Pyrenäentour 2017 – Tag 20 – 22 – 596 km – Geroldsau, Baden Baden und der Heimweg

Tag 20 unserer Tour begann total entspannt im Zelt. Es ist einfach geil schön eingemummelt im Schlafsack mit dem Zelt im Schatten aufzuwachen, aber bereits durch die Zeltplane zu sehen dass die Sonne scheint. Du weisst das Zelt wird trocken sein wenn du es in 2 Stunden einpackst, du kannst dich zum Frühstücken in die Sonne oder in den Schatten setzen und es folgt ein Tag mit Motorradfahren. Was kann es besseres geben? Richtig, Rühreier am Morgen! Wenn der Drecks Primus Omnilite Ti Kocher denn mal mag… Warum das Ding bei uns mit Reinbenzin immer so schnell verrusst das weiß der Teufel. Düse raus und reinigen, Spindel raus und reinigen – alles wieder zusammen und schon brennt das Ding wieder wie das ewige Höllenfeuer. Ist ja kein großes Ding, aber eigentlich will ich das nicht in 3 Wochen 4 mal machen müssen. Naja die Eier waren trotzdem super und so kann der Tag losgehen.

Prio hat das zügige vorankommen. Heute Abend haben wir ein Hotel in Geroldsau bei Baden Baden reserviert. Hier bleiben wir zum Abschluss nochmal zwei Nächte. Die Straßenwahl von Basecamp ist heute wieder besser als gestern. Zügig, kurvig geht es voran. Allerdings nicht weit, dann sticht mir eine Mühle an einem Fluss ins Auge. Eine traumhafte Spiegelung, also Warnblinker rein, wenden, parken, Stativ und Filter raus. Anja mag irgendwie noch nicht so recht, das Motiv sagt ihr nicht so zu. Ich bin voll in meinem Element. Soviel zum Thema zügig vorankommen. Es sollte einer von zwei Fotostopps am heutigen Tag sein. Also kann man den schonmal ausdehnen.

Wir fliegen heute erstmal an Flüssen entlang. Das bietet zum einen viele Kurven und zum anderen einen schönen Ausblick. Und so geht die Zeit schnell dahin. Den zweiten Fotostopp legen wir in Clerval ein, auch hier bietet sich eine glasklare Spiegelung im Fluss direkt an. Durch Belfort zieht es sich verkehrsmäßig ein wenig und die steigenden Temperaturen machen es nicht besser. Bald darauf kommen wir an den Rhein. Hier geht es schnurgerade entlang bis wir auf eine Fähre stoßen welche wir zum Übersetzen nach Deutschland nutzen. Endlich wieder 100km/h auf der Landstrasse…denkste. Feierabendverkehr in Richtung Offenburg, das zieht sich. Wir beschließen auf die A5 zu fahren um das ganze zu beschleunigen. Ob wir jetzt B3 oder A5 fahren ist auch schon egal. Die letzten 13km geht es dann nochmal auf kleinen Straßen bis nach Geroldsau. Hier checken wir im Schwarzwaldhotel Sonne ein welches uns schon 2015 als Basis für eine Woche Schwarzwald/Frankreich gedient hatte.

Schnell geduscht und angezogen und zum uns gut bekannten Landgasthof Hirsch zum Abendessen gelaufen. Wir hatten die Hoffnung auf das badische Grillbuffet, dieses findet aber leider immer Freitags und Sonntags statt. Heute ist Dienstag. Also gabs erstmal Carpaccio und dann für mich Lende mit Pfifferlingen und Spätzle vom Brett. Anja hatte eine Perlhuhnbrust auf einer Mango Zwiebel Soße mit Kroketten. Ein Schokotörtchen und eine Käseplatte später waren wir dann endgültig bewegungsunfähig. Der Rückweg gestaltete sich mühsam.

Den folgenden Pausentag am Mittwoch nutzten wir für zweierlei Dinge. Zum einen fuhren wir mit dem Bus zum Friedrichsbad nach Baden Baden. Dieses römisch-irische Bad zeichnet sich durch 17 Stationen von Heißluft über Dampf, eine Seifenbürstenmassage, Warmwasserbecken, Sprudelbad, kühles Bewegungsbecken, Kaltwasserbecken, eine Crememassage bis hin zum Ruheraum und einem Lesebereich aus. Wenn man hier 4 Stunden gechillt hat dann ist man danach auch noch grundgereinigt wie es die antiken Römer schon in den Caracalla Thermen getan hatten. Wer mal hier in der Gegend ist sollte sich das definitv gönnen! Erst recht nach gut 5000km auf dem Motorrad.

Wieder mit dem Bus zurück haben wir den Fotorucksack gepackt, die Five Fingers angezogen und uns auf den Weg zum Geroldsauer Wasserfall gemacht. Hier waren wir auch schon 2015, damals allerdings noch mit ganz anderer Kameraausstattung und vor allem anderem Wissensstand. Wir laufen direkt zum Wasserfall und fotografieren uns dann den Weg zurück. Die Five Fingers (Zehenschuhe) ermöglichen es uns ganz unbedarft  bis zu den Knien im Bach rumzulaufen. Einen anderen Fotografen beobachten wir dabei wie er tunlichst versucht von Stein zu Stein zu kommen und ja keine nassen Füsse zu kriegen. Uns ist das Egal. Was tut man nicht alles für die richtige Perspektive. 3 Stunden und 45 Minuten später ist es 20 Uhr und wir sitzen auf dem Balkon und essen Abend. Die Stative und unsere Schuhe trocknen hinter uns.

Die letzte Nacht auswärts ist nochmal sehr erholsam. Das lange Baden und der Spaziergang an der frischen Luft lassen uns tief und fest schlafen. Das Frühstücksbuffet im Hotel ist wie schon bei unserem letzten Aufenthalt genial und so genießen wir es nochmal in Ruhe zu schlemmen. Die letzten ca. 250 km Landstrasse sind auch ganz schön, können uns aber keine AAAhs und OOOhs entlocken. Zu oft sind wir diese Strecken bereits gefahren. Fotostopps gibt es keine mehr. Wenn man so am Ende einer Reise ist will man dann auch mal ankommen. So geht es zumindest uns immer wieder, wenn man mal im Umkreis von 300km um das heimische Bett ist und es unvermeidlich ist dass man die Reise beendet dann werden wir zielstrebig.

