Rumänientour 2019 – Tag 17 – Kutjevo – Sontacchi Vinarija – 336 km

Da es hier im Hotel Eden kein Frühstück gibt können wir ein bisschen länger schlafen und sind trotzdem früher am Start. Wobei… es regnet… wir trödeln einfach noch mehr rum. Als wir um 9 Uhr losfahren hat es aufgehört. Erster Stopp an einer Bäckerei, ein paar herzhafte und  ein paar süße Teilchen zum Frühstück holen. Dann wollen wir tanken. Allerdings sind die Tankstellen in Timișoara immer irgendwie auf der falschen Straßenseite und so fahren wir knapp 40 km bis zur vorletzten Tankstelle vor der Grenze nach Serbien. Hier vertanken wir unser letztes Bargeld und stellen schonmal die Uhren um. Zack schon haben wir eine Stunde gewonnen.

Der Grenzübertritt nach Serbien ist unspektakulär. Die Dame interessiert lediglich wo wir heute noch hinwollen. Serbiens Norden ist jetzt nicht so das Highlight zum Moppedfahren. Wir haben hier letztes Jahr echt schöne Regionen entdeckt und finden Serbien im ganzen ein tolles Land. Im Norden allerdings herrscht wie in Ungarn Landwirtschaft auf riesigen Feldern vor. Dementsprechend geht es wieder viel geradeaus oder durch Ortschaften/Städte. Die Straßenqualität ist okay, nur das Wetter ist lovely changeable like in Scotland. Sprich wir werden heute immer mal wieder feucht. Regenklamotten anziehen rentiert sich allerdings nicht wirklich. Ein Nebeneffekt des Regens ist dass wir dreckig sind wie die frisch gesuhlten Schweine.

Irgendwann erreichen wir dann die Grenze nach Kroatien und auch diese ist unspektakulär. Zumindest für uns. Als LKW Fahrer möchte ich hier nicht stehen. Eine kilometerlange Schlange wartet hier auf die Einreise. Kroatien beginnt auch relativ öde und auf großen Straßen geradeaus. Ab Osijek (wo wir nochmals tanken und ein paar Nüsse essen) wird es dann langsam kurviger. Wir biegen von der großen Straße ab und finden noch ein paar Hügel zu den Kurven, schon ist der Moppedfahrer glücklich.

Unsere Unterkunft in Kutjevo ist die Vinarija Sontacchi. Ein Weingut welches im Nebenerwerb betrieben wird und zusätzlich ein paar Zimmer anbietet. Antun der Herr über die Gastwirtschaft begrüsst uns und bietet an für uns zu Grillen und eine Weinverkostung zu machen. Wir freuen uns darüber und sagen zu. Die Moppeds stehen im Innenhof und wir duschen erstmal heiß. Das Schmuddelwetter heute hat uns richtig ausgekühlt. Um 18 Uhr sitzen wir dann zusammen mit Pam und John, zwei Kanadiern, im überdachten Außenbereich und erfreuen uns an Wurst und Käse als Vorspeise.
Antun bringt unmengen Fleisch und Zucchini vom Grill und schenkt uns schonmal den ersten Wein ein. Ein Weißer welcher fruchtig prickelt. Ich hab in den letzten 7 Jahren nahezu keinen Alkohol getrunken, das wird ein lustiger Abend…

Zwei Sorten Wein später geht es in die Keller zur Besichtigungstour. Es hat sich noch ein dänisches Pärchen zu uns gesellt und sie guckt komisch als Antun über Veganer herzieht. Interessant was er so alles über den Weinanbau und die Geschichte des Weingutes erzählt. Lediglich ich hab mir wenig davon merken können…. die 7-8 Gläser Wein merk ich schon ziemlich deutlich.
Er holt noch einen Weißwein aus 2014 raus. Dieser stammt aus einem völlig verregneten Jahr und er lässt ihn uns als Negativbeispiel probieren. Der Unterschied ist deutlich und der Wein wirklich nicht gut. Antun sagt allerdings dass es Leute gibt die speziell diesen mögen… John der Kanadier gehört wohl dazu…also IIIIIIch brauch des ja net.
Dann kommt noch ein 2011er aus dem Keller welcher auch wieder einen ganz anderen Geschmack hat. Ich habe das bei Wein noch nie so wahrgenommen…bin ich doch nicht wirklich der Weinkenner. Insgesamt war der Abend saulustig und interessant. Um kurz nach halb neun liegen wir dann angeschickert im Bett und freuen uns über unseren Zustand. Die Vinarija Sontacchi ist definitiv eine Empfehlung wert wenn Ihr mal in die Gegend kommen solltet!

Natürlich haben wir uns eine Flasche Wein für daheim im Koffer versteckt *g*

Rumänientour 2019 – Tag 16 – Timișoara – 0 km aber 12000 Schritte

Heute ist Pause angesagt, also schlafen wir auch länger… naja net wirklich, wir waren ja bald im Bett dementsprechend wachen wir auch bald wieder auf. Allerdings gibt es kein Frühstück und wir müssen ja nicht raus aus dem Bett. Wir gammeln also erstmal noch ein wenig rum, Anja liest und ich schreibe Blog. Um 10 Uhr werden wir dann langsam lebendig und machen uns startklar für eine Runde durch die Stadt. Wir laufen erstmal ein Stück bis zu einer Tram Haltestelle und kaufen uns zwei Tagestickets für insgesamt 5,05 EUR. Dafür könnte ich in Nürnberg gerade einmal eine einfache Fahrt kaufen…keine Wunder dass keiner mit den Öffis fahren will. Damit können wir nach Herzenslust mit Tram, Bus und Oberleitungsbus rumfahren. Ja hier hat es Oberleitungsbusse. Viel effektiver als Elektrobusse mit Akku. Aber halt nicht so schön, weil überall die Stromleitungen rumhängen. Aber irgendeinen Tod muss man sterben. Wir warten auf die nächste Tram und steigen ein. Aus dem Fenster gucken und eine Stadt anschauen macht irgendwie auch Spass. Dabei kann man so herrlich faul sein.
Plötzlich regt sich Anja: Hey, da stehen Buden, da gibt es was zu essen, komm hier steigen wir aus. Also hektisch raus aus der Tram, eigentlich keine Ahnung wo wir sind, aber hier ist ein Platz auf dem Holzbuden aufgebaut sind. Wir kaufen uns einen Palačinke mit Schinken und Käse und einen mit Käse und Dill. Danach dann noch zwei Mici mit Brot und Senf. Davon will Anja allerdings glücklicherweise fast nichts abhaben :-Dabei

