Campingplatzes. Wir sind direkt am Meer und es glüht schon ein wenig rot. Bis kurz vor 8 Uhr vergnügen wir uns mit verschiedenen Bildkompositionen.

 

Zurück am Zelt wird dann der Kocher angeschürt und erstmal Tee, dann Spiegeleier gekocht. Heute ist Faulenzen angesagt und das merkt man schon beim Frühstück. Wir lassen und viel mehr Zeit als sonst. Danach gehe ich kurz in den Supermarkt des Campingplatzes während Anja ihre Hängematte belegt und liest. Nachmittags schreibe ich die letzten beiden Berichte nach und lass mir die Sonne auf den Rücken scheinen. Inzwischen ist es 15 Uhr, das Geschirr vom Frühstück steht immer noch rum und wir wollen erstmal noch baden gehen bevor wir uns diesem widmen. Es ist wunderbar ruhig hier während wir Windsurfern und Kitern zusehen. den letzten Abend auf der Insel wollen wir heute nochmal nutzen um Essen zu gehen bevor uns morgen nochmal eine Tour von ca. 180 km ins Landesinnere erwartet und wir dann Abends auf die Fähre zurück zum Festland müssen.

Sardinien 2017 – Tag 10 – Alghero – 165 km

Der Tag beginnt erstaunlich ruhig dafür dass gestern Abend gefühlt einhundert schreiende und spielende Kinder um uns herum wuselten. Scheinbar schlafen die alle noch. Wir brutzeln uns gemütlich Rühreier auf dem Kocher und lassen es ruhig angehen. Geplant für heute sind knapp 160 km. Ich schreibe einem Arbeitskollegen der mit dem Wohnmobil auf Sardinien unterwegs ist noch eine Whatsapp welchen Platz wir für heute Abend anstreben und bekomme prompt die Antwort dass sie den gleichen für heute Abend im Blick haben. Das wird lustig.

Um 10 Uhr sind wir selbst etwas überrascht dass wir schon startklar sind, aber was solls, dann nutzen wir die Zeit eben zum Fahren. Anja hat mir wieder einen kleinen Zettel mit den heutigen Highlights geschrieben die ich nun an der Strecke entlang ausfindig machen darf. Die Strecke führt uns mal wieder von der Küste Weg in Richtung Santu Lussurgiu. Hier soll es eine besonders schöne Aussicht und Wasserfälle geben. Die Wasserfälle sollen in einem Tal vor der Stadt liegen. Wir sehen einen möglichen Haltepunkt von wo aus eine Treppe hinab geht, beschließen aber einfach weiterzufahren da es gerad so schön läuft. Die Kurven und der „flow“ beim fahren haben gerade mehr Reiz als in Moppedklamotten mit Fotoausrüstung in eine Schlucht hinabzusteigen und danach wieder hinauf. Highlight Nr. 1 erledigt 😉

Bei Macomer werden die Straßen größer und wir kommen flotter voran. Hier soll man gut an die Nuraghe Santa Barbara herankommen und ein Wegweiser deutet auch auf eine Necropoli hin, eine Totenstadt. Ich kann mir unter dem Begriff immer noch nicht so richtig etwas vorstellen, also biegen wir ab um uns das anzusehen. Die Nuraghe… naja der Rest der Nuraghe ist ein kümmerlicher Steinhaufen und von der Necropoli ist weit und breit nichts zu sehen. Aber ein Kassenhäuschen gibt es wo Eintritt für die fünf Steine kassiert wird. Wir schenken uns das, der Blick aus der Distanz genügt uns. Highlight Nr. 2 erledigt 😉

Wir bleiben noch ein Stück auf der SS131 und genießen den Fahtrwind bevor wir wieder in Richtung Küste abbiegen. Auf dem Weg dorthin liegt unser Highlight Nr. 3: die Stadt Bosa. Durch die Stadt fließt der Fluss Temo welcher als einziger auf Sardinien beschiffbar ist. Zwar auch nur auf einer Länge von ca. 2 km, aber das genügt dass hier eine stolze Ansammlung von kleinen Booten liegt. Wir fahren erstmal in die Stadt und suchen uns ein Cafe um etwas zu trinken. Danach drehen wir nochmal eine Runde zum Temo und fotografieren ein wenig. Der Weg aus der Stadt war dann gar nicht so einfach. Nach einem weiteren Stop um zu tanken verirre ich mich regelrecht in den Einbahnstraßen der Stadt. Es dauert eine Weile bis wir hier wieder herausfinden.

