Rumänientour 2019 – Tag 11 – Sibiu – 249 km

In unserem riesigen Hotelkomplex Rina Sinaia gab es ein unglaublich umfangreiches Frühstück. Das Buffet bot panierte Zucchini, Tomaten mit Parmesan, verschiedene Würstchen, Speck, Eier in den verschiedensten Varianten, mehrere Kuchen, arme Ritter, Salate, Brotaufstriche und noch vieles mehr. Wir waren auf jeden Fall rundum versorgt. Nachdem wir etwas länger beim Frühstück brauchten da wir uns nicht so richtig entscheiden konnten was wir alles essen sollten kamen wir erst um 9 Uhr los. Als ersten POI heute hatten wir uns das Bucegi Gebirge ausgesucht, welches noch einmal zwei km zurückfahren, nach rechts abbiegen und dann in eine Sackgasse fahren und einen Kreis um einen See drehen bedeutete.

Wir starteten direkt am Rande des Gebirges in Sinaia und zuerst einmal ging es einige Spitzkehren hinauf und dann nach rechts über einen kleinen Pass, bevor wir in ein Tal kamen in welchem der Stausee lag, den wir umrunden wollten. An der Staumauer legten wir unseren ersten Fotostopp ein. Ein paar Boote dienten uns als willkommene Motive. Wir entschieden uns die Runde links um den See zu beginnen. Dieser Weg um den See war in Basecamp als unbefestigte Strecke gekennzeichnet und es stellte sich als richtig heraus. Die unbefestigte Strecke war allerdings eine perfekte planierte Schotterpiste, auf der sich wunderbar fahren ließ. Gegen Ende des Sees, am Beginn des Zuflusses legten wir einen weiteren Halt ein und machten nochmals ein paar Fotos. Als wir nach rechts hätten abbiegen müssen um die Runde abzuschließen, entschlossen wir uns spontan doch noch die Sackgasse bis zur Seilbahnstation hochzufahren. Es waren zwar nur noch ca. 3 bis 4 km aber diesen Weg hätten wir uns eigentlich sparen können. So sehenswert war das Ende des Tales nicht wirklich. Soweit unsere Informationen reichten war die Seilbahn stillgelegt und wir sahen auch keine Gondeln fahren. Am Ende des Tales sind noch einige Hotelanlagen welche leider gestern ausgebucht waren, sonst hätte ich gerne hier übernachtet.

Den Weg auf der anderen Seite des Sees zurück legten wir komplett hinter einem Mercedes ML rumänischer Herkunft her. Dieser lies uns partout nicht vorbei, fuhr allerdings auch nicht sonderlich schnell. Die Straßenbreite ließ allerdings ein Überholen nicht zu. Gegen Ende des Stausees begann es dann leicht zu regnen, so dass wir noch einmal stoppten, die Lüftungen an den Klamotten schlossen und uns dann mit etwas Abstand hinter dem Mercedes wieder auf die Strecke machten. Zurück über den kleinen Pass und auf dem Weg hinab nach Sinaia stoppten wir ein wiederholtes mal, um den Ausblick mit einer total surrealen Lichtstimmung aufgrund der Regenwolken festzuhalten. Zurück im Ort suchten wir noch eine öffentliche Toilette und gingen noch mal kurz einkaufen. Mein Trinkrucksack war nun endgültig leer und wollte wieder befüllt werden. Der Regen schien hier an uns vorbei zu ziehen, so dass wir hoffentlich den restlichen Weg an diesem Tag trocken zurücklegen könnten.

Die Idee mit dem Regen aussitzen hat wunderbar geklappt wir bekamen lediglich noch ein paar wenige Tropfen ab, als wir das Tal in dem Sinaia liegt verließen. Der Weg durch das Tal war allerdings sehr mit Fahrzeugen verstopft, immer wieder Stop-and-Go und eigentlich keine wirkliche Erklärung dafür – vermutlich waren die Fußgängerüberwege schuld.

