Über Tobias Seidel

Tobias Seidel wurde 1981 geboren und hat sein Hobby IT zum Beruf gemacht. In seiner Freizeit beschäftigt er sich viel mit den Themen Android, Motorräder, Geocaching, Fotografie und Tanzen (Standard).

Spanien Herbst 2021 – Tag 18 – 427km – daheim

Ein letztes mal wachen wir in fremden Betten auf bevor es wieder in die Eigenen geht. Ein letztes Mal geht es zum Frühstücksbuffet. 11 EUR kostet das Buffet pro Person, also schlagen wir um 8 Uhr auch für 11 EUR zu *g* wir geben alles und finden uns nach frisch gepresstem O-Saft, Tee, Kaffee, Baguette, Wurst, Käse, Eier, Croissants, Schokocroissants, einer Art Brioche und Blätterteiggebäck im Fresskoma. Am liebsten würden wir uns einfach wieder hinlegen und weiterschlafen. Aber die Autobahn ruft. Noch ein Grund im Bett zu bleiben. Wir packen, das Feng Shui passt und alles rutschts an seinen Platz als ob es nie wo anders gewesen wäre… warum ist das eigentlich am ersten Tag einer Reise nicht auch schon so? Prinzipiell haben wir seit Jahren fast das gleiche Zeugs dabei… also müsste es doch auch am ersten Tag schon passen.

Um kurz nach 10 Uhr zockeln wir los. Erstmal noch zur Tankstelle, an der Autobahn ist es unverschämt teuer, also wollen wir hier nochmal für 1,56 EUR/L vollmachen. Dann folgt noch ein Halt an einem Gemüsestand neben einem Bäcker. Anja kauft gesund ein – 4 Clementinen. Ich kaufe genussvoll ein – 3 Tartelettes und für eine Freundin die uns immer Herzchenaugensmilies geschickt hat wenn wir ein Eclair Bild im Status hatten noch ein paar Eclairs als Überraschung. Dann geht es bereits auf der Autobahn über den Rhein und wir sind zurück in Deutschland. Die Trinkrucksäcke ermöglichen es uns gleich mal am Stück 260 km durchzuballern. Mit Genuss hat das nicht mehr viel zu tun, gehört aber genauso zur Reise wie ein geiler kurviger Fahrtag. Und ja wir hätten auch nochmal über Land fahren können, aber da wir morgen wieder auf Arbeit müssen wollen wir nicht zu spät heimkommen. Der Halt nach 260km ist auch nur fällig da Elli einfach kein Spritsparmopped wie Ari ist. Bei der kleinen 650er reicht ein Tank schonmal für mehr als 500km. Bei der Großen ist bei 320-330km Schluss. Ich tanke für 1,99Eur/L ganze 7 davon ins Fass. Uns sprechen mehrfach Leute an – es ist immerhin der 1.11. und nicht sonderlich warm. Wenn man dann erzählt dass man aus Spanien kommt machen die meisten große Augen.

Achja, es ist der 1.11. und wir haben dafür Bombenwetter. Es ist trocken, nicht zu kalt und wir sehen immer mal wieder fetzen von blauem Himmel. Insgesamt hatten wir auf dieser Reise mal wieder unglaubliches Glück mit dem Wetter. Und nicht nur damit. Die kulinarischen Genüsse waren alle super, die Unterkünfte meist echte Glücksgriffe und kein einziger Griff ins Klo. Die Auswahl der Gegend war phänomenal! Wir dürfen uns wahrlich nicht beklagen, nein wir müssen ein Fettes Danke an unseren Dussel richten immer wieder die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben. Auch der Reifen ist immer noch dicht. Meine Flickkünste sind somit „Meisterhaft“.
Als wir Aurach passieren ist auf einmal die Fahrbahn nass, aber von oben kriegen wir auch auf den letzten Kilometern nichts mehr ab. Die Schuhe werden trotzdem nass vom Spritzwasser und die Temperatur sackt nochmal merklich ab. Wir freuen uns dass dies nicht schon früher passiert ist. In Aurach fahren wir dann von der BAB und fahren durch Ansbach. Das Autobahnbollern hat uns nochmal die Gelegenheit gegeben die Eindrücke der Reise Revue passieren zu lassen und zu verarbeiten. Wir fahren noch einen kurzen Umweg um die Überraschungseclairs abzugeben und bereiten damit jemandem eine kleine Freude.  Rund 2 Stunden nachdem wir zuhause angekommen sind nimmt man schon fast nicht mehr wahr dass wir weg waren, die Waschmaschinen laufen bereits und das Gepäck ist fast restlos verräumt. Zuhause genießen wir dann auch noch unsere letzten Tartelettes dieses Trips. Wir sind schon gespannt wo uns die nächste Reise hinführen wird. Aktuell haben wir noch keinerlei Plan.

Ich möchte die Gelegenheit heute auch noch nutzen mich bei allen Kommentatoren egal ob hier, auf Facebook, im Mimoto Reiseforum oder im V-Stromforum zu bedanken. Der Applaus ist der Lohn der Künstler und es bestätigt uns immer wieder diese Beiträge zu schreiben und unsere Fotografien zu teilen wenn wir so tolles Feedback bekommen. DANKE!

Spanien Herbst 2021 – Tag 17 – 303km – Wittersdorf

Zeitumstellung – wohooo eine Stunde länger schlafen! Endlich wieder früher hell…aber dafür auch ne Stunde früher dunkel. Ich wache auf jeden Fall heute sehr früh auf und nutze die Zeit … nicht. Wir kommen nicht so recht in die Gänge und dümpeln bis zum Frühstück nur rum. Um 8:30 bringt uns Christophe dann Brot, Orangensaft, verschiedene Marmeladen, Schokocroissants und Nutella. Für Kaffee und Tee haben wir das Equipment in der Küchenzeile. So sitzen wir direkt neben unserem Bett und können so richtig gammelig Frühstücken. Eigentlich hätten wir auch im Bett frühstücken können. Die Idee dazu kam uns zu spät. Bevor wir das Chateau de Chatenay verlassen schauen wir uns noch den Weinkeller an und Christophe erklärt noch ein wenig zu der Weinregion Burgund. Um kurz vor 11 schaffen wir es dann uns loszureißen.

Die ersten 100 Kilometer sind vorbei bevor wir sie so richtig bemerken. Wir haben die Sena Headsets heiß laufen lassen und uns angeregt unterhalten während wir über größere Strassen relativ geradeaus und mit wenig reizvollen Ausblicken dahingeflogen sind. Einen kurzen Stopp hatten wir an einem Supermarkt eingelegt um uns für heute und morgen mit Wasser einzudecken da der Montag ja in Deutschland ein Feiertag ist, zumindest in BaWü und Bayern, wo wir durchfahren. Das Wetter ist genial. Wir hatten mit Regen gerechnet, der Himmel ist aber superblau mit tollen Wolkenstrukturen und es kommt immer wieder die Sonne durch. Die Temperaturen sprechen auch für offene Lüftungen und der Wind hat merklich nachgelassen im Vergleich zu gestern. Irgendwann nehme ich wieder Weinanbau um uns wahr und bin so begeistert von den leuchtenden Weinblättern dass wir einen Fotostopp einlegen.

Die Pause tat gut und hat uns wieder ein bisschen ins Hier und Jetzt zurückgeholt. Wir fahren in den Weinbergen wieder mehr Kurven und auch mehr auf und ab bevor es dann endgültig wieder auf kleinere Strassen geht. So langsam wären wir dann mal bereit für unsere letzten Tartlettes in Frankreich. Aber es kommt und kommt einfach keine Boulangerie. Eine Tankstelle wäre auch gut aber sie lässt ebenso auf sich warten. Wir befragen schonmal Google Maps und werden nicht so recht fündig was den Bäcker angeht. Irgendwann fahren wir nach Baumes les Dames und tanken hier. Die weitere Google Maps Suche breche ich entnervt ab und beschließe dass wir eine Boulangerie finden werden wenn es eben so sein soll. Google war ja der Meinung dass es in Baumes les Dames keinen geöffneten Tartlettedealer gibt. Meine Nase sieht das anders… wir biegen dreimal ab und stehen vor einer geöffneten Patisserie. Zusammen mit vier BMWfahrern/innen die auch gerade Pause gemacht haben fallen wir über die Kuchenauswahl her.

