Napoli – sich einmal durch Neapel schlemmen

…so der Plan. Mehr wollten wir uns gar nicht vornehmen.

Wir haben einen günstigen Flug von Nürnberg nach Neapel gefunden und die Flugzeiten passen auch für ein verlängertes Wochenende. Freitag Mittag gehts los, wir fliegen ohne Aufgabegepäck mit Ryanair, und sind nach einer ruppigen Landung um ca 15 Uhr auf der Suche nach dem Alibus, welcher uns in die Stadt bringen soll. Für 5 EUR pro Person kann man bis zum Bahnhof oder weiter bis zum Hafen fahren.

Wir steigen am Hafen aus dem Bus aus und finden uns mitten in einer südländischen Stadt wieder: dreckig und ein wenig runtergekommen. Unser Hotel bietet zwar keinen Luxus, ist aber gut gelegen, günstig und sauber.
Die erste Erkundung läuft der Nase nach – wir biegen mal links, mal rechts ab, sehen in Straßen und Gassen und wo es uns gefällt, laufen wir hin.
Wir lassen uns im Caffe Moscati nieder. Wir testen gleich mal Sfogliatelle – eins mit Schoko-, eins mit weißer Schoko- und eins mit Pistazien-Füllung, ein Baba und da Italien ohne diese heiße Puddingschokolade nicht geht, muss ich die auch gleich noch haben.

Ein paar Meter weiter stolpern wir in eine Kirche, die von außen gar nicht so aussieht. Die Gesu Nuovo, von außen eher unscheinbar, innen jedoch reich verziert. Was nicht vom Bildhauer gestaltet wurde, ist durch Malereien verschönert.

Schräg gegenüber liegt das Monastero S. Chiara – eine hohe lange Kirche, karg, duster und kein bisschen einladend. 

Danach schlendern wir durch die Gassen, fangen an zu essen und schauen in die verschiedenen Läden – von Nudeln, Wurst, Tupperbehältern, Touri-Ramsch bis Pizza und Eis gibt es alles. 
Wir beginnen mit einer Pastiera napoletana, danach Arancini – so kleine frittierte Reiskegel, dann einer Pizza a Portafoglio (2x gefaltete Margarita) und direkt noch eine Pizza Fritta bei Sorbillo hinterher. 
Für den ersten Tag sind wir damit zufrieden und begeben uns auf den Rückweg ins Hotel. Auf dem Weg können wir nicht nein zu einer „Kugel“ Eis sagen.

Tag 2 startet für Tobi mit einem Lauf am Meer entlang und einem ersten Caffè und Cornetto.

Gemeinsam starten wir etwas ruhiger und laufen über die Via Toledo, eine große Einkaufsstraße, gesäumt von großen Modehäusern. Direkt dahinter beginnen die Quartieri Spagnoli – enge Gassen, hohe Häuser, Wäsche die zum Trocknen von den Balkonen hängt und massenhaft kleine Läden. Es geht quirlig zu, Roller pfeifen durch die Gassen, Autos und Lieferwagen bugsieren sich um enge Kurven und fahren Mülltonnen um, Einkäufe werden zu Fuß erledigt und ein Espresso im Freien genossen.
Ein Gemüsehändler spricht mich spontan an, wir kaufen ein paar Mandarinen, die wir gleich noch im Stehen essen. Zwei Ecken weiter sehe ich Leute aus einer kleinen Pasticceria kommen und schwärmen. Wir gehen rein, die Auslage ist fast leer, aber es werden kleine Mürbeteig-Teilchen direkt heiß aus dem Ofen verkauft – sowas muss ich haben! Es gibt kein Schild und keine Erklärung was wir da eigentlich bestellt haben, aber es war episch lecker.

Wir verbringen noch ein bisschen Zeit in den Quartieri Spagnoli, hier gibt es immer was zu sehen und an den Dreck auf den Straßen scheinen wir uns auch relativ schnell gewöhnt zu haben.
Unser nächster Halt: Cuori di Sfogliatella. Unmengen von diesen gefüllten Blätterteigtaschen – wir suchen uns ein paar zusammen und genießen unser Frühstück vor der Tür.
Wir besuchen die Galleria Umberto I – eine Einkaufspassage aus dem 19. Jahrhundert. Ein Glasdach überspannt das gesamte Gebäude.

Auf dem Weg zum Castel Nuovo holen wir uns eine Zitronen-Slush-Limo im Pandorino e Torromacco. Slush-schlürfend und hirngefrostet ziehen wir am Meer entlang zum Porto di Santa Lucia – den Blick immer aufs Meer und den Vesuv gerichtet. 
An der Piazza Vittoria essen wir bei Gino Sorbillo Pizza und Frittatina – wir sitzen draußen, brauchen zwar dicke Jacken, aber es schmeckt gleich nochmal besser, wenn man unter freiem Himmel essen kann.
So gestärkt laufen wir durch den Villa Comunale di Napoli, gehen schaukeln und danach im Zick-Zack durch das Viertel Chiaia zurück in die belebter werdende Altstadt. 

Auf der Piazza del Plebiscito besuchen wir das Pantheon (kleiner als das in Rom, aber wesentlich ruhiger) und verirren uns gegenüber im Palazzo Reale fast, auf der Suche nach öffentlichen Toiletten.
Es ist Samstag Abend, die Sonne verschwindet langsam, es wird kühl, die Straßen werden voller, die Straßenhändler flüchten vor der Polizei um 2 Minuten später an derselben Stelle wieder aufzubauen. 
Wir landen wieder im Quartieri Spagnoli und lassen den Abend im Wine Boat bei Limoncello-Spritz, Knabberzeug und einer gemischten Platte ausklingen.

Tag 3 beginnt für uns mit einem Spaziergang zur Pasticceria Luciano Mazzone – manche Straßen liegen verlassen und verschlafen, in anderen sammeln Stadtarbeiter Müll, kurz vor unserem Ziel stehen ein paar Marktstände mit Obst, Gemüse, Fisch.
Wir bestellen wieder wie wild Gebäck zum Frühstück und ordern ein „La Zeppola die San Guiseppe“ nach  – damit feiert man das Ende des Winters – für uns sinnbildlich, als wir unseren Cappuccino/Tee mit Sonnenstrahlen im Gesicht genießen.
100 m weiter befindet sich der Eingang zur Funicolare. Wir fahren mit der Standseilbahn von der Station Montesanto zur Station Morghen. Ausblicke gibts keine, dafür muss man nicht auf den Berg laufen.

Am Ticketverkauf für das Castel Sant Elmo bekommen wir unsere Tickets einfach so in die Hand gedrückt und können die ganze Burganlage besichtigen. Viel glücklicher macht uns allerdings die Aussicht, wir blicken über die Altstadt, die Häfen, das Meer, die vorgelagerten Inseln bis zum Vesuv. Wir erkennen das ein oder andere Bauwerk in/auf dem wir schon waren und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen.