Über die SP49 kommen wir auf die SP105 welche direkt an der Küste entlang führt. Hier könnte man stellenweise fast meinen man ist auf der Jadranska Magistrale unterwegs. Dass uns das entgegenkommt und sehr gut gefällt könnt ihr euch ja sicher denken. Als wir um eine Kurve biegen passiert etwas völlig unerwartetes. Ein Platzregen ergisst sich auf uns. Schnell die Lüftungen an der Jacke zugemacht und die Hauben über die Tankrucksäcke mit den Kameras gemacht und schon geht es weiter. Nach 10 Minuten ist der Spuk auch schon wieder rum, aber die Wassermenge war nicht zu verachten. Im Fahrtwind trocknen wir aber sehr schnell wieder ab. Der Weg durch Alghero führt uns an einem Supermarkt vorbei welchen wir nutzen um uns wieder mit frischem Gemüse und Wasser einzudecken. Dann geht es auf den Campingplatz.

Das Personal an der Rezeption spricht hier perfekt deutsch und darf mir auch aus Datenschutzgründen nicht verraten auf welchem Platz mein Arbeitskollege steht (das ist auch ziemlich deutsch). Aber man kann mir zumindest sagen dass er da ist. Beim reinfahren entdecken wir auch sein Womo, dieses ist aber verlassen. Wir suchen uns einen Stellplatz in der hintersten Ecke aus und haben ein riesen Areal nur für uns. Der nächste einzelne Camper steht 4 Reihen weiter. Nach dem Zeltaufbau melde ich noch welche Parzelle wir gewählt haben und treffe prompt an der Rezeption auf Stephan. Wir verabreden uns direkt noch zum Abendessen dann geht erstmal jeder seiner Wege.

Um 19 Uhr setzen wir uns dann zusammen mit noch einem Schweitzer Paar im Restaurant des Campingplatzes zusammen und verbringen eine witzige Zeit bei gutem Essen. Anjas Dorade hätte etwas größer ausfallen können, aber so ein Fisch ist halt immer so wie er gewachsen ist. Wir krabbeln viel zu spät ins Zelt um noch einen Bericht zu schreiben und machen nur noch die nötigste Routenplanung um am nächsten Tag zum letzten anvisierten Campingplatz auf Sardinien zu kommen.

Sardinien 2017 – Tag 9 – Torre del Pozzo – 217 km

Die Vorfreude auf die bestellten frischen Panini trieb mich heute schon 10 Minuten vor dem Wecker aus dem Bett… naja okay, es war eher ein anderes Bedürfnis, aber ich blieb heute gleich mal auf und hab mich nicht nochmal hingelegt. Um Punkt 8 Uhr öffnete der Kiosk (damit hatte ich nicht wirklich gerechnet) und ich konnte die Paninis in Empfang nehmen. Schnell noch die Koffer zum Tisch umfunktioniert, die Helinoxen parat gestellt und den Kocher zusammengebaut, schon kann es losgehen mit Frühstück. Rühreier, Panini, Brotaufstrich, Käse, Honig und Orangensaft. Damit hatten wir mehr Frühstück als manche unserer Nachbarn welche mit VW Bussen oder noch größeren Wohnmobilen unterwegs sind. Immer wieder ernten wir erstaunte Blicke wenn wir da so dekadent beim Frühstück sitzen. Aber das Frühstück ist nunmal die wichtigste Mahlzeit am Tag! Das Packen ging heute gut von der Hand, um 10:20 Uhr waren wir startklar.