Die BMWler stellen noch fest dass wir Franken sein müssen bevor sie das Weite suchen. Wir genießen die gejagten Tartlettes unter freiem Himmel und sind zufrieden mit der Ausbeute. Die Tarte Citron lässt die Gesichtsmuskeln so richtig verkrampfen so sauer ist sie. Genau Anjas Geschmack. Meinen hat der Minikuchen mit Himbeeren und Pudding viel mehr getroffen. Da verkrampft das Gesicht nicht so, es entspannt viel mehr im Genussempfinden. Die folgende Strecke überschneidet sich mit unserem Anreiseweg. Am Fluss entlang gibt es wieder geniale Spiegelungen wie schon vor 2 Wochen, allerdings finden wir keine passenden Haltepunkte und außerdem sind wir irgendwie so im Fahrflow dass halten und Fotografieren gerade auch nicht passt. Das Licht ist schon so golden dass man meinen könnte die Sonne geht um 16 Uhr unter.

12km vor der Ankunft am Hotel springt vor uns ein Polizist auf die Strasse und stoppt uns – verdammt waren wir zu schnell? Böse Erinnerungen an Slowenien letztes Jahr kommen hoch – das war teuer. Er verlangt unsere Führerscheine und Ausweise, wirft einen kurzen Blick drauf und fragt mich dann ob Anja meine Ehefrau ist. Ich bejahe und er beglückwünscht mich, seine eigene Frau hasst Motorradfahren und er hat privat eine BMW und fährt doch so gerne. Wo wir herkommen interessiert ihn noch und als ich Spanien sage schaut er anerkennend und fragt wie weit wir heute noch wollen? Er wünscht uns noch eine gute Fahrt und beglückwünscht mich nochmal zu meiner tollen Gattin und das wars mit der Kontrolle. So macht das Spass.

Als wir vor dem Hotel neben einem Citroen SUV parken schleicht dessen Besitzer schon so komisch um uns rum bis wir zur Rezeption gehen. Ich glaube er hat Angst dass der Dreck von unseren Moppeds auf sein gelecktes Auto überspringt. Als wir dann vom Einchecken zurückkommen hat er sich den Hotelmanager dazu geholt und wir werden gebeten die Moppeds umzuparken. Erst als wir das tun zieht er von dannen… Stranger Typ… Naja die Moppeds stehen jetzt unter Dach und weiter weg von der Strasse, was uns nur recht sein soll. Im Hotel spricht man kein Wort Englisch obwohl dies auf Booking.com nebst Deutsch angegeben war. Für uns kein Problem sind wir es doch gewohnt uns mit Gebärden und Google Translate zu behelfen. Die Dame an der Rezeption fordert es aber sichtlich. Als wir um 19 Uhr zum Abendessen ins Restaurant kommen sehen wir die Dame wieder und sie entwickelt eine leichte Berührungsangst weshalb wir etwa Geduld aufbringen dürfen. Als die Bestellung getätigt ist läuft aber alles wie am Schnürchen. Anjas Steak kommt perfekt in der gewünschten Garstufe und meine kleine Haxe könnte auch gerade so eben meinen Hunger befriedigen 🙂

Mit dem Elsass werden wir nur was das Essen angeht warm. Immer wenn wir eine Unterkunft im Elsass haben sind die Leute hier distanziert. In allen anderen Regionen Frankreichs wurden unsere Vorurteile gegenüber diesem tollen Land bisher vehement mit Freundlichkeit abgebaut. Nur im Elsass nicht, da fühlt man sich immer irgendwie unerwünscht. Vielleicht haben wir hier auch nur nicht das richtige Händchen bei der Auswahl der besuchten Lokalitäten. Die Schweinshaxe fordert auf jeden Fall Ihren Tribut und sorgt für totale Erschöpfung und so liegen wir nach dem Essen im Bett. Ich schreibe noch, Anja liest und wir merken gar nichts mehr von der Zeitumstellung… Gestern wars um diese Zeit schon eine Stunde später.

Unterkunft: Hôtel Restaurant Kuentz

Spanien Herbst 2021 – Tag 16 – 246km – Macon

Heute Nacht war es sehr windig, ein unglaublich beruhigendes Geräusch für mich wenn der Wind um ein Haus in den Bergen pfeift. Fast so wie das rauschen der Brandung am Meer. Wir haben hervorragend geschlafen. Anja begrüsst den neuen Tag mit ein paar Sonnengrüßen – auch in der Hoffnung damit die Sonne hervorlocken zu können. Für die nächsten drei Tage sehen die Wettermeldungen eher feucht aus. Während wir beim Frühstück sind hört es tatsächlich auf zu regnen. Wir sitzen hier wie beim letzten mal inmitten von Franzosen gemeinsam an einem großen Tisch. Einer spricht ganz passabel Englisch und hat das Bedürfnis uns am Gespräch teilhaben zu lassen und übersetzt munter in alle Richtungen. Es gibt wieder unmengen selbst gemachter Marmeladen. Das Highlight diesmal – Brombeere mit schwarzem Pfeffer und Kardamom. Schafsjoghurt können wir auch noch probieren. Nur Regionale Sachen in Bioqualität sind hier auf dem Tisch. Das liegt hier mit Sicherheit allein schon daran dass die nächsten Bauern schneller/einfacher zu erreichen sind als ein großer Supermarkt. Bio und Regional weil es bequemer ist? Welch ein Luxus! Ich habe mal wieder das Gefühl Deutschland reguliert sich hier zu Tode. Das Biosiegel ist wichtiger als dass man sieht wo es herkommt. Nach dem langen Tag gestern haben wir heute dafür weniger KM geplant. Und heute wird sich an den Plan gehalten meldet sich direkt unser innerer Monk 🙂

Die Verabschiedung vom Hausherren fällt leider aus da wir ihn nicht mehr finden als wir endlich soweit sind. Um kurz vor 11 Uhr starten wir dann auf nassen Strassen, aber trocken von oben in den Tag. Das Herbstlaub auf dem Asphalt lässt uns die Kurven vorsichtig angehen und so bleibt ein bisschen mehr Zeit in der Gegend rumzuschauen. Erstmal fahren wir aus dem Parc naturel régional des Volcans d’Auvergne heraus. Wir machen relativ früh noch einen Fotostopp an einer historischen Brücke und ich wechsle nochmal Handschuhe – die Goretex sind mir einfach zu warm. Ebenso mach ich gleich noch alle Lüftungen an der Kombi auf. Das Zwiebelprinzip treibt mir den Schweiß aus den Poren. Wir waren voll auf Regen und kalt eingestellt. Bisher gabs aber weder das eine noch das andere.

Als es in den Parc naturel régional Livradois-Forez geht sieht man am Himmel vor und neben uns deutlich wo es regnet. Das sieht nicht sehr einladend aus. Wir richten uns deshalb nach dem einen blauen Fetzen am Himmel und folgen diesem. Unser Monk ist damit auch im Reinen da es genau die Route ist welche wir geplant haben. Jedem Abbiegen in Richtung Regen folgt direkt wieder ein Kreisverkehr oder eine Kurve in die andere Richtung. Wir fahren kurvenreich über niedrige Pässe und erfreuen uns am auf und ab. Das einzige Manko heute ist der Wind. Wir fahren auch auf den Geraden immer in deutlicher Schräglage. Entspannung bieten nur Waldgebiete in welchen uns die Bäume schützen.

