
…so der Plan. Mehr wollten wir uns gar nicht vornehmen.
Wir haben einen günstigen Flug von Nürnberg nach Neapel gefunden und die Flugzeiten passen auch für ein verlängertes Wochenende. Freitag Mittag gehts los, wir fliegen ohne Aufgabegepäck mit Ryanair, und sind nach einer ruppigen Landung um ca 15 Uhr auf der Suche nach dem Alibus, welcher uns in die Stadt bringen soll. Für 5 EUR pro Person kann man bis zum Bahnhof oder weiter bis zum Hafen fahren.
Wir steigen am Hafen aus dem Bus aus und finden uns mitten in einer südländischen Stadt wieder: dreckig und ein wenig runtergekommen. Unser Hotel bietet zwar keinen Luxus, ist aber gut gelegen, günstig und sauber.
Die erste Erkundung läuft der Nase nach – wir biegen mal links, mal rechts ab, sehen in Straßen und Gassen und wo es uns gefällt, laufen wir hin.
Wir lassen uns im Caffe Moscati nieder. Wir testen gleich mal Sfogliatelle – eins mit Schoko-, eins mit weißer Schoko- und eins mit Pistazien-Füllung, ein Baba und da Italien ohne diese heiße Puddingschokolade nicht geht, muss ich die auch gleich noch haben.
Ein paar Meter weiter stolpern wir in eine Kirche, die von außen gar nicht so aussieht. Die Gesu Nuovo, von außen eher unscheinbar, innen jedoch reich verziert. Was nicht vom Bildhauer gestaltet wurde, ist durch Malereien verschönert.
Schräg gegenüber liegt das Monastero S. Chiara – eine hohe lange Kirche, karg, duster und kein bisschen einladend.
Danach schlendern wir durch die Gassen, fangen an zu essen und schauen in die verschiedenen Läden – von Nudeln, Wurst, Tupperbehältern, Touri-Ramsch bis Pizza und Eis gibt es alles.
Wir beginnen mit einer Pastiera napoletana, danach Arancini – so kleine frittierte Reiskegel, dann einer Pizza a Portafoglio (2x gefaltete Margarita) und direkt noch eine Pizza Fritta bei Sorbillo hinterher.
Für den ersten Tag sind wir damit zufrieden und begeben uns auf den Rückweg ins Hotel. Auf dem Weg können wir nicht nein zu einer „Kugel“ Eis sagen.
Tag 2 startet für Tobi mit einem Lauf am Meer entlang und einem ersten Caffè und Cornetto.
Gemeinsam starten wir etwas ruhiger und laufen über die Via Toledo, eine große Einkaufsstraße, gesäumt von großen Modehäusern. Direkt dahinter beginnen die Quartieri Spagnoli – enge Gassen, hohe Häuser, Wäsche die zum Trocknen von den Balkonen hängt und massenhaft kleine Läden. Es geht quirlig zu, Roller pfeifen durch die Gassen, Autos und Lieferwagen bugsieren sich um enge Kurven und fahren Mülltonnen um, Einkäufe werden zu Fuß erledigt und ein Espresso im Freien genossen.
Ein Gemüsehändler spricht mich spontan an, wir kaufen ein paar Mandarinen, die wir gleich noch im Stehen essen. Zwei Ecken weiter sehe ich Leute aus einer kleinen Pasticceria kommen und schwärmen. Wir gehen rein, die Auslage ist fast leer, aber es werden kleine Mürbeteig-Teilchen direkt heiß aus dem Ofen verkauft – sowas muss ich haben! Es gibt kein Schild und keine Erklärung was wir da eigentlich bestellt haben, aber es war episch lecker.
Wir verbringen noch ein bisschen Zeit in den Quartieri Spagnoli, hier gibt es immer was zu sehen und an den Dreck auf den Straßen scheinen wir uns auch relativ schnell gewöhnt zu haben.
Unser nächster Halt: Cuori di Sfogliatella. Unmengen von diesen gefüllten Blätterteigtaschen – wir suchen uns ein paar zusammen und genießen unser Frühstück vor der Tür.
Wir besuchen die Galleria Umberto I – eine Einkaufspassage aus dem 19. Jahrhundert. Ein Glasdach überspannt das gesamte Gebäude.
Auf dem Weg zum Castel Nuovo holen wir uns eine Zitronen-Slush-Limo im Pandorino e Torromacco. Slush-schlürfend und hirngefrostet ziehen wir am Meer entlang zum Porto di Santa Lucia – den Blick immer aufs Meer und den Vesuv gerichtet.