Den Weg nach unten treten wir zu Fuß an, uns erwarten unzählige, ungleichmäßige, schiefe Treppenstufen in komischen Abständen. Unten angekommen, zittern die Waden und Knie und wir haben Hunger. 
Gleich neben unserer Frühstückslocation befindet sich das La Genuina. Es ist Sonntag Nachmittag, die Paninis sind schon ausverkauft, wir bekommen das letzte Pane, lassen dieses teilen und unterschiedlich belegen, was zu einem Hammer-Mittagessen führt und weil sichs gut anfühlt, kaufen wir gleich noch einen Weißwein dazu und zelebrieren das Essen – zumindest so lange, bis Sunny von einer Taube angeschissen wird. Shit happens – die Wahrscheinlichkeit steigt mit jedem Essen welches man draußen zu sich nimmt. 😀

Ich kanns nicht lassen und will unbedingt noch so einen Kringel probieren, den man hier an jeder Ecke kaufen kann: Taralli heißen die meist herzhaften Kringel. Das war wohl das einzige, was meinen Geschmack nicht 100 %ig getroffen hat – vielleicht hätte ich dazu einfach eine Flasche Wein trinken sollen…
Und wieder laufen wir über die Spaccanapoli – die Straße die einmal quer durch die Altstadt verläuft und diese in zwei Hälften teilt.
Wir wollen in die Krippenstraße, es haben einige Läden geschlossen, das was man aber sieht entspricht so gar nicht unserer Vorstellung von Krippen. Es sieht nicht sehr solide und hochwertig verarbeitet aus und ich kann dem Gedanken, Politiker und Fußballer in meiner Krippe zu positionieren auch nichts abgewinnen.
Wenn wir schon in der Ecke sind, statten wir dem Dom noch einen Besuch ab. Die Kirchen bisher waren auch oft nicht klein, aber das hier ist eben der Dom – groß und üppig ausgestattet.
Wir sind heute zeitig auf dem Zimmer, Hunger haben wir auch keinen und so bleibts bei ein paar Keksen zum Abendessen – Gesunde Ernährung können wir 🙂

Unser letzter Tag startet ein bisschen regnerisch, wir hinterlegen das Gepäck an der Rezeption und ziehen nochmal los. An der U-Bahn Linie 1 sind die Stationen von verschiedenen Künstlern gestaltet. Wir beginnen mit der Station Universita direkt vor unserer Hoteltür, ziehen ein Ticket für eine Einzelfahrt und fahren 4 Stationen bis Museo. Wir steigen bei jeden Halt aus, sehen uns die Stationen an, verstehen die Kunst nicht und fahren weiter.
Außerhalb der Altstadt gehen wir in einer Pasticceria frühstücken – typisch italienisch: der Kaffee im Stehen bzw nur schnell auf einem Barhocker und ein Cornetti dazu. Wir brauchen trotzdem 3x so lange wie die Italiener um uns. Auf dem Weg in die Stadt suchen wir schnell im Dom die öffentlichen Toiletten auf und umgehen so auch einen Regenschauer. Unterwegs gibt´s noch schnell Street-Food: Croquettes, Arancino und Frittatina.

Wir wollen in die Unterwelten und brauchen ein bisschen, bis wir den Eingang finden. Es gibt verschiedene Anbieter mit verschiedenen Touren und verschiedenen Eingängen. Wir haben uns für Napoli Sotterranea entschieden. Die Tour dauert 1,5 Stunden, wird in Italienisch und Englisch angeboten und wir haben Glück, innerhalb von 5 Minuten nach unserer Ankunft startet eine englische Führung.
Wir steigen 40 m über Treppen in die Tiefe. Zuerst wurde der Boden für Baumaterial ausgehöhlt, die Hohlräume für Zisternen genutzt, dann vermüllt und zuletzt als Luftschutzbunker genutzt. Aus jeder Zeit finden sich Spuren in den Räumen und Gängen. Die 1,5 Std vergehen schnell, die Führerin legt ein ordentliches Tempo vor und es dauert eine Weile bis alle aus dem engen, dunklen Gängegeflecht wieder auftauchen.

Mittag ist durch und wie sollte es anders sein, wir haben Hunger. Was uns jetzt noch fehlt, sind Nudeln, Tobi fragt am Ende der Tour nach einer Empfehlung in der Nähe.
Es wird das Cala la Pasta, ein kleiner Laden ein paar Meter die Spaccanapoli runter, es sind keine Plätze frei, wir müssen warten und bestellen schon mal eine Flasche Wein. Als wir unseren Platz im Freien haben, sind die Nudeln relativ schnell da und sind genial. 
Wir lassen uns die Spezialität Pasta e Patate, eine Carbonara die Tonno und Ziti lardiati napoletani schmecken. Gerade als es wieder anfängt leicht zu Regnen sind wir fertig und schlendern noch ein bisschen durch die Stadt. 
Auch wenn wir keinen Hunger haben, so geben wir doch ein letztes Mal unseren Gelüsten nach und landen in der Moccia Spaccanapoli.

Unser letzter Stop wird das Complesso Monumentale di Santa Chiara. In der düsteren Kirche waren wir schon, der Kreuzgang fehlt noch. 6 EUR Eintritt und wir dürfen in die Ruhe-Oase, umringt von hohen Mauern ist es fast still in dem Garten.
Die Gänge sind links und rechts begrenzt von Bänken mit angemalten Kacheln, die Szenen aus dem täglichen Leben zeigen, keine Abbildung ist doppelt, in der Mitte des Gartens sind die 8-eckigen Säulen ebenfalls mit Kacheln verkleidet. Es wurden für die Kacheln nur Gelb-, Blau- und Grüntöne verwendet. Auch der Kreuzgang ist bemalt und zeigt verschieden Heilige. Der Garten ist voll mit blühenden Bäumen und Rosenbüschen, Orangen- und Zitronenbäumen deren reife Früchte leuchten.
Um 17:30 Uhr müssen wir die Anlage verlassen.

Auf dem Weg zum Hotel nehmen wir noch ein Panini in einer Salumeria mit und ein paar Kekse… man weiß ja nie…
Im Hotel packen wir nochmal wild alles um, laufen zum Hafen und kommen gerade passend um den Bus zu erreichen. Nach 45 Minuten sind wir am Flughafen, laufen direkt durch die Sicherheitskontrollen und lassen uns am Gate nieder.
Und man glaubt es kaum, wir haben keinen Hunger, aber kaum ist das Panini ausgepackt bricht der Futterneid durch und es geht der Kampf um die letzten Bissen los.
Unser Flieger hat 20 Minuten Verspätung, dafür ist die Landung dieses Mal smooth und wir befinden uns wieder in der kalten Heimat, vollgetankt mit Sonne, ein paar Kilo schwerer, aber auch um eine tolle Zeit und vielen Erinnerungen reicher.

Griechenland 2024 – Tag02 – viele Schritte in Venedig

Wir haben wundervolle 10 Stunden geschlafen und springen förmlich aus dem Bett… nicht 😀 Also wir haben wirklich wundervoll geschlafen und auch über 10 Stunden. Trotzdem könnten wir direkt liegen bleiben und einfach einen faulen Tag einlegen. Im Agriturismo frühstücken, Pasta zu Mittag und Abends nochmal diese wundervolle hausgemachte Pasta genießen. Aber wir wollten ja eigentlich ein bisschen nach Venedig rein und die Kanäle, Gondeln und Brücken bestaunen. Also raffen wir uns auf und machen uns fertig. In den Bewertungen der Unterkunft hatte ich etwas von Buslinie direkt vor dem Haus gelesen. Google Maps bestätigt das und schlägt eine Abfahrt um 9:47 vor. Jetzt müssen wir doch noch ein bisschen Gas geben. Rein in den Bus, 2x die Kreditkarte an den NFC Automaten gehalten und ab geht die Fahrt. Nach 30 Minuten stehend im vollen Bus werden wir auf dem Piazzale Roma ausgespuckt und laufen direkt mal über die erste Brücke in Richtung „Altstadt“. Wir haben exakt Null, Null Plan, also können wir völlig befreit drauf los laufen.

