Schottland 2019 – Tag 16-18 – 182km, 21km, 704km – Sunderland, Fähre, daheim

Nur weil man mit dem Zelt Campen ist muss man auf nichts verzichten. Immer wieder gucken uns Wohnmobilisten an und sind erstaunt wie bequem wir es mit unseren Helinox Stühlen und dem Benzinkocher haben. Wenn dann der Laptop rauskommt und Anja in Ihrer Hängematte abhängt sind die Leute endgültig verblüfft. Heute hatte uns beim Frühstück zwar keiner zugeschaut, aber wenn dann hätten wir wahrscheinlich mal wieder einige offene Münder gesehen. Wir hatten Räucherlachs gekauft, diesen angebraten und darüber dann die Rühreier. Dazu gab’s Gurke, Tomate, Paprika und Avocado. Den Abschluss des Frühstücks bildete dann der restliche Kuchen der Teatime von gestern. Und dann mussten wir so vollgefressen zusammenpacken und Moppedfahren…

Nachdem wir in Melrose auf dem Campingplatz nicht mehr untergekommen waren fuhren wir erstmal zurück bis in eben diesen Ort. Die Melrose Abbey sollte uns mit dem Thema Sightseeing versöhnen. Wir haben uns den Eintritt gegönnt und den ganzen Audioguide mit allen extra Kapiteln angehört. Über zwei Stunden waren wir in der Melrose Abbey total entschleunigt unterwegs. Hier war aber auch echt wenig los, so dass man entspannt auf dem Gelände des ehemaligen Klosters herumspazieren konnte. Die wichtigste Info aus dem Audioguide war dass die Mönche schon sehr früh sehr reinlich waren und man deshalb eine „Spühltoilette“ über eine Umleitung des Flusses gebaut hatte.

Die Dryburgh Abbey ließen wir dann wieder links liegen. Nochmal 2 Stunden Kultur wäre einfach zuviel gewesen für einen Tag. Die Jedburgh Abbey konnte man dann ganz gut von außen umrunden und so haben wir uns hier eine kleine Pause gegönnt um dies auch zu tun. Wir waren leider eine Woche zu früh in Jedburgh… am nächsten Wochenende wären Highlandgames gewesen. Martialische Schotten in Röcken die Baumstämme werfen hätten wir uns schon ganz gerne mal angeguckt. 

Nun endet unser Aufenthalt in Schottland. Über einen Pass geht es zurück nach England. Exakt auf der Grenze schlägt das Wetter um. Hinter uns in Schottland bewölkt mit Fetzen blauen Himmels und vor uns in England dunkelgrau, windig und Regen. Griffheizung an, Lüftungen an den Klamotten zu und los geht es.

Bis Sunderland ist eigentlich nichts besonderes mehr passiert. Der Verkehr wurde wieder dichter als es um Newcastle ging, das war es auch schon. Das Abingdon & St. George’s Guest House liegt in wenigen Metern Distanz zum Strand und bietet für Motorräder Parkplätze auf einem umzäunten Grundstück. Die Eigner wollten uns sogar Ihre Garage überlassen was wir aber dankend ablehnten. Weggesperrt waren die Moppeds ja und unter freiem Himmel stehen sie auf Reisen eh meistens. Nach dem Check-in nutzten wir den Abend um noch zum Strand zu laufen und uns ein letztes Mal Fish and Chips zu gönnen. Danach hab ich mich im Zimmer über die Bilderflut der Reise hergemacht und diese grob vorsortiert. Im TV lief dabei ein Sender der den ganzen Tag nur Hits der 90er spielt. 

Um 9 Uhr gibt es heute endlich ein Full English Breakfast. Das hatte uns bisher noch gefehlt. Vorher spazieren wir nochmal mit den Kameras an den Strand und auf die Mole zum Leuchtturm. 