In einem kleinen Dorf finden wir am Nachmittag eine Boulangerie/Patisserie und kaufen ein wie die großen. Eine Schinken/Käse Stange, Flan Fruits Rouge, ein Tartlette Citron und eine La Mignardise. Wir vespern das gleich mal auf dem Dorfplatz bevor es wieder weitergeht. Aufgrund des Windes haben wir heute zusätzlich zu den wenigen Kilometern auch noch wenig Pausen gemacht, bzw. nur sehr kurze Fotostopps. So langsam wird es dann Zeit für einen Tankstopp. Bei 302 km Reichweite kommt dann nach über 40km ohne Tankstelle endlich wieder eine. Wir machen die Fässer voll, checken nochmal kurz die Kettenspannung und schon geht es wieder weiter. Immer wieder kommen uns völlig verdreckte Geländewagen mit Rennaufklebern entgegen. Dieses Wochenende findet hier die Raid Bleu Beaujolais statt.

Die letzten 45 km geht es dann durch Weinberge. Wir übernachten heute in Macon welches in Burgund liegt. Diese Region ist unter anderem Bekannt für Ihre Pinot Noirs und Chardonnays. In Macon selbst machen wir noch einen kurzen Halt an einem Intermarche um Wasser zu kaufen, dann geht es endgültig zum Chateau de Chatenay – unserer Unterkunft für heute Nacht. Ein massives Herrenhaus mit riesigem Anwesen. Die Hausherrin Stephanie begrüsst uns und verschwindet sofort wieder in der Küche. Sie trägt die Kleidung eines professionellen Kochs, was uns Christophe der Hausherr dann auch gleich noch erklärt. Sie ist Lehrerin an einer in Frankreich recht bekannten Kochschule. Er meint dann noch so flapsi, es könnte also sein dass ihr heute Abend ganz gut esst. Und genau so wird es auch. Wir essen hervorragend. Das Covid-19 Konzept im Chateau sieht vor dass wir das Essen auf unserem Zimmer einnehmen, welches eine kleine Küchenzeile hat. Übrigens ist unser Zimmer der ehemalige Hühnerstall des Chateaus. Vor dem Essen bestelle ich online noch Verschleißteile und Ersatzteile für die Moppeds. Wenn wir wieder daheim sind stehen Kundendienste und umfangreiche Wartungen an. Man merkt inzwischen das Alter und die Laufleistung der beiden Maschinen.

Dann kommt Christophe und berät uns zwecks Weinauswahl. Das Chateau hat einen nicht ganz kleinen Weinkeller zu bieten und so können wir aus 34 verschiedenen Weinen wählen. Die Beratung des Hausherren führt zu einem Moulin a Vent – Chateau Moulin a Vent – Les Verillats 2015 und hat voll unseren Geschmack getroffen. Zu Essen gibt es dann Hähnchenkeule aus Bresse an Sahnesauce mit Champignons dazu kleine Kartoffeln und glasierte Möhrchen gefolgt von einer Käseauswahl aus der Region und einem hausgemachten Apfelkuchen. Und ja Christophe hat Recht, Stephanie kocht nicht ganz schlecht – nein sogar ganz hervorragend! Es war ein Genuss. Nachdem dann auch noch unsere Flasche Wein geleert ist ziehen wir den Vorhang zu und träumen weiter von dem genialen Abendessen.

Unterkunft: Château de Chatenay 

 

Spanien Herbst 2021 – Tag 15 – 346km – Saint Anastaise

Wow, what a day! Aber fangen wir mal von vorne an. Wie jeden Tag sind wir als erstes mal aufgewacht. Heute sollte ein schneller Abflug drin sein weil wir kein Frühstück gebucht haben. Also gehen wir es eher dümpelig an. Heute sind auch vergleichsweise wenig km geplant und die Unterkunft heute Abend kennen wir von der Anreise. Wir haben Abendessen angefragt also sollte auch das Thema geklärt sein. Kennt ihr den Satz: „Pläne sind da um geändert zu werden“ oder „Leben ist das was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu schmieden?“ Das wird das Motto des Tages!

Beim Aufpacken der Bikes kommt Trevor unser Gastgeber dazu und erkundigt sich wo wir heute hinfahren. Trevor und Patsy sind Briten die sich vor 20 Jahren ein Haus in Frankreich gekauft haben. Jahrelang haben sie es im Sommer besucht und renoviert. Seit 2016 leben sie nun fest hier in Frankreich und bieten geführte Motorradtouren an. Sie vermieten hierfür auch einige BMWs – Caday Rouge Motorcycle Tours. Trevor gibt uns ein paar Tipps wo wir unbedingt noch hinfahren sollten. Patsy kommt dazu und schwärmt auch davon. Ich hole den Laptop nochmal raus und plane die Route entsprechend um – das mit den wenigen Kilometern wird heute nix, aber zeitlich geht sich das immer noch super aus. Dann kommt Trevor auf die Idee uns zu begleiten und Saint-Cirq-Lapopie und Rocamadour zu zeigen. Patsy schaut erstmal zweifelnd ob uns das recht ist und sieht ihre Tagesplanung auch schwinden. Wir überlegen kurz und ergreifen die Gelegenheit beim Schopf. Ein Local der sich auskennt das ist genial. Also sagen wir ja. Trevor läuft los um sich fertig zu machen, Patsy bleibt daheim weil sie einen wichtigen Termin hat und wir packen die Moppeds fertig. Um 10:20 Uhr fahren wir vom Hof und Patsy winkt uns hinterher. Ich glaube sie hat schon geahnt dass Trevor nicht wie angekündigt in 2 Stunden wieder daheim ist.

Trevor ist es gewohnt Gruppen anzuführen und das merkt man. Perfektes Anzeigen von Kreuzungen, Kreisverkehren, Sehenswürdigkeiten, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Rollsplit, usw… so etwas haben wir noch nicht erlebt. Er tastet sich langsam an unsere Wohlfühlgeschwindigkeit ran und checkt ab wie wir fahrerisch so ticken. Ich glaube behaupten zu können dass er auch Spass an der Fahrt hat. Wir fliegen ihm befreit hinterher und genießen es jemandem zu folgen der die Strecken auswendig kennt. Für mich bedeuten Motorradreisen immer: Navi im Blick, Strasse im Blick, Anja im Ohr, bissl Sightseeing nebenbei und dann will man kein Verkehrshindernis sein. Trevor hinterher fahren nimmt da ein paar Komponenten raus und befreit ungemein. Vielleicht sollten wir so geführte Touren doch mal in Betracht ziehen… aber nicht in einer 10er Gruppe oder so. Wenn dann nur wir plus Guide.

An Sehenswerten Punkten stoppt Trevor oder wir zeigen ihm an dass wir stoppen wollen. Er kennt immer einen perfekten Ausblick auf die Location. Dafür linst er mir über die Schulter beim Fotografieren und stellt munter fragen zu Bildaufbau und Kameratechnik. Ein Geben und Nehmen. So ist das toll. Mehrfach erkundigt er sich ob wir mal was essen wollen oder einen Kaffee trinken. Wir sind mit unseren Trinkrucksäcken bestens ausgestattet und heute klappt das Intervallfasten mal wieder perfekt. Außerdem zeigt der Blick aufs Navi dass die Zeit langsam fortschreitet und die Restkilometer noch reichlich sind.

