Rumänientour 2019 – Tag 09 – Brașov – 328 km

Trotz des Ruhetages gestern war ich heute wie erschlagen als der Wecker versuchte mich zum Leben zu bewegen. Ich fühlte mich als ob ich bis Nachts um 4 Uhr auf der Hochzeit gefeiert hätte. Dabei haben wir davon in unserem Zimmer gar nichts mitbekommen. Wir wollten heute früh los, da wir uns viel vorgenommen hatten. In der Tiefgarage stand inzwischen noch eine BMW aus Australien. Der hatte definitiv mal eine weite Anreise. Um 8 Uhr waren wir fertig mit Frühstücken und um kurz nach 8:30 saßen wir dann endlich auf den Motorrädern und verließen Sighișoara in Richtung Süden.

Die Straßen waren heute erfrischend kurvig und wir kamen gut, aber nicht flott voran. Die Lichtstimmung wenn man so früh (naja … sooooo früh war es auch wieder nemmer) loskommt ist viel schöner als zur Mittagszeit. Wir stoppten immer mal wieder um Bilder zu machen und irgendwann kam dann auch endlich unser heutiges Highlight in Sicht, das Făgăraș-Gebirge. Die vielgepriesene Transfăgărășan war heute unser Hauptziel. Alles um sie herum verblasste heute auch ein wenig. Erst hatten wir das Gebirge vor uns als einen schwarzen Umriss, dann als wir näher rankamen wurden Schattierungen erkennbar und kurz vor dem Erreichen dann verschiedene Grüntöne und Licht auf den Hängen und Schatten in den Tälern. Der Beginn der Nordrampe ist angenehm weit geschwungen und lässt sich schön fahren, der obere Teil der Nordrampe (der Teil den man immer auf Fotos sieht) ist geprägt von Spitzkehren. Irgendwie mag ich Spitzkehren immer weniger je älter ich werde. Mit Mitte zwanzig konnte eine Straße garnicht genug Spitzkehren haben, inzwischen ist mir das rumwuchten des Moppeds und das ständige beschleunigen und abbremsen einfach zu ungleichmäßig. Ich suche beim fahren viel mehr einen Flow der geschmeidig und flüssig ist, nicht so abgehackt.

Als wir oben angekommen waren bogen wir noch ab zum See und parkten die Moppeds direkt daneben um uns ein bisschen die Beine zu vertreten. Einige Fotos und einen WC Besuch später ging es dann durch den Tunnel auf die andere Seite des Berges um die Südrampe wieder hinabzufahren. Die Südrampe lag mir dann viel mehr. Es geht ewig im Tal dahin, enge Kurven aber ein flüssiger Verlauf. Die schlechter werdende Fahrbahn macht mir da garnichts aus. Am Lacul Vidraru entlang sind dann einige Baustellen die uns aber nicht wirklich ausbremsen. Eine Gruppe griechischer BMW Fahrer überholt uns halsbrecherisch nur damit wir sie an der Staumauer des Sees wieder einholen.

Irgendwann biegen wir dann wieder ab in Richtung Osten. Wir wollen heute noch bis Brașov (Kronstadt) kommen und die Biserica Neagră besichtigen. Auf dem Weg zum „Draculaschloss“ Bran welches eigentlich garnicht von Vlad dem Pfähler welcher die Vorlage für die Märchenfigur ist bewohnt wurde überqueren wir nochmal einen Pass mit 1260 Höhenmetern. Die Strecke über diesen hat es auch in sich und macht richtig Laune. Hier ist alles tief grün und die Bergdörfer sehen bei weitem nicht so verfallen aus wie viele Dörfer in den Ebenen.

 

Zwei Städte fallen heute krass auf. An den Namen der einen erinnere ich mich nicht mehr. Aber ich erinnere mich dass mir als erstes auffiel dass die Teenager plötzlich modischer gekleidet sind und alle mit einem Smartphone spielen. Als zweites viel mir die große Dr. Oetker Fabrik auf. Wo eine große Fabrik steht da geht es den Leuten deutlich besser. Selbiges sieht man auch am heutigen Tagesziel. Brasov lebt von Firmen wie Schaeffler die hier große Fertigungsstätten aufgebaut haben. So langsam wird uns das Missverhältnis hier in Rumänien deutlich. Zum einen Geisterstädte die von ausgewanderten mit Villen zugepflastert sind, dann Romasiedlungen und Dörfer in den Ebenen in denen man die Armut förmlich sieht und dann die Städte mit Industrieansiedlungen in denen ein gewisser Wohlstand herrscht.

Was uns heute auch wieder aufgefallen ist: Überall im Land wird an der Infrastruktur gebaut. Straßen werden erneuert, neue Straßen werden gebaut. Wirklich richtig schlechte Straßen haben wir noch nicht viele gefunden.

Zurück zur heutigen Route. Nachmittags halten wir an einem Obststand an und kaufen uns einen Apfel, eine Birne und zwei Pfirsiche und weil die Birnen so saulecker waren haben wir uns nochmal zwei mitgenommen. Schloss Bran bannen wir aus zwei Perspektiven auf den Kamerasensor bevor wir in der Ortschaft noch einen Tankstopp einlegen. Der ganze Dracula Rummel welcher hier betrieben wird geht uns fast schon ein bisschen dagegen. Deswegen schauen wir dass wir schnell wieder weg kommen. Kurz eine Whatsapp an unseren heutigen Vermieter dass wir um ca. 18 Uhr ankommen werden und dann geht es ab in den Speckgürtel um Brasov.

Die letzte halbe Stunde Fahrt ist geprägt von Baustellen bevor wir endlich unsere Moppeds im Innenhof der Unterkunft parken können. Schnell noch umgezogen und los zur Kirche die um 19 Uhr schließt. Ganze 18 Minuten haben wir noch Zeit um sie zu besichtigen. Als wir wirklich um Punkt 18:59 aus der Kirche geworfen werden gehen wir endlich über zum ruhigen Teil des Tages. Wir finden eine Patisserie und decken uns mit süßen Köstlichkeiten ein. In der Fussgängerzone finden wir einen Shawarma Laden und und holen uns Falafel. Zurück in der Unterkunft schießen wir uns dann mit dem Zeugs aus der Patisserie ins Koma.

Randnotiz: Elli hat heute die 100.000 km voll gemacht.

