Spanien Herbst 2021 – Tag04 – 205km – Escalona

Das Himmelbett war himmlisch! Wir haben komplett durchgeschlafen. Erst um kurz vor 9 Uhr krabbeln wir aus den Federn. Wir haben für heute kein Frühstück gebucht und konnten es uns somit erlauben so lange liegen zu bleiben. Der Blick aus dem Fenster führt auch nicht dazu dass wir schneller zusammenpacken – es ist neblig. Um kurz vor 10 Uhr sitzen wir dann auf den Moppeds und starten in Richtung Pyrenäen.

Der Nebel verzieht sich glücklicherweise relativ flott und der blaue Himmel kommt durch. Die Strecke ist trotzdem öde. Relativ geradeaus und glücklicherweise wenig bebaut mit Ackerland umgeben geht es flott dahin. Nach ungefähr der halben Strecke halten wir die Augen offen nach einer Patisserie und einer Tankstelle. Was das Frühstück angeht werden wir zuerst fündig. Croissant, Schokocroissant, Schokoeclair, nochmal irgendwas mit Schokolade und Pudding und ein Stück Pizza (nicht mal ansatzweise mit der von gestern vergleichbar!) gönnen wir uns und genießen es auf dem Marktplatz des Ortes.

Die Tankstelle folgt dann nochmal ein paar Kilometer weiter. Von hier aus sehen wir schon deutlich den Gebirgszug der Pyrenäen. In östlicher Richtung sieht man wundervoll schattiert die in der Tiefe gestaffelten Bergrücken welche im Schatten liegen. In westlicher Richtung sieht man deutlich von der Sonne angestrahlt die bewaldeten Bergrücken. Nur ganz wenige Spitzen der Berge sind bereits weiß, das stimmt uns zuversichtlich was die Überquerung angeht. Es ist einfach der Wahnsinn was unser Planet hier tolles geschaffen hat. Wir fühlen uns sofort wieder wohl hier in den Bergen. Heute soll es nicht über einen Pass gehen, sondern durch den auf 1825 Höhenmeter gelegenen Tunnel d’Aragnouet-Bielsa der Frankreich mit Spanien verbindet. Vorher geht es schön gemütlich ein Tal entlang und wir gewinnen langsam und geschmeidig an Höhe. Als die Spitzkehren losgehen informiert mich Anja dass irgendwas an meinem Hinterreifen komisch aussieht. Wir halten kurz an und gucken. Der Schlauch vom Kettenöler ist gerissen und baumelt lose an der Schwinge. Ich lege kurzerhand die Pumpe still und packe den Schlauch ein. Das Problem wie sich die Kette nun ölt vertage ich erstmal.

Die Spitzkehren fahren sich irgendwie hakelig, aber von Kurve zu Kurve wird es besser. Dann kommt der Tunnel und mit der Einfahrt in diesen geht es wieder bergab. Am Ende des Tunnels ist dann das ersehnte Schild – ESPANA. Wir sind angekommen. Ja wo eigentlich? Wir haben immer noch keinen Plan was wir nun eigentlich in Spanien machen, oder in welche Richtung wir weiterfahren. Im Moment geht eh nur raus aus dem Tal. In Bielsa stoppen wir kurz und kaufen Wasser, dann lassen wir es nochmal fliegen. Als wir 2017 in den Pyrenäen waren hatten wir im Valle de Pineta übernachtet, von dem her haben wir neblige Wiedererkennungseffekte auf dieser Strecke. Wir legen noch einen Fotostopp ein bevor wir in Escalona am Hotel ankommen. Es ist kurz vor 15 Uhr und wir sind froh heute nur gute 200km geplant zu haben. Wir parken die Moppeds in der Tiefgarage und begeben uns aufs Zimmer, den ersten Satz Funktionsunterwäsche waschen und nochmal grübeln wohin uns der Weg führen soll.

Nach ein wenig Reiseführerlektüre und einer nicht ganz so guten Amazon Bewertung für den „Spanien – 66 Things to do“ alternativ Reiseführer haben wir uns dann entschieden. Es geht an den Atlantik. Das Cap Finistere soll unser Ziel für diesen Trip werden. Morgen wollen wir bis Pamplona fahren. Nachdem diese Entscheidung gefallen ist gehen wir noch eine Runde rund um Escalona spazieren und genießen den Sonnenuntergang. Anja findet noch wilden Rosmarin und nimmt welchen mit für Ihr Reisetagebuch – er duftet ungemein intensiv. Bis das Restaurant öffnet haben wir noch ein wenig Zeit. Die Spanier essen erst so ab 20:30 Uhr. Das bedeutet für uns in den nächsten Tagen ein wenig Umgewöhnung. Die Zeit nutze ich um meinen Bericht zu tippen. Und jetzt geht es Essen, der Magen knurrt!

Unterkunft: Hotel Arnal

Pyrenäentour 2017 – Tag 16 – 298 km – Argeles sur Mer

Der Wecker klingelt um 7:30 Uhr. Um 9:59 verlassen wir nach einem ausgiebigen Frühstück (Schafskäse, Salsiccia, Brot) den Campingplatz. Ich habe heute bei einem kurzen Check der Motorräder das letzte Öl eingefüllt. Sprich die beiden Maschinen haben bereits 1L verbraucht. Das kommt bestimmt von den hohen Temperaturen, den niedrigen Gängen und den hohen Drehzahlen auf den Pässen. In Norwegen haben wir auf der doppelten Strecke nur haLb soviel Öl benötigt. Ansonsten ist die Technik aktuell angenehm unauffällig. So soll es sein.