Dann gab es endlich gebackene Bohnen, Spiegelei, warme Tomaten, Kartoffelrösti, gebratene Champignons, Speck, ein Würstchen, dazu Toast und schwarzen Tee mit Milch. Mir sagt das ja voll zu. Anja ist eher der Meinung dass man das schon einmal machen kann… aber nicht muss. Bis 11 Uhr machten wir uns dann gemütlich fertig und dümpelten noch ein wenig auf dem Zimmer. Auf dem Weg zur Fähre gingen wir nochmal fürs Abendessen einkaufen. Dann ging es durch gefühlte 100 Kreisverkehre zur Fähre. Wir durften ewig in der prallen Sonne warten weil diesmal die Motorräder als letzte auf die Fähre durften. Dafür klappte das Boarding tadellos und zügig. Wieder hatten wir einen Satz nagelneue Spanngurte bekommen die wir behalten durften. 

Die Zeit bis zum Ablegen vertrieben wir uns mit Eis essen, Chai Latte vom Starbucks trinken und auf Deck in der Sonne sitzen. Sobald wir auf See waren begaben wir uns wieder in die Kabine wie auch schon auf der Anreise. Zum Abendessen gab es Brot, Salami und Fischdosen. Die Fähre schwankte diesmal ganz schön und wir brauchten ein bisschen bis wir uns drangewöhnt hatten und einschlafen konnten.

Um 6 Uhr (lokale Zeit (Amsterdam) klingelte der Wecker. Unser Körper war noch der Meinung dass 5 Uhr war. Wir plünderten das umfangreiche Frühstücksbuffet und tankten nochmal Energie für die heutige lange Autobahnfahrt. Pünktlich legten wir an und fuhren von der Fähre. Anja nutzte erstmal die linke Fahrbahnseite korrigierte aber gleich wieder. Ab der Deutschen Grenze fuhr dann Anja voraus und gab das Tempo vor. Zumindest so lange bis wir im Stau standen. Mit vollem Gepäck ist das mit dem durchschlängeln auch nicht so einfach deshalb waren wir einfach geduldig und legten erstmal noch eine Pause ein. Die letzten Kilometer in der fränkischen Heimat waren ein Genuss bei bestem Wetter. Es war warm und sonnig, das Getreide leuchtete golden und wir genossen die Kurven nach der langen Autobahnetappe.

Sonntag Abends zuhause ankommen bedeutet am nächsten Tag wieder auf die Arbeit zu müssen. Aber wir wollten jeden Tag dieses „kurzen“ Urlaubs ausnutzen was uns auch sehr gut gelungen war. 

Wie immer brauchten die Eindrücke ein wenig sich zu setzen und zu „entwickeln“ und beim Schreiben der Berichte, dem Sichten der Bilder und Entwickeln erlebt man die Reise noch ein zweites Mal. Es rücken plötzlich ganz andere Dinge in den Fokus welche man während der eigentlichen Reise unter Umständen gar nicht richtig wahrgenommen hat. Anja schreibt ja parallel zu meinen Berichten ein eigenes Reisetagebuch (in Papierform) welches mir auch immer wieder andere Aspekte aufzeigt und neue Blickwinkel auf die selbst erlebte Reise bietet. 

In diesem Sinne:

„When we travel, we are like a film at the moment of exposure. It is memory that will develop it.“ (Max Frisch)

Schottland ist definitv eine (oder auch mehrere Reisen wert). Man sollte Schottland allerdings vor Norwegen oder Island besuchen. Wenn man anfängt zu vergleichen sind die Superlativen in den beiden genannten Ländern einfach mehr WOW.

