Griechenland 2024 – Tag21 – 299 km – Dravograd

Aufwachen wird immer schwieriger da es früh immer länger dunkel bleibt. Damit kämpfen wir echt. Heute kommt noch Regen dazu. Der motiviert net gerade zum Moppedfahren. Aber man muss das positive daran sehen, endlich können wir den Baustellenstaub von den Moppedklamotten waschen. Wir raffen uns also auf, machen Yoga, packen die erste Ladung Zeug – warum haben wir eigentlich soviel Zeug dabei – und dann geht es ab zum Frühstück. Spiegeleier mit Schinken für mich und Käseomelette für Anja, dazu Brot und Tee. Mein doppelter Espresso kostet extra. In einer Moppedhose finden wir noch ein 1 € Stück für den Kaffee, sonst hätten wir mit nem 5er bezahlen müssen und 8 Konvertible Mark zurückbekommen. Um 9:15 rollen wir dann bei Regen vom Hof.

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Wieder erwarten (ich kann mir doch die Route immer net merken und mein Orientierungssinn ist auch nicht sonderlich toll) fahren wir nicht in Novi Grad über die Grenze, sondern folgen ihr erstmal ein ganzes Stück. Anja zweifelt an meinen Orientierungskünsten und sollte Recht behalten. Ich hatte am Navi den GPS-Simulationsmodus an und folge ihm blind… das einzige was mich wundert ist warum es konstant 50 km/h anzeigt. Wir semmeln also erstmal um ca. 10km am Grenzübergang vorbei. Die Autos vor uns spritzen mannshohe Gischtfontänen auf, wenn sie durch die Schlaglöcher brettern. Nachdem wir zurück zum Grenzübergang gefahren sind, queren wir die Una und sind wieder in der EU in Kroatien. Anja hat endlich auch einen Stempel in den Reisepass bekommen. Die Bosnier haben als einzige auf dieser Reise die Ausreise quittiert. Auch wenn wir laut Stempeln nie eingereist sind.

Langsam wird der Regen weniger. Zu Fotostops lädt die Lichtstimmung und die Gegend trotzdem nicht ein. Wir kommen gut voran und auf Zagreb zu werden die Straßen größer und trocknen ab. Heute ist ziemlich unspektakulär. Außerdem fühlt es sich irgendwie net wie Moppedfahren an, nachdem wir den ganzen Tag das Visier geschlossen haben. 20 Tage lang sind wir quasi nur mit offenem Helm gefahren. Durch Zagreb wird es dann etwas zäher und wir halten die Augen nach einem Cafe und einem Konzum auf. Wir brauchen Wasser, unsere Trinkrucksäcke sind noch leer. Entlang der Schnellstraße findet sich aber kein Cafe und die Einkaufsmöglichkeiten gleichen großen Malls in den USA, das würde uns zu lange dauern da durch zu laufen für 4 Flaschen Wasser. Als wir Zagreb wieder verlassen finden wir in den Ausläufern einen kleinen Studenac und Anja geht einkaufen. Kurz darauf rollen wir an einem Cafe vorbei und wenden im nächsten Kreisverkehr für den lange ersehnten Cappuccino und einen Tee. Wir sind durchgefroren und pressen die kalten Hände an die heißen Tassen. Anja kann mit dem Tee beide Hände wärmen. Mein „großer“ Cappuccino reicht leider nur für eine Hand. Macht nix, dann gibt es einfach noch nen zweiten *g*

Der Himmel reißt auch nicht auf, als wir die Grenze nach Slowenien überqueren. Das Wetter bleibt heute einfach trübe. Achja Grenze… war da was? Einfach drüber gefahren. Nix mehr mit absteigen, zum Grenzer laufen, warten bis Reisepass, Zulassungsbescheinigung und Grüne Versicherungskarte geprüft sind. Welcome back to the European Union. Die Landschaft wird wieder hügeliger und bewaldeter. Das Fahren macht wieder mehr Spaß, auch wenn wir langsamer voran kommen. Die Dorfdichte ist allerdings sehr hoch was uns noch zusätzlich ausbremst. Die Erinnerung an die empfindliche Strafe bei Geschwindigkeitsüberschreitung bei einer vorhergehenden Slowenien Reise lässt uns auch die Beschränkungen einhalten. Krasser Gegensatz zu Griechenland – dort werden Schilder quasi maximal als Empfehlung gesehen und wir haben nicht eine Geschwindigkeitskontrolle wahrgenommen. An einer Pekarna halten wir für den vermutlich letzten Burek dieser Reise. Ein Hund schaut uns bettelnd zu als wir ihn essen. Danach gibt es noch einen Krapfen mit Vanillecremefüllung und Schokoglasur. Gegenüber der Bäckerei steht der abgewrackte LKW vom Solarstrom Roth aus Neuendettelsau (14km von unserem Zuhause weg). Fahrerhaus und Motor fehlen. Ich stelle ein Bild davon in meinen Whatsapp Status und bekomme prompt Reaktionen. Einer leitet das Bild an den Roth weiter. Der Beschrifter welcher die Plane beklebt hat meldet sich auch. Die Welt ist klein!

In Dravograd tanken wir dann nochmal für 1,46 €/L die Moppeds voll. In Bosnien hat der Sprit nur 1,21 gekostet. Nach dem Check-in ins Ta Fabrika kuscheln wir uns für 20 Minuten ins Bett zum aufwärmen. Dann ziehen wir uns an und laufen über die 200m entfernte Grenze nach Österreich, da gefällt es uns heute aber noch nicht und der Grenzer schaut uns auch grimmig an, also wandern wir wieder zurück und laufen nochmal ein Stück in Richtung Dravograd. Die Bewegung tut gut! In der Kälte sitzt man noch statischer als sonst auf dem Mopped. Nasses Herbstlaub in den Kurven entspannt auch nicht. Zurück vom Spaziergang gehen wir dann direkt essen. Sopska Salata und zweimal Gulasch, dazu frisches Pizzabrot mit Käse. Saugeil! Und genau das richtige nach diesem Herbsttag. Der Bauch wird warm und unsere Backen fangen an zu glühen. Damit kommt auch die Müdigkeit. Wir gehen direkt vom Essen ins Bett und schlafen schon vor 21 Uhr ein.

Unterkunft: Ta Fabrika Dravograd

Griechenland 2024 – Tag20 – 190 km – Novi Grad

Ich wache nachts schon mit Kopfschmerzen auf und muss an Jasmina denken… am nächsten Morgen schreibe ich ihr und sie sagt nur „Trink ne Apririn“. Die lass ich aus und nehme einen doppelten Espresso und selbstgemachte Zitronenlimonade. Dazu gibt es ein Hammer Frühstück! Wir haben den Laptop dabei – ganz ungewohnt für uns – und planen während dem Essen die weitere Route und suchen eine Unterkunft. Heute sollen es maximal 200km werden! Meine Nachwehen von der gefühlten Flasche Rakija lassen während dem Essen nach – endgültig kriege ich sie mit ein paar Globuli in den Griff. Achja Frühstück: Omelett mit Käse, Salami, Schinken, Käse, Kajmak, Marmelade, frisch in Fett rausgebackenes „Brot“ welches an Küchleteig erinnert. Einfach geil! Wir essen aufgrund der Planungstätigkeiten ziemlich langsam und lange. Am Tisch neben uns wird schon wieder Schnaps getrunken und die ersten bestellen sich Cevapi um 8:30 Uhr! Mein Neid ist mit Ihnen…also auf die Cevapi! Wir sind heute total entschleunigt und so kommen wir erst um kurz nach 10 Uhr los.

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Gestern war uns durch die vielen km der Blick für die Landschaft um uns etwas verloren gegangen. Bosnien ist hier in der Gegend wunderschön und wir sind nur so durchgehetzt. Das soll sich heute nicht wiederholen. Ich tanke direkt nochmal voll – Anja hat noch genügend Reserven – die 650er vermittelt einem manchmal sie würde Sprit produzieren statt verbrauchen! Super 95 Oktan kostet hier in Bosnien umgerechnet ca. 1,21 Eur, da wollen wir nochmal volltanken bevor wir dann morgen nach Kroatien reinfahren. Wir haben heute morgen spontan auch noch beschlossen einen weiteren Tag in Bosnien zu bleiben und nicht heute schon in Richtung Norden nach Kroatien zu fahren. Solange wir noch im Stadtgebiet und im Einzugsbereich der Autobahngroßbaustelle sind ist die Verkehrsdichte noch sehr hoch. Nach ein paar km lässt das aber spürbar nach. In flowigen Kurven geht es ein paar Höhenmeter hinauf und wir haben wieder wundervolle Ausblicke auf die bewaldete hügelige Landschaft hier. Einfach ein Traum!