Über Brücken, an Kanälen entlang, durch kleine Gasse, über grössere Strassen finden wir immer wieder Plätze und schauen uns dabei die ganze Zeit neugierig um. In einer kleinen alten Bäckerei gönnen wir uns Tee, Espresso und zwei Brioche (eine mit Mandeln und eine mit Creme). Wir finden immer wieder Motive für unsere Kameras und schauen uns die Auslage der Läden welche links und rechts der Wege sind. Bei einem Buchmacher schlagen wir dann zu. Anja sichert sich ein kleines Andenken an diese Stadt in Form eines neuen Reisetagebuchs. Liebevoll verpackt der Buchmacher es wie ein kleines Geschenk. Die Basilika Santa Maria Gloriosa dei Frari ist leider aktuell aufgrund einer Beerdigung geschlossen. Wir beschließen einen Platz weiter etwas zu essen und so die Zeit verstreichen zu lassen bis wir in die Basilika können. Panini mit Mortadella ist unsere Wahl. Italienisches Essen ist einfach genial! In einem kleinen Supermarkt kaufen wir noch 1,5l Wasser bevor wir dann in die Basilika können. Die 5 EUR Eintritt pro Person kosten wir voll aus und schauen uns jedes auf dem Flyer erwähnte Kunstwerk genau an…also Anja tut das. Ich habe den Flyer nicht gesehen.

Eine Stunde später erkunden wir dann wieder Kanäle und Gassen. Auf ein paar Treppen zum Wasser setzen wir uns und schreiben eine Postkarte welche direkt in den Briefkasten daneben wandert. Mal sehen wie lange sie braucht bis daheim. In einer weiteren alten Pasticceria gönnen wir uns wieder zwei süße Teilchen und einen Cappuccino. Nun überqueren wir den Grande Canal über die Rialto Brücke. Bisher hielten sich die Menschenmassen echt in Grenzen, ich hätte Venedig fast als leer betitelt. Auf der bekanntesten der Brücken ist dann schon ein bisschen mehr los. Aber trotzdem sind wir überrascht wie wenig an einem Samstag bei bestem Wetter los ist. Während wir den Canal überqueren schießen unter uns Polizeiboote vorbei und stoppen in waghalsigen Anlegemanövern direkt nach der Brücke. Was da wohl los ist? Okay, beim verzurren und aussteigen lassen sie sich dann Zeit.

Nun gibt es einen kleinen Canoli Pistachio Mignon – für jeden exakt ein Bissen, dann tauchen wir wieder in die kleinen Gassen ein. Hier gibt es keine Radfahrer, keine E-Roller – einfach alle sind zu Fuss unterwegs. handwerker fahren Ziegelsteine mit Sackkarren zu ihren Baustellen. Die Läden mit Tourischrott werden mehr je näher wir dem Markusplatz kommen. In manchen Strassen sieht man kein grünes Blättchen und dann kommt wieder ein Haus welches über und über voll mit Blumetöpfen ist und eine ganz andere Stimmung in die Gasse zaubert. Immer wieder schauen wir uns Kirchen an, deren Namen wir uns nicht merken können. Am Markusplatz angekommen sind auch die besucher Venedigs definitiv mehr geworden. Kein Wunder bei dem genialen Wetter. Unter strahlend blauem Himmel strawanzen wir über den Platz und denken an das Schwäbische Motto – Nett hier! Das wars aber auch. Venedig ist nett, catcht uns aber nicht so richtig. Wir verlassen die Promenade wieder und landen im Modeviertel. Eine Boutique reiht sich an die andere. Sicherheitspersonal entscheidet wer eingelassen wird und wer nicht. Das ist nicht unsere Welt. Anja stellt fest dass Ihre schwedische Fjällraven Hose auch teuer war 😀

So langsam kriege ich richtig Hunger und 5 Minuten später bestätigt Anja dies. Es ist 15 Uhr uns so richtig was zu Essen hatten wir heute noch nicht. Auf einem kleinen relativ menschenleeren Platz entscheide ich mich spontan für ein kleines Restaurant. Der Kellner zeigt noch kurz auf den inzwischen ziemlich dunklen Himmel und fragt ob wir rein oder raus wollen. Wir entscheiden uns für draußen. Nach der Caprese wechseln wir dann nach innen weil es inzwischen schüttet wie aus Eimern. Kaum sind wir drinnen legt der Wolkenbruch nochmal einen Zahn zu und es blitzt und donnert. Wir teilen uns Lasagne und Ravioli mit Spinat Ricotta Füllung. Die Dolci essen wir dann wieder sortenrein. Ich Tiramisu und Anja eine Crema Catalana welche am Tisch karamellisiert und mit Grand Manier flambiert wird. Unser Timing war perfekt. Wir sind fertig mit Essen und der Regen hört wieder auf.

Ein paar Pfützen sorgen für Spiegelungen der Gebäude auf den Plätzen. Sie trocknen aber auch relativ zügig ab. Nachdem wir noch einen kleinen Kreis durch einige Gassen gelaufen sind beschließen wir wieder in Richtung Busparkplatz zu gehen. In einem Feinkostladen kaufen wir noch Parmesan, Peccorino Pistachio und eine Knoblauchsalami zum vespern auf der Fähre morgen. Von der Spitze der Rialtobrücke genießen wir die Lichtstimmung der untergehenden Sonne, welche einige Häuserspitzen noch golden Leuchten lässt. Ich gönne mir noch ein Stück Pizza an einem Strassenstand, Anja hat keinen Hunger mehr. In einem Coop kaufen wir noch Wasser bevor wir den 19:27 Uhr Bus nehmen und um 20 Uhr wieder am Agriturismo sind. Wir gehen direkt aufs Zimmer, springen noch unter die Dusche und halten dann die Erinnerungen des Tages fest bevor wir erschöpft aber glücklich einschlafen.

Griechenland 2024 – Tag01 – 642 km – Venedig

So langsam wird es mal wieder Zeit für ne Mopped Reise. Korsika im April ist schon wieder ewig her. Im Sommer waren wir zwar mehrfach verlängerte Wochenenden unterwegs (3 Tage Frankreich, 3 Tage Österreich, 3 Tage Süddeutschland), aber das ist halt kein wirklicher Urlaub. Die Probezeit im neuen Job geht auch langsam aufs Ende zu und das Halbzeitgespräch war durchweg positiv, so dass nichts gegen drei Wochen Ausszeit spricht. Balkan war gesetzt, die Frage war nur welche Länder und wie fahren wir. Kurzerhand buchen wir relativ spontan eine Fähre von Venedig nach Griechenland und fügen noch einen freien Freitag vorne an die drei Wochen an. Der Plan ist jetzt klar. Wir fahren nach Venedig, schauen die Stadt an, dann auf die Fähre. Klar definierte 3,5 Wochen. Was wir dann ab Tag 4 in Griechenland machen und in welche Richtung wir fahren überlegen wir uns wenn wir da sind. Wie wir wieder nach Hause kommen lassen wir auch noch offen. Sicher ist, am 21.10. müssen wir wieder auf die Arbeit. Der Plan reift noch ein bisschen weiter und wir haben die Idee Donnerstag nach der Arbeit bereits bis Kufstein zu fahren. Am Donnerstag regnet es heftig, also lassen wir es bleiben und packen lieber ganz in Ruhe die Moppeds.

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Es ist Freitag der 27.09.2024 und wir starten um kurz nach 8 Uhr auf den gestern bereits gepackten Moppeds in Richtung Süden. Der Weg aus Deutschland raus ist einfach -> Autobahn bis Kufstein. Noch vor Ingolstadt kostet uns ein Stau mehr als 30 Minuten Zeit. Nach München ist dann die A8 völlig dicht und wir umfahren diesen Stau. An einem Rewe legen wir eine Pause ein und Anja kauft uns beim Bäcker etwas zu Essen. Dann geht es in stockendem Verkehr nochmal zurück auf die Autobahn um ca. 1,5 Stunden später als angepeilt die Grenze zu überqueren.

 Ab Kufstein Süd verlassen wir die Autobahn und folgen Bundesstrassen in Richtung Felbertauerntunnel. An einer Tankstelle gönnen wir uns neben Benzin auch noch ein Twix und eine Cola. Koffein und Zucker gegen das Mittagstief. Wir kommen wie erwartet gut vorwärts, allerdings sind wir fürs Wetter einfach ein bisschen zu spät dran und bekommen ordentlich Regen ab. Den Felbertauern können wir im Regen nicht so richtig genießen, kommen aber äußerst Flott über die Berge. Schnell die Maut bezahlt und wieder runter in Richtung besseres Wetter. Kurz vor der italienischen Grenze tanken wir dann nochmal. Wir müssen zwar noch nicht, aber immerhin 15 Cent pro Liter ist der Sprit in Österreich billiger als in Italien.