Rumänientour 2019 – Tag 07 & Tag 08 – Sighișoara – 171 km & 0 km

Unsere Nacht war ruhig, aber nicht ganz so entspannt wie sie hätte sein sollen. In irgendeinem Zimmer fühlt man sich immer mal nicht ganz so wohl wie in den anderen. Dies war hier der Fall. Wir können nichtmal sagen warum, aber es war halt so. Das Frühstück entschädigte aber völlig dafür! Super hausgemachte Wurst und Käse, frische Milch, frischer Pfefferminztee und Omelett. Dazu noch Marmelade und Honig. Wir schlugen uns so richtig den Ranzen voll und dann ging es auf die Moppeds. Wir waren heute viel später dran als sonst da das Frühstück erst für 9 Uhr angesetzt war. Aber wir hatten heute auch nur ca. 170 km geplant.

Unser erster Poi heute war die Bicaz Klamm. Echt sehenswert führte uns eine kurvige Straße durch die enge Klamm, aber nicht nur uns, unglaublich viele Ramschbuden und andere Touris waren hier direkt neben der Straße. In jeder noch so kleinen Lücke parkte ein Auto. Es war Samstag, auch die Rumänen waren heute auf Ausflugstour. Nach einem kurzen Stopp am Ende der Klamm und ein paar Fotos ging es weiter zum Lacul Roşu – dem roten See. Dieser soll sich durch eine rötliche Färbung des Wassers nach Regenfällen auszeichnen. Da es lange nicht geregnet hat rechnen wir nicht damit die Färbung zu sehen. Außerdem stehen auf der Fläche des Sees lauter Baumspitzen aus dem Wasser. Der See ist durch einen Erdrutsch entstanden und die Bäume welche hier standen stehen halt jetzt im See. Hier ist allerdings völliger Wahnsinn angesagt! Autos und Menschen ohne Ende. Wir schauen uns kurz an und wollen direkt weiter, aber auch das geht nicht. Hier ist alles dicht. Erst als ein Polizist kommt und die Autofahrer welche aus den Fenstern fotografieren oder auf einen Parkplatz warten wollen weiterschickt geht wieder etwas vorwärts.

Die Strecke im weiteren Verlauf ist angenehm kurvig und führt uns durch Wälder. Hinter uns hängt eine Triumph Tiger mit zwei Personen drauf. Ein paar Ortschaften später sehen wir einen Stand der Kürtőskalács verkauft. Wir lieben diese Dinger, also halte ich sofort an. Später sagt Anja mir dass sie gehupt hatte um mir zu signalisieren dass ich halten soll…. hab ich nicht gehört aber trotzdem genau richtig gehandelt. Die Franzosen auf der Triumph halten auch an. Wir kaufen Kürtőskalács und die Franzosen kaufen Bananen. Wir wollen nicht von den Bananen probieren, aber wir lassen die Franzosen von unserem gigantisch großen Baumstriezel testen. Sie sind begeistert und wir kommen ein wenig ins Gespräch. Sie sind bereits seit März in ganz Europa unterwegs und haben noch vor bis Ende November weiter zu machen. Ab Januar muss er dann wieder arbeiten. Wir hätten auch gerne mal 9 Monate Zeit um zu reisen… und was hindert uns? Eigentlich stehen wir uns nur selbst im Weg. Während wir unseren Snack fertig essen kommt ein Romamädchen zu uns und fängt an penetrant nach Lei zu fragen. Das ist auch das einzige Wort was wir verstehen. Zum einen mag ich es nicht einfach Geld zu geben und zum anderen ist der kleinste Schein den wir haben ein Fünziger. Also satteln wir auf und fahren weiter. Kurze Zeit später überholt uns noch die Triumph da wir innerorts meist mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs sind, was allen außer uns zu langsam ist. Aber wir wollen uns ja auch ein bisschen umgucken.

Die Strecke bleibt erstmal kurvig und schön zu fahren. Außerorts schließen wir dann auch irgendwann wieder auf die Franzosen auf und folgen Ihnen noch ein wenig. Als eine Tankstelle in Sicht kommt beschließen wir nochmal eine kleine Pause einzulegen. Ich checke mal den Luftdruck und schau die Moppeds ein bischen durch, Anja beobachtet eine Biene die auf meiner Schulter mitgefahren ist und verwirrt auf meiner Jacke im Kreis läuft. Wir haben heute keine Eile.
Die Strecke wird nun eintöniger. Es geht mehr geradeaus, die Straße ist gut ausgebaut. Es kommen immer wieder Dörfer und wir sehen relativ viele Romafrauen. Die Straßenstände vor den Häusern werden zahlreicher. Es werden Zwiebel, Knoblauch und Tomaten angeboten. In einem Dorf hängen Banner und ich interpretiere sie so dass hier eine Art Erntedankfest stattfindet. Uns kommt auch noch ein Pferdekarren mit lauter Leuten in Tracht entgegen welche freudig winken, noch ein Zeichen für ein Fest. Je näher wir Sighișoara kommen desto dichter wird der Verkehr und desto mehr große Autos überholen uns mit irrer Geschwindigkeit. Haben die keine Angst vor Schlaglöchern? An der Tankstelle vorhin stand ein Skoda neben uns der eine verdellte Felge und deshalb einen Plattfuss hatte. Der Fahrer löste es pragmatisch – Kofferraum auf, Hammer und Meisel raus, ca. zehn Schläge auf die Stahlfelge um sie wieder in Form zu bringen, wieder Luft rein und weiter. In Deutschland hätte man wohl den ADAC gerufen und der hätte das Auto abgeschleppt. Ich möchte Wetten die Felge wird nicht nochmal angfasst wenn sie dicht bleibt.

In Sighișoara stoppen wir am Doubletree by Hilton und dürfen die Moppeds in der Tiefgarage abstellen. Wir werden hier zwei Nächte bleiben um mal ein bisschen auszuspannen. Nach dem auspacken haben wir noch die Ketten gespannt und Wäsche gewaschen bevor wir uns zum Essen in die Stadt aufgemacht haben. Im Gasthaus Alte Post finden wir sofort einen freien Tisch auf der Terasse und bestellen uns einen Gemüseaufstrich als Vorspeise. Dann gibt es für mich einen Sonntagsbraten mit Kartoffeln und für Anja einen Hähncheneintopf mit Gnocchi. Wir runden das ganze mit einer Nachspeise (Papanasi) ab welche uns quasi ins Fresskoma gleiten lässt. Als unsere Nachspeise kam betraten auch noch zwei andere Deutsche das Gasthaus welche wir an einer Holzkirche bereits getroffen hatten. Sie setzten sich zu uns und schon war der Abend gelaufen… im positiven Sinne. Eigentlich hatten wir noch ein bisschen Routenplanung machen wollen, nun verratschten wir die Zeit. Aber morgen war ja auch noch ein Tag. Um 23 Uhr fielen wir dann müde ins Bett und zappten noch kurz durchs TV Programm. Alle Filme auf Englisch mit Rumänischen Untertiteln. Eigentlich das gleiche Prinzip wie in Norwegen… theoretisch müssten die Leute hier doch alle ein bisschen Englisch sprechen…also zumindest wenn sie TV gucken.