Die ersten 6 km waren wir gestern bereits zweimal gefahren um zu einem Supermarkt zu kommen. Danach ging es links weg und sofort in enge aber flüssige Kurven. Ein Traum quasi so direkt nach dem Aufwachen… Wir erklimmen die erste Höhe und stellen fest dass es hier vor nicht allzu langer Zeit erst gebrannt haben muss. Schwarz verkohlte Bäume zeugen noch sehr deutlich davon. Nach einem kurzen Schwenk von der Küste weg treffen wir auf die erwartete unbefestigte Straße. Sie führt uns zur Costa Verde und zu einem sauteuren Hotel das im Nichts steht. Das Le Dune macht seinem Namen alle Ehre steht es doch inmitten von Sanddünen. Der Strand hier ist unserer Meinung nach unspektakulär, er kann keine Emotionen in uns regen, noch dazu scheint gerade ein Bus eine Gruppe Touristen (welche Ironie dass wir sie nicht mögen, sind wir doch selber welche…) ausgespuckt zu haben die hektisch im Rudel den Strand erkunden. Wir ziehen uns etwas zurück in die Dünen und stellen mal wieder fest wie anstrengend es ist im weichen Sand zu laufen. Aber dieser eine Baum der hier mitten im Sand steht…oder eher liegt hat es uns als Fotomotiv angetan. Immer wieder erstaunt mich die Natur. Selbst in diesem scheinbar völlig trockenem Sand spriesst es grün und es halten sich allerlei Pflanzen.

Um wieder von der Küste weg zu kommen wählen wir diesmal einen anderen Weg, der auch nach wenigen hundert Metern schon eine Überraschung für uns parat hält. Ein kleiner Fluss kreuzt den Weg und es führt eine Furt hindurch. Ich stehe kurz davor und denke nach – ich bin schließlich noch nie durch eine Furt gefahren – und denk mir scheiß drauf, maximal wirst Nass und das Mopped kippt um. Also ab und durch. Einige Zuschauer zeigen Daumen hoch während ich schnell das Mopped abstelle und zu Anja zurückeile. Für sie ist es auch das erste mal. Ich nehme ihr den Tankrucksack mit Kamera ab (komisch… meine eigene war mir irgendwie egal) und schon zieht auch sie durch. Am Abend wird uns auf dem Campingplatz noch ein deutsches Ehepaar darauf ansprechen wie souverän wir mit den schweren voll aufgepackten Maschinen hier durchgepflügt sind. Wir sind beide erstmal froh drüber dass es glatt ging und fahren weiter. Nochmal kreuzt der Fluss unseren Weg, hier ist er aber viel flacher und es ist mehr als ob man durch eine Pfütze auf der Straße fährt.

Wir ziehen nun zielstrebig weg von der Küste ins Hinterland. Dort wollen wir eine Basalt Hochebene namens Giara di Gesturi überqueren und uns angucken. Die kleinen Straßen welche uns dorthin führen sind eine Wonne. Ackerbau prägt das Landschaftsbild. Auch wieder so ein Wunder für mich. Hier ist es bröseltrocken, kein Flüsschen weit und breit zu sehen – dass hier überhaupt etwas wächst. Wir erinnern uns es gab 8 Monate keinen Regen! Als wir vom Städtchen Gesturi aus zum Beginn der Hochebene vorgedrungen sind werden wir enttäuscht. Der Weg ist versperrt und wird bewacht. Wir müssen unverrichteter Dinge wieder umkehren. Schade aber dafür nehmen wir halt dann wieder kleine Asphaltsträsschen unter die Räder und erfreuen uns an bunt geschmückten Dörfern. Hier fällt besonders auf dass überall Blumenkästen hängen und alles sehr frisch wirkt. Immer wieder sehen wir in großer Distanz Nuraghen – ähnlich wie die Sarazenentürme an der Küste sind diese steinernen Türme gebaut. Allerdings deutlich massiger. Die Gelegenheit eine direkt anzufahren ergibt sich leider nicht.