Nach 30 Minuten steigen wir in die nächste Tram und fahren zum Piața Libertății. Das alte Rathaus und noch mehr alte prunkvolle Gebäude umkreisen den Platz. Wir drehen uns zweimal im Kreis, dann laufen wir los zum nächsten Platz. Am Piața Victoriei liegt das Opernhaus von Timișoara. Hier ist auch ein wenig grün mit in die Gestaltung des Platzes eingeflossen. Am anderen Ende findet sich die orthodoxe Kathedrale welche wir uns etwas genauer von innen angucken. Auf einmal werden die Nonnen ganz wuselig und dann kommt ein asiatisches Filmteam und baut Kameras auf. Wir verkrümeln uns dann mal wieder.

Rund um den Platz sind viele Gebäude eingerüstet und werden gerade saniert. Wird bestimmt schön wenn das mal alles fertig ist.
Wir machen uns auf den Weg zum Markt. Wir haben Lust auf geschäftiges Treiben, lautes Verhandeln und buntes Gemüse. Was wir vorfinden ist ein Trauerspiel. Wir machen nicht ein Foto auf dem Markt der quasi wie leergefegt ist. Es sitzen zwar einige Händler lustlos rum, aber Kunden sind quasi keine zu sehen. Irgendwie springt der Funke dieser Stadt nicht so richtig auf uns über.
Wir drehen einen kleinen Halbkreis um die Altstadt um zum dritten großen Platz zu kommen. Unterwegs fällt Anja ein dass sie jetzt Kuchen will. Also steuern wir auf ein Cafe zu und decken und mit Kuchen und Limonade ein. Wir setzen uns und lassen die Zeit verstreichen. Beobachten Leute und mir fällt wieder ein Sprichwort von Anjas Oma ein: „Der Herrgott hat einen großen Tiergarten“. Was da modisch so rumläuft ist unglaublich. Wir sind ja nun nicht gerade modebewusst sondern folgen eher dem Motto „form follows function“, aber das was wir hier so sehen ist schon … nennen wir es mal …. Besonders.

Nach dem Kuchen geht es dann auf den Piața Unirii. Hier entstand die Aussage dass Timișoara aussieht wie „Kleinwien“. Die Häuserfassaden erinnern schon sehr deutlich an Wien. Wir besuchen noch die serbische Kirche in welcher gerade ein Gottesdienst stattfindet. Wir machen keine Fotos, halten uns zurück und bleiben stille Betrachter. Der Männerchor klingt toll, leider verstehen wir nicht was sie singen.
Nun wissen wir nicht so recht wo wir noch hin sollen, also suchen wir uns nochmal ein Cafe und trinken nochmal hausgemachte Limonade. Ich die Standardversion mit Zitrone. Anja die Früchte der Saison, welche überraschenderweise auf Pflaume basiert was wirklich interessant und gut schmeckt. Um kurz vor 17 Uhr laufen wir dann noch zu dem Lángos Laden welchen wir entdeckt hatten und der um 17 Uhr schließt. Zum frühen Abendessen gibt es dann für jeden einen Lángos mit Schmand und Käse. Auf dem Weg zur Tram vernichten wir diese und fahren dann zurück zu unserem Hotel.

Wir lassen den Tag mit Bilder bearbeiten, Lesen und Blog schreiben ausklingen. Morgen beginnt nun der richtige Heimweg. Über Serbien soll es bis nach Kroatien gehen.

Nochmal was zum Thema Öffis und modernes Bezahlen. Überall in Timișoara wird aktiv modernes Zahlen beworben. Sprich kontaktlos mit Kreditkarte oder Smartphone. Dann sieht man eine ca. 70 jährige Dame in die Tram einsteigen die einfach Ihre Handtasche an den Zahlautomaten drückt und gut is. In Deutschland wehrt sich jeder gegen NFC den ich kenne und die wenigsten erkennen den Komfort den es bietet keine Münzen oder schmutzige Scheine mehr anfassen zu müssen. Es ist für mich immer wieder erschreckend wie Rückständig wir in Deutschland eigentlich leben… und das im Vergleich zu Ländern von denen wir behaupten dass sie Rückständig wären.

Rumänientour 2019 – Tag 15 – Timișoara – 339 km

Schei** ist das kalt… das war heute mein erster Gedanke beim Blick aus dem Fenster. Die Moppeds waren komplett gefroren. Im Zimmer lief keine Heizung, somit war es hier auch ziemlich frisch. Um 8 Uhr gab es Frühstück, welches uns der Hausherr Dorin selbst servierte. Er enteiste auch unsere Sitzbänke während wir bei Hähnchen, Baba Ganoush, Eiern, Marmelade, Brot und einigem mehr saßen. Warum macht man daheim eigentlich nie frischen Pfefferminztee? Wir nehmen immer nur die fertigen Teebeutel. Der Tee hier ist um längen besser weil er mit frischer Pfefferminze aufgegossen wird. Nach dem Frühstück schiebe ich Ari noch für Anja in die Sonne – damit der Sitz auch noch ein bisschen warm wird. Dann machen wir uns gemütlich fertig. Wir wollen nicht zu bald los, haben wir doch bedenken dass die Waldstücke auch ein wenig frostig sein könnten – also die Straße in den Waldstücken…