Zuhause angekommen freuen sich alle dass wir wieder gut zurück sind… was hätte uns denn passieren sollen? Die Reiseutensilien sind schnell überall verstreut. Die Waschmaschinen gefüllt und so klingt dieser Urlaub aus wie es so jeder Motorradurlaub tut. Erstmal erzählen und dann die Ausrüstung wieder auf Vordermann bringen. Ein Haufen Bilder wartet darauf gesichtet zu werden, die Berichte wollen veröffentlicht werden und ich hoffe sie haben auch ein wenig Anklang bei euch gefunden.

Die Pyrenäen sind auf jeden Fall einen oder auch mehrere ausgiebige Touren mit dem Motorrad wert und ich glaube auch wir werden irgendwann noch einmal eine Tour dorthin fahren um noch ein paar mehr kleine Strässchen und den einen oder anderen Schotterweg zu erkunden.

Pyrenäentour 2017 – Tag 19 – 319 km – Ounans

Heute Nacht hat es geregnet. Dafür scheint nun die Sonne und wir sitzen im angenehm warmen Sonnenlicht beim Frühstück. Anja ermahnt mich immer wieder mit dem Reifen schön vorsichtig zu fahren. Um 10:45 haben wir aufgepackt und sind startbereit. Angedacht sind ca. 320km bis zu einem drei Sterne ACSI Campingplatz. Mal sehen ob das alles so klappt.

Die ersten paar km sind wieder so wie gestern, angenehm flott aber trotzdem schön kurvig. Dann ändert sich das Streckenprofil. Leider zum negativen. Es geht kerzengerade auf bundeststraßenartigen Strecken dahin immer wieder ausgebremst durch die zahlreichen Kreisverkehre. Das sollte heute den größten Teil des Tages so bleiben. Einfach öde und langweilig, aber gut für meinen Reifen – in der Mitte hat er ja noch Profil. Erst gegen Spätnachmittag kommen wir wieder auf kleinere und kurvigere Straßen. Die letzten 50 km sind nochmal richtig schön. Der Campingplatz ist super und so geht zumindest dieser Teil des Planes auf, wenn schon die Strecken heute nix waren. Zum Abendessen gibt es heute nur Vesper. Zum kochen sind die Temperaturen heute zu hoch, Anja wanzt noch bisschen in der Hängematte rum während ich Bilder sichere und mich über den Bericht mache.

Ziemlich unspektakulärer Tag… da hat man Zeit bisschen Dinge zu beobachten und darüber zu grübeln. In allen Ländern die wir bisher so befahren haben ist mir immer aufgefallen wie die Stromversorgung so aussieht. In Deutschland z.B. schießen Biogasanlagen, Windräder und Solarflächen wie die Pilze aus dem Boden. In Spanien – welches ja wesentlich sonnenreicher als Deutschland ist – hab ich nicht eine Solarplatte gesehen. In Frankreich exakt ein Privathaus mit Solar auf dem Dach und in der Provence eine Solaranlage auf freiem Feld. Windräder hab ich in Spanien auch keine gesehen. In Frankreich gab es mehrere Anlagen mit einer großen Anzahl an Windrädern. Aber keine vereinzelt stehenden wie in Deutschland. Was im Bereich der Pyrenäen viel zu sehen ist sind Wasserkraftwerke. Es gibt sehr viele Stauseen und gefühlt hat jedes dritte Dorf sein eigenes Wasserkraftwerk. Ich findes es gut dass der Strom dort produziert wird wo er gebraucht wird.
Aber warum kommen in so sonnenreichen Ländern nicht mehr Photovoltaik Anlagen zum Einsatz? Genauso sind keine Platten zur Warmwassererzeugung zu sehen. Diese Technik z.B. ist im Balkan sehr verbreitet. Warmwasser wird in Frankreich z.B. nahezu überall wo ich geschaut habe mit Strom erzeugt. Durchlauferhitzer oder Boiler sind hier im Einsatz.
Ich finde es immer wieder Interessant hier einen Vergleich zu unserer Heimat zu ziehen.

Gegen Ende des heutigen Tages haben wir viel Ackerbau und Viehwirtschaft gesehen und das wieder in einer schönen Mischlandschaft. Dies macht den Eindruck dass es hier ausgewogen und natürlich zu geht. Mal sehen was uns der morgige Tag und die Etappe bis nach Baden Baden so zu bieten hat.

Pyrenäentour 2017 – Tag 18 – 350 km – Saint Paulien

Im Hotel aufzuwachen bedeutet immer etwas schneller auf dem Mopped zu sitzen als wenn man noch Zelt abbauen muss. Und genau so läuft es heute bei uns auch. Um 9:14 sitzen wir auf den Motorrädern und sind abfahrtbereit – naja fast. Tanken und Frühstück fehlt noch. Eine Tankstelle ist gleich um die Ecke. Einen Bäcker finden wir nach 5 Minuten. Wir kaufen uns was herzhaftes und was süßes und setzen uns erstmal hin zum Essen. Leute beobachten die währenddessen beim Bäcker einkaufen ist auch lustig. Um 10 Uhr starten wir dann wirklich.

Das umplanen der Route macht sich gleich mal bemerkbar. Wir fahren konstant 90km/h und kommen gefühlt wie im Düsenjet voran. Wir haben uns heute aber auch ca. 350 km vorgenommen. Der Himmel ist bewölkt und erste Regentropfen appelieren an unsere Vernunft gleich noch was überzuziehen bevor alles nass ist. Landschaftlich ist erstmal nichts besonderes und das Navi zählt munter die km runter. Um kurz nach 11 geht es dann in den Parc naturel regional du Haut Languedoc und von dort direkt in den Parc naturel regional des Grands Causses die Straßen werden zwar wieder ein wenig kleiner, es lässt sich aber nach wie vor deutlich flotter als in den letzten Tage fahren. Wir nehmen der Zeitberechnung des Navis sogar vereinzelt Minuten ab. Als wir noch einen Zipfel des Park national des Cevennes anschneiden ist es soweit und ich ertrage die Regenklamotten nicht mehr. Inzwischen ist es aufgeklart und auch deutlich wärmer geworden.

