Spanien Herbst 2021 – Tag03 – 340km – Daux

Also in so einem japanischen Schlafgemach nächtigt es sich hervorragend 🙂 Wir wachen gut erholt auf und Anja schlägt nach einer Runde Yoga vor noch einen kleinen Morgenspaziergang zu machen. Gesagt getan – das erste Gepäck gleich mitgenommen und im Topcase verstaut, dann geht es los. Die Sonne ist noch nicht über die Bergrücken des Parc naturel régional des Volcans d’Auvergne geklettert und so starten wir im Schatten. Anja hatte ja gestern Abend noch die Gegend erkundet und wollte mir noch einen Ausblick zeigen. Es ist verwunderlich warm hier draußen. In den Wiesen sieht man immer wieder Flecken wo die Blätter mit Raureif überzogen sind. Während wir entlang von Pferde- und Kuhweiden auf einen Bergrücken hochlaufen kämpft sich die Sonne über einen anderen empor. Sobald uns die wärmenden Strahlen erreichen wird die Daunenjacke zu warm und muss runter. Die Natur hier ist absolut überragend. Dazu kommt noch eine beruhigende Stille. Wir saugen den Moment in uns auf bevor wir nach gut 2km wieder kehrt machen und zum Frühstück gehen. Es mangelt an nichts auf der großen Tafel die für alle Gäste des Hauses gedeckt ist. Ja richtig, ein Gemeinschaftstisch, der sich biegt unter der Last des Frühstücks. Wir sitzen zwischen französischen Motorradfahrern und französischen Mountainbikern die sich alle munter durcheinander unterhalten. Das passt so gar nicht zu unserer fränkischen Mentalität, aber wir fühlen uns irgendwie trotzdem wohl. Es gibt Brot, süße Brioche, eine Brioche mit Käse, Joghurt von Kuh und Ziege, Trauben, Clementinen, gekochte Eier, unzählige Marmeladen und Honig. Wir sind die ersten die den Tisch gesättigt verlassen und zusammenpacken. Um 10:15 Uhr sitzen wir endlich auf den Motorrädern und sind damit mal wieder ganz schön spät dran.

Über kleinste Strassen geht es kurvenreich durch den Naturpark. Zu jeder kleineren Ansammlung an Häusern gehört auch immer eine Kirche, mal klein und schnuckelig, mal imposant und überraschend groß. An einer dieser imposanteren Kirchen erregen wir scheinbar das Aufsehen der Mesnerin, da diese extra gelaufen kommt und uns die Kirche aufsperrt. Als sie merkt dass wir kein Wort französisch sprechen ist sie genauso schnell wieder verschwunden und lässt uns alleine in der Kirche stehen. Wir nutzen die Zeit und machen in Ruhe ein paar Fotos und besichtigen alles.

In den Tälern des Parks ist es noch relativ kühl, sobald man allerdings ein wenig in die Sonne kommt wärmen sich die Moppedklamotten schnell auf. Wir haben heute schon auf die Daunenjacken als Zwischenschicht verzichtet. Unser Vorankommen wird heute gnadenlos von vielen Fotopausen ausgebremst. Die Zeit rennt gefühlt und die gefahrenen Kilometer schleichen hinterher. Aber wir sind ja nicht auf der Flucht sondern auf einer Reise, auch wenn wir uns quasi noch auf der Anfahrt befinden. Der Hausherr hatte dasselbe heute morgen auch angemerkt, die Anreise zählt zur Reise und muss auch mit Genuss erfolgen. Dann passiert es plötzlich und wir hätten es fast verpasst – wir überqueren den ersten Col. Den Namen habe ich mir leider nicht gemerkt 🙁 Es kommen noch ein paar weitere im Verlauf der Strecke (z.B. der Col du Serre). Auch auf über 1500 Meter Höhe ist es angenehm warm und wir ziehen weitere Bekleidungsschichten aus. Der Herbst ist die schönste und farbenreichste Zeit des Jahres, das kann man vor allem beim Blick in die Täler und auf die bewaldeten Hänge ganz deutlich sehen und genießen. Wir haben echt Glück mit dem Wetter!

Als wir den Naturpark verlassen werden die Strassen ein wenig größer und wir machen endlich auch Strecke. Wir fliegen nur so dahin und fahren auch längere Abschnitte in vom Menschen (bis auf die Strasse) unberührtem Gebiet. Auf den Strassen und auch in den Städten und Dörfern die wir durchqueren ist nichts los. Die meisten Menschen sieht man auf den Boule Feldern beim spielen. Man merkt deutlich dass Sonntag ist. Bevor die Läden schließen halten wir noch an einer kleinen Epicerie und kaufen Wasser. Gerne hätte ich die Käsetheke noch leer gekauft, aber nach dem ausgiebigen Frühstück hält sich unser Hunger in Grenzen und heute Abend wollen wir im Hotelrestaurant essen. In einer größeren Ortschaft suchen wir eine Patisserie und decken uns daher als kleine Zwischenmahlzeit mit einem Schokoeclair und zwei Tartlettes (Zitrone und Mandel) ein, welche wir auf einer Bank im Schatten (in der Sonne ist es uns tatsächlich zu warm) verdrücken.

