Lissabon – die Schöne am Tejo – Tag 4 – 6

Am nächsten Tag war unser erstes Ziel die Markthalle – Mercado da Ribeira. Die restaurierte Halle steht nur noch zum Teil als traditioneller Markt, auf dem man Fisch, Fleisch, Käse, Gemüse, Obst, Blumen und Bacalhau erwerben kann, zur Verfügung.

Der andere Teil ist dem Timeout Market gewichen, hier finden sich Restaurants, die alles frisch zubereiten und qualitativ hochwertiges Essen für erschwingliche Preise bieten. Die Bandbreite geht von typisch portugiesisch, über asiatisch, bis hin zu Sushi und Schokotorte.

Das Prinzip ist einfach, Restaurant auswählen, Essen am Tresen bestellen, bezahlen, Piepser mitnehmen und sich einen Platz suchen. Wenn der Piepser loslegt, ist das Essen fertig und kann abgeholt werden.

Wir waren uns sicher, hier unbedingt mal zum Essen her zu müssen, vorher wollten wir uns aber noch einen großen Teil Lissabons, der noch fehlte ansehen: die Alfama und Mouraria – das alte Lissabon.

Die älteste Kirche Lissabons, die Kathedrale Sé machte den Anfang. Von hier aus folgten wir den Schienen, auf denen immer wieder die kleinen Eléctricos vorbeirumpeln, den Berg hinauf.

Das Burgareal an sich hatte ich schon auf dem Schirm, aber irgendwie nicht heute… Ich habe – zum Glück – Tobis Drängen nachgegeben, die Burg gleich heute und jetzt anzusehen… Es gibt nämlich nur einen Eingang, und auf den sind wir geradewegs zugelaufen.

Obwohl es nicht viel zum Ansehen gibt, haben wir doch viel Zeit im Castelo de Sao Jorge verbracht. Nicht zuletzt um einen dieser besch….. Pfaue zu erwischen, wie er gerade ein Rad schlägt. Aber es war uns nicht vergönnt, sogar meine Versuche, einen der Vögel zu bedrohen und als Verteidigungshaltung des Pfaus ein Rad zu bekommen, sind gescheitert.

Danach waren wir mittendrin: die schöne Alfama mit ihrem Gassengewirr und Treppen, Wäsche die aus den Fenstern hängt, Blumentöpfen auf jedem noch so kleinen Plätzchen, der Geruch von südländischem Essen liegt in der Luft und bunte Girlanden, die noch vom letzten Fest im Wind flattern schmücken die Straßen und Plätze. Am Fuß des Hügels angelangt, ging es vorbei am Casa dos Bicos – dem Haus der Spitzen und wir gelangten wieder auf den Handelsplatz. Nach erneutem Fotos schießen – inclusive störendem Pikachu im Bild – trieb uns der Hunger zum Timeout-Market in die Markthalle. Gut gestärkt spazierten wir am Pier entlang, bevor wir uns auf den Rückweg zum Hotel machten.

Und schon ist unser letzter Tag in Lissabon angebrochen. Ein absolutes Muss fehlte uns noch: eine Fahrt mit der Electrico 28. Die Linie rattert an allen Sehenswürdigkeiten Lissabons vorbei und startet auch noch direkt vor unserem Hotel.

Die Erfahrung hat uns früh aus dem Bett geholt, damit wir um kurz nach 8 in eine vollkommen leere Electrico steigen konnten. Ab halb 10 sind diese bis zum Bersten gefüllt und an jeder Haltestelle wollen noch mehr rein.

Wir konnten mit ein paar Lissabonnern eine ganz entspannte Fahrt mit Sitzplatz von unserem Hotel aus, durch die Mouraria, die Alfama, durch das Stadtzentrum, bis hinaus zum großen Friedhof – Cemiterio dos Prazeres genießen. Die kleinen Wagons rumpeln Hügel hinauf und hinunter, Zentimeter nur an Autos und Hauswänden vorbei, in Deutschland undenkbar.

In dem Friedhofsgelände liefen wir kreuz und quer, vorbei an prächtigen Mausoleen und bescheidenen Grabstellen.

Tobi hielt noch einen kurzen Plausch mit einem Studenten, dem der Friedhof sehr am Herzen liegt und der auch immer wieder Führungen anbietet. Es wird sehr viel Zeit und Geld in die Erhaltung und Restauration investiert, damit man gerne herkommt und Zeit für einen Spaziergang mitbringt.

Drei Stationen mit der Linie 28 zurück steht man direkt vor der Basilica da Estrela – die weiße Kuppel mit den beiden Türmen daneben prägt das Stadtbild Lissabons. Für 4 EUR kann man auf das Dach der Basilika und einen Rundgang durch das Innere der Kuppel mit Blick in die Kirche machen.

Von hier aus nahmen wir die Electrico auf demselben Weg zurück in die Alfama, wie wir gekommen sind, mit dem Unterschied, dass die kleine Bahn bis zum Bersten voll mit Leuten war.

In der Nähe der Igreja e Mosteiro de Sao Vicente de Fora stiegen wir aus, und liefen den restlichen Weg bis zur Kirche durch die pittoresken Gassen nach oben.

Unser letzter Halt in der Altstadt  war die Igreja  de Santa Engracia – Portugals National-Pantheon. Auch wieder eine weiße Kirche, deren Kuppel weithin sichtbar ist. Das Innere der Kirche ist harmonisch in Braun- und Cremetönen gehalten. Über ein sehr gut begehbares Treppenhaus kann man bis auf das Flachdach der Kirche steigen. 25 Grad, Sonnenschein, den Blick auf den Tejo und die schmerzenden Füße wollten entlastet werden, da liegt es doch nahe, einfach die Schuhe auszuziehen, und sich auf dem Kirchendach in die Sonne zu legen…. Traumhaft… Wir haben fast vergessen, dass wir hier auf einer Kirche liegen und diesen tollen Platz auch irgendwann wieder aufgeben müssen.

Unser letzter Halt sollte das Areal des Expo-Geländes werden. Für die Weltausstellung wurde 1998 extra die U-Bahnstation Oriente entworfen und gebaut. Die Überdachung erinnert an einen Palmenhain aus Stahl.

Wir verließen die riesige Station, die auch als Knotenpunkt für nationale und internationale Züge fungiert. Am Fluss angekommen hielten wir uns rechts, vorbei am Oceanário, bis zur Seilbahn, die ihre Passagiere am Fluss entlang bis zum Torre Vasco da Gama – Lissabons höchstem Gebäude – bringt. Auf dem Rückweg schlenderten wir noch durch das Einkaufszentrum Centro Comercial Vasco da Gama und verbrachten die Blaue Stunde inmitten der Gebäude, die im Zuge der Expo alle einen Bezug zum Meer und der Seefahrt  bekamen.

Der Abreisetag begrüßte uns bewölkt, was es uns trotzdem nicht leichter machte, diese Stadt wieder zu verlassen. Es ist sauber und gibt viel zu erkunden, auch kulinarisch hat Portugal einiges zu bieten, die Menschen sind freundlich, jederzeit hilfsbereit ohne aufdringlich zu sein und unterstützen die eigenen Leuten genauso, wie die Fremden. Wir können jedem nur empfehlen, sich diese wunderschöne Stadt selbst anzusehen und hoffen ihr irgendwann nochmal einen Besuch abstatten zu können.

Übrigens: Wir waren das erste Mal mit zwei Kameras unterwegs und haben die Eindrücke mit unterschiedlichen Perspektiven festgehalten. Viel Spaß beim Rätseln, wer wohl welches Bild gemacht hat.