An einem Imbiss ziehen wir die Sachen aus und füllen unsere Trinkrucksäcke auf. Das war es nun erstmal mit Nationalparks in Frankreich. Wer nun meint dass die Landschaft jetzt nicht mehr so schön ist der täuscht sich gewaltig. Wir bewegen uns weiterhin zwischen 800 und 1500 Höhenmetern dahin und es ist wunderschön. Hier in der Gegend sieht man auch kaum Tourismus im Gegensatz zu den Nationalparks wo jeder hin will. Wir sind froh die Route geändert zu haben. Es tut einfach gut mal wieder so richtig dahinzufliegen. Die Straßen sind aber immer noch angenehm verkehrsarm und nicht zu groß. Die Kurvenradien sind aber deutlich weiter.

Irgendwo, ich erinnere mich nicht mehr genau daran wo halten wir an einem Straßenstand und kaufen Auberginen, Zwiebeln, Zucchini, Paprika, Gurke, Champignons und eine Melone. Das Abendessen und das Frühstück sind somit gesichert. Heute ist der erste Tag während der kompletten Reise an dem wir trotz einer ordentlichen km Leistung auch zeitlich einigermaßen rumkommen. Um kurz nach 17 Uhr rollen wir auf den angepeilten Campingplatz und haben heute mal alle Zeit der Welt zum Aufbauen und Kochen. Das ganze Gemüse schneiden wir klein, braten es an und werfen es dann zusammen mit ein paar Tortellini in den Topf. Einfach lecker.

Beim Essen fällt mein Blick auf meinen Hinterreifen und irgendetwas sieht daran komisch aus. Es dauert ein wenig bis ich es realisiere. Der Reifen ist ziemlich am Ende. Nach ca. 4500km hat er nur noch in der Mitte ein wenig Profil. An beiden Rändern hat sich ein Streifen gebildet auf dem das komplette Profil fehlt. Anjas Reifen sieht trotz ca 1500km mehr Laufleistung noch deutlich besser aus. Die 1000er erzeugt halt doch einiges mehr an Verschleiß als die 650er. Nunja, ca. 1000km muss der Reifen noch halten. Die neuen liegen bereits daheim und warten nur auf die Montage.

Unsere Entscheidung umzuplanen haben wir nicht bereut. Und so geht es morgen hoffentlich genauso flott weiter. Wir peilen so ca. 320km an und haben auch schon wieder einen Campingplatz im Blick.

Pyrenäentour 2017 – Tag 17 – 175 km – Carcassonne

Kann man als Motorradfahrer Kurven irgendwann satt haben? Mit dieser Frage bin ich eingeschlafen und sie beschäftigt mich direkt nach dem Aufwachen auch wieder. Also ich bin ja nun schon ein klein wenig Motorrad gefahren in meinem Leben und ich hab auch schon einige schöne Gegenden gesehen. Aber das was man hier so erfahren kann das sucht seines Gleichen. Das letzte Stück gestern im Regen hat mir nicht mehr wirklich Spass bereitet. Immer wieder das Motorrad über den Scheitelpunkt ziehen und in die nächste Kurve rein. Blick richtig setzen, Geschwindigkeit einschätzen und dann wieder die Linie versemmelt weil einfach die Energie nicht mehr da ist. Ich bin satt! Nunja, dann gibt es eben Eier zum Frühstück und keine Kurven, die kommen erst danach.

Da wir wieder an der Küste sind ist das eigentliche Thema des Urlaubs durch. Jetzt beginnt mehr oder weniger der Heimweg. Heute wollen wir allerdings ein paar Kilometer weniger machen und dafür noch ein bisschen laufen gehen. Wir wollen mal sehen ob Carcassonne tatsächlich so aussieht wie eine der Varianten die man im Gesellschaftsspiel so basteln kann. Noch sind wir in den Ausläufern der Pyrenäen und noch hat der Reiseführer was dazu zu sagen. Wir entdecken das aber erst als wir schon ein Stück gefahren sind und uns irgendwelche Finger ähnlichen Steinformationen anschauen an denen wir zufällig gehalten haben. Anja liest schnell mal nach und ich krieg wieder meinen kleinen Zettel für den Tankrucksack.

Die heutige Route war überhaupt nicht ausgearbeitet sondern einfach kurvenreiche Straße nach Carcassonne in Basecamp – und sie war kurvenreich … hatte ich nicht gesagt ich bin satt? Ja ich bin es wirklich. Aber heute hat das mit der Linie wenigstens wieder geklappt. Als nächstes kommen wir an Ansignan vorbei. Hier steht ein aktuell noch in Betrieb befindliches römisches Aquädukt in den Weinbergen. Wir hätten es fast nicht gesehen … so im vorbeifahren.

Dann kommt die Gorges de Galamus, eine 5 km lange Schlucht die echt imposant anzusehen ist. Es ist hier übelst windig und fast hätte ich meine SW-Motech Cap für immer verloren. Ein Busch hat sie gerade noch so gefangen. Wir beobachten wie sich zwei Gruppen fertig machen zum Canyoning. Das würde uns auch mal interessieren. Anja isst noch einen Crepe und wir machen noch ein paar Fotos von der Eremitage die hier in den Felsen gebaut ist.

Auf dem restlichen Weg nach Carcassonne fehlt uns irgendwie der Blick fürs Besondere – da ist er wieder der Begriff „SATT“. Irgendwann ist einfach Schluss mit aufnehmen. Dann muss der Kopf erstmal verarbeiten. Mit einem Regenschauer rollen wir nach Carcassonne rein und checken erstmal im Hotel ein. Wir bekommen einen Garagenstellplatz was uns hocherfreut da wir so nicht die kompletten Moppeds abpacken müssen. Kurz frisch gemacht, den Fotorucksack gepackt und dann geht es zu Fuss weiter. Wir sehen uns das mittelalterliche Carcassone an. Mitten im Touritrubel (der für Anfang Juli und einen Samstag echt überraschend gering ist) entscheiden wir uns etwas zu essen. Ich gönne mir ein Cassoulet Fait Maison (Bohnen mit Wurst, Schweinefleisch und zwei Entenkeulen), Anja gönnt sich Entenbrust mit Pommes. Beides lecker und überraschend günstig dafür dass wir mitten in der Altstadt sitzen. Dann schlendern wir noch ein wenig durch die inzwischen leeren Gassen bevor es anfängt zu Regnen und wir uns auf den Rückweg zum Hotel machen. Die 5 km laufen haben uns echt gut getan nach dem tagelangen sitzen auf dem Mopped.

