Was eine Nacht… Die Betten im Hotel Hamburg waren nicht so der Hit und die Lage genau im Zentrum an einem Freitag Abend auch nicht. Ich bin zwar eine etwas lautere Umgebung beim Schlafen vom Zelten her gewohnt, aber letzte Nacht fiel es mir trotzdem relativ schwer einzuschlafen. Wir waren scheinbar die einzigen Gäste, daher gab es kein Buffet zum Frühstück sondern individuell für uns gemachtes. Ham & Eggs sind solide und gehen immer. Um kurz vor 10 Uhr saßen wir dann im Schweiße unseres Angesichts – es war schon wieder sauwarm – auf den Moppeds und düsten los.
Erstmal raus aus der Stadt und Geschwindigkeit aufnehmen damit der Fahrtwind kühlen kann. Heute ist es um uns rum schon ziemlich hügelig und wir düsen direkt in die Berge. Die Straßendichte dort ist nicht wirklich hoch und so haben wir heute zwei Sackgassen geplant die wir auch wieder zurückfahren. Die Straßen sind heute durch die Bank kleiner und weniger befahren. In Alna biegen wir zum erstenmal in eine Sackgasse. Gute 25 km fahren wir um von 400 Höhenmeter auf 1500 Höhenmeter zu kommen. Das Ende der Sackgasse wird durch ein Luxushotel und einen Skilift gekennzeichnet. Irgendwie will das nicht so recht zu dem gesehenen der Anfahrt passen. In diesem Tal leben die Landwirte wie vor 50 Jahren. Unwahrscheinlich viel Handarbeit ist hier zu sehen. Heu wird mit Gabeln gewendet und auf Heuböcke aufgeschichtet. Die komplette Familie inklusive gefühlt 80-jähriger Oma ist dabei zu Gange. Die Fahrzeuge hier im Tal wirken als ob sie 50 Jahre alt wären. Es ist wundervoll hier. So ruhig und die Luft duftet nach dem frisch gemachten Heu.
Auf dem Weg zu unserer zweiten Sackgasse folgen wir sanften Kurven auf schlechten Straßen und freuen uns an der wundervollen Natur. Zu unserer Rechten sehen wir einen Wasserfall und stoppe für ein paar Bilder. Die Anwesenden sehen erst unsere Motorräder an wie Aliens, dann Anja als sie Ihren Helm abzieht und zum Schluss unsere Stative und Kameras. So etwas scheint hier nicht so ganz alltäglich zu sein.
Die nächste Sackgasse führt uns zu einem Stausee welchen wir ein Stück weit umrunden bevor wir kehrt machen und auch hier wieder zurück fahren. Es beginnt leicht zu regnen und aus der Ferne hören wir Donnergrollen. Nun müssen wir uns entscheiden ob wir den direkten Weg nach Dimitrovgrad nehmen oder einen Umweg von 70 km durch die Berge welchen das Navi mit 2 Stunden und 20 Minuten ansetzt. Ganz klar, wir wollen weiter Kurven fahren! Die Straßen sind klein und schlecht und unsere Laune gut. Immer wieder kommen uns uralte Holztransporter im Schritttempo entgegen die schwer beladen sind. Hier in den Bergen herrscht vorrangig Holzwirtschaft. Es beginnt stärker zu regnen und wir ziehen die Regenhauben über die Tankrucksäcke und schließen die Lüftungen an den Klamotten. Der Regen ist angenehm da er nicht wirklich kalt ist aber die Außentemperatur absacken lässt. Das Vertrauen in den serbischen Asphalt ist allerdings nicht sonderlich groß. Jede Wasserpfütze könnte zudem ein tiefes Schlagloch sein. Unsere Geschwindigkeit sackt deutlich ab und wir zuckeln ganz gemächlich dahin. Irgendwann lässt der Regen nach und der Asphalt auch. Eine Schotterpiste (in sehr gutem Zustand) führt uns auf dem weiteren Weg und erklärt warum das Navi soviel Zeit für die 70 km veranschlagt hat.
Wir arbeiten uns langsam wieder einige Meter in die Höhe und legen einen Stopp für ein Panorama ein. Der Ausblick ist wundervoll. Man sieht auch deutlich die Grenze der Gewitterzelle. Blitze schießen immer wieder herab und ich muss an den Vortrag von Bernd Römmelt (Jäger des Lichts) denken. Er hatte voller Begeisterung erzählt wie er während einem Gewitter in den Alpen auf einen Gipfel gestiegen ist um zu fotografieren. Zeitgleich während er vor Freude ob der grandiosen Momente jauchzte stand eine Frau neben ihm die sich sicher war dass ihr letztes Stündlein geschlagen hat. Wir stehen hier genau auf einem Berg und sehen eine Gewitterfront die Kracht und Blitzt vor uns. Der Fotograf in uns schreit: „Stell das Stativ auf und mach Langzeitbelichtungen“, aber die Vernunft siegt. Wir setzen unsere Helme auf machen uns Wetterfest und fahren los. Der kleine verrückte Fotograf blieb im Tankrucksack, der verrückte Moppedfahrer aber machte sich auf in das Gewitter 😉
Die Unwetterzelle meinte es aber gut mit uns und ging uns geflissentlich aus dem Weg. Wir fanden auch irgendwann wieder Asphalt und änderten die Route nochmal ein klein wenig um dem Asphalt auch treu zu bleiben. Dies erwies sich ein paar km weiter als Glücksgriff da an der Einmündung des Schotterweges aus welchem wir gekommen wären eine Grenzpatroulie stand. Diese hätte uns sicherlich kontrolliert wenn wir nicht auf der Straße dahergekommen wären. Die letzten km sind nochmal geprägt vom Ausblick auf das Unwetter und dann sind wir nach 270 km auch schon in Dimitrovgrad angekommen. Schnell eingecheckt, noch Wasser an einem Kiosk gekauft und dann zum Abendessen ins Restaurant. Für umgerechnet 13 Eur gab es Cevapcici, geräucherten und angebratenen Schinken dazu Pommes, Salat und Brot und zwei Cola. Da kann man nicht meckern.
Die Routenplanung für den Weg nach Mazedonien morgen steht bereits, also noch schnell das Hotel gebucht welches wir ins Auge gefasst hatten. Von der Zeit in Serbien wird uns besonders der heutige Tag im Gedächtnis bleiben.