Wir halten in Ripoll an einer Repsol Tankstelle um unseren Spritvorrat aufzufüllen und schauen gleich noch nach Öl. Es gibt zwar 10W40 für Motorräder, aber nur Vollsynthetisches. Auch an drei weiteren Tankstellen an denen wir heute im Laufe des Tages halten gibt es kein teilsynthetisches. Naja noch ist der Ölstand absolut im grünen Bereich. Auf meinem Highlightzettelchen kommt auch schon der erste Punkt. In Sant Joan de les Abadesses erwartet uns die längste mittelalterliche Brücke Spaniens mit einer Reichweite von 32m. Fotos raus und kurz ne Runde gelaufen. Schön anzusehen ist auch der Terassenförmig angelegte Gemüsegarten welcher direkt zwischen der alten und der neuen Brücke am Fluss liegt.

In Camprodon ist bereits die nächste Brücke zu besichtigen, was am Ortskern allerdings malerisch schön sein soll können wir nicht verstehen. So ziehen wir einfach durch und biegen dafür kurz darauf ab nach Beget. Dies soll eines der malerischsten Dörfchen sein. Die Nebenstrecke welche dorthin führt ist es auf jeden Fall wert dass man sie zweimal fährt. Beget ist für uns nämlich eine Sackgasse. Wir müssen nach dem kurzen Spaziergang im Ort – der tatsächlich sehr schön ist – und der Besichtigung der Kirche (Eintritt 1 Eur) den gleichen Weg wieder zurück. Als wir wieder auf der Route ankommen haben wir erst 70 km zurückgelegt, sind aber bereits 3,5 Stunden unterwegs. Und das bei einem heutigen Streckenpensum von knapp 300km. Das geht sich nicht aus…

Wir machen nochmal einen kurzen Abstecher nach Frankreich bevor wir die letzten spanischen Km in Angriff nehmen. Spanien wird uns definitiv fehlen. Land, Leute, Straßen, Essen – einfach alles nach unserem Geschmack. Mit Frankreich werden wir nicht so warm. Wir legen jetzt weniger Stopps ein um endlich etwas vorwärts zu kommen. Kurz nach einer Tankpause fahren wir am Örtlichen Straßenstrich vorbei. Nachmittags um 15:30 stehen hier äußerst leicht bekleidete Damen und bieten sich selbst feil. Eine eher kuriose Situation so mitten auf freiem Feld neben einer Tankstelle. Der nächste Ort ist ein ganzes Stück entfernt.

In Espolla soll es Dolmen und Menhire in den Weinbergen um den Ort geben. Ich sehe nur einen Wegweiser, aber uns sitzt die Zeit ein wenig im Nacken so dass wir diesem nicht nachgehen. Außerdem sieht der Himmel irgendwie immer giftiger aus. Dicke schwarze Wolken kündigen Regen an. Ein letztes Highlight haben wir in Spanien noch. Das Cap de Creus soll unser Zielpunkt für die Küste zu Küste zu Küste Strecke sein. Hier steht ein Leuchtturm und der Ausblick aufs Meer ist besonders schön. Auf dem Rückweg vom Cap de Creus öffnen sich dann die Schleusen und es beginnt zu regnen. In Llanca stellen wir uns beim Tanken mal wieder an einer Repsol unter. Dann wir noch eingekauft damit wir alles fürs Abendessen haben.

Endspurt: noch 50 km bis zum angepeilten Campingplatz. Diese ziehen sich aber dahin. Wir fahren ein Stück Küste, dann über die Grenze nach Frankreich und noch einen kleinen Schlenker von der Küste weg. Hier erwischt uns die Wolke dann wieder. Den Campingplatz erreichen wir heute nach 10 Stunden unterwegs um genau 20 Uhr. Terassenförmig klebt er an der Küste und hat mehrere kleine private Buchten welche hier fast aussehen wie in Kroatien. Kieselsteine füllen die Buchten und nicht Sand. Wir fühlen uns sofort heimisch, beeilen uns das Zelt aufzustellen und Abendessen zu kochen. Wir sind beide total ausgehungert, liegt das letzte Essen doch bereits fast 12 Stunden zurück. Um 21:30 lehnen wir uns dann zufrieden in den Stühlen zurück und machen uns Gedanken wie es morgen weitergehen soll.

Der Heimweg erwartet uns, aber wir wollen auch hier noch ein paar Sightseeing Punkte einbauen. Das morgige Tagesziel ist Carcassonne. Wir suchen uns auf Booking.com ein Hotel damit wir ganz in Ruhe mit den Kameras losziehen können. Nachdem das geregelt ist gehts ab ins Zelt. Es kommt ein ziemlicher Wind auf, das Rauschen des Meeres und der volle Magen führen zu einer tiefen inneren Zufriedenheit. Mal sehen wann wir morgen loskommen.

Pyrenäentour 2017 – Tag 15 – 259 km – Campdevanol

Heute war es zäh, also zäher als sonst. Aufstehen, frühstücken und zusammenpacken… und schon war es 11:30…ja wir sind heute tatsächlich erst um halb zwölf Mittags losgekommen. Aber irgendwie ging das nicht schneller und außerdem sind wir ja immer noch im Urlaub. Wobei das schon ein kleiner Unterschied is ob man reist oder einfach nur zwei Wochen irgendwo rumwanzt. So wirklich ausgeruht sind wir nicht, dafür haben wir aber bisher schon wahnsinnig viele Eindrücke in uns aufnehmen können. Die Temperaturdifferenz von inzwischen über 30 Grad in diesem Urlaub ist auch wie eine Achterbahnfahrt. Mir macht Hitze mehr zu schaffen, Anja Kälte. Nun denn, wir sitzen endlich auf den Moppeds und starten bei angenehm kühlen Temperaturen unsere heutige Fahrt.