Um kurz vor 10 Uhr müssen wir dann aber doch endlich los, wir haben immerhin auch ein paar km zu schaffen bis Timișoara. Dort werden wir dann einen Pausentag einlegen bevor es endgültig in Richtung Heimat geht. Heute aber geht es erstmal am Apuseni Gebirge entlang auf einen ersten Pass hinauf. Der Vartoppass windet sich ziemlich zügig bis auf fast 1200 Höhenmeter hinauf. Bester nagelneuer Asphalt verwöhnt uns, in den Kehren trauen wir uns aber trotzdem nicht ans Limit, es ist einfach noch zu kalt und schattig. Auf dem Weg zum Pass haben wir in einer Ortschaft einen Sonntagsmarkt gesehen. Alle haben sich herausgeputzt und aus allen Ecken des Dorfes kommen die Leute in bester Sonntagskleidung gelaufen um auf den Markt zu gehen.

Da fällt mir noch etwas ein. In unsere Unterkunft kamen heute morgen plötzlich 5 Männer und nahmen alle Tische und Stühle die verfügbar waren mit. Später sahen wir noch mehr Tische auf der Strasse umher wandern. Es ist schön zu sehen wie hier alle noch zusammen helfen. Scheinbar ist bei einem ein Fest und es werden Tische und Stühle benötigt, also werden diese aus dem ganzen Dorf zusammengesammelt. So etwas wäre bei uns inzwischen undenkbar, da schaut jeder nur noch auf sich selbst.

Zurück auf den Pass. Wenn man von oben auf die Landschaft blickt sieht man inzwischen deutlich dass der Herbst kommt. Die Bäume färben sich bunt und wenn man dann so die Straße entlangfährt weht es das welke Laube auf und der hinterherfahrende hat ein wundervoll idyllisches Bild vor sich. Nachdem wir den Pass wieder hinabgefahren sind biegen wir rechts ab und begeben uns auf eine geplante Sackgasse. Wir wollen noch ein Stück ins Apuseni Gebirge hineinfahren, dort auch noch einen Pass mitnehmen. Als wir diesen mit knapp 1200 Höhenmetern erreicht haben legen wir eine kleine Pause ein und schießen ein paar Fotos. Ich sitze auch noch in einem Kettenfahrzeug Probe bevor wir wenden und wieder zurück fahren.

Wir folgen nun der DN76 welche uns nochmal mit Kurven und sehr wechselhaftem Fahrbahnbelage überrascht. Wir hätten mit einer deutlich langweiligeren Strecke gerechnet. Die DN79 und im Verlauf dann die DJ792C sind dann als eher schlechte Straßen einzusortieren und wir holpern uns bis Arad. Inzwischen sind die Temperaturen auch deutlich höher und die meisten Zwiebelschichten an Bekleidung sind wieder in die Koffer gewandert. Anja taugt der schlechte Straßenzustand und sie freut sich wie ein kleines Kind. Ich find es heute einfach nur anstregend und freu mich aufs Hotel in Timișoara und auf den Tag Pause.

Auf dem Weg durch Arad bin ich überrascht über die Gebäude welche wir im vorbeifahren sehen können. Riesige alte verzierte Bauwerke und wir haben keine Ahnung was das so alles ist.
Von Arad nach Timișoara wurde die Straße gerade erst erneuert. Frischer Fahrbahnbelage auf 50 km mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf 40 km/h … aber wen interessierts? Keinen! Durschnittstempo ist 110 km/h. Und das sogar an einer Polizeikontrolle vorbei. Nichtmal die interessiert es dass hier nahezu alle mit knapp 60-70 km/h mehr als erlaubt unterwegs sind. In Timișoara ist relativ viel Verkehr und wir brauchen nochmal ein wenig bis wir zu unserem Hotel vorgedrungen sind.

Erster Eindruck: Das war mal ein Griff ins Klo! Zweiter Eindruck … es wird besser. Ich frage mich dennoch warum ich gleich beim Einchecken nach Abendessen gefragt habe. Um 19 Uhr sitzen wir dann im quasi ungenutzten Speisesaal und bekommen Hühnerbrühe mit Gemüseeinlage, Hähnchenschnitzel mit Kartoffelbrei, Gurken/Tomatensalat und als Nachspeise Papanasi. Dritter Eindruck: Gar nicht soooo schlecht hier.

Nach ein bisschen Aufenthalt im Hotel sind wir versöhnt und fragen uns warum wir eigentlich so einen schlechten Eindruck hatten. Dem Haus fehlt es völlig an Gemütlichkeit. Es ist ein ganz klares Transithotel. Sauber, einfache Zimmer ohne Balkon, Fenster oder Ausblick. Es ist charakterlos. Und in unserem Bad riecht es streng nach chlorhaltigem Desinfektionsmittel. Wir hatten auch schönere Unterkünfte auf dem Schirm, waren aber der Meinung dass wir uns die Kohle sparen können und haben dieses hier gebucht. Inzwischen sind wir versöhnt mit unserer Entscheidung.

Bald geht es heute ins Bett und morgen wird kein Wecker klingeln. Wir haben hier kein Frühstück und können daher entspannt ausschlafen.

Rumänientour 2019 – Tag 14 – Albac – 297 km

Kurven satt zum Frühstück…halt vorher gab es ja noch einen Sonnenaufgang vom Berg aus und etwas zu essen. Trotzdem sind wir in meiner Erinnerung irgendwie als erstes ewig viele Kurven gefahren. Aber dazu erst nach dem Aufstehen. Noch vom Bett aus sehen wir dass der Sonnenaufgang heute episch wird. Also aufstehen, was warmes anziehen und mit dem Foto raus auf den Balkon. Um 8 Uhr saßen wir dann beim Frühstück. Ein Buffet was nichts vermissen ließ. Baba Ganoush und panierter Blumenkohl waren die Highlights. Dann noch schnell zusammengepackt und los. Und dann kamen sie… die Kurven.