Im weiteren Verlauf war die Strecke wunderbar kurvig und nagel neuer Asphalt, ein Traum zum fahren. Es war auch relatv wenig Verkehr. Wir kamen wieder in die Gegend um Brașov und auf die Straße welche vorgestern schon mit Baustellen übersät war. Wir fuhren diese jetzt in die andere Richtung, allerdings nur für ein paar Kilometer dann bogen wir rechts ab. Nun bewegten wir uns auf einer Strecke wo uns nahezu keine Fahrzeuge mehr begegneten. Der Asphalt wurde langsam schlechter. Wir hatten bisher noch nicht wirklich schlechte Straßen, von denen alle erzählen wenn sie über Rumänien sprechen, gefunden und auch hier fanden wir, kaum dass wir den Gedanken hatten dass die Straße schlecht ist , die erste Baustelle und der Asphalt wurde erneuert. Wir kamen zeitlich super voran und das Navi sagte dass wir um ca. 15 Uhr in Sibiu wären. Wir legten nahezu keine Fotostopps mehr ein da die Landschaft nicht wirklich herausragend war. Wir sahen links von uns das Gebirge aus dem wir gekommen waren und bogen nach einiger Zeit wieder ab und fuhren dann am Făgăraș Gebirge entlang. Die Lichtstimmung im Gebirge mit den verschiedenen Schattierungen war toll, konnte uns aber nicht zum Anhalten anregen. Die Straße war schnurgerade und es waren viele LKWs unterwegs. Wir fuhren ca 100 km/h und kamen zügig auf Sibiu zu. Um 15:30 Uhr stellten wir die Motorräder im Innenhof unsere Unterkunft dem Guesthouse Trevi ab und bezogen unser Zimmer. Beim hochtragen der Sachen stach mich eine Wespe welche sich unter dem Träger des Rucksacks versteckt hatte. Nachdem der Stich mit unserem Bruzzler (Bite-Away) behandelt war machten wir uns dann auf die Socken um Sibiu zu besichtigen.

Unser erster Stopp war am Markt um uns mit Abendessen einzudecken. Wir probierten endlich Mititei (Cevapcici ähnliche Hackfleischröllchen) und kauften Käse, Wurst, Brot und Gemüse. Nachdem das Essen im Kühlschrank auf dem Zimmer verstaut war wanderten wir dann in die Altstadt. Hier kamen wir unter anderem an einer Herberge für reisende Handwerksgesellen vorbei und sprachen ein wenig mit diesen. Interessant wo sie schon so herumgekommen waren. In Zeiten als es noch kein Internet, keine Videotutorials und sonstiges Lehrmaterial gab war diese Tradition noch extrem wichtig um Wissen zu erlangen und andere Einblicke in den erlernten Beruf zu gewinnen. Heute nutzen diese Möglichkeit nicht mehr viele Handwerker. In der orthodoxen Kirche fand gerade ein Gottesdienst statt. Die Türen standen dabei sperrangelweit offen, so dass man sich als Zuschauer willkommen fühlte. Auf einem der Plätze stand ein Bierzelt und Plakate verkündeten das stattfinden eines Oktoberfestes in Sibiu. Wir gönnten uns noch einen Becher Eis und schlenderten zurück zu unserem Guesthouse. Hier vesperten wir und planten den morgigen Tag. Wir wollen mal wieder in ländlicherer Gegend übernachten und haben einen ehemaligen Bauernhof hierfür ausgesucht.

 

Rumänientour 2019 – Tag 10 – Sinaia – 324 km

Der Tag heute startete wieder mit dem Wecker, so wie jeder Tag. Ich wache nie von selbst auf weil ich einfach zu erschöpft bin. Gefühlt ist dies ist kein Erholungsurlaub, sondern eine anstrengende Reise, bei der einen auch die ganzen Eindrücke welche man den Tag über sammelt immer bis spät abends beschäftigen. Gestern haben wir noch die Stadt angeschaut daher wurde es noch später als sonst bis wir ins Bett kamen.

Frühstück haben wir heute ausfallen lassen. Um kurz nach 8 Uhr starteten wir in den Tag und verließen den Hof der Unterkunft. Wir fuhren allerdings nicht sonderlich weit, da ein paar Kilometer weiter bereits unser erster POI lag. In Prejmer gibt es eine Kirchenburg. Wir gönnten uns den Eintritt und besichtigten über eine Stunde lang die Burg und die Kirche im Inneren. Man kann hier fast völlig frei herumlaufen. Wir umkreisten die Anlage auf dem Wehrgang und besichtigten die in den Verteidigungsbau eingelassenen Kammern. Nachdem wir die Burg verlassen hatten fanden wir direkt daneben einen Stand der Kürtőskalács und Lángos anbot. Damit war unser Frühstück gesichert. Es gab einen riesengroßen Kürtőskalács mit Zimt.