Wie jeden Tag hat mir Anja wieder kleine Zettel mit den Highlights für den Tankrucksack geschrieben. Ich plan die Route und navigiere, Anja liest den Reiseführer und kümmert sich um alles neben der Strecke. Klare Aufgabenteilung. Der Flusslauf des La Noguera Pallaresa dem wir erstmal folgen ist besonders strömungsreich, deshalb sieht man hier immer wieder Schlauchboote beim Rafting oder Kayaker. Hier in der Gegend waren wohl auch mal Olympische Spiele und die Wasserstrecken dazu. Man sieht immer wieder Wegweiser die darauf hindeuten. Immer wieder begeistert uns Spanien mit vielen, vielen kleinen Kurven die sich angenehm flott fahren lassen. Wir kommen super voran und das erste Ziel des Tages kommt in Reichweite. La Seu d’Urgell eine der ältesten Städte Kataloniens soll eine schöne Altstadt mit einer Kathedrale haben. Wir fahren mal auf gut Glück rein, so eine Kathedrale ist ja in der Regel nicht so ganz klein, man sollte sie also spontan finden können. Runde um Runde drehen wir durch die Stadt bis wir schon fast aufgeben, dann kommt doch endlich ein Wegweiser. Wir parken direkt vor der Kirche und können sie leider nur von außen betrachten da sie verschlossen ist. Dafür interessiert sich ein Mitarbeiter der Touristeninfo für unsere Moppeds während Anja beim Bäcker noch was Süßes holt.

Als nächstes geht es nach Andorra. Absolut krass was da abgeht. Kommerz pur. Die Täler Andorras sind zugepflastert mit Tankstellen, Einkaufszentren und Hotels. Ich hatte ja nicht erwartet dass es wirklich so enorm viel ist, aber alles bisher gehörte über dieses kleine Land hat sich bestätigt. Wir umfahren eine große Ansammlung dieser Kommerzbunker auf einem kleinen Nebensträsschen welches sich ganz nett macht. Dann besuchen wir in Meritxell noch das Heiligtum Andorras. Eine ganz spezielle Kirche welche architektonisch echt was hermacht. So unter der Woche nachmittags ist da auch nichts los, so dass man sich in Ruhe umsehen und fotografieren kann.

Über den höchsten Pass der Pyrenäen, den Port de Envalira (2408m), verlassen wir Andorra wieder. An der Grenze interessiert sich keiner für uns. Im Reiseführer standen Schauergeschichten von bis zu 4 Stunden Wartezeit und akribischen Zollkontrollen. Andorra lebt schließlich vom Shoppingtourismus. Wir haben lediglich unsere Tanks gefüllt. Also wenn wir schon gerade in Frankreich sind, dann nehmen wir doch schnell nochmal nen Pass mit. Der Col de Puymorens bringt uns wieder in Richtung Spanien. Und nun beginnt es wieder. Wir biegen links ab und sehen einen Warnhinweis: Vorsicht kurvige Strecke. Darunter steht eine Kilometerangabe – 40km – so etwas habe ich noch nie gesehen. Und das Schild sollte sowas von recht behalten. Ich hätte mir einen Zähler gewünscht für jedes Kippen des Motorrades über den Scheitelpunkt. Gefühlt waren es 1001 Kurven!!! Und trotzdem relativ flott zu fahren.

In Castellar de n’Hug suchen wir einen Laden für lokale Delikatessen auf. Für einen aktzeptablen Preis kaufen wir hier Salsiccia (Salami), Ziegenkäse und ein lokales Gebäck für Abendessen und Frühstück ein. Inzwischen ist es schon nach 18 Uhr und der anvisierte Campingplatz immer noch ein gutes Stück entfernt. Einen kleinen Stopp müssen wir aber noch vor La Pobla de Lillet einlegen. Hier ist ein altes Zementwerk welches im Stil des Modernismus erbaut wurde. Dieses beherbergt inzwischen im noch erhaltenen Gebäude ein Museum (welches geschlossen war) und der Großteil des Komplexes ist eine Industrieruine. Leider fehlt uns die Zeit diesen Ort etwas genauer zu erkunden.

Als wir um kurz nach 19 Uhr auf dem Campingplatz Moli Serradell einrollen hab ich schon bedenken dass dieser geschlossen ist. Aber es ist hier nur so dass die Rezeption mitten auf dem Platz liegt statt am Beginn des Geländes. Wir bauen schnell das Zelt auf, kochen Tee weil uns heute echt ein bisschen kalt geworden ist und essen unsere gekauften Delikatessen. Dann noch schnell die tägliche Routine (Duschen, Bilder sichern, Bericht schreiben) und nun flott schlafen. Morgen soll es nicht erst wieder zur Mittagszeit weitergehen. Wir streben einen Campingplatz an der Küste in der Nähe von Argeles Sur Mer an. Damit ist dann unser Abenteuer Pyrenäen von Küste zu Küste und zurück an seinem Ende angekommen. Es warten dann „nur“ noch ca. 1200km Heimweg auf uns.

Pyrenäentour 2017 – Tag 14 – 240 km – La Guingueta d’Aneu

Gut ausgeruht erwachen wir in unserem herrschaftlichen Bett. Frühstück für 36 Eur schenken wir uns und essen nochmal Brot und Käse auf dem Zimmer. Dann wird wie jeden Morgen gepackt und verzurrt. Als es endlich losgehen soll fängt es an zu regnen. Also nicht nur drei Tropfen wie bisher schon ein paar mal, sondern richtiger Regen. Na gut dann halt die Lüftungen an den Klamotten zu machen und bissl gemütlicher los.