Die Straßen welche Trevor uns zeigt werden immer kleiner da er unsere Fahrtechnik als immer besser einstuft. Ich glaube er hat auch so richtig Spass an der Gangart die wir an den Tag legen. Um 13:30 kommen wir in Rocamadur an und Trevor telefoniert zum zweitenmal mit Patsy und beschwichtig sie dass er quasi schon auf dem Rückweg ist. Sowohl Saint-Cirq-Lapopie als auch Rocamadur sind der Wahnsinn. An den Hang und teilweise in den Fels gebaute Mittelalterliche Städte. Man bräuchte überall viel mehr Zeit, die wir heute leider nicht haben. Was mir heute nicht gefallen hat war dass wir so einen gehetzten Eindruck auf Trevor gemacht haben. Aber leider drückt der Heimweg ein wenig. In Rocamadur ruft dann noch unser Gastgeber für heute Abend an und fragt ob wir es bis 19 Uhr schaffen da er dann leider weg muss. Er kann deswegen heute leider auch kein Abendessen anbieten. Soviel zu den Plänen für heute. Das Leben macht aber so auch viel mehr Spass als das Plan abarbeiten. Wir fahren mit Trevor noch zum Aussichtspunkt über der Stadt Rocamadur und kaufen spontan lokalen Käse.

Am nächsten Kreisverkehr verabschieden wir Trevor, der jetzt bestimmt noch eine Stunde bis heim braucht. Wir fahren nochmal eine Stunde im altbekannten Tobi kümmert sich um alles außer Moppedfahren Modus bevor wir eine Pinkelpause einlegen. Die erste heute für uns. Auch außerhalb des Naturparks sind die Strassen heute noch der Hammer und wir fliegen weiter so dahin. In einem Dorf halten wir zum Tanken, finden eine Bäckerei und kaufen Brot, Puddingkuchen und ein Tartlette. Auf den letzten 50km in den Parc naturel régional des Volcans d’Auvergne finden wir noch eine Fromagerie und kaufen eine getrocknete Wurst und einen lokalen Kuhmilchkäse. Die Temperatur sinkt merklich und in den Tälern und Wäldern wird es zunehmend düster. Anja zieht ihre Daunenjacke drunter und ich mach die Lüftungen an der Kombi zu.

Joel der Hausherr der Datcha Anastasia erkennt uns gleich wieder und freut sich dass wir nochmal vorbeikommen. Er entschuldigt sich gleich nochmal dass es mit dem Abendessen heute leider nicht klappt. Achja es ist 18:30 als wir nach 346km angekommen sind. Wir packen ab, stellen die Moppeds in die Scheune zu einem 50 Jahre alten Opel Kadett und setzen uns aufs Sofa im Aufenthaltsbereich um zu vespern. Wir haben diesmal das russische Zimmer. Beim ersten Aufenthalt hier hatten wir das japanische. Nach dem Essen noch schnell die Route bis zur deutschen Grenze und die zwei letzten Unterkünfte rausgesucht. Dann geht es ins Bett und wir schlafen augenblicklich ein.

Unterkunft: Datcha Anastasia

Spanien Herbst 2021 – Tag 14 – 325km – Saint Vite

Theoretisch hätten wir ja früh schlafen können – Anja hat das auch getan – ich mal wieder nicht. Also schlafe ich heute früh bis um 8 Uhr. Frühstück haben wir für 9 Uhr ausgemacht und da sitzen wir dann auch alleine zu zweit im Essensbereich der Unterkunft. Es gibt ganz viele hausgemachte Sachen: Marmeladen, Muffins, Kekse, Apfelsaft dazu bekommen wir getoastetes Brot, eine Platte mit Jamon, Queso und zweierlei Wurst, pürierte Tomate, Kaffee und Tee. Wir könnten auch noch Rühreier haben, wir glauben aber das andere Zeugs reicht uns. Die Entscheidung war absolut richtig, wir sind pappsatt nachdem alles vernichtet ist und würden uns am liebsten wieder hinlegen. Beim Aufpacken der Moppeds widmet Anja mehr Zeit dem Esel der im Nachbarsgarten steht als dem Packen. Der schaut dann ganz unglaublich doof als sie aufhört ihn zu kraulen und einfach davonfährt.

Nach ein paar Kilometern tanken wir noch bevor wir nach Frankreich zurück fahren. Der Sprit war dort ca. 20cent pro Liter teurer. Das Tanken an der Repsol ist allerdings äußerst gewöhnungsbedürftig… der Tankwart fordert uns auf von den Moppeds abzusteigen und wir dürfen die Tanks nicht selbst befüllen. Bei mir passiert das noch mit Respekt – bei Anja arrogant von oben herab und bevormundend. Sowas geht garnet. Als wir weiterfahren regnet es Blätter vom Himmel. Wie ganz dicke Schneeflocken die langsam zur Erde schweben. Total fancy der Anblick während man durch die Blätter fährt. Jetzt kommt der schöne Teil des heutigen Tages, der Col de Ispeguy. Auf der spanischen Seite geht es relativ schnell mit engen Kehren in die Höhe – wobei Höhe, was bedeutet eigentlich Höhe? Der Col de Ispeguy hat „nur“ 672 Höhenmeter. Man fühlt sich aber irgendwie wie auf 1600 Höhenmeter. Die französische Nordrampe geht dann in flüssig zu fahrenden Kurven über einige Kilometer im Tal hinab. Viel schöner als diese Spitzkehren hatz.

Das Wetter heute ist der Hammer. Blauer Himmel, Sonne und warme Temperaturen. In Frankreich wird es dann noch deutlich spürbar wärmer. Die Ausläufer der Pyrenees Atlantiques sind einfach genial zum fahren. Wir fliegen förmlich durch die Kurven – im Rückspiegel immer die schattierten Bergketten. Ein Traum der nie enden sollte. Wir beginnen die Augen nach einer Fromagerie aufzuhalten da wir uns noch mit Käse für heute Abend eindecken wollen. In Zyrax finden wir dann nicht nur einen Laden, sondern wirklich direkt eine Käserei (Fromagerie Lauburu). Sie sieht ziemlich geschlossen aus, da ich aber unbedingt Zwiebelschichten loswerden muss (Isolationsjacke) stehen wir ein wenig im Hof rum und es kommt doch jemand und sperrt den Laden auf. Mit Händen und Füssen kommunizieren wir,  probieren Käse und kaufen zwei Brocken. Einen Brebis und einen Vache nature.

Ein paar Kreisverkehre weiter halten wir an einer Boulangerie, Patisserie & Tarterie an um eine kurze Pause zu machen und Baguette für heute Abend zu kaufen. Wir verdrücken zwei Tartlettes und zwei Croissants. Es ist so warm dass ich den Platz im Schatten vorziehe. Anja steht in der Sonne und saugt die wärme der Sonnenstrahlen förmlich auf. Nun beginnt der üble Teil des Tages. Das Navi sagt 48km bis zum nächsten Kreisverkehr voraus… dass bis dahin nur eine leichte Kurve mit ca. 3° Grad Winkel kommt hatte ich gestern bei der Planung schon geahnt. Drei Planunsgtools haben als kurvenreichste Strecke in der Gegend einfach eine Schnurgerade Linie gemalt. Tja, das war es dann mit Fahrspass. Es gibt wahrlich schlimmeres und so überstehen wir auch das. 150km mit ca. 10 Kreisverkehren und ungefähr 5 Kurven später fällt mir beim anfahren auf dass Elli komische Geräusche macht. Dazu ruckeln beim konstanten dahingleiten. Wir müssen eh tanken, von dem her nutzen wir das gleich mal um die Ketten an beiden Moppeds zu spannen. Sie hatten es definitiv nötig. Bei Elli is etz wieder alles ruhig und sie schnurrt wieder wie eine junge.