Und hier noch die letzten Tracks:

Download file: Schottland2019_Tag16-18.gpx

Schottland 2019 – Tag 15 – Ancrum – 239 km

Hier in Schottland hat es irgendwie nur ruhige Campingplätze. Zumindest haben wir noch keinen lauten hektischen gefunden. Kinder sind Mangelware auf den Plätzen. Heute hatten wir tatsächlich mal eine Familie im Nachbarszelt, aber der kleine (ca. 2-3 Jahre alt) hat einfach direkt nach dem Aufwachen ein Wassereis, Coca Cola in der Schnabeltasse und ein IPad in die Hand bekommen, dann war er auch ruhig und zufrieden in seinem Stuhl gesessen während die Mama sich bei einer Zigarette die Haare machen konnte… OHNE WORTE!!!
Wir haben heute nicht viel km vor uns also chillen wir schon beim aufstehen. Es gibt wieder Rührei mit Paprika, Tomate und Avocado – das müssen wir nochmal wiederholen! Wir haben eine Morgenroutine entwickelt und die läuft inzwischen wie von selbst ab. Um 11 Uhr geht es dann runter vom Platz und auf den unspektakulären Weg in Richtung Stirling. Es gibt heute tatsächlich nicht viel zu erzählen. Zum einen ist der Kopf voll mit den Erinnerungen der letzten Tage und zum anderen schaut es hier in den Lowlands aus wie daheim in Franken. Ackerbau, Viehhaltung, Ortschaften – alles ziemlich ähnlich zu daheim. Dass wir schon fast in Stirling sind bemerken wir eigentlich erst als ich einen komischen Turm auf einem Hügel sehe. Wir halten an um diesen zu fotografieren und stellen fest dass es das Wallace Monument ist.

Download file: Schottland2019_Tag15.gpx

Ab Stirling ist nun deutlich mehr Verkehr angesagt, wir bewegen uns auf größeren Straßen und die Gegend ist echt einschläfernd. In Bathgate sehen wir das Bridge Cafe und machen spomtan halt. Eine gute Stunde sitzen wir hier und gönnen uns eine Tea-time Etagere. Kaffee für mich, Tee für Anja, zwei Sorten Sandwiches, 2 Cones und auf der dritten Etage 3 Sorten Kuchen. Pappsatt sind wir danach und packen noch die Reste ein zum mitnehmen. Während wir hier saßen hat es angefangen zu regnen. Nicht viel aber als so zu. Die Fahrtstrecke wird noch öder weil wir irgendwie um Edinburgh rum müssen. Die Stadt wollen wir mal bei einem Wochenendtrip angucken. Mit den Moppeds sind große Städte immer bissl doof weil man einen vernünftigen Stellplatz für die Dinger braucht.

In Galashiels halten wir bei einem Tesco Extra (das is vergleichbar mit einem Real oder Marktkauf in Deutschland). Wir haben nicht so recht Hunger, deshalb kaufen wir Zutaten für einen „leichten“ Salat zum Abendessen – Gurke, Tomate, Paprika, Oliven, Limette und Avocado. Dazu noch eine Dose Thunfisch die wir noch haben, das sollte reichen. Falls wir doch noch Hunger entwickeln kommt noch Couscous mit rein. Am Abotsford House, dem kreativen Wohnsitz des Schreiberlings Walter Scott fahren wir locker vorbei mit dem Gedanken morgen evtl. nochmal vorbeizukommen. Der Campingplatz in Melrose welchen wir angepeilt hatten ist voll. Das wundert mich auch nicht als ich sehe wie klein der ist und dass er wirklich mitten in Melrose liegt. Wir bemühen Archies Campingplatz Pois auf dem Navi und gucken was noch in der Nähe liegt. Ich telefoniere kurz mit zwei Plätzen und schon haben wir einen in 18 km Entfernung gefunden der noch Platz hat.
Die Fahrtstrecke von Melrose bis nach Ancrum zum Ashieview Stud Camping. Ein ganz einfacher Platz bei einer allein gelegenen Schaffarm. Es gibt zwei Duschen und drei Toiletten. Dazu eine Wiese mit ein paar Steckdosen, das war es. Außer uns ist noch ein Wohnmobil, ein Zelt und ein Wohnwagen da. Ein perfekter Platz für die letzte Nacht im Zelt. Nach dem Aufbau geht es ans Salat machen – wir lassen den Couscous weg, unser Nachmittagstee hält noch nach. Dann noch schnell unter die Dusche, den Sonnenuntergang bestaunt und ab ins Zelt.