Tag 08:
Der Wecker klingelte heute erst um 8 Uhr. Erstmal duschen und uns selbst auf Vordermann bringen, dann ab zum Frühstücksbuffet. Viele Menschen… das mögen wir ja total beim Frühstück. Nicht! Und dann die Tische wenn die anderen sie verlassen… Warum nimmt man sich drei gekochte Eier wenn man diese nicht isst? Oder zehn Scheiben Brot nur um acht davon liegen zu lassen? Wenn einem mal was nicht schmeckt ist das ja okay, aber dann nehm ich mir halt erstmal ein kleines bisschen und probiere. Unglaublich was hier abging.

Nach dem Frühstück packten wir die Kameras und liefen los. Hinter dem Hotel war ein Markt für Imker. Allerhand Zubehör welches man bei der Honiggewinnung so brauchen kann. Dann ging es weiter zum offiziellen Marktbereich von Sighișoara. Hier war nichtmal die Hälfte der Fläche belegt und es gab nur Gemüsestände. Nach fünf Minuten stiegen wir dann die ersten Treppen hinauf in Richtung Altstadt. Eine Kirchenbesichtigung und einen Friedhof später schlenderten wir dann entspannt durch die Gassen und setzten uns immer mal wieder irgendwo hin. Irgendwann landeten wir in einem Hinterhof und bestellten hausgemachte Limonade. Als diese ausgetrunken war besichtigten wir noch die Wehranlagen der Altstadt und suchten uns das nächste Cafe. Hier gab es dann zur Abwechslung hausgemachte Limonade und Kuchen (Käsekuchen mit Pflaumen und Kirschkuchen mit Baiser). Gut dass wir was süßes hatten, die Limonade war nämlich zuckerfrei und sorgte für einen lustigen Gesichtsaudruck beim trinken 🙂

Wir schlenderten nochmal ein wenig durch die Gassen ehe wir wieder den Berg hinabstiegen und uns noch einen Supermarkt suchten. Wasser, Wurst und Käse ergänzten das Brot welches wir noch hatten dann zu einem vollen Abendessen auf dem Hotelzimmer. Im Hotel steppte der Bär, im großen Saal fand eine Hochzeitsfeier statt und bereits am frühen Abend tanzten ALLE Gäste ausgelassen. Der DJ fuhr die Anlage an Ihre technischen Grenzen und eine Unterhaltung war schon im Foyer des Hotels fast nicht mehr möglich. Unser Zimmer liegt aber am Ende des anderen Flügels und im dritten Stock. Hier hört man nichts mehr von der Feier. Nach dem Abendessen machten wir uns dann mal an eine grobe Routenplanung für den Rest des Trips. Irgendwann müssen wir dann ja auch mal wieder drandenken in Richtung Heimat zu fahren. Erstmal geht es aber noch weiter in Richtung Südosten! Morgen wollen wir Brasov einen kurzen Besuch abstatten.

Rumänientour 2019 – Tag 06 – Telec – 271 km

Was eine Nacht. Andauerndes Hundegebell lies mich immer mal wieder etwas hell werden, für so richtig wach hat es allerdings nicht gereicht. Zum Frühstück kamen wir eine halbe Stunde später als geplant erst um 8 Uhr. Wir sind beide ziemlich erschlagen. Der Bedarf nach einem Pausentag wird größer, noch aber wollen wir uns das nicht gönnen da wir ihn eventuell am Ende der Reise als Puffer gebrauchen könnten. Außerdem hadern wir immer noch ob wir ans Schwarze Meer fahren sollen oder nicht. Das Frühstück war gute Rumänische Hausmannskost, Wurst- und Käselastig. Als Souvenir haben wir noch eine kleine Flasche Palincă mitbekommen. Beim aufpacken der Moppeds kam ich dann noch mit einem Rumänen ins Gespräch der seit über 30 Jahren in Deutschland lebt. Er half mir mich bei unseren Gastgebern zu bedanken, was gleich zu einer Umarmung und Küsschen rechts und links führte. Schön wenn man mal etwas von der Herzlichkeit die einem entgegengebracht wird zurück geben kann. Dies wäre mir ohne den „Übersetzer“ nicht möglich gewesen da hier im Haus keiner Deutsch oder Englisch sprach.

Aktion Nr.1 heute: Tanken
Aktion Nr.2 heute: Durch ein Dorf fahren (ewig…)
Aktion Nr.3 heute: den Prislop Pass hinauf und auf der anderen Seite wieder runter fahren.
Aktion Nr.4 heute: Durch ein Dorf fahren
Aktion Nr.5 heute: den Transraraul Pass fahren
to be continued…

Bisher habe ich den Eindruck dass Rumänien nur aus Dörfern und aus Passstrassen besteht. Und einigen wenigen Kirchen 😉

Die Straße welche auf den Prislop Pass führte war ganz frisch, die Leitplanken glänzten noch im Sonnenlicht. Das Wetter war auch perfekt und so flogen wir förmlich den Pass hinauf. Nach dem Pass ging es wieder hinab und im Tal dann wieder durch Ortschaften, wie sollte es auch anders sein… Ein paar Kilometer weiter bogen wir dann ab auf den Transraraul Pass. Auch dieser zeichnete sich durch perfekten Straßenbelag aus. Ich versteh garnet warum immer alle sagen in Rumänien hat es nur Schlaglöcher… Zwei Fotostopps und einen kurzen Schwatz mit vier anderen Deutschen Moppedfahrern später ging es auch schon wieder hinab. Die Straße auf der anderen Seite ist auch in tadellosem Zustand, allerdings deutlich schmäler. Im Tal wurden wir dann innerorts von den anderen Moppedfahrern mit deutlich höherer Geschwindigkeit überholt, wobei wir schon 60 Sachen drauf hatten. Ja auch die Rumänen halten sich nicht an die Beschränkungen und wir auch nicht immer akribisch. Wir sind ja immerhin auch schon 60 gefahren aber muss das wirklich noch schneller sein?