Die Lichtstimmung in den Dolomiten, die Ausblicke auf die Bergbaugegend hier und das triste Wetter lassen auch unsere Stimmung nicht ganz so „happy“ sein wie sie zu Urlaubsbeginn eigentlich sein müsste. Uns beiden stecken die letzten Monate in den Knochen und wir brauchen sicherlich ein paar Tage um im Reisen anzukommen. Anja fällt dazu ein Zitat von Margot Flügel-Anhalt ein: „Der Aufbruch ist das Schwierigste. Das Unterwegssein ist leicht und schön.“ Wie treffend. Es gibt keinen Grund zu klagen für uns, trotzdem fehlt die Leichtigkeit noch. Bevor wir den Kreuzbergpass (Passo Monte Croce die Comelico 1636m) überqueren stoppen wir noch bei einem Bäcker und gönnen uns drei Croissant. Eines mit Pistazienfüllung, eines mit Creme und eines mit Marmelade. Dazu heiße Schokolade und Espresso.

Der Pass ist dann schön zu fahren und wir spüren dass wir die Strecken gut gewählt haben. D – Autobahn, A – Bundesstrassen, Italien erstmal bissl kurviger durch die Berge. Die Berge verlassen wir dann allerdings auf der Autobahn. Die letzten 100km im Dämmerlicht rollen wir zügig und unspektakulär in Richtung Venedig. Nur der Himmel gibt ein kleines Spektakel ab und leuchtet in diversen Rottönen. Anjas Sena verabschiedet sich nach 10 Stunden Dauerverbindung und meldet Akku leer. Um Venedig rum schaltet sie es dann nochmal an und quetscht das letzte Prozent Akku raus während wir uns nochmal 5 Minuten austauschen. Die letzten 3 Minuten bis zu unserer Unterkunft müssen wir dann wieder getrennt verbringen. Um 19:30 rollen wir auf den Hof und stellen die Moppeds hinter dem Haus ab. Nach 642 Tageskilometern sind wir erschöpft und hungrig. Die Frage ist nur ob erschöpft das hungrig schlägt und wir ohne Essen ins Bett gehen.

Die Mägen gewinnen den Kampf. Wir ziehen uns schnell um und gehen direkt im Haus was essen. Erst eine gemischte Vorspeisenplatte – Burratta, Tomaten und Crudo, dazu Baguette. Dann Spaghetti Carbonara für mich und für Anja Spaghetti Ragu (vom Büffel). Als Nachtisch teilen wir uns noch ein Tiramisu. Zurück im Zimmer schaffe ich es nichtmal mehr Anja gute Nacht zu wünschen, so schnell ist sie eingeschlafen. Ich stecke noch alle Elektrogeräte zum Laden an und sichere die Bilder des Tages auf den Laptop, dann schließe auch ich die Augen und falle in einen tiefen zufriedenen Schlaf.

Unterkunft: Agriturismo Corte del Brenta

Korsika 2024 – Tag14 – 342km – Besenello

Wir ignorieren das laut Bewertungen karge Klosterfrühstück und wollen nochmal in die Stadt laufen. Dazu müsste man aber erstmal aufstehen. Ich bin wie erschlagen – irgendwann fragt Anja dann: „Willst du noch in die Stadt?“ Und wie ich will. Ich habe eine Cornetteria rausgesucht. Und seit wir in Neapel waren habe ich so hart Bock auf Cornetti! Also mit leichter Verspätung anziehen und los. Wir ziehen flott durch die noch ziemlich leeren Gassen und stechen zielstrebig in den ausgesuchten Laden. Und dann sind wir überfordert mit der Auswahl. Also erstmal una cafe! Cornetto Pistachio, Cornetto Crema und Cornetto ciocollatte. Während wir das verdrücken leg ich noch einen Cappuccino nach. Zum Abschluss gönnen wir uns dann noch ein viertes Cornetto mit heller und dunkler Schokolade. Die Dinger sind einfach soooo gut! Dann geht es zurück zum Kloster. Die ersten Läden öffnen so langsam. Gefühlt ist das hier ein fließender Prozess. Nicht so hart getaktet wie bei uns daheim. Um Punkt 10 Uhr checken wir aus und packen die Moppeds.

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Im Randgebiet von Pisa erwischen wir noch eine günstige Tankstelle und füllen die Tanks auf. Dann geht es noch durch Lucca und bis wir endlich den urbanen Dunstkreis der beiden Städte verlassen ist schon die erste Stunde fahren rum. Nun geht es erstmal durch ein langes Tal ins Gebirge rein. Wir folgen einem Fluss und kommen nochmal an einer alten Brücke vorbei, welche wir bereits auf dem Anfahrtsweg gesehen hatten. Hier legt gerade ein HOG Chapter eine kleine Pause ein und alles steht voll mit Harleys. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, die Brücke spiegelt sich und dann gibt es aus dem Nichts ein Gewitter. Der Donner der abfahrenden Harleys ist schon beachtlich. Viel schöner aber dann die Stille als die Maschinen und die Menschen weg sind.

Im weiteren Kurvenverlauf auf einen Pass (Valico dell’Abetone 1388 m) streifen immer wieder unsere Seitenständer auf – das Training bei Tanja Merget (@coffeemakerin) und die Vertiefung des Erlernten auf Korsika zeigt ihre Folgen in Form von Aluminiumabrieb. Nach einigen Kehren wird es merklich kühler und wir erreichen die Schneegrenze. Der Ausblick ist total komisch. Hellgrüne saftige Bäume und Büsche in weißem Schnee. Das ist irgendwie total surreal. Nachdem wir den Pass überquert haben stoppen wir an einer Schneefläche und ich mache noch einen Schneeengel. Anja findet mich glaub ich ein bisschen kindisch, aber das ist mir egal. Auf dem Abwärtsweg halten wir an einer Bar und futtern noch Focaccia mit Mortadella und Focaccia mit Crudo. Dazu gibt es noch ein rundes kleines lokales Brot (Cresentine) mit Schweineschmalz und Knoblauch. Dazu Fanta und Espresso.

Nun lassen wir die Berge erstmal hinter uns und müssen wieder durch die Po Ebene. Das geht am besten auf der Autobahn, also vor Modena nochmal ein kurzer Halt an einer Tankstelle und dann ab auf den Highway für die nächsten knapp 100km. Uns tut der Arsch weh. Das starre sitzen auf der Autobahn ist so gar nicht unseres. Dafür sind wir flott durch die ungeliebte Ebene gekommen. Bei Verona verlassen wir die Autobahn wieder und legen gleich mal noch eine Gelatopause ein. Nach dem Eis geht es in Richtung Norden, parallel zum Gardasee fahren wir durch ein Tal. Rechts und links von uns wächst soweit das Auge reicht nur Wein. In Rovereto geht es links weg zum Gardasee, wir ignorieren das und wollen nach Besenello ans Garni Anna und checken ein. Im Zimmer bollert die Heizung auf höchster Stufe und es ist mollig warm. Fast schon zu warm. Wir springen beide noch unter die Dusche bevor wir ins nebenan liegende Ristorante Posta Vecchia gehen.