In Oristano sehen wir zufällig ein großes Einkaufszentrum welches 7 Tage die Woche geöffnet hat. Wir stoppen um die Einkäufe für heute zu erledigen und ich schaue nochmal kurz die Infos vom heute angepeilten Campingplatz durch. Mit erschrecken stelle ich fest dass dieser nur bis 30. September geöffnet hat. Heute ist aber der 1. Oktober. Während Anja den Einkauf erledigt kümmere ich mich um Ersatz. Nur gute 25 km entfernt ist ein anderer Platz den wir auch schon während der Planung im Blick hatten. Also schnell eine Route dorthin ins Navi gedrückt, die Einkäufe verstaut und die letzten km an Salzseen entlang unter die Räder genommen. Keine Begrenzungen hindern uns und so sind wir flott am Platz angekommen.

Die Dame an der Rezeption fragt dreimal nach ob wir wirklich sicher sind dass wir hierbleiben wollen ohne den Platz angeschaut zu haben. Ja sind wir. Wir machen ja schließlich keinen 2 Wochen Urlaub auf dem Platz. Für eine Nacht taugt es eigentlich fast immer. Wir suchen uns ein Plätzchen zwischen Deutschen, Italienern und Schweizern aus und freuen uns über den lichten Pinienwald in dem dieser liegt. Die Sanitäranlagen sind ernüchternd aber okay. Erste Priorität hat nun Essen kochen. Vorher kommt aber noch das Ehepaar vorbei welches uns an der Furt beobachtet hatte. Frische Champignons, Zucchini und Ricotta zusammen mit Reis machen uns ziemlich Satt. Zum Duschen suchen wir das zweite größere Sanitärgebäude auf dem riesigen Platz. Die Duschen hier sind komfortabel und den weiteren Laufweg auf jenden Fall wert. Der Tag heute ist wie im Fluge vergangen und so sitzen wir nun um kurz nach 22 Uhr noch den morgigen Tag planend im Zelt.

Wir wollen noch zwei Tage fahren, dann einen Badetag einlegen bevor wir Donnerstag wieder auf die Fähre müssen.

Sardinien 2017 – Tag 8 – Fluminimaggiore – 230 km

Kennt ihr das, wenn ihr 10 Minuten bevor der Wecker klingelt nochmal vom WC zurück ins Bett geht und versucht schnell nochmal einzuschlafen? So ging es mir heute morgen. Die Betten im Agriturismo Santa Barbara waren der Hammer. Memoryfoam Matratzen sorgten für totale Entspannung – zumindest bei mir. Anja hatte Rückenschmerzen. Nicht umsonst haben wir völlig unterschiedliche Matratzen in unserem Bett daheim. Das Packen erledigten wir heute weitestgehend vor dem Frühstück. Die Motorräder standen ja auch direkt vor der Tür und wir hatten somit extrem kurze Wege. Um 8 Uhr setzten wir uns dann in die Küche und der Cheffe zauberte auf. Saft, Kaffee, Milch, Semmeln, Zwieback, Gebäck, Kekse, Marmelade, Nutella, Honig, Obst, Butter – kurz gesagt es blieb kein Wunsch offen. Und zum Frühstück lief der TV mit DMAX – Thema Amischlittentuning. Gut gestärkt saßen wir dann schon um 9:05 Uhr auf den Motorrädern und starteten gut gelaunt in den Tag.