Die Strecke von der Unterkunft weg war mal geil. Und wieder ne hintere Bremse zu haben war auch eine interessante Erfahrung…vor allem wenn man es gewohnt war sie voll durchzulatschen und quasi nix damit zu bewirken. Jetzt ist es wieder wie Anker werfen wenn ich reinlatsch. Die ersten 25 km des Tages waren nur Kurven. Es gab quasi kein gerades Stück Straße. Und das allerbeste, wir trafen exakt niemanden! Die Kurven gehörten uns ganz allein!

Danach kamen ca. 75 km größere Straße, diese war zwar auch nicht hässlich zu fahren, aber die Kurvenhatz vorher hatte schon etwas für sich. Nach knapp 100 km wollten wir heute den nagelneuen Transluncani Pass angucken. Allerdings lief es mal wieder anders als geplant. Laut unseren Infos sollte ein Stück der Anfahrt auf Schotter sein. Als wir dann auf der Anfahrt waren kamen erstmal wieder Baustellen und Asphaltierungsarbeiten, dann kam eine Baufirma oder ein Steinbruch mit Hunden – die ersten Hunde die aggressiv auf uns reagierten – und dann kam die Schotterpiste. Wir stoppten kurz sahen uns beide lustlos an und fuhren erstmal noch einen km weiter. Dann nochmal stopp kurzer Blick zum anderen und umdrehen. Schön wenn man sich so versteht. Wir waren beide total müde und unsere Bäuche sagten das gleiche: 23% Steigung und einspuriger Pass kann garnet so doll sein dass wir etz 15 km Schotterpiste mit Spitzkehren fahren müssen. Wir drehten also rum und folgten einer spontan vom Garmin vorgeschlagenen Route.

Viel mehr gibt es zum heutigen Tag fast nicht zu sagen… die Ausweichroute war unspektakulär schön. Von schlechtem Asphalt über Baustellen bis hin zu nagelneuem Asphalt war alles dabei, es ließ sich super fahren und wir kamen auch zeitlich gut voran. Irgendwann nachmittags sagte Anja sie hätte Lust auf Kuchen, also suchte ich in der nächsten Stadt eine Patisserie und wir aßen Kuchen. Der war echt gut! Dann noch an die Tankstelle und die Moppeds aufgefüllt bevor es die letzten 100 km des Tages wieder durch Wälder und Täler und über kleinere Hügel ging. Unsere heutige Unterkunft die Pensiunea Daiana liegt in Albac am Rande des Apuseni Gebirges. Die 20 bis 25-jährige Enkelin begrüsst uns in perfektem Englisch, wir klären schnell das Abendessen und die Bezahlung, dann schminkt sie sich und macht sich schick um auf die Fizz zu gehen, es ist schließlich Samstag Abend. Wir sind nun mit der Oma und dem Hund alleine, andere Gäste kommen auch nicht mehr.

Wir setzen uns in die Sonne und lassen es uns gut gehen, trinken noch Visinata (Alkohol…) und lassen uns vom Hund ärgern, dann ist auch schon 19 Uhr und es gibt Abendessen. Die Oma hat gekocht… aber wie! Vorneweg gibt es eine Hühnerbrühe mit Gmeüse und Grießklöschen – es sind gekochte Chickenwings darin. Dann gibt es geräucherte und gebratene Würste mit Sauerkraut und Brot. Als Nachtisch kommen noch Pfannkuchen mit eine Holundermarmelade. Wir sind dann mal im Fresskoma anzufinden! Der Tag ist damit gelaufen und wir begeben uns ins Bett. Noapte buna! (Gute Nacht!)

Rumänientour 2019 – Tag 13 – Gărâna – 299 km

Unser Frühstück heute war übersichtlich, aber es gab alles was wir benötigten. Wurst, Käse, Tomaten, Brot, diesen leckeren Paprika-Auberginen-aufstrich (Zacuscă), den es hier immer zum Frühstück gibt, Tee und Kaffee. Die Sitzbänke der Motorräder waren heute morgen gefroren. Ich habe direkt mal einen kleinen Schriftzug in den Sitz von Ari geritzt. Unsere Motivation loszufahren war aufgrund der Kälte sehr gering, aber wir haben uns für heute noch mal ein ganz schönes Stück vorgenommen. Daher saßen wir doch um 9:15 Uhr im Sattel und fuhren vom Hof der Unterkunft.

Das erste Straßenstück war vergleichbar mit einer deutschen Staatsstraße sowohl von der Qualität des Asphalts als auch vom Kurvenreichtum. Der Verkehr hielt sich in Grenzen und wir kamen sehr gut voran. Lediglich das Garmin machte mir wieder mal ein bisschen Ärger. Wir haben das Garmin Zumo 590 LM nun seit 2014 und ich habe mir seitdem schon viel Wissen zu den Eigenheiten des Gerätes und der Software Basecamp angeeignet. Sogar zwei Bücher zur Software gelesen! Aber immer wieder entdecke ich doch etwas neues an dem Gerät. Seit heute zeigt es keine erlaubte Höchstgeschwindigkeit, keine Hinweise auf de nächste Abzweigung und keinen Fahrspurassistenten mehr an, genau wie in Schottland auch schon. Nachdem ich ja Zeit hatte darüber nachzudenken fiel mir auch der einzige Unterschied zu gestern auf. Ich hatte die Rumänien OpenStreetMaps Karten auf die Speicherkarte kopiert. Also kurz rechts ran gefahren, in die Einstellungen des Navis gewechselt, die OpenStreetMaps Karten deaktiviert und schon zeigt es mir die Hinweise wieder an. Dies war dann wohl auch das Problem in Schottland und nicht wie vermutet dass das Garmin nicht mit dem Linksverkehr zurecht kam. Die Garmin Karten waren zwar auch aktiviert, aber wenn mehrere Karten aktiv sind hat das Teil scheinbar ein Problem. Wieder was gelernt.
Nach nur einer Stunde Fahrt erreichten wir bereits die Donau. Wir kamen viel besser voran als die Planung eigentlich vorgesehen hatte.

