Route des Grandes Alpes – Tag 14 & 15 – Citywalk & 426km – Colmar & Heimweg

Es ist Samstag früh, wir sind in einem Hotel im Randgebiet von Colmar und wir haben alle Zeit der Welt, also gammeln wir nach dem Aufwachen noch ein bisschen im Bett und ich sortiere Bilder. Um 10:14 sitzen wir dann an der Bushaltestelle und warten auf den Bus, der uns den Fussweg in die Altstadt ersparen soll, doch der kommt nicht. Nun wird uns bewusst dass heute Maria Himmelfahrt ist – ein katholischer Feiertag. Also laufen wir los. Das Wetter ist super und unsere Laune auch, also ist das Laufen auch gar nicht schlimm.
Der erste Stopp gilt der Touristeninfo, wo wir für Anja eine Papierstadtkarte mit den wichtigsten Hotspots ergattern. Happy Wife, happy life!!! Wir beginnen uns durch die Stadt zu fotografieren als uns das Schaufenster eines Metzgers in seinen Bann zieht. Unser Magen signalisiert eindeutig – Hey, ihr habt das Frühstück ausgelassen! Also kaufen wir uns eine Pastete und inhalieren diese gleich vor dem Laden. Der Bäcker gegenüber wird noch um einen Eclair erleichtert und unsere Mägen sind vorerst befriedet.

Eine Orgelprobe in der Kirche St. Martin ruft uns wieder ins Gedächtnis dass permanente hohe Orgeltöne nicht angenehm sind und so verlassen wir diese relativ zügig wieder. Nun wollen wir ausgiebig durch die Markthalle flanieren und danach einen Flammkuchen zu Mittag genießen… aber da war was – es ist Feiertag – die Markthalle hat geschlossen. Nachdem es mit dem flanieren zwischen den Händlern nichts wird beschließen wir im gerade öffnenden Restaurant Fleur de Sel einen Tisch zu nehmen. Diese spontane und schnelle Entscheidung war Gold wert. Nicht nur sind die Flammkuchen (einer mit Munster und der andere mit Chevre, Ziegenkäse und Honig) und der halbe Liter Wein (Pinot Gris) ein Gedicht sondern sind auch alle Plätze im Restaurant 5 Minuten nach unserer Entscheidung belegt und die nächste Stunde wird auch keiner davon mehr frei. Wir sitzen also hier und genießen einfach die Zeit.

Irgendwann ziehen wir dann weiter und fotografieren uns so durch die Stadt. Klein Venedig und das Gerberviertel haben es uns angetan. Eine Bootsfahrt lassen wir aus da uns die Schlange zu lang und die Bootsfahrt zu kurz erscheint. Außerdem kann man eigentlich auch alles was man vom Boot aus sieht auch so erlaufen. Nachdem wir so wieder ein paar Straßen angeguckt hatten und eine zeitlang ein paar Strassenmusikern gelauscht hatten setzen wir uns in ein Cafè und bestellen den nächsten Wein. Diesmal gibt es einen Gewürztraminer und nachdem dazu gut ein Munster munden soll gönnen wir uns auch noch ein Stück(chen) von diesem.

Eigentlich haben wir in Colmar das gesehen was wir auf dem Schirm hatten, aber bis zum Abendessen ist noch viel Zeit und unser Hotel liegt ziemlich autark außerhalb. Anjas Idee loszuziehen und gezielt Fotoaufgaben „abzuarbeiten“ finde ich daher gut. Wir definieren diese noch und trennen uns für die nächste Stunde. So muss jeder selbst kreativ sein.

Aufgaben:
– Was grünes
– Was rundes
– Eine Struktur
– Ein Mensch
– Einen Sonnenstern
– Eine Tür
– Ein Schild

Hier Anjas Ergebnisse:

Und nun meine:

Die Aktion war ziemlich cool weil man einfach nochmal mit einem anderen Blick durch die Gegend läuft. Nachdem wir uns wieder getroffen haben setzen wir uns auf eine Bank und schauen die Ergebnisse gemeinsam auf den Kameradisplays durch. Nun haben wir auch genug Zeit rumgebracht und das Le Flory öffnet gerade als wir dort ankommen die Türen. Wir bekommen sofort einen Tisch. Ca. 15 Minuten später ist auch hier alles voll, genauso wie Mittags im Fleur de Sel. Wir bestellen erstmal wieder Wein. Ich einen Rosè, Anja einen Pinot Noir und dann schauen wir die deftigen Gerichte auf der Karte durch. Ich entscheide mich für Choucroute garnie(Hausmannskost: Würste, Fleisch und Sauerkraut) und Anja wählt Baeckeoffe ( ein Kartoffeleintopf mit Lamm, Rind und Schwein). Am Tisch neben uns gibt es für vier Personen eine große Pfanne Froschschenkel in Knoblauchsosse. Das ist uns zu viel gekiefe für das bisschen Fleisch.

Nach dem Essen nutzen wir noch die blaue Stunde für ein paar weitere Bilder bevor wir uns auf den Rückweg zum Hotel machen und dort erschöpft in den Schlaf fallen.

[B]Tag 15 – Heimweg[/B]

Um 7 Uhr klingelt der Wecker. Das packen geht flott. Frühstück hatten wir keines im Hotel, also kommen wir früh los. Um kurz nach 8 Uhr rollen wir vom Hof und fliegen in Richtung Grenze. Den Rhein überqueren wir ohne jegliche Kontrollen und freuen uns auf ein paar Kurven durch den Schwarzwald. Was soll man nun viel über den Heimweg schreiben. Irgendwie gehen mir beim letzten Tag immer ein wenig die Worte aus. Die Erinnerungen beherrschen die Gedanken, die Blicke zur Seite leiden darunter ein wenig und die Restkonzentration muss dafür herhalten die nächste Kurvenlinie nicht völlig zu versauen.

Irgendwo halten wir an einer Bäckerei, frühstücken noch etwas und gönnen unseren Hintern ein paar Minuten anderes Sitzen. Dann geht es flott wieder weiter. 426 km Landstrasse brauchen ihre Zeit. Insgesamt sind wir 7 Stunden und 6 Minuten unterwegs, reine Fahrtzeit waren davon 6 Stunden und 6 Minuten. Wir haben also 1 Stunde für Frühstück, Tanken und 2 Toilettenpausen aufgewandt. So ein Fahrprofil wird nur dank unserer Trinkrucksäcke möglich, sonst müssten wir deutlich häufiger Pausen einlegen.

Um kurz nach 15 Uhr rollen wir in den heimischen Hof und beginnen mit dem Auspacken. Den Abend lassen wir dann mit meinen Eltern und meiner Oma bei Pizza ausklingen und geben die ersten Erinnerungen zum Besten.

Route des Grandes Alpes – Tag 13 – 166km – Colmar

Um 3 Uhr Nachts teilt mir Anja mit dass wir jetzt ja eigentlich schon 6 Stunden geschlafen haben… also wäre es langsam Zeit wach zu werden. Dann dreht sie sich rum und schläft weiter. Ich bin nun wach. Ich brauche über eine Stunde um wieder einzuschlafen. Um kurz nach 7 Uhr weckt sie mich dann wieder mit der freudigen Info dass es gerade nicht regnet und der Frage ob ich zufällig ins Sanitärhaus müsste? Ich hätte ja noch ein bisschen schlafen können… aber jetzt wo ich schonmal wach bin. Wir entscheiden trotz des trockenen Wetters im Zelt zu frühstücken. Wir haben keine Lust schnell alles wegzuräumen falls es wieder anfängt zu regnen. Aber wir haben Glück. Bis wir alles gepackt haben bleibt es trocken. Wir haben uns viel Zeit gelassen da die heutige Etappe nicht besonders lange ist. Um 11 Uhr rollen wir vom Platz.

Auf kurvigen aber relativ unspektakulären Strassen geht es nach Montbeliard. Das umfahren der Stadt dauert gefühlt ewig und beinhaltet hunderte Kreisverkehre. Nach dem Ballungsraum kommt dann das Sahnestückchen für heute. Der Park Natural des Ballons des Vosges. Kurven hoch, kurven runter, über nen Col immer schön bewaldet, es geht nicht weit über die 1000 Hm hinaus, aber es ist schön anzuschauen und wunderbar zu fahren. Die Vogesen haben definitiv ihren Reiz. Eigentlich hätten wir die heutige Etappe ein bisschen mehr ausbauen können. Aber wir haben inzwischen fast 3000 km (im wahrsten Sinne des Wortes) im Arsch stecken. Und der ist ganz froh über kurze Etappen. Außerdem wollen wir es heute und morgen nochmal etwas ausklingen lassen bevor es wieder heim geht.