Unser erster Anlaufpunkt heute war das Capo Sportivento, der südlichste Punkt von Sardinien. Okay, wir sind nicht ganz an den südlichsten Punkt gegangen sondern nur in die Nähe davon. Der Strand den wir hinter ein paar Dünen fanden war auf jeden Fall noch nahezu leer. Kein Wunder um die Zeit. Wir packten mal wieder die Kameras aus und ließen uns alle Zeit der Welt. Auf dem weiteren Weg stach mir direkt ein Sarazenenturm (histroischer Steinturm) ins Auge und der dazugehörige Weg dorthin. Wir bogen von der Strasse ab und schon ging es auf einer Sandpiste weiter. ca. 500 Meter vor dem Turm wurde der Weg dann so steil dass wir abbrechen mussten. Zum einen ist Anja mit Michelin Pilot Road 4 Straßenreifen unterwegs und zum anderen sind wir komplett aufgepackt mit Essen, Getränken und Campingausrüstung unterwegs. Da überlegt man sich dann schon zweimal ob eine Passage abseits der Strasse sein muss. Zum Laufen war es uns jedenfalls auch zu steil und zu warm, also kehrten wir um. Einige Kilometer weiter ergab sich die die nächste Gelegenheit zu so einem Turm zu fahren. Diesmal endete der Versuch an einem Zaun. Wir geben nicht auf, sollte nochmal so ein Turm ins Blickfeld kommen werden wir es wieder versuchen.

Am Porto Pino wollten wir die Aussicht genießen und eventuell mal kurz ins Meer springen. Als wir uns gerade um die Ecke von den Motorrädern entfernt hatten sah ich im Augenwinkel zwei Gestalten aus dem Gebüsch direkt auf unsere Fahrzeuge zugehen. Ich drehte um und stach auf die Moppeds zu, die beiden erschraken als sie mich sahen und drehten hektisch ab und setzen sich in einen in der prallen Sonne stehenden Fiat und warteten ab was passieren würde. Wir hatten nun ein mulmiges Gefühl in der Magengegend und beschlossen das Baden bleiben zu lassen. Ein paar Fotos vom Porto Pino machten wir abwechselnd, so dass immer einer bei den Motorrädern blieb. Auf dem Rückweg vom Porto Pino kamen wir noch an einer Kolonie wilder wilder Flamingos vorbei welche natürlich als Fotomotiv herhalten mussten.

Nun ging es wieder weg von der Küste. Bei Domusnovas gibt es eine Tropfsteinhöhle, durch welche bis 1999 eine öffentliche Straße führte. Heute ist die Grotta di S. Giovanni für den Verkehr gesperrt. Wir parkten direkt am Höhleneingang und wechselten uns auch hier mit der Besichtigung ab. Am Eingang der Höhle versuchten ein paar Kletterer ihr Geschick an dem Überhang welchen die Höhle bildet. Echt imposant was uns die Natur hier zu bieten hat. Und dem Menschen ist damals nichts besseres eingefallen als eine Asphaltierte Straße durchzuziehen. Gut dass die Grotte inzwischen geschützt ist.

Der Rückweg an die Küste führt uns an Iglesias vorbei. Hier waren früher florierende Bergbaubetriebe von den denen heute nur noch Industrieruinen zeugen. Imposante Anlagen mit zerbrochenen Fenstern und offen stehenden Türen in denen so gar keine Geschäftigkeit mehr herrscht fristen ihr stilles Dasein. Wieder an der Küste geht es angenehm kurvig nach Masua. Hier ist heute ein Museum für Bergbaumaschinen und auch ein riesiger stillgelegter Betrieb zu sehen. Den Zugang verwehrt allerdings ein Zaun. Auf Museum haben wir nicht so recht Lust, also machen wir ein paar Bilder und fahren die letzten Kilometer über Buggerru nach Fluminimaggiore. Am Campingplatz sind wir einfach vorbeigefahren da wir erstmal einen Supermercato brauchen um unsere Vorräte aufzufüllen. Nach dem Shoppen geht es 6 km zurück und auf einen kleinen Campingplatz welcher nur 20 Plätze hat. Bei unserer Ankunft ist dieser fast leer. Als wir um 19 Uhr Essen kochen ist der Platz gut gefüllt. Fast nur Deutsche und Schweizer sind hier zu sehen und zu hören. Irgendwie ist uns das zu heimisch für Urlaub…

Heute wird mal wieder gekocht. Zucchini, Paprika, weiße Aubergine und Tomaten mit Reis. Ein riesen Topf für den großen Hunger ist schnell verdrückt. Man merkt mal wieder deutlich dass es 12 Stunden her ist seit es was zu Essen gab. Wir diskutieren heute mal die nächsten Tage und was wir noch so anschauen wollen. Wenn wir weiterhin so zügig vorankommen werden wir noch einen Badetag einzulegen bevor wir die Insel am Donnerstag Abend mit der Fähre wieder verlassen. Um 22:30 ist auf dem Platz immer noch nicht so richtig Ruhe eingekehrt. Ich bin gespannt wann wir heute einschlafen werden.