Im Hotel überlegen wir wie wir nun den Heimweg gestalten und beschließen alles über den Haufen zu werfen. Wir wollen etwas flotter vorankommen und planen daher eine neue Route. Mal sehen wie uns das gelungen ist. Morgen Abend sind wir schlauer. Und nun noch ein paar Bilder aus Carcassonne:

Pyrenäentour 2017 – Tag 16 – 298 km – Argeles sur Mer

Der Wecker klingelt um 7:30 Uhr. Um 9:59 verlassen wir nach einem ausgiebigen Frühstück (Schafskäse, Salsiccia, Brot) den Campingplatz. Ich habe heute bei einem kurzen Check der Motorräder das letzte Öl eingefüllt. Sprich die beiden Maschinen haben bereits 1L verbraucht. Das kommt bestimmt von den hohen Temperaturen, den niedrigen Gängen und den hohen Drehzahlen auf den Pässen. In Norwegen haben wir auf der doppelten Strecke nur haLb soviel Öl benötigt. Ansonsten ist die Technik aktuell angenehm unauffällig. So soll es sein.

Wir halten in Ripoll an einer Repsol Tankstelle um unseren Spritvorrat aufzufüllen und schauen gleich noch nach Öl. Es gibt zwar 10W40 für Motorräder, aber nur Vollsynthetisches. Auch an drei weiteren Tankstellen an denen wir heute im Laufe des Tages halten gibt es kein teilsynthetisches. Naja noch ist der Ölstand absolut im grünen Bereich. Auf meinem Highlightzettelchen kommt auch schon der erste Punkt. In Sant Joan de les Abadesses erwartet uns die längste mittelalterliche Brücke Spaniens mit einer Reichweite von 32m. Fotos raus und kurz ne Runde gelaufen. Schön anzusehen ist auch der Terassenförmig angelegte Gemüsegarten welcher direkt zwischen der alten und der neuen Brücke am Fluss liegt.

In Camprodon ist bereits die nächste Brücke zu besichtigen, was am Ortskern allerdings malerisch schön sein soll können wir nicht verstehen. So ziehen wir einfach durch und biegen dafür kurz darauf ab nach Beget. Dies soll eines der malerischsten Dörfchen sein. Die Nebenstrecke welche dorthin führt ist es auf jeden Fall wert dass man sie zweimal fährt. Beget ist für uns nämlich eine Sackgasse. Wir müssen nach dem kurzen Spaziergang im Ort – der tatsächlich sehr schön ist – und der Besichtigung der Kirche (Eintritt 1 Eur) den gleichen Weg wieder zurück. Als wir wieder auf der Route ankommen haben wir erst 70 km zurückgelegt, sind aber bereits 3,5 Stunden unterwegs. Und das bei einem heutigen Streckenpensum von knapp 300km. Das geht sich nicht aus…

Wir machen nochmal einen kurzen Abstecher nach Frankreich bevor wir die letzten spanischen Km in Angriff nehmen. Spanien wird uns definitiv fehlen. Land, Leute, Straßen, Essen – einfach alles nach unserem Geschmack. Mit Frankreich werden wir nicht so warm. Wir legen jetzt weniger Stopps ein um endlich etwas vorwärts zu kommen. Kurz nach einer Tankpause fahren wir am Örtlichen Straßenstrich vorbei. Nachmittags um 15:30 stehen hier äußerst leicht bekleidete Damen und bieten sich selbst feil. Eine eher kuriose Situation so mitten auf freiem Feld neben einer Tankstelle. Der nächste Ort ist ein ganzes Stück entfernt.

In Espolla soll es Dolmen und Menhire in den Weinbergen um den Ort geben. Ich sehe nur einen Wegweiser, aber uns sitzt die Zeit ein wenig im Nacken so dass wir diesem nicht nachgehen. Außerdem sieht der Himmel irgendwie immer giftiger aus. Dicke schwarze Wolken kündigen Regen an. Ein letztes Highlight haben wir in Spanien noch. Das Cap de Creus soll unser Zielpunkt für die Küste zu Küste zu Küste Strecke sein. Hier steht ein Leuchtturm und der Ausblick aufs Meer ist besonders schön. Auf dem Rückweg vom Cap de Creus öffnen sich dann die Schleusen und es beginnt zu regnen. In Llanca stellen wir uns beim Tanken mal wieder an einer Repsol unter. Dann wir noch eingekauft damit wir alles fürs Abendessen haben.

Endspurt: noch 50 km bis zum angepeilten Campingplatz. Diese ziehen sich aber dahin. Wir fahren ein Stück Küste, dann über die Grenze nach Frankreich und noch einen kleinen Schlenker von der Küste weg. Hier erwischt uns die Wolke dann wieder. Den Campingplatz erreichen wir heute nach 10 Stunden unterwegs um genau 20 Uhr. Terassenförmig klebt er an der Küste und hat mehrere kleine private Buchten welche hier fast aussehen wie in Kroatien. Kieselsteine füllen die Buchten und nicht Sand. Wir fühlen uns sofort heimisch, beeilen uns das Zelt aufzustellen und Abendessen zu kochen. Wir sind beide total ausgehungert, liegt das letzte Essen doch bereits fast 12 Stunden zurück. Um 21:30 lehnen wir uns dann zufrieden in den Stühlen zurück und machen uns Gedanken wie es morgen weitergehen soll.

Der Heimweg erwartet uns, aber wir wollen auch hier noch ein paar Sightseeing Punkte einbauen. Das morgige Tagesziel ist Carcassonne. Wir suchen uns auf Booking.com ein Hotel damit wir ganz in Ruhe mit den Kameras losziehen können. Nachdem das geregelt ist gehts ab ins Zelt. Es kommt ein ziemlicher Wind auf, das Rauschen des Meeres und der volle Magen führen zu einer tiefen inneren Zufriedenheit. Mal sehen wann wir morgen loskommen.