Um kurz nach 10 Uhr starteten wir dann zum letzten Mal in Richtung Osten. Wir sollten heute den Wendepunkt unserer Reise (Bouzov) erreichen, der nahe bei den Schlammvulkanen von Berca liegt, welche wir am Nachmittag besichtigen wollten. Durch bewaldete Täler, über kurvige Straßen und viele Ortschaften schlichen wir hinter einem gemütlich fahrenden Rumänen her, was Anja etwas in Erregung versetzte. Ihr war der Blümchenpflückermodus einfach zu langsam. Mir aber war dieser Modus heute nur recht, da mein Hirn irgendwie etwas träge unterwegs war und wenn man langsamer fährt dann kommen die Kurven nicht ganz so überraschend 😉

Die Fahrt zu den Schlammvulkanen war langwierig, immer wieder bremsten uns lange Dörfer. Zwar waren die Straßen kurvig, aber nichts, es gab nichts Besonderes zu sehen. Eigentlich veränderte sich die Landschaft erst kurz vor den Schlammvulkanen. Sie wurde wieder deutlich hügeliger und verschieden farbige grün und braun Töne erzeugten interessante Muster. Die Schlammvulkane versetzen einen kurz nach Island, nur dass es hier nicht so nach Schwefel stinkt. In mehreren Kratern blubbert es und einer der Krater spuckt von Zeit zu Zeit einen Batzen Schlamm aus. Anja hatte kurz nicht aufgepasst und schon war sie voll Schlamm 😀 Eine Band war gerade dabei Ihre Instrumente und Equipment für einen Videodreh im Vordergund der Vulkane aufzubauen.

Hätten wir gewusst wie der weitere geplante Weg aussah, wir wären ihn nicht gefahren. Utz langweilig! Öde! Das interessanteste an der Strecke war die Rückwand des russischen LKW vor mir… Man war das übel. 150km gefühlt gerade aus in stehender warmer Luft die von Abgasen und Russ geprägt war. Dass die Strecke über Ploiești keine kurvenreiche Strecke war hatten wir bereits in Basecamp gesehen, dass sie aber so öder sein würde dass hätten wir nicht gedacht.

Irgendwann halten wir an einer Tankstelle und essen den letzten Strudel welchen wir eigentlich zum Frühstück gekauft hatten und die zwei Birnen. Dann sind es nur noch 30 km bis nach Sinaia wo wir für heute ein Hotel ins Auge gefasst hatten. Die letzten 20 km davon ist die Strecke dann auch wieder sehenswert, es geht so langsam am Bucegi Gebirge entlang welches wir morgen noch ein bisschen erkunden wollen. Und wo Gebirge ist, da sind zum einen Steigungen und zum anderen Kurven. In Sinaia parken wir frech einfach direkt vor der Hoteltreppe. Das Haus ist ein riesen Bunker und es kommt auch sofort ein Security Mitarbeiter. Dieser will allerdings nur wissen ob wir Hotelgäste sind.

Nach dem Checkin waschen wir uns erstmal den Dreck der Straße vom Körper. Man sah heute deutlich wo kein Helm war im Gesicht. Dann noch schnell eine Unterkunft in Sibiu für morgen rausgesucht und die Route geplant und aufs Navi kopiert, bevor wir ins Restaurant zum Essen gehen. Wir haben einen Gutschein für eine Flasche Rotwein bekommen den wir einlösen können wenn wir im Hotel eigenen Restaurant essen. Da wir dies sowieso ins Auge gefasst hatten kommt uns das entgegen. Eine Flasche Wein und unser Essen später sind wir bester Laune und begeben uns zur Ruhe. Die Liveband im Speisesaal hatte auch angenehm gedudelt, obwohl wir schon schlimmes befürchtet hatten.

Lifegoals:
Wenn man beim Fotografieren aufgrund des Alters so tatterig ist, dass man wackelt und die Kamera nicht mehr ruhig halten könnte, dann eine Partnerin zu haben die einen stützt. Wir haben heute in der Kirchenburg ein älteres Pärchen gesehen. Er fotografierte mit einer Spiegelreflexkamera und schwankte ohne seinen Stock bedenklich. Das Bild wäre wahrscheinlich nie etwas geworden, aber sie steht neben ihm, hält ihm den Stock während er fotografiert und legt ganz beruhigt, unauffällig und wie selbstverständlich die Hand auf seine Schulter und hält ihn damit fest und stabilisiert ihn. Nur so lange bis er das Bild fertig gemacht hat. Dieser Moment war für mich einfach schön zu sehen, wie ein Paar nach langen Jahren so selbstverständlich als Einheit fungiert und sich gegenseitig stützt. Diesen Zustand zu erreichen, das ist ein Lebensziel!