Der erste Teil der Strecke bedeutet heute zurück fahren bis zum Eingang des Valle de Ansiclo. Ab hier trennen wir uns wieder von der gestern bereits gefahrenen Strecke. Es geht auf der A-138 flott dahin bis Ainsa. Hier legen wir einen Stopp ein um die Altstadt zu besichtigen. Ist schon schön anzuschauen, aber auch sehr für Touris aufgehübscht. Anja schreibt noch eine Karte dann machen wir uns wieder auf zu den Motorrädern. Eigentlich hatte es ja aufgehört zu regnen… oder nicht …oder doch, so richtig kann sich die Wolke über uns nicht entscheiden. Den nächsten Stopp legen wir an einem Stausee ein aus dem – wie am Reschenpass – noch ein Kirchturm ragen soll. Unterschied zum Reschen ist dass dieser Kirchturm bei Niedrigstand des Wassers gegen Ende des Sommer begehbar ist. Aktuell sieht man fast nur das Dach.

Ich kämpfe ein wenig mit dem Navi nachdem wir den Wegpunkt welchen wir für den Kirchturm gesetzt hatten nicht anfahren konnten. Irgendetwas stimmt mit den Restkilometern nicht mehr. Wir haben 200 davon „verloren“. Wieder einmal freue ich mich dass ich aus der fertigen Route auch einen Track gemacht hatte und diesen eingeblendet habe, so kann ich sicher sein dass das Navi uns weiterhin auf der geplanten Route leitet. Achja noch etwas ist heute irgendwie anders – uns begegnen ständig andere Motorräder. Die letzten Tage war extrem wenig Verkehr und andere Motorräder konnte man an einer Hand abzählen. Heute kommt man aus dem Grüßen gar nicht mehr raus.

Nach gut 100 gefahrenen Kilometern halten wir an einer Repsol Tankstelle, kaufen Wasser, tanken auf und trödeln ein wenig vor uns hin. Just als wir wieder starten wollen fängt es an zu tröpfeln. Also noch schnell die Regenhülle über den Tankrucksack und kurz gewartet bis der Schauer nachlässt – das kennen wir ja schon. 3 Minuten später ist der Spuk vorbei und wir starten – naja wir dachten der Spuk wäre vorbei. Nach ein paar hundert Metern fängt es wieder an – was solls – nach 2 km schüttet es richtig – die Klamotten können das ab, kein Problem, ist bestimmt gleich wieder rum – wir fahren in eine Schlucht und es blitzt, donnert und es beginnt zu hageln – Ok da müssen wir jetzt durch. Nach 20 km sind wir wieder raus aus dem Tal und stehen wieder an einer Repsol Tankstelle. Die Sommerhandschuhe triefen. Meine Jacke hat in den Armbeugen nachgegeben, Anjas Hose am Hintern. Sonst schauts gut aus. Und über uns blauer Himmel und die Sonne strahlt – WHAT THE FU**??? So ist das mit dem Bergwetter, es ist einfach unberechenbar.

Nach einer kurzen Trocknungsphase und einem Handschuhwechsel machen wir uns auf den Weg zwei Pässe zu überwinden und den höchsten Berg der Pyrenäen zu begutachten. Das mit dem begutachten wurde nicht so wirklich was, er lag leider in einer großen dunklen Wolke. Durch einen 5,2 km langen Tunnel fahren wir ins Vall d’Aran welches geprägt von Hotels für den Wintersport ist. Die meisten davon sind aktuell geschlossen. In Vielha gehen wir in einem großen Supermarkt einkaufen bevor wir nochmal einen 2000er in Angriff nehmen. Auf der anderen Seite des Port de la Bonaigua erwartet uns in La Guingueta d’Aneu ein ACSI Campingplatz.

Wir bauen zügig das Zelt auf da es wieder nach Regen aussieht und stopfen unsere Wäsche in die Waschmaschine. Ab und an muss man dem Muff mal den Kampf ansagen. Funktionsunterwäsche ist schon was tolles, besonders bei warmen Temperaturen, aber irgendwann ist sie echt unriechbar! Wir beginnen zu kochen und das Wetter hält glücklicherweise durch. Um uns hängen unsere frisch gewaschenen Sachen und duften wieder wunderbar blumig. Es kühlt merklich ab und der Wetterbericht verspricht für heute Nacht 6° Grad. Da kommt man endlich mal nicht ins Schwitzen.

Morgen wollen wir Andorra erkunden. Hoffentlich zerlegen sie uns nicht an der Grenze beim verlassen dieses Landes. Hier findet ja ein extremer Shoppingtourismus statt.

Pyrenäentour 2017 – Tag 13 – 179 km – Valle de Pineta

Unser Camping naturell war mal megaruhig. Dementsprechend haben wir auch geschlafen. Um 7:30 den Wecker hab ich einfach übergangen. Um 8 Uhr hieß es dann aber wirklich aufstehen. Da wir nur ein Baguette und Brotaufstrich zum frühstücken hatten machte auch das keinen großen Aufwand und wir hatten tatsächlich um 9:30 Uhr alles aufgepackt und starteten gen Spanien.

Der erste Pass des Tages sollte der Col du Pourtalet werden, welcher gleichzeitig die Grenze darstellt. Schön geschmeidig und langsam gewinnt man an Höhe. Solche Pässe sagen uns viel mehr zu als das elende Serpentinen gehetze. Und einen wundervollen Ausblick hat man vom Col du Pourtalet auch noch. Hier ist man mal wieder über der Baumgrenze und im richtig alpinen Bereich unterwegs. Die Abfahrt auf der Spanischen Seite ist wie immer besser ausgebaut als die Französische Seite. Auf dem Weg hinab kommen wir an Lanuza vorbei, welches eigentlich dem Stausee zum Opfer fallen sollte. Dieser konnte aber wieder erwarten nicht so hoch wie geplant aufgestaut werden und so blieb der Ort doch erhalten. Ein idyllisches Plätzchen am See hat er sich damit definitiv gesichert.