Pyrenäentour 2017 – Tag 15 – 259 km – Campdevanol

Heute war es zäh, also zäher als sonst. Aufstehen, frühstücken und zusammenpacken… und schon war es 11:30…ja wir sind heute tatsächlich erst um halb zwölf Mittags losgekommen. Aber irgendwie ging das nicht schneller und außerdem sind wir ja immer noch im Urlaub. Wobei das schon ein kleiner Unterschied is ob man reist oder einfach nur zwei Wochen irgendwo rumwanzt. So wirklich ausgeruht sind wir nicht, dafür haben wir aber bisher schon wahnsinnig viele Eindrücke in uns aufnehmen können. Die Temperaturdifferenz von inzwischen über 30 Grad in diesem Urlaub ist auch wie eine Achterbahnfahrt. Mir macht Hitze mehr zu schaffen, Anja Kälte. Nun denn, wir sitzen endlich auf den Moppeds und starten bei angenehm kühlen Temperaturen unsere heutige Fahrt.

Wie jeden Tag hat mir Anja wieder kleine Zettel mit den Highlights für den Tankrucksack geschrieben. Ich plan die Route und navigiere, Anja liest den Reiseführer und kümmert sich um alles neben der Strecke. Klare Aufgabenteilung. Der Flusslauf des La Noguera Pallaresa dem wir erstmal folgen ist besonders strömungsreich, deshalb sieht man hier immer wieder Schlauchboote beim Rafting oder Kayaker. Hier in der Gegend waren wohl auch mal Olympische Spiele und die Wasserstrecken dazu. Man sieht immer wieder Wegweiser die darauf hindeuten. Immer wieder begeistert uns Spanien mit vielen, vielen kleinen Kurven die sich angenehm flott fahren lassen. Wir kommen super voran und das erste Ziel des Tages kommt in Reichweite. La Seu d’Urgell eine der ältesten Städte Kataloniens soll eine schöne Altstadt mit einer Kathedrale haben. Wir fahren mal auf gut Glück rein, so eine Kathedrale ist ja in der Regel nicht so ganz klein, man sollte sie also spontan finden können. Runde um Runde drehen wir durch die Stadt bis wir schon fast aufgeben, dann kommt doch endlich ein Wegweiser. Wir parken direkt vor der Kirche und können sie leider nur von außen betrachten da sie verschlossen ist. Dafür interessiert sich ein Mitarbeiter der Touristeninfo für unsere Moppeds während Anja beim Bäcker noch was Süßes holt.

Als nächstes geht es nach Andorra. Absolut krass was da abgeht. Kommerz pur. Die Täler Andorras sind zugepflastert mit Tankstellen, Einkaufszentren und Hotels. Ich hatte ja nicht erwartet dass es wirklich so enorm viel ist, aber alles bisher gehörte über dieses kleine Land hat sich bestätigt. Wir umfahren eine große Ansammlung dieser Kommerzbunker auf einem kleinen Nebensträsschen welches sich ganz nett macht. Dann besuchen wir in Meritxell noch das Heiligtum Andorras. Eine ganz spezielle Kirche welche architektonisch echt was hermacht. So unter der Woche nachmittags ist da auch nichts los, so dass man sich in Ruhe umsehen und fotografieren kann.

Über den höchsten Pass der Pyrenäen, den Port de Envalira (2408m), verlassen wir Andorra wieder. An der Grenze interessiert sich keiner für uns. Im Reiseführer standen Schauergeschichten von bis zu 4 Stunden Wartezeit und akribischen Zollkontrollen. Andorra lebt schließlich vom Shoppingtourismus. Wir haben lediglich unsere Tanks gefüllt. Also wenn wir schon gerade in Frankreich sind, dann nehmen wir doch schnell nochmal nen Pass mit. Der Col de Puymorens bringt uns wieder in Richtung Spanien. Und nun beginnt es wieder. Wir biegen links ab und sehen einen Warnhinweis: Vorsicht kurvige Strecke. Darunter steht eine Kilometerangabe – 40km – so etwas habe ich noch nie gesehen. Und das Schild sollte sowas von recht behalten. Ich hätte mir einen Zähler gewünscht für jedes Kippen des Motorrades über den Scheitelpunkt. Gefühlt waren es 1001 Kurven!!! Und trotzdem relativ flott zu fahren.

In Castellar de n’Hug suchen wir einen Laden für lokale Delikatessen auf. Für einen aktzeptablen Preis kaufen wir hier Salsiccia (Salami), Ziegenkäse und ein lokales Gebäck für Abendessen und Frühstück ein. Inzwischen ist es schon nach 18 Uhr und der anvisierte Campingplatz immer noch ein gutes Stück entfernt. Einen kleinen Stopp müssen wir aber noch vor La Pobla de Lillet einlegen. Hier ist ein altes Zementwerk welches im Stil des Modernismus erbaut wurde. Dieses beherbergt inzwischen im noch erhaltenen Gebäude ein Museum (welches geschlossen war) und der Großteil des Komplexes ist eine Industrieruine. Leider fehlt uns die Zeit diesen Ort etwas genauer zu erkunden.

Als wir um kurz nach 19 Uhr auf dem Campingplatz Moli Serradell einrollen hab ich schon bedenken dass dieser geschlossen ist. Aber es ist hier nur so dass die Rezeption mitten auf dem Platz liegt statt am Beginn des Geländes. Wir bauen schnell das Zelt auf, kochen Tee weil uns heute echt ein bisschen kalt geworden ist und essen unsere gekauften Delikatessen. Dann noch schnell die tägliche Routine (Duschen, Bilder sichern, Bericht schreiben) und nun flott schlafen. Morgen soll es nicht erst wieder zur Mittagszeit weitergehen. Wir streben einen Campingplatz an der Küste in der Nähe von Argeles Sur Mer an. Damit ist dann unser Abenteuer Pyrenäen von Küste zu Küste und zurück an seinem Ende angekommen. Es warten dann „nur“ noch ca. 1200km Heimweg auf uns.