Nachdem wir heute einen lockeren Zeitplan hatten hielten wir an einem kleinen Laden an und tranken auf der Terasse eine Cola und eine Fanta. Verständigung mit Händen und Füßen da nur Rumänisch gesprochen wurde. Sie müssen ja auch nix anderes sprechen. Unser Wortschatz im Rumänischen beschränkt sich allerdings bisher nur auf ein Wort: Multumesk = Danke. Ein Wort welches wir in jedem Land welches wir bereisen in Landessprache lernen. Drei Wörter (Phrasen) öffnen nahezu jede Tür. Hallo, Danke und Bitte Auch wenn man nicht mehr kann, erkennen die Leute daran dass man sich auf sie einlässt und bereit ist sich anzupassen.

Nach der Pause ging es zum Lacul Bicaz einem großen Stausee. Laut Julia von www.maedchenmotorrad.de die ca. eine Woche vor uns hier war besteht fast die ganze Uferstraße aus Baustellen, es gibt aber auf der anderen Seeseite einen kleinen Pass mit einer „Hoppelstraße“ die in sehr schlechtem Zustand sein soll. Das ist uns egal, wir mögen schlechte Straßen wo wenig los ist. Wir nahmen also diesen Weg. Die Straße war wie angekündigt und wir hatten unseren Spass daran. An einem schönen Aussichtspunkt machten wir noch einen Abstecher in die Pampa und blödelten ein bisschen rum. Wir lagen unglaublich gut in der Zeit. Ankunft an unserer heutigen Unterkunft noch vor 16 Uhr laut Navi.

Doch dann änderte sich alles. Die Straße war scheinbar inzwischen so schlecht dass die Rumänen beschlossen hatten diese neu zu machen. Damit hatten sie heute begonnen. Uns kam eine große Asphaltfräse entgegen welche die Fahrbahn hinter sich bereits auf ca. 2/3 der Breite zerkleinert und als 20cm tiefes lockeres Fräsgut wieder ausgespuckt hatte. Na gut – 1/3 der Fahrbahnbreite reichen uns ja locker aus. Ein Stück weiter allerdings war es das dann, da war keine Straße mehr sondern nur noch so ein riesiger Sandkasten. Was uns hier geritten hat weiß ich nicht. Aber wir beschlossen unsere ca. 270kg schweren voll bepackten Reiseenduros durch den Sandkasten zu pflügen… und das mit Continental TKC70 Bereifung. Ein bisschen mehr Profil und ein klein wenig weniger Gewicht wäre nützlich gewesen. Der Spass war schnell vorbei. Zweimal legten wir ein Mopped ab, was allerdings keinerlei Schäden verursachte da der Untergund ja weich war. 8km und 1,5 Stunden später waren wir klatschnassgeschwitzt und völlig fertig durch den Scheiß durch!!! Auf den letzten 100m hatte sich noch ein Tieflader festgefressen welcher alleine weder vorwärts noch rückwärts kam. Aber irgendwie hatte er es geschafft sich quer zu manövrieren. Wir waren aufjedenfall durch für heute und fragen uns immer noch warum wir nicht einfach umgedreht waren als die komplette Straßenbreite gefräst war.

In Bicaz tankten wir dann noch schnell Bargeld, Benzin und Lebensmittel (unsere heutige Unterkunft bietet kein Abendessen an… wobei man das nie so genau weiß). Das goldene Licht und die Schattenspiele der tiefstehenden Sonne begleiteten uns dann auf den letzten Kilometern bis zur Unterkunft in Telec. Ein sehr einfaches Quartier in dem die Zimmer durchaus etwas sauberer (war nur staubig im Schrank) sein könnten. Aber der Empfang war herzlich und man war total bemüht um uns. Sofort wurde der Ofen fürs Warmwasser angeschürt und wir bekamen noch extra Handtücher. Der Gastgeber hat wohl gesehen…vielleicht auch gerochen dass wir dringend eine Dusche nötig hatten.

Heute ist nun auch die Entscheidung gefallen nicht ans Schwarze Meer zu fahren. Wir wollen mehr vom Landesinneren sehen und wir brauchen einen Pausentag. Morgen geht es noch nach Sighișoara (Schäßburg) wo wir uns spontan im Doubletree by Hilton für zwei Tage eingemietet haben. Jetzt gibt es mal zwei Nächte Urlaub von der Reise (wenn das mal nicht dekadent ist). Zum Abendessen gab es dann noch Brot, Paprika, Gurke, drei verschiedene Würste, Käse und Oliven welche wir im Supermarkt gekauft hatten. Auch hier mit Händen und Füßen da die Dame nur Rumänisch sprach, wir aber immer noch nur das Wort Multumesk können. Aber auch hier sorgte es für heiteres Lachen und strahlende Augen.

Rumänientour 2019 – Tag 05 – Săcel – 215 km

Unser Wecker klingelte heute um 6:30 Uhr… ob wir irre waren? Wir wollten noch duschen und den fröhlichen Friedhof besichtigen bevor wir um 8 Uhr frühstückten. Ganz ist der Plan nicht aufgegangen, aber uns hat es gepasst. Kurz nach Sonnenaufgang waren wir auf jeden Fall auf dem Friedhof unterwegs (positiver Nebeneffekt der für uns aber nicht entscheidend war… das Kassenhäuschen war noch nicht besetzt). Wir freuten uns dass wir den ganzen Friedhof alleine für uns und unsere Kameras hatten. Das Frühstück war dann genauso wie das Abendessen gestern sehr vielseitig und typische Hausmannskost. So ist das viel toller als ein „kontinentales“ Frühstück. Wir probierten alles was so rumstand und bereuten nichts davon. Nach dem Essen führte uns der Hausherr noch in ein spezielles Zimmer des Hauses welches für familiäre Feierlichkeiten benutzt genutzt wird und sehr traditionell gestaltet ist. Um kurz vor 10 Uhr hatten wir uns dann endlich losgelöst und fuhren vom Hof. Achtung umfangreiche Bildergalerie 😉 danach geht es noch weiter.

Bis Sighetu Marmației ging es noch an der ukrainischen Grenze entlang, dann bogen wir ab um uns einige der Holzkirchen anzugucken welche typisch für die Maramureș sind. Wir haben beschlossen uns auf Holzkirchen zu beschränken die zum Unesco Weltkulturerbe ernannt wurden. Alle anderen ließen wir links und rechts liegen. Nachdem wir die erste Kirche in Desești von außen besichtigt hatten (um reinzukommen hätte man jemanden anrufen müssen) fanden wir erstmal perfekten Asphalt und eine kleine Passhöhe mit knapp 1000 Höhenmetern. Die Strecke war einfach nur genial zu fahren! Fast kein Verkehr und ein Asphalt zum fliegen lassen.