Sardinien 2017 – Tag 7 – Sarroch – 254 km

Die Nacht im Zelt war bis auf ein paar wilde Hunde und eine Kröte welche Lärm im Laub machte ruhig. Das verscheuchen der Hunde nutzten wir gleich für einen Toilettengang und dann waren wir wach! Gefühlt war es 7 Uhr morgens, real war es 2 Uhr. Wir brauchten ca. eine halbe Stunde bis wir wieder eingeschlafen waren. Den Wecker um 7:30 Uhr ignorierte ich bewusst und auch Anja träumte wohl noch zu schön um schon aufzuwachen. Genauso ging es dann auch weiter als wir uns dann irgendwann aus den Schlafsäcken gequält hatten. Wir kamen nur sehr langsam in die Gänge. Zum Frühstück gab es nochmal Käse, Salsicia und Ciabatta. Diesmal hatten wir auch tatsächlich Orangensaft gekauft, nicht wie am ersten Tag auf der Insel Pompelmo (Grapefruit)-saft. Ich war nur nach dem Bild auf der Packung gegangen und wunderte mich noch beim einschenken über die Farbe. Mein erster Schluck hatte dann bei Anja für unbändiges Gelächter gesorgt. Mir ist wohl total das Gesicht entglitten. Um kurz nach 11 Uhr waren wir dann endlich soweit und starteten in den Tag.

Zügig ließen wir die Küste hinter uns und fuhren wieder durch bewaldete Täler ins Hinterland. Gestern waren mir schon einige Solarstromanlagen aufgefallen. Heute erblickten wir unzählige Windräder als wir einen Bergkamm erklommen. Die Energiewende scheint hier in Sardinien auch angekommen zu sein. Die Landschaft hier im Hinterland ist total nach unserem Geschmack. Endlose Täler, grün bewaldete Hügel, immer wieder schroffe Felsen und zwischendrin sieht man immer wieder von Menschen angebautes. Olivenbäume, Kakteen und ein bisschen Wein begleitet uns über die Insel. Die kleinen Dörfer welche an den Berghängen zu kleben scheinen sind kunterbunt. Die Straßen sind immer wieder geschmückt mit Girlanden und überall blicken wir in freundliche Gesichter. Die Kinder lachen uns an und jauchzen wenn wir Gas geben, gestern platzierte sich eine Gruppe von Jungs sogar extra mit ausgetreckten Händen um abzuklatschen, ein Spass den wir gerne mitmachten.

Am Fluss Flumendosa legen wir eine Pause ein. Kurz vor der Ortschaft Ballao bildet er ein Becken aus neben welchem Tische und Bänke stehen um einen Picknickplatz zu schaffen. Wir sind völlig alleine hier. Die Stille legt sich förmlich um uns. Wir machen ein paar Fotos und genießen die Sonne und das Gezwitscher der Vögel. Nach dieser Pause geht es wieder in Richtung Küste. Die Straßen heute sind viel größer und besser ausgebaut als gestern. Wir kommen zügig voran und ich habe schon bedenken dass wir uns zu wenig vorgenommen haben für heute…da war er wieder der Plan. Das hatte heuer irgendwie noch nie funktioniert mit dem Planen.