An der Piazza Vittoria essen wir bei Gino Sorbillo Pizza und Frittatina – wir sitzen draußen, brauchen zwar dicke Jacken, aber es schmeckt gleich nochmal besser, wenn man unter freiem Himmel essen kann.
So gestärkt laufen wir durch den Villa Comunale di Napoli, gehen schaukeln und danach im Zick-Zack durch das Viertel Chiaia zurück in die belebter werdende Altstadt.
Auf der Piazza del Plebiscito besuchen wir das Pantheon (kleiner als das in Rom, aber wesentlich ruhiger) und verirren uns gegenüber im Palazzo Reale fast, auf der Suche nach öffentlichen Toiletten.
Es ist Samstag Abend, die Sonne verschwindet langsam, es wird kühl, die Straßen werden voller, die Straßenhändler flüchten vor der Polizei um 2 Minuten später an derselben Stelle wieder aufzubauen.
Wir landen wieder im Quartieri Spagnoli und lassen den Abend im Wine Boat bei Limoncello-Spritz, Knabberzeug und einer gemischten Platte ausklingen.
Tag 3 beginnt für uns mit einem Spaziergang zur Pasticceria Luciano Mazzone – manche Straßen liegen verlassen und verschlafen, in anderen sammeln Stadtarbeiter Müll, kurz vor unserem Ziel stehen ein paar Marktstände mit Obst, Gemüse, Fisch.
Wir bestellen wieder wie wild Gebäck zum Frühstück und ordern ein „La Zeppola die San Guiseppe“ nach – damit feiert man das Ende des Winters – für uns sinnbildlich, als wir unseren Cappuccino/Tee mit Sonnenstrahlen im Gesicht genießen.
100 m weiter befindet sich der Eingang zur Funicolare. Wir fahren mit der Standseilbahn von der Station Montesanto zur Station Morghen. Ausblicke gibts keine, dafür muss man nicht auf den Berg laufen.
Am Ticketverkauf für das Castel Sant Elmo bekommen wir unsere Tickets einfach so in die Hand gedrückt und können die ganze Burganlage besichtigen. Viel glücklicher macht uns allerdings die Aussicht, wir blicken über die Altstadt, die Häfen, das Meer, die vorgelagerten Inseln bis zum Vesuv. Wir erkennen das ein oder andere Bauwerk in/auf dem wir schon waren und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen.
Den Weg nach unten treten wir zu Fuß an, uns erwarten unzählige, ungleichmäßige, schiefe Treppenstufen in komischen Abständen. Unten angekommen, zittern die Waden und Knie und wir haben Hunger.
Gleich neben unserer Frühstückslocation befindet sich das La Genuina. Es ist Sonntag Nachmittag, die Paninis sind schon ausverkauft, wir bekommen das letzte Pane, lassen dieses teilen und unterschiedlich belegen, was zu einem Hammer-Mittagessen führt und weil sichs gut anfühlt, kaufen wir gleich noch einen Weißwein dazu und zelebrieren das Essen – zumindest so lange, bis Sunny von einer Taube angeschissen wird. Shit happens – die Wahrscheinlichkeit steigt mit jedem Essen welches man draußen zu sich nimmt. 😀
Ich kanns nicht lassen und will unbedingt noch so einen Kringel probieren, den man hier an jeder Ecke kaufen kann: Taralli heißen die meist herzhaften Kringel. Das war wohl das einzige, was meinen Geschmack nicht 100 %ig getroffen hat – vielleicht hätte ich dazu einfach eine Flasche Wein trinken sollen…
Und wieder laufen wir über die Spaccanapoli – die Straße die einmal quer durch die Altstadt verläuft und diese in zwei Hälften teilt.
Wir wollen in die Krippenstraße, es haben einige Läden geschlossen, das was man aber sieht entspricht so gar nicht unserer Vorstellung von Krippen. Es sieht nicht sehr solide und hochwertig verarbeitet aus und ich kann dem Gedanken, Politiker und Fußballer in meiner Krippe zu positionieren auch nichts abgewinnen.
Wenn wir schon in der Ecke sind, statten wir dem Dom noch einen Besuch ab. Die Kirchen bisher waren auch oft nicht klein, aber das hier ist eben der Dom – groß und üppig ausgestattet.
Wir sind heute zeitig auf dem Zimmer, Hunger haben wir auch keinen und so bleibts bei ein paar Keksen zum Abendessen – Gesunde Ernährung können wir 🙂
Unser letzter Tag startet ein bisschen regnerisch, wir hinterlegen das Gepäck an der Rezeption und ziehen nochmal los. An der U-Bahn Linie 1 sind die Stationen von verschiedenen Künstlern gestaltet. Wir beginnen mit der Station Universita direkt vor unserer Hoteltür, ziehen ein Ticket für eine Einzelfahrt und fahren 4 Stationen bis Museo. Wir steigen bei jeden Halt aus, sehen uns die Stationen an, verstehen die Kunst nicht und fahren weiter.