Nun ging es Schlag auf Schlag mit den Kirchen. Erst in Dănești, dann in Șurdești und die dritte in Folge in Plopiș. Ein ganz schöner Kulturschock war das. Am Interessantesten fanden wir dass die Kirche in Plopiș in nur 3 Jahren vollständig restauriert werden sollte. Ein Jahr davon ist bereits vergangen und die Fortschritte sind deutlich sichtbar. Achtung, jetzt kommt eine Ansammlung an Kirchenbildern:

Dann kam wieder eine schön zu fahrende Strecke auf der wir einen weiteren Kamm, oder den gleichen einfach in die andere Richtung auf knapp 1100 Höhenmetern überquerten. Kurven satt war das Motto! In Budești dann die nächste Kirche und es sollte noch kein Ende nehmen. Gut dass wir wenigstens die Holzkirchen ausgelassen haben welche die UNESCO nicht würdigt, sonst wären wir nach zwei Wochen noch nicht fertig gewesen. Es ist der Wahnsinn wieviele Kirchen hier in der Gegend rumstehen! Und was uns überrascht hat: Wie viele Kirchen neu gebaut werden! Findet man in Deutschland quasi keine Kirchenneubauten so sieht man hier immer wieder neue Prunkbauten. Die Kirche in Bârsana lassen wir aus da wir irgendwie einem Gotteshausoverkill erlegen sind und wir diese nicht direkt anfahren können. Das folgende Kloster muss sich auch der Kirchenmüdigkeit geschlagen geben und wird links liegen gelassen.

Polenile Izei dagegen können wir uns nicht entgehen lassen auch wenn sie für uns eine Sackgasse bedeutet. Diese Kirche zeichnet sich durch ihre Wandbilder aus welche besonders abscheuliche Darstellungen beinhalten.

Und last but not least kam dann noch das Gotteshaus aus Holz in Leud vor die Linse. Hier gingen wir dann noch kurz shoppen und deckten uns mit Wasser und Bake Rolls ein, bevor es nach Săcel ging, wo wir heute den Tag ausklingen lassen. Unsere Unterkunft liegt etwas abseits der Straße und ist nur über einen groben Schotterweg erreichbar. Aber das Abendessen war den Weg auf jeden Fall wert. Es gab Forelle mit Polenta und Knoblauchmayonaise (also das war definitiv die knoblauchigste Mayo die ich jemals erlebt habe!!!) und als Dessert Schokokuchen. Dazu natürlich Selbstgebrannten. Wir saßen zusammen mit rumänischen Gästen an einem großen Tisch. Es war interessant zu sehen wie diese mit der Knobimayo und dem Schnaps zu haushalten wussten. Vom Schnaps immer wieder kleine Nipper nehmen und die Mayo mit dem großen Löffel großzügigst auf den Fisch streichen… ach was das reicht nicht nimm noch zwei Löffel!

Nach dem Essen wären wir am liebsten sofort eingeschlafen, aber wir mussten uns ja noch irgendwie überlegen wo es morgen hingehen soll. Wir haben beschlossen bis kurz vor die Bicazklamm zu fahren.

Ein Erlebnis muss ich noch hinten anhängen. Wir stoppten heute kurz an einer Apotheke um Voltarengel zu kaufen. In der Apotheke diskutierte gerade eine ältere Dame mit der Apothekerin und wenn ich das ganze richtig interpretiert habe dann hatte sie nicht genügend Geld für die nötigen Medikamente. Das führt mal wieder vor Augen wie gut es uns in Deutschland geht. Krankenkassenkarte beim Arzt durchziehen, 5 Eur Zuzahlung in der Apotheke leisten und schon hat man was man benötigt. Die Anzahl der in der Apotheke vorhandenen Medikamente war sehr übersichtlich und das Voltaren kam aus einem extra Schrank, frei nach dem Motto das kauft hier sowieso keiner weil es zu teuer ist.

Die GPX Datei gibt es heute hinterher:

Rumänientour 2019 – Tag 04 – Săpânța – 382 km

Wir hatten trotz der harten Matratzen sehr gut geschlafen. Die Pension mitten in der Stadt ist sehr ruhig gelegen. Noch vor dem Frühstück packten wir die ersten Sachen und brachten sie zu den Motorrädern. Um Punkt 8 Uhr gingen wir dann zum übersichtlichen Buffet. Auch wenn die Auswahl nur klein war wurden wir locker satt und fuhren um 9:10 Uhr vom Hof. Der morgendliche Nebel hatte schonmal dem blauen Himmel Platz gemacht, war aber bis zu unserer Abfahrt zurückgekehrt. Die ersten Kilometer hatten wir daher nur einen begrenzten Ausblick.

An der Kathedrale des heiligen Martin (Spišská Kapitula) legten wir einen ersten Sightseeing Stopp ein – und es sollte für heute auch schon fast der Letzte sein. Jeder drehte eine Runde mit der Kamera um die Kathedrale bevor es weiter ging. Das Ziel für heute war es Kilometer zu machen. Schließlich war unser Zielgebiet Rumänien! Und davon waren wir noch ziemlich weit entfernt.

Im weiteren Streckenverlauf in der Slowakei kamen wir an einer Ortschaft vorbei die wir nicht wirklich einordnen konnten. Gestern hatten wir auch schon so eine Siedlung gesehen. Völlig heruntergekommen, teilweise Wellblechhütten, Gestank lag in der Luft und es lungerten unmengen an Menschen herum. Wir fragen uns immer noch was das für eine Siedlung war. „Flüchtlinge“ die sich hier niedergelassen hatten?

Die Strecke bis zur ungarischen Grenze ließ den Fahrspass so langsam ausklingen. Erst noch bewaldet und kurvenreich durch Täler und über Hügel wurde es auf Ungarn zu immer flacher und der Strassenverlauf immer geradliniger. Direkt an der Grenze legten wir dann einen Tankstopp ein und Anja aß noch ein Eis bevor es endgültig öde wurde. Ja wir waren vorbelastet von letztem Jahr. Der Ungarn Anteil der Anreise nach Serbien letztes Jahr war einfach nur öde und langweilig. Wir waren aber auch ein bisschen gespannt ob es hier auch so aussehen würde. Und wir können diese Frage nun leider mit Ja benatworten. Ungarn kann ja nichts dafür dass die Geografie hier so ist wie sie ist. Das Land ist (zumindest in den Teilen die wir bereits erfahren durften) geprägt von Ackerbau und „brettleben“. Die Landwirtschaft ist effektiv aufgeteilt, sprich die Äcker sind riesig groß. Die Straßen gehen dazwischen dahin und gehen ewig gerade aus und dann biegt man mal wieder um 90° Grad ab um wieder ewig geradeaus zu fahren. Ungarn ist einfach kein Land zum Moppedfahren, liegt aber mitten im Weg wenn man nach Rumänien will.