An einem Intermarche decken wir uns dann noch mit Wasser und Oliven ein bevor die letzten 20 km wieder kurvig und schön werden. Im goldenen Licht des schwindenden Tages geht es an einem Fluss entlang in dem sich die Ufer spiegeln. Die heutige Unterkunft, das Caday Rouge, wird von Trevor und Patsy geführt, zwei Briten die hier auch BMW Motorräder verleihen und geführte Touren unter dem Namen Caday Rouge Motorcycle Tours anbieten. Das hatten wir beim Buchen nicht gewusst. Trevor würde morgen gerne mit uns eine Tagestour fahren, ich muss allerdings mit britischer politeness (I’m afraid to tell you…) ablehnen da wir weiter in Richtung Heimat müssen. Die Unterkunft ist warm und total kuschelig. Um 19 Uhr geht die Sonne unter und wir sitzen im Zimmer und vespern unseren Käse, das Baguette und die Oliven. Life is good! Morgen gibt es dann wieder mehr Kurven und ein wiedersehen mit einer tollen Unterkunft.

Unterkunft: Caday Rouge

Spanien Herbst 2021 – Tag 13 – 297km – Donamaria

Das Aufstehen fällt uns von Tag zu Tag irgendwie schwerer. Es ist aber auch von Tag zu Tag länger dunkel. Der Blick nach draußen offenbart nichts, es ist neblig und die Sichtweite ist extrem kurz. Wir gehen Frühstücken und bekommen ein für spanische Verhältnisse ausgiebiges Frühstück. Cafè con leche, Tè, frischer O-Saft, ein halber Toast mit Rührei, zwei Scheiben Baguette, zwei Scheiben Jamon, Marmelade, Butter, ein kleines Croissant und zwei Kekse, das ganze pro Person. Nach dem Frühstück sieht man dass die Sonne gegen den Nebel ankämpft, aber wer gewinnen wird ist noch unklar. Wir sind unmotiviert bei der Nässe rauszugehen. Aber es hilft nichts, wir müssen weiter in Richtung Heimat. Wir packen zusammen und verstauen die Sachen in den Koffern, dann geht es um kurz vor 11 Uhr los. Die Hausherrin wünscht uns mit Hilfe von Google Translate noch eine gute Fahrt und wir sollen im Nebel vorsichtig sein.

Keine 500m von unserer Unterkunft entfernt sind wir völlig überrascht. Der Nebel endet hier und wir fahren wesentlich früher als erwartet und erhofft unter blauem Himmel und strahlender Sonne. Der Wahnsinn, so muss das sein! Wir stoppen nochmal für Bilder am Ebro Stausee, dann geht es ab in die Hügellandschaft. Laubbäume und Büsche prägen die ersten Kilometer, die trockenen Gebiete mit dürrem Gras haben wir endgültig hinter uns gelassen. Die Bäume leuchten herbstlich bunt. Sobald man im Schatten fährt wird es wieder spürbar kälter und man will sofort zurück in die Sonne.

In den Dörfern geht es schon wieder geschäftig zu, die Rentner hocken alle in der Sonne und pflegen soziale Kontakte. Viele Leute in Spanien tragen auch an der frischen Luft eine Maske und es begegnen uns auch immer wieder Fahrzeuge mit nur einer Person, die aber trotzdem eine Maske trägt. Gestern wurde unsere Temperatur beim einchecken gemessen. Die digitalen Impfzertifikate wollte bisher nur die Pizzeria in Frankreich sehen, sonst niemand. Covid rückt gedanklich ganz schön in den Hintergrund. Wir kommen wieder zügig voran und ich fange schon wieder an von einem frühen Check in zu träumen. Nach knapp 2 Stunden fahrt legen wir einen Tankstopp ein, gehen noch zur Toilette, essen 4 Mandarinen und dann laufe ich schnell noch zum Supermarkt 300m weiter. Ich kaufe Wasser und finde noch ein paar süße Gebäckstücke. Die verdrücken wir auch gleich noch bevor es nach 45 Minuten Pause weitergeht.
Langsam aber sicher zeichnen sich vor uns die ersten Ausläufer der Pyrenäen ab. Es ist angenehm warm und ich habe meine Daunenjacke beim Tankstopp bereits weggepackt, bin nur noch mit Baselayer und Moppedjacke unterwegs. Ein bisschen traurig sind wir weil heute unser letzter Tag in Spanien ist. Morgen geht es zurück nach Frankreich. Als wir in die ersten Täler kommen beginnen auch wieder Hochhaussiedlungen und Industriegebiete. Wir sehen ein Einkaufszentrum mit einem Burger King und beschließen dort einen kurzen WC Stopp einzulegen. Ich prüfe noch das Motorenöl und fülle etwas nach. Dann siegt unser Heißhunger auf Chickennuggets und ich hole uns eine kleine Portion. Irgendwie vergeht kein Trip ohne eine Portion Chickennuggets. Die Pause hat auch viel länger gedauert als angedacht und so schwindet die Hoffnung auf den frühen Check in.

Es geht jetzt rauf und runter, links und rechts, auf den Strassen liegt Laub und wir wirbeln es mit unserer Kurvenhatz auf. Warum kommen die schönen Streckenstücke heute eigentlich erst zum Schluss. Irgendwie sind wir erschöpft. Wir haben nicht einen Pausentag gemacht und das spürt man so langsam aber sicher. Uns bleibt aber leider nicht genug Zeit um noch einen einzulegen. Wenn wir einen Tag aussetzen müssten wir dafür an den anderen Tagen ordentlich einen drauflegen, was bei der Kürze der Tage undenkbar ist. In irgendeiner Stadt halten wir noch kurz an einer Fruteria und kaufen wieder 4 Mandarinen. Als wir dann nur noch 20 Minuten vor Ankunft an der Unterkunft sind stoppen wir kurz und melden uns telefonisch an. Das hatten die heutigen Gastgeber so erbeten.

Es geht nochmal über kleinste Strassen mit teilweise bis zu 20% Steigung über eine Kuppe, dann sind wir endlich in Donamaria. Heute hat sich nach hinten hinaus ganz schön gezogen. Beim Check in erfahren wir dass das Restaurant nur für Mittagessen geöffnet hat. Das war so nicht eingeplant. Wir setzen uns also vor dem Abpacken nochmal auf die Moppeds und fahren 3 km weiter in den nächsten größeren Ort und suchen eine Einkaufsmöglichkeit. An der Frischetheke des kleinen Supermarktes decken wir uns mit Jamon, Queso (irgendwas von der Ziege) und einer scharfen groben Wurst ein. Dazu noch Oliven, Alioli, Baguette und eine Packung Schokokekse. Dann wieder 3km zurück zur Unterkunft. Im Zimmer vespern wir und sind eigentlich ganz froh so früh essen zu können. Das sollte heute einen frühen Schlaf ermöglichen.

Nach dem Essen planen wir noch schnell die nächsten zwei Tage und buchen die Unterkünfte in Frankreich. Im Zimmer heizt ein Elektrolüfter den ich auf dem Gang gefunden habe. Die eigentliche Heizung bleibt kalt. Das Zimmer ist inzwischen mollig warm und so fällt es uns nicht schwer im kuschligen Bett einzuschlafen.

Unterkunft: Hostal Rural Donamariako Benta 

Spanien Herbst 2021 – Tag 12 – 316km – Ebrostausee

Der erste Gedanke nach dem Aufwachen – etz gibt’s gleich Churros! Yeah! Wir haben wieder super geschlafen und sind gut ausgeruht. Warm angezogen laufen wir im ersten Licht der Morgensonne los zu der Churreria die wir gestern gefunden hatten. Einen Kaffee mit Milch (Cafè con leche),einen Tee und dazu einen Haufen Churros. Hier ist die Hölle los, Unmengen Spanier laufen hier durch hauen sich vor der Arbeit schnell einen Kaffee und ein paar Churros ins Gesicht. Und die Dinger sind genial!!! Zwei Rennradfahrer stürmen den Laden, verdrücken auch einen Haufen Churros als ob sie im Wettkampf wären und zack schon wieder weg. Die Leute stehen Schlange für einen Tisch oder einen Platz am Tresen. Apropos Rennradfahrer – davon hats hier ziemlich viele und die fahren egal ob es windig ist oder warm oder kalt. Spanien hat keine perfekten Radwege, aber auf größeren Strassen eigentlich immer eine abgetrennte gekennzeichnete Spur für Fahrräder. Und noch etwas fällt uns positiv auf. Mehr als 70% der Rennradfahrer haben blinkende Tagfahrlichter dran. Das erhöht die Sichtbarkeit so brutal genial. Warum ist das in Deutschland verboten??? Ach ja da war die Argumentation mit der Ablenkung für die anderen Verkehrsteilnehmer durch das blinken. Also ich bin in Spanien nicht einmal in einen Graben gefahren weil ich durch ein blinkendes Licht an einem Fahrrad abgelenkt wurde. Fazit für mich, die Entscheidung daheim mit blinkenden Tagfahrlichtern am Rad rumzufahren ist absolut richtig, wenn auch nicht legal!