In den Vogesen erwischt uns dann doch noch ein Regenschauer. Vorher sind wir munter um die Wolken rum und zwischendurch gefahren. Dann geht es ins Randgebiet von Colmar wo wir in einem B&B Hotel ein Zimmer beziehen. Zum Abendessen gibt es den restlichen Comte und Baguette ergänzt durch Nudelsalat aus dem Lidl ums Eck. Morgen wollen wir Colmar zu Fuss erkunden

 

Route des Grandes Alpes – Tag 12 – 230km – Maiche

Um kurz nach sieben klingelt der Wecker. Wir wollen schließlich wach sein wenn unser Frühstück kommt. Hier gehört es zum Corona Konzept dass man das Frühstück abends noch per Googleformular online bestellt und dann bekommt man es aufs Zimmer. Das ist auch mal angenehm. Wir haben einfach alles angekreuzt was es gab, schließlich sind wir hungrige Menschen und französische Frühstücke fallen eh immer etwas mau aus. Heute werden wir gut satt, der Plan ist aufgegangen. Um ca. 10 Uhr haben wir wieder alles gepackt und stellen uns wieder in den Stau der sich scheinbar fast den ganzen Tag durch Annecy zieht.

Nachdem wir Annecy einmal durchquert haben geht es auf großen Strassen aus dem Dunstkreis der Stadt. Wir halten noch an einem Shoppingcenter um Wasser aufzufüllen. Danach geht es zügig weg von der großen Strasse wieder auf schön kurvige kleinere Sträßchen. Heute geht es wie auch auf unserer Pyrenäentour 2017 wieder durchs Jura. Und zwar annähernd die gleiche Strecke, nur in die andere Richtung. 2017 ging unser erster und zweiter Tag hier durch. Den ersten Tag konnten wir damals allerdings nicht mehr wirklich genießen da wir uns etwas zuviel vorgenommen hatten und am frühen Abend hier im Jura schon ziemlich platt waren. Heute ist das anders. Wir sind gut ausgeruht, haben nicht zu viele km vor uns und die Kurven hier sind einfach nur genial! Ein richtiger Flow kommt auf und man fühlt sich wie im Tiefflug bei einem Red Bull Airrace. Eine Zeitlang haben wir einen ortskundigen Toyota Landcruiser vor uns. Der gibt es der Karre echt dreckig und man merkt dass er die Strecke blind kennt.

Zuerst geht es durch den Park Natural du Haut-Jura. Wir sehen Skilifte und entsprechende Unterkünfte dazu. Im Winter muss hier die Hölle los sein. Die Anzahl der Wanderer hält sich dagegen in Grenzen. Hier geht es durch eine wunderschön bewaldete Schlucht. Die Krux an diesen Schluchten ist immer dass man so schlecht anhalten und fotografieren kann. Aber manchmal muss man die schönen Momente einfach mit den Augen einfangen und im eigenen Kopf konservieren, nicht auf dem Nikon Sensor.

Nachdem wir den Jura verlassen haben werden die Strassen wieder ein bisschen gerade, sprich die Kurven etwas flotter zu fahren. Es geht an Seen und Flüssen entlang und wir beginnen nach einer Fromagerie Ausschau zu halten. Wir sind jetzt in der Gegend in der es Morbier und Comte gibt. Wir finden auch so einige kleine Käsereien, ABER diese haben alle bis 16 Uhr geschlossen. Scheinbar will nachmittags hier keiner was verkaufen. Nur noch 30 Minuten vor dem angepeilten Campingplatz finden wir in Le Russey dann einen kleinen Laden der sowohl Wein und Wurst als auch Käse anbietet. Hier kaufen wir dann endlich den ersehnten Morbier und Comte. Eine luftgetrocknete Wurst findet natürlich auch wieder den Weg in den Koffer. Dann noch ein Stopp an einer Boulangerie und zwei Baguettes begleiten uns auch noch auf dem Restweg.

Der Campingplatz in Maiche ist nicht sonderlich groß und fast leer. Ein schlechtes Zeichen? Nein! Der Platz ist super! Keramiktoiletten mit Toilettenpapier! Waschbecken mit Seifenspendern und Handtüchern! Günstig ist der Platz auch noch und alles sehr sauber. Hier ist einfach keine Urlaubsregion mehr und dementsprechend wenig los. Wir genießen es dass der Platz so leer und ruhig ist.

in 1,2 km Entfernung ist noch ein großer Intermarche. Wir beschließen uns noch Oliven und eine Flasche Wein zu holen und laufen fröhlich los. Als wir kurz darauf wieder aus dem Intermarche kommen geht außen gefühlt gerade die Welt unter. Sturzbäche aus Wasser fallen vom Himmel. Die Leute stauen sich am Ausgang und keiner will den Laden verlassen. Wir haben nur T-Shirts an. Der Blick aufs Regenradar zeigt das ändert sich die nächste Stunde nicht mehr wirklich. Ob wir nun binnen 500m oder binnen 50m durchnässt sind ist auch egal und so laufen wir nach kurzer Wartezeit los und sind nach 5m klatschnass bis auf die Haut. Das ekligste sind die Wasserfontänen der vorbeifahrenden Autos. Diesen versuchen wir auszuweichen. Dem Regen von oben können wir nicht ausweichen. Klatschnass kommen wir wieder am Zelt an. Wir setzen uns in die Apside, packen das Essen aus und erfreuen uns an der Flasche Wein. Allerdings stellen wir uns jetzt die Frage warum wir eine kleine Flasche genommen haben…FEHLER! Aber als wir in den Laden rein sind gingen wir noch von mehr Gestaltungsmöglichkeiten bei der Abendplanung aus.

Irgendwann lässt der Regen nach und es gibt einen schönen Regenbogen. Wir nutzen die Pause, huschen ins Sanitärhaus und machen uns für die Nacht fertig. Um kurz nach 21 Uhr liegen wir dann in den Schlafsäcken und hören dem wieder einsetzenden Regen zu der uns langsam in den Schlaf trommelt.

Route des Grandes Alpes – Tag 11 – 104km – Annecy

Aufwachen und zu wissen dass es Toast gibt statt Baguette ist nicht das schönste Gefühl 😉 okay… ich hör ja schon auf zu stänkern. Aber wenn mich was wirklich unentspannt macht dann sind es diese Toiletten die nur ein Loch im Boden sind. Und die gibt es in Frankreich ja doch mal sehr gerne. Also kein entspannter Morgen heute. Wir haben heute Zeit…viel Zeit. Also erheben wir uns erst um 8 Uhr und dann tun wir alles in Zeitlupe. Zusammenpacken in Zeitlupe – Essen in Zeitlupe (achja, der Käse und die Wurst ist super, wenn nur der Toast nicht wäre) – Zelt abbauen in Zeitlupe – trotzdem sind wir um 10 Uhr fertig. Warum läuft das inzwischen gerade wenn man sich Zeit lässt so geschmeidig und zu Beginn einer Reise kann man sich beeilen wie man will und kommt net vor 11 Uhr weg.

Also wir verlassen um kurz nach 10 Uhr den Platz und halten nochmal am Marktplatz um unsere Trinkrucksäcke mit Brunnenwasser zu füllen. Dann geht es aber wirklich los. Die Route heute ist unspektakulär spektakulär… wie meint er jetzt das wieder? Naja wenn wir hier gerade am Anfang des Urlaubs wären dann wären die Cols heute voll WOW gewesen. Aber so aufs Ende zu versumpfen sie in der Mittelmässigkeit. Diese Mittelmässigkeit ist echt schön anzuschauen und eigentlich voll WOW. Wir durchqueren heute zwei Nationalparks. Zum einen den Park National de Chartreuse und dann noch den Park National du Massif des Bauges. Wir sind auf jeden Fall den ganzen Tag von Bergen umringt die echt ein tolles Panorama bieten. Die Strassen sind schön geschwungen und lassen sich flott fahren. Bis auf ein kurzes Stück wo die Franzosen mal wieder ihr Lieblingsstrassenbaumittel eingesetzt haben – Rollsplit. Man kommt um eine Kurve und stellt auf den letzten Metern ebendieser schon fest dass irgendwas unterm Reifen jetzt komisch ist weil man sich irgendwie mehr seitwärts bewegt als normal. Warum kann man da nicht 100m davor ein Schild aufstellen?