Wir fahren das Valle de Tena hinab und genießen die schnellen weit geschwungenen Kurven auf bestem Asphalt, bevor es links weg geht ins Valle de Anisclo. Hier soll es durch eine gewaltige Schlucht gehen, welche ab Juni nur als Einbahnstraße entgegen unserer Fahrtrichtung befahrbar sein soll. Wir kommen nach zahlreichen Kurven im immer enger werdenden Tal an die Stelle wo sich der Weg teilt. Unsere Planung sieht vor dass wir jetzt einen Kreis fahren, erst um die Schlucht herum, dann quasi nochmal durch die Schlucht zurück und dann wieder um sie herum. Pläne und so… Als wir die Schlucht fast umfahren haben treffen wir auf Schweizer und einen Berliner welche die Einfahrt zur Schlucht verpasst haben. Diese hängen sich an uns dran. Wir finden zielstrebig hinein und stoppen gleich mal für ein Foto, außerdem wollen wir unsere Mitfahrer wieder abschütteln, zu sehr sind wir unseren eigenen Rhythmus gewohnt. Als wir die Kameras wieder verpackt haben kommen uns die anderen schon wieder entgegen. Das Tal ist komplett gesperrt. Und gesperrt meint in diesem Fall auch wirklich dicht! Wir sind enttäuscht, sollte dies doch eines der heutigen Highlights werden. Wir fahren noch bis zur Sperrung und versuchen wenigsten ein paar Fotos mit dem Tele zu bekommen.

Durch die Sperrung haben wir uns nun einiges an Zeit gespart und bummeln ein wenig dahin. Wir verlassen das Tal und biegen links ab in Richtung Bielas wo uns der Eingang zum Valle de Pineta erwartet. In Bielas suchen wir noch einen Supermercado um uns mit Brot fürs Abendessen und Frühstück einzudecken. Dann fahren wir begleitet von einigen Regentropfen in die zweite Sackgasse des Tages, das Valle de Pineta. In diesem Fall ist das aber so geplant. Wir haben als heutiges Tagesziel ein Hotel am Ende des Talkessels reserviert und wollen uns noch ein wenig der Fotografie widmen. Es soll hier große Wasserfälle geben. Wir sind gespannt wie gut diese noch erreichbar sein werden.

Bei Ankunft am Hotel fühlen wir uns etwas – naja sagen wir mal ranzig – das was wir uns hier ausgesucht haben wirkt ein wenig edel für unser aktuelles Auftreten. Aber was solls, wir zahlen unsere Zeche genauso wie die anderen Gäste. Das Haus ist sehr rustikal gehalten, über unserem Bett hängt ein Gemälde eines Hirsches. Unsere Überlegung noch zu den Wasserfällen zu wandern werden vom Wetter zu nichte gemacht. Es beginnt zu regnen, wenn auch nur kurz, aber die dunklen Wolken am Himmel verheißen nichts gutes. Im Gebirge ist man da lieber etwas vorsichtiger. Wir ziehen also noch mit Stativen und Filtern bewaffnet an den Fluss welcher nahe am Hotel vorbeifließt um noch ein paar Langzeitbelichtungen zu machen. Anja findet immer mehr gefallen an ihrem neuen Hobby.

Zurück auf dem Zimmer lassen wir uns Weißbrot mit Ziegenkäse aus der Region schmecken und ziehen uns aufgrund des guten Wifi noch live den Fotoschnack mit Gunther Wegner, Paddy und Special Guest Martin Leonhardt rein. Insgesamt ein eher chilliger Tag mit wenig km, aber wir können das langsam treten auch ganz gut vertragen. Ziel für heute ist es bald ins Bett zu kommen und viel zu Schlafen. Morgen wollen wir dann bis kurz vor Andorra fahren und uns wieder einen Campingplatz suchen.

Pyrenäentour 2017 – Tag 12 – 307 km – Aste Beon

Die Hotelbetten haben so eine Eigenschaft einen nicht mehr loslassen zu wollen und so tun wir uns auch heute wieder extrem hart aufzustehen. Aber es hilft alles nichts, wir wollen noch mehr von den Pyrenäen sehen und nicht im 8. Stock eines Hotels am Atlantik im Bett liegen bleiben. Das wäre ja langweilig. Nach einem ausgiebigen Frühstück sitzen wir um 9:45 auf den Motorrädern und verlassen die Garage.

Unser Weg führt uns für die ersten 25 km am Atlantik entlang und wir bestaunen die Formen welche die Küste hier einnimmt. Deutlich sieht man an den Stränden wie hoch das Wasser bei Flut steht. Aktuell müsste ziemlich Ebbe sein. In Saint Jean de Lutz legen wir am Hafen einen Stopp ein und führen die Kameras ein wenig aus. Dann beginnt ein Stück Steilküste an welchem man deutlich die verschobenen Gesteinsplatten sieht. Die Atlantik Küste ist wesentlich schroffer und das Meer ist rauer als am Mittelmeer. Die Surfer nutzen dies für sich.

Wir verlassen das Meer und streben wieder den Bergen entgegen. Über den Col de Saint Ignace begeben wir uns auf kleinsten Wegen wieder auf den Weg nach Spanien. Ich weiß nicht warum, aber kaum haben wir Frankreich hinter uns gelassen werden die Straßen irgendwie vertrauenerweckender und die Freude am Fahren flammt viel mehr auf. Die Qualität des Asphalts ist irgendwie besser und das selbst auf den schlechtesten Strecken. Nach einiger Zeit des rumgurkens in ziemlich einsamen Höhen werden die Straßen in Spanien wieder breiter. Überhaupt zeigen sich die Gebirgsausläufer hier bei weitem nicht so unwirtlich. Es sind eher sanfte Hügel und wir kommen auch selten über 1000 Höhenmeter. Einige Spanische Pässe wollen inklusive Ihrer Kurven erkundet werden. Und so fliegen wir gefühlt über Puerto de Belate, Alto de Egozkue, Alto Erro, Puerto de Mezkiritz, Alto de Remendia und Alto Laza dahin bevor es über den Col de la Pierre St.Martin wieder zurück nach Frankreich geht.