Die Stände und LKWs entlang der Straße bieten nun Krautsköpfe an – man merkt dass Herbst ist. Irgendwann durchqueren wir Banja Luka und ich kann mich einfach nicht für ein Cafe entscheiden, also muss ich wohl vorerst verzichten. Der blaue Himmel verschwindet und es wird ein bisschen kühler. Ich mach dann auch mal die Lüftungen an meiner Jacke zu. Immer wieder kommen auch Mandarinenhändler. An einem LKW halten wir und fragen ob auch EUR akzeptiert werden. Ja aber nur Papier. Da ein kg Mandarinen aber nur 1,50 KM (also 0,75 Eur) kosten haut das mit nem 5 EUR Schein nicht hin mit unserer Transportkapazität. Die Verkäuferin schenkt uns kurzerhand 2 Hände voll Mandarinen. Wir sind mal wieder baff!

Wir kommen heute flüssig voran und irgendwann findet sich auch noch ein Cafe mit einem Sportwettenbereich. Ich trink nen Cappuccino und Anja einen Tee – 1,50 Eur macht das dann. Hier ist die Landschaft etwas weniger reizvoll. An der Strasse entlang reiht sich Gewerbe und Industrie und es geht weitestgehen gerade aus. Eine Stunde haben wir noch bis Novi Grad. Aufs Ende zu auch wieder mit ein paar Kurven am Fluss Sana entlang. In Novi Grad fließt die Sana in die Una. Direkt an diesem Zusammenfluss tanken wir nochmal voll und 150m weiter rollen wir auf den Parkplatz des für heute gebuchten Motels. Wir bringen unser Zeug aufs Zimmer, dann gibt es eine grobe Durchsicht der Moppeds, Zusatzscheinwerfer und Gabeltauchrohre reinigen, Öl nachfüllen, Ketten spannen. Dann gibt’s ne grobe Durchsicht bei uns selbst und ne Dusche. Jetzt noch die lange Unterwäsche rauswaschen und zum trocknen aufhängen.
Pro Tipp: die ausgewundenen Kleidungsstücke auf ein Handtuch legen und einrollen. Dann zwei-dreimal mit vollem Körpergewicht über diese Würste laufen – das drückt das Wasser ins Handtuch – dann aufhängen, da tropft nix mehr und so wird die Wäsche locker über Nacht gar trocken! Dann frischen wir noch unser Wissen über die Republika Srpska und den Genozid von Srebrenica auf und sichern die Inhalte der Speicherkarten.

Um 18 Uhr marschieren wir dann los uns wieder ein bisschen bewegen und im Restoran Dukat Abendessen. Novi Grad ist nicht sonderlich groß und die Flussufer mit Baumalleen sind schön für einen Spaziergang. Im Restoran spricht man kein Wort Englisch, aber in der Speisekarte sind Bilder und mit den Begriffen hier kommen wir gut klar. Wir bestellen als Vorspeise Prsut und Brot, dann Pljeskavica, Cevapi u Kajmak, Sopska Salat und Brot. Das Pljeskavica ist etwas scharf und da wir eh beide Bock auf beide Essen hatten tauschen wir nachdem Anja 3/7 des Pljeskavica gegessen hat. Gut gesättigt spazieren wir wieder am Fluss entlang zurück zu unserer Unterkunft und schreiben noch diese Zeilen. Die Klamotten sind schon fast trocken, wir lüften das Zimmer nochmal um die Luftfeuchte zu reduzieren und dann machen wir die Augen zu.

Unterkunft: Motel New Sanatron Novi Grad

Griechenland 2024 – Tag19 – 373 km – Matuzici

Die Feierei im Gastraum hat uns völlig kalt gelassen, wenn wir mal schlafen, dann schlafen wir. Manch anderer hätte hier sicherlich keine Nachtruhe gefunden. Beim Frühstück werden wir mit einem grinsen gefragt wie wir geschlafen haben – ich glaube er wartet drauf dass wir uns beschweren. Mit einem Grinsen im Gesicht sage ich wahrheitsgemäß wunderbar! Wir haben die Wahl zwischen Omelette mit Käse, Omelette mit Schinken oder Spiegeleier mit Bacon. Wir wählen beide die Spiegeleier mit gebratenen dicken Speckscheiben, fluffiges Brot, Zwiebeln, Krautsalat und dazu Tee. Ich esse auch noch Anjas rohe Zwiebeln, davon werde ich wohl den ganzen Tag was haben 😀 Um kurz vor 9 Uhr sitzen wir auf den Moppeds und rollen vom Parkplatz. Wir drehen noch eine Dorfrunde auf der Suche nach einer Schneiderei oder Schusterei. Beim anziehen der Handschuhe hat Anja einen Finger ins freie gesteckt – sprich der Handschuh löst sich auf. Wir finden eine Schneiderei, diese lehnt aber ab Leder zu nähen. Naja dann muss es halt so gehen. Wir werden weiter die Augen offen halten.

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Raus aus dem Ort, rein in den Nebel. Es ist heute auch zum ersten mal echt kühl! Das Handy sagt 6 Grad – gefühlte 3 Grad. Relativ schnell fahren wir allerdings aus dem Nebel raus und gewinnen etwas an Höhe. Die ersten Fotostopps schreien uns förmlich an: „Fotografier mich!“ Nebel in den Senken zwischen den Hügeln und herbstliche Bäume. Beim 3 Stopp mängelt Anja an dass Ari nicht mehr anspringt. Ich gehe von mir selber aus als ich sie frage ob sie die Zündung anhat? Ja hat sie. Ob sie den Not Aus raus hat? Ja hat sie. Ob sie den Seitenständer richtig eingeklappt hat? Ja hat sie. Ob ich denke dass sie bescheuert ist? Nein denke ich nicht – ich gehe nur von meiner eigenen Dämlichkeit – ähhh Schusseligkeit aus. Vor Jahren habe ich mal versucht die Honda NTV mit dem Zündschlüssel anzulassen wie ein Auto… Hab echt 10 Minuten gebraucht bis ich geschnallt hab wie dämlich ich bin! Ich steig ab und schau mir die Misere an. Keinen Mucks macht die 650er – da kommt mir die Erinnerung an Julias (Mädchenmotorrad.de) Blogbeitrag aus den Pyrenäen -> Kupplungsschalter – ich wackel mal am Kabel und am Stecker -> Zack Ari springt wieder tadellos an. Danke Julia!

Bei den folgenden Stopps weigert sich Anja Ari auszumachen. Naja irgendwann heute beim Tanken oder so werden wir dann mal testen können ob sie wieder anspringt. Die 40km bis zur Bosnischen Grenze sind schnell geschafft (bis auf die Fotostopps). Zwischen den beiden Grenzposten liegen hier 4km Schlaglochstrecke, die Erinnerung daran kommt uns während wir sie fahren. Vorher mussten wir aber am Montenegrinischen Posten den Helm runter tun damit das Bild im Reisepass ordentlich verglichen werden konnte. Am Bosnischen Posten genügt dann wieder Helm aufklappen, dafür werden die TÜV Plaketten kontrolliert.

In Bosnien geht es landschaftlich so weiter wie in Montenegro – bewaldet, kurvig und hügelig bis bergig – schön da! Der Weg führt uns über eine relativ große Straße auf gutem Asphalt durch ein Tal. Bisschen Schattig und somit kühl ist es, ansonsten Bombe! Dann geht es in den Wald und die Straße wird einspurig. Auch hieran erinnern wir uns düster, fahren wir heute doch entgegengesetzt der Strecke von 2015. Mitten im Nirgendwo im Wald ist dann die Straße durch ein Fahrzeug aus dem Film Mad Max blockiert. Eine martialisch anmutende uralte Seilwinde aus Sowjetzeiten. Diese ruckt gerade ganz wild auf der Straße herum da sich der Baum am Seil verhakt hat und die Winde daran herumreißt. Wir (bzw. ich – Anja traut sich nicht) stellen das Mopped ab und warten geduldig bis wir bemerkt werden, signalisieren dann dass sie erst fertig machen sollen und nicht wegen uns unterbrechen. Also wird der Baum noch hochgezogen, die Winde dafür zweimal umgesetzt und dann machen sie uns den Weg frei. Drei Kurven weiter kommen uns im Affenzahn ein Auto und ein Sprinter entgegen welche gerade noch bremsen und ausweichen können. Ich steh auf jeden Fall in der Hecke… das war knapp! Mich würde interessieren wie sie an der Winde vorbeikommen. Dann geht es über eine Hochebene welche wunderschön ist in den herbstlichen Farben und wir kommen wieder auf eine größere Straße. Die Km vergehen heute in Relation zur Zeit eher langsam. Wir haben uns heute morgen für die 340km entschieden und ich bekomme langsam Bedenken ob die Entscheidung so gut war. An einer Tankstelle füllen wir die Moppeds, zahlen mit der Visa (sehr gut, da wir keine Konvertibel Mark haben) und Ari sprang auch auf Anhieb wieder an. Zur Stärkung gibt es ein Kitkat und ne Pepsi.