Sieht von außen eher nach einer italienischen Bar für LKW Fahrer aus. Wir werden aber ins renovierte edle Hinterzimmer gebracht, an einem Schrank voller Dry Aged Fleisch vorbei. Unsere Wahl fällt auf Rotwein und dazu:
1. Tartar
2. Strangolapretti
3. Tagliata für Tobi / Rinderfilet für Anja
4. Cafe correto
Um 21 Uhr wird es dann langsam voll im Restaurant, glücklicherweise sind wir schon gesättigt und machen uns nun auf den Rückweg in unser Zimmer. Trotz ausgedrehter Heizung müssen wir erstmal noch lüften weil uns die Wärme erschlägt. Sie lullt uns aber auch endgültig ein und wir schlafen quasi instant ein.

Korsika 2024 – Tag13 – 30km – Fähre nach Livorno, dann weiter nach Pisa

Wir haben super geschlafen und wollen gar net aufstehen. Aber wir brauchen noch Essen und trinken für die Fähre und wir wollen noch die Kirchen anschauen. Also raffen wir uns auf und ziehen los. Zuerst zum Bäcker – 2x Baguettes, 2x Quiche und einen Käsefladen zum mitnehmen, einen Espresso und ein Pain au Chocolat zum direkt inhalieren für mich. Dann geht es in die größte Kirche der Insel und direkt ums Eck nochmal in eine dunkel vertäfelte. Wir würden nun gerne noch ein bisschen durch die Gassen schlendern aber wir müssen auschecken, also geht es zurück zum Hotel. Schnell noch im Spar ne Gurke, Äpfel und Wasser mitgenommen, dann ist packen angesagt.

Um kurz nach 11 Uhr rollen wir dann los. Auf dem Weg zum Hafen beschließen wir spontan den blauen Himmel noch zu nutzen und fahren hoch zur Zitadelle. Ich bleibe bei den Moppeds und Anja dreht eine Runde, als sie zurück ist dreh ich dann noch auch noch eine Runde. So haben wir heute nicht nur die Kirchen noch gesehen, sondern auch noch den alten Festungsbereich. Beim Bäcker neben dem Parkplatz holen wir spontan noch die letzten zwei Tartelettes dieser Reise. Einmal Citron und einmal Pomme. Dann geht es ab zum Hafen. Um ca. 12:15 sind wir in der Warteschlange und wundern uns über die Menge an Moppeds welche direkt nach uns ankommen. Erstmal was essen. Wir mampfen die beiden Quiche und unterhalten uns ein bisschen mit zwei Slowenen. Während wir auf die Fähre warten zieht es dann zu und fängt an zu regnen. Das hätte jetzt auch noch eine Stunde warten können. Unsere Fähre fehlt irgendwie auch noch. Sie kommt um ca. 13:20. Das entladen geht erstaunlich schnell und wir werden quasi drauf gehetzt. Ein Tscheche legt seine GS auf dem Parkdeck der Fähre gleich mal hin, weil er bei voll eingeschlagenem Rad herzhaft in die vordere Bremse langt.

Das verzurren der Moppeds übernimmt wieder die Crew – Spanngurte gibt es nicht. Die Bikes werden mit Stricken angebunden. Wir suchen uns wieder einen Sitzplatz und essen den Käsefladen solange wir noch im Hafen sind, dann sinnieren wir über den Heimweg. Wir kommen zu keinem Ergebnis und wollen die Erkenntnisse bzw. das Gefühl für die Distanzen nochmal ein bisschen setzen lassen. Dann nutzen wir die heute überaus ruhige Fährüberfahrt fürs Berichte schreiben. Irgendwann gibt es dann nochmal einen Cappuccino für mich und wir essen die zwei Tartelettes. Kurz vor dem einlaufen in Livorno dann auch noch die zwei Baguettes welche wir früh gekauft hatten. Heute sind wir mal schlau und warten bis die Durchsage kommt dass man zu den Fahrzeugen soll und stellen uns nicht schon frühzeitig ins Treppenhaus. Wir bleiben auf dem Außendeck und machen noch ein paar Bilder.

Nachdem die Durchsage kommt dass man sich zu den Fahrzeugen begeben soll gehen wir auch runter und müssen tatsächlich nur 2 Minuten anstehen bis wir bei den Moppeds sind. Hinter Elli steht eine italienische Ducati Multistrada. Der Fahrer sitzt schon drauf und das Mopped läuft. Ich ernte böse Blicke als ich ganz entspannt anfange mein Zeug zu verstauen, Navi startklar mache und die Gopro starte. Okay, ich schieb Elli mal schnell aus dem Weg aber welch Wunder der Italiener kommt 3 Meter weit, dann wird er aufgefordert zu warten bis die LKWs von Bord sind. Kurz nachdem ich fertig bin mit verstauen meiner Dinge und auch den Helm auf habe, dürfen wir dann gemeinsam von Bord fahren. Ich mag es neuerdings so entspannt zu sein.

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Wir cruisen gemütlich aus Livorno raus und fließen die paar Kilometer bis nach Pisa im Verkehr mit. Heute haben wir eine besondere Unterkunft Im Herzen Pisas – ein Kloster. Die Zufahrt ist ein bisschen tricky, dafür stehen die Motorräder sicher im Innenhof der Anlage und wir können nach dem Abpacken ganz gemütlich durch Pisa schlendern. Erstmal gönnen wir uns Gelato (das beste Gelato ever: Merengue Mousse und Mousse au Chocolat) und dann sind wir punktgenau zur blauen Stunde am schiefen Turm. Wir machen ein paar Bilder und können uns gar nicht an der Kathedrale satt sehen. Noch dazu der Kontrast aus den strahlend weißen Bauwerken und dem tiefblauen Himmel. Irgendwann ist dann auch die blaue Stunde um und wir schlendern zurück zum Kloster. Noch schnell ne Unterkunft für morgen Abend gebucht und dann geht es schon ins Reich der Träume.

Korsika 2024 – Tag03 – 335 km – Livorno

Wir haben geschlafen wie tot. Der Wecker reißt uns völlig unerwartet um 6 Uhr aus dem Tiefschlaf. Aber die Morgenroutine verlangt nach Yoga und einem sanften Start in den Tag bevor wir um 7:30 beim Frühstück sind. Es ist unerwartet viel los am Buffet aber auch ausreichend Auswahl und Menge da. Wir decken uns mit ordentlich Essen ein und schlemmen uns einmal quer durch. Um 9:20 Uhr haben wir dann fertig aufgepackt und starten durch die Altstadt von Sirmione. Um diese Zeit an einem Montag Morgen sind wir noch relativ alleine in den alten engen Gassen unterwegs. Mit dem Verlassen der Landzunge halten wir die Augen offen nach einem Supermarkt und einer Tankstelle.

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Während Anja Wasser kauft checke ich die Moppeds mal kurz durch und fülle Öl bei beiden nach. Die warmen Temperaturen und das ewige Stop and Go gestern um den Gardasee hat zu einem ganz schönen Verbrauch geführt. Insgesamt fülle ich ca. 0,6l nach. Unser Vorrat ist damit schon arg dezimiert. An der folgenden Tankstelle gibt es kein Öl, also heißt es weiter Augen offen halten. Vom Gardasee weg geht es relativ zügig in Richtung Autobahn. Kurz vorher sehen wir noch einen Bep’s (sowas wie A.T.U.). Schnell rein und noch einen Liter 10W40 Teilsynthetik geholt. Nun geht es für 85km auf die Autobahn bis Modena. Die 130km/h werden relativ genau eingehalten – Baustellen Beschränkungen mit 60 oder 80 km/h allerdings nicht. Da überholen einen dann sogar die LKWs. Ich bin schon voll im Urlaubsmodus und das bedeutet 130km/h fahren strengt mich an – ich bin jetzt eher auf 90 km/h konditioniert. Aber die Poebene wollen wir zügig durchqueren und ein bisschen Strecke machen – dafür ist die Autobahn perfekt.

Kurz vor Modena verlassen wir dann die Autobahn wieder und freuen uns direkt über das Hinweisschild auf den Passo delle Radici (1530m) in 65km. Um Modena rum nölt Anja noch dass es hier aber net hübsch is. Wir stoppen an einer Tanke um mal ein paar Meter zu laufen und essen ein paar Traubenzucker. Zack nur 5km weiter ist Anja dann wieder zufrieden und es ist auf einen Schlag schön. Die Strecke bis zum Pass war dann einfach genial! Erst hügelige Landschaft in welcher die Häuser immer weniger werden, dann geht es über in Berge. Quasi kein Verkehr mehr und nur noch wir beide unterwegs. Die Straßen sind eine wahre Kurvenpracht – über den dritten Gang kommt man nicht hinaus und es geht im permanenten Wechsel von links nach rechts. Die Passhöhe liegt auf 1529m Höhenmetern und hier ist es fast ein bisschen frisch. Dank dem Kurven Intensivtraining am Ostermontag waren wir auch gleich in einem guten Flow um die Strecke so richtig zu genießen.

Auch der Weg wieder runter vom Pass geht genauso weiter. Wenig Kehren, viele Kurven – einfach total geschmeidig. Seit der Passhöhe sind wir in der Toskana und irgendwie passt das Gebirge nicht so in mein Bild von der Toskana – die typische Toskana ist ja eher so ein Weingut auf sanftem Hügel mit Zypressenalleen. Wir halten an einer Bar in einem mittelalterlich pittoresken Städtchen und kaufen uns je ein Foccacia mit Salami und eines mit Mortadella. Dazu noch eine Cola, ein Cafe und dann noch ein Cornetto. Nach einem kleinen Spaziergang und ein paar Bildern lassen wir bald die Berge hinter uns. Kurz vor Pisa ist ganz plötzlich alles wieder eben. In Pisa erhaschen wir einen kurzen Blick auf die Spitze von so einem schiefen Turm. Zack da sind wir auch schon vorbei und verlassen Pisa wieder. Auf halbem Weg nach Livorno tanken wir dann nochmal voll und informieren unseren Vermieter über unsere baldige Ankunft.

Die Tochter erwartet uns dann am Parkplatz und lässt uns durch zwei Tore rein. Schnell die Sachen gepackt und schon laufen wir die 200m zur Wohnung. Zügig umgezogen und ab in die Stadt, einkaufen und dann Abendessen. In einem Carrefour Express decken wir uns mit Brot, Käse und Wasser für die Fährüberfahrt morgen ein. Dann landen wir in einer Pizzeria und entscheiden uns für Caprese und danach zwei Neapolitanische Pizzen. Saulecker wars und wir schlendern mit vollen Bäuchen zurück zur Wohnung. Noch unter die Dusche und dann ab ins Bett.

Korsika 2024 – Tag02 – 308 km – Sirmione

Wir haben geschlafen wie tot. Anja über 11 Stunden, ich gut 9,5 Stunden. Der Himmel strahlt blau, die Berggipfel strahlen weiß und das saftige Grün der Wiesen versucht dem ganzen auch noch Konkurrenz zu machen. Wir machen ne Runde Yoga und packen unser Zeug. Frühstück haben wir keines gebucht, das soll es erst in Italien geben. Um 9:45 sind die Kräder aufgepackt und wir rollen vom Hof in Richtung Brenner.

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Über den alten Brenner wird es nochmal ganz kurz bisschen kühl bevor wir wieder Höhe verlieren und die Luft noch spürbar wärmer wird. Sonntag früh ist der alte Brenner ziemlich entspannt zu fahren. Auf der Passhöhe sitzen allerdings alle Cafes voll und die Leute trinken Vormittags schon Wein. Das Dolce Vita beginnt. In Sterzing sind wir dann auch so weit dass unsere Mägen knurren und wir suchen nach einer Frühstücklocation. Die Altstadt mit Ihren engen Gassen liegt im Schatten und man darf nicht reinfahren, also nehmen wir ein Cafe außerhalb. Es gibt Cappuccino, heiße Schokolade, 2 Cornetti, ein Piadina und ein belegtes Brot mit Mortadella. Kurz hatten wir Wein oder Aperol überlegt wie am Nachbartisch… aber wir wollen heute ja noch ein Stückchen fahren.

Immer die Schneebedeckten Gipfel im Blick fahren wir jetzt durch Apfelplantagen und genießen das Bombenwetter. Über und über sind die Bäume mit Blüten bedeckt. Die Berggipfel werden niedriger und die Apfelbäume werden von Weinreben abgelöst. Die warme Luft löst bei mir ein Mittagstief aus und ich werde schläfrig. Außerdem hält das Frühstück nicht so richtig nach… wir halten an einer geschlossenen Tankstelle und essen Äpfel, Knäckebrot und Kaminwurzen. An der Tankstelle hängt eine Landkarte und spontan überlege ich ob wir nicht doch direkt am Gardasee entlang fahren sollen. Wir sind sowas von außerhalb der Saison dass der Verkehr sich doch in Grenzen halten sollte. 2022 auf der Ostseite des Sees quälten wir uns ja nur durch unendlichen Stau.

Schneller als gedacht sind wir in Trento und müssen uns endgültig entscheiden. Wir fahren in Richtung See. Allein der Weg zum See war es schon wert abzubiegen. Eingebettet in die Berge kommt er in unser Sichtfeld. Wir machen noch einen Fotostopp, dann geht es runter nach Riva del Garda und schon stehen wir im Stau. Hier ist die Hölle los – die Polizei hat den Weg am Ostufer entlang gesperrt und sagt uns dass in 10 Minuten wieder geöffnet wird. Wir drehen nochmal eine Runde durchs Tal um den großen Stau zu umgehen welcher sich aufgrund der Sperrung gebildet hat. Dieser Plan funktioniert und so sind wir 15 Minuten später wieder am Kreisverkehr in Riva del Garda und können auf die Uferstraße fahren. An der nächsten Eisdiele halten wir und gönnen uns was. Anja hat Amarena Kirsche und ich Tiramisu. Wir schwitzen in der Sonne und lecken um die Wette bevor das Eis bei 27 Grad zerfließt – es ist Mitte April!

Am See entlang läuft der Verkehr dann unerwartet zäh – die Kreisverkehre lösen immer wieder 1km lange Staus aus und es war irgendein Laufevent (Google ergab https://lakegarda42.com). Anja pfrozelt rum weil wir in der Hitze im Stau stehen. Irgendwann machen wir es mit unseren vollgeladenen Dickschiffen den ganzen anderen Krädern nach und schlängeln uns an den Autos vorbei. Unsere Kupplungshände sind völlig am Ende und wir schwitzen. Die Parkplätze vor Sirmione sind völlig überlastet und auch hier ist die Hölle los als wir endlich auf die Landzunge fahren. Wir sind völlig außer Saison… an einem Sonntag hier, bei Bombenwetter. Wir fahren in die Altstadt und schlängeln uns durch die Menschenmassen bis zum Hotel Desiree. Schnell raus aus den Klamotten und ab in den Pool – okay, ich geh genauso schnell auch wieder raus aus dem Pool weil er doch noch ein bisschen frisch ist. Gut getan hat es trotzdem.

Nach dem Duschen flanieren wir durch die Altstadt von Sirmione und beschließen „früh“ essen zu gehen. Um kurz nach 19 Uhr sitzen wir in einem Restaurant und beschließen unsere Mägen heute mit Seefisch zu füllen. Als Vorspeise gibt es eine Variation von Fischen, dann Salat und für Anja Forelle mit Mandeln, für mich Sardinen vom Grill, dazu Gemüse und gefüllte Tomaten. Jetzt gönnen wir uns auch endlich Wein. Zum Abschluss gibt es dann noch Tiramisu, Espresso und Crema Catalana. Wir drehen nochmal eine Runde durch die Altstadt, sitzen ein wenig am Seeufer und freuen uns des Lebens. Zurück im Zimmer ist es mollig warm, wir schreiben noch die Eindrücke des Tages auf, kommunizieren mit dem Gastgeber der nächsten Nacht und fallen dann in einen tiefen Schlaf.

Balkantour 2018 – Tag 20 – 287 km – Mallnitz

Das Frühstücksbuffet des Hotels hätte uns fast wieder in ein Fresskoma gestürzt. Wir haben super geschlafen, es ist nicht zu warm heute morgen, aber die Sonne scheint. Der blaue Himmel weckt die Lust zu fahren. Just in time um 10:00 Uhr checken wir aus und begeben uns auf den Weg zur Predjama Höhlenburg.

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Der Weg dorthin hat schon die ersten schönen Kurven für uns parat. An der Burg ist großes Geschrei angesagt. Eine Schulklasse und eine Kindergartengruppe wetteifern wer mehr Lärm machen kann. Wir suchen uns schnell zwei – drei schöne Blickwinkel und dann fahren wir wieder. Das ist uns zu Laut und hektisch hier.

Ein paar km geht es wieder zurück bevor wir abbiegen und uns wieder an Flüssen orientieren. Zuerst an der Idrijca entlang und später an der Soca. Slowenien ist uns gut bekannt und wir lassen es fliegen. Naja fast – einige Baustellen bremsen uns aus. Die Flusstäler sind einfach schön. Ich hab allerdings Probleme mit den Gedanken den Moment einzufangen. Immer wieder schweif ich ab und bin schon zu Hause und plane was die nächsten Tage passieren muss. Noch bin ich aber in Slowenien und sollte die Zeit hier genießen.

Wir fahren auf den Mangart zu. Inzwischen zum vierten mal wollen wir versuchen auf diesen Berg zu fahren. Das Wetter sieht gut aus und Mitte Juni sollte die Strasse auch frei von Schnee sein. Am Fusse des Mangart legen wir nochmal eine Pause ein und essen etwas. Als wir nach oben starten hat sich an der Kreuzung ein kleines Motorradtreffen eingefunden. Bestimmt 20 Motorräder sind hier versammelt. Wir fahren einfach durch und schlängeln uns langsam den Berg hoch. Die Straße ist eng und die Sicht bei der Bergauffahrt eingeschränkt. Der erste und der zweite Gang sind hier das höchste der Gefühle. Der Ausblick ist bereits auf dem Weg nach oben Atemberaubend. Die Haltemöglichkeiten halten sich allerdings in Grenzen.

Auf 1898 Meter Höhe ist dann Schluss. Die Strasse ist durch ein Schneefeld versperrt. Keine Chance weiterzukommen. Außerdem steht hier auch noch ein Sperrschild. Dieser Berg ist uns einfach nicht wohlgesonnen. Aber irgendwann kommen wir auch hier nochmal vorbei und werden ihn bezwingen. Wir genießen den Ausblick auf knapp 1900 Meter und machen ein paar Bilder,

Dann machen wir uns an den Rückweg. Bergab fährt sich die Straße viel angenehmer. Man kann die Kehren und den vor einem liegenden Weg viel besser einsehen und kommt deutlich flotter voran. Wieder unten angekommen biegen wir ab in Richtung Passo Predel. Land Nr. 13 steht kurz bevor. Italien schneiden wir aber nur kurz an um nach Österreich zu kommen. In Österreich legen wir dann nochmal eine Pause an einer Tankstelle ein. Ein bisschen Schokolade und eine Fanta versüßen uns die Planungspause. Wie weit fahren wir heute noch? Wo werden wir schlafen? Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit entschließen wir uns für eine Unterkunft vor der Tauernschleuse direkt in Mallnitz. Das Gasthaus Jägerhof hat noch Zimmer frei und wir reservieren uns über booking.com eines.

Wir überfahren noch einen kleineren Pass auf ca. 1100 Meter Höhe bevor wir uns wieder an einen Fluss halten. Die Drau hatte uns 2016 den Weg in die andere Richtung gezeigt als wir das Projekt Flachköpper gestartet hatten. Wir stoppen noch an einem Billa um uns mit Abendessen zu versorgen. Wir können einfach kein ganzes Menü mehr sehen. Heute bleibt es bei einem Brocken Käse, ein paar Tomaten und Semmeln dazu. Einfach aber gut. Das Gasthaus ist am Rand von Mallnitz absolut ruhig gelegen. Wir haben ein riesiges Zimmer mit Balkon und lassen es uns gut gehen. Bei unserer Vesper lassen wir den letzten Abend unserer Reise ausklingen und dümpeln noch ein wenig vor uns hin.

Sardinien 2017 – Tag 14 & 15 – Bürglein – 819 km

Die Nacht auf der Fähre war wieder sehr entspannend. Das Frühstück war genauso überteuert und das Geld nicht wert, wie auf der Hinfahrt nach Sardinien. Das sparen wir uns definitiv beim nächsten Mal. Da sind die Fähren in Richtung Skandinavien eine ganz andere Klasse. Das Verlassen der Fähre lief gut geordnet und wir ließen uns viel Zeit dabei. Macht ja keinen Sinn ewig fertig angezogen auf dem Mopped zu warten und meterweise vorwärts zu rücken. Als wir allerdings aus der Fähre draußen waren hieß es erstmal Stopp and … nicht  Go. Die Hafenausfahrt in Genua ist mal ne totale Fehlplanung. Wir haben es dann irgendwie geschafft uns mit den Moppeds durchzuschlängeln. Die einen Autofahrer ließen uns extra Lücken, die anderen Hupten uns an. Direkt vom Hafen aus ging es für uns dann auf die Autobahn.

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Aus Genua raus ist die Autobahn ne Wucht. Kurvig und ein schöner Ausblick. So macht das Spass. Wir kamen gut voran. Ab Novi Ligure wird es extrem öde, aber unser Ziel war es den gefrierenden Niesel, welcher für den Brenner gemeldet war, zu vermeiden. Piacenza flog an uns vorbei und wir näherten uns dem Lago di Garda. Ab hier wurde dann auch der Ausblick wieder angenehmer und es machte mehr Spass  zu fahren. Was in Italien aber definitiv keinen Spass macht, ist Maut bezahlen. Man darf sich beim Auffahren auf die Autobahn ein Ticket ziehen und wenn man sie wieder verlässt darf man pro gefahrenem Kilometer bezahlen. Das waren dann für unsere zwei Motorräder 70 Eur Maut!!! Und da meckern alle um uns rum, wenn man in Deutschland auch endlich eine Maut einführen will??? Warum müssen wir in jedem anderen Land bezahlen aber wenn hier das gleiche eingeführt werden soll dann meckern alle…

Dem Brenner konnten wir dann noch bei bestem Wetter überwinden und hatten einen wunderbaren Ausblick auf die Schneegrenze, zu der uns nicht mehr viel fehlte. Kaum bei den Österreichern angekommen wollten auch diese eine kleine Abgabe haben für das befahren der Brennerautobahn. Die Vignette vermieden wir, indem wir die Autobahn in Patsch verließen. Hier hatten wir uns mal wieder über Booking.com ein Hotel für die letzte Nacht auf unserer Reise gesucht. Der Bärenwirth erwies sich als ausgesprochen glückliche Wahl. Zum einen durften wir die Motorräder in einer Garage unterstellen und zum anderen hat der Bärenwirth eine ausgesprochen gute Küche. Wir schlemmten uns Abends durch die Karte. Als Vorspeise gab es Kürbiscremesuppe und Carpaccio vom Rind. Im Hauptgang vertilgte ich Spinat-Käseknödel und Anja ließ sich ein Filetsteak vom Weiderind schmecken. Das Dessert mussten wir uns dann allerdings teilen da wir eigentlich beide bereits gesättigt waren. Selbst gemachte Kirchtagskrapferl sprachen nochmal alle Genussrezeptoren an.

Die Entscheidung, zügig über den Brenner zu fahren erwies sich am nächsten Morgen als absolut richtig. Die Schneefallgrenze war nochmal deutlich gesunken und es hatte die Nacht durchgeregnet. Das Frühstück nahmen wir mit einem Panoramablick vom Feinsten zu uns, bevor wir uns schön warm einpackten, um uns auf die letzten Km zu machen. Durch Innsbruck ging es über Seefeld und Mittenwald nach Garmisch Partenkirchen. Die A95 führte uns nach München hinein. Der Stadtverkehr war erstaunlich erträglich und so ging es zügig auf die A9 und zurück nach Hause. Die Temperaturen hielten sich im erträglichen Rahmen, lediglich die Autofahrer auf den deutschen Autobahnen sind irgendwie immer deutlich unentspannter als im Ausland.

Insgesamt sind wir in den 15 Tagen 3516 km gefahren. Die Insel ist prinzipiell sehr geil zum Motorradfahren. Allerdings ist der Funke bei uns nicht vollständig übergesprungen. Sandstrände sind einfach nicht unser Ding und hier halt doch in der Überzahl. Außerdem müssen wir auch gestehen, dass wir immer wieder vergleiche mit der kroatischen Küste gezogen haben und hier gewinnt in unseren Augen eindeutig Kroatien. Sardinien hat definitiv von allem etwas. Sand-, aber auch Kies- und Felsenstrände, hohe Berge, tiefe Quellen, karge Landschaften, Ackerbau, nagelneue gut ausgebaute Straßen, kleine alte und wundervoll schlechte Straßen im Hinterland. Genau diese Vielfalt macht Sardinien aus. Auch wenn der Funke nicht endgültig übergesprungen ist, werden wir wahrscheinlich nochmal wiederkommen, um noch mehr vom Inland zu erkunden. Dies wird aber erst in ein paar Jahren geschehen.

Sardinien 2017 – Tag 13 – Olbia (Fähre) – 233 km

Unsere letzte Nacht im Zelt endete für mich um 7:15, exakt 15 Minuten bevor der Wecker geklingelt hätte. Ich war wach und musste dringend mal raus. Also schnell angezogen, den Sonnenaufgang im Vorbeilaufen eines kurzen Blickes gewürdigt und schnell noch vor der Putzfrau rein ins Sanitärhaus. Danach hab ich gemütlich angefangen fürs letzte Frühstück im freien aufzubauen. Tisch aus den Koffern gebaut, Helinox Stühle rausgestellt, Saft, Gemüse, Semmeln, usw. hergeräumt. Das alles bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Für heute war nochmal eine leichte Runde durchs Landesinnere geplant. 180 km und dann frühzeitig unsere Ankunft in Olbia, so dass wir noch etwas essen können bevor wir auf die Fähre gehen. Um 10:30 waren wir dann endlich startklar.

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Erst noch eine kleine Runde an der Küste entlang und dann ab ins Hinterland. Bei Arzachena suchten wir einen Felsen der ausschauen soll wie ein Pilz. Daher trägt er auch den Namen Fungo. Wir wurden nicht fündig, bemühten uns aber auch nicht zu sehr. Dann ging es im munteren Kurvenrausch weiter nach Antonio di Gallura. Hier besichtigten wir noch die Kirche des Ortes und dann nahm das Drama seinen Lauf. Der nächste Haltepunkt sollten die Olivastri Millenari sein. Ein Garten von Olivenbäumen mit epischen Stammdurchmessern welche tausende Jahre alt sein sollen. Das klingt doch toll, oder? Wir folgten einem Wegweiser und fanden nichts, dann folgten wir meiner Planung und fanden nichts, dann fuhren wir wieder zurück und folgten dem Wegweiser weiter… und fanden nichts. Dann hatte ich die Faxen dicke und befragte Google Maps (EU Roaming sei dank). Der Wegweiser hatte uns genau in die entgegengesetzte Richtung geschickt als sie laut Google sein sollten. Also das Handy in den Tankrucksack und damit navigiert. Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt standen wir dann endlich vor dem Kassenhäuschen. 2,50 Eur pro Person zahlten wir um dann insgesamt ZWEI Bäume anzuschauen… okay, die zwei sind wirklich imposant. Aber 5 EUR für 2 Bäume sind schon ne nette Rechnung.

Nun ging es weiter zum Monte Limbara. Moment sollte der nicht vor den Bäumen kommen? Warum navigiert das Garmin eigentlich so komisch? Hmm, da wir heute mehrer male unsere eigene Route kreuzten bin ich einfach einmal falsch abgebogen und wir fahren nun die größte Schleife rückwärts. Naja nicht so wild. Nur vernünftige Zeitangaben waren jetzt nicht mehr am Navi ersichtlich. Also erstmal den Monte Limbara erklimmen. Dieser ist über 1300 Meter hoch und die Strecke fühlt sich an wie die Nordrampe des Stilfser Jochs. Enge Spitzkehren die stakkato artig dicht aufeinander folgen. Das ist heute nicht meine Paradedisziplin. Als wir oben auf dem Berg ankommen müssen wir feststellen dass der weite Ausblick durch lauter Funkmasten versperrt ist. Also wieder ab nach unten. Auch abwärts sind Kehren heute einfach nicht mein Ding.

In angenehmeren Kurvenradien geht es dann weiter nach Tempio Pausania. Hier halten wir für einen kurzen Fotostopp am Bahnhof der Stadt. Ich konnte nicht wirklich eruieren ob dieser komplett stillgelegt ist, aber hier standen einige alte verrostete Loks und Waggons herum, welche perfekte Fotomotive waren. Kurze Erinnerungen an Canfranc Estacion kamen hier auf. Allerdings nur im ganz Kleinen.

Nun hieß es ein wenig Gas geben, schließlich wartet in Olbia eine Fähre auf uns. Der Rest des Weges ließ sich dann auch flott und flüssig fahren. Die Kurven waren nochmal eine Wucht! Erst kurz vor Olbia wurde der Verkehr dichter und die Geschwindigkeit langsamer. An einer Tankstelle tranken wir noch einen Cappuccino und eine Cola bevor wir dann in Olbia noch unsere Wasservorräte an einem Supermarkt auffüllten. Anja kaufte auch gleich noch etwas zu vespern für die Fähre. Der Hafen in Olbia ist gut organisiert und wir fuhren flott bis zu unserem Warteplatz an der Fähre. Zwei Schweizer hielten es nicht für nötig sich in der Schlange anzustellen und mussten sich an allen vorbei vordrängeln, was gleich dazu führte dass es noch zwei Regensburger nachmachen mussten. Und kaum sind sie dran haben sie die Tickets nicht bei der Hand… sowas hat man gerne. Das Warten auf die Verladung war eher öde und wir nutzten die Zeit schonmal um einen Rucksack mit unserem Zeug für die Kabine zu packen. Um Punkt 18:30 Uhr begann dann das muntere Schlichten.

Wir waren so ziemlich die ersten an der Rezeption und kaum waren wir auf der Kabine zogen wir uns auch schon um und suchten das Oberdeck auf um das Nachglühen des Sonnenuntergangs zu genießen. Wir schossen noch einige Fotos und begaben uns dann ca. 1 Stunde vor Auslaufen auf die Kabine um zu essen. Frisch gestärkt ging es noch unter die Dusche, dann noch Bilder gesichert, zwei Hotelvorschläge für morgen Abend rausgesucht und aufgrund der Wettermeldungen die Route festgelegt. Wir werden die Autobahn wählen auch wenn sie uns keinen Spass bereiten wird und Maut kostet. Aber wir wollen so bald wie möglich am Freitag über den Brenner fahren da die Wetterprognosen schlechter werden, je später es wird. Kurz vor Innsbruck wollen wir dann nochmal eine Nacht verbringen bevor es den letzten Sprung nach Hause geht.