Und schon werden die Straßen wieder schlechter. Das fahren wird langsamer. Gefühlt kommen wir in Spanien doppelt so schnell voran. Wir beginnen langsam die Augen offenzuhalten nach einer Tankstelle und einer Einkaufsmöglichkeit um uns mit Brot fürs Frühstück einzudecken. Bis wir allerdings etwas finden vergeht noch einiges an Zeit und auch einige Cols überqueren wir dabei. Ich bin gespannt was am Ende der Tour rauskommt wenn ich die ganzen Pässe mal zusammenzähle. Sie werden hier fast schon inflationär überwunden. Nachdem wir eine Tankstelle gefunden haben an der wir vor ein paar Tagen schon einmal getankt hatten – ja wir haben hier eine klitzekleine Überschneidung mit dem Weg nach Westen – werden wir auch was unser Essen angeht in Escot fündig. Hier hat es auch einen kleinen Campingplatz den wir direkt ansteuern. Leider ist dieser in einem erbärmlichen Zustand und so beschließen wir doch noch weiterzufahren. Ein Wegweiser verspricht in 5 km den nächsten Platz. Dieser ist allerdings geschlossen.

Nun bleibt uns nichts anderes als nochmal zwei Cols in Angriff zu nehmen bevor wir in Aste Beon fündig werden. Ein kleiner Naturcampingplatz welcher von einem älteren Pärchen betrieben wird. Mit Händen und Füßen verständigen wir uns und bauen das Zelt auf. 11,30 Eur für die Nacht sind ein Schnäppchen. Außerdem stehen hier endlich mal Bäume die für Anjas Hängematte geeignet sind. Aber da haben wir die Rechnung ohne den Besitzer gemacht – keine Hängematte an seinen Apfelbäumen!!! Was ein Spießer! Na gut dann halt nicht. Wir beobachten noch ein paar Gänsegeier welche an der Steilwand über dem Platz kreisen und Anja erinnert sich dass etwas zu diesen im Reiseführer stand.

Keine Ahnung wie wir es gemacht haben, aber um kurz vor 22 Uhr sind wir bereits im Zelt und um 22:30 legen wir uns endgültig ab. Wir sind heute viel weiter gekommen als geplant und das obwohl es am Beginn des Tages so aussah als ob wir nicht einmal die Hälfte schaffen. Morgen geht es wieder nach Spanien und wir haben ein Hotel als Tagesziel. Nach nur 200km wollen wir noch ein bisschen wandern gehen.

Pyrenäentour 2017 – Tag 10 – 264 km – Larrau

Nein wir wollen nicht raus aus diesem Traum von einem Bett in diesem Traum Hotel… wobei vielleicht ist ja das Frühstück auch ein Traum. Oh ja, es war ein Traum. Die Spanier verstehen was von Frühstück im Gegensatz zu den Franzosen! Wurst, Käse, Eier, Obst, Brotaufstriche, Semmeln, Brot und vieles mehr. Wie hab ich das vermisst. Ohne Frühstück bin ich nur ein halber Kerl. Das packen geht locker von der Hand, da wir aber erst spät aufgestanden sind starten wir doch erst um 10:45 unsere heutige Fahrt.

Dann schauen wir mal wie wir in Spanien so vorwärts kommen. Wir biegen gleich mal rechts ab auf eine kleine Straße, ein paar km weiter korrigieren wir das ganze dann zu Feldweg und freuen uns über das heuer absolvierte Training im BMW Enduropark Hechlingen. Wenn man ne Ahnung hat was man da tut fährt man gleich viel lockerer. Ein kleines spanisches Dörfchen führt mich etwas in die Irre und die Gassen sind irgendwann so schmal dass ich fast nicht mehr durchpasse. Aber auch hier finden wir wieder heraus. Dann werden die Straßen größer und super Asphalt lässt uns förmlich fliegen. Geschwindigkeiten von denen wir in den letzten Tagen nur träumen konnten führen zu einem kecken Grinsen im Gesicht. An Kurven wurde auch nicht gespart, also ist alles in Ordnung. Wie ist eigentlich das Wetter? Mal sonnig, mal bisschen bewölkt aber nicht zu warm. Was will man mehr? Richtig, Abwechslung und die gibts heute Satt! Nadelwald, Mischwald, Ackerbau, komische Mondlandschaft all das wechselt heute ständig. Wir genießen es.

Das erste geplante Highlight heute ist das Valle del Hecho (Höllenschlucht) ein am Beginn sehr enges und nach hinten hin weiter werdendes Tal. Genauso hält es auch der Fahrbahnbelag, anfangs noch Teer, dann Schlaglöcher, dass man meint die Gabel knallt’s durch und zum Schluss nur noch Schotter. Da das Tal eine ca. 15km lange Sackgasse ist und der Zustand des Weges immer schlechter wird breche ich aus Vernunftsgründen ab. Wir haben nur Straßenreifen drauf und das Tal sieht 3 km vor Ende nicht aus als ob es sich nochmal groß verändert. Anja hatte gerade richtig Spass. Auf dem Weg aus dem Tal probieren wir mal eine neue Taktik. Wir fahren losgelöst voneinander und halten an verschiedenen Stellen zum fotografieren. So überspringen wir uns immer wieder gegenseitig, es entstehen auch mal Fahrfotos von uns selbst. Da wir diesmal auf Tour die Bilder Abends nicht groß ansehen und bearbeiten wird es eine große Überraschung nach dem Urlaub was wir so an Material gesammelt haben.