Wir legten nochmal einen Stopp an einer Tankstelle ein um unsere Trinkrucksäcke zu füllen und das getrunkene Wasser wieder abzugeben. Ich entdeckte neben einer Pepsi auch noch Pasteis de Nata (Portugiesische Blätterteigtörtchen mit Puddingfüllung) welche leider nicht wirklich gut waren. Weitere 40km später war es dann endlich soweit. Wir fuhren nach Rumänien rein, aber erst nachdem wir kurz unsere Personalausweise an der Grenze vorgezeigt hatten. Das ist man so nicht mehr gewohnt und wäre hier auch eigentlich nicht nötig. Die Temperatur ist inzwischen deutlich über 25° Grad angestiegen und mir ist warm.

Kaum in Rumänien eingereist schon kamen uns die ersten Pferdefuhrwerke entgegen. Die ersten Kilometer im neuen Land waren geprägt von Baustellen. Satu Mare umfuhren wir großzügig. Unser Tagesziel war immerhin noch ca. 80km entfernt und mit dem Grenzübertritt hatten wir spontan dank Zeitzonenwechsel eine Stunde verloren. Mit Rumänien verbindet man gedanklich das Thema Armut. Was wir dann allerdings in Certeze zu sehen bekamen war verblüffend. Eine Villa reihte sich an die nächste und es werden noch viele weitere gebaut. Wie kommt das? Laut unserem Reiseführer leben hier vorrangig völlig zerissene Familien deren Angehörige Ihr Geld im Ausland verdienen. So müssen die Kinder teilweise ohne Ihre Eltern aufwachsen oder Frauen ohne ihre Männer leben. Dafür haben sie schicke Häuser. Laut dem Bericht führt dies zu anderen Problemen z.b. sehr hoher Drogensucht. Vordergründig sieht die Stadt aus als ob die Welt hier noch in Ordnung wäre, guckt man allerdings hinter die Fassade so trügt der Schein. Ergänzung: Ich habe mich später noch mit einem ausgewanderten Rumänen unterhalten welcher mir auch sagte dass Certeze quasi 11 Monate im Jahr leer steht und im Sommer machen die Leute dann hier 1 Monat Urlaub.

„5763 Menschen wohnen in dem Ort im äußersten Norden Rumäniens, die Ausläufer der Karpaten schimmern am Horizont. Offiziell verdienen 2300 Einwohner des Dorfes ihr Geld im Ausland. Inoffiziell sind es vermutlich mehr.“
Quelle

Ab Certeze war die Fahrtstrecke nochmal Zucker! Kurven ohne Ende und quasi ein kleiner Pass der überquert wird. Auf dem Weg nach Oben fiel uns ein Kloster auf und wir fuhren kurzerhand direkt bis vor die Kirche der Anlage. Zwei Glaubensschwestern saßen in der Sonne neben der Kirche und schienen ein ernstes Gespräch zu führen, wir wollten sie nicht stören und machten nur schnell ein paar Fotos der Gebäude aus der Distanz. Dann nahmen wir die letzten paar Kilometer unter die Reifen.Am Grenzfluss zur Ukraine entlang fuhren wir bis nach Săpânța dem heutigen Tagesziel. Unsere heutige Pension lag direkt gegenüber des fröhlichen Friedhofes welchen wir morgen vor dem Frühstück besichtigen wollen.

Die ganze Familie erwartete uns schon und begrüsste uns gemeinsam. Wir brachten zügig unsere Sachen ins ebenerdige Zimmer und versorgten uns noch mit Wasser für morgen in einem kleinen Laden ein paar Häuser weiter. Dann ließen wir den Abend auf der überdachten Terasse ausklingen. Während wir auf das 3-gängige Abendessen warteten planten wir den morgigen Tag und sicherten die heute entstandenen Bilder. Zu Essen gab es typische rumänische Hausmannskost.
Ciorba de perisoare (Gemüsesuppe mit Hackfleischklösschen), Sarmale mit einer Art Sauerkraut und Polenta (Krautwickel) und als Nachspeise Biskuitsalami (bei uns besser bekannt als kalter Hund). Dazu bekamen wir frisches Quellwasser und ein Kännchen zweimal gebrannten Zwetschgenschnaps (Palincă) mit 52% Alkoholgehalt. Das knallt!!!

Rumänientour 2019 – Tag 03 – Levoča – 326 km

Wir haben wunderbar geschlafen. Die Unterkunft war einfach super! Um kurz vor 8 Uhr saßen wir schon beim Frühstück zusammen mit einem anderen Deutschen Pärchen. Sie stammen aus Hamburg und sind Rentner…ihre Reisezeit ist nicht begrenzt. Das bedeutet jetzt nicht dass sie eine Weltreise planen. Aber ob sie drei Wochen oder fünf Wochen unterwegs sind das wissen sie noch nicht so genau. Vielleicht werden es auch sieben. Sie wollten ebenso wie wir heute noch in die Hohe Tatra fahren. Vielleicht sieht man sich ja nochmal. Nach dem Frühstück packten wir schnell unsere Sachen fertig und starteten kurz vor 9 Uhr in den heutigen Fahrtag.

Die ersten Kilometer legten wir auf der E50 zurück um ein bisschen Abstand zu Trenčín zu gewinnen. Das Wetter war heute der Hammer. Blauer Himmel durchsetzt mit weißen Wolken und die Sonne strahlt. Um unser erstes Tagesziel – Čičmany – zu erreichen bogen wir nach wenigen Kilometern wieder von der großen E50 ab und stürzten uns so richtig in die slowakischen Wälder. Die Strecken heute waren ein Gedicht! Kurven ohne Ende und relativ wenig Verkehr. In Čičmany legten wir dann die erste Fotopause ein und schlenderten ein wenig durch den für seine in weißer Farbe mit Symbolen bemahlten Holzhäuser bekannten Ort. Ohne Fahrtwind wurde uns fast ein bisschen warm beim Laufen. In den Wäldern beim Fahren allerdings war es schon noch relativ kühl. Die Landschaft war heute durch die Bank hügelig und wir fuhren mehrfach über kleine „Pässe“ und durch Täler.
Städte in der Slowakei sind entweder durch einen historischen Kern oder aber durch eine gigantische Industrieanlage geprägt. Mitten im Nirgendwo tauchten plötzlich bunte Hochhäuser auf und direkt im Anschluss daran die dazugehörige Industrieanlage.