Nun ging es an der Donau entlang in Richtung des Eisernen Tores. Dort waren wir letztes Jahr schon, allerdings auf der serbischen Seite. Die Donau ist absolut faszinierend. Es ist schon absolut gigantisch diese Wassermassen, welche sich über Jahrmillionen ihren Weg gegraben haben, zu beobachten und an ihnen entlang zu fahren. Dieses Mal auf der rumänischen Seite finde ich es noch viel faszinierender, da wir als erstes an der Donau auf ein Kraftwerk treffen und eine Staumauer. Wie wurde diese eigentlich erbaut? Sie ist ja nicht einfach vom Himmel gefallen. Der Wahnsinn was der Mensch hier geleistet hat, sowohl an Ingenieurskunst, als dann auch der einfache Bauarbeiter welcher dieses Ding in die Donau gestellt hat.

Erster Stopp ist in Orșova. Dieser Ort ist quasi eine kleine Hafenstadt. Hier sind Anleger für Frachtschiffe und entsprechende Kräne um Schüttgut zu be- bzw. entladen. Sie sehen allerdings nicht mehr so gut in Schuss aus.

Zweiter Stopp ist am Ebenbild des Dakerkönigs Decebalus, der höchsten Felsskulptur in Europa. Anhalten, Bild machen, weiterfahren…

Dritter Stopp ist dann mit gutem Blick aufs Eiserne Tor, der Durchbruch der Donau, hier wenden wir dann auch und fahren wieder zurück.

Zurück in Orșova biegen wir nach links (in Richtung Norden ab) und streben auf einer gut ausgebauten aber kurvigen Straße unserem heutigen Hauptziel entgegen, dem Nationalpark Semenic-Cheile Carașului. Auf Höhe von Plugova geht es dann in Richtung Westen weiter. Wir wollten hier eine kleine Abkürzung nehmen welche auf der Karte als befestigte Straße ausgewiesen war. Heute haben wir umgedreht. Ich merke seit Tagen dass die Bremsleistung meiner hinteren Bremse nachlässt, was ich den ziemlich abgenutzten Bremsbelägen zugeschrieben habe. Heute allerdings hatte ich quasi keine Bremswirkung mehr und das obwohl noch Belag da ist. Ich werde heute Abend wohl nicht um ein Entlüften der Bremse herumkommen, scheinbar befindet sich irgendwo ein Bläschen im System. Ohne funktionierende hintere Bremse dann unbefestigte äußerst grobe Wege zu fahren… das musste ich etz net wirklich haben, also ging es zurück auf die Große Straße und einfach 5 km weiter.

Nachdem wir auf die DN57B abgebogen waren erfreute uns die Landschaft mit einem abwechslungsreichen Ausblick. Was mir hier besonders auffiel war der Mais. Die Bauern schneiden den Mais mit der Sichel einzeln ab und bilden dann Pakete welche zum trocknen auf dem Feld stehen bleiben. Getrocknet lässt sich der Mais dann gut lagern. In Bozovici legen wir einen Stopp am Supermarkt ein und füllen die Trinkrucksäcke nach. „Unglücklicher Weise“ liegt direkt neben dem Supermarkt eine Bäckerei. Für mich gab es Käse-Burek und für Anja zwei Süße Strudel (Apfel und Nuss). Vier Hunde waren der Meinung dass wir etwas abgeben und setzten sich still zu uns. Viele Leute die aus den beiden Läden kamen warfen ihnen etwas zu. Wir waren egoistisch, die vier sahen gut genährt und gepflegt aus und wir hatten Hunger! Also gab es nichts für sie.

Im weiteren Verlauf des Tages bleibt nur eines zu sagen: KURVEN SATT!!! Allerdings auch immer wieder Autofahrer und einmal ein LKW die dahin krabbelten. Insgesamt war wenig los auf den Straßen, aber wenn man mal hinter so einem Langsamfahrer fest hing, dann für viele Kilometer weil sich einfach keine Überholmöglichkeit ergab. Jetzt hätte ich fast die Cave of love vergessen… Die Liebeshöhle. Im Nationalpark gibt es einen Wasserfall an welchem wir natürlich einen Stopp einlegten um zu fotografieren. Wenn man dem Lauf des Flusses ein Stück folgt kommt man zu einer Höhle welche auf dem Wegweiser als „Cave of love“ ausgezeichnet war. Wir haben uns den Weg gespart da hier ziemlich viele Menschen auf der Suche nach Liebe waren.

In Reșița- knapp 15 km vor unserem Tagesziel – kam dann endlich eine Tankstelle welche allerdings nur Bargeld nahm. Heute morgen hatte ich noch Bedenken geäußert dass wir die verbliebenen Lei nicht mehr loskriegen. Schon waren 180 davon weg. An der Unterkunft wurde dann nur Rumänisch gesprochen und alles deuten aufs Visa Symbol neben der Rezeption führte nur zu einem Kopfschütteln und auch hier musste ich cash bezahlen – wieder 214 Lei weg. Rest im Geldbeutel 30 Lei. Die Unterkunft heute war der Hammer. Nagelneues Haus mit genialen Zimmern und einem Balkon mit Megaausblick! Das Abendessen im Restaurant würden wir uns aber mit den 30 Lei nicht leisten können und die Ältere Dame hatte echte Verständigungsprobleme. Also machte ich mich erstmal über das entlüften der hinteren Bremse. Danach war dann auch wieder Bremsdruck da. Während ich zu Gange war kam dann auch die Köchin der Unterkunft welche uns nochmal ziemlich direkt deutlich machte dass nur cash und nur Lei akzeptiert werden. Der nächste ATM wäre 15 km kurvigste Bergstrecke entfernt. Die ältere Dame welche uns eingecheckt hatte verstand nun das Problem und erklärte der anderen dass sie für uns EUR in Lei wechseln würde. Das Abendessen war gerettet.