Zurück aus dem Valle de Hecho geht es direkt ins Valle de Anso eines der schönsten und Aussichtsreichsten Täler der Pyrenäen. Die Straße hier ist relativ gut ausgebaut und wir kommen deutlich zügiger voran als wir gedacht hätten. Nur die Fotostopps bremsen heute. Um den Yesa Stausee sieht die Natur aus wie eine Mondlandschaft. Eine völlig surreale Welt tut sich hier auf. Der Stausee stellt den größten Trinkwasserspeicher Spaniens dar. Am Ende des Sees legen wir einen ausführlichen Stopp an einer Repsol Tankstelle ein. Die Marke ist bei uns eigentlich nur aus der MotoGP bekannt. Aber auch das hebt Spanien von Frankreich ab. In der Tankstelle kann man etwas zu trinken und zu Essen kaufen. Es gibt eine Toilette und so nutzen wir diesen Stop voll aus. Ein kleines Pläuschchen mit einem deutschsprachigen KTM Fahrer inklusive.

Der nächste Stopp soll nun an einer Plattform am Beginn des Foz de Arbayun – der größten Schlucht Navarras – liegen. Hier wollen wir auf die Jagd nach Gänsegeiern und anderen großen Vögeln gehen. Das Teleobjektiv wartet nur auf solche Einsätze. Wir biegen ab in die Schlucht, kommen um eine Kurve und was ist das? Da ist rot-weißes Flatterband gespannt. Die Straße ist damit abgesperrt. Ein Spanier mit Walkie Talkie kommt gelaufen und textet uns zu. Auf mein „Sorry only English“ ruft er einen Kumpel dazu der beginnt uns zu erklären was hier los ist. Er erzählt irgendwas von Training… Ich verstehe es nicht ganz bis ich plötzlich Motoren aufheulen höre und zwei Autos quer um die Kurve vor uns geschossen kommen. Sie legen einen 180° Grad Turn vor uns hin, hinterlassen schwarze Streifen und Qualm in der Luft und sind wieder weg. AHJA… Driftsession also. Wir fragen wo die Plattform zum Vögel beobachten ist und es stellt sich raus dass dies der Parkplatz ist auf dem die illustre Renntruppe Ihre Basis eingerichtet hat. Wir gesellen uns dazu und schießen ein paar Fotos von echten Vögeln und von verrückten Vögeln. In Deutschland würde man für so eine Aktion wie die Jungs sie hier abziehen direkt eingeknastet. Hier geht das sogar ganz offiziell.

Weiter geht es durch das Roncal Tal so langsam wieder in Richtung Frankreich. Die Straßen laden immer noch zum fliegen ein und ich weiß nicht was es ist…vielleicht das Snickers oder der Vanille Frappuccino an der Tankstelle aber bei mir läufts heute einfach. Ich könnte ewig so weiterfahren. Im Roncal Tal haben wir das angedachte Tagesziel eigentlich erreicht aber das Wetter, die Strassen, unsere Laune … einfach alles schreit danach weiter zu fahren. Problem an der Sache – die Campingplätze sind hier recht dünn gesät. Wenn wir weiterfahren dann gleich ein ganzes Stück. Also ab zurück nach Frankreich. Als wir den Grenzpass hinauf fahren freuen wir uns auch noch über die Wolken welche malerisch über den Kamm ziehen. Aber wir ahnen auch schon was uns auf der anderen Seite blüht.

Wir sollten recht behalten. Wir tauchen in richtig nassen Nebel ein. Die Höhenmeter purzeln nur so die Strasse hat ein anständiges Gefälle, nur der Nebel will nicht aufhören. Als wir endlich in Laruns ankommen – hier ist ein Campingplatz – ist Anja kalt und auch ich bin an der unteren Grenze des Freuens über die kühle Temperatur angekommen. Der Platz ist schön und wir beschließen zu bleiben. In der örtlichen Epicerie decken wir uns noch mit Trinkwasser und Eiern fürs Frühstück ein. Anja dreht noch eine Runde mit der Kamera über den Platz, die Blumen haben es ihr angetan.

Dann gibt es eine warme Suppe und Nudeln bevor wir so langsam aber sicher die täglichen Routinen (Bilder sichern, Berichte schreiben, Abspülen) abschließen und uns ins Zelt begeben. Morgen soll es bis an den Atlantik gehen. Dann haben wir den Wendepunkt dieser Reise erreicht. Mal sehen ob wir in Biaritz über Nacht bleiben oder gleich weiter fahren wieder nach Spanien.

Pyrenäentour 2017 – Tag 9 – 234 km – Canfranc Estacion

Der Wecker klingelt. Ich frage mich wo ich bin, ich hatte doch gerade erst noch Probleme einzuschlafen und habe mich hin und her gewälzt. Ich bin diese Nacht nicht einmal aufgewacht! Das ist mir im Zelt schon lange nicht mehr passiert. Ich realisiere dass ich im Schlafsack eingepackt bin. Auch das ist ungewöhnlich. War es doch die letzten Tage meist sehr heiss. Dann gehen langsam meine Augen auf und ich stelle fest dass keine Sonne scheint. Anja öffnet auch gerade die Augen und wir bleiben einfach noch ein paar Minuten liegen. Es ist still hier, die Kinder von dem Zeltlager, welches auf dem Campingplatz Quartier bezogen hat schlafen scheinbar auch noch. Na gut Aufstehen muss sein, also los. Die Zelttür fasst sich irgendwie komisch an. Sie ist nass. Es hat heute Nacht scheinbar geregnet. Wir haben beide nichts davon mitbekommen.

Nach einem kurzen Frühstück haben wir reltiv zügig aufgepackt und starten munter in den Tag. Die Temperaturen sind äußerst angenehm, es scheint keine Sonne. Wir haben geschlossene Wolkendecke. Wie schön!!! Noch keine 2 km auf dem Motorrad kommen schon die ersten Kehren und der Hourquette d`Ancizan begrüsst uns nach einer kurzen Nebel/Wolkendurchfahrt im schönsten Sonnenlicht. Die Wolkendecke hängt unter uns und es bietet sich ein wundervoller Ausblick den wir intensiv mit den Kameras festhalten.