Die Küste erreichen wir am Capo Ferrato. Auf dem Weg direkt ans Meer übersehe ich ein Schlagloch und krache voll mit dem Motorschutz auf einen Stein. Dank diesem ist nichts passiert außer dass er jetzt etwas krumm ist. Wir stehen mit den Motorrädern direkt am Sandstrand, lassen die Jacken und Helme liegen und fotografieren ein wenig. Nach der Pause geht es weiter in Richtung Süden. Die Küste wird schroffer und gefällt uns immer besser. Unser Favorit ist nach wie vor die Kroatische Küste. Wer einmal die Jadranska Magistrale gefahren ist wird diese nie wieder vergessen und immer versuchen Vergleiche zu ziehen. Wir stoppen nochmal hoch über dem Meer und genießen den Ausblick und unterhalten uns. Wir vergessen beinahe die Zeit.

Der Campingplatz Pini e Mare in Capitana ist eigentlich unser heutiges Tagesziel… eigentlich. Der Platz war komplett leer. Kein einziger Gast. Auch an der Rezeption war keiner zu finden, nur ein Schild dass in 15 Minuten wieder jemand da ist. Wir nutzen die Gelegenheit um uns die Sanitären Einrichtungen anzusehen und beschließen sofort weiterzufahren. Kein Wunder warum hier niemand ist. Nun liegt Cagliari die größte Stadt Sardiniens, Hauptstadt der Autonomen Region Sardinien in Italien sowie Hauptstadt der Metropolitanstadt Cagliari vor uns. Wir überlegen ein B&B im Umfeld der Stadt zu nehmen und fahren zwei auf Booking.com gefundene an, nur um festzustellen dass keiner die Tür aufmacht. Na gut dann doch weiter zum nächsten Campingplatz, bevor wir hier noch lange rumsuchen. Wir versuchen die Stadt weitestgehend zu umfahren und stellen fest dass sie sehr industriell geprägt ist. An der Küste westlich von Cagliari hat sich Petrochemie breit gemacht. Endlose Anlagen reihen sich aneinander. Es ist dreckig, es stinkt und der Verkehr ist reinstes Chaos. Wir stoppen an einem Supermarkt um unsere Essens- und Geränkevorräte aufzufüllen. Während Anja einkaufen ist recherchiere ich nochmal die kommenden Campingplätze und finde nichts gutes über diese. Aber in 10 km Entfernung finde ich noch zwei B&Bs welche super Bewertungen haben. Wir beschließen kurzerhand nochmal einen Versuch zu starten und fahren zum Agriturismo Santa Barbara.

Der Besitzer spricht leider nur Italienisch und so beschränkt sich die Kommunikation aufs nötigste. Wir werden uns binnen 2 Minuten einige dass wir „una Notte“ + Handzeichen für Schlafen und einmal auf mich deuten und zwei Finger hochhalten wollen. Er zeigt mir ein Zimmer, ich zeige ihm Daumen hoch und schon haben wir eingecheckt. Um 8 Uhr soll es morgen Frühstück geben. Auch das wurde per Handzeichen geklärt. Das Wort Wifi führte zu einem Lte Router von dem ich mir das Passwort abfotografierte. Ich liebe diese einfache Kommunikation. Wenn beide wollen dann klappt das wunderbar. Die Zimmer scheinen nagelneu gemacht zu sein und sind sehr geräumig. Noch einmal vespern wir Käse, Salsicia, Ciabatta und einen einfachen Salat. Die Route für morgen noch kurz abgesprochen und schon geht es nach einer heißen Dusche ab ins Bett.

Heute morgen hatte ich mir noch Gedanken gemacht dass wir uns für heute zu wenig vorgenommen haben. Nach 254 km und einer nicht ganz reibungslosen Suche nach einer Unterkunft ist es nun 22 Uhr und der Tag war gut ausgefüllt so dass wir die schönen Betten genießen. Trotzdem freuen wir uns darauf morgen wieder das Zelt aufzubauen und draußen zu schlafen.