Schottland 2019 – Tag 14 – St. Andrews – 291 km

Puhhh wars heute Nacht kalt. Ich hab tatsächlich den Schlafsack zugemacht und bei einem nächtlichen Toilettengang die lange Unterwäsche angezogen. Das waren höchstens 5° C. Da schmeckt der heisse Tee beim Frühstück doch gleich viel besser. Das Frühstück heute ist eh super weil wir noch eine Avocado haben und ich liebe Avocado! Also gibt es Avocado, Paprika und Tomaten zum Rührei. So kann der Tag beginnen. Wir sind heute eine halbe Stunde später aufgestanden und genau diese halbe Stunde später verlassen wir auch den Campingplatz. Um 10:45 Uhr geht es heute los.

Download file: Schottland2019_Tag14.gpx

Wir ziehen durch den östlichen Teil des Caingorms National Park. Hier geht es ein wenig in die Höhe und wir durchqueren Skigebiete. Die Landschaft ist grün und von niederen Sträuchern geprägt. Das Grün ist total fleckig an den sanften Hängen. Außerdem hat es hier eine sehr hohe dichte an Destillerien. Ich konnte mir garnicht merken an welchen wir vorbeigefahren sind. Glenlivet, Tomnavoulin und Edradour waren auf jeden Fall dabei.
Auch heute kommen wir wieder an einigen Schlössern, sowohl aktiv genutzten als auch Ruinen vorbei. Die Zeit um eines von innen zu besichtigen haben wir nicht eingeplant. Schade finden wir dass es uns oftmals nicht einmal möglich ist einen Blick von außen aufs Gebäude zu bekommen ohne Eintritt zu bezahlen. Dieser rechnet sich aber ohne die komplette Besichtigung nicht. Am Blair Castle z.B. kostet der Eintritt Pro Person 12 Pfund – das sind umgerechnet 13,50 EUR was für zwei Personen 27 EUR bedeutet. Dafür will ich dann schon das ganze Schloss angucken und nicht nur einen Blick von außen drauf werfen. Den Sommersitz der Queen – Balmoral Castle haben wir so leider auch ohne einen Blick darauf links liegen lassen müssen.

Nachdem wir den Cairngorms National Park verlassen haben verändert sich die Landschaft. War bisher immer Viehwirtschaft (Schafe und Rinder) vorherrschend so beherrscht nun deutlich mehr Ackerbau die Landschaft. Weite Getreidefelder und auch immer wieder Gewächshäuser zeichnen ein ganz anderes Bild. Irgendwie haben wir uns heute zeitlich ein wenig vertan. Dann sind wir spontan am Tagesbeginn noch einen kleinen Umweg gefahren und so ist es schon relativ spät als wir Dundee ansteuern. Wir kommen voll in den Feierabendverkehr und kämpfen mal wieder mit dem Linksfahrgebot. Wir sind froh als wir die Stadt hinter uns lassen und auf den Campingplatz einrollen. Die Rezeption ist um 17:45 bereits geschlossen und wir bekommen nur schnell nen Platz zugewiesen. Die Bürokratie und das bezahlen sollen wir morgen erledigen.
Nachdem wir etwas gegessen haben machen wir uns mit den Kameras bewaffnet auf um noch einen Blick auf die Ruine der St. Andrews Kathedrale und des Castles zu werfen. Wir wissen dass beides bereits seit 17:30 geschlossen hat, hoffen aber dass man trotzdem halbwegs an die Gebäude(reste) von außen rankommt. Glücklicherweise werden wir nicht enttäuscht. Die Kathedrale muss einmal ein beachtliches Bauwerk gewesen sein. Nachdem wir uns heute zum zweiten mal zeitlich vertan haben beschließen wir für den Weg zurück zum Campingplatz ein Taxi zu nehmen. Die erste Taxifahrt in meinem Leben war eigentlich garnix besonderes, außer dass der Fahrer auf der falschen Seite saß 😉

Die letzten Tage lassen wir es jetzt langsam angehen. Wir hatten ein wenig Puffer mit eingeplant und diesen können wir nun vertrödeln. Für morgen sind knapp 220 km geplant und für freitag sogar nur 150 km. Wir lassen die Reise so langsam ausklingen.