Pyrenäentour 2017 – Tag 14 – 240 km – La Guingueta d’Aneu

Gut ausgeruht erwachen wir in unserem herrschaftlichen Bett. Frühstück für 36 Eur schenken wir uns und essen nochmal Brot und Käse auf dem Zimmer. Dann wird wie jeden Morgen gepackt und verzurrt. Als es endlich losgehen soll fängt es an zu regnen. Also nicht nur drei Tropfen wie bisher schon ein paar mal, sondern richtiger Regen. Na gut dann halt die Lüftungen an den Klamotten zu machen und bissl gemütlicher los.

Der erste Teil der Strecke bedeutet heute zurück fahren bis zum Eingang des Valle de Ansiclo. Ab hier trennen wir uns wieder von der gestern bereits gefahrenen Strecke. Es geht auf der A-138 flott dahin bis Ainsa. Hier legen wir einen Stopp ein um die Altstadt zu besichtigen. Ist schon schön anzuschauen, aber auch sehr für Touris aufgehübscht. Anja schreibt noch eine Karte dann machen wir uns wieder auf zu den Motorrädern. Eigentlich hatte es ja aufgehört zu regnen… oder nicht …oder doch, so richtig kann sich die Wolke über uns nicht entscheiden. Den nächsten Stopp legen wir an einem Stausee ein aus dem – wie am Reschenpass – noch ein Kirchturm ragen soll. Unterschied zum Reschen ist dass dieser Kirchturm bei Niedrigstand des Wassers gegen Ende des Sommer begehbar ist. Aktuell sieht man fast nur das Dach.

Ich kämpfe ein wenig mit dem Navi nachdem wir den Wegpunkt welchen wir für den Kirchturm gesetzt hatten nicht anfahren konnten. Irgendetwas stimmt mit den Restkilometern nicht mehr. Wir haben 200 davon „verloren“. Wieder einmal freue ich mich dass ich aus der fertigen Route auch einen Track gemacht hatte und diesen eingeblendet habe, so kann ich sicher sein dass das Navi uns weiterhin auf der geplanten Route leitet. Achja noch etwas ist heute irgendwie anders – uns begegnen ständig andere Motorräder. Die letzten Tage war extrem wenig Verkehr und andere Motorräder konnte man an einer Hand abzählen. Heute kommt man aus dem Grüßen gar nicht mehr raus.

Nach gut 100 gefahrenen Kilometern halten wir an einer Repsol Tankstelle, kaufen Wasser, tanken auf und trödeln ein wenig vor uns hin. Just als wir wieder starten wollen fängt es an zu tröpfeln. Also noch schnell die Regenhülle über den Tankrucksack und kurz gewartet bis der Schauer nachlässt – das kennen wir ja schon. 3 Minuten später ist der Spuk vorbei und wir starten – naja wir dachten der Spuk wäre vorbei. Nach ein paar hundert Metern fängt es wieder an – was solls – nach 2 km schüttet es richtig – die Klamotten können das ab, kein Problem, ist bestimmt gleich wieder rum – wir fahren in eine Schlucht und es blitzt, donnert und es beginnt zu hageln – Ok da müssen wir jetzt durch. Nach 20 km sind wir wieder raus aus dem Tal und stehen wieder an einer Repsol Tankstelle. Die Sommerhandschuhe triefen. Meine Jacke hat in den Armbeugen nachgegeben, Anjas Hose am Hintern. Sonst schauts gut aus. Und über uns blauer Himmel und die Sonne strahlt – WHAT THE FU**??? So ist das mit dem Bergwetter, es ist einfach unberechenbar.

Nach einer kurzen Trocknungsphase und einem Handschuhwechsel machen wir uns auf den Weg zwei Pässe zu überwinden und den höchsten Berg der Pyrenäen zu begutachten. Das mit dem begutachten wurde nicht so wirklich was, er lag leider in einer großen dunklen Wolke. Durch einen 5,2 km langen Tunnel fahren wir ins Vall d’Aran welches geprägt von Hotels für den Wintersport ist. Die meisten davon sind aktuell geschlossen. In Vielha gehen wir in einem großen Supermarkt einkaufen bevor wir nochmal einen 2000er in Angriff nehmen. Auf der anderen Seite des Port de la Bonaigua erwartet uns in La Guingueta d’Aneu ein ACSI Campingplatz.

Wir bauen zügig das Zelt auf da es wieder nach Regen aussieht und stopfen unsere Wäsche in die Waschmaschine. Ab und an muss man dem Muff mal den Kampf ansagen. Funktionsunterwäsche ist schon was tolles, besonders bei warmen Temperaturen, aber irgendwann ist sie echt unriechbar! Wir beginnen zu kochen und das Wetter hält glücklicherweise durch. Um uns hängen unsere frisch gewaschenen Sachen und duften wieder wunderbar blumig. Es kühlt merklich ab und der Wetterbericht verspricht für heute Nacht 6° Grad. Da kommt man endlich mal nicht ins Schwitzen.

Morgen wollen wir Andorra erkunden. Hoffentlich zerlegen sie uns nicht an der Grenze beim verlassen dieses Landes. Hier findet ja ein extremer Shoppingtourismus statt.

Pyrenäentour 2017 – Tag 13 – 179 km – Valle de Pineta

Unser Camping naturell war mal megaruhig. Dementsprechend haben wir auch geschlafen. Um 7:30 den Wecker hab ich einfach übergangen. Um 8 Uhr hieß es dann aber wirklich aufstehen. Da wir nur ein Baguette und Brotaufstrich zum frühstücken hatten machte auch das keinen großen Aufwand und wir hatten tatsächlich um 9:30 Uhr alles aufgepackt und starteten gen Spanien.

Der erste Pass des Tages sollte der Col du Pourtalet werden, welcher gleichzeitig die Grenze darstellt. Schön geschmeidig und langsam gewinnt man an Höhe. Solche Pässe sagen uns viel mehr zu als das elende Serpentinen gehetze. Und einen wundervollen Ausblick hat man vom Col du Pourtalet auch noch. Hier ist man mal wieder über der Baumgrenze und im richtig alpinen Bereich unterwegs. Die Abfahrt auf der Spanischen Seite ist wie immer besser ausgebaut als die Französische Seite. Auf dem Weg hinab kommen wir an Lanuza vorbei, welches eigentlich dem Stausee zum Opfer fallen sollte. Dieser konnte aber wieder erwarten nicht so hoch wie geplant aufgestaut werden und so blieb der Ort doch erhalten. Ein idyllisches Plätzchen am See hat er sich damit definitiv gesichert.