Die letzten 100km des Tages verlaufen weitestgehend durch dichter bewohntes Gebiet. Die Strassen sind langweilig, aber meist auf 70 km/h freigegeben so dass wir immer noch ganz gut vorankommen. In mir kommt irgendwie ein Heißhunger auf Pizza auf… Anja dämpft diesen gleich wieder da sie an dem Plan mit dem Hotelrestaurant festhalten will…außerdem sind wir doch nicht in Italien. Das Garmin macht heute auch tadellos was es soll – scheinbar ist ihm bewusst geworden dass es nach dieser Reise in Rente geht und nur noch bei meinem Vater im Auto rumgefahren wird. Um kurz vor 18 Uhr sind wir dann in Daux angekommen und checken im Hotel ein – die Frage nach Frühstück verneinen wir und merken an dass wir aber gerne im Restaurant Abendessen würden – die Rechnung haben wir ohne den Koch gemacht. Sonntag Abends hat der nämlich frei. Mittags kocht er noch, aber für uns bleibt die Küche kalt. Wir gucken nun ein bisschen blöd aus der Wäsche da wir das nicht einkalkuliert hatten. Die Dame an der Rezeption schiebt dann gleich noch hinterher dass in Daux alle Restaurants Sonntag Abends geschlossen haben… fussläufig ist nichts zu Essen mehr zu bekommen. Also packen wir erstmal ab und Anja schwingt sich auf den Soziusplatz. Wir fahren zu einer 5km entfernten Pizzeria. In 10km wäre noch ein Asiate und in 15km dann eine größere Auswahl an Restaurants die geöffnet haben. Aber da war er wieder, der Heißhunger auf Pizza und eine Chance die ergriffen werden musste 😀

Wir gönnen uns zwei dieser vorzüglichen Teigfladen mit lokalem französischem Käse und sind somit versöhnt mit dem italienischen Essen welches einen lokalen Einschlag erhalten hat. Mein Heisshunger ist gestillt und wir fahren durch die Nacht zurück zu unserem Himmelbett welches in einem Zimmer wie zu Zeiten Lanzelots steht. Für morgen planen wir einen kurzen Tag. Die Überquerung der Pyrenäen wird wieder etwas gemütlicher laufen und wir haben nach wie vor keine Ahnung wo wir dann in Spanien eigentlich weiter hin wollen. Aber erstmal fahren wir jetzt da hin.

Unterkunft: Domaine de Peyrolade

Spanien Herbst 2021 – Tag02 – 409km – Saint-Anastaise

Eine Nacht in unbekannten Betten entspannt uns so richtig. Kaum 500km weit und einen Tag lang weg von zu Hause, schon geht es uns richtig gut und wir sind merklich entspannt. Die wichtigste Frage wird noch vor dem Frühstück geklärt – hält der Reifen den Druck? 2,6 Bar sind drin, es ist aber auch merklich kühler als gestern. Sieht also gut aus. Das Frühstück ist für französische Verhältnisse dekadent: 2 Sorten Baguette, Croissant, 3 Sorten selbstgemachte Marmelade, Joghurt (was zum Teufel ist Antiallergischer Joghurt??? Ach das heisst irgendwas mit Griechischer Joghurt … nicht antiallergisch), Butter, Apfelsaft, Orangensaft, Birnen, Äpfel, Bananen und Kiwi. Zum essen gesellt sich noch ein deutsches Studentenpärchen zu uns, welche von der Côte d’Azur kommen und auf dem Weg ins Kalte sind. Um 9:30 Uhr haben wir dann soweit aufgepackt und genießen noch kurz den Ausblick über das Tal und die Sonnenstrahlen welche den Nebel durchbrochen haben bevor es dann losgeht.

Noch in Baume-les-Dames tanken wir voll und ich fülle den Hinterreifen auf 3,3 Bar auf. Dann geht es noch ein bisschen durch das Tal welches von sich herbstlich färbenden Wäldern geprägt ist. Viele Ortschaften lassen uns nicht so richtig vorankommen bevor es flacher wird und das Fahren zwischen Äckern öde wird. Ein Motorradpolizist mit Laserpistole kann uns dank des trödelnden Autos vor uns nichts vorwerfen und schnappt sich den Mercedes der ein Stück nach uns kommt. Am nächsten Fluss legen wir einen kurzen Fotostopp ein und ich prüfe nochmal den Luftdruck – warmer Reifen 3,5 Bar – alles perfekt!

Nun folgt ein Weinanbaugebiet, über dessen Hügel wir ebenjenes wieder verlassen und quasi in unberührte Natur vordringen. Wieder ein paar Kilometer weiter beginnen Weideflächen. Was uns hier auffällt ist wie wenige Tiere pro Weide herumstehen und dass die einzelnen Flächen nicht durch Zäune sondern durch Hecken voneinander abgegrenzt sind. Das ist viel schöner als diese neumodischen (naja sind auch schon ziemlich alt) Elektrozäune. Außerdem bieten die Hecken ein natürliches Zuhause für Insekten und allerlei Kleintiere, zudem stehen viele alte ausladende Bäume in den Weideflächen. Die Straße wurde wie an einer Schnur entlanggebaut, Ewigkeiten kommt keine einzige Kurve nur Hügel rauf und wieder runter. Nach der guten Hälfte unserer heutigen Strecke suchen wir uns eine Patisserie und gönnen uns drei Tartlettes und einen Espresso. Passend zur Pause rebelliert wieder das Navi. Trotz abgestellter automatischer Neuberechnung der Route beschliesst unsere KI (Künstliche Intelligenz) auf einmal eine KD (Künstliche Dummheit) zu sein. Da fährt man geradeaus auf der geplanten Route entlang und das Ding beschliesst aus dem Nichts heraus die Strecke neu zu berechnen und aus den verbleibenden 200km einfach mal 435km zu machen… was soll man dazu noch sagen? Hätte ich nicht gleich ein Deeskalationstartlette im Mund gehabt, ich glaub ich hätte das Navi überfahren. Beim Patissier decken wir uns auch gleich noch mit Baguette und Comtè/Schinken Baguette für heute Abend ein.