Dem Drang an einer Käserei oder an einer Bäckerei zu halten widerstehen wir heute da wir ja ein Hotelzimmer haben und Essen gehen wollen. Apropos Hotel – unser Zimmer steht ab 15 Uhr zum Check-In bereit. Wir sind aber urplötzlich schon um kurz nach 13 Uhr am Tagesziel. Keine Ahnung wie das passieren konnte 🙂 Die Dame an der Rezeption sagt dass das Zimmer noch nicht fertig ist und bietet uns an etwas zu trinken, die Putzfrau ist bereits bei der Arbeit. Eine Cola und eine Limonade (vom Gletscherwasser des Mont Blanc) und 1,5 Stunden später ist es dann tatsächlich soweit. Wir können das Zimmer beziehen. Die 1,5 Stunden gammelten wir einfach auf der Terasse, haben gequatscht, die Aussicht genossen und ein bisschen mit den Mobiltelefonen gespielt. Einfach mal nix tun.

Nachdem wir unser Geraffel aufs Zimmer gebracht haben schnappen wir unsere Badesachen und gehen runter an den Lac’d Annecy um uns noch ein wenig zu erfrischen. Am Ufer trifft uns fast der Schlag – Menschen ohne Ende welche die gleiche Idee hatten. Wir suchen uns ein Eckchen mit ein bisschen Abstand und stellen beim Gang ins Wasser fest dass es halt nicht die Adria ist. Es ist ein, O-Ton Anja, „Ententümpel“. Wenn man nichts anderes hat nimmt man halt das, aber extra hierherfahren zum Baden… nicht unser Ding. Dementsprechend schnell sind wir aus dem Wasser auch wieder raus. Wir bleiben noch eine halbe Stunde zum trocknen auf der Liegewiese bevor wir uns im Hotel duschen und in die Stadt Annecy aufmachen.

Die Strassen hier sind voll mit Menschen, wir haben das Bedürfnis unsere Masken zu tragen. Ich würde sagen ca. 75% der Menschen hier tragen Masken. Es tut dem Stadtbummel auf jeden Fall keinen Abbruch. Erst geht es entlang des Seeufers durch den Hafen. Hier liegen ziemlich viele Segler. Zum ersten Mal sehen wir auch einen RC-Segler. Mir war gar nicht bewusst dass es sowas gibt. Ich frage mich wie er das Ding vom Wasser kriegt wenn plötzlich Flaute ist. Eine Schraube hat es nicht dran. Die Badestrände sind auch gut belegt. Dann geht es über eine Brücke um eine kleine Halbinsel auf der sich die Jardins de l’Europe (ein Park) befindet zur Pont des Amours. Naja sonderlich hübsch ist die Liebesbrücke nicht.

Wir laufen langsam durch die kleinen Gässchen zurück in die Stadt und halten die Augen offen nach einem Restaurant um Abend zu essen. Entlang des Flusses Le Thiou reiht sich Restaurant an Restaurant. Wir fassen das L’Eridan ins Auge weil es uns das Raclette dort angetan hat. Auf die Teller der Anderen zu gucken ist viel aufschlussreicher als Speisekarten lesen *g*. Wir wandern erst noch ein bisschen weiter und kehren dann wieder hierher zurück. Unsere Wahl steht fest. Eine Flasche Rotwein aus der Gegend und ein schöner großer Brocken Raclettekäse, dazu Kartoffel, Wurst, Schinken und Brot. Einige Zeit später schaut uns die Bedienung verwundert an… es ist kein bisschen Käse mehr übrig. Wir haben alles gegeben und dabei alles essbare was sich auf unserem Tisch befand vernichtet. An den Nachbartischen ist überall ein Rest Käse geblieben. Bei uns nicht.

Leicht angeschickert und pappsatt machen wir uns auf den Weg zum Le Palais de I’lle (dem Inselgefängnis). Wir wollen hier noch ein paar Bilder zur blauen Stunde von der Insel im Fluss machen. Bis es soweit ist beobachten wir noch einen Luftballonakrobaten wie er Tiere für die Kinder formt. Nach dem knipsen gehen wir gemütlich zurück zum Hotel und fallen nahezu augenblicklich in den Schlaf.

Route des Grandes Alpes – Tag 10 – 193km – Le Sappey en Chartreuse

Heute haben wir Zeit. Die geplante Strecke ist kurz, der Campingplatz ist klein und deshalb haben wir angerufen und reserviert und wir rechnen damit zügig voran zu kommen. Trotzdem sind wir erholt und ausgeschlafen. Vor dem Frühstück packen wir noch ein wenig zusammen. Dann gibt es exakt dasselbe wie gestern und wir sind eigentlich viel zu früh startklar. Um 10 Uhr rollen wir aus dem Hof der Unterkunft.

Zuerst geht es zurück durch die Gorges de la Méouge. Heute am Dienstag sind fast keine parkenden Autos zu sehen und der Fluss ist auch sich selbst überlassen. Wir machen ein paar Fotostopps und freuen uns an der Natur. Dann kommt aber ein Parkplatz an dem doch ein paar Autos mehr stehen. Wir halten und ich wandere mit dem Foto hinab an den Fluss. Hier ist ein kleiner Wasserfall welcher ein etwas tieferes Becken ausgespült hat, so dass das Wasser ca. 1,75m tief ist. Ich mache ein paar Fotos dann wandere ich wieder hoch zu Anja und wir fahren weiter.

Auf dem Weg zurück zur Route Napoleon fahren wir wieder durch Obstplantagen welche von einem gigantischen Kanal durchzogen sind welcher das Wasser für die Plantagen führt. Nutzschifffahrt findet hier nicht statt, dafür sind die Brücken zu niedrig die über den Kanal führen. Im Hintergrund sehen wir wieder Berge und freuen uns schon darauf dass es endlich wieder etwas kühler wird.

Ein Stück weiter stoppen wir an einem abgeernteten Getreidefeld. Die großen Strohrundballen liegen noch hier und im Hintergrund sieht man Schneebedeckte Gipfel. Ein gegensätzlicher Anblick der mich fasziniert. Wir haben über den Col Bayard (1246 Hm) die Provence verlassen und die Hitze lässt nach. Die Landschaft wandelt sich direkt nach dem Pass total. Es ist wieder viel grüner und die Wälder sehen deutlich saftiger aus. Wir atmen durch und genießen die heutige Streckenführung. Endlich geht es wieder durch Berge, auf und ab und immer sieht man irgendwo eine weiße Spitze. In Saint Bonnet en Champsaur entdecke ich die La Fromagerie du Champsaur. Ich werfe den Anker und entscheide spontan dass es heute Abend und morgen früh wieder Käse gibt. Wir decken uns direkt beim Erzeuger mit drei Sorten Käse und einer groben Schweinswurst welche mit einem Likör veredelt wurde ein bevor es weitergeht.

Während wir den Park National des Ecrins streifen sehen wir ein paar Stauseen (z.B. Lac du Sautet) und folgen dann dem Fluss Le Drac. Der Weg entlang des Le Drac ist zwar nicht direkt die Route Napoleon, aber diese ist uns zu gut ausgebaut, deshalb machen wir Abstecher davon und fahren parallel zu ihr.

In Champ sur Drac suchen wir nach einer Boulangerie (Bäckerei) und werden nicht fündig. Eigentlich wollten wir noch eine Pause mit Tartellets machen und noch ein bisschen Zeit vertrödeln da der Campingplatz erst um 16 Uhr öffnet. Nachdem wir leider nicht fündig werden fahren wir auf der Schnellstrasse weiter nach Grenoble wo doch sicher ein Bäcker für uns zu finden ist. Pustekuchen!!! Heute ist Dienstag und wir haben inzwischen die Vermutung dass die französsische Boulangerieinnung den Dienstag zum Ruhetag ausgerufen hat. Keine Ahnung warum, aber jeder Bäcker an dem wir vorbeikommen hat geschlossen. Grenoble könnte sich mal ein Beispiel an den Schwaben nehmen. Da hat es Bäcker ohne Ende und die hatten auch offen als wir kamen 😉

In Grenoble zeigt es auf einer Reklametafel auch die aktuelle Temperatur an. Hier in der Stadt hat es 40° Grad Celsius und wir kochen in unseren Klamotten! Wir erwischen keine einzige Ampel bei Grün. Das ist keine gefühlte Übertreibung! Nein, ALLE Ampeln an denen wir vorbeifahren sind rot und wir müssen stoppen. Wir wollen einfach nur noch raus. Auf dem Weg aus der Stadt werde ich langsam nervös, es sind nur noch wenige km bis zum Campingplatz und wir waren noch nicht einkaufen. Baguette, Wasser, Obst und Gemüse fehlen noch völlig. Es ist ja nicht so dass wir verhungern müssten. Aber ich hab auch nicht wirklich Lust zum Käse Couscous mit Thunfisch zu essen…