Noch kurz unter die Dusche, dann gab es eine Suppe mit Fleischklösschen, Hähnchen mit Sesam paniert dazu Butterkartoffeln für Anja und Mici mit Polenta für mich. Umgerechnet für 12 EUR. Wenn das mal nicht super ist. Die Klimaanlage hatte das Zimmer zwischenzeitlich auch auf 30 Grad hochgeheizt so dass wir beim raussuchen der morgigen Route und Unterkunftsauswahl schon ein wenig schläfrig wurden. Aber die Gedanken des Tages mussten ja irgendwie noch in Buchstaben gefasst werden…

Rumänientour 2019 – Tag 12 – Șteic – 287 km

Das Frühstück heute fand erst ab 8 Uhr statt, was uns sehr entgegenkam. Durch die Stadtbesichtigung gestern kamen wir erst spät ins Bett und dementsprechend noch schlechter als sonst wieder raus. Als wir um kurz nach 8 zum Frühstück kamen mussten wir feststellen dass die anderen (5 Leute) bereits das ganze Brot gefuttert hatten. Eine kleine Info an die Rezeption führte dazu dass die Dame mal kurz einkaufen ging um eine neue Packung Brot zu kaufen 🙂
Gefehlt hat es sonst an nix. Um kurz nach 9 waren wir dann soweit Sibiu den Rücken zu kehren. Noch schnell getankt und dann waren wir auch schon draußen aus der Stadt.

Um Sibiu gibt es Landwirtschaft die ein bisschen anders aussieht als bisher. Die Felder sind deutlich größer und werden scheinbar auch „industrieller“ bewirtschaftet. Wir fahren auf großen Straßen und machen gut Strecke. Unser einziges Ziel heute hat selbst genug Strecke zu bieten. Bald kommen wir an die Ausläufer des Gebirges und ziehen durch die ersten bewaldeten Täler. Ohne nennenswerten Höhengewinn fahren wir gefühlt ewig auf kurviger Strecke entlang. Die Ortschaften haben aufgehört. Das einzige was die Fahrfreude mindern kann sind ab und an mal langsame Autos. Von Holztransportern werden wir relativ schnell erkannt und vorbeigewunken. Irgendwann geht es dann doch in die Höhe und die Kurven werden enger. Wir kommen an einen Stausee und stoppen für eine kurze Pause. Hier stehen zwei große Gruppen die jeweils nahezu aus BMW GS bestehen. Man muss mal ehrlich sagen, man kann hier eigentlich nur rumfahren wenn man eine GS hat! Alternativ geht zur Not noch eine Africa Twin…. oder man glaubt es kaum: SUZUKI V-STROM!!! Wir haben hier tatsächlich sehr viele V-Stroms gesehen. Allerdings nur 650er, keine einzige 1000er.

Nach dem Stausee werden die Kurven dann bald zu Spitzkehren und es geht richtig in die Höhe. Gut dass wir unten im Tal noch angehalten hatten und was drunter gezogen haben. Die Temperaturen sacken noch mehr ab und es ist ehrlich gesagt arschkalt! Bei einem weiteren Stopp auf knapp 1800 Höhenmetern setze ich als erstes mal meine Fleecemütze auf. Als Glatzenträger hat man hier ein echtes Problem… es ist arschkalt am Kopf während man sich nen Sonnenbrand holt. Der Ausblick von hier ist schon grandios, aber wir haben noch ein paar Höhenmeter vor uns.

Auf dem Bergkamm angekommen ist da erstmal ein Haufen Ramschbuden und ich freue mich schon dass es Lángos gibt… aber der Stand hat als einziger zu. Ich besorg mir nen Aufkleber und wir machen ein paar Bilder, dann geht es erstmal auf dem Bergkamm entlang bevor man durch eine Senke auf einen zweiten Kamm fährt. Ein Audi Quattro Fahrer schiebt uns von hinten an und wir lassen ihn vorbei. Kaum ist er vorne fährt er langsamer als wir – MMMBBBLLLGRMPF HMPF!!!
Achja ich sollte vielleicht mal erwähnen wo wir heute überhaupt sind. Wir fahren heute die Transalpina und durchqueren die Transsilvanischen Alpen. Kaum sind wir auf der Südseite und fahren abwärts spürt man dass es schnell deutlich wärmer wird. Als wir wieder in der Eben ankommen wird Anja ihrem Titel als „Trüffelschwein“ für Schokolade und Kuchen gerecht und findet sofort eine hervorragende Cofeteria (Cofetaria Anca). Wir lassen uns eine Auswahl der angebotenen Kuchen und herzhaften Gebäckstücke schmecken und wärmen uns in der Sonne auf.

Die Transalpina hat im Durchschnitt den schlechteren Asphalt als die Transfăgărășan und gefühlt weniger Spitzkehren. Genau diese zwei Punkte machen sie mir deutlich sympatischer! Außerdem war hier deutlich weniger los als auf der Transfăgărășan.