Die idyllische Landschaft ist immer wieder geprägt von renovierten alten Bauernhäusern. Diese stechen einem regelrecht ins Auge und sind wunderschön anzusehen. Neue Häuser gibt es fast keine zu sehen. Wir sind auf der Suche nach einer Fromagerie – aber heute werden wir nicht fündig. Später fahren wir sogar noch auf der Haute des Fromage und trotzdem finden wir keine Käserei. Wir finden uns damit ab und halten an einem Intermarche wo Anja zwei uns unbekannte Käsesorten, eine Gurke und Wasser kauft bevor wir die restlichen 100km in Angriff nehmen. Wir fahren dafür in den Parc naturel régional des Volcans d’Auvergne und genießen die Höhenmeter und Kurven welche wir hier in uns aufsaugen wie eine Babykatze ein Schälchen Milch. An unserer heutigen Unterkunft (Datcha Anastasia) treffen wir gleichzeitig mit allen anderen Übernachtungsgästen ein – 3 Moppedfahrer und eine größere Gruppe Mountainbiker. Der Hausherr ist kurz sichtlich überfordert und hat schon Angst dass die Zimmer nicht reichen, aber alles passt und wir bekommen den Japanischen Raum, welcher keine Betten hat sondern Matratzen auf Bambusmatten auf dem Boden. Das Haus ist total schön renoviert und urig eingerichtet. Zentrales Element ist der riesige offene Kamin im Erdgeschosse. Wir werden noch gefragt ob wir im Restaurant reserviert haben -> welches Restaurant? Auf Booking.com stand davon leider nichts. Somit entgeht uns das drei Gänge Überraschungsmenü für 28 Eur, da wir ja unseren Käse und das Baguette haben.

Anja geht noch eine Runde spazieren während es mir mehr nach morgen planen, Bilder sichten und Duschen ist. Zum Vespern setzen wir uns auf ein Sofa in den grosszügigen Aufenthaltsbereich und lassen uns von den Jazzklängen des Restaurants verzaubern. Dann ziehen wir uns zurück, schließen die Papierschiebetüren unseres Schlafzimmers und fallen in einen tiefen und zufriedenen Schlaf.

Unterkunft: Datcha Anastasia

Spanien Herbst 2021 – Tag01 – 511km – Baume-les-Dames

2021 war irgendwie noch verhexter als 2020. Letztes Jahr hatte uns „nur“ Corona ausgebremst, dieses Jahr auch noch Anjas Schlittenunfall im Februar. Die Folge: statt 3 Wochen Portugal mit den Motorrädern im Juni gab es eine Woche Nordsee mit dem Auto. Wenigstens der Aufenthalt in Kroatien für 2 Wochen im September hat geklappt, dieser war verschoben von 2020. Die zwei Wochen rumliegen, nix tun und regelmäßig schlemmen haben sau gut getan. Eines fehlt uns aber… neue Sinneseindrücke. Der letzte Trip welcher dieses Bedürfniss fütterte war unsere Route des Grand Alpes Tour Mitte 2020. Der Slowenien Trip war schon wieder zu bekanntes Terrain. An verfügbaren Urlaubstagen mangelte es nicht, so haben wir uns die letzten zwei Oktoberwochen freigeschaufelt und einfach mal nix geplant. Kurzfristig dann die zwei Wochen noch um zwei weitere Tage nach vorne verlängert, den Donnerstag genutzt um die neuen Reifen zu montieren und die Moppeds nochmal komplett durchzuchecken. Schnell noch ne Schraube rund zu drehen und rauszubohren (Kupplungsflüssigkeitsdeckel). Damit sollten dann die Missgeschicke für den Trip auch schon erledigt sein… hoffentlich.