Dann geht es über größere Straßen weiter. In Kladanj stoppen wir so um 14 Uhr rum an einer Pekarna. Das Frühstück ist ne gute Zeit lang her und wir können ein bisschen Energie gebrauchen, Also fragen wir ob EUR akzeptiert werden und kaufen 4 kleine Burek – 2 mit Käse und 2 mit Fleisch. Wir essen sie schnell ohne die Jacken auszuziehen – es liegen noch einige km vor uns. Überhaupt haben wir heute keine längere Pause eingelegt, das merkt man langsam. Wir biegen wieder auf eine kleine Straße ab, fahren über mehrere Behelfsbrücken aus Holz und stoppen zwischen zwei Tunnels für eine Biopause. Am Fluss sieht man dass hier vor nicht zu langer Zeit ordentlich Wasser runterkam. Selbst das Gras hat sich noch nicht wieder aufgerichtet. Wir sind ein ganzes Stück von Jesenice entfernt wo vor einigen Tagen enorme Schäden bei Unwettern und Überflutungen entstanden sind. Noch ein paar km weiter endet der Asphalt und es geht auf Schotter weiter. Nochmal ein paar km weiter sollen wir im Wald links abbiegen, der Schotter wird lockerer und es sieht so aus als ob hier eine Straße mit mehreren Kehren über einen Bergkamm führen soll. Uns fehlt heute schon die Energie für eine derartige Aktion mit der Ungewissheit wie die Strecke aussieht, also drehen wir um und nehmen einen Umweg auf sicherem Asphalt in Kauf. Das bringt uns nochmal 33 km mehr auf die eh schon langen 340 Tageskilometer.

Auf dem Umweg sehen wir wieder ein gelbes Hinweisschild mit viel Text. Ich dreh nochmal um, um nicht wieder blind in eine Sperrung zu fahren. Ein freundlicher Passant der perfekt Deutsch spricht übersetzt mir das Schild. LKWs über 15T sind hier verboten. Dafür erzählt er mir noch dass es eine wunderschöne einspurige Straße durch ein Tal ist. Früher war das mal eine Eisenbahnstrecke nach Ungarn auf der Blei und Eisenerz transportiert wurde. Ich reiße mich los und wir bügeln das Tal entlang – naja wir folgen den bestimmt weniger als 15T wiegenden Holzlastern, bis uns diese vorbei lassen. Was sie auch wirklich zügig und bereitwillig tun. Die Schlucht ist wirklich wunderschön. Das Fahren allerdings anstrengend aufgrund der ständigen Bremsbereitschaft aufgrund des Gegenverkehrs auf der einspurigen Strecke. Die Zeit sitzt uns langsam im Nacken und wir werden nicht fitter. Wir lassen einen Audi überholen welcher uns von hinten anschiebt und hängen uns hinter ihn. Das „verfolgen“ mit Sicherheitsabstand kündigt den Gegenverkehr besser an und strengt nicht ganz so arg an. Man muss aber mal ehrlich sagen … der Audi fährt völlig gottlos und ohne Rücksicht auf sein Fahrwerk und die Felgen! Nach einigen Kilometern kurvenhatz ohne Blick für die Landschaft um uns halten wir an einer Moschee und sind einfach nur platt. Wir brauchen dringend ne Pause. Wir essen unsere „Notfallkekse“ welche erfreulicherweise 7 Stück sind. So können wir wunderbar 3/7 für Anja und 4/7 für mich teilen. Eine Formel die mal entstand als wir erkannt haben dass es für Anja zu viel ist wenn wir immer 1/2 zu 1/2 teilen. Ich freu mich über den einen Keks mehr! Nacken, Schulter, Hände sind heute völlig am Ende. Die Anspannung auf den kleinen Strecken ist brutal.

Die letzten 75km sind dann ziemlich viel auf einer größeren Straße und bedeuten mitschwimmen im Verkehr. Der Himmel wird rot, die Sonne verschwindet hinter den Bergen welche wir nochmal ein bisschen hoch fahren. Ein letzter Fotostopp (wir haben Bosnien heute sowieso viel zu wenig gewürdigt – es ist wunderschön!), dann rollen wir auf den Parkplatz der heutigen Unterkunft. Wir wollen nur noch aufs Zimmer. Im ersten Zimmer geht das Licht nicht, also bekommen wir ein anderes. Das Zimmer ist ernüchternd – but you get what you pay for. 29 EUR für die Übernachtung mit Frühstück. In unserem momentanen Gemütszustand fällt es uns aber schwer uns darauf einzulassen. 340 km waren einfach zu optimistisch und haben zu viele Körner gekostet, außerdem wurden es dann 373km. Wir wechseln Klamotten und wandern zum Ausgleich fürs viele sitzen heute noch 3 km an der Schnellstraße entlang (1,5km und retour). Dann gehen wir ins Restaurant und bestellen Cevapi u Kajmak und Anja Rasnici, dazu selbstgebackenes megafluffiges Brot. Ne Fanta und Wasser werden dann durch zwei Rakija aufs Haus ergänzt. Das Zeug ist echt übel! Jasmina eine Freundin mit bosnischen Wurzeln hatte mich davor gewarnt in Bosnien Schnaps zu trinken! Bleib bei Bier hatte sie gesagt. Anja trinkt ihren nur halb, ich dafür meinen und Ihren Rest.

Funfact des Tages: Im Eingangsbereich der Unterkunft steht ein Snackautomat. Neben Snickers, Chips, Softdrinks, Whiskey und Bier sind auch noch einzelne Kondome und Viagra (5Eur) drin. Man kann sich also nen Ständer für 4 Stunden, ein Kondom, nen Whiskey und ein Snickers (wenn’s mal wieder länger dauert) kaufen.

Routenplanung und Unterkunftssuche verschieben wir aufs Frühstück, das Wifi im Zimmer funzt net und außerdem sind wir zu müde. Diese Zeilen entstehen auch erst am nächsten Tag.

Unterkunft: Guesthouse Ines Doboj

Balkantour 2018 – Tag 18 – 348 km – Gradac

Da bei der Unterkunft kein Frühstück enthalten war brechen wir heute etwas früher auf. Es ist bewölkt und bei weitem nicht mehr so heiss wie gestern. Das Gewitter heute Nacht hat die ersehnte Abkühlung gebracht. Um 8:50 Uhr schieben wir die Motorräder aus der Garage und begeben uns noch zu einem Bäcker um etwas zu essen (natürlich Burek) für unterwegs mitzunehmen.

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Wir folgen bis Ploce der Küstenstrasse. Es ist angenehm zu fahren obwohl viel Verkehr ist. Der kurze Abstecher durch Bosnien Herzegowina ist ziemlich unspektakulär. Am ersten Grenzübergang schaut der Beamte wenigsten noch kurz den Reisepass an. Am zweiten werden wir direkt weitergewunken. Wozu setzt man dann überhaupt jemanden an die Grenze? Nachdem wir die Küste verlassen haben werden die Straßen erstmal wieder klein und kurvig. Wir fahren durch Weinfelder (Berge sind es nicht wirklich. Nennt man es dann Weinplantagen?) Die Wolken werden immer dunkler und vor uns braut sich was zusammen. Wir ziehen schonmal die Regenhauben über die Tankrucksäcke und machen unsere Klamotten dicht. Als dann zwei fette Blitze vor uns runtergehen und die Sintflut zu fallen beginnt drehen wir kurzentschlossen um und kehren in einem Cafe ein welches wir kurz davor passiert hatten. Wir trinken eine Cola und sitzen den Regen aus. Nicht ganz aber zumindest bis es nur noch ein tröpfeln ist.