Schottland 2019 – Tag 13 – Grantown on Spey – 237 km

Das Aufstehen fiel uns beiden heute morgen schwer. Das Bett ist so bequem und draußen regnet es und ist es kalt. Aber das Frühstück gibt es hier pünktlich um 8:30 Uhr und das wollen wir nicht verpassen. Wir genießen nochmal selbst gemachten Joghurt und die leckeren Marmeladen, dann werden die Moppeds aufgepackt und pünktlich um 10:15 Uhr (egal was wir früh machen, das ist einfach unsere Zeit) geht es los. An der örtlichen Esso noch schnell die Moppeds mit Lebenselixier versorgt und noch ein kurzer Stop am Urquhart Castle. Ein Haufen alte Steine, da muss man nicht durchlaufen 😉

Download file: Schottland2019_Tag13.gpx

Die Strecke führt uns heute wieder durch sanftere hügeligere Landschaften. Man merkt dass man den Norden verlassen hat. Viele Wälder begleiten uns und wir haben nicht viele Gelegenheiten zum anhalten. Das Glen Affric schneiden wir noch an. Ein wildromantisches Tal welches für uns eine Stichstraße bedeutet da es einfach nicht auf der Route liegt. Wir beschließen allerdings spontan nicht ganz so weit hinein zu fahren wie ursprünglich angedacht da sich vor uns eine tiefschwarze Regenfront aufbaut. Die Entscheidung war goldrichtig. Immer wieder sind wir im weiteren Verlauf genau am Rand des Regengebietes und bekommen nur ein paar wenige Tropfen ab.

Unser Hauptziel heute ist der Cairngorms Nationalpark. Ein ausgedehntes waldreiches Gebiet. Was uns hier besonders auffällt sind die Freizeitparks (Klettergarten, Quadfahren, Mountainbiken, usw…). Hier ist scheinbar ein Ausflugsgebiet welches viel von Locals besucht wird. In Carrbridge schauen wir uns die älteste Steinbrücke Schottlands an – ne Brücke halt.

Was uns nicht nur heute sondern schon auf der gesamten Tour aufgefallen ist sind die vielen Rodungen. Allerdings wird hier nicht etwa ein Wald ausgedünnt, nein wenn dann wird er gleich vollständig entfernt. Kahlschlag mit dem Harvester. Es gibt zwar auch Aufforstungen, aber leider deutlich weniger als Rodungen. Durch die wenigen Stopps und dank der etwas größeren Straßen heute sind wir zügig vorangekommen und fahren bereits um kurz nach 15 Uhr auf den Campingplatz in Grantown on Spey. Wir hätten durchaus noch ein bisschen weiterfahren können, haben aber beide keine wirkliche Lust mehr.

Wir bauen zügig das Zelt auf und laufen in den Ort um für den ersten Hunger Fish and Chips zu essen und danach fürs Abendessen einzukaufen. Hätten wir den Snack vor dem shoppen nicht gehabt wären wir wahrscheinlich mit unserem inneren Hungerbiest über den ganzen Laden hergefallen. Heute Abend gibt es Reis mit Quinoa, Paprika, Tomaten, Mais, Bohnen und Avocado und so leckeren Chai Vanille Tee von Pukka. Wir müssen unbedingt gucken ob wir den in Deutschland auch bekommen. Auf dem Campingplatz steht neben uns noch ein deutsches Paar welches mit zwei BMW F800 GS Gespannen unterwegs ist. Detlef hat gerade ein Radlager gewechselt. So ein bisschen Schrauben muss unterwegs doch immer sein. An Anjas V-Strom macht die Kette auch immer lautere Geräusche. Sie ist definitiv am Ende ihrer Lebenszeit angekommen. Aber die ca. 1300 km bis daheim muss sie noch durchhalten. Der neue Kettensatz liegt schon bereit.
Der Campingplatz heute lässt mal wieder keine Wünsche offen. Free Wifi bis in die letzte Ecke, neue und saubere Sanitäreinrichtungen und der Platz ist fast leer. Die Zeltwiese belegen nur wir und die Gespannfahrer. Das wird eine ruhige Nacht.