Nach der Pause kommt der ödere Teil des Tages. Strecke machen. Wir wollen in Richtung Donau und hier in der Gegend ist nix was uns irgendwie interessiert, also schauen wir dass wir vorwärts kommen. Wir umfahren Târgu Jiu nicht ganz so großräumig wie ich es vorhatte, aber doch recht zügig. Dann tanken wir nochmal und gehen in einem Penny fürs Abendessen einkaufen. Lauter Produkte aus Deutschland hat es hier im Markt. Dann noch 6 km bis zu unserer Unterkunft. Wir teilen uns das Haus, welches einige Zimmer mehr hat, mit einem anderen Pärchen. Frühstück gibt es morgen um 8 Uhr – glaube ich – die Dame mit der ich es besprochen habe sprach kein Wort Englisch. Aber ich glaube wir haben uns verstanden 😀

Hier in der Gegend schauen die Häuser größer, gepflegter und „luxuriöser“ aus, ohne abgespacte Villen zu sein. Man hat heute auch nur ganz wenige Pferdefuhrwerke gesehen. Hier scheint es den Menschen finanziell besser zu gehen.

Ein Thema hätte ich noch welches mich vor dem Urlaub ein wenig zum Nachdenken gebracht hat: Straßenhunde
Man hörte immer wieder von Rudeln wilder und bissiger Hunde die einen anfallen, bzw hinterherrennen. Bisher hatten wir exakt keine derartige Begegnung. Wir haben schon einige „wilde“ Hunde gesehen – wenngleich ich auch wesentlich mehr erwartet hatte. Die Hunde machten ALLE einen verängstigten Eindruck. Entweder sie standen in respektvollem Abstand oder sie zogen sich zurück sobald wir kamen. Immer wieder waren Tiere dabei denen ein Bein fehlte oder die sichtbare Verletzungen hatten welche ich auf Kollisionen mit Fahrzeugen zurückführe. Falls Ihr schonmal in Rumänien wart, wie waren eure Erfahrungen mit Straßenhunden?

Rumänientour 2019 – Tag 11 – Sibiu – 249 km

In unserem riesigen Hotelkomplex Rina Sinaia gab es ein unglaublich umfangreiches Frühstück. Das Buffet bot panierte Zucchini, Tomaten mit Parmesan, verschiedene Würstchen, Speck, Eier in den verschiedensten Varianten, mehrere Kuchen, arme Ritter, Salate, Brotaufstriche und noch vieles mehr. Wir waren auf jeden Fall rundum versorgt. Nachdem wir etwas länger beim Frühstück brauchten da wir uns nicht so richtig entscheiden konnten was wir alles essen sollten kamen wir erst um 9 Uhr los. Als ersten POI heute hatten wir uns das Bucegi Gebirge ausgesucht, welches noch einmal zwei km zurückfahren, nach rechts abbiegen und dann in eine Sackgasse fahren und einen Kreis um einen See drehen bedeutete.

Wir starteten direkt am Rande des Gebirges in Sinaia und zuerst einmal ging es einige Spitzkehren hinauf und dann nach rechts über einen kleinen Pass, bevor wir in ein Tal kamen in welchem der Stausee lag, den wir umrunden wollten. An der Staumauer legten wir unseren ersten Fotostopp ein. Ein paar Boote dienten uns als willkommene Motive. Wir entschieden uns die Runde links um den See zu beginnen. Dieser Weg um den See war in Basecamp als unbefestigte Strecke gekennzeichnet und es stellte sich als richtig heraus. Die unbefestigte Strecke war allerdings eine perfekte planierte Schotterpiste, auf der sich wunderbar fahren ließ. Gegen Ende des Sees, am Beginn des Zuflusses legten wir einen weiteren Halt ein und machten nochmals ein paar Fotos. Als wir nach rechts hätten abbiegen müssen um die Runde abzuschließen, entschlossen wir uns spontan doch noch die Sackgasse bis zur Seilbahnstation hochzufahren. Es waren zwar nur noch ca. 3 bis 4 km aber diesen Weg hätten wir uns eigentlich sparen können. So sehenswert war das Ende des Tales nicht wirklich. Soweit unsere Informationen reichten war die Seilbahn stillgelegt und wir sahen auch keine Gondeln fahren. Am Ende des Tales sind noch einige Hotelanlagen welche leider gestern ausgebucht waren, sonst hätte ich gerne hier übernachtet.

Den Weg auf der anderen Seite des Sees zurück legten wir komplett hinter einem Mercedes ML rumänischer Herkunft her. Dieser lies uns partout nicht vorbei, fuhr allerdings auch nicht sonderlich schnell. Die Straßenbreite ließ allerdings ein Überholen nicht zu. Gegen Ende des Stausees begann es dann leicht zu regnen, so dass wir noch einmal stoppten, die Lüftungen an den Klamotten schlossen und uns dann mit etwas Abstand hinter dem Mercedes wieder auf die Strecke machten. Zurück über den kleinen Pass und auf dem Weg hinab nach Sinaia stoppten wir ein wiederholtes mal, um den Ausblick mit einer total surrealen Lichtstimmung aufgrund der Regenwolken festzuhalten. Zurück im Ort suchten wir noch eine öffentliche Toilette und gingen noch mal kurz einkaufen. Mein Trinkrucksack war nun endgültig leer und wollte wieder befüllt werden. Der Regen schien hier an uns vorbei zu ziehen, so dass wir hoffentlich den restlichen Weg an diesem Tag trocken zurücklegen könnten.

Die Idee mit dem Regen aussitzen hat wunderbar geklappt wir bekamen lediglich noch ein paar wenige Tropfen ab, als wir das Tal in dem Sinaia liegt verließen. Der Weg durch das Tal war allerdings sehr mit Fahrzeugen verstopft, immer wieder Stop-and-Go und eigentlich keine wirkliche Erklärung dafür – vermutlich waren die Fußgängerüberwege schuld.