Der weitere Tagesverlauf ist relativ unspektakulär. Die Straßen werden etwas größer und wir kommen flott voran. Die Landschaft ist hügelig bis bergig. Alles ist satt grün. Dank des zügigen vorankommens ist auch das fahren kurzweilig. Trotzdem merke ich heute das mir der Hintern vom sitzen weh tut. Ich glaube der Gegenverkehr amüsiert sich über meine Turnübungen auf dem Mopped. Die weiteren Unwetter streifen wir wenn dann nur kurz, so dass wir maximal ein paar Tropfen Regen abbekommen. Dank der Wolken und dem Regen ist es merklich heruntergekühlt was uns sehr entgegenkommt.

Unsere Unterkunft (Apartment Ada) finden wir heute erst auf den zweiten Anlauf und mit Hilfe der Handynavigation. Boris und Gordana haben ein mega schnuckeliges Grundstück. Sie halten selbst Schweine und Geflügel und versuchen sich weitestgehend selbst zu versorgen. Boris arbeitet als Fahrdienstleiter bei der kroatischen Bahn und Gordana bei Gericht. Aber die 4 Söhne sind entweder schon am studieren oder auf dem besten Weg dorthin und so müssen sie sich mit der Unterkunft etwas dazu verdienen. Sie bieten uns ein Abendessen an welches wir trotz unserer bereits gekauften Bureks annehmen. Gordana flitzt sofort in die Küche und fängt an zu werkeln. Die Bureks können wir auch morgen noch essen.

Auf Selbstgemachte Tomatensuppe mit Nudeln und Brot folgen Ofenkartoffeln, roter Krautsalat und panierte Geflügelschnitzel. In der Panade findet sich Sesam und das Essen ist einfach nur lecker! Wir bedanken uns nochmal und begeben uns in unsere Wohnung – Wir haben nicht nur ein Zimmer bekommen. Nein wir haben eine komplette Einliegerwohnung für uns zur Verfügung. Noch kurz den Laptop angeworfen und die Route für morgen klar gemacht. Dann geht es auch schon ab ins Bett.

Kroatientour 2015 – Tag 16 – 341km – Smoljanac

DVDA – Der „Depp vom Dienst Award“; hätte ich gewusst was mir heute blüht, wäre ich einfach nicht aufgestanden. Überhaupt war das Bett so dermaßen flauschig, dass wir gar nicht raus wollten. Hilft alles nix. Wir hatten für heute Abend eine Verabredung mit Franjo und die wollten wir unbedingt einhalten. Der Haufen Koffer im Zimmer steigerte die Motivation aufzupacken ungemein. Aber was solls, erstmal hieß es frühstücken. Das Buffet war grandios und so steigerte sich unsere Faulheit nochmal um einiges. Wir packten dann trotzdem auf und pünktlich mit nur 30 Minuten Verspätung saßen wir startklar auf den Motorrädern. Auf dem Balkon über uns eine Gruppe Zuschauer vor denen man sich nicht unbedingt blamieren wollte und dann kam, was kommen musste. Kurzer Gasstoß, Kupplung kommen lassen und der Müdigkeit Ihren Lauf lassen… oder wollte ich doch dem Wettergott nochmal mit einem Kniefall huldigen? Nein das vermaledeite Bremsscheibenschloss wars. Das hatte ich vergessen und lag mit Schwung im Hof des Hotels. Ein fulminanter Start in den Tag.

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Nachdem Elli wieder Stand und wir von beiden Bikes das Bremsscheibenschloss entfernt hatten (Anja war Gott sei Dank noch nicht losgefahren), kam eine kurze Bilanz. Halteplatte für die rechte Alubox verbogen, sonst nix. Glücklicherweise hatte der Vulcanizer (Reifenhändler) gegenüber auch am Sonntag geöffnet. Sein größtes Montiereisen diente als wunderbarer Hebel um die Platte zu richten. Und schon gings auf zum zweiten Versuch. Mostar ließen wir nun zügig hinter uns und die Huldigung an den Wettergott schien auch erstmal angekommen zu sein. Die schwarzen Wolken blieben vor uns, immer schön im Blick konnten wir rechts und links ausweichen, wenn wir den Wolken zu nahe kamen. Die erste Etappe des Tages hieß 1000 Höhenmeter gewinnen. Dabei wandelte sich die Landschaft von hügelig bewaldet und richtig satt grün (herbstliche Farben vermissen wir hier noch völlig), hin zu bergig, steinig und karstig. Nachdem wir die 1000m über N.N. erreicht haben, öffnet sich uns der Blick auf einen großen See, den Busko jezero, ein künstlich geschaffenes Gewässer, welches als Puffer für ein Pumpspeicherkraftwerk dient. Am Ufer des Sees entlang fiel uns leider einmal mehr die unglaubliche Menge Müll auf, die am Strassenrand abgeladen wird.

Nach dem See zogen wir nach Norden und schlängelten uns durch ein paar Berge, um uns in einer erneut veränderten Landschaft wiederzufinden. Auf den nächsten ca. 70km bewegten wir uns auf einer „Hochebene“ (knapp über 700m N.N.) welche teilweise landwirtschaftlich genutzt wird und sich ansonsten durch bräunlich gelbe Gräser auszeichnet. Links, rechts, vor und hinter uns von den Bergen eingeschlossen scheint die Ebene ewig zu reichen. Die Straße ist anfänglich schnurgerade, um dann in sanfte Kurven überzugehen. Die Berghänge, die uns einschließen zeigen nun endlich erste, zarte herbstliche Spuren. Einige LKW lassen uns passieren und zeigen per Blinker an, dass der Weg für uns frei ist. Später überholen sie uns bei einem Fotostopp wieder.

Kurz vor der Stadt Drvar verließen wir die Ebene wieder, indem wir nochmals den heute höchsten Punkt von ca. 1000m N.N. übersteigen. Besagte LKWs ließen uns auch ein zweites Mal vorbei und grüßten freundlich. Nun folgten wir dem Fluss Unac, um zur Ortschaft Martin Brod zu gelangen. Hier überquerten wir die zerstörte Brücke und legten eine kurze Pause mit Fotostopp ein. Die Flüsse Una und Unac vereinigen sich und immer wieder sieht man in ihnen Fliegenfischer stehen, die ihr Glück versuchen. Im weiteren Verlauf folgten wir der Una auf einer Schotterstrecke in Richtung Kulen Vakuf. Langsam aber sicher macht auch mir das Blinken meiner Tankanzeige Gedanken. Wenn wir nicht bald eine Tankstelle erreichen, muss ich doch noch den Ersatzkanister zum Einsatz bringen. In Richtung Bihac stießen wir schon bald auf die Europastrasse E-761, die ein spritsparendes Dahingleiten im Overdrive ermöglichte. In Ripac konnten wir dann endlich einen Stop einlegen und die Tanks der Motorräder wieder befüllen. 1,5 Liter hatte ich noch zur Verfügung. Die Sprachbarriere beim Einkauf im Tankstellenshop wurde mal wieder mit Händen und Füßen überwunden, so dass unsere Vorräte nach der Pause auch wieder aufgefüllt waren.

Das Tagesziel Smoljanac rückte immer näher. Nach dem Durchqueren der Stadt Bihac verließen wir auch die Ufer der Una und wendeten uns direkt in Richtung Grenze zu Kroatien. Unsere insgesamt elfte Grenzüberquerung in diesem Urlaub brachte uns wieder zurück nach Kroatien, wo wir dem Lauf der Korana noch für einige Kilometer folgten, um später zu erfahren dass es eine neue Straße gibt, welche uns 13km gespart hätte. Aber wenn wir km sparen hätten wollen, dann hätten wir gar nicht erst auf Reise gehen dürfen. Die heutigen 341km ware verflogen, als ob es nur 50km gewesen wären. Das wechselnde Landschaftsbild und die wunderbaren Strecken in einem Teil von Bosnien und Herzegowina, der genau so ist wie wir uns dieses Land vorgestellt haben (unendlich weit und wenig besiedelt), haben ihren Teil dazu beigetragen. Gegen Ende des Tages wurde das Landschaftsbild auch zunehmend herbstlicher und wir sind schon gespannt, was uns im bewaldeten Slowenien an Farbenpracht erwartet.