Unser zweiter POI heute war Vlkolínec, ein Dorf mit 35 Einwohnern welches wegen seiner außergewöhnlichen, unberührten Siedlung mit 40 originalen, bewohnten Holzhäusern 1993 in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen wurde. Hier verbringen wir mehr als eine Stunde um alles zu besichtigen. Interessant finde ich den Kontrast aus Kommerzialisierung (Parkplätze, Eintrittsgelder, Souvenirläden, Gastronomie) und andererseits den Verbotsschildern um einen letzten Rest Privatsphäre zu erhalten. Heute war in dem Dorf nicht wirklich viel los, aber trotzdem erwischte man Besucher die in gekennzeichneten nicht zugänglichen Bereichen unterwegs waren.

Vom Sightseeing zu Fuss aus ging es dann flott weiter am Liptauer Stausee entlang in Richtung Hohe Tatra. Sie wird oft, obwohl es sich eigentlich um ein Teilgebirge handelt, als das flächenmäßig, keineswegs jedoch höhenmäßig, „kleinste Hochgebirge der Welt“ bezeichnet. Man kann leider nicht hindurch oder hinein fahren. Der Nationalpark ist gleichzeitig auch ein Biosphärenreservat der UNESCO und steht unter besonderem Schutz. So mussten wir uns damit begnügen am Rand entlang zu fahren. Hier sind die Siedlungen von großen Hotelanlagen geprägt. Erschreckenderweise stehen neben nagelneuen großen Luxushotels auch viele dem Verfall überlassene ehemalige Luxushotels. Statt zu renovieren wird hier scheinbar lieber neu gebaut. Wie sich das mit dem Biosphärenreservatstatus verträgt erschließt sich mir nicht. Viel zu schnell waren wir auch schon wieder an der beeindruckenden Landschaft vorbei und schwenkten auf das heutige Tagesziel – Levoča – zu.

Nachdem wir es leider verpasst hatten ein Bild des Gebirges zu machen als wir darauf zu fuhren, musste ich immer wieder im Rückspiegel die Lage checken und wir legten nochmal einen Stopp ein um die Hohe Tatra in Ihrer ganzen Pracht auf den Sensor zu bannen. In Levoča checkten wir zügig in der Penziona Rodina ein und verwüsteten unser Zimmer mit unseren Moppedklamotten 😉 Die Motorräder stellten wir sicher im Hof der Pension ab und holten uns vom Gastgeber noch eine Empfehlung fürs Abendessen. Bei einem kleinen Fotowalk durch das Stadtzentrum erbeuteten wir nach Ladenschluss noch zwei Flaschen Wasser für unsere Trinkrucksäcke morgen.

Nachdem diese wieder im Zimmer abgelegt waren gingen wir dann ins Kupecká Bašta zum Essen. Das Restaurant ist direkt in der Stadtmauer von Levoča und unserer Meinung nach definitiv eine Empfehlung wert. Nach dem Essen ging es dann an die weitere Planung. Anja nahm sich endlich den Reiseführer vor und las einige Seiten über die erste Region in Rumänien die wir morgen erreichen wollen. Ich kümmerte mich um die Routenplanung und eine Unterkunft für morgen Abend. Der Wecker steht auf 7 Uhr. Spätestens um 9 Uhr wollen wir los da wir knapp 380 km bis Săpânța in Rumänien vor uns haben.

 

 

Rumänientour 2019 – Tag 02 – Trenčín – 659 km

Tag 2 und wir waren immer noch daheim… immer noch? Nein, wieder. Aber das sollte sich heute ändern. Wir wachten auf und der Blick zum Dachfenster steigerte die Motivation loszufahren ins Negative. Es regnete. Wir trödelten rum und kamen nicht so richtig in die Gänge. Duschen, Müsli, Sachen die wir gestern ausgepackt hatten wieder verstauen… Regenklamotten anziehen. Schon war wieder fast 9:30 Uhr. Da heute nicht mehr Sonntag war durften wir uns auf LKWs auf der Autobahn freuen und rechneten damit schlechter voranzukommen als gestern.

Das genaue Gegenteil war aber der Fall. Ruck Zuck waren wir an unserem gestrigen Wendepunkt vorbei und machten den ersten kurzen Stopp an einer Tankstelle. Dank des Regens und der kühlen Temperaturen waren die Finger steif und wir wollten uns einfach ein bisschen bewegen. Nachdem wir ein paarmal im Kreis gelaufen waren ohne die Moppedklamotten auszuziehen fuhren wir wieder weiter.
Kurz vor Prag dann der nächste Stopp. Wir brauchten Benzin für die Moppeds und etwas warmes für die Fahrer. Eine Rindersuppe und einmal Rindergulasch mit Serviettenkloß für insgesamt 5,20 EUR. Das waren mal Tankstellenpreise! Unser Sitzplatz war zu einem kleinen See geworden als wir die Tankstelle frisch gestärkt wieder verließen.

Der nächste Orientierungspunkt für uns war Brno. Nachdem wir daran vorbei waren verließen wir die Autobahn und folgten der E50 in Richtung Slowakei. Teilweise echt öde und hinter LKWs. Dann nach einem weiteren Tankstop beim Einhorn ging es erstmal ziemlich genial kurvig dahin. Wir ließen für ein paar km fliegen, bis uns Blaulicht ausbremste. Die Straße war vollgesperrt und wir sahen im weiteren Verlauf einen Autokran und ziemlich viel Feuerwehr. Den Blick aufs Navi um eine Umfahrung zu suchen konnte ich mir schenken da ein hilfsbereiter Tscheche uns anhupte und anzeigte dass wir ihm folgen sollen. Wir hatten ja nix zu verlieren, also fuhren wir ihm nach und tatsächlich nach ein paar Kilometern waren wir wieder auf unserer Route und hatten den Unfall umfahren. Sehr freundlich von dem Autofahrer!