In Grenoble endet die Route Napoleon. Sie ist bei weitem nicht so imposant wie die Route des Grands Alpes. Es sind weniger Pässe und diese sind bei weitem nicht so hoch. Dafür lässt sie sich viel flüssiger fahren und man kommt flotter voran. Die richtige Entspannung nach der Kurvenhatz auf der RdGA. Ich habe so eine Vorahnung dass wir gerade an der letzten Einkaufsmöglichkeit für Baguette vorbeigefahren sind und Anja und ich diskutieren dass über die Senas. Da es aber nur noch 8km bis zum Campingplatz sind besteht Anja darauf dass es dort bestimmt auch noch eine Boulangerie gibt. Also gut dann essen wir halt Käse mit Couscous… Wir machen nochmals ein paar Höhenmeter und kommen am heutigen Tagesziel in Le Sappey en Chartreuse an. Siegessicher verweist Anja auf die Marktstände welche aber nur Obst und Gemüse anzubieten haben. Na gut, dann gibts eben Käse mit Gurke und Tomate. Neben dem Marktplatz ist eine Brasserie in der wir uns zwei Stücke Tarte, eine Cola und eine Limonade für lässige 18,50 EUR gönnen… spinnen die Franzosen??? Die wissen schon warum sie keine Preise dazu schreiben. Wir haben immer noch kein Baguette.

Um kurz nach 16 Uhr beziehen wir dann unseren reservierten Platz und bauen das Zelt auf. Danach drehen wir nochmal eine Runde durch den Ort und finden eine kleine Epicerie – vielleicht gibt es doch noch Baguette 🙂 aber wir werden enttäuscht – ich hab es gewusst – es gibt natürlich kein Baguette mehr. Wir jagen aber die letzte Packung „Plain“ (16 Scheiben Toast für 3,50 Eur). Anja hängt noch ein wenig in der Hängematte ab während ich mal den Hauptscheinwerfer von Elli anschaue und feststelle dass ein Stecker zur rechten H4 Birne total verschmort ist. Das muss wohl die Ursache für die ständig fliegende Sicherung sein. Das gute an den V-Stroms ist dass sie zwei Scheinwerfer haben. Somit lasse ich einfach den Rechten abgesteckt und es sollte für den Rest der Reise alles ok sein. (Nachtrag: der Stecker war es nicht, und auch nicht der vergammelte hinter der rechten Verkleidung, und auch nicht der gelbe aus dem „Zappenduster“ Thread im V-Stromforum – Nein, es war eine Scheuerstelle im Kabelbaum und es hat mich insgesamt 17 Sicherungen gekostet bis ich sie gefunden hatte.)

Wir essen noch die Hälfte des Käses und der Wurst mit unserem exquisiten Toast (statt dem Baguette was wir 8 km vor dem Campingplatz noch hätten kaufen können wenn wir angehalten hätten) und ein paar Tomaten. Danach heisst es ab in den Helinox / die Hängematte und den Tag in Textform Revue passieren lassen. Sobald die Sonne weg ist sinkt die Temperatur in einen äußerst angenehmen Bereich. Ich bin gespannt wie kühl es heute Nacht wird.

Route des Grandes Alpes – Tag 08 & 09 – 208km & 40km – Barret sur Mèouge

Ich habe geschlafen wie ein Toter. Die Hitze macht einen echt fertig. Um diese ein wenig abzumildern wollen wir heute wieder zügig los. Zum Frühstück gibt es Gurke, Paprika, Tomate, dunkles Baguette, einen vegetarischen Brotaufstrich und Melone. Die Melonen hier schmecken viel intensiver und besser als das was man bei uns im Laden bekommt. Dann zügig das Zelt abgebaut und aufgepackt. Um 9:30 verlassen wir den Platz.

Zu Beginn der heutigen Strecke vollenden wir die Umrundung des Lac de Sante Croix. Wir können den kompletten See und sogar noch die Ebene dahinter mit den Lavendelfeldern überblicken. Es ist ein herrlicher Ausblick. Auf dem See ist bereits wieder total viel los. Kleine Boote ohne Ende. Dann folgen wir wieder der Gorges du Verdon. Allerdings heute nicht durch die Schlucht, sondern über ihr. Dieser Ausblick gefällt uns fast besser als der Blick von unten. Außerdem ist hier quasi kein Verkehr. Ob das nun an der Uhrzeit liegt oder an der Streckenwahl können wir nicht sagen. Wir halten immer wieder an um unsere Eindrücke auf den Sensor der Kameras zu bannen.

Die Strasse D71 welche wir heute entlang der Schlucht fahren ist auf den Karten als kleine weisse Strasse dargestellt. Die D952 welche wir gestern durch die Schlucht gefahren sind ist als gelbe etwas größere Strasse dargestellt. Die Realität ist genau andersrum. Die D71 ist besser ausgebaut und lässt sich viel zügiger fahren. So kommen wir trotz der vielen Fotostopps flotter voran als gedacht. Nach den Aussichtspunkten Balcons de la Mescla (Felsterrassen) kommen wir zur Brücke Pont de l’Artuby wo sich just als wir eintreffen gerade einer in den Abgrund stürzt. Gesichert ist er dabei durch ein elastisches Seil – Bungeejumping nennt man das und es gibt hier scheinbar eine ganze Menge Leute die daran Gefallen finden.

Bei Castellane verlassen wir den Fluss Le Verdon und die Strassen werden wieder ein bisschen größer und flüssiger. Das kommt uns heute entgegen. Wir merken die Kurvenhatz und die Hitze der letzten Tage ganz schön. Deshalb haben wir für die nächsten zwei Nächte auch ein Hotel gebucht und werden morgen einen lässigen Pausentag einlegen. Ein bisschen Erholung muss im Urlaub ja auch mal sein 😉 Spätestens ab Barreme muss man die Strasse dann als gut ausgebaute Bundesstrasse beschreiben. Wir lassen fliegen (im Rahmen der legalen Möglichkeiten…) und freuen uns dass es weiter so flott voran geht. Die Temperaturen steigen nochmal deutlich an und die Luft brennt richtig im Gesicht.

In Digne les Bains suchen wir nach einem Laden um ein bisschen Käse zu kaufen. Wir haben noch Baguette und wollen eine Kleinigkeit vespern. Als wir durch die Innenstadt fahren dämmert uns dass ja Sonntag ist und viele Läden geschlossen haben. Wir akzeptieren das bereits und verlassen die Stadt wieder als ich einen Wegweiser auf ein großes Gewerbegebiet sehe. Dort finden wir einen großen Carrefour der Sonntags auch geöffnet hat. Anja verläuft sich in diesem fast und braucht über eine halbe Stunde um zwei Käse und Wasser zu kaufen. Wir klappen das Topcase auf und nutzen den Deckel als „Vesperwannenbrett“. Der Parkplatz des Carrefour ist nicht der romantischste Picknickplatz, aber wir stehen im Schatten, es geht ein bisschen Wind und wir lassen es uns schmecken.

Nach einer Stunde Pause machen wir uns dann auf die letzte Etappe vor dem Pausentag. Weiterhin geht es auf einer „Bundesstrasse“ nach Sisteron das wir bereits von weitem an seiner mächtigen Zitadelle die förmlich aus dem Kalkfelsen über dem Ort herauszuwachsen scheint erkennen. Nach Sisteron verlassen wir die große Strasse und fahren durch ein Obstanbaugebiet. Links und rechts der Strasse sind mit Netzen abgedeckte Apfelbäume die mit dem Wasser des nahegelegenen Flusses bewässert werden.

Wir fahren in den Park Natinole des Baronnies Provencales. Und genauer gesagt in die Gorges de la Méouge eine weitere Schlucht welche von ihrem Fluss geprägt wird. Heute am Sonntag ist jede mögliche Ecke an der Strasse mit Autos zugeparkt und die Besitzer der Fahrzeuge sitzen im seichten Wasser des Flusses um vor der Hitze zu fliehen. Wir sind gespannt wie es unter der Woche dort aussieht und überlegen ob wir am morgigen Pausentag auch mal ein bisschen planschen gehen. Man muss dazu sagen dass (zumindest an den Stellen welche wir einsehen konnten) das Wasser meist maximal knietief ist.