Sardinien 2017 – Tag 6 – Bari Sardo – 181 km

Heute konnten wir ziemlich lange schlafen da unser Frühstück erst um 9 Uhr parat stand. In der Küche des B&B Orgosolo haben nur 4 Personen platz, daher kriegt jeder sein eigenes Zeitfenster. Die Hausherrin spricht kein Wort Englisch – Wir sprechen kein Wort italienisch – aber händisch und füßisch sprechen wir alle und ein Handy mit Google Translate half uns für den Rest. Es war witzig und es war kommunikativ. Fast schon langweilig wurde es als zwei andere Gäste dazu kamen von denen einer Englisch sprach und anfing zu übersetzen.

Um ca. 10:30 starteten wir um die kleinen, steilen und verwinkelten Gassen von Orgosolo zu verlassen. Noch einmal waren wir verblüfft über den riesigen Parkplatz inmitten der engen Gassen. Wir blieben erstmal fern der Küste und bewegten uns heute immer wieder um die 1000 Höhenmeter. Eine Hochebene erfreute uns mit vielen Kurven und nahezu keinem Verkehr. So muss das sein. Hier hat Sardinien mich abgeholt! Hier macht Mopped fahren Spass und die Landschaft war auch schön anzuschauen. Viele Fotostopps zeugen davon dass es was zu sehen gab. Ein nahezu leerer Stausee zeigt deutlich dass es in 8 Monaten nur einen Tag geregnet hat. Auf den Straßen begegnen uns erst wilde Schweine, dann Esel, Pferde, Kühe, Schafe und Ziegen. Allesamt überhaupt nicht scheu. Die Straßenverhältnisse werden schlechter und unsere Laune besser. Warum auch immer, aber wenn die Schlaglochdichte zunimmt und die Strasse fast schon zu schmal für ein Auto wird, dann fühlen wir uns am wohlsten. Der Ausblick in die Täler ist im Wechsel geprägt von Wäldern und von kargem Ackerbau. Ein Wunder dass hier überhaupt etwas wächst. Die Wälder sehen allerdings richtig schön grün aus, das liegt wahrscheinlich an dem ausgiebigen Regen vorgestern.

Ein besonderes Ziel haben wir heute auf der Liste – bzw. hab ich auf meinen kleinen Zettel für den Tankrucksack bekommen. In dem Örtchen Tonara gibt es eine süße Spezialität die sich Torrones nennt. Ein Eiweißgebäck mit Nüssen und Honig. Bretthart und echt schwer zu kauen, aber schmeckt nichtmal schlecht. Wir irrten durch den Ort und fanden mehr durch Zufall einen Wegweiser zu einem Laden. Dieser sah allerdings nicht nach Laden aus sondern nach Privathaus. Anja klingelte einfach und verschwand im Haus. 5 Minuten später kam sie lächelnd und mampfend zurück. Wieder eine Frau glücklich gemacht *g*

Unser Tagesziel heute ist ein Campingplatz direkt am Meer. Kurz bevor wir auf den Platz rollten stoppten wir noch an einem Supermarkt um uns mit Abendessen, Getränken und Frühstück einzudecken. Die Parzelle für unser Zelt wählten wir anhand des Bodenbelages aus. Der Platz welcher am wenigstens steinig aussah wurde unserer. In vierter Reihe zum Meer. Schnell das Zelt hingestellt und in die Badeklamotten gestiegen. Das Erlebnis Schwimmen wurde durch die Stärke der Strömung und der Wellen schnell gedämpft. So ließen wir uns ziemlich zügig wieder ans Ufer spülen und machten uns nach dem Duschen direkt über die frisch gekauften Köstlichkeiten. Salsicia und irgendein lokaler Käse mit Ciabatta, dazu Salat aus Gurken, Tomaten, Paprika und Mozzarella. Anja hatte es mit der Menge leicht übertrieben, aber was solls, es war saulecker!

Nach dem Essen nochmal ein kurzer Gang zum Meer und das Rauschen der Brandung genießen, dann ging es auch schon ab in die Schlafsäcke. Morgen wollen wir den Süden Sardiniens erkunden. Mal sehen wie die Strände dort so aussehen.