Die Nacht im Zelt war perfekt. Acht Stunden am Stück durch geschlafen und dann ein wundervoller Sonnenaufgang in den Bergen. Was will man mehr? Zum Frühstück gab es den restlichen Käse und Gurke. Heute Abend soll es immerhin schon wieder eine neue Käseregion und damit frischen Käse geben. Die Routine beim Packen wird auch so langsam. Um kurz nach 10 Uhr sind wir startklar. Heute geht es nun in die Vollen auf der Route des Grandes Alpes. Col an Col reihen sich auf der Route aneinander.
Der Start ist die Hölle, Stau stehen und wundern was hier so viele Menschen tun… Nachdem wir wieder auf der Route sind reihen wir uns in die Blechlawine ein, welche erstaunlich flüssig vorankommt. Über den Col du Châtillon (742 Hm) geht es nochmal durch Ortschaften in Richtung Col de la Colombière (1613 Hm). Wir halten Ausschau nach einer Tankstelle und werden auch fündig. Das Display der Zapfsäule zeigt an dass keine Karten aktzeptiert werden – ich versuche es trotzdem und werde zurückgewiesen. Also wollen wir weiterfahren. Beim Verlassen der Tankstelle muss man eine Schranke passieren und da sitzt eine Dame in einem Häuschen und kassiert… achja, da war was… die Erinnerung kommt zu spät wieder. Tagsüber tankt man einfach und bezahlt – Nachts sind die Automaten am Zug. Wir werden einfach die nächste Tankstelle nehmen.
Es folgt der Col de Saint Jean de Sixt (956 Hm). Der Verkehr ist immer noch dicht aber flüssig. Die Landschaft zieht uns in ihren Bann und die Kurven bekommen fast zuwenig Aufmerksamkeit. Heute läuft es. Der Himmel ist blau, keine Wolke zu sehen, die Temperaturen steigen nach der kühlen Nacht langsam an und unser Grinsen nimmt kein Ende.
Auf einen Col folgt was? Richtig, der nächste…Col des Aravis (1487 Hm) Genauso wie die Höhe der Pässe steigt auch die Temperatur an. Längst sind die Lüftungen meiner Moppedkombi offen und ich genieße den Fahrtwind der durch Hose und Jacke bläst. Anja ist da anderer Meinung… laut ihr könnte es durchaus noch etwas wärmer sein.
Als wir den Col des Saisies (1650 Hm) hinabfahren steigt meine Vorfreude auf den kommenden Käsekauf in Beaufort. Leider finden wir auf Anhieb weder auf dem verbliebenen Weg dorthin noch direkt in Beaufort eine Fromagerie. Dafür haben wir aber eine Boulangerie/Patisserie gefunden an der wir eine Pause einlegen. Cappuccino, Tee, zwei verschiedene Käsekuchen, eine Tartellete Chocolate und eine Quiche Beaufort später spannt uns der Ranzen und wir sind Müde. Es war vielleicht ein bisschen viel, aber wir hätten hier noch viel viel mehr essen können. Die Auswahl war riesig und es sah alles superlecker aus.
Auch auf dem Weg auf den Col du Méraillet (1605 Hm) finden wir keine Fromagerie. Auch den Cormet de Roselend (1968 Hm) überqueren wir ohne Käse. Oben auf der Passhöhe steht zwar ein Verkaufswagen aber der spricht uns nicht an. Hier treffen wir zwei ältere Schweizer mit alten Moppeds wieder die uns bereits seit einiger Zeit „begleiten“. Sie haben ein Motorrad zerlegt und sind am schrauben. Ich frage kurz nach ob sie Hilfe in Form von Werkzeug oder Teilen brauchen, sie bedanken sich und verneinen. In Bourg Saint Maurice finden wir endlich eine Fromagerie. Zwei Sorten Beaufort (Beaufort Ete col du la und Beaufort Ete Vallee des) und einen Crottins de chevre gönnen wir uns bevor es weiter geht nach Val-d’Isère. Dieser Ort ist mir noch gut aus meiner Kindheit von den Ski Weltcups im Gedächtnis die mein Vater immer im TV geguckt hat. In Val-d’Isère kaufen wir Wasser, zwei Sorten Baguette und wieder eine Gurke. Nun folgt der König des Tages. Der Col de l’Iseran mit 2770 Höhenmetern.
Eine absolut beeindruckende Landschaft begeistert mich total. Anja sucht erstmal eine Toilette auf und ärgert sich über den Zustand eben dieser. Die Radfahrer welche oben am Passschild ankommen klatschen ab und feiern das bezwingen des Berges. Einer kommt im Eiltempo angefahren und man meint er stirbt als er am Passschild ankommt. Aber er ist auch nur äußerst ergriffen und schnappt nach Luft. Wir machen dann ebenfalls noch ein Selfie vor dem Schild und schwingen uns wieder auf die Maschinen. Es ist schon spät und wir wollten eigentlich nicht den ersten sondern erst den vierten Campingplatz nach dem Pass nehmen. Es sind noch gute 30km und wir haben wie immer nichts reserviert.
Pässe wie den Iseran lieben wir. Das Stilfser Joch hat exakt einmal einen Reiz für uns gehabt. Den Reiz einmal oben zu stehen. Aber das enge Kehren hochhetzen – Gas weg, Gas ran, Gas weg, Gas ran ist einfach nicht unser Ding. Die Pässe in den Pyrenäen hatten da schon einen ganz anderen Reiz und auch der Iseran ist so gebaut. Kilometerlang geht es hinauf bzw. auch wieder hinab. In schön flüssig zu fahrenden Kurven. Freilich sind auch einige Spitzkehren dabei, aber eben nicht nur. Den ersten Campingplatz schauen wir nicht einmal an – Eine Wiese mit einer Toilette. Ein bisschen mehr Komfort wollen wir heute schon. Die folgenden zwei reizen uns auch nicht. So wird es es dann tatsächlich kurz vor 19 Uhr der vierte in der Reihe und wir haben doch noch den Col de la Madeleine (1746 Hm) überfahren. Der Municipal Les Balmasses in Lanslebourg Mont Cenis ist ziemlich voll, aber wir bekommen noch einen Platz oben auf der „zweiten Etage“. Die kleinere obere Wiese liegt wie ein Balkon etwas über Lanslebourg und der Ausblick ist wunderschön. Auch kriegt man hier oben noch etwas länger Sonne ab als auf der unteren Ebene.
Schnell bauen wir das Zelt auf und packen den Käse aus. Trotz des Kuchens am Nachmittag haben wir mächtig Hunger und müssen uns zusammereissen nur die Hälfte zu essen, es soll ja auch noch fürs Frühstück reichen. Danach noch schnell unter die Dusche und dann noch Bilder sichten und ein bisschen schreiben. Unsere Zeltnachbarn (Fahrradfahrer) interessieren sich für unser Vaude (Chapel L3P) und ich beantworte noch Ihre Fragen. Dann geht es in die Koje, morgen sind wieder einige Pässe angesagt.