In Barret sur Mèouge stoppen wir an unserer Unterkunft für die nächsten zwei Tage. Der Wirt lacht mich aus als ich ihn frage ob wir hier Maske tragen müssen und zeigt auch gleich was er von dem Maskenthema hält: „Mask only for TV!“ Social distancing fällt uns hier nicht schwer da wir fast die einzigen hier sind. Wir packen die Motorräder ab und parken sie im Innenhof unter Dach. Dann beginnen wir unkontrolliert zu schwitzen. In der Sonne dürfte es locker über 40 Grad haben. Wir bleiben erstmal im abgedunkelten Zimmer und versuchen uns zu akklimatisieren. Später checken wir mal noch die Motorräder durch, ersetzen bei Elli die durchgebrannte Sicherung des Hauptscheinwerfers (Ursachenforschung betreibe ich dazu erst zuhause – es ist bereits die 3 Sicherung innerhalb eines Monats) und gönnen beiden Moppeds einen kräftigen Schluck Motorenöl. Bei heißen Temperaturen haben beide einen erhöhten Verbrauch an Öl.

Nach einer Dusche begeben wir uns dann zum Abendessen. Wir hatten auf Booking.com in den Bewertungen von der herausragenden Küche hier gelesen. Die Karte überforderte uns dann aber ein wenig. 3 Menüs mit je 2 Vorspeisen, Hauptspeisen und Desserts, welche auch alle einzeln bestellt werden können. Die Bedienung spricht kein Wort Englisch, wir immer noch nur 4-6 Worte Französisch. Google Translate ist hilfreich bei der Auswahl auf der Karte. Die Preise sind sehr gehoben, entsprechen aber absolut der Qualität und der Darbietung der Speisen!
Wir gönnen uns beide eine Vorspeise und als Hauptgang hat Anja Lamm und ich Schweinebäckchen. Das Essen war ein Gedicht! Die Flasche Wein dazu sorgte dafür dass wir auch bei den hohen Temperaturen einigermaßen schlafen konnten. Wir hatten noch einen taktischen Fehler gemacht. Kurz vor dem zu Bett gehen alle Fenster geschlossen und für 10 Minuten das Licht im Zimmer an. An den Scheiben tummelten sich von außen 1000 Insekten. Diese wollten wir auf keinen Fall ins Zimmer lassen und so schliefen wir bei geschlossenen Fenstern ein.

Irgendwann Nachts war Anja mal kurz wach und machte die Fenster im dunklen auf. Dies hatte zur Folge dass es früh fast ein wenig „frostig“ war. Es dürfte um 8 Uhr so zwischen 15 und 20 Grad gehabt haben. Das waren wir nicht mehr gewohnt und kuschelten uns um so enger zusammen. Um 9:30 waren wir dann beim Frühstück. Hier merkte man deutlich auf was der Franzose wert legt. Und das ist nicht das Frühstück. Nicht falsch verstehen. Für französische Verhältnisse war es hervorragend. Aber die Klasse des Abendessens hier konnte es nicht einmal ansatzweise halten. Baguette, Croissant, Käse, Wurst, Schinken, Marmeladen, Joghurt und Kaffe/Tee wurden dargereicht. Als Serviette ein Zewa, der Käse – Scheibletten – und das in einem Land aus dem Käse wie Comte, Reblochon, Beaufort, Mortier, und noch viele mehr kommen. Fazit: Das frühstück hier wird nur gereicht weil der Gast es erwartet. Die Liebe steckt im Abendessen.

Wir satteln doch die Motorräder auf um eine kleine Runde zu drehen. Das Hotel nimmt nur Bargeld und wir haben definitiv nicht genug einstecken. Außerdem ist Ellis Tank fast leer. 18 km weiter in das Tal hinein ist sowohl ein Geldautomat als auch eine Tankstelle. Außerdem kaufen wir noch eine Melone für Mittags. Den Nachmittag vergammeln wir dann auf dem Zimmer und lassen die Hitze draußen. Am frühen Abend machen wir uns auf zum Fluss um noch ein wenig zu baden. Erst spazieren wir ihn ein wenig im seichten Wasser entlang bis wir eine Stelle finden die tief genug ist um sich reinzusetzen. So verbringen wir noch eine Stunde am/im Wasser bevor wir zurücklaufen und uns fürs Abendessen fertig machen.

Heute gönnen wir uns jeweils ein ganzes Menü – Sprich Vorspeise, Hauptgang und Dessert. Und es war wieder ein Absolutes Gedicht! Wir sind begeistert und neue Vokabeln haben wir auch gelernt – Tres bien (Sehr gut). Die Bedienung freut es und wir sind zufrieden und fallen ins Bett.

 

Route des Grandes Alpes – Tag 07 – 199km – Sainte Croix du Verdon

Just als ich gestern schlafen wollte ereignete sich vor unserem Hotel ein Verkehrsunfall. Die Folge davon war das Eintreffen mehrerer Feuerwehr- und Polizeifahrzeuge. Und die sind glaube ich genau so gestartet wie wir das gestern live erlebt hatten. Auf jeden Fall kam der letzte 20 Minuten nach dem ersten an. Das sind mal Reaktionszeiten. Als dann alle an der Unfallstelle versammelt waren und die Sirenen abgestellt waren konnte ich auch endlich einschlafen. Wir hatten aufs Frühstück im Hotel verzichtet da die Erfahrung bisher zeigte dass französisches Frühstück zwar teuer ist, aber eher spärlich ausfällt. So saßen wir heute (nachdem wir die Motorräder aus der 250m entfernten Garage geholt und bepackt hatten) um 9 Uhr bereits startklar im Sattel.

Erstmal raus aus Menton war die Devise. Menton und Nizza verbinden drei Panoramastrassen (Les Trois Corniches – Petite, Moyenne und Grande de Corniche) Wir fuhren die D2564 Grande de Corniche welche am höchsten an der Cote d’Azur entlang führt und einen wunderbaren Ausblick von oben auf die Küste und die Ortschaften entlang dieser bietet. Fast könnte man meinen man ist auf der Jadranska Magistrale unterwegs… aber auch nur fast. An die kroatische Küstenstrasse kommt (in unseren Augen) einfach nichts anderes ran. Wir haben uns entschlossen auf den Länderpunkt Monaco zu verzichten. Wir haben keine Lust gleich am Morgen in der Stadt im Stau zu stehen. Hinterher frage ich mich ob um diese Zeit am Samstag Morgen wirklich schon soviel los gewesen wäre. Aber die Panoramastrasse entschädigt mit einem grandiosen Ausblick auf Monte Carlo.

Durch Nizza fahren wir auf einer Schnellstrasse was erstaunlich flüssig geht. Gegen Ende der Durchquerung geht es dann noch kurz an der Promenade entlang bevor wir ins Landesinnere abbiegen. Wir haben beschlossen Cannes ebenso wie Monaco zu umfahren. Auf dem Weg aus dem Dunstkreis von Nizza machen wir noch halt bei einem Bäcker und lassen uns irgendwelche Blätterteigtaschen mit Fromage (Käse), Kuchen und ein Croissant schmecken. Die Temperatur ist jetzt schon unangenehm hoch und wir hoffen im Hinterland mit ein paar Höhenmetern mehr auf ein bisschen gnädigere Temperaturen. Dies stellte sich als hoffnungslos heraus. Auch heute fuhren wir wieder den ein oder anderen Col, diese haben wir aber eigentlich nur anhand der Schilder wahrgenommen. Wir bewegen uns eine ganze Zeit lang auf über 1000 Höhenmetern.

Eine Zeitlang „batteln“ wir uns mit einer Dreiergruppe – eine BMW GS und eine Harley überholen uns typisch französisch an unmöglichen Stellen, der dritte Fahrer (BMW GS) kann mit seinen Kumpels nicht mithalten und bleibt hinter uns. Ein paar Kilometer weiter stoppen die beiden vorderen mitten in einem Kreiverkehr und bremsen uns gnadenlos aus. Wir kommen gerade so vorbei. Dann sind wieder alle drei hinter uns und die zwei flotten drängeln wieder. Sie ziehen nochmal vorbei, der dritte kann wieder nicht mithalten. Es nervt… also schalt ich mal vom sightseeing Modus in den Fahrmodus und lass die zwei Kurzerhand hinter mir. Allerdings bremsen mich auch immer wieder Autos aus. So geht die muntere Fahrt einige Kilometer bis der Klügere halt nachgibt und das bin in diesem Fall ich. Ich lass die zwei passieren und warte geduldig auch noch auf den Dritten. Der wird vom Harley Fahrer in Gestenform zusammengestaucht. Wir beschließen einen Fotostopp einzulegen.

Als wir dann wieder aufgepackt hatten und weiterfahren sitzen sie 1 km weiter in einem Cafè. Naja Haken dran und weiter genießen. Die Temperaturen steigen unangenehm und wir kommen nach Castellane. 2 km Stau am Ortseingang…was gibt es hier umsonst? Benzin auf jeden Fall nicht. Die kleine Avia Tanke ist leer weil es keinen Sprit mehr gibt! Die Supermarkt Tanke voll mit Autos. Wir stellen uns an und beobachten das Chaos. Nachdem wir unsere Tanks voll haben verlassen wir Castellane schnellstmöglich wieder. Jetzt kommt das Tageshighlight: die Verdonschlucht. Kurvig geht es zwischen gigantischen Felswänden am Fluss entlang. Leider ist unsere Zeitplanung für diesen Trip nicht ganz optimal. Aber im Coronajahr 2020 muss man flexibel sein und tun was möglich ist. Also sind wir eben jetzt hier. An einem Samstag im August in der französischen Ferienzeit. Wir reihen uns in die Autos ein. Überholen macht keinen Sinn. Dafür genießen wir den Ausblick umso mehr.

Der Lac de Sante Croix ist der Hammer. Das Wasser hat eine geniale Farbe. Wir freuen uns schon auf den Campingplatz am Ende des Sees und hoffen noch einen Platz zu bekommen. Die Strasse um den See geht an Lavendelfeldern entlang. Diese hier finde ich fast schöner als die Gegend um Valensole. Leider sind sie bereits abgeerntet. Es geht nochmal ein paar Serpentinen hinab nach Sainte Croix du Verdon. Wir schleichen einmal der Einbahnstraßenregelung folgend durch den kompletten Ort bevor wir am Campingplatz angekommen sind. Die bange Frage nach einem freien Platz wird mit Ja beantwortet. Ich koche im eigenen Saft und wir fahren ins letzte Eck vom Platz und da ist tatsächlich eine freie Parzelle. Moppeds abgestellt und erstmal durchgeschnauft. Der Supermarkt ist oben am Berg. Also beschließen wir dass ich nochmal mit dem Motorrad ins Einkaufen fahre. Ich schwinge mich aufs Bike und sehe wie in Zeitlupe Anjas Mopped umfällt… Ari stand ein bisschen nahe an Elli und mit meinem schwungvollen Aufstieg habe ich ihr einen Schubs gegeben der genügte dass sie umkippt. Fazit: rechter Koffer total verdellt – man kann im geschlossenen Zustand die Hand reinstecken – Blinker, Handprotektor und Bremshebel kaputt. Der Zeltnachbar hat uns sofort beim aufheben geholfen.

Ich fahre erstmal zum Einkaufen. Dort hadere ich kurz vorm Weinregal ob heute nicht der Tag ist um zwei oder drei Flaschen Wein zu vernichten… und entscheide mich doch für den Sixpack Wasser. Es ist zu warm für Alkohol in Massen. Als ich zurück zum Zeltplatz komme ist bei Anja der Ärger schon verflogen. Wir bauen das Zelt auf und hauen Zeltnägel krumm weil der Boden so hart ist. Dann hauen wir den Koffer mit dem Hammer wieder ein bisschen gerade, so dass er wieder vernünftig hängt und der Deckel wieder halbwegs schliesst. Wir beschliessen uns für morgen Abend ein Hotel zu suchen und übermorgen einen Pausentag einzulegen. Die Hitze fordert ihren Tribut. Außerdem sind wir jetzt seit 7 Tagen am Stück unterwegs. Auf unseren bisherigen Reisen hatten wir nach der Zeit längst einen Pausentag.

Nach einer kleinen Runde zu Fuss an den See und ebendiese mal reinstellen kochen wir uns dann was aus Reis, Aubergine, Tomaten, Zucchini, Paprika und Knoblauch. Mit vollem Magen schaut dann alles schon wieder viel entspannter aus. Noch kurz unter die Dusche den Schweiss des Tages abwaschen und die Erinnerungsbilder aus der Verdonschlucht nochmal im Kopf durchschauen. In der Ortschaft spielt eine Liveband. Zu einem Culture Club Cover – „Do you really want to hurt me“ schlafe ich ein und muss an Ari denken… ich wollte ihr nicht weh tun. Achja – Handbremshebel hab ich getauscht, da haben wir immer Ersatz dabei, Blinker mit Gaffatape gefixt und der Handprotektor konnte mit Kabelbindern geflickt werden… sieht abenteuerlich aus, funktioniert aber.

Route des Grandes Alpes – Tag 06 – 217km – Menton

Heute gibt es Eier! Endlich mal wieder Rühreier vom Benzinkocher. Hatten wir schon ewig nicht mehr. Unsere Frühstücksnachbarn haben Müsli mit Wasser gegessen. Wir haben mal wieder groß aufgetischt mit Orangensaft, Eiern, Marmelade, Honig, Brotaufstrichen und Gemüse. Nur weil man mit dem Motorrad und dem Zelt unterwegs ist muss man nicht verzichten. Keine Ahnung was wir heute anders gemacht haben als an den vorherigen Tagen, aber um 10 Uhr rollen wir vom Platz und das obwohl wir eine halbe Stunde später aufgestanden sind als gestern. Das soll einer verstehen. Vielleicht bewegen wir uns einfach schneller wenn es wärmer ist.

Warm… ja warm ist es heute. Und es wird den ganzen Tag wärmer. Heute haben nicht mal die Pässe wirkliche Abkühlung gebracht. Mein Hirn ist quasi durchgebraten und dementsprechend wirr sind auch die Erinnerungen an den heutigen Tag. Der erste Pass (Col de la Cayolle 2326 Hm) war der tollste heute! Kleinste Strässchen, super Aussichten und ziemlich weit oben dann ein genialer Wasserfall. Hier hab ich mal das Stativ und die Filter ausgepackt. Wir lagen ja auch super in der Zeit 😉 Früh losgekommen und „nur“ knapp 220 km geplant. Da sollten wir doch am frühen Nachmittag in Menton ankommen und noch genügend Zeit für einen ausgiebigen Stadtbummel haben.

Die weiteren Pässe waren auch toll, aber mit den Superlativen der letzten paar konnten sie nicht mehr ganz mithalten. Insofern hier eine lose Aufreihung:
Col de Valberg (1672 Hm)
Col de la Couillole (1678 Hm)
Col Saint Martin (1500 Hm)
Col de Turini (1607 Hm)
Col de Castillon (706 Hm)

Die Erinnerungen daran vermischen sich heute irgendwie. Irgendwo zwischen den Pässen haben wir mal eine Pause eingelegt und jeder hat sich einen Crepe gegönnt und dazu ne eiskalte Cola. Auf einem anderen Pass waren wir gerade über die Kuppe als nach einer Kurve plötzlich frischer Rollsplit lag. In dem waren noch nichtmal wirklich Fahrspuren zu sehen. Das war kurz mal ziemlich abenteuerlich in Schräglage voll da rein zu fahren. Nach hinten raus war es heute einfach anstrengend. Die Hitze forderte ihren Tribut. Und die kleinsten Strässchen die wir heute fahren forderten ihre Zeit. So kamen wir statt am frühen erst am späten Nachmittag in Menton an.

Bis wir dann die Moppeds abgeladen und in der Garage des Hotels geparkt hatten war es kurz vor 18 Uhr. Schnell unter die Dusche und dann ab an die Cote d’Azur zum flanieren. Menton ist wirklich sehenswert. Die große Kirche trohnt ein wenig über der Stadt. Wir liefen erstmal ans Meer und staunten nicht schlecht wie voll die Stände um diese Zeit noch waren. Und das obwohl uns schon viele Leute mit Badesachen auf dem Heimweg entgegengekommen waren. Wir liefen ein wenig an der Promenade entlang bevor wir uns ins Stadtinnere ziehen liessen. Dort fanden wir dann ein etwas abseits gelegenes Restaurant wo wir uns den Magen mit Kalamari und Thunfisch voll schlugen. Dazu gab es dann auch ein wenig Wein. Der Rückweg zum Hotel war dann schon ein wenig beschwerlich und im Zimmer angekommen fiel Anja fast sofort in den Schlaf.

Ich sortierte nochmal kurz das „große Laden“ der ganzen Elektrogeräte und machte noch die Route für morgen fertig. Wir verlassen die Küste wieder und fahren auf einen Abstecher in die Verdon Schlucht. Jetzt versuche ich gerade noch die Erinnerungen ein klein wenig zu sortieren was mir nur mäßig gelingt.

Eine Kleinigkeit fällt mir noch ein. Während wir die Crepes genossen wurde die örtliche Feuerwehr alarmiert. So pö a pö trafen innerhalb von 5 Minuten alle ein und fuhren gemütlich das Auto raus. Dann standen sie mit Blaulicht erstmal ein paar Minuten rum und sammelten Klamotten ein (einer brachte ein zusätzliches Uniformshirt auf einem Kleiderbügel an). Dann wurde in aller Ruhe das Martinshorn angeworfen und sie fuhren nach rechts davon. 3 Minuten später kamen sie von rechts wieder und fuhren nach links… Wenn ich so an meine aktive Zeit bei der freiwilligen Feuerwehr zurückdenke… bei uns lief das deutlich organisierter und in einem Bruchteil der Zeit ab.

Route des Grandes Alpes – Tag 05 – 233km – Jausiers

Eine Hektik ist das… da wacht man auf und alle um einen rum sind schon wach und am packen. Dabei ist es erst kurz nach 7 Uhr. Wir lassen uns anstecken von der allgemeinen Aufbruchsstimmung und machen zügig Frühstück. Dann setzen wir uns gemütlich und genießen es während wir den anderen dabei zusehen wie sie ihr Zeug verstauen und abfahren. Es war ja durchaus relativ kühl heute Nacht, umso erstaunter schauen wir einem Pärchen mit Motorrad zu die außer Ihren Moppedklamotten, Helmen, dem Zelt und einer ultrahässlichen Handtasche nur noch EINE dünne Decke aus dem Zelt holen. Sie sehen aber auch genauso verfroren aus! Nach dem Frühstück quatsche ich nochmal kurz mit den Fahrradfahrenden Briten neben uns über unser Vaude Zelt und dann haben wir auch schon fertig gepackt. Um 10:15 (frühester Start auf dieser Reise!) verlassen wir dann doch ein wenig angetrieben von der Hektik der anderen auch den Platz.

Nach dem Col ist vor dem Col! Das ist das Motto auf der Route des Grandes Alpes. Erstmal geht es in Richtung Westen zum Col du Télégraphe (1566 Hm). Heute hält sich der Verkehr in Grenzen, dafür sind die Radfahrer irgendwie mehr geworden. Man merkt halt dass man auf Tour de France Strecken unterwegs ist. Oben auf den Pässen feiern sich die Rennradamateure als ob sie das Gelbe Trikot auf der Tour bekommen hätten. Ich kann es aber neuerdings ja auch ein bisschen nachvollziehen. Und ich muss auch ehrlich sagen es juckt mich schon auch ein bisschen. Ich glaube ich muss die Idee Alpencross mit dem Gravelbike für 2021 ins Auge fassen und noch ein wenig mehr dafür trainieren *g* Anja mag diese Idee irgendwie überhaupt nicht.

Vom Col du Télégraphe aus geht es dann weiter über den Col du Galibier (2642 Hm) und den Col du Lautaret (2058 Hm). Schön zu fahren und wir passen unsere Überholvorgänge immer mehr den französischen Gepflogenheiten an. Das Wetter ist heute der Hammer. Eigentlich schon wieder viel zu warm, aber wir wollen uns ja mal nicht beschweren. Die Sonne brennt runter und Anja schmiert sich zuviel Sonnencreme ins Gesicht… also muss ich herhalten und mein Gesicht muss auch eingecremt werden. In Briancon zirkeln wir voll durchs Zentrum und halten spontan wieder an einer Patisserie. Heute beherrschen wir uns aber mal ein bisschen und gönnen uns zusammen zwei Tartelletes. Einmal mit Himbeeren und einmal mit Blaubeeren. Die Bäckerei hat eine riesige Auswahl an Brot. Anja sucht eines für uns raus und wir nehmen schonmal was mit fürs Frühstück morgen.

Die Landschaften hier sind der Hammer. Auf über 2000 Metern ist meist alles karg und von Felsen geprägt. Man sieht wie hier einst die Naturgewalten getobt haben. Wie sich Gesteinsschichten empor- und gegeneinander verschoben haben. Man könnte sich einfach irgendwohin setzen und stundenlang nur faszinierende Ausblicke entdecken. Inzwischen nimmt man auch deutlich den Wechsel von Hochsavoyen in die Provence wahr. Irgendwie haben sich die Bäume in den niedrigeren Lagen verändert und das Klima ist trockener und Wärmer geworden. Selbst auf den Pässen ist es nicht mehr wirklich kühl.

Auf dem Col d’Izoard (2360 Hm) wird uns bewusst wie gut wir heute in der Zeit liegen. Und wir haben noch einen Joker. Ich habe heute morgen um 8 Uhr den nächsten ins Auge gefassten Campingplatz angerufen und uns einen Platz reserviert. Insofern haben wir heute ein klares Ziel vor Augen. Vorher kommt aber noch der Col de Vars (2109 Hm). Hier „batteln“ wir uns mit zwei Harleys. Aus der Kurve raus ziehen die großen V2 Motoren wie Harry…aber wehe es geht um ne Kehre rum, das ist ein Drama. Überholen ist aber eben wegen dem Antritt nach der Kehre gar nicht so leicht. Ich ziehe auf der Bremse in einer Kehre vorbei. Anja kämpft mit der 650er deutlich mehr. Und kaum ist man dann vorbei kommt wieder so ein Punkt an dem man gerne die Kamera ausgepackt hätte. Nein jetzt nicht wieder hinter die Harleys zurückfallen.

In Jausiers fahren wir am heutigen Campingplatz einfach vorbei. Wir wollen den Tag mit einem kleinen Highlight ausklingen lassen. Der Col de la Bonette gehört nicht zur RdGA und liegt daher eigentlich nicht auf unserer Route. Aber es ist erst 15 Uhr und wir haben ja einen Platz sicher. Also schwingen wir zügig auf die Passhöhe von 2715 Hm hinauf. Wahnsinn! Die Landschaft hier oben legt nochmal eine Schippe drauf. Und oben gibt es dann noch die Möglichkeit den Gipfel zu umrunden. Dabei knackt man dann die 2800 Höhenmeter. Die an der Passhöhe beginnende etwa zwei Kilometer lange Ringstraße um die Cime de la Bonette führt auf 2802 m und ist damit die zweithöchste asphaltierte Straße der Alpen. Noch höher ist nur die auf 2829 Hm führende Ötztaler Gletscherstraße in Österreich (wenngleich diese anders als die hier behandelte Straße eine Sackgasse ist). Ausgeschildert ist die Passauffahrt unter anderem mit „Plus haute route d’Europe“ (deutsch „Höchste Straße Europas“). Die höchste Straße Europas liegt jedoch nicht in den Alpen, sondern führt (als für motorisierte Fahrzeuge nur mit Genehmigung befahrbare Sackgasse) auf den Pico del Veleta in der Sierra Nevada (Spanien). Wenn man diese ganzen Fakten mal außer Acht lässt dann ist man hier aber trotzdem einfach ganz schön weit oben für europäische Verhältnisse.

Nach der Umrundung des Cime de la Bonette fahren wir den gleichen Weg wieder hinab bis nach Jausiers zum Campingplatz. Wir legen noch ein paar Fotostopps ein und beenden nach ca. 2 Stunden den Abstecher. Auf dem Campingplatz lassen wir es heute gemütlich angehen. Es ist ja schließlich erst 17 Uhr. Zelt aufbauen und dann erstmal zu Fuss einkaufen gehen. Tomaten, Oliven, Gurke, Knoblauch, Mais, Eier und Wasser füllen unsere Tasche als wir den Stadtbummel beenden und zum Platz zurückkehren. In dem kleinen Örtchen findet heute Abend wohl ein Konzert statt. Die Musiker sind gerade beim Soundcheck als wir vorbeilaufen. Anja übernimmt das Kochen. Es gibt heute einen Couscous Salat mit den ganzen frischen Zutaten und einem Zucchini den wir noch von daheim dabei haben. Ich ärgere mich derweil mit der Elektrik an den Motorrädern herum. Seit Jahren haben wir SW Motech Evo Elektrik Tankrucksäcke. Jedesmal wenn wir dann auf einer Reise sind und den Stromanschluss im Tankrucksack dann mal nutzen wollen ist was anderes an den Dingern kaputt. Bei Anjas weiß ich noch nicht woran es liegt dass kein Saft mehr ankommt. Bei meinem ist einer der gefederten Pins im Tankring defekt. Ich hab die Faxen jetzt dicke und schneide kurzerhand die Steckdose im Tankrucksack ab und verbinde sie unter der Sitzbank (per Relais geschaltet und abgesichert) mit dem Stromkreis. Ab morgen können wir dann unsere Powerbanks wieder während der Fahrt laden. Der SW-Motech Schrott taugt auf jeden Fall nicht dazu!!!

Bis ich mit der Elektrik fertig bin hat Anja auch den Salat fertig und wir können essen. Das hebt die Laune gleich wieder gewaltig! Dann geht es an die Planung des nächsten Tages. Da es von der Etappe her passen würde schauen wir nach einer Unterkunft in Nizza. Diese Idee hatten wohl noch ein paar mehr Leute. Freitag bis Sonntag an die Cote d’Azure. 800 Eur für zwei Nächte und dann nochmal 50 Eur fürs Parken…Nein danke! Air BnB hat leider auch nichts passendes im Angebot, deshalb entscheiden wir uns die Etappe etwas kürzer anzusetzen und bereits in Menton ein Hotel zu nehmen. Den freien Nachmittag wollen wir mit Bummeln und Essen gehen verbringen. Die Route noch schnell aufs Garmin kopiert, geduscht und ab in die Koje.

Route des Grandes Alpes – Tag 04 – 232km – Lanslebourg Mont Cenis

Die Nacht im Zelt war perfekt. Acht Stunden am Stück durch geschlafen und dann ein wundervoller Sonnenaufgang in den Bergen. Was will man mehr? Zum Frühstück gab es den restlichen Käse und Gurke. Heute Abend soll es immerhin schon wieder eine neue Käseregion und damit frischen Käse geben. Die Routine beim Packen wird auch so langsam. Um kurz nach 10 Uhr sind wir startklar. Heute geht es nun in die Vollen auf der Route des Grandes Alpes. Col an Col reihen sich auf der Route aneinander.

Der Start ist die Hölle, Stau stehen und wundern was hier so viele Menschen tun… Nachdem wir wieder auf der Route sind reihen wir uns in die Blechlawine ein, welche erstaunlich flüssig vorankommt. Über den Col du Châtillon (742 Hm) geht es nochmal durch Ortschaften in Richtung Col de la Colombière (1613 Hm). Wir halten Ausschau nach einer Tankstelle und werden auch fündig. Das Display der Zapfsäule zeigt an dass keine Karten aktzeptiert werden – ich versuche es trotzdem und werde zurückgewiesen. Also wollen wir weiterfahren. Beim Verlassen der Tankstelle muss man eine Schranke passieren und da sitzt eine Dame in einem Häuschen und kassiert… achja, da war was… die Erinnerung kommt zu spät wieder. Tagsüber tankt man einfach und bezahlt – Nachts sind die Automaten am Zug. Wir werden einfach die nächste Tankstelle nehmen.

Es folgt der Col de Saint Jean de Sixt (956 Hm). Der Verkehr ist immer noch dicht aber flüssig. Die Landschaft zieht uns in ihren Bann und die Kurven bekommen fast zuwenig Aufmerksamkeit. Heute läuft es. Der Himmel ist blau, keine Wolke zu sehen, die Temperaturen steigen nach der kühlen Nacht langsam an und unser Grinsen nimmt kein Ende.

Auf einen Col folgt was? Richtig, der nächste…Col des Aravis (1487 Hm) Genauso wie die Höhe der Pässe steigt auch die Temperatur an. Längst sind die Lüftungen meiner Moppedkombi offen und ich genieße den Fahrtwind der durch Hose und Jacke bläst. Anja ist da anderer Meinung… laut ihr könnte es durchaus noch etwas wärmer sein.

Als wir den Col des Saisies (1650 Hm) hinabfahren steigt meine Vorfreude auf den kommenden Käsekauf in Beaufort. Leider finden wir auf Anhieb weder auf dem verbliebenen Weg dorthin noch direkt in Beaufort eine Fromagerie. Dafür haben wir aber eine Boulangerie/Patisserie gefunden an der wir eine Pause einlegen. Cappuccino, Tee, zwei verschiedene Käsekuchen, eine Tartellete Chocolate und eine Quiche Beaufort später spannt uns der Ranzen und wir sind Müde. Es war vielleicht ein bisschen viel, aber wir hätten hier noch viel viel mehr essen können. Die Auswahl war riesig und es sah alles superlecker aus.

Auch auf dem Weg auf den Col du Méraillet (1605 Hm) finden wir keine Fromagerie. Auch den Cormet de Roselend (1968 Hm) überqueren wir ohne Käse. Oben auf der Passhöhe steht zwar ein Verkaufswagen aber der spricht uns nicht an. Hier treffen wir zwei ältere Schweizer mit alten Moppeds wieder die uns bereits seit einiger Zeit „begleiten“. Sie haben ein Motorrad zerlegt und sind am schrauben. Ich frage kurz nach ob sie Hilfe in Form von Werkzeug oder Teilen brauchen, sie bedanken sich und verneinen. In Bourg Saint Maurice finden wir endlich eine Fromagerie. Zwei Sorten Beaufort (Beaufort Ete col du la und Beaufort Ete Vallee des) und einen Crottins de chevre gönnen wir uns bevor es weiter geht nach Val-d’Isère. Dieser Ort ist mir noch gut aus meiner Kindheit von den Ski Weltcups im Gedächtnis die mein Vater immer im TV geguckt hat. In Val-d’Isère kaufen wir Wasser, zwei Sorten Baguette und wieder eine Gurke. Nun folgt der König des Tages. Der Col de l’Iseran mit 2770 Höhenmetern.

Eine absolut beeindruckende Landschaft begeistert mich total. Anja sucht erstmal eine Toilette auf und ärgert sich über den Zustand eben dieser. Die Radfahrer welche oben am Passschild ankommen klatschen ab und feiern das bezwingen des Berges. Einer kommt im Eiltempo angefahren und man meint er stirbt als er am Passschild ankommt. Aber er ist auch nur äußerst ergriffen und schnappt nach Luft. Wir machen dann ebenfalls noch ein Selfie vor dem Schild und schwingen uns wieder auf die Maschinen. Es ist schon spät und wir wollten eigentlich nicht den ersten sondern erst den vierten Campingplatz nach dem Pass nehmen. Es sind noch gute 30km und wir haben wie immer nichts reserviert.

Pässe wie den Iseran lieben wir. Das Stilfser Joch hat exakt einmal einen Reiz für uns gehabt. Den Reiz einmal oben zu stehen. Aber das enge Kehren hochhetzen – Gas weg, Gas ran, Gas weg, Gas ran ist einfach nicht unser Ding. Die Pässe in den Pyrenäen hatten da schon einen ganz anderen Reiz und auch der Iseran ist so gebaut. Kilometerlang geht es hinauf bzw. auch wieder hinab. In schön flüssig zu fahrenden Kurven. Freilich sind auch einige Spitzkehren dabei, aber eben nicht nur. Den ersten Campingplatz schauen wir nicht einmal an – Eine Wiese mit einer Toilette. Ein bisschen mehr Komfort wollen wir heute schon. Die folgenden zwei reizen uns auch nicht. So wird es es dann tatsächlich kurz vor 19 Uhr der vierte in der Reihe und wir haben doch noch den Col de la Madeleine (1746 Hm) überfahren. Der Municipal Les Balmasses in Lanslebourg Mont Cenis ist ziemlich voll, aber wir bekommen noch einen Platz oben auf der „zweiten Etage“. Die kleinere obere Wiese liegt wie ein Balkon etwas über Lanslebourg und der Ausblick ist wunderschön. Auch kriegt man hier oben noch etwas länger Sonne ab als auf der unteren Ebene.

Schnell bauen wir das Zelt auf und packen den Käse aus. Trotz des Kuchens am Nachmittag haben wir mächtig Hunger und müssen uns zusammereissen nur die Hälfte zu essen, es soll ja auch noch fürs Frühstück reichen. Danach noch schnell unter die Dusche und dann noch Bilder sichten und ein bisschen schreiben. Unsere Zeltnachbarn (Fahrradfahrer) interessieren sich für unser Vaude (Chapel L3P) und ich beantworte noch Ihre Fragen. Dann geht es in die Koje, morgen sind wieder einige Pässe angesagt.