Unsere heutige Unterkunft im Gästehaus Zafran ist uns von einem Besuch der Plitvicer Seen 2011 bereits bekannt. Damals hatten wir am gegenüberliegenden Market einen Kroaten kennengelernt, der,so wie wir Motorradfahrer und vor allem auch Treffengänger ist. Mit ihm hatten wir seitdem einen losen Kontakt gehalten und uns für heute verabredet. Der Weg zu seinem abseits gelegenen und komplett selbstgebauten Haus ist nach deutschem Massstab ein wenig abenteuerlich. So verbrachten wir einen schönen Abend mit Franjo, der uns noch zum Essen einlud. Sein selbstgemachter geräucherter Schinken und das frische selbstgebackene Brot waren absolut himmlisch und so wollten wir eigentlich den Abend garnicht enden lassen, aber morgen soll es wieder weitergehen und der Rückweg im Dunkeln, bergab auf einem teils steinigen Waldweg hat es doch ein wenig in sich. Aber auch hier zeichnete sich meine Huldigung für den Wettergott nochmals aus. Wir hatten eine perfekte Punktlandung. Direkt nach unserer Rückkehr in die Untekrunft setzte ein starker Regenschauer ein, welcher den Rückweg für Anja mit den Michelin Pilot Road 4 extrem schwierig gemacht hätte. Froh einen so besonderen Menschen kennengelernt zu haben und nach nun 4 Jahren endlich wieder besucht zu haben, schlafen wir zufrieden ein, um morgen ausgeruht den Weg nach Slowenien anzutreten.

Kroatientour 2015 – Tag 15 – 171km – Mostar

Jeder Urlaub hat mal ein Ende… naja außer man ist dekadent und verbindet Urlaub mit Reisen, so wie wir. Also unsere Woche Urlaub auf Hvar ist zwar zu Ende, aber unsere Reise noch lange nicht. Da die Fähren inzwischen auf Winterfahrplan umgestellt haben (wir waren auch die letzen beiden Tage alleine in unserer Unterkunft, ein echt romantisches Erlebnis) gilt es die geplante Fähre auf jedenfall zu erwischen, da man sonst mehrere Stunden warten muss. Der Wecker klingelte daher heute zur absolut unmenschlichen Uhrzeit: 6:00 Uhr. Ein eindeutiges Zeichen, dass der Urlaub vorbei ist. Beim Motorräder packen hatte ich mich dann erstmal aus unserer Unterkunft ausgesperrt. Half alles nix, nach einer halben Stunde kam endlich die Dame, welche das Frühstück zubereitet und ließ mich wieder rein. Anja hatte mich noch nichtmal vermisst… mir würde immer noch was einfallen… schnell noch den Öler checken, oder Lenker anders einstellen oder Kupplungsflüssigkeit wechseln. Bin ich wirklich so schlimm??? Pünktlich wie vereinbart um 7:15 Uhr saßen wir dann beim Essen und wie angepeilt um 8:15 auf den Motorrädern. Die geplanten Gesamtkilometer heute sind eher niedlich, dafür folgte nochmal ein wenig Sightseeing in Mostar.

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57km quer über die Insel Hvar, damit wir um 9:45 die Fähre von Sucuraj nach Drvenik erwischten. Vorteil für uns, die Motorräder dürfen immer zuerst auf die Fähre, wir mussten uns also keine Gedanken um die Schlange machen. Die Fähre fasst nur ca. 30 Autos und die nächste würde erst um 13:45 Uhr gehen. Also 4 Stunden Wartezeit. Die neu gemachten Straßen auf Hvar lassen einen wahnsinns Fahrspass aufkommen, wenn da nicht ständig die Beschränkungen wären. Naja wir nahmens so halbwegs ziemlich bisschen genau. Um 9:14 Uhr rollten wir im Hafen von Sucuraj an einer mindestens 50 Fahrezeuge langen Schlange vorbei und verspürten ein wenig Mitleid mit denjenigen, die 30 Minuten vor Abfahrt der Fähre schon wissen dass sie nochmal 4 Stunden warten dürfen. Die Fähre kam dann auch fast pünktlich und spuckte erstmal 4 Reisebusse und 200 Passagiere dazu aus. Der erste Bus entlockte uns ein Lächeln. Wellhöfer – Windsbacher Knabenchor Bus aus dem Landkreis Ansbach. Die Welt ist klein. Beim Vollschlichten der Fähre stand direkt hinter uns ein VW Bus mit dem Kennzeichen V – W 1, ich konnte mir nicht verkneifen den Fahrer anzuquatschen, wieviel er für das Kennzeichen gelöhnt hat. So stellten wir fest, dass er bereits mehrfach beim MC Gunzendorf auf Motorradtreffen war, ebenso wie wir. Und wieder ist die Welt ein Dorf.

Nach einer unspektakulären Überfahrt bogen wir ungewohnterweise nicht in Richtung Split (Richtung Deutschland) ab, sondern Richtung Dubrovnik. Es ist ein tolles Gefühl, wenn der Urlaub mit Reisen endet und nicht mit heimkommen. Die Jadranska Magistrale (Küstenstrasse) hatte uns wieder. Bis Bacina folgten wir ihr und genossen den Ausblick aufs Meer. Dann bogen wir ab in Richtung heutigem Tagesziel: Mostar! Vor uns tauchte ein Einschnitt in der Landschaft auf. Es ist immer wieder imposant was Kroatien mit dem Bau der A1 leistet. Volles Verständnis haben wir für die auf der Autobahn kassierte Mautgebühr. Außerhalb der Urlaubszeit ist die Autobahn komplett leer. Allerdings wollten wir diese mit den Motorrädern natürlich nicht nutzen, sondern eher die kleineren Stässchen. Zur besten Mittagszeit legten wir einen Tankstop ein und berieten, wie wir weitermachen. Zum aktuellen Stand würden wir um 12:30 Uhr in Mostar ankommen. Viel zu früh. Ich hatte noch ein Derwisch Kloster im Kopf, welches in der Nähe von Mostar liegen soll. Also kurz das kostenlose, freie Wlan an der Tankstelle (sowas gibts in Deutschland nicht… warum nur? War da nicht was mit Störerhaftung? Wann wacht unsere Regierung endlich auf. Es wird Zeit dass sich hier etwas tut.) genutzt um die Infos aufzufrischen. Neues Ziel ins Navi gehackt und auf ging es nach Blagaj zur Quelle der Buna. Je näher wir dem Ziel kamen, desto mehr Touris fielen uns auf. Die Anzahl der Reisebusse stieg und unsere Lust auf das Ziel sank. Nachdem wir schon da waren, ignorierten wir die ersten Parkplätze und fuhren direkt bis zum Kloster. Da wir die Bikes nicht sicher abstellen konnten, blieb einer beim Gepäck und der andere sah sich um, dann wechselten wir. Der Ansturm am Kloster ließ uns nach 10 Minuten den Rückzug antreten.

Eine halbe Stunde später waren wir an unserem Hotel (Vila Milas) in Mostar angekommen. Zwar immer noch zu früh, aber ein early checkin war kein Problem für das megafreundliche Personal. Allerdings wurden wir gebeten, die Koffer von den Motorrädern abzunehmen und im Zimmer unterzubringen. Ist Mostar wirklich so unsicher? Wir zogen uns zügig um und gingen los und die Altstadt, die Neue Stadt und natürlich die Alte Brücke zu erkunden. Zum Ende des Abends waren wir dann gute 7km gelaufen und haben nochmal einige Fotos auf Speicherkarte. Der Bereich um die Alte Brücke ist vollkommen den Touristen gewidmet. Verkaufsstände ohne Ende. Restaurants ohne Ende und teilweise penetrante Schlepper die einen in die Etablissements locken wollen. Zwischendrin sitzen immer wieder Bettler. Vor allem junge Frauen mit Baby. Die Alte Stadt kann uns auf Anhieb nicht so richtig begeistern. Erst nach 18 Uhr als die Reisebusse ihre Ladungen wieder aufgenommen haben und es deutlich ruhiger wurde, gewinnt der Bereich um die Brücke an Charme. Wenn man die Alte Stadt verlässt und sich in Richtung neues Zentrum wagt, oder auf der anderen Seite der Neretva die Straßen erkundet dann ist der Krieg wieder präsent. Hier gibt es noch viele leerstehende Ruinen mit Einschusslöchern zwischen nagelneuen Bauten, andere Häuser sind teilsaniert. Aber was uns immer wieder auffiel, ist die Anzahl an Überwachungskameras an neueren Häusern. Nochmals stellt sich uns die Frage ist Mostar so unsicher? Das Gefühl hatten wir auch in den kleinen Gassen eigentlich nicht.