Wir fahren das Valle de Tena hinab und genießen die schnellen weit geschwungenen Kurven auf bestem Asphalt, bevor es links weg geht ins Valle de Anisclo. Hier soll es durch eine gewaltige Schlucht gehen, welche ab Juni nur als Einbahnstraße entgegen unserer Fahrtrichtung befahrbar sein soll. Wir kommen nach zahlreichen Kurven im immer enger werdenden Tal an die Stelle wo sich der Weg teilt. Unsere Planung sieht vor dass wir jetzt einen Kreis fahren, erst um die Schlucht herum, dann quasi nochmal durch die Schlucht zurück und dann wieder um sie herum. Pläne und so… Als wir die Schlucht fast umfahren haben treffen wir auf Schweizer und einen Berliner welche die Einfahrt zur Schlucht verpasst haben. Diese hängen sich an uns dran. Wir finden zielstrebig hinein und stoppen gleich mal für ein Foto, außerdem wollen wir unsere Mitfahrer wieder abschütteln, zu sehr sind wir unseren eigenen Rhythmus gewohnt. Als wir die Kameras wieder verpackt haben kommen uns die anderen schon wieder entgegen. Das Tal ist komplett gesperrt. Und gesperrt meint in diesem Fall auch wirklich dicht! Wir sind enttäuscht, sollte dies doch eines der heutigen Highlights werden. Wir fahren noch bis zur Sperrung und versuchen wenigsten ein paar Fotos mit dem Tele zu bekommen.

Durch die Sperrung haben wir uns nun einiges an Zeit gespart und bummeln ein wenig dahin. Wir verlassen das Tal und biegen links ab in Richtung Bielas wo uns der Eingang zum Valle de Pineta erwartet. In Bielas suchen wir noch einen Supermercado um uns mit Brot fürs Abendessen und Frühstück einzudecken. Dann fahren wir begleitet von einigen Regentropfen in die zweite Sackgasse des Tages, das Valle de Pineta. In diesem Fall ist das aber so geplant. Wir haben als heutiges Tagesziel ein Hotel am Ende des Talkessels reserviert und wollen uns noch ein wenig der Fotografie widmen. Es soll hier große Wasserfälle geben. Wir sind gespannt wie gut diese noch erreichbar sein werden.

Bei Ankunft am Hotel fühlen wir uns etwas – naja sagen wir mal ranzig – das was wir uns hier ausgesucht haben wirkt ein wenig edel für unser aktuelles Auftreten. Aber was solls, wir zahlen unsere Zeche genauso wie die anderen Gäste. Das Haus ist sehr rustikal gehalten, über unserem Bett hängt ein Gemälde eines Hirsches. Unsere Überlegung noch zu den Wasserfällen zu wandern werden vom Wetter zu nichte gemacht. Es beginnt zu regnen, wenn auch nur kurz, aber die dunklen Wolken am Himmel verheißen nichts gutes. Im Gebirge ist man da lieber etwas vorsichtiger. Wir ziehen also noch mit Stativen und Filtern bewaffnet an den Fluss welcher nahe am Hotel vorbeifließt um noch ein paar Langzeitbelichtungen zu machen. Anja findet immer mehr gefallen an ihrem neuen Hobby.

Zurück auf dem Zimmer lassen wir uns Weißbrot mit Ziegenkäse aus der Region schmecken und ziehen uns aufgrund des guten Wifi noch live den Fotoschnack mit Gunther Wegner, Paddy und Special Guest Martin Leonhardt rein. Insgesamt ein eher chilliger Tag mit wenig km, aber wir können das langsam treten auch ganz gut vertragen. Ziel für heute ist es bald ins Bett zu kommen und viel zu Schlafen. Morgen wollen wir dann bis kurz vor Andorra fahren und uns wieder einen Campingplatz suchen.

Pyrenäentour 2017 – Tag 12 – 307 km – Aste Beon

Die Hotelbetten haben so eine Eigenschaft einen nicht mehr loslassen zu wollen und so tun wir uns auch heute wieder extrem hart aufzustehen. Aber es hilft alles nichts, wir wollen noch mehr von den Pyrenäen sehen und nicht im 8. Stock eines Hotels am Atlantik im Bett liegen bleiben. Das wäre ja langweilig. Nach einem ausgiebigen Frühstück sitzen wir um 9:45 auf den Motorrädern und verlassen die Garage.

Unser Weg führt uns für die ersten 25 km am Atlantik entlang und wir bestaunen die Formen welche die Küste hier einnimmt. Deutlich sieht man an den Stränden wie hoch das Wasser bei Flut steht. Aktuell müsste ziemlich Ebbe sein. In Saint Jean de Lutz legen wir am Hafen einen Stopp ein und führen die Kameras ein wenig aus. Dann beginnt ein Stück Steilküste an welchem man deutlich die verschobenen Gesteinsplatten sieht. Die Atlantik Küste ist wesentlich schroffer und das Meer ist rauer als am Mittelmeer. Die Surfer nutzen dies für sich.

Wir verlassen das Meer und streben wieder den Bergen entgegen. Über den Col de Saint Ignace begeben wir uns auf kleinsten Wegen wieder auf den Weg nach Spanien. Ich weiß nicht warum, aber kaum haben wir Frankreich hinter uns gelassen werden die Straßen irgendwie vertrauenerweckender und die Freude am Fahren flammt viel mehr auf. Die Qualität des Asphalts ist irgendwie besser und das selbst auf den schlechtesten Strecken. Nach einiger Zeit des rumgurkens in ziemlich einsamen Höhen werden die Straßen in Spanien wieder breiter. Überhaupt zeigen sich die Gebirgsausläufer hier bei weitem nicht so unwirtlich. Es sind eher sanfte Hügel und wir kommen auch selten über 1000 Höhenmeter. Einige Spanische Pässe wollen inklusive Ihrer Kurven erkundet werden. Und so fliegen wir gefühlt über Puerto de Belate, Alto de Egozkue, Alto Erro, Puerto de Mezkiritz, Alto de Remendia und Alto Laza dahin bevor es über den Col de la Pierre St.Martin wieder zurück nach Frankreich geht.