Im weiteren Verlauf war die Strecke wunderbar kurvig und nagel neuer Asphalt, ein Traum zum fahren. Es war auch relatv wenig Verkehr. Wir kamen wieder in die Gegend um Brașov und auf die Straße welche vorgestern schon mit Baustellen übersät war. Wir fuhren diese jetzt in die andere Richtung, allerdings nur für ein paar Kilometer dann bogen wir rechts ab. Nun bewegten wir uns auf einer Strecke wo uns nahezu keine Fahrzeuge mehr begegneten. Der Asphalt wurde langsam schlechter. Wir hatten bisher noch nicht wirklich schlechte Straßen, von denen alle erzählen wenn sie über Rumänien sprechen, gefunden und auch hier fanden wir, kaum dass wir den Gedanken hatten dass die Straße schlecht ist , die erste Baustelle und der Asphalt wurde erneuert. Wir kamen zeitlich super voran und das Navi sagte dass wir um ca. 15 Uhr in Sibiu wären. Wir legten nahezu keine Fotostopps mehr ein da die Landschaft nicht wirklich herausragend war. Wir sahen links von uns das Gebirge aus dem wir gekommen waren und bogen nach einiger Zeit wieder ab und fuhren dann am Făgăraș Gebirge entlang. Die Lichtstimmung im Gebirge mit den verschiedenen Schattierungen war toll, konnte uns aber nicht zum Anhalten anregen. Die Straße war schnurgerade und es waren viele LKWs unterwegs. Wir fuhren ca 100 km/h und kamen zügig auf Sibiu zu. Um 15:30 Uhr stellten wir die Motorräder im Innenhof unsere Unterkunft dem Guesthouse Trevi ab und bezogen unser Zimmer. Beim hochtragen der Sachen stach mich eine Wespe welche sich unter dem Träger des Rucksacks versteckt hatte. Nachdem der Stich mit unserem Bruzzler (Bite-Away) behandelt war machten wir uns dann auf die Socken um Sibiu zu besichtigen.

Unser erster Stopp war am Markt um uns mit Abendessen einzudecken. Wir probierten endlich Mititei (Cevapcici ähnliche Hackfleischröllchen) und kauften Käse, Wurst, Brot und Gemüse. Nachdem das Essen im Kühlschrank auf dem Zimmer verstaut war wanderten wir dann in die Altstadt. Hier kamen wir unter anderem an einer Herberge für reisende Handwerksgesellen vorbei und sprachen ein wenig mit diesen. Interessant wo sie schon so herumgekommen waren. In Zeiten als es noch kein Internet, keine Videotutorials und sonstiges Lehrmaterial gab war diese Tradition noch extrem wichtig um Wissen zu erlangen und andere Einblicke in den erlernten Beruf zu gewinnen. Heute nutzen diese Möglichkeit nicht mehr viele Handwerker. In der orthodoxen Kirche fand gerade ein Gottesdienst statt. Die Türen standen dabei sperrangelweit offen, so dass man sich als Zuschauer willkommen fühlte. Auf einem der Plätze stand ein Bierzelt und Plakate verkündeten das stattfinden eines Oktoberfestes in Sibiu. Wir gönnten uns noch einen Becher Eis und schlenderten zurück zu unserem Guesthouse. Hier vesperten wir und planten den morgigen Tag. Wir wollen mal wieder in ländlicherer Gegend übernachten und haben einen ehemaligen Bauernhof hierfür ausgesucht.

 

Rumänientour 2019 – Tag 10 – Sinaia – 324 km

Der Tag heute startete wieder mit dem Wecker, so wie jeder Tag. Ich wache nie von selbst auf weil ich einfach zu erschöpft bin. Gefühlt ist dies ist kein Erholungsurlaub, sondern eine anstrengende Reise, bei der einen auch die ganzen Eindrücke welche man den Tag über sammelt immer bis spät abends beschäftigen. Gestern haben wir noch die Stadt angeschaut daher wurde es noch später als sonst bis wir ins Bett kamen.

Frühstück haben wir heute ausfallen lassen. Um kurz nach 8 Uhr starteten wir in den Tag und verließen den Hof der Unterkunft. Wir fuhren allerdings nicht sonderlich weit, da ein paar Kilometer weiter bereits unser erster POI lag. In Prejmer gibt es eine Kirchenburg. Wir gönnten uns den Eintritt und besichtigten über eine Stunde lang die Burg und die Kirche im Inneren. Man kann hier fast völlig frei herumlaufen. Wir umkreisten die Anlage auf dem Wehrgang und besichtigten die in den Verteidigungsbau eingelassenen Kammern. Nachdem wir die Burg verlassen hatten fanden wir direkt daneben einen Stand der Kürtőskalács und Lángos anbot. Damit war unser Frühstück gesichert. Es gab einen riesengroßen Kürtőskalács mit Zimt.

Um kurz nach 10 Uhr starteten wir dann zum letzten Mal in Richtung Osten. Wir sollten heute den Wendepunkt unserer Reise (Bouzov) erreichen, der nahe bei den Schlammvulkanen von Berca liegt, welche wir am Nachmittag besichtigen wollten. Durch bewaldete Täler, über kurvige Straßen und viele Ortschaften schlichen wir hinter einem gemütlich fahrenden Rumänen her, was Anja etwas in Erregung versetzte. Ihr war der Blümchenpflückermodus einfach zu langsam. Mir aber war dieser Modus heute nur recht, da mein Hirn irgendwie etwas träge unterwegs war und wenn man langsamer fährt dann kommen die Kurven nicht ganz so überraschend 😉

Die Fahrt zu den Schlammvulkanen war langwierig, immer wieder bremsten uns lange Dörfer. Zwar waren die Straßen kurvig, aber nichts, es gab nichts Besonderes zu sehen. Eigentlich veränderte sich die Landschaft erst kurz vor den Schlammvