Griechenland 2024 – Tag19 – 373 km – Matuzici

Die Feierei im Gastraum hat uns völlig kalt gelassen, wenn wir mal schlafen, dann schlafen wir. Manch anderer hätte hier sicherlich keine Nachtruhe gefunden. Beim Frühstück werden wir mit einem grinsen gefragt wie wir geschlafen haben – ich glaube er wartet drauf dass wir uns beschweren. Mit einem Grinsen im Gesicht sage ich wahrheitsgemäß wunderbar! Wir haben die Wahl zwischen Omelette mit Käse, Omelette mit Schinken oder Spiegeleier mit Bacon. Wir wählen beide die Spiegeleier mit gebratenen dicken Speckscheiben, fluffiges Brot, Zwiebeln, Krautsalat und dazu Tee. Ich esse auch noch Anjas rohe Zwiebeln, davon werde ich wohl den ganzen Tag was haben 😀 Um kurz vor 9 Uhr sitzen wir auf den Moppeds und rollen vom Parkplatz. Wir drehen noch eine Dorfrunde auf der Suche nach einer Schneiderei oder Schusterei. Beim anziehen der Handschuhe hat Anja einen Finger ins freie gesteckt – sprich der Handschuh löst sich auf. Wir finden eine Schneiderei, diese lehnt aber ab Leder zu nähen. Naja dann muss es halt so gehen. Wir werden weiter die Augen offen halten.

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Raus aus dem Ort, rein in den Nebel. Es ist heute auch zum ersten mal echt kühl! Das Handy sagt 6 Grad – gefühlte 3 Grad. Relativ schnell fahren wir allerdings aus dem Nebel raus und gewinnen etwas an Höhe. Die ersten Fotostopps schreien uns förmlich an: „Fotografier mich!“ Nebel in den Senken zwischen den Hügeln und herbstliche Bäume. Beim 3 Stopp mängelt Anja an dass Ari nicht mehr anspringt. Ich gehe von mir selber aus als ich sie frage ob sie die Zündung anhat? Ja hat sie. Ob sie den Not Aus raus hat? Ja hat sie. Ob sie den Seitenständer richtig eingeklappt hat? Ja hat sie. Ob ich denke dass sie bescheuert ist? Nein denke ich nicht – ich gehe nur von meiner eigenen Dämlichkeit – ähhh Schusseligkeit aus. Vor Jahren habe ich mal versucht die Honda NTV mit dem Zündschlüssel anzulassen wie ein Auto… Hab echt 10 Minuten gebraucht bis ich geschnallt hab wie dämlich ich bin! Ich steig ab und schau mir die Misere an. Keinen Mucks macht die 650er – da kommt mir die Erinnerung an Julias (Mädchenmotorrad.de) Blogbeitrag aus den Pyrenäen -> Kupplungsschalter – ich wackel mal am Kabel und am Stecker -> Zack Ari springt wieder tadellos an. Danke Julia!

Bei den folgenden Stopps weigert sich Anja Ari auszumachen. Naja irgendwann heute beim Tanken oder so werden wir dann mal testen können ob sie wieder anspringt. Die 40km bis zur Bosnischen Grenze sind schnell geschafft (bis auf die Fotostopps). Zwischen den beiden Grenzposten liegen hier 4km Schlaglochstrecke, die Erinnerung daran kommt uns während wir sie fahren. Vorher mussten wir aber am Montenegrinischen Posten den Helm runter tun damit das Bild im Reisepass ordentlich verglichen werden konnte. Am Bosnischen Posten genügt dann wieder Helm aufklappen, dafür werden die TÜV Plaketten kontrolliert.

In Bosnien geht es landschaftlich so weiter wie in Montenegro – bewaldet, kurvig und hügelig bis bergig – schön da! Der Weg führt uns über eine relativ große Straße auf gutem Asphalt durch ein Tal. Bisschen Schattig und somit kühl ist es, ansonsten Bombe! Dann geht es in den Wald und die Straße wird einspurig. Auch hieran erinnern wir uns düster, fahren wir heute doch entgegengesetzt der Strecke von 2015. Mitten im Nirgendwo im Wald ist dann die Straße durch ein Fahrzeug aus dem Film Mad Max blockiert. Eine martialisch anmutende uralte Seilwinde aus Sowjetzeiten. Diese ruckt gerade ganz wild auf der Straße herum da sich der Baum am Seil verhakt hat und die Winde daran herumreißt. Wir (bzw. ich – Anja traut sich nicht) stellen das Mopped ab und warten geduldig bis wir bemerkt werden, signalisieren dann dass sie erst fertig machen sollen und nicht wegen uns unterbrechen. Also wird der Baum noch hochgezogen, die Winde dafür zweimal umgesetzt und dann machen sie uns den Weg frei. Drei Kurven weiter kommen uns im Affenzahn ein Auto und ein Sprinter entgegen welche gerade noch bremsen und ausweichen können. Ich steh auf jeden Fall in der Hecke… das war knapp! Mich würde interessieren wie sie an der Winde vorbeikommen. Dann geht es über eine Hochebene welche wunderschön ist in den herbstlichen Farben und wir kommen wieder auf eine größere Straße. Die Km vergehen heute in Relation zur Zeit eher langsam. Wir haben uns heute morgen für die 340km entschieden und ich bekomme langsam Bedenken ob die Entscheidung so gut war. An einer Tankstelle füllen wir die Moppeds, zahlen mit der Visa (sehr gut, da wir keine Konvertibel Mark haben) und Ari sprang auch auf Anhieb wieder an. Zur Stärkung gibt es ein Kitkat und ne Pepsi.

Dann geht es über größere Straßen weiter. In Kladanj stoppen wir so um 14 Uhr rum an einer Pekarna. Das Frühstück ist ne gute Zeit lang her und wir können ein bisschen Energie gebrauchen, Also fragen wir ob EUR akzeptiert werden und kaufen 4 kleine Burek – 2 mit Käse und 2 mit Fleisch. Wir essen sie schnell ohne die Jacken auszuziehen – es liegen noch einige km vor uns. Überhaupt haben wir heute keine längere Pause eingelegt, das merkt man langsam. Wir biegen wieder auf eine kleine Straße ab, fahren über mehrere Behelfsbrücken aus Holz und stoppen zwischen zwei Tunnels für eine Biopause. Am Fluss sieht man dass hier vor nicht zu langer Zeit ordentlich Wasser runterkam. Selbst das Gras hat sich noch nicht wieder aufgerichtet. Wir sind ein ganzes Stück von Jesenice entfernt wo vor einigen Tagen enorme Schäden bei Unwettern und Überflutungen entstanden sind. Noch ein paar km weiter endet der Asphalt und es geht auf Schotter weiter. Nochmal ein paar km weiter sollen wir im Wald links abbiegen, der Schotter wird lockerer und es sieht so aus als ob hier eine Straße mit mehreren Kehren über einen Bergkamm führen soll. Uns fehlt heute schon die Energie für eine derartige Aktion mit der Ungewissheit wie die Strecke aussieht, also drehen wir um und nehmen einen Umweg auf sicherem Asphalt in Kauf. Das bringt uns nochmal 33 km mehr auf die eh schon langen 340 Tageskilometer.

Auf dem Umweg sehen wir wieder ein gelbes Hinweisschild mit viel Text. Ich dreh nochmal um, um nicht wieder blind in eine Sperrung zu fahren. Ein freundlicher Passant der perfekt Deutsch spricht übersetzt mir das Schild. LKWs über 15T sind hier verboten. Dafür erzählt er mir noch dass es eine wunderschöne einspurige Straße durch ein Tal ist. Früher war das mal eine Eisenbahnstrecke nach Ungarn auf der Blei und Eisenerz transportiert wurde. Ich reiße mich los und wir bügeln das Tal entlang – naja wir folgen den bestimmt weniger als 15T wiegenden Holzlastern, bis uns diese vorbei lassen. Was sie auch wirklich zügig und bereitwillig tun. Die Schlucht ist wirklich wunderschön. Das Fahren allerdings anstrengend aufgrund der ständigen Bremsbereitschaft aufgrund des Gegenverkehrs auf der einspurigen Strecke. Die Zeit sitzt uns langsam im Nacken und wir werden nicht fitter. Wir lassen einen Audi überholen welcher uns von hinten anschiebt und hängen uns hinter ihn. Das „verfolgen“ mit Sicherheitsabstand kündigt den Gegenverkehr besser an und strengt nicht ganz so arg an. Man muss aber mal ehrlich sagen … der Audi fährt völlig gottlos und ohne Rücksicht auf sein Fahrwerk und die Felgen! Nach einigen Kilometern kurvenhatz ohne Blick für die Landschaft um uns halten wir an einer Moschee und sind einfach nur platt. Wir brauchen dringend ne Pause. Wir essen unsere „Notfallkekse“ welche erfreulicherweise 7 Stück sind. So können wir wunderbar 3/7 für Anja und 4/7 für mich teilen. Eine Formel die mal entstand als wir erkannt haben dass es für Anja zu viel ist wenn wir immer 1/2 zu 1/2 teilen. Ich freu mich über den einen Keks mehr! Nacken, Schulter, Hände sind heute völlig am Ende. Die Anspannung auf den kleinen Strecken ist brutal.

Die letzten 75km sind dann ziemlich viel auf einer größeren Straße und bedeuten mitschwimmen im Verkehr. Der Himmel wird rot, die Sonne verschwindet hinter den Bergen welche wir nochmal ein bisschen hoch fahren. Ein letzter Fotostopp (wir haben Bosnien heute sowieso viel zu wenig gewürdigt – es ist wunderschön!), dann rollen wir auf den Parkplatz der heutigen Unterkunft. Wir wollen nur noch aufs Zimmer. Im ersten Zimmer geht das Licht nicht, also bekommen wir ein anderes. Das Zimmer ist ernüchternd – but you get what you pay for. 29 EUR für die Übernachtung mit Frühstück. In unserem momentanen Gemütszustand fällt es uns aber schwer uns darauf einzulassen. 340 km waren einfach zu optimistisch und haben zu viele Körner gekostet, außerdem wurden es dann 373km. Wir wechseln Klamotten und wandern zum Ausgleich fürs viele sitzen heute noch 3 km an der Schnellstraße entlang (1,5km und retour). Dann gehen wir ins Restaurant und bestellen Cevapi u Kajmak und Anja Rasnici, dazu selbstgebackenes megafluffiges Brot. Ne Fanta und Wasser werden dann durch zwei Rakija aufs Haus ergänzt. Das Zeug ist echt übel! Jasmina eine Freundin mit bosnischen Wurzeln hatte mich davor gewarnt in Bosnien Schnaps zu trinken! Bleib bei Bier hatte sie gesagt. Anja trinkt ihren nur halb, ich dafür meinen und Ihren Rest.

Funfact des Tages: Im Eingangsbereich der Unterkunft steht ein Snackautomat. Neben Snickers, Chips, Softdrinks, Whiskey und Bier sind auch noch einzelne Kondome und Viagra (5Eur) drin. Man kann sich also nen Ständer für 4 Stunden, ein Kondom, nen Whiskey und ein Snickers (wenn’s mal wieder länger dauert) kaufen.

Routenplanung und Unterkunftssuche verschieben wir aufs Frühstück, das Wifi im Zimmer funzt net und außerdem sind wir zu müde. Diese Zeilen entstehen auch erst am nächsten Tag.

Unterkunft: Guesthouse Ines Doboj

Griechenland 2024 – Tag18 – 338 km – Pljevlja

Die Matratzen im Red Bricks sind einfach der Hammer! Ich habe so gut geschlafen wie seit Wochen nicht mehr! Kann ich diese Matratze mit heim nehmen? Wir sind heute die ersten beim Frühstück um Punkt 8 Uhr. Das Buffet ist reichlich gedeckt und wir schlagen ordentlich zu. Beim Moppeds packen erntet Anja wieder verschiedenste Arten von Blicken. Um 9:30 rollen wir dann vom Gehweg und durch den dreispurigen Kreisverkehr vorm Red Bricks um Shkodra in Richtung Norden zu verlassen. An einer Tankstelle müssen wir noch stoppen, da ich nur noch ca. 2 Liter Sprit im Tank habe. Damit kommen wir nicht mehr weit. Dann sind wir schon durch die Randgebiete und sehen Berge vor uns.

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Wir legen erste Fotostopps ein und schrauben uns die in die Höhe. Das Vermosh Tal ruft. Hier waren wir zwar 2018 schon mal, aber die Erinnerung kann man ja mal auffrischen. Und sie war tatsächlich etwas verblasst! Wir sind wieder völlig verblüfft ob der Schönheit und der Superlative dessen was die Natur hier geschaffen hat. Die Straße welche der Mensch durch das Tal gebaut hat ist auch der Hammer! Kurven pur und bester Asphalt! Am Aussichtspunkt über dem Tal treffen wir ein Pärchen aus Rumänien mit zwei großen BMW GS. 4 Moppedfahrer und 50% sind Frauen und das in Albanien…ungewöhnlich! Durchs Tal lassen wir dann dem Flow seinen Lauf. Es flutscht und wir jauchzen vor Freude. An einem Cafe stoppen wir und gönnen uns Espresso und Fanta Exotic. Wir glauben dass es das gleiche Cafe ist an welchem wir 2018 schon gestoppt hatten, es müsste dann aber renoviert und erweitert worden sein. Als wir wieder aufbrechen wollen geht der Wirt in einen Nebenraum holt drei Forellen aus einem Basin und haut Ihnen auf den Kopf. Das hatten wir auch von 2019 so in Erinnerung, aber damals war das Basin noch außen. Ich spreche Ihn darauf an und er bestätigt dass sie umgebaut haben.

Im weiteren Verlauf des Tales folgen noch einige Fotostopps und dann wandelt sich plötzlich das Bild vor uns. Plötzlich füllen knallebunte Laubbäume in intensiven herbstlichen Farben leuchtend unseren Blickwinkel. Es ist einfach geil hier! Das kann man nicht anders sagen. Dann geht es an die Grenze. Das letzte Stück (ca. 1,5km) war 2018 noch nicht geteert. Jetzt ist auch hier perfekter Asphalt. Am Schlagbaum halten wir an und bringen dem Grenzer unsere Pässe und Fahrzeugpapiere. 5 Minuten später dürfen wir passieren. Auf der Montenegrinischen Seite dann dasselbe Spiel nochmal. Anhalten, absteigen, Papiere abgeben, warten.

Die ersten km in Montenegro begeistern uns sofort wieder für dieses Land! Astreine Straße, Kurven satt, Ausblicke aus einem Bilderbuch oder von Bob Ross gemalt. Ein Auto gibt uns Lichthupe woraufhin wir das Tempo etwas mäßigen, was auch gut so ist, da kurz darauf eine Polizeikontrolle folgt. Wir werden durchgewunken. Wir folgen dem Tal weiter und irgendwann stoppen wir an einer Pekarna und gönnen uns den ersten Burek dieser Reise. Im Market nebenan kaufe ich noch Wasser, dann geht es weiter.

Auf der E-65 ab Berane ist Baustelle angesagt. Wir ersticken förmlich im Staub! Etliche km ist Schotter angesagt mal fester, mal lockerer, zig Ampelschaltungen und menschliche Einspurregelungen. Wir kommen nur schleppend voran und die Panoramic Road welche hier ausgeschildert ist macht nicht so richtig Spaß. Wir fressen unendlich viel Dreck, Moppeds, Klamotten und alles was so an uns dran ist hat eine dicke graue Staubschicht. Durch die Helmvisiere ist fast nichts mehr zu sehen. Als die Baustelle nach knapp 30km endlich zu Ende ist freuen wir uns ein Loch in den Bauch! Und wir freuen uns auch schon darauf dieses heute Abend mit Essen zu füllen. Aber erst soll es noch durch den Durmitor Nationalpark entlang der Tara gehen. Wir legen nochmal eine Biopause ein, essen nen Apfel und ne Birne. Ich widme mich noch intensiv den Helmen und mach sie so gut es geht sauber. Der Wahnsinn was man durch ein sauberes Visier wieder sieht! Vor allem bei der immer tiefer stehenden Sonne. Dann geht es oberhalb der Tara entlang. Und dann plötzlich geht gar nichts mehr. Die Straße ist vollgesperrt. Aber nicht nur ein Schild, nein sie ist wirklich komplett dicht gemacht. Da hilft alles nix, wir müssen umdrehen und großräumig umfahren. Das heißt erstmal ein ganzes Stück zurück fahren. Ganze 41 km geht es Retoure. Unterwegs stoppen wir an einer Tankstelle, Sprit, Cola, Twix und ein Gespräch mit einem Tschechen der uns überzeugen will ein Businness in Sachen Autohandel mit ihm zu eröffnen…dafür hab ich grad echt keine Nerven! An der Tanke plane ich schnell noch auf dem Garmin die Umleitung. Unsere Ankunft an der Unterkunft schiebt sich insgesamt ca. 1,5 Stunden nach hinten. Es wird heute ein langer Tag.

Die Sonne steht schon tief und in den Tälern ist sie bereits nicht mehr zu sehen. Es wird deutlich kühler und Anja hat schonmal was drunter gezogen. Ich schließe bei einer weiteren Toilettenpause die Lüftungen an meiner Klim Kombi. Die Umfahrung macht aber Spaß! Kurvig, perfekter Asphalt und Formationsflugcharakter! Wir sind im Fahrtunnel und machen keine Fotostopps mehr. Irgendwann verlassen wir die Ausbaustrecke und der Asphalt wird schlechter Ein Iveco Daily, ein Passat und ein Golf sind vor uns und geben es ihren Fahrwerken echt gottlos! Irgendwann laufen wir auf einen LKW auf, welcher ohne Ladung auch fährt wie ein Irrer! Sein Auflieger kämpft in so mancher Kurve mit dem nötigen Grip! Wir könnten ein bisschen zügiger fahren, aber Überholen ist echt ein spannendes Thema nachdem unsere „Kontrahenten“ so angasen. Irgendwann ergibt sich trotzdem die Gelegenheit und wir ziehen vorbei. Pljevlja ist bekannt für sein Kohlekraftwerk welches mit 210 MW ca. 1/3 des Stromes des Staates Montenegro produziert. Die Kohle hierfür kommt aus zwei Tagebaugebieten in der Gemeinde. Als wir auf die Stadt zufahren blicken wir direkt in den Krater des Tagebaus. Ein riesen Loch ist das! Die letzten Sonnenstrahlen verschwinden allerdings gerade hinter den Bergen und der Himmel leuchtet rot. Also stoppen wir nicht mehr sondern rollen zielstrebig ans Hotel.

Das Zimmer ist klein und in die Jahre gekommen, aber sauber. Ich kippe Elli noch ein bisschen Öl in den Motor, dann ziehen wir uns um und gehen eine Runde spazieren. Nach den 338 km heute tut es gut die Beine etwas zu bewegen. Pljevlja ist lebendig! Viele größeren Städte haben viel Leerstand. Hier steppt der Bär! Menschen auf den Straßen, ein Laden am anderen. Man merkt dass es hier Arbeitsplätze gibt und eine florierende Wirtschaft. An einem kleinen Supermarkt kaufen wir Wasser, Kekse und Bake Rolls. Als wir wieder zurück am Hotel sind beschließen wir direkt dort Abend zu essen. Als Vorspeise gibt es Kajmak und Sopska Salat. Ich gönne mir Cevapi, Anja irgendein gefülltes Fleisch. Beides ist saulecker! Die Portion ist groß, wir sind nach dem langen Tag aber auch hungrig und lassen keinen Krümel übrig. Nach dem Essen geht es dann noch unter die Dusche, den Staub des Tages abwaschen! Das Duschgel des Hotels riecht wie Lavendelweichspüler und nachdem ich den Staub aus dem Bart gewaschen habe flauscht er auch wie mit Kuschelweich gespült.

Wir sind uns noch unsicher wieviel km wir morgen einplanen wollen. 310 oder 340? Wir schlafen mal ne Nacht drüber und werden es morgen entscheiden. Im Gastraum des Hotels steppt der Bär, die Musik dröhnt und die vorwiegend männlichen Gäste singen lautstark mit. Um 23:15 (ich tippe gerade noch) wird die Musik langsam leiser, aber ein Ende ist noch nicht ins Sicht. Anja lauscht schon intensiv am Kissen.

Unterkunft: Hotel Delta Pljevlja

Balkantour 2018 – Tag 17 – 268 km – Dubrovnik

Das Frühstück im Hotel Bambis hat sich seit 2015 nicht verändert. Man hat keine Chance es zu schaffen! Anja hat sich Bacon and Eggs geordert und ich mir ein Käse Sandwich. Was wir bekommen würde für eine Fussballmannschaft reichen. Als wir vor die Tür treten um die Motorräder wieder zu beladen trifft uns der Schlag – der Hitzeschlag – mit voller Wucht! Sofort sind wir klatschnass verschwitzt und das sollte sich heute auch nicht mehr ändern. Um 9:30 Uhr hat es hier schon 30 Grad. Das ist nicht gerade angenehm in Moppedklamotten.

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Wir starten erstmal in Richtung Skutarisee. Um in diese Richtung zu kommen müssen wir einmal quer durch Podgorica. Langsame Geschwindigkeit, stehende Luft und glühende Sonne. So bleibt uns Podgorica in Erinnerung. Wir schneiden den Skutari See nur kurz an, können dabei aber schon die Gewaltigkeit des Gewässers erahnen. Nach dem See schrauben wir uns ein bisschen in die Höhe und begeben uns auf ganz kleine Sträßchen. Der Ausblick von hier oben auf den See ist atemberaubend.

Wir zuckeln utzgemütlich in richtung Lovcen weiter und haben überhaupt keine Eile. Den Hausberg der Bucht von Kotor fahren wir von hinten her hoch und bezahlen brav unsere Gebühr um die letzten Meter bis zum Parkplatz des Gipfelrestaurants fahren zu dürfen. Oben am „Parkplatz“ ist die Hölle los. Wir stellen die Moppeds einfach mitten rein und drehen eine ganz kurze Runde mit der Kamera. Nach 3 Minuten sitzen wir wieder auf ohne auf den Gipfel gelaufen zu sein. Zum einen ist uns hier oben viel zu viel los und zum anderen sieht man die Bucht von Kotor eh nicht wegen tief hängender Wolken. Eigentlich ärgern wir uns ein bisschen dass wir die Gebühr bezahlt haben. Man hat bestimmt von der Straße welche nach Kotor hinab führt auch einen guten Blick auf die Bucht.

Wir können dies nur leider nicht eruieren. Die Straße ist nämlich gesperrt wegen Bauarbeiten. Das setzt mich nun ein wenig unter Stress da wir heute Abend eine Tischreservierung in Dubrovnik haben um unseren 12. Jahrestag und Anjas Geburtstag nachzufeiern. Ich plane kurz am Navi um – die R-1 soll uns nun nach Kotor bringen. Wir fahren also den Lovcen wieder auf dem Weg hinab welchen wir auch hochgekommen sind und biegen links ab um ihn zu umrunden. Aber auch das wird nichts. Erst ist die R-1 frisch geteert und in einem super Zustand. Dann steht ein Baustellen LKW quer und ein Mann erklärt uns dass die Strasse wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Wir haben ein Deja-vu.

Nun gut, dann den langen Weg an die Küste um den Lovcen südlich zu umfahren. Am Ende hat uns dieser Berg 3 Stunden gekostet und die Sträßchen rauf und runter waren zwar ganz nett, die Aussicht welche wir uns erwartet hatten gab es aber nicht. Als wir massiv verspätet an der Bucht ankommen entschließen wir uns nicht mehr wie geplant drum herum zu fahren sondern per Fähre abzukürzen. Die Fähren hier verkehren quasi im 5 Minuten Takt und so kostet uns das zumindest schonmal keine Zeit mehr.

Nach dem Übersetzen ist es heute nur noch ein absitzen der restlichen Kilometer nach Dubrovnik. Es ist immer noch unglaublich heiss und wir zerlaufen in unseren Klamotten. Ohne Trinkrucksäcke wäre das alles für uns mal wieder unvorstellbar. In Dubrovnik beziehen wir zügig unser Quartier (Outstanding view Guest house) und stellen die Motorräder in der Garage unter. Noch flott duschen und dann geht es schon die 320 Stufen hinab in die Stadt. Am Geldautomaten noch mit Kuna versorgt stehen wir just in time um 19:30 am Restaurant Horizont und nehmen den reservierten Tisch ein. Wir waren hier 2015 bereits zum Essen und es war so lecker dass wir uns kurzfristig entschieden haben unseren Feiertag um einen Abend zu verschieben und hier zu verbringen.

Das Horizont hat seine Tische auf kleinen Plattformen auf den Stufen die direkt zur Altstadt Dubrovniks führen und man hat einen wundervollen Ausblick beim Essen. Nach diesem schlendern wir noch eine Runde durch die Stadt und lauschen einigen Musikern die heute weit verstreut in den Gassen Ihre Künste darbieten. Als wir uns entschließen die 320 Stufen zu unserer Unterkunft wieder in Angriff zu nehmen beginnt es zu regnen was uns zuerst wie ein Segen vorkommt. In den engen Gassen den Berg hinauf steht allerdings die Luft und es wird richtig drückend. Als wir unser Zimmer erreicht haben sind wir heute zum zweiten mal klatschnass geschwitzt. Müde aber glücklich fallen wir ins Bett und schlafen ein.

Balkantour 2018 – Tag 16 – 248 km – Podgorica

War das eine Nacht! Das Red Bricks in Shkodra ist einfach der Hammer. Die Mitarbeiter bemüht ohne Ende. Die Zimmer riesig. Das Bett gigantisch groß und mega Matratzen. Die Minibar ist im Preis inkludiert. Ne große Dusche mit ordentlich Wasserdruck. Wir haben geschlafen wie Könige! Das Frühstück stand dem in nichts nach. Wir kamen daher nicht in die Pötte und trödelten ewig rum. Um 10:30 zuckelten wir dann endlich los. Aber erstmal nur zum Postamt. Wir brauchten noch Briefmarken für die Ansichtskarten. Danach drehten wir noch eine Runde im Kreisverkehr vor dem Hotel bevor wir noch Wasser kauften und tankten. Dann hatten wir Shkodra wieder verlassen.

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Jetzt wo wir langsam begannen den albanischen Verkehrsfluss, der für einen Deutschen wie Chaos aussieht, zu verstehen. Es befindet sich alles in einem stetigen Fluss. Langsam und manchmal sah es aus wie drängeln, aber es hat auch etwas mit Rücksichtnahme zu tun. Viel flüssiger als in Deutschland. Und keiner regt sich auf. Alles fügt sich ineinander wie langsam laufende Zahnräder.
Erstmal ging es noch ein Stück auf gut ausgebauter Straße SH1 in Richtung Podgorica dahin bevor wir nach rechts auf die SH20 abbogen. Garmin behauptet immer noch dass dies ein unbefestigter Weg ist. Wir können mit Sicherheit sagen dass es das nicht ist. Die Straße ist nagelneu perfekt ausgebaut! Die Italiener in den Dolomiten wären mal wieder neidisch. Die SH20 schraubt sich zügig in die Höhe und liefert perfekte Aussichtspunkte! Es kommen einem plötzlich überdurchschnittlich viele Motorräder entgegen. Wenn man dann die Passhöhe des Leqet e Hotit hinter sich hat folgt in der ersten Kehre abwärts ein Parkplatz mit Aussichtspunkten.

Wir trafen hier ein deutsches Pärchen mit zwei großen Hunden im Kleinbus. Irgendwie haben wir uns dann mit denen ewig unterhalten. Sie kamen vom Wandern aus Montenegro und waren hin und weg von dem Land. Jetzt ist für sie Albanien dran. Bei uns ist es genau umgekehrt. Während wir so dastanden kamen immer wieder Gruppen von Motorradfahrern. Vorrangig Italiener, diese scheinen Albanien schon länger für sich entdeckt zu haben. Sie kommen aber auch relativ unkompliziert mit der Fähre über Igoumenitsa ins Land. Die Temperaturen waren heute sehr hoch und wir schwitzten nur einmal, dafür aber heftig.

Nach der Abfahrt vom Pass legten wir gleich den nächsten Stopp an einem kleinen Cafe ein. Zwei eiskalte Cola gönnten wir uns von unseren letzten LEK. Während wir hier saßen durften wir zusehen wie Albaner mit Fischen handeln. In gefühlten 5 Minuten hat die Händlerin 7 frische Fische erschlagen, ausgenommen und gewaschen und verkauft. So langsam sollten wir mal weiter. Das Navi gibt als Ankunftszeit bereits 18 Uhr aus. Die Straße ist weiterhin perfekt aber wir lassen uns auch weiterhin Zeit. Es dauert trotzdem nicht mehr lange bis die Grenze in Sicht kommt. Bevor dies aber geschieht endet plötzlich die Straße. Den letzten km bis zur Grenze geht es über Schotter. Bei der Passkontrolle treffen wir wieder Motorradfahrer. Ein Deutscher der vor uns herfährt und drei Tschechen in Gegenrichtung auf alten Africa Twins mit TKC80 Bereifung die bedauern dass in Albanien immer mehr asphaltiert wird.

In Montenegro fühlen wir uns sofort wieder wohl. Die bewaldeten Hügel und Berge sind einfach schön. Am Fahrbahnrand verkaufen Kinder Walderdbeeren. Wenn ich denke wie lange man für so ein Schüsselchen pflücken muss. Wir gönnen uns eines und sind begeistert. Die drei Kids sind begeistert von uns und unseren Motorrädern. Dann geht es wieder in die Höhe. Serpentine um Serpentine schrauben wir uns hoch, überholen einen Radfahrer mit vollem Gepäck. Dann machen wir halt an einer Bergwiese. Es ist unglaublich wie viele verschiedene Blumen hier blühen. So sieht gesunde Natur aus. Der Radfahrer holt uns ein und entpuppt sich als Belgier. Wir halten einen kurzen Plausch während Anja die Blumenvielfalt fest hält. Nachdem wir über diesen Pass sind geht es weiter auf kleinen Straßen in Richtung Kolasin. Dort biegen wir auf die E-65 ab welche uns durch die Taraschlucht nach Podgorica führen wird.

Wir legen nochmal ein paar Stopps ein. Es ist einfach gigantisch. Dieses Land zieht uns immer wieder völlig in seinen Bann. Gestaffelte Hügelketten im Gegenlicht. Da ist er wieder der Bernd Römmeltsche Moment. „Und wenn du meinst dass du fertig bist mit fotografieren, dann bleib noch 5 Minuten, es wird sich rentieren“… so vergehen 5 Minuten um 5 Minuten. Irgendwann müssen wir uns losreißen.

Podgorica ist uns gleich wieder vertraut. Das Hotel Bambis kennen wir von unserer Tour 2015. Wir checken ein, planen noch den morgigen Tag und suchen uns was zu essen. Wir finden einen kleinen Pizzastraßenverkauf mit wenigen Sitzgelegenheiten und lassen uns hier nieder. Anja gönnt sich anlässlich ihres heutigen Geburtstages noch ein Stück Napoleon Torte nach der Pizza. Zurück im Hotel springen wir noch schnell unter die Dusche. Es war ein mega anstrengender Tag voller toller Eindrücke. Wir fallen glücklich ins Bett und schlafen wie erschlagen.

Kroatientour 2015 – Tag 21 – 334km – wieder daheim

Der letzte Tag brach an. Wenigstens tat er das mit blauem Himmel. Ein letztes Frühstück im Hotel. Ein letztes Mal die Rollen packen und auf den Motorrädern festschnallen. 21 Tage waren wir nun unterwegs. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit, vor allem, weil wir nicht 21 Tage an einem Ort waren, sondern doch ein wenig herumgekommen sind. Um 20 nach 9 waren wir startklar und starteten in die letzte Etappe.

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Zuerst hieß es Salzburg zu durchqueren, da umfahren zu aufwändig wäre. Immer wieder hatten wir aha-Effekte und erinnerten uns zurück an unseren Adventstrip 2013. Die Oberleitungsbusse prägen das Stadtbild, Hohen Salzburg tront über der Stadt im Sonnenlicht und wir stehen im Stau. Am Grenzübergang nach Freilassing fanden lockere Kontrollen durch die Deutsche Bundespolizei statt, wir wurden wie alle anderen, die wir sehen auch einfach durchgewunken. Von der in den Medien groß propagierten Flüchtlingswelle haben wir auf unserer kompletten Reise nicht einen einzigen gesehen. Irgendwie finden wir das ein wenig komisch. Ein Stück geht es noch an der Grenze entlang bevor wir für ein ganzes Stück die B299 als Leitlinie hernahmen. Ab und an verließen wir die Bundesstrasse um ein paar Kurven drum herum mitzunehmen, aber im Großen und Ganzen wollten wir heute zügig vorankommen. Der Herbst hat Deutschland inzwischen fest im Griff, wir haben aber einen tollen Tag erwischt. Der Himmel ist weitestgehend blau, nur ab und an in einigen Niederungen durchquerten wir einige Nebelfelder. Die Strecke ist weitgehend unspektakulär, wir müssen erst wieder einen Blick für die eigene Heimat gewinnen. Unsere Köpfe sind noch voll mit wahnsinnig aufregenden Eindrücken aus Slowenien und Montenegro. Bei diesen Landschaften geht einem ein wenig der Blick für Deutschland verloren.

Eines fällt uns massiv auf. Das Sicherheitsgefühl auf deutschem Asphalt steigt unwahrscheinlich und damit auch die unbewusst gefahrene Geschwindigkeit. Man mümmelt sich bequem in den deutschen Schilderwald und verlässt sich darauf dass vor jedem Schlagloch gewarnt wird. Ein Stück Bundesstrasse, welche auf 80 beschränkt ist und mit einem Schild Strassenschäden gekennzeichnet ist, nehmen wir nicht einmal wahr. Ist doch bester Asphalt 😉

Gegen 16 Uhr kamen wir zu Hause an, aus der Ein Stop Strategie war doch wieder eine Drei Stop Stragie geworden, nachdem wir noch an einem Edeka das Nötigste für den ersten Tag mitgenommen haben. Einen Ausklang für den heutigen Tag liefert uns das A life divided Konzert in Nürnberg, für das wir bereits seit Monaten Karten haben.

3753 km in 21 Tagen klingt nicht so wahnsinnig viel, sind ja im Schnitt nur 178km pro Tag. Wenn man bedenkt dass wir auf dieser Reise allerdings vieles kombiniert haben. Motorradurlaub, 1 Woche Badeurlaub, 2 Tage Städtetrip dann relativiert sich das ganze wieder ein wenig. Bei 12 Fahrtagen sind es dann schon wieder 313km pro Tag die wir vorangekommen sind. Besonders angetan haben es uns die Schluchten in Montenegro. Dieses Land wollen wir definitiv noch intensiver erkunden, außerdem haben wir die Küstenregion komplett außen vor gelassen. Ein besonderes Erlebnis war auch der Regentag in Dubrovnik, welcher es uns ermöglicht hat, die Stadt weitestgehend ohne Kreuzfahrttouristen zu besichtigen. Eines ist uns auf dieser Reise aber wieder einmal besonders deutlich aufgefallen. Wie herzlich und vorbehaltlos die Menschen in den Balkanländern auf uns zugegangen sind. Wie bemüht wir als Gast behandelt wurden. Und wie entspannt das Fahren in anderen Ländern sein kann. Zurück in Deutschland (auch schon in Österreich) kehrt eine Hektik und ein Stressfaktor in den täglichen Umgang mit Menschen ein, welcher uns extrem ermüdend vorkam. Man muss nur in die Gesichter der Menschen blicken und vermisst das allgegenwärtige Lächeln. Die Menschen am Strassenrand welche von Ihrer Arbeit aufblicken und einem zuwinken und einem ihr lächeln schenken.

Eine kleine Besonderheit, die wir aus diesem Urlaub mitgenommen haben, lag unserer Rechnung im Restaurant Nishta in Dubrovnik bei. Eine Smilie Bean, die einen immer daran erinnern soll mit einem Lächeln durchs Leben zu gehen:


Wir sagen „hvala“ (Danke) für das Erlebte und Danke fürs mitlesen/reisen.

Gesamtstrecke:

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Kroatientour 2015 – Tag 5 – 319km – Dubrovnik

Heute legten wir uns zur Abwechslung nochmal hin 🙂 also nach dem Frühstück. Mit dem Wissen, dass wir heute „nur“ gute 300km vor uns haben trödelten wir gewaltig rum. Außerdem mussten wir unsere Suite noch ein wenig genießen. Soviel Platz hat man auf Reisen selten. Mir juckte es immer noch in den Fingern einen Abstecher nach Albanien zu machen, aber was bringts einmal rein und gleich wieder rauszufahren. Außer dem Stempel im Reisepass…nix. Also das ganze vertagt auf eine richtige Reise. Nachdem wir dann zum zweiten Mal aufgestanden waren – ja wir mögen Schmerzen – halbwegs zügig die Motorräder aufgepackt und noch schnell eine Tankstelle aufgesucht. Dann konnte es losgehen mit dem Weg nach Dubrovnik.

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Auch heute fuhren wir zuerst ein wenig die Strecke von gestern zurück, um weiter vorwärts zu kommen. Hab ich gestern eigentlich erwähnt, wie sehr uns Montenegro begeistert hat? Der Engländer würde sagen AWESOME!!! Wir hatten ein klein wenig die Hoffnung, auch heute nicht enttäuscht zu werden. Um das Potential zu erhöhen hatten wir uns für den heutigen Start die Moraca Schlucht ausgesucht. Wir folgten der Moraca fast bis zu Ihrer Quelle. Nachdem sie uns zur linken verlassen hatte, richteten wir unser Augenmerk wie gestern schon auf den Durmitor Nationalpark. Eigentlich sollte ganz Montenegro ein Nationalpark sein! Das Verlassen des Nationalparks bemerkte man nur, wenn man aufs Navi schaute. Die Landschaft ging einfach so weiter. Ich lasse hier Bilder sprechen. Nur soviel sei gesagt: Wer noch nicht hier war, sollte seinen nächsten Urlaub planen!

Ein Highlight jagt das nächste. Wenn man nun von den Höhenlagen wieder abwärts fährt stösst man direkt auf den Pivsko jezero den größten Stausee Montenegros welcher als Trinkwasserreservoir dient und zur Stromerzeugung genutzt wird. 33km lang ist der Stausee und erstreckt sich in mehrere Täler. Ein beeindruckender Anblick. Die Straße hinab zum Stausee glänzt mit Spitzkehren in Tunneln, die in den Fels gehauen sind. Den Stausee überquerten wir auf der Brücke und wendeten uns endgültig in Richtung Dubrovnik. Unzählige Fotostops hatten den Tag bereits weit voranschreiten lassen und ich bin froh, dass ich die Route nochmals gekürzt hatte, von ursprünglich 390km auf 320km.

 

Die Europastrasse E762 ist in einem hervorragenden Zustand und so konnten wir fliegen lassen. Nach den kleinen Straßen der letzten Tage fühlten sich 80km/h an wie Lichtgeschwindigkeit. Bei Niksic änderten wir nochmals den Kurs, um noch ein Eckchen Bosnien und Herzegowina mitzunehmen . Gerne hätten wir noch einen Abstecher nach Kotor gemacht, um uns hier die berühmte Bucht anzusehen, dies muss aber auf den nächsten Besuch in Montenegro warten. Die zwei Grenzquerungen waren unspektakulär, wie schon auf der ganzen Reise. Diesmal wurden wir sogar einfach so durchgewunken, ohne Ausweise zeigen zu müssen. Unser letzter Stop des Tages war in Bosnien und Herzegownia um noch die Tanks der Motorräder zu füllen, bevor sie in Dubrovnik für 2 Tage in einer Garage verschwinden. Ja, ihr habt richtig gelesen, wir verbinden auf dieser Reise alles, was wir im Urlaub so lieben. Motorradfahren, Städtetripp und die Insel Hvar! Heute sind wir um kurz nach 18 Uhr am Ziel für unseren Städtetrip angekommen. Via Airbnb haben wir ein perfektes Zimmer gefunden. Die Hausherrin begrüßte uns schon von weitem und öffnete sofort die Garage. Nachdem wir die Motorräder abgeladen hatten und frisch geduscht waren, wollten wir heute nur noch etwas essen gehen bevor wir platt ins Bett fallen.

Wir besuchten dank eines Tipps von travelita.ch das vegan/vegetarische Restaurant Nishta und waren nicht wirklich erstaunt hier fast nur Deutsche anzutreffen. Kroatien ist nicht gerade bekannt dafür, auf Fleisch in der Küche zu verzichten. Wir genießen das Essen trotzdem und werden uns morgen wohl entweder etwas fleischiges oder fischiges jagen. Der Tipp war aufjedenfall gut und wir können das Restaurant nur weiterempfehlen. Ich hatte einen veganen Bar-Bea Burger und Anja Temperitos, eine vegetarische Abwandlung von Burritos. Nach dem Essen noch schnell in einem Konzum mit Getränken eingedeckt und dann die vielen Treppen zu unserer Unterkunft erklommen. Ein letzter Blick vom Balkon über die beleuchtete Altstadt Dubrovniks, die als Kulisse für Game of Thrones dient, dann fallen wir völlig erschöpft ins Bett. Hier ist jetzt erstmal Pause bis wir am Samstag weiterfahren auf die Insel Hvar.

Kroatientour 2015 – Tag 4 – 363km – Podgorica

Die Nacht im ehemaligen Sovjethotel war kurz. Naja für Urlaub war sie kurz. 7 Stunden Schlaf sind sonst Luxus. Nachdem ich Nachts noch irgendwie den Boiler in Betrieb genommen hatte, konnte ich dann um kurz nach Mitternacht heiß duschen. Perfekt so direkt vorm Schlafen gehen. Den Tag begann ich mit einem Blick zum Fenster raus und musste feststellen, dass der Blauanteil des Himmels noch zu wünschen übrig lässt. Naja macht nichts, erstmal Frühstücken. Also Anja aktiviert, welche sich erstmal in der Dusche verbrühte, ja der Boiler geht jetzt. Dann die Suche nach dem Essen. Mit leichten Verständigungsschwierigkeiten bekamen wir zweimal Omlett mit Käse, ein paar Semmeln und zwei Dosen Orangennektar. Genug damit wir starten konnten. Tagesziel heute Podgorica.

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Wir fuhren erstmal 10km zurück um wieder auf die Route zu kommen. Die Hoffnung stieg, dass heute weniger Ortschaften und mehr Wege wie diese 10km auf uns zukommen. Vorweg: Wir wurden nicht enttäuscht! In Vlasenica bogen wir links ab und fuhren erstmal Richtung Skigebiet, welches in einem Prospekt im Hotel beworben wurde. Die Liftanlagen sahen in Real eher so aus als ob sie bereits vor 20 Jahren stillgelegt wurden. Bei Mrkalji stießen wir dann endlich auf Straßen, wie wir sie erwartet hatten. Klein, schlechter Zustand, kurvig und einfach eine Freude die Landschaft zu erkunden. Wir gelangten auf eine Hochebene, die ein wenig Landwirtschaft und Holzabbau darbot. Fotostops mussten wir heute einige mehr einlegen. Ich hatte mich noch gewundert, warum das Navi eine derart lange Fahrtzeit für die 363 km veranschlagte. Inzwischen war mir klar warum. Im Tagesdurchschnitt schafften wir eine Geschwindigkeit von 51km/h. Gefühlt waren es auf der Hochebene eher 30km/h. Dies war aber auch gut so, da wir mehr mit schauen und genießen beschäftigt waren, als mit fahren. Für Schrecksekunden sorgten dann Holztransporter, die plötzlich fahrbahnfüllend in einer Kurve vor uns auftauchten. Gut dass hier gerade genug Platz zum Ausweichen neben die Straße für uns war.

Ab Rogatica orientierten wir uns an der Drina. Der Verlauf eines Flusses ist schließlich auch immer ein Garant für kurvige Wege. In Gorazde machten wir die Tanks nochmal voll, bevor es endgültig in Richtung Grenze nach Montenegro gehen sollte. Auf der R-448 fuhren wir in Richtung eines kleinen Grenzüberganges welcher mitten im Nirgendwo liegen sollte. Völlig prolemlos konnten wir beide Stops passieren und uns über die Stempel in unseren frischen Reisepässen freuen. Die Qualität der Strasse erklärt noch einmal mehr, warum die Fahrtzeit heute so lang sein sollte. In Montenegro folgten wir der R-3 in Richtung Pljevlia, wo wir dann in Richtung Durmitor Nationalpark weiterfuhren. Die Landschaft hatte uns inzwischen vollständig gefesselt und wir fragten uns nur warum wir nicht schon früher nach Montenegro gekommen waren. Eine klare Empfehlung: Wer noch nicht hier war, sollte es auf seine Löffelliste setzen! Das muss man gesehen haben! Und für die Sportlerfahrer … kauft oder leiht euch was mit anständiger Federung!

Die Tara schlängelt sich durch den Durmitornationalpark und hat eine tiefe Schlucht gegraben. An der berühmten Brücke inmitten des Parks legten wir eine längere Pause ein und gönnten uns in einem Market etwas Süßes zu Mittag, bevor wir die Schlucht in Richtung Mojkovac befuhren. Die Gewalten von Wasser sind immer wieder überwältigend. So hinterließ die Taraschlucht bei uns einen bleibenden Eindruck. Den Nationalpark Biogradska Gora streiften wir nur ganz leicht und in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und der Gewissheit, dass wir dieses Land nicht zum letzten Mal bereist haben, ließen wir den See einfach links liegen. Die R-19 bis nach Podgorica sollte es noch in sich haben. Man kann nicht in Worte fassen, was für eine unglaubliche Landschaft sich hier offenbart. Eigentlich sollte man mit dem Foto durchs Land laufen. Man kann garnicht oft genug anhalten und vom Motorrad steigen, um die ganzen Erinnerungen im Bild festzuhalten. Eines war uns bereits in Bosnien aufgefallen. Die Dichte der Motorradfahrer ist massiv gesunken. Dafür winkten uns ständig Kinder zu und entgegenkommende Fahrzeuge huppten während die Fahrer winkten. LKWs machten immer wieder Platz und ließen uns passieren. Ein wahrer Genuss, wie freundlich hier im Verkehr miteinander umgegangen wird. In Deutschland undenkbar. Auf der R-19 trafen wir auf eine Gruppe Motorradfahrer aus Tschechien welche einige Kilometer gemeinsam mit uns dahinflogen, bevor wir sie ziehen ließen, während ich wieder einmal die Kamera auspackte um die Erinnerungen zu festigen.

In Bioce wäre eigenlich rechts abbiegen angesagt, aber wir wollen in Podgorica übernachten und so fahren wir die E-65 an der Moraca entlang bis wir in Podgorica am gestern schon ins Auge gefassten Hotel ankommen. Das Hotel Bambis dient uns heute Nacht als Unterkunft. Direkt nebenan ist ein kleiner Market in dem wir uns mit Lebensmitteln und Getränken eindecken. In unserer Suite (dekadent geht die Welt zu Grunde!) genießen wir lokale Köstlichkeiten bevor wir uns dem Verarbeiten der heutigen Eindrücke widmen. Eines steht aufjedenfall jetzt schon fest. In Montenegro waren wir zum ersten aber sicher nicht zum letzten Mal!