Am Freitag 15.10. solls dann früh losgehen. Wir kommen nicht so recht in die Gänge und merken erst kurz vor Abfahrt dass Anjas SW Motech Quick Lock Evo Tankrucksack nicht mehr auf dem Ring einrastet. Egal wir haben noch einen dritten Tankrucksack – ich schraub nur schnell die Halter um -> dreh ne Schraube ab und muss sie rausbohren… und täglich grüsst das Murmeltier. Dann sind wir um 10:45 Uhr endlich soweit und düsen los. Wohin eigentlich? Achja wir haben Donnerstag um 21 Uhr beschlossen in Richtung Spanien aufzubrechen. Der Plan für heute – Strecke machen. In Deutschland öde Autobahn bis Mulhouse und dann noch ca. 130km französische Bundesstrassen. In Summe 500km. 50% des diesjährigen Moppedpensums mal eben an einem Tag drauflegen 🙂 so gefällt uns das. Rein wettermäßig war die Entscheidung Freitag zu starten absolut richtig. Donnerstag den ganzen Tag Nieselregen, heute blauer Himmel und Sonne. Die Zeit auf der Bahn vergeht relativ Flux. Einen Tankstopp mit Bockwurst gibt es, dann sind wir schon an der Französischen Grenze. Die geplante Brücke über den Rhein ist gesperrt, also nehmen wir die nächste und verwirren das Navi ein bisschen. Hab ich schonmal erwähnt dass ich zum Garmin Zumo 590LM eine intensive Hassliebe habe? Diesen Winter gibt’s das Zumo XT! Ich schwör!!! Und dann wird alles besser… Nachdem das Navi nicht so will wie ich will beschließe ich kurz zu halten um nicht während der Fahrt dran rumzudrücken. Wir fahren also rechts ran, ich klicker auf dem Navi rum und Anja meint ganz lässig: „Tobi du hast nen Platten!“ Wie Plattfuss? Das sind nagelneue Reifen! Ich steig ab und guck meinen Hinterreifen an und es ist wie es immer ist mit den Ehefrauen… sie haben Recht! Anja hat haarscharf analysiert was ich jetzt auch erkennen muss. Die Luft ist raus.

Die kleine Lücke zum Anhalten hatte überraschenderweise einen großen Metallspan für mein Hinterrad übrig. Also Mopped abgeladen, Hinterrad aufgebockt und das Flickset rausgesucht. Seit Jahren fahren wir es mit uns rum und haben es noch nie gebraucht. Jetzt schlägt die große Stunde. Metallspan raus, Reibahle rein, Loch sauber bohren, ekliges Klebezeugs reinstopfen, 15min warten und dann den kleinen Kompressor ran. 10 Minuten später hat der dann 3,2 Bar in den Reifen gequält und sie bleiben auch drin. Es kann weitergehen. Jetzt kommen französische Bundestrassen und das Fahren macht endlich Laune. Das Navi konnte ich in den 15 Minuten warten bis der Kleber trocken ist auch dazu überreden das zu tun was ich will und so geht es zielstrebig in Richtung Baume-les-Dames. Die Sonne sinkt immer mehr gen Horizont und wir befürchten schon im Dunklen anzukommen. Wir haben bewusst aufs Zelt verzichtet weil die Tage eh schon so kurz sind und wir das Tageslicht zum Fahren ausnutzen wollen, nicht mit auf und abbauen.

An einer Fromagerie kaufen wir einen großen Brocken Comtè und einen kleinen Chevre. Die nächste Boulangerie überfallen wir und decken uns mit Baguette und Wasser ein. Das Abendessen ist damit gesichert. Wir lieben es Käse direkt beim Erzeuger in Frankreich zu kaufen. Zum Abschluss des Tages geht es noch durch ein Flusstal, Wir überqueren den Le Doubs und halten für ein paar wenige Fotos an. Das Abendlicht wirkt total beruhigend, das Wasser bildet einen perfekten Spiegel und wir kommen trotz des anstregenden Tages zur Ruhe. Eine innere Ausgeglichenheit stellt sich ein. Die letzten Meter bis zur Unterkunft verfliegen und mit dem Einbruch der Dunkelheit checken wir um 19 Uhr ein. Wir vespern und planen noch den morgigen Tag, dann werden noch die Helme geputzt… das hatte ich daheim irgendwie vergessen… damit wir morgen auch was sehen von Frankreich. Mit vollem Magen und müden Augen entsteht noch dieser Text und dann geht es ins Bett.

Unterkunft: La Colline auc Yeux Doubs

Sardinien 2017 – Tag 14 & 15 – Bürglein – 819 km

Die Nacht auf der Fähre war wieder sehr entspannend. Das Frühstück war genauso überteuert und das Geld nicht wert, wie auf der Hinfahrt nach Sardinien. Das sparen wir uns definitiv beim nächsten Mal. Da sind die Fähren in Richtung Skandinavien eine ganz andere Klasse. Das Verlassen der Fähre lief gut geordnet und wir ließen uns viel Zeit dabei. Macht ja keinen Sinn ewig fertig angezogen auf dem Mopped zu warten und meterweise vorwärts zu rücken. Als wir allerdings aus der Fähre draußen waren hieß es erstmal Stopp and … nicht  Go. Die Hafenausfahrt in Genua ist mal ne totale Fehlplanung. Wir haben es dann irgendwie geschafft uns mit den Moppeds durchzuschlängeln. Die einen Autofahrer ließen uns extra Lücken, die anderen Hupten uns an. Direkt vom Hafen aus ging es für uns dann auf die Autobahn.

Aus Genua raus ist die Autobahn ne Wucht. Kurvig und ein schöner Ausblick. So macht das Spass. Wir kamen gut voran. Ab Novi Ligure wird es extrem öde, aber unser Ziel war es den gefrierenden Niesel, welcher für den Brenner gemeldet war, zu vermeiden. Piacenza flog an uns vorbei und wir näherten uns dem Lago di Garda. Ab hier wurde dann auch der Ausblick wieder angenehmer und es machte mehr Spass  zu fahren. Was in Italien aber definitiv keinen Spass macht, ist Maut bezahlen. Man darf sich beim Auffahren auf die Autobahn ein Ticket ziehen und wenn man sie wieder verlässt darf man pro gefahrenem Kilometer bezahlen. Das waren dann für unsere zwei Motorräder 70 Eur Maut!!! Und da meckern alle um uns rum, wenn man in Deutschland auch endlich eine Maut einführen will??? Warum müssen wir in jedem anderen Land bezahlen aber wenn hier das gleiche eingeführt werden soll dann meckern alle…

Dem Brenner konnten wir dann noch bei bestem Wetter überwinden und hatten einen wunderbaren Ausblick auf die Schneegrenze, zu der uns nicht mehr viel fehlte. Kaum bei den Österreichern angekommen wollten auch diese eine kleine Abgabe haben für das befahren der Brennerautobahn. Die Vignette vermieden wir, indem wir die Autobahn in Patsch verließen. Hier hatten wir uns mal wieder über Booking.com ein Hotel für die letzte Nacht auf unserer Reise gesucht. Der Bärenwirth erwies sich als ausgesprochen glückliche Wahl. Zum einen durften wir die Motorräder in einer Garage unterstellen und zum anderen hat der Bärenwirth eine ausgesprochen gute Küche. Wir schlemmten uns Abends durch die Karte. Als Vorspeise gab es Kürbiscremesuppe und Carpaccio vom Rind. Im Hauptgang vertilgte ich Spinat-Käseknödel und Anja ließ sich ein Filetsteak vom Weiderind schmecken. Das Dessert mussten wir uns dann allerdings teilen da wir eigentlich beide bereits gesättigt waren. Selbst gemachte Kirchtagskrapferl sprachen nochmal alle Genussrezeptoren an.

Die Entscheidung, zügig über den Brenner zu fahren erwies sich am nächsten Morgen als absolut richtig. Die Schneefallgrenze war nochmal deutlich gesunken und es hatte die Nacht durchgeregnet. Das Frühstück nahmen wir mit einem Panoramablick vom Feinsten zu uns, bevor wir uns schön warm einpackten, um uns auf die letzten Km zu machen. Durch Innsbruck ging es über Seefeld und Mittenwald nach Garmisch Partenkirchen. Die A95 führte uns nach München hinein. Der Stadtverkehr war erstaunlich erträglich und so ging es zügig auf die A9 und zurück nach Hause. Die Temperaturen hielten sich im erträglichen Rahmen, lediglich die Autofahrer auf den deutschen Autobahnen sind irgendwie immer deutlich unentspannter als im Ausland.

Insgesamt sind wir in den 15 Tagen 3516 km gefahren. Die Insel ist prinzipiell sehr geil zum Motorradfahren. Allerdings ist der Funke bei uns nicht vollständig übergesprungen. Sandstrände sind einfach nicht unser Ding und hier halt doch in der Überzahl. Außerdem müssen wir auch gestehen, dass wir immer wieder vergleiche mit der kroatischen Küste gezogen haben und hier gewinnt in unseren Augen eindeutig Kroatien. Sardinien hat definitiv von allem etwas. Sand-, aber auch Kies- und Felsenstrände, hohe Berge, tiefe Quellen, karge Landschaften, Ackerbau, nagelneue gut ausgebaute Straßen, kleine alte und wundervoll schlechte Straßen im Hinterland. Genau diese Vielfalt macht Sardinien aus. Auch wenn der Funke nicht endgültig übergesprungen ist, werden wir wahrscheinlich nochmal wiederkommen, um noch mehr vom Inland zu erkunden. Dies wird aber erst in ein paar Jahren geschehen.

Sardinien 2017 – Tag 13 – Olbia (Fähre) – 233 km

Unsere letzte Nacht im Zelt endete für mich um 7:15, exakt 15 Minuten bevor der Wecker geklingelt hätte. Ich war wach und musste dringend mal raus. Also schnell angezogen, den Sonnenaufgang im Vorbeilaufen eines kurzen Blickes gewürdigt und schnell noch vor der Putzfrau rein ins Sanitärhaus. Danach hab ich gemütlich angefangen fürs letzte Frühstück im freien aufzubauen. Tisch aus den Koffern gebaut, Helinox Stühle rausgestellt, Saft, Gemüse, Semmeln, usw. hergeräumt. Das alles bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Für heute war nochmal eine leichte Runde durchs Landesinnere geplant. 180 km und dann frühzeitig unsere Ankunft in Olbia, so dass wir noch etwas essen können bevor wir auf die Fähre gehen. Um 10:30 waren wir dann endlich startklar.

Erst noch eine kleine Runde an der Küste entlang und dann ab ins Hinterland. Bei Arzachena suchten wir einen Felsen der ausschauen soll wie ein Pilz. Daher trägt er auch den Namen Fungo. Wir wurden nicht fündig, bemühten uns aber auch nicht zu sehr. Dann ging es im munteren Kurvenrausch weiter nach Antonio di Gallura. Hier besichtigten wir noch die Kirche des Ortes und dann nahm das Drama seinen Lauf. Der nächste Haltepunkt sollten die Olivastri Millenari sein. Ein Garten von Olivenbäumen mit epischen Stammdurchmessern welche tausende Jahre alt sein sollen. Das klingt doch toll, oder? Wir folgten einem Wegweiser und fanden nichts, dann folgten wir meiner Planung und fanden nichts, dann fuhren wir wieder zurück und folgten dem Wegweiser weiter… und fanden nichts. Dann hatte ich die Faxen dicke und befragte Google Maps (EU Roaming sei dank). Der Wegweiser hatte uns genau in die entgegengesetzte Richtung geschickt als sie laut Google sein sollten. Also das Handy in den Tankrucksack und damit navigiert. Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt standen wir dann endlich vor dem Kassenhäuschen. 2,50 Eur pro Person zahlten wir um dann insgesamt ZWEI Bäume anzuschauen… okay, die zwei sind wirklich imposant. Aber 5 EUR für 2 Bäume sind schon ne nette Rechnung.

Nun ging es weiter zum Monte Limbara. Moment sollte der nicht vor den Bäumen kommen? Warum navigiert das Garmin eigentlich so komisch? Hmm, da wir heute mehrer male unsere eigene Route kreuzten bin ich einfach einmal falsch abgebogen und wir fahren nun die größte Schleife rückwärts. Naja nicht so wild. Nur vernünftige Zeitangaben waren jetzt nicht mehr am Navi ersichtlich. Also erstmal den Monte Limbara erklimmen. Dieser ist über 1300 Meter hoch und die Strecke fühlt sich an wie die Nordrampe des Stilfser Jochs. Enge Spitzkehren die stakkato artig dicht aufeinander folgen. Das ist heute nicht meine Paradedisziplin. Als wir oben auf dem Berg ankommen müssen wir feststellen dass der weite Ausblick durch lauter Funkmasten versperrt ist. Also wieder ab nach unten. Auch abwärts sind Kehren heute einfach nicht mein Ding.

In angenehmeren Kurvenradien geht es dann weiter nach Tempio Pausania. Hier halten wir für einen kurzen Fotostopp am Bahnhof der Stadt. Ich konnte nicht wirklich eruieren ob dieser komplett stillgelegt ist, aber hier standen einige alte verrostete Loks und Waggons herum, welche perfekte Fotomotive waren. Kurze Erinnerungen an Canfranc Estacion kamen hier auf. Allerdings nur im ganz Kleinen.

Nun hieß es ein wenig Gas geben, schließlich wartet in Olbia eine Fähre auf uns. Der Rest des Weges ließ sich dann auch flott und flüssig fahren. Die Kurven waren nochmal eine Wucht! Erst kurz vor Olbia wurde der Verkehr dichter und die Geschwindigkeit langsamer. An einer Tankstelle tranken wir noch einen Cappuccino und eine Cola bevor wir dann in Olbia noch unsere Wasservorräte an einem Supermarkt auffüllten. Anja kaufte auch gleich noch etwas zu vespern für die Fähre. Der Hafen in Olbia ist gut organisiert und wir fuhren flott bis zu unserem Warteplatz an der Fähre. Zwei Schweizer hielten es nicht für nötig sich in der Schlange anzustellen und mussten sich an allen vorbei vordrängeln, was gleich dazu führte dass es noch zwei Regensburger nachmachen mussten. Und kaum sind sie dran haben sie die Tickets nicht bei der Hand… sowas hat man gerne. Das Warten auf die Verladung war eher öde und wir nutzten die Zeit schonmal um einen Rucksack mit unserem Zeug für die Kabine zu packen. Um Punkt 18:30 Uhr begann dann das muntere Schlichten.

Wir waren so ziemlich die ersten an der Rezeption und kaum waren wir auf der Kabine zogen wir uns auch schon um und suchten das Oberdeck auf um das Nachglühen des Sonnenuntergangs zu genießen. Wir schossen noch einige Fotos und begaben uns dann ca. 1 Stunde vor Auslaufen auf die Kabine um zu essen. Frisch gestärkt ging es noch unter die Dusche, dann noch Bilder gesichert, zwei Hotelvorschläge für morgen Abend rausgesucht und aufgrund der Wettermeldungen die Route festgelegt. Wir werden die Autobahn wählen auch wenn sie uns keinen Spass bereiten wird und Maut kostet. Aber wir wollen so bald wie möglich am Freitag über den Brenner fahren da die Wetterprognosen schlechter werden, je später es wird. Kurz vor Innsbruck wollen wir dann nochmal eine Nacht verbringen bevor es den letzten Sprung nach Hause geht.

Sardinien 2017 – Tag 11 & 12 – Arzachena – 240 km & 0 km

Heute hatten wir so gut geschlafen wie lange nicht mehr. Hier auf dem Platz ist es totenstill, was mit Sicherheit auch daher rührt dass er quasi fast leer ist. In der Hauptsaison möchte ich nicht hier sein. Überhaupt war unsere Entscheidung Ende September Anfang Oktober diesen Trip zu machen goldrichtig. Dem beginnenden Schmuddelwetter in Deutschland nochmal entfliehen und 25 Grad und mehr genießen. Nochmal im Meer Baden können kurz bevor der Winter uns einholt. Der Winter? Im Oktober? Ja richtig, wir müssen ja auch irgendwie wieder zurück nach Deutschland und da liegen ein paar Berge im Weg rum. Wie auch schon 2014 als wir vom Lago Como zurück fuhren soll es auch diesmal auf unserer Strecke wieder schneien. Wir lassen uns überraschen. Heute genießen wir erstmal Tomate Mozzarella zum Frühstück, das ganze garniert mit Meerblick und sonnigen 20 Grad um 8 Uhr. So kann man es aushalten.

Der Highlightzettel sorgt auch heute wieder für einige Abstecher von der direkten Route und so beginnen wir garnicht erst in die Richtung zu fahren in welche wir eigentlich wollen. Erstmal geht es raus zum Capo Caccia. Auf dem Weg dorthin sticht mir ein Sarazenenturm ins Auge. Da ich eh mal noch zu so einem Ding hin wollte  und auch ein unbefestigter Weg dorthin zu führen scheint, schlagen wir diesen kurzerhand ein. Das Navi kennt den Weg nicht, also auf gut Glück einfach mal abgebogen. Der Weg wird gröber, steiler und ausgewaschener – ich halte kurz an und hole mir das okay von Anja hier weiterzufahren und wir setzen nochmal an. Leider führt der Weg nicht zu dem Turm sondern daran vorbei. Es ist auch am Turm direkt kein Weg zu sehen, so dass wir mit einem Fotostopp in relativ geringer Distanz vorlieb nehmen müssen. Wir erkunden auch noch kurz den weiteren Verlauf unseres Weges, welcher leider eine Sackgasse ist. Also umdrehen und zurück. Dann geht es zum Cap hinaus. Schon einige hundert Meter vor dem eigentlich Wendepunkt parken Autos. Wir fahren bis zum Ende der Sackgasse, sehen es uns im wenden an und fahren sofort weiter. Der Photospot auf dem Feldweg war schöner. Auf dem Rückweg von der Landspitze müssen wir dann aber doch nochmal stoppen da man auf einem kleinen Seitenweg wunderbar die andere Seite erkunden kann. Die Felsen hier gehen senkrecht hinab ins Meer und das liegt ganz schön weit unter uns.

Der nächste Höhepunkt auf meinem Zettel ist ein alter verfallener Verladehafen in Argentiera. Leider sieht man von dem Verladehafen nicht mehr wirklich etwas. Es ist hier eine schöne Badebucht, mehr Sehenswertes gibt es aber auch nicht. Wir drehen wieder um und machen uns auf nach Porto Torres. Wie in Caglieri ist auch hier viel Industrie angesiedelt. Allerdings sind auch viele Anlagen leerstehend und verfallen vor sich hin. Wir ziehen zügig weiter, haben wir heute doch ein paar km mehr zu bewältigen als gestern und schon ganz schön Zeit vertrödelt. Bis Castelsardo ist die Strecke ziemlich unspektakulär. Nett zu fahren. Die Kurven machen Laune, aber halt auch nix besonderes da es hier auf der Insel viele schöne Strecken gibt. Aber der Blick auf Castelsardo ist dann doch wieder ein Highlight. Wir stoppen am Yachthafen davor und nutzen die Gegebenheiten wieder für einen ausgiebigen Fotowalk bevor wir in Castelsardo an einem Cafe halt machen. Schokolade ist leider aus, so muss sich Anja mit Cola begnügen. Ich gönne mir einen Cappuccino und wir teilen uns ein Club Sandwich welches auf dem Bild besser aussah, aber doch nicht ganz schlecht schmeckt.

Nun geht es die Costa Paradiso entlang in Richtung Cappo Testa. Wir reißen noch einmal kurz aus um uns die Costa Paradiso direkt am Meer anzusehen. Beim wenden der Motorräder, um sie abzustellen fährt mir Anja dann einfach auf den Fuss. Als ich ihr äußerst deutlich zu verstehen gebe das ich Schmerzen habe fängt sie an zu lachen. Erst nach nochmaligem lautstarken energischem deutlich machen der Situation: DU STEHST MIT DEM VORDERRAD AUF MEINEM FUSS!!! rollt sie ein bisschen zurück. Ich gebe mich nun ganz dem Schmerz in meinem Fuss hin, klammere mich an einen Baum und schreie diesen an. Und Anja… sie sitzt auf dem Mopped und lacht aufgrund der komischen Situation. Als der Schmerz langsam nachlässt und ich endlich meinen Helm abnehmen kann sieht sie mich mit großen treudoofen Augen an und entschuldigt sich…aber ich hätte zu komisch gewirkt. Wir machen nun wieder getrennt unsere Spaziergänge, da wir die Moppeds mit Gepäck nicht alleine lassen wollen.

Das Cappo Testa ist ein ziemlich weit nördlich gelegener Leuchtturm. Ich habe ihn auf dem Zettel, also fahren wir auch hin. Parken kurz und drehen eine Runde mit dem Foto, heute ist aber irgendwie die Luft raus. wir packen relativ schnell wieder zusammen und suchen uns auf dem Weg in Richtung Campingplatz noch einen Supermarkt. Es wird Zeit für eine Pause. Wir checken für zwei Tage auf dem Platz ein und essen heute im Dunklen da es schon so spät ist. Auch dieser Platz ist eher spärlich belegt und einige Sanitärhäuser erfahren wohl keine Pflege mehr da sie nach Ansicht des Personals nicht mehr benötigt werden. Das Hauptsanitärhaus ist hier aber echter Luxus! Riesige Duschen, Wasserdruck vom feinsten und äußerst gepflegt. Wir waschen den Dreck des heutigen Tages von uns ab und legen uns bereits um 21 Uhr ins Zelt. Wir lesen noch ein wenig und schlafen dann bald.