Nach den Chrurros schlendern wir noch über den Wochenmarkt und sabbern die Nahrungsmittelstände an. Zucchini so groß wie Kürbisse, Zwiebeln wie Handbälle und Unmengen Schinken, Chorizo und Käse. Wir sollten so einen Verkaufswagen kapern und mit heimnehmen. Der Start in den Tag war gemütlich und geht auch so weiter. Bis wir zurück im Hotel sind und gepackt haben ist es fast 11 Uhr. Die Temperatur ist inzwischen okay und so verlassen wir Astorga. Der Streckenbeginn geht durch die Ebene welche um Leon liegt. Lange gerade Strassen und immer in der Ferne die ersten Hügel/Berge im Blick. Wir fahren nochmal in Richtung Norden auf die Atlantikküste zu um die Ebene zu verlassen und wieder Kurven zu finden. Die Gebirgskette hinter der Küste ist unser Ziel.

Irgendwann ziehen wir dann nach Osten und fahren an den Hügeln / Bergen entlang durch Landschaftsmischgebiet. Das ist wie ein Gewerbemischgebiet nur eben dass sich die Landschaft nicht so richtig entscheiden kann ob sie Ebene oder Berge sein will. Die Strassen sind in einem super Zustand und einfach genial kurvig. Wir lassen fliegen und die ersten 100km sind auch wie im Fluge vorbei. Wieder sieht es so aus als ob wir um 15 Uhr den Fahrtag schon beenden könnten. Dann kommt eine Bar in Sicht und wir beschließen uns Kaffee/Tee zu gönnen. Dazu gabs dann noch Jamon mit Brot und zack schon war eine Stunde vorbei. Wir haben den Tisch von der Veranda einfach auf den Parkplatz gestellt und waren so direkt in der Sonne. Unsere vom Fahrtwind durchgekühlten Körper haben jeden Sonnenstrahl direkt aufgesaugt und gespeichert. Auch hier war wieder ein reges Kommen und Gehen.

Wir sind jetzt wieder an den Picos de Europa angekommen. Diese garantieren Kurven, garniert mit Fahrspass und Ausblick. Dazu kommen Stauseen die sich über mehrere Täler erstrecken. So zum Beispiel der Embalse de Riano an welchem wir vor gut einer Woche schonmal waren. Anja hatte gesagt es wäre doch interessant diesen See mal noch zu einer anderen Tageszeit mit einer anderen Lichtstimmung zu sehen – Zack – Wunsch erfüllt. War es beim letzten mal noch das goldene Licht des Sonnenunterganges so brennt heute die Mittagssonne runter. Bei den Fotostopps wird uns richtig warm und ich muss alle Lüftungen an den Klamotten aufmachen. Im See gibt es perfekte Spiegelungen der umliegenden Berge – ein Wahnsinns Anblick!

Da hier Tankstellen nicht mehr so häufig vorkommen füllen wir nochmal auf bevor es dann ein bisschen durch die Picos geht. Wir fahren zwei Pässe mit gut 1300 und gut 1400 Höhenmeter und genießen den Blick über die bewaldeten Hügel bevor es an den Ebro Stausee geht. Diesen auf ca. 1000 Höhenmeter liegenden See erreichen wir dann so gegen 18 Uhr. War da nicht was mit 15 Uhr heute morgen… es waren dann wohl doch so einige Fotostopps in der zweiten Hälfte des Tages. Der Hausherr erklärt uns beim einchecken gleich mal ganz Cantabrien. Er brennt für seine Heimatregion, das spürt man sofort. Heute ist mal wieder Wäsche waschen angesagt, damit die Funktionsunterwäsche auch bis nach Hause reicht. Nachdem das erledigt ist und alles zum trocknen hängt laufen wir noch eine Runde am Stausee entlang und erleben einen Wahnsinns Sonnenuntergang am Ufer. Ein kurzer Check ergibt dass das Wasser nichtmal sooooo kalt ist. Man könnte glatt Baden gehen… für ca. 2 Minuten 🙂

Zurück in der Unterkunft steht wieder Orga an – Strecken raussuchen und eine Unterkunft für morgen finden. Wir beschließen nicht mehr an den Atlantik zu fahren. Wir wollen die stark bebaute Küstenregion meiden und lieber ein wenig im Landesinneren von Spanien nach Frankreich wechseln. Morgen bleiben wir aber nochmal in Spanien auf der Südseite der Berge. Um 21 Uhr gibt es dann ein Drei Gänge Menü. Anja hat eine Gemüsesuppe, Kabeljau und einen Flan, Ich habe mich für Fischsuppe, Tintenfisch und eine stichfeste Joghurtartige lokale Spezialität deren Namen ich wieder vergessen habe entschieden. Ein Traum – die Spanier können echt gut kochen und haben eine tolle vielseitige Küche. Nachdem wir unsere Flasche Rioja geleert haben fallen wir zufrieden ins Bett und sehen durchs große Fenster noch Unmengen Sterne am Himmel bevor wir einschlafen.

Unterkunft: Hotel Araz

Spanien Herbst 2021 – Tag 11 – 294km – Astorga

Heute stehen wir mal auf obwohl es noch stockfinstere Nacht ist. Wir schreiben noch die Berichte von gestern und dann ziehen wir uns an und laufen los in Richtung Markthallen. Auf den Strassen ist die Hölle los. Unmengen Kinder mit Ihren Eltern sind auf dem Weg in die Schule oder zum Schulbuss. Um 9:30 Uhr sind wir an den Markthallen und wundern uns dass diese wie ausgestorben wirken. Na gut einige Stände haben noch geöffnet… oder schon geöffnet? Die Dame an der Rezeption des Hotels hatte gestern gemeint dass die Markthallen „sehr früh“ öffnen. Sehr früh wäre für uns Deutsche wohl eher so 5 Uhr Morgens. Für die Spanier ist es wohl eher so 10 Uhr bis 10:30 Uhr. Wir schlendern durch die leeren Hallen und schauen uns die wenigen Stände an welche bereits geöffnet sind. Was zum Frühstücken kriegen wir hier auf jeden Fall noch nicht, also geht es nochmal in die Stadt. Wir laufen zu einer Metzgerei und kaufen dort ein Bocadillo de jamon, welches wir uns teilen. Danach gibt es bei einem Bäcker noch was süßes bevor wir wieder zum Hotel laufen um zu packen und auszuchecken. Um 10:45 starten wir dann in die Tagesetappe.

Heute regnet es zwar nicht, aber die Wolken hängen tief und es ist ziemlich frisch – okay… Anja sagt es ist kalt. Weil Kalt ist dann wenn die Griffheizung voll läuft und das tut sie bei Anja. Die Route heute beginnt unspektakulär. Wir kommen flott voran und so sind die ersten 100km rum bevor wir sie richtig wahrnehmen. Immer schön kurvig und mit wenig Ausblick dank der Wolken. Immer wieder sehen wir Pilger da wir uns heute am Jakobsweg orientieren, nur halt gegen die Richtung. Egal wo man hinguckt findet man Zeichen des Camino. Die Muschel wird für alles hergenommen – Geländer, Gully Deckel, Mülleimer.