Schottland 2019 – Tag 11 & 12 – Pause in Drumnadrochit (Loch Ness) – 234km

Ich wache um kurz nach 6 Uhr auf und mein erster Blick geht an die Zeltplane – trocken – wir sollten abbauen für heute ist Regen vorhergesagt. Das nächste mal denke ich darüber nach als ich den Wecker um kurz nach 7 Uhr zum zweiten mal ausmache. Es ist immer noch trocken, während ich mit Anja beratschlage was wir machen – frühstücken oder abbauen – fängt es an zu regnen. Damit ist die Entscheidung gefallen. Wir frühstücken heute drinnen und lassen uns Zeit. Anja geht erstmal duschen und ich mach ein wenig Platz im Zelt. Es hört währenddessen wieder auf zu regnen, scheint auch heute „very cheangeable“ zu sein das Wetter. Bis Anja wiederkommt habe ich Tee gekocht und die Rühreier fast fertig. Das Zelt trocknet tatsächlich fast ab bis wir gegessen haben und das andere Zeug verpackt ist. Die Strecke heute dürfte relativ unspektakulär werden laut den Infos von Peter und Simone.

Download file: Schottland2019_Tag11.gpx

Wir starten erstmal noch zum Leuchtturm und laufen dort eine kleine Runde. Wenn man schonmal am nördlichsten Ende vom schottischen „Mainland“ ist. Wie ist das eigentlich mit dem Begriff Festland? Ab wann ist eine Insel Festland? Und ist nicht alles Festland eigentlich auch eine Insel? Das wechselhafte Wetter beendet unsere Gedankengänge am Leuchtturm. Wir setzen den Helm als Regenschutz auf und fahren los. Die Route führt uns heute auf etwas größeren Straßen an der Küste entlang in Richtung Süden. Die Küstenlinie ist grün und relativ flach. Ab und an gibt es ein paar felsige Abschnitte. Wir kommen an mehreren Schlössern vorbei, halten für Fotostopps, aber können uns nicht durchringen auch in eines hineinzugehen und es anzusehen. Sind wir oberflächliche Besucher des Landes? Eine Frage die mich heute längere Zeit beschäftigt. Keine Führung in einer Brennerei, kein Schloss besichtigt, nicht mit dem Boot auf die Orkneys gefahren, am Glenfinnan Viadukt einfach vorbeigezogen. Unsere Motorradreisen haben den Fokus auf dem „erfahren“ des Landes. Wir haben auch beschlossen in Edinburgh keinen Pausentag einzulegen um die Stadt anzusehen. Wir wollen lieber mal einen 3-4 Tages Städtetrip nach Edinburgh machen um mehr Zeit zu haben und nicht die Motorräder dabei zu haben. So schön dieses Fortbewegungsmittel ist, manchmal ist es auch störend. Man kann das Gepäck nicht immer sinnvoll sichern und man hat Moppedklamotten an und die sind nicht unbedingt der Hit zum wandern. Man sollte Länder auf verschiedene Arten bereisen um sie auch von verschiedenen Seiten kennenzulernen.