Zur blauen Stunde wollten auch wir das Standardbild der Brücke schießen, also begaben wir uns, nachdem wir unser Abendessen aus einer Pekarna verdrückt hatten zum Fluss unterhalb der Brücke. Eine halbe Stunde später packten wir zusammen und machten uns auf den Weg zurück zum Hotel, um den Tag mit Duschen und Bericht schreiben ausklingen zu lassen. Morgen wollen wir einen Freund besuchen, den wir in unseren Flitterwochen kennengelernt haben. Dazu werden wir morgen nach Smoljanac in der Nähe der Plitvicer Seens fahren.

Kroatientour 2015 – Tag 8 – 192km – Zavala

Zwei Tage Sightseeing in Dubrovnik forderten Ihren Tribut. Uns taten ganz schön die Füße weh. Und die Treppen zur Unterkunft ließen uns unsere Waden spüren. Schließlich sind wir es auf Reisen eher gewohnt, mit dem Motorrad zu fahren, als alles zu laufen. Der Samstag begann, wie sollte es anders sein mit dem Wecker… Moment welcher Wecker? Warum ist es eigentlich schon so spät. Hmmm… der Urlaub wirkt, hab glatt vergessen den Wecker zu stellen. Naja wir müssen ja nur schnell alles zusammenpacken und dann gehts los. Die Fähre auf die Insel Hvar wollen wir im Idealfall um 13:45 nehmen. Da ist noch genug Luft. Zweimal zu den Motorrädern in die Garage laufen genügte, um alles zu verstauen. Noch schnell von unserer Gastgeberin verabschiedet. AIRBNB war hier wirklich die beste Wahl. Schon saßen wir auf den Motorrädern und fuhren erstmal zu unserem Stammbäcker (wenn man das am dritten Morgen nacheinander so nennen darf). In der Pekarna deckten wir uns noch mit Blätterteiggebäck mit allerlei Käse ein, welches wir dann später bei einem Stopp vernichten wollten.

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Noch einmal ging es an der Stadtmauer der „Old Town“ entlang und schon hatte uns der chaotische Stadtverkehr von Dubrovnik voll im Griff. Es ging in den neueren Teil der Stadt und zum neuen Hafen, wo auch die großen Kreuzfahrtschiffe ihren Anleger haben. Zwei dieser Riesen durften wir im Vorbeifahren bestaunen. Es ist schon Wahnsinn, dass so ein riesiger Metallhaufen schwimmt. Endgültig verließen wir Dubrovnik auf der Jadranska Magistrale – der Küstenstrasse. Wenn ich 25 Jahre zurückdenke dann habe ich von dieser Straße ein gänzlich anderes Bild vor Augen, als den heutigen Zustand. Damals war die Küstenstraße ein kleines Sträßchen an der Küste entlang, mit ungezählten Kurven, in einem schlechten Zustand und Unmengen an Verkehr zu verdauen hatte. Heute ist sie gut ausgebaut und glänzt durch die vielen Beschränkungen auf 60. Trotzdem führt sie immer noch mehr oder weniger direkt an der Küste entlang und bietet so eine wundervolle Aussicht. Auf Höhe der Inseln Lopud und Sipan legten wir dann unseren Frühstücksstop ein und genossen bei wundervoller Aussicht aufs Meer unser Gebäck welches Dank schwarzem Topcase und Sonne immer noch warm war.

Was uns bei solchen Stopps in Kroatien immer wieder auffällt ist die unglaubliche Verschmutzung am Wegesrand. Trotz eines Müllcontainers und eines Mülleimers an diesem Parkplatz scheinen die meisten Leute alles dort fallen zu lassen, wo sie parken. Oftmals sind die Verschmutzer nichtmal die Touristen sondern Einheimische. Genauso fällt uns immer wieder die Unsitte auf, das Auto während der Pause einfach laufen zu lassen. Auch wenn man 20 Minuten stehen bleibt wird der Motor nicht ausgemacht. Hier hinkt Kroatien anderen Ländern noch ein ganzes Stück hinterher. Auf dem weiteren Weg entlang der Küste warfen wir in der Bucht bei Ston noch einen Blick auf die kleine Chinesische Mauer und Anja erklärte mir später dass die ganzen Bojen nicht von einer Fischzucht sondern von der bekanntesten Austernzucht Kroatiens herrührten.

Wir kamen wesentlich besser voran, als ich gedacht hätte und kurzzeitig spielte ich schon mit dem Gedanken die 12 Uhr Fähre noch zu erwischen. Die Grenzübetritte zu Bosnien und wieder zurück machten diese Idee dann allerdings schnell zunichte. Wir hatten zwar keine lange Wartezeit, aber trotzdem zu lange um die Fähre noch zu schaffen. Wieder zurück in Kroatien führte die Jadranska Magistrale uns ein wenig weiter von der Küste weg und wir begleiteten ein kurzes Stück den Fluss Neretva auf seinem Weg zum Meer. Bei Jadranska füllten wir dann nochmals die Tanks, bevor es auf die Insel geht. Bei der Einfahrt nach Drvenik konnten wir der 12 Uhr Fähre zusehen, wie sie davonfuhr. Wir deckten uns im Hafen erstmal mit Getränken ein, um auf Hvar nicht noch einen Stopp einlegen zu müssen. Dann ließen wir uns in einem Cafe direkt vor den Motorrädern, welche an erster Stelle der Warteschlange für die Fähre standen nieder und bestellten uns etwas zu trinken. Jedes Land bietet mehr freie Wlan Zugänge als Deutschland und so konnten wir auch hier die Zeit Wartezeit nutzen um online am Dubrvonik Bericht zu arbeiten. Mit der Zeit kamen immer mehr Fahrzeuge in der Warteschlange dazu und auch die Fähre kam von der Insel zurück. Noch schnell Tickets gekauft und schon brach Hektik im Hafen aus. Möglichst schnell die Fähre vollschlichten hieß das Motto. Die Crew winkte wild und gab Anweisungen und ungewöhnlich pünktlich legte die Fähre vom Festland ab.

Nach dem Anlegen in Sucuraj fuhren wir als 4. Fahrzeug von der Fähre. Dies ließ uns keinen Spieleraum für einen Stop, wenn wir nicht als letzte in einer ewigen Kolonne über die Insel gurken wollten. Also gleich noch die zwei Autos vor uns überholt und an den einheimischen Motorradfahrer geheftet… naja vielleicht zwei Kurven lang, dann gaben wir uns mit einer gemütlichen aber für die Kolonne zu hohen Geschwindgkeit zufrieden. Irgendwie ist Hvar immer wie heimkommen für uns. Ich selbst war inzwischen ungezählte Male auf dieser Insel und Anja immerhin auch schon viermal. Die kleine Straße über den Kamm der Insel wird von Jahr zu Jahr besser ausgebaut und teilweise findet sie auch neue Wege. So wurde seit unserem letzten Aufenthalt hier ein Stück bei Jelsa komplett verlegt und wir erfreuen uns feinster Kurven auf bestem neuem Asphalt. Die Abzweigung nach Pitve nehmen dann schon deutlich weniger Fahrzeuge. Der Weg führt zu einem Tunnel welcher der Graus für jeden ADAC Tester ist. Der 1,4 km lange, einspurige, mit zwei Ausweichstellen versehene Tunnel verbindet die Nord mit der der Südseite der Insel. Wir durchqueren diesen und fühlen uns wie daheim im Wohnzimmer. Nur noch ein paar Schritte bis zum Sofa… äääh km bis zur Skalinada.

Hier legen wir eine Pause von einer Woche ein. So schön Reisen ist, es kostet auch Kraft. Diese wollen wir hier auftanken. Der erste Abend gönnte uns gleich noch ein Highlight in Form von Dalmatinischen Sauerbraten mit Gnochi bevor wir zufrieden ins Bett fallen.

Für alle die uns online folgen, hier gehts weiter wenn wir Zavala wieder verlassen und uns in Richtung Mostar aufmachen.

Kroatientour 2015 – Tag 5 – 319km – Dubrovnik

Heute legten wir uns zur Abwechslung nochmal hin 🙂 also nach dem Frühstück. Mit dem Wissen, dass wir heute „nur“ gute 300km vor uns haben trödelten wir gewaltig rum. Außerdem mussten wir unsere Suite noch ein wenig genießen. Soviel Platz hat man auf Reisen selten. Mir juckte es immer noch in den Fingern einen Abstecher nach Albanien zu machen, aber was bringts einmal rein und gleich wieder rauszufahren. Außer dem Stempel im Reisepass…nix. Also das ganze vertagt auf eine richtige Reise. Nachdem wir dann zum zweiten Mal aufgestanden waren – ja wir mögen Schmerzen – halbwegs zügig die Motorräder aufgepackt und noch schnell eine Tankstelle aufgesucht. Dann konnte es losgehen mit dem Weg nach Dubrovnik.