In Samos halten wir neben dem Kloster an einer Bar. Uns ist kalt, also wollen wir was warmes trinken. Zum Tee und Kaffee gibt es Schokocroissants. Man merkt wie unsere Körper die Energie und Wärme aufsaugen. Wir sitzen gefühlt ewig hier drinnen und wollen gar nicht mehr los. Zu dröge ist der Weg heute und zu wenig einladend das Wetter. Als wir uns dann endlich doch aufraffen beschließen wir noch ein paar Meter zu laufen und zu fotografieren. Die Bewegung tut gut und wir kommen dabei noch mit einer Pilgerin ins Gespräch. Als wir dann nach über einer Stunde weiterfahren kämpft sich langsam die Sonne ein wenig durch. Das hebt die Laune und spätestens als die ersten blauen Fetzen am Himmel zu sehen sind heisst es wieder – Put your hands up in the air!!! Die Landschaft gibt so beleuchtet auch wieder mehr her, das kann aber auch an den Hügeln liegen die einfach ein anderes Bild abgeben. Schnell noch an einer Repsol Tankstelle die Benzinfässer aufgefüllt, dann geht es auf eine improvisierte Route weil die geplante vollgesperrt ist.

Kleinste Strasse, tolle Kurven, geniale Ausblicke und es wird spürbar wärmer! Zurück auf unserer Route geht es wieder eher langweilig auf einer größeren Strasse durch ein kleines Weinanbaugebiet. In Ponferrada halten wir und ich laufe eine Runde an der Burg herum und mache ein paar Bilder. Der Weg zum Cruz de Ferro ist dann der Wahnsinn! Kurven satt, Bombenwetter und nix los. Auf ca. 1500 Höhenmeter steht ein eisernes Kreuz auf einem Holzstamm, der wiederum auf einem Hügel steht. Die Pilger legen hier einen Stein ab, den sogenannten Sünden- oder auch Sorgenstein. Das Kreuz steht auf dem höchsten Punkt des Camino und die Pilger sollen ab diesem Ort frei von Sorgen den Restweg nach Santiago genießen.

Die Landschaft verändert sich nach dem Überqeueren des Berges mit dem Kreuz deutlich sichtbar. Vorher noch vorrangig grün und saftig sieht jetzt alles braun und verdorrt aus. Keine Farne und saftigen Wiesen mehr sondern dürres Gras. In Astorga dürfen wir die Moppeds in eine Garage stellen und schleppen unser Gepäck dann um zwei Strassenecken zum Hotel und ins Zimmer. Schnell noch umziehen, dann laufen wir los, die Stadt erkunden. Anfänglich hatte es heute so ausgesehen als ob wir bis spätestens 16 Uhr im Hotel wären, nachdem das Wetter und die Landschaft aber deutlich besser wurden haben wir dann doch bis 18 Uhr gebraucht.

Wir schauen uns den neogotischen Bischofspalast von Antonio Gaudi und die Kathedrale Santa Maria von außen an, dann suchen wir die geöffnete Churreria in 220m Entfernung vom Hotel. Endlich Churros! Denkste. Churros gibt es nur vormittags. Somit wäre auch geklärt was wir morgen Frühstücken 😀

Wir schlendern ziellos durch die Stadt, fotografieren ein bisschen und schauen uns die Bars an. Um 20 Uhr setzen wir uns dann in eine rein und bestellen erstmal Dos Vino Tinto de Casa und Anja stellt fest dass wir die Bar mit der schlechtesten Google Bewertung (3,3) in ganz Astorga gewählt haben. Da aber viele Einheimische hier sitzen bestellen wir in einer kurzschlussreaktion beide Croquetas statt einfach auszutrinken und uns etwas anderes zu suchen. Die Croquetas waren dann lecker und wir aufgrund der Anzahl 2×6 auch ziemlich satt. Auf dem Weg zurück zum Hotel überlegen wir ob wir nochmal eine Bar aufsuchen und noch eine Kleinigkeit nachlegen, entscheiden uns dann aber für Süßkram (Spezialitäten aus der Region) aus einem Laden neben dem Hotel. Das Zeugs essen wir dann noch im Zimmer – 2 der 3 Sachen waren richtig lecker. Dann noch schnell Routenplanung und Unterkunft für morgen bevor wir heute mal ein bisschen früher schlafen.

Unterkunft: Hotel Gaudi

Spanien Herbst 2021 – Tag 10 – 195km – Santiago de Compostela

Zum Rauschen des Meeres aufwachen ist einfach schön. Dabei festzustellen dass es regnet eher weniger. Wir haben heute eher wenig Kilometer geplant und wir haben kein Frühstück in der Unterkunft gebucht. Theoretisch sollten wir um 14 Uhr in Santiago ankommen…theoretisch. Auch ohne Frühstück brauchen wir bis 10:15 Uhr um in die Gänge zu kommen und fertig gepackt auf den Moppeds zu sitzen. Der Regen hat aufgehört und der Nebel reisst (zumindest hier an der Küste) auf.

Auf dem Weg in Richtung Kap Finisterre – ja heute geht es zum Ende der Welt – ist unspektakulär. Leider beginnt es unterwegs wieder zu regnen, aber unsere Klim Klamotten sind ein Garant dafür dass wir mollig warm und trocken bleiben und das ganz ohne Regenkombi. Ein echter Komfortgewinn! Irgendwann laufen wir auf eine Gruppe portugiesischer Moppeds auf. Sie tragen alle Nummern auf den Koffern. Während wir sie überholen wird klar dass sie wohl sortiert in Reih und Glied fahren. Die Positionen 1-15 sind wohl für die komplette Reise festgelegt. Wenigstens weiß man so wie weit man mit überholen ist. Wir treffen dann kurz vor Ihnen am Kap ein. Leider sieht es dort fast so aus wie damals am Nordkap 2016. Wie sie sehen…sehen sie nix. Die Regenwolke hängt direkt am Kap Finisterre fest und hüllt es in undurchsichtigen Nebel.

Nach ein paar Minuten umschauen und Bilder machen drehen wir um. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ab jetzt beginnt der Rückweg. 10 Tage haben wir bis hierher gebraucht. Für den Rückweg haben wir 9 Tage zur Verfügung, das sollte also klappen. Am Hafen im Zentrum von Fisterra wollen wir etwas frühstücken, bekommen aber leider nur Schwarzen Tee und Kaffee. Dafür reisst der Himmel ein wenig auf und es kommen immer wieder mal kurz blaue Fetzen durch. Die Wanderer mit Ihren Regencapes und den großen Rucksäcken sehen erschöpft aus. Das Wetter spielt hierbei sicher auch seine Rolle. Heute haben wir einen Caminowanderer gesehen der einen Esel dabei hatte. Wie der das wohl mit den Übernachtungen gemacht hat?

Von Fisterra aus geht es an der Costa Muerte entlang. Früher war hier mal das Ende der (bekannten) Welt. Wenn man hier über den Rand fiel, dann fiel man quasi von der Scheibe. Gut dass wir heute wissen dass die Erde Kugelrund ist und wir einmal rundherum können. Wir folgen der Küste und sehen im Wechsel Städte, Sandstrände, Buchten, Steilküste, Häfen, Flussmündungen. Eine dieser Flussmündungen ist Ria de Muros e Noia – ein besonders tiefer Einschnitt des Meeres ins Landesinnere. In Muros halten wir nochmal an weil unsere Mägen inzwischen deutlich signalisieren dass sie gefüllt werden wollen. Wir kehren in einer kleinen Bar ein und bestellen wieder Tee und Kaffee. Dazu gibt es hier ganz traditionell kleine Tapas. Wir bekommen ein Stückchen Tortilla und eine kleine Schale Paella. Einfach lecker schmecken die Muscheln welche direkt von den Zuchtflößen aus der Bucht kommen. Muros ist bekannt für seine Muschelzuchtflöße. Da es zu jedem Getränk eine Tapa gibt bestellen wir noch eine Cola und bekommen dazu nochmal Paella. Das reicht dann um unsere Mägen zu besänftigen.