Oberflächlich sind wir nicht habe ich für mich beschlossen. Und genau deshalb gönnen wir uns auch was in einem lokalen Cafe. Heiße Schokolade, Cappuccino und dazu Cheese Cone, Schokoladenkuchen und hausgemachte Pralinen. Alles ein Gedicht, aber dann fast ein wenig zu viel Süßes. Wir sitzen hier über eine Stunde und lassen es uns gut gehen. Im weiteren Verlauf der heutigen Route stoppen wir noch kurz am Dunrobin Castle und an der Glenmorangie Destillerie. Hier kaufe ich dann noch eine kleine (10cl) Flasche Whiskey weil wir den ja doch mal probieren sollten wenn wir hier schon im Land des Whiskeys sind.

Die Straßen um Inverness sind groß und gut befahren. In Inverness selbst biege ich einmal falsch ab und wir brauchen ein wenig um den richtigen Weg raus wieder zu finden. Am Loch Ness gibt es noch einen kurzen Fotostopp bevor wir im Coop in Drumnadrochit fürs Abendessen einkaufen. Wir haben uns für die nächsten zwei Nächte im Kilmichael Bed and Breakfast ein Zimmer gesichert. Morgen legen wir einen Tag gammeln ein. Mir tun die Arme weh, der Bluterguss am Knie ist auch deutlich spür- und sichtbar und wir sind ja schließlich auch im Urlaub. Die Dame des Hauses macht klare Ansagen. Frühstück gibt es nicht VON / BIS, sondern UM 8:30 Uhr. Das Zimmer ist geräumig und die Motorräder parken hinterm Haus auf dem großzügigen Grundstück. Abends vespern wir noch ein bisschen Käse und Brot bevor wir erschöpft im weichen warmen Bett einschlafen.

Unseren Pausentag beginnen wir mit einem „kontinentalen Frühstück“. So ein echtes englisches Frühstück fehlt uns immer noch. Es gibt hier aber selbstgemachte Marmelade und selbstgemachten Joghurt und beides ist megalecker. Wir freuen uns schon aufs zweite mal Frühstücken hier. Den Tag verbringen wir weitestgehend im Bett. Die Motorräder bekommen noch ein wenig Liebe. Elli kriegt den Blinker wieder mit Gaffa tape angeklebt und an beiden Maschinen muss die Kette justiert werden. Das Wifi nutze ich um die ersten Teilebestellungen für kommende Wartung und Reparaturen zu tätigen. So werden uns zuhause schon einige Päckchen erwarten. Für 18 Uhr haben wir uns einen Tisch im Fiddler’s Highland Restaurant reserviert. Mal sehen was wir heute typisches auf der Karte finden.

Soderla, zurück vom Essen sind wir nur begrenzt überzeugt von der Location. Das zweierlei vom Lamm welches ich hatte war lecker, Anjas Hühnchenfilet auf Haggis mit Kartoffelbrei war angebrannt und hat relativ fad geschmeckt. Der Lemon/Ginger Cheescake war dafür sehr lecker. Den angekündigten Naturalrabatt in Form zweier freier Getränke für „early bird reservations“ haben wir nicht erhalten. Wenn wir nochmal in Drumnadrochit wären würden wir das Fiddler’s Restaurant nicht noch einmal aufsuchen, das Fiddler’s Cafe nebenan wo es Fish and Chips gibt würden wir vorziehen. Mehr Auswahl hat man hier fussläufig nicht zur Verfügung. Anja liegt jetzt noch in der heißen Badewanne und ich überlege ob ich das auch noch mache. Die Entspannung tut den Muskeln sicherlich gut. Morgen soll es dann bis in den Cairngorms National Park gehen.

Schottland 2019 – Tag 10 – John O‘ Groats – 317km

Wir wachen bei blauem Himmel auf, aber es ist wieder merklich kühler geworden. Nach dem Frühstück verräumen wir nicht gleich alle Sachen wieder in den Koffern was eine Möwe freut die sich unsere Packung Brioche schnappt und mit ein paar Krähen teilen muss. Irgendwie kommen wir wenn sich das packen mal eingespielt hat immer um 10:15 Uhr los. Egal ob wir uns beeilen oder trödeln.