Das erste Highlight des Tages ist nicht weit entfernt. Der Col du Tourmalet, einer der bekanntesten Pässe der Tour de France zaubert uns ein Lächeln auf die Lippen. Wenig Spitzkehren, dafür eine lang gezogene kurvige Auffahrt, so muss das sein! Genauso geht es Ihn nach einem Fotostopp und einem Schwätzchen mit einem Niederländer auch wieder hinab. Ein perfekter Pass! Noch dazu einer der höchsten auf unserer gesamten Tour, ist er doch auch der höchste asphaltierte befahrbare Pass der französischen Pyrenäen. Die Zeit verfliegt, wir haben schon ziemlich viele Fotostopps eingelegt. So geht es zügig weiter zum Col des Borderes und dem Col du Soulor. Diese beiden Pässe machen nur beschränkt Spass. Zum einen herrscht hier dichter Nebel so dass wir im zweiten Gang mit maximal 30km/h voran kommen. Stellenweise noch deutlich langsamer. Zum anderen Ist oben auf dem Col du Soulor Schluss mit unserer geplanten Route. Ein Bauarbeiter erklärt mir mit Händen und Füssen dass wir entweder 1,5 Stunden warten müssen oder einen anderen Weg weiter fahren dürfen. Erinnerungen an unseren Kleinen Umweg letztes Jahr in Norwegen kommen auf. 180km hatte uns das Umfahren eines kompletten Fjordes beschert.

Heute sollte es nicht so schlimm kommen. Im Gegenteil, wir wissen zwar nicht wie die geplante Route gewesen wäre, aber die alternative war der Hammer. Grüne bewaldete Täler, die einen gefühlt in die Filmwelten aus Avatar versetzten. Der Hammer! Dazu Kurven satt und ein französisches Pärchen auf einer BMW vor uns die einen flotten Stiefel vorlegten. Ich genoß es mich hinten dran zu hängen und ließ mich mitziehen. Bremspunkte waren schön zu erkennen und Gefahrenstellen kannten die beiden scheinbar aus dem FF. Hinterherfahren ist auf unbekannten Straßen schon ganz angenehm.
Nachdem wir wieder auf unserer geplanten Route zurück waren stellten wir fest dass der Umweg uns nur 15 Minuten gekostet hatte. Perfekt! Nach dem Col du Porteigt folgte gleich der Col de Marie Blanque und wir legten noch einen kurzen Tankstopp ein um für die ersten km in Spanien ausgerüstet zu sein. Das heutige Tagesziel rückte näher als Anja mit der Idee aufkam wir könnten uns doch im nächsten Ort mal schnell einen Snack aus Käse und etwas Süßem besorgen um eine kurze Pause einzulegen. Gesagt, getan. Zwei Sorten Ziegenkäse, Baguette und eine kleine Tartellete kombiniert mit einer Bank führten fast zu einem kulinarischen Orgasmus. So muss das sein im Urlaub. Also auf die letzten 40 km sitzen wir auch noch ab.

In Urdos mussten wir dann nochmal einen Stopp einlegen um die in die Felswand gebaute Festung Fort du Portalet zu fotografieren. Immer wieder bin ich froh das 70-200mm Objektiv doch mitgenommen zu haben. Die Festung ist leider nicht zugänglich, so blieb uns nur das Teleobjektiv aus der Distanz. Ein letzter Pass trennt uns noch von Spanien.

Der Col de Somport führt uns direkt zu unserem heutigen Tagesziel: Canfranc-Estacion einem stillgelegten Bahnhof, welcher bei Fotografen sehr beliebt ist. Wir haben uns für heute im Hotel & Spa Real Villa Anayet ein Zimmer gesichert. So können wir unser Gepäck und die Motorräder sicher verstaut zurücklassen während wir uns einen ausführlichen Fotowalk durch das alte Bahnhofsgelände gönnen. Ein wahres Paradies für Lost Place Liebhaber (oder wie es neuerdings heisst Urbex Fotografen). Nach Motiven muss man hier nicht suchen, sie springen einen an. Das Gelände des Bahnhofes ist gut zugänglich und man kann zahlreiche alte Waggons und die Bahnsteige besichtigen. Das eigentliche Bahnhofgebäude ist eingezäunt und wird per Videoanlage überacht. Es bieten sich hunderte Motive und Eindrücke für welche man sich eigentlich eine Woche Zeit nehmen sollte. Gute 2 Stunden vergnügen wir uns bevor es Zeit wird zu duschen und etwas zu Abend zu essen.

Wir passen uns an die Spanischen Gebräuche an indem wir erst relativ spät für unsere Gewohnheiten ins Restaurant gehen. Um 21:30 beginnt unser Kampf mit der Sprachbarriere. Jamon Schinken als Vorspeise und Rinderfilet als Hauptgang soll es sein. Da ist er der kulinarische Orgasmus, welcher sich schon beim Ziegenkäse angekündigt hatte. Die Filets werden vor unseren Augen im offenen Kamin von der Flamme geküsst um dann perfekt Medium rare unseren Gaumen zu erfreuen. Das Hotel ist der Hammer… und das zu einem Preis der in Deutschland mindestens doppelt so hoch wäre. Um 23:30 sind wir endlich auf dem Zimmer und schwelgen noch immer im Genuss des Tages. Sowohl die Fahrtstrecke, die Fotomotive als auch das Essen welches wir heute genossen haben waren unbeschreiblich. Beim schreiben dieser Zeilen fallen mir bereits mehrfach die Augen zu. Aber ich muss die Erinnerungen festhalten solange sie frisch sind denn morgen gibt es schon wieder ganz viele Neue! Hier nun noch eine etwas umfangreichere Auswahl an Bilder des alten Bahnhofsgeländes.