Nun geht es ein Stück auf einer Schnellstrasse dahin bevor wir Santiago de Compostela erreichen. Unser Hotel bietet eine Tiefgarage und ich widme mich – dank dem kaputten Kettenöler – der Kettenpflege bevor wir uns einen Überblick verschaffen wie weit wir morgen fahren wollen. Wir werden dem Camino entgegen steuern und finden auf booking.com wieder ein Hotel welches wir gleich buchen. Dann geht es auf Fototour durch Santiago. Hier ist alles geprägt vom „Ende“ des Jakobsweges. Wobei man ja nicht von dem einen Weg sprechen kann. Er ist weit verästelt und es gibt irgendwie nicht DEN EINEN. Immer wieder sehen wir Leute mit Rucksäcken und erschöpften, erleichterten, gelösten, traurigen, glücklichen und noch vielen anderen Gesichtern. Die Stadt ist geschäftig aber doch irgendwie ruhig. Wir möchten nicht im Sommer hier sein wenn auf dem Camino so richtig was los ist. Die Kathedrale von Santiago ist beachtlich. Ein Riesen Teil!!! Und unglaublich pompös ausgestattet. Sie erinnert uns an die Kirchen in Rom. Einlass und Ausgänge sind klar durch Sicherheitspersonal geregelt. Auch das deutet auf die Menschenmassen hin welche zu anderen Jahreszeiten hier durchgeschleust werden.

Um die Kathedrale liegen zahlreiche Souvenirshops. Mit dem Glauben der Leute lässt sich scheinbar gut Geld verdienen. Wir schlendern noch ein wenig durch die Stadt, entdecken die zwei Fressmeilen und schauen uns noch ein wenig einen Park an von welchem man einen guten Ausblick auf die Kathedrale hat. Ab 20 Uhr beginnen wir dann die Augen offen zu halten nach einer Tapasbar. Wir werden fündig und kehren ein. Bald gesellen sich zu unseren zwei Vino tinto de casa zahlreiche kleine Teller und Schüsselchen und wir werden langsam aber sicher satt. Als Nachspeise hätten wir gerne noch Churros gegegessen, aber wir finden leider keine geöffnete Churreria mehr. Dafür schlendern wir noch an den geschlossenen Markthallen vorbei welche wir morgen früh besuchen wollen. Als wir dann ins Bett gehen beginnt es wieder zu regnen. Das nenn ich mal timing.

Unterkunft: Capitol Boutique Hotel 

Spanien Herbst 2021 – Tag09 – 301km – Malpica

Wir haben super geschlafen. Das Zimmer war so richtig schön warm. Draußen ist es neblig und wir haben das Frühstück für 9 Uhr vereinbart, also können wir lange liegen bleiben. Eigentlich sind wir immer noch gut gesättigt von den Schlemmereien gestern Abend, aber wir sind auch gespannt wie das Frühstück hier wohl so ausfällt. Um Punkt 9 Uhr betreten wir also die kleine Bar und schauen uns neugierig um. Die Hausherrin werkelt in der Küche, der Hausherr räumt Sachen her. Gepökeltes Fleisch, Manchego, Tomaten, selbstgemachte Marmeladen, 4 Sorten Brot (unter anderem Kastanien und Walnussbrot), frischgepresster Orangensaft, 3 verschiedene Kuchen, Rosinenbrötchen und Obst. Wir „fressen“ uns einmal quer durch… anders kann man da nicht mehr sagen. Alles selbst gemacht und alles schmeckt super lecker! Wir bedanken uns mehrfach und loben die Köchin/Bäckerin per Google Translate. Beim Check out kaufen wir noch ein kleines Küchenmesser von einer „Artisan“-Schmiede aus Taramundi 

Die Sonne ist inzwischen rausgekommen und hat den Nebel weitestgehend verdrängt. Der Himmel ist blau und die Luft ist noch sehr frisch als wir um 11:15 Uhr endlich loskommen. Auf den Strassen ist nichts los und wir können die Kurven so richtig genießen. Relativ zügig dringen wir wieder zur Küste vor. Überhaupt geht es heute im steten Wechsel ein bisschen weg vom Atlantik und dann wieder hin. Das Landschaftsbild wandelt sich dabei immer wieder. Mal steile Küste, mal Sandstrand, dann eine Flussmündung mit Wassermangel aufgrund der Ebbe. Auch die Häuser sehen anders aus als im Hinterland. Sie sind meist verputzt und nicht der blanke Stein wie in den Bergen. Überall stehen Zitronenbäume die unter der Last der Früchte ächzen. Wenn es dann wieder ein bisschen weg von der Küste geht prägen Eukalyptusbäume die Wälder. Man sieht hier auch deutlich dass aufgeforstet wurde. Die Bäume stehen sauber in Reih und Glied.

In einer Stadt halten wir an einer Fruteria und kaufen Mandarinen, später kommt noch ein Tankstopp und ein Espresso/Tee um die Toilette der Bar zu nutzen. Ansonsten gibt es nur kurze Fotostopps. Wir kommen trotz der Tatsache dass wir so spät gestartet sind super voran. Obwohl hier an der Küste viel bebaut ist darf man meist 70 oder sogar 90 km/h fahren. Eines fällt uns gegen Ende des Tages noch auf. Der Leerstand an Industriegebäuden aber auch an Wohnhäusern nimmt zu. Es tauchen immer wieder Ruinen auf, teilweise auch Rohbauten die einfach nicht zu Ende gebracht wurden.

Um 17:30 sind wir dann am Casa da Vasca Restaurant & Pension und checken ein. Das Zimmer ist relativ kalt, die Heizung läuft nicht und draußen pfeift der Wind. Wir machen uns gleich mal noch über die Suche nach einer Unterkunft in Santiago de Compostela für morgen Abend. Dabei verpassen wir wie die Sonne hinter der Landzunge links von uns versinkt und starten zu spät zu unserem Spaziergang mit den Kameras an der Küste entlang. Ich könnte mich in den Arsch beißen! Wir genießen die Stimmung am Wasser trotzdem noch ein wenig und sind froh über unsere Daunenjacken. Das Rauschen des Meeres und die brechenden Wellen haben eine ungemein beruhigende Wirkung auf uns. Bevor es um 20:30 zum Essen geht schauen wir nochmal kurz aufs Zimmer und fangen an zu schreiben. Unsere Unterkunft ist so nah am Meer dass wir die Brandung auch im Zimmer noch deutlich hören.

Als Vorspeise teilen wir uns Sardinen Baskischer Art – sauer salzig eingelegte Sardellen auf Käsescheiben mit einem Stück Tomate drauf dazu Öl und süße Baiser Brösel. Eine Geschmacksexplosion im Mund – erst BÄÄÄMMM Sauer Salzig und dann BÄÄÄMMM in die andere Geschmacksrichtung süß. Der Wahnsinn. Als Hauptgang habe ich Scampi/Wolfsbarsch Spieße mit Couscous und Anja mit Bacalao gefüllte Paprika in einer cremigen Tomatensoße. Postres fallen heute für uns aus. Wir sind froh mal nicht völlig überfressen zu sein. Frühstück lassen wir morgen auch ausfallen und gönnen uns erst unterwegs etwas. Als wir das Restaurant verlassen geht es hier erst richtig los. Um 21:30 füllt es sich langsam und die Leute beginnen zu bestellen. Für uns eher ungewohnte Zeiten um noch so richtig groß zu Essen. Wir kuscheln uns lieber ins Bett.

Unterkunft: Casa da Vasca