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Auch heute fuhren wir zuerst ein wenig die Strecke von gestern zurück, um weiter vorwärts zu kommen. Hab ich gestern eigentlich erwähnt, wie sehr uns Montenegro begeistert hat? Der Engländer würde sagen AWESOME!!! Wir hatten ein klein wenig die Hoffnung, auch heute nicht enttäuscht zu werden. Um das Potential zu erhöhen hatten wir uns für den heutigen Start die Moraca Schlucht ausgesucht. Wir folgten der Moraca fast bis zu Ihrer Quelle. Nachdem sie uns zur linken verlassen hatte, richteten wir unser Augenmerk wie gestern schon auf den Durmitor Nationalpark. Eigentlich sollte ganz Montenegro ein Nationalpark sein! Das Verlassen des Nationalparks bemerkte man nur, wenn man aufs Navi schaute. Die Landschaft ging einfach so weiter. Ich lasse hier Bilder sprechen. Nur soviel sei gesagt: Wer noch nicht hier war, sollte seinen nächsten Urlaub planen!

Ein Highlight jagt das nächste. Wenn man nun von den Höhenlagen wieder abwärts fährt stösst man direkt auf den Pivsko jezero den größten Stausee Montenegros welcher als Trinkwasserreservoir dient und zur Stromerzeugung genutzt wird. 33km lang ist der Stausee und erstreckt sich in mehrere Täler. Ein beeindruckender Anblick. Die Straße hinab zum Stausee glänzt mit Spitzkehren in Tunneln, die in den Fels gehauen sind. Den Stausee überquerten wir auf der Brücke und wendeten uns endgültig in Richtung Dubrovnik. Unzählige Fotostops hatten den Tag bereits weit voranschreiten lassen und ich bin froh, dass ich die Route nochmals gekürzt hatte, von ursprünglich 390km auf 320km.

 

Die Europastrasse E762 ist in einem hervorragenden Zustand und so konnten wir fliegen lassen. Nach den kleinen Straßen der letzten Tage fühlten sich 80km/h an wie Lichtgeschwindigkeit. Bei Niksic änderten wir nochmals den Kurs, um noch ein Eckchen Bosnien und Herzegowina mitzunehmen . Gerne hätten wir noch einen Abstecher nach Kotor gemacht, um uns hier die berühmte Bucht anzusehen, dies muss aber auf den nächsten Besuch in Montenegro warten. Die zwei Grenzquerungen waren unspektakulär, wie schon auf der ganzen Reise. Diesmal wurden wir sogar einfach so durchgewunken, ohne Ausweise zeigen zu müssen. Unser letzter Stop des Tages war in Bosnien und Herzegownia um noch die Tanks der Motorräder zu füllen, bevor sie in Dubrovnik für 2 Tage in einer Garage verschwinden. Ja, ihr habt richtig gelesen, wir verbinden auf dieser Reise alles, was wir im Urlaub so lieben. Motorradfahren, Städtetripp und die Insel Hvar! Heute sind wir um kurz nach 18 Uhr am Ziel für unseren Städtetrip angekommen. Via Airbnb haben wir ein perfektes Zimmer gefunden. Die Hausherrin begrüßte uns schon von weitem und öffnete sofort die Garage. Nachdem wir die Motorräder abgeladen hatten und frisch geduscht waren, wollten wir heute nur noch etwas essen gehen bevor wir platt ins Bett fallen.

Wir besuchten dank eines Tipps von travelita.ch das vegan/vegetarische Restaurant Nishta und waren nicht wirklich erstaunt hier fast nur Deutsche anzutreffen. Kroatien ist nicht gerade bekannt dafür, auf Fleisch in der Küche zu verzichten. Wir genießen das Essen trotzdem und werden uns morgen wohl entweder etwas fleischiges oder fischiges jagen. Der Tipp war aufjedenfall gut und wir können das Restaurant nur weiterempfehlen. Ich hatte einen veganen Bar-Bea Burger und Anja Temperitos, eine vegetarische Abwandlung von Burritos. Nach dem Essen noch schnell in einem Konzum mit Getränken eingedeckt und dann die vielen Treppen zu unserer Unterkunft erklommen. Ein letzter Blick vom Balkon über die beleuchtete Altstadt Dubrovniks, die als Kulisse für Game of Thrones dient, dann fallen wir völlig erschöpft ins Bett. Hier ist jetzt erstmal Pause bis wir am Samstag weiterfahren auf die Insel Hvar.

Kroatientour 2015 – Tag 4 – 363km – Podgorica

Die Nacht im ehemaligen Sovjethotel war kurz. Naja für Urlaub war sie kurz. 7 Stunden Schlaf sind sonst Luxus. Nachdem ich Nachts noch irgendwie den Boiler in Betrieb genommen hatte, konnte ich dann um kurz nach Mitternacht heiß duschen. Perfekt so direkt vorm Schlafen gehen. Den Tag begann ich mit einem Blick zum Fenster raus und musste feststellen, dass der Blauanteil des Himmels noch zu wünschen übrig lässt. Naja macht nichts, erstmal Frühstücken. Also Anja aktiviert, welche sich erstmal in der Dusche verbrühte, ja der Boiler geht jetzt. Dann die Suche nach dem Essen. Mit leichten Verständigungsschwierigkeiten bekamen wir zweimal Omlett mit Käse, ein paar Semmeln und zwei Dosen Orangennektar. Genug damit wir starten konnten. Tagesziel heute Podgorica.

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Wir fuhren erstmal 10km zurück um wieder auf die Route zu kommen. Die Hoffnung stieg, dass heute weniger Ortschaften und mehr Wege wie diese 10km auf uns zukommen. Vorweg: Wir wurden nicht enttäuscht! In Vlasenica bogen wir links ab und fuhren erstmal Richtung Skigebiet, welches in einem Prospekt im Hotel beworben wurde. Die Liftanlagen sahen in Real eher so aus als ob sie bereits vor 20 Jahren stillgelegt wurden. Bei Mrkalji stießen wir dann endlich auf Straßen, wie wir sie erwartet hatten. Klein, schlechter Zustand, kurvig und einfach eine Freude die Landschaft zu erkunden. Wir gelangten auf eine Hochebene, die ein wenig Landwirtschaft und Holzabbau darbot. Fotostops mussten wir heute einige mehr einlegen. Ich hatte mich noch gewundert, warum das Navi eine derart lange Fahrtzeit für die 363 km veranschlagte. Inzwischen war mir klar warum. Im Tagesdurchschnitt schafften wir eine Geschwindigkeit von 51km/h. Gefühlt waren es auf der Hochebene eher 30km/h. Dies war aber auch gut so, da wir mehr mit schauen und genießen beschäftigt waren, als mit fahren. Für Schrecksekunden sorgten dann Holztransporter, die plötzlich fahrbahnfüllend in einer Kurve vor uns auftauchten. Gut dass hier gerade genug Platz zum Ausweichen neben die Straße für uns war.

Ab Rogatica orientierten wir uns an der Drina. Der Verlauf eines Flusses ist schließlich auch immer ein Garant für kurvige Wege. In Gorazde machten wir die Tanks nochmal voll, bevor es endgültig in Richtung Grenze nach Montenegro gehen sollte. Auf der R-448 fuhren wir in Richtung eines kleinen Grenzüberganges welcher mitten im Nirgendwo liegen sollte. Völlig prolemlos konnten wir beide Stops passieren und uns über die Stempel in unseren frischen Reisepässen freuen. Die Qualität der Strasse erklärt noch einmal mehr, warum die Fahrtzeit heute so lang sein sollte. In Montenegro folgten wir der R-3 in Richtung Pljevlia, wo wir dann in Richtung Durmitor Nationalpark weiterfuhren. Die Landschaft hatte uns inzwischen vollständig gefesselt und wir fragten uns nur warum wir nicht schon früher nach Montenegro gekommen waren. Eine klare Empfehlung: Wer noch nicht hier war, sollte es auf seine Löffelliste setzen! Das muss man gesehen haben! Und für die Sportlerfahrer … kauft oder leiht euch was mit anständiger Federung!