Der Grenzübertritt in die Slowakei war unspektakulär und wenn da nicht ein Schild gestanden hätte, dann wäre es uns nicht aufgefallen. Wobei sich die Landschaft ein wenig verändert hatte. Es wurde hügeliger und die Wälder wurden mehr und dichter. Wäre es nicht schon so spät gewesen hätte ich noch einen Fotostopp eingelegt. Zwischen den grünen Hügeln war gerade der Nebel am aufsteigen. Aber nach dem langen Tag im nassen hatte ich einfach keine Lust anzuhalten.

In Trenčín führte uns das Navi zielstrebig zu unserer Unterkunft (Penzion Tiberia). Der Besitzer Mario ist redselig und fragt mich über meine Revit Klamotten und den Garmin inReach Mini aus. Nachdem wir unsere Sachen zum trocknen aufgehängt und uns mit einem heißen Tee aufgewärmt hatten befragten wir Mario nach Empfehlungen für ein Abendessen. Die Pivovar Lanius erreichten wir dann nach einem kurzen Spaziergang durch die Stadtmitte Trenčín’s. Auf dem Weg hatten wir noch die Lichtstimmung genutzt um ein paar Bilder der Stadt und ihrer Sehenswürdigkeiten zu machen.

Im Lanius gab es dann für mich Kartoffelspätzle mit einen slowakischen Käse und Speck, für Anja Schweinefleisch mit Gemüse auf getoastetem Brot. Die Portionen waren für uns genau richtig und so wanderten wir gut gesättigt wieder zurück zur Unterkunft um noch ein bisschen Routenplanung für den kommenden Tag zu machen bevor wir in unseren Einzelbetten 🙁 einschliefen.

Anmerkung: Von Reise zu Reise denke ich mir man kann sich nicht noch weniger vorbereiten… Für Sardinien hatte Anja den Reiseführer gelesen und wir machten die Routenplanung auf der Fähre. Für Schottland hatten wir lediglich die Northcoast 500 als Routenidee und planten dann von Tag zu Tag. Diesmal hatten wir einen Rumänien Reiseführer gekauft. Dieser begleitet uns ungelesen und wir werden versuchen ab und an mal etwas nachzuschlagen zu den Regionen in denen wir gerade eben sind. Wir wollen grob die Karpaten als Orientierung nutzen und Julia (Varatweety aus dem V-Stromforum) von Maedchenmotorrad.de fährt auch gerade in Rumänien rum und veröffentlicht täglich ihre Tracks., das ist dann unsere zweite Ideenquelle. Das muss reichen *g*

Rumänientour 2019 – Tag 01 – Zurück auf Start – Zuhause – 414 km

Die Motorräder hatten frische Reifen und frische Ketten drauf. Der Ölstand war geprüft und das Öl für die Kettenöler war aufgefüllt. Die Bremsbeläge hatten noch ordentlich Material drauf. Die Wohnung war aufgeräumt und geputzt. Die Koffertaschen waren gepackt und das Zeugs fürs Topcase war in einer Klappkiste. Wir waren quasi startklar. Um 7 Uhr klingelte der Wecker. Allerdings weckte er mich nicht auf, ich war nämlich schon wach. Fünf Minuten vor 7 Uhr war ich bereits aufgewacht. Die Vorfreude sorgte dafür dass meine innere Uhr mich weckte.
Wir ließen es gemütlich angehen. Erstmal wurden noch die Blumen mit Wasser versorgt, dann ein Müsli und zu guter letzt die Taschen und den Kleinkram auf den Moppeds verstaut. Um 9:30 waren wir dann soweit und verließen den heimischen Hof. Tag 1 sollte wie immer unspektakulär werden. Bis Schwabach Landstraße, dann ab auf die A6 und über Prag bis in die Slowakei. Auf Höhe Nürnberg war dann erstmal Stau angesagt und wir stellten uns brav mit an. Die A9 war vollgesperrt und deshalb war die A6 ein bisschen überlastet. Nachdem der Stau vorüber war hatten wir die Autobahn dann fast für uns allein. An einem Sonntag Autobahn in Richtung Tschechien fahren macht einfach Spass. Wir rollten gemütlich mit konstanten 130 km/h dahin. Der Himmel war bewölkt, die Temperaturen gerade so zweistellig aber es war immerhin trocken. Um ca. 11 Uhr überquerten wir dann die Grenze und nach weiteren 30 km stoppten wir an einer Shell um uns etwas warmes zu trinken zu holen und die Benzinvorräte aufzufüllen.

Einen Cappuccino, eine heiße Schokolade und einen Toilettengang später fiel mein Blick dann in meinen Unterfahrschutz… da glänzte doch etwas feucht… Erstmal der Standard V-Strom Griff an den Kupplungsnehmerzylinder um zu prüfen ob er noch dicht war….Nein… Nasse Finger… ABER, das war doch keine Bremsflüssigkeit… genauer hingeguckt… Öl!!! Wo zum Teufel kam da Öl her?
Also Werkzeug raus, den Kupplungsnehmerzylinder (KNZ) abgebaut, die Ritzelabdeckung weggeschraubt und Getriebeausgangswelle und Kupplungsdruckstange geprüft. An der Kupplungsdruckstange kommt Öl raus. Die passende Dichtung hierfür hätte ich zuhause liegen. Man muss aber um sie wechseln zu können das Ritzel ausbauen. Um die Ritzelmutter zu lösen braucht man einen Schlagschrauber.

Was tun? Bei einer Distanz von 200 km bis nach Hause und voller Flexibilität da nichts gebucht war (fast nichts, nur die Unterkunft für heute Abend) fiel uns die Entscheidung nicht schwer. Nachdem wir der heutigen Unterkunft eine kurze Email mit der Bitte um eine Verschiebung der Buchung um einen Tag geschrieben hatten fuhren wir noch bis zur nächsten Ausfahrt und drehten um. 200 km später um ca. 14:30 rollten wir wieder auf den heimischen Hof.
Alles wieder auf Null. Nachdem Elli von den Koffern befreit war machte ich mich auf die Suche nach der Dichtung. Zwei Stück fand ich in der V-Strom Teilekiste, also konnte die Operation beginnen. Eine gute Stunde später war wieder alles dicht und wir machten uns auf zu einer Probefahrt. Zum Abschluss ebendieser wurden die Maschinen nochmal vollgetankt und startklar wieder in die Garage geschoben. Statt Slowakischer Hausmannskost gab es dann Salat und Lasagne a lá Mama und dann ging es nicht ins fremde sondern ins eigene Bett.
Morgen werden wir dann den zweiten Anlauf starten um unsere Tour nach Rumänien zu beginnen.