Tag 12:
Der Wecker klingelt um 6:30 Uhr – warum zum Teufel sollte der Wecker um die Ziet klingeln wenn wir heute doch Pause machen? Richtig, schnell die Stative und Kameras gepackt und los gehts zum Sonnenaufgang auf die andere Seite des Campingplatzes. Wir sind direkt am Meer und es glüht schon ein wenig rot. Bis kurz vor 8 Uhr vergnügen wir uns mit verschiedenen Bildkompositionen.

 

Zurück am Zelt wird dann der Kocher angeschürt und erstmal Tee, dann Spiegeleier gekocht. Heute ist Faulenzen angesagt und das merkt man schon beim Frühstück. Wir lassen und viel mehr Zeit als sonst. Danach gehe ich kurz in den Supermarkt des Campingplatzes während Anja ihre Hängematte belegt und liest. Nachmittags schreibe ich die letzten beiden Berichte nach und lass mir die Sonne auf den Rücken scheinen. Inzwischen ist es 15 Uhr, das Geschirr vom Frühstück steht immer noch rum und wir wollen erstmal noch baden gehen bevor wir uns diesem widmen. Es ist wunderbar ruhig hier während wir Windsurfern und Kitern zusehen. den letzten Abend auf der Insel wollen wir heute nochmal nutzen um Essen zu gehen bevor uns morgen nochmal eine Tour von ca. 180 km ins Landesinnere erwartet und wir dann Abends auf die Fähre zurück zum Festland müssen.

Sardinien 2017 – Tag 10 – Alghero – 165 km

Der Tag beginnt erstaunlich ruhig dafür dass gestern Abend gefühlt einhundert schreiende und spielende Kinder um uns herum wuselten. Scheinbar schlafen die alle noch. Wir brutzeln uns gemütlich Rühreier auf dem Kocher und lassen es ruhig angehen. Geplant für heute sind knapp 160 km. Ich schreibe einem Arbeitskollegen der mit dem Wohnmobil auf Sardinien unterwegs ist noch eine Whatsapp welchen Platz wir für heute Abend anstreben und bekomme prompt die Antwort dass sie den gleichen für heute Abend im Blick haben. Das wird lustig.

Um 10 Uhr sind wir selbst etwas überrascht dass wir schon startklar sind, aber was solls, dann nutzen wir die Zeit eben zum Fahren. Anja hat mir wieder einen kleinen Zettel mit den heutigen Highlights geschrieben die ich nun an der Strecke entlang ausfindig machen darf. Die Strecke führt uns mal wieder von der Küste Weg in Richtung Santu Lussurgiu. Hier soll es eine besonders schöne Aussicht und Wasserfälle geben. Die Wasserfälle sollen in einem Tal vor der Stadt liegen. Wir sehen einen möglichen Haltepunkt von wo aus eine Treppe hinab geht, beschließen aber einfach weiterzufahren da es gerad so schön läuft. Die Kurven und der „flow“ beim fahren haben gerade mehr Reiz als in Moppedklamotten mit Fotoausrüstung in eine Schlucht hinabzusteigen und danach wieder hinauf. Highlight Nr. 1 erledigt 😉

Bei Macomer werden die Straßen größer und wir kommen flotter voran. Hier soll man gut an die Nuraghe Santa Barbara herankommen und ein Wegweiser deutet auch auf eine Necropoli hin, eine Totenstadt. Ich kann mir unter dem Begriff immer noch nicht so richtig etwas vorstellen, also biegen wir ab um uns das anzusehen. Die Nuraghe… naja der Rest der Nuraghe ist ein kümmerlicher Steinhaufen und von der Necropoli ist weit und breit nichts zu sehen. Aber ein Kassenhäuschen gibt es wo Eintritt für die fünf Steine kassiert wird. Wir schenken uns das, der Blick aus der Distanz genügt uns. Highlight Nr. 2 erledigt 😉

Wir bleiben noch ein Stück auf der SS131 und genießen den Fahtrwind bevor wir wieder in Richtung Küste abbiegen. Auf dem Weg dorthin liegt unser Highlight Nr. 3: die Stadt Bosa. Durch die Stadt fließt der Fluss Temo welcher als einziger auf Sardinien beschiffbar ist. Zwar auch nur auf einer Länge von ca. 2 km, aber das genügt dass hier eine stolze Ansammlung von kleinen Booten liegt. Wir fahren erstmal in die Stadt und suchen uns ein Cafe um etwas zu trinken. Danach drehen wir nochmal eine Runde zum Temo und fotografieren ein wenig. Der Weg aus der Stadt war dann gar nicht so einfach. Nach einem weiteren Stop um zu tanken verirre ich mich regelrecht in den Einbahnstraßen der Stadt. Es dauert eine Weile bis wir hier wieder herausfinden.