Die Tara schlängelt sich durch den Durmitornationalpark und hat eine tiefe Schlucht gegraben. An der berühmten Brücke inmitten des Parks legten wir eine längere Pause ein und gönnten uns in einem Market etwas Süßes zu Mittag, bevor wir die Schlucht in Richtung Mojkovac befuhren. Die Gewalten von Wasser sind immer wieder überwältigend. So hinterließ die Taraschlucht bei uns einen bleibenden Eindruck. Den Nationalpark Biogradska Gora streiften wir nur ganz leicht und in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und der Gewissheit, dass wir dieses Land nicht zum letzten Mal bereist haben, ließen wir den See einfach links liegen. Die R-19 bis nach Podgorica sollte es noch in sich haben. Man kann nicht in Worte fassen, was für eine unglaubliche Landschaft sich hier offenbart. Eigentlich sollte man mit dem Foto durchs Land laufen. Man kann garnicht oft genug anhalten und vom Motorrad steigen, um die ganzen Erinnerungen im Bild festzuhalten. Eines war uns bereits in Bosnien aufgefallen. Die Dichte der Motorradfahrer ist massiv gesunken. Dafür winkten uns ständig Kinder zu und entgegenkommende Fahrzeuge huppten während die Fahrer winkten. LKWs machten immer wieder Platz und ließen uns passieren. Ein wahrer Genuss, wie freundlich hier im Verkehr miteinander umgegangen wird. In Deutschland undenkbar. Auf der R-19 trafen wir auf eine Gruppe Motorradfahrer aus Tschechien welche einige Kilometer gemeinsam mit uns dahinflogen, bevor wir sie ziehen ließen, während ich wieder einmal die Kamera auspackte um die Erinnerungen zu festigen.

In Bioce wäre eigenlich rechts abbiegen angesagt, aber wir wollen in Podgorica übernachten und so fahren wir die E-65 an der Moraca entlang bis wir in Podgorica am gestern schon ins Auge gefassten Hotel ankommen. Das Hotel Bambis dient uns heute Nacht als Unterkunft. Direkt nebenan ist ein kleiner Market in dem wir uns mit Lebensmitteln und Getränken eindecken. In unserer Suite (dekadent geht die Welt zu Grunde!) genießen wir lokale Köstlichkeiten bevor wir uns dem Verarbeiten der heutigen Eindrücke widmen. Eines steht aufjedenfall jetzt schon fest. In Montenegro waren wir zum ersten aber sicher nicht zum letzten Mal!

Kroatientour 2015 – Tag 3 – 408km – Milici

Und wieder begann der Tag mit Aufstehen. Der blaue Himmel hat aber dafür gesorgt dass wir leichtfüßig wie zwei Elfen aus dem Bett glitten… wer’s glaubt ist selber Schuld! Also das mit dem Himmel ist die Wahrheit, der hätte nicht einfarbiger und blauer sein können. Heute gab es mal kein Frühstücksbuffet wie man es von großen Hotels gewohnt ist sondern es wurde serviert. Kein Wunder, es schien so als ob wir quasi die einzigen Gäste waren. Für heute Abend hatten wir bereits ein Hotel ausgesucht und gebucht also hieß es die Distanz von 408 km muss gefahren werden, dafür muss nicht mehr gesucht werden.

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Wir starteten so, wie wir gestern geendet hatten. Die Straße scheint ein einziges Dorf zu durchqueren. Ortsschild reiht sich an Ortsschild. Dementsprechend langsam kommt man vorwärts. Kroatien wirkt in dieser Gegend sehr „gesund“. Viele neue Häuser, wenig Leerstand und bis auf kurz vor der Grenze zu Bosnien quasi keine Kriegsspuren mehr zu sehen. Dies hätten wir hier nicht erwartet. Aus früheren Reisen kennen wir vor allem die Küstenregion, welche stark vom Tourismus geprägt ist und noch die Gegend direkt dahinter, die sich in unserer Erinnerung vor allem durch Leerstand und Bauruinen auszeichnet. Trotz des schleppenden Vorankommens war die Empfindung nicht lähmend sondern eher entspannt. Es gab viel zu sehen und so hatte die niedrige Geschwindigkeit durchaus ihre Vorteile. Bei 400 Tageskilometern und einem 50er Schnitt bleibt nicht viel Zeit zum anhalten.

Nachdem wir den Grenzfluss (Sava) zu Bosnien und Herzegowina überquert hatten, wandelte sich das Bild ein wenig. Zuerst wurde es hektisch. Der Verkehr wurde wesentlich mehr und immer wieder kam es zu kleineren Staus. Als wir das Gebiet um den Grenzübergang hinter uns gelassen hatten, standen viele zerstörte und verlassene Häuser an der Straße. Einschusslöcher waren immer wieder zu sehen. Deutliche Zeugen des Krieges. Zwischen diesen Ruinen entstehen auch hier neue Häuser und man sieht, dass sich das Land entwickelt. Aber Kroatien ist hier schon deutlich weiter. Optisch sticht noch etwas anderes ins Auge. Die kyrillischen Schriften auf den Wegweisern zeigen deutlich wo man sich hier befindet. Auch Bosnien lässt keine höheren Geschwindigkeitsdurchschnitt zu. So wirklich genau wusste ich eigentlich selten, wie schnell ich fahren durfte. Meist hilft es sich an den Einheimischen zu orientieren. Die Navidaten zu Geschwindigkeitsbeschränkungen stimmen hinten und vorne nicht mit den Beschilderungen überein.

Immer wieder sahen wir nun Minarette und Moscheen in den Ortschaften. Die Zeit schritt voran, aber die Reststrecke des Tages hatte sich nur sehr langsam verringert. Die letzten 40 km des Tages sollten quasi zum Highlight werden. Beim Planen hatte ich überhaupt nicht darauf geachtet ob viele Ortschaften an der Strecke liegen oder ob es perfekte Motorradstrecken sind. Wir wollen das Land kennen lernen, alle Seiten sehen und der Tagesabschluss bietet Motorradspass pur. Kurvenstrecken die ihresgleichen suchen, durch wunderschöne grüne bewaldete Täler.

Ein letzter Tankstopp, dann sagte das Navi „bitte wenden in 15km.“ Von dieser Ansage ein wenig verwirrt betrachtete ich die Route etwas genauer und stellte zu meiner Erleichterung fest, dass dies lediglich der Verkehrsführung geschuldet ist. Schon war die betreffenden Stelle erreicht und ich musste feststellen, die Straße, welche Basecamp vorschlägt, gibt es nicht. Kurz rausgezoomt und improvisiert. Eine befestigte Straße in wenigen hundert Metern führte auch in die Richtung, die wir brauchten und stieß nach wenigen Kilometern wieder auf die geplante Route. Also Blinker links und rein in die Ministrasse. Nach wenigen Metern wurde der Teer schlechter, wurde zu Teerbrocken und schon waren wir auf Schotter unterwegs. Ich stellte mich schon mal auf Mecker von Hinten ein, als ich kurz stoppte um die Situation zu klären. Aber Anja grinste mich an und meinte nur probieren wirs. Weit mussten wir ja nicht. Also gemütlich weiter und trotz abgebrochenen Wegstücken und ordentlichem Gefälle meisterte Anja die Strecke auf den Michelin Pilot Road 4 sehr gut. Lediglich ein paar Bauern guckten komisch, als zwei vollgeladene Motorräder hier entlangfuhren.

Wieder auf der Straße angekommen sahen wir immer wieder wilde Hunde am Fahrbahnrand. Die Sonne verschwand endgültig hinter den Hügeln und wir fuhren die letzten 10 km bis Milici wo wir heute im Motel Milici nächtigen werden. Der Ort ist noch absolut von der sozialistischen Zeit geprägt, so ist auch die Motel Anlage noch ein alter sovjet Bau. Hier findet sich nun auch keine zweisprachige Beschilderung mehr, sondern nur noch kyrillisch. Im Hotel gibt es exakt einen Angestellten der ein wenig englisch spricht. Er ließ uns die Motorräder am umzäunten Pool abstellen. Wir packten ab, ziehen uns um und begaben uns zum Abendessen ins Motel eigene Restaurant. Die Sprachbarriere konnten wir überwinden und bekammen eine Grillplatte für zwei. Mit dieser im Magen sollten wir eine ruhig Nacht haben.

Wir freuen uns schon auf morgen, wenn wir endlich nach Montenegro kommen. Das Ziel für Dienstag lautet Podgorica aber viel wichtiger ist uns der Weg dorthin. ca. 370 km haben wir uns vorgenommen.