Und schon werden die Straßen wieder schlechter. Das fahren wird langsamer. Gefühlt kommen wir in Spanien doppelt so schnell voran. Wir beginnen langsam die Augen offenzuhalten nach einer Tankstelle und einer Einkaufsmöglichkeit um uns mit Brot fürs Frühstück einzudecken. Bis wir allerdings etwas finden vergeht noch einiges an Zeit und auch einige Cols überqueren wir dabei. Ich bin gespannt was am Ende der Tour rauskommt wenn ich die ganzen Pässe mal zusammenzähle. Sie werden hier fast schon inflationär überwunden. Nachdem wir eine Tankstelle gefunden haben an der wir vor ein paar Tagen schon einmal getankt hatten – ja wir haben hier eine klitzekleine Überschneidung mit dem Weg nach Westen – werden wir auch was unser Essen angeht in Escot fündig. Hier hat es auch einen kleinen Campingplatz den wir direkt ansteuern. Leider ist dieser in einem erbärmlichen Zustand und so beschließen wir doch noch weiterzufahren. Ein Wegweiser verspricht in 5 km den nächsten Platz. Dieser ist allerdings geschlossen.

Nun bleibt uns nichts anderes als nochmal zwei Cols in Angriff zu nehmen bevor wir in Aste Beon fündig werden. Ein kleiner Naturcampingplatz welcher von einem älteren Pärchen betrieben wird. Mit Händen und Füßen verständigen wir uns und bauen das Zelt auf. 11,30 Eur für die Nacht sind ein Schnäppchen. Außerdem stehen hier endlich mal Bäume die für Anjas Hängematte geeignet sind. Aber da haben wir die Rechnung ohne den Besitzer gemacht – keine Hängematte an seinen Apfelbäumen!!! Was ein Spießer! Na gut dann halt nicht. Wir beobachten noch ein paar Gänsegeier welche an der Steilwand über dem Platz kreisen und Anja erinnert sich dass etwas zu diesen im Reiseführer stand.

Keine Ahnung wie wir es gemacht haben, aber um kurz vor 22 Uhr sind wir bereits im Zelt und um 22:30 legen wir uns endgültig ab. Wir sind heute viel weiter gekommen als geplant und das obwohl es am Beginn des Tages so aussah als ob wir nicht einmal die Hälfte schaffen. Morgen geht es wieder nach Spanien und wir haben ein Hotel als Tagesziel. Nach nur 200km wollen wir noch ein bisschen wandern gehen.

Pyrenäentour 2017 – Tag 11 – 137 km – Biarritz

Wir haben beide super geschlafen. Es ist totenstill hier auf dem kleinen Platz in Laruns. Voller Tatendrang krabbeln wir aus dem Zelt und sehen dass wir nichts sehen. Nebel… oder halt tiefe Wolken hängen fest im Tal. Wir fangen an zu trödeln, haben keine Lust wieder mit 20 km/h kleinste Pässe in dieser Suppe zu fahren. Aber heute gibt es erstmal Eier. Die kühlen Temperaturen und die Tatsache dass wir es heute überhaupt nicht eilig haben waren Ausschlaggebend für diesen Einkauf gestern. Die Rühreier und der Orangensaft heben die Laune spürbar und so beginnen wir zu packen.

Um 11:15 Uhr sind wir dann soweit dass es endlich losgeht. Kleinste Strassen erwarten uns auf den ersten 60 km und Nebel der uns ans Nordkapp erinnert. Auf dem ersten Pass freuen wir uns noch als wir darüber hinaus fahren. Von oben haben wir wieder einen herrlichen Ausblick. Doch dann sehen wir kein Ende mehr. Wir krabbeln gefühlt dahin. Überall Schafe und Pferde. In entsprechendem Zustand ist die Fahrbahn… Alles verschiXXen. Was mir erst später bewusst wird. Durch den Nebel und die Feuchtigkeit ist der Dreck auf der Fahrbahn schön aufgeweicht und gibt einen feinen Sprühnebel hinter mir. Den Rest könnt ihr euch denken. Fazit: Als wir kurz vor Biarritz sind suchen wir einen Hochdruckreiniger auf und sprühen beide Moppeds mal kurz ab. Wir hatten heute zwar nur 137 km Fahrstrecke, diese waren aber nur zur Hälfte angenehm. Der zweite Teil führte uns über größere zügiger befahrbare Straßen und dann ins Stadtgebiet von Biarritz.

Wir checkten für die Nacht im Hotel Le Grand Large ein und bekamen einen Tiefgaragenstellplatz für die Bikes. Unser Zimmer im 8. Stock hat einen Mega Ausblick auf den Atlantik. Wir nutzen die Zeit hier in der Stadt um ein wenig am Meer entlang zu bummeln, besuchen eine brasilianisches Fest an der Strandpromenade. Wir fotografieren viel und gehen im alten Fischerhafen etwas zu essen. In der Tapasbar Crampotte 30 „fressen“ wir uns im wahrsten Sinne des Wortes durch den Laden. Man holt sich einfach ein paar Tapas, und lässt diese aufschreiben. Die Atmosphäre hier ist sehr gechillt und so vergessen wir fast die Zeit. Wir schlendern wieder gemütlich zum Hotel zurück und setzen uns noch auf den Balkon und genießen den Ausblick vom 8. Stock. In der Dämmerung paddeln immer mehr Surfer raus um eine gute Welle zu erwischen. Ich schraube nochmal das 70-200 mm auf die Kamera und halte sie dabei fest. Biarritz hat es uns sehr angetan, zur Saison möchten wir allerdings nicht hier sein, man kann erahnen auf welche Menschenmassen das hier ausgelegt ist.

Morgen geht es wieder nach Spanien und wir beginnen sozusagen den Rückweg unserer Tour. Biarritz stellt den Wendepunkt unserer coast-to-coast Tour dar.