Außerhalb der Altstadt gehen wir in einer Pasticceria frühstücken – typisch italienisch: der Kaffee im Stehen bzw nur schnell auf einem Barhocker und ein Cornetti dazu. Wir brauchen trotzdem 3x so lange wie die Italiener um uns. Auf dem Weg in die Stadt suchen wir schnell im Dom die öffentlichen Toiletten auf und umgehen so auch einen Regenschauer. Unterwegs gibt´s noch schnell Street-Food: Croquettes, Arancino und Frittatina.
Wir wollen in die Unterwelten und brauchen ein bisschen, bis wir den Eingang finden. Es gibt verschiedene Anbieter mit verschiedenen Touren und verschiedenen Eingängen. Wir haben uns für Napoli Sotterranea entschieden. Die Tour dauert 1,5 Stunden, wird in Italienisch und Englisch angeboten und wir haben Glück, innerhalb von 5 Minuten nach unserer Ankunft startet eine englische Führung.
Wir steigen 40 m über Treppen in die Tiefe. Zuerst wurde der Boden für Baumaterial ausgehöhlt, die Hohlräume für Zisternen genutzt, dann vermüllt und zuletzt als Luftschutzbunker genutzt. Aus jeder Zeit finden sich Spuren in den Räumen und Gängen. Die 1,5 Std vergehen schnell, die Führerin legt ein ordentliches Tempo vor und es dauert eine Weile bis alle aus dem engen, dunklen Gängegeflecht wieder auftauchen.
Mittag ist durch und wie sollte es anders sein, wir haben Hunger. Was uns jetzt noch fehlt, sind Nudeln, Tobi fragt am Ende der Tour nach einer Empfehlung in der Nähe.
Es wird das Cala la Pasta, ein kleiner Laden ein paar Meter die Spaccanapoli runter, es sind keine Plätze frei, wir müssen warten und bestellen schon mal eine Flasche Wein. Als wir unseren Platz im Freien haben, sind die Nudeln relativ schnell da und sind genial.
Wir lassen uns die Spezialität Pasta e Patate, eine Carbonara die Tonno und Ziti lardiati napoletani schmecken. Gerade als es wieder anfängt leicht zu Regnen sind wir fertig und schlendern noch ein bisschen durch die Stadt.
Auch wenn wir keinen Hunger haben, so geben wir doch ein letztes Mal unseren Gelüsten nach und landen in der Moccia Spaccanapoli.
Unser letzter Stop wird das Complesso Monumentale di Santa Chiara. In der düsteren Kirche waren wir schon, der Kreuzgang fehlt noch. 6 EUR Eintritt und wir dürfen in die Ruhe-Oase, umringt von hohen Mauern ist es fast still in dem Garten.
Die Gänge sind links und rechts begrenzt von Bänken mit angemalten Kacheln, die Szenen aus dem täglichen Leben zeigen, keine Abbildung ist doppelt, in der Mitte des Gartens sind die 8-eckigen Säulen ebenfalls mit Kacheln verkleidet. Es wurden für die Kacheln nur Gelb-, Blau- und Grüntöne verwendet. Auch der Kreuzgang ist bemalt und zeigt verschieden Heilige. Der Garten ist voll mit blühenden Bäumen und Rosenbüschen, Orangen- und Zitronenbäumen deren reife Früchte leuchten.
Um 17:30 Uhr müssen wir die Anlage verlassen.
Auf dem Weg zum Hotel nehmen wir noch ein Panini in einer Salumeria mit und ein paar Kekse… man weiß ja nie…
Im Hotel packen wir nochmal wild alles um, laufen zum Hafen und kommen gerade passend um den Bus zu erreichen. Nach 45 Minuten sind wir am Flughafen, laufen direkt durch die Sicherheitskontrollen und lassen uns am Gate nieder.
Und man glaubt es kaum, wir haben keinen Hunger, aber kaum ist das Panini ausgepackt bricht der Futterneid durch und es geht der Kampf um die letzten Bissen los.
Unser Flieger hat 20 Minuten Verspätung, dafür ist die Landung dieses Mal smooth und wir befinden uns wieder in der kalten Heimat, vollgetankt mit Sonne, ein paar Kilo schwerer, aber auch um eine tolle Zeit und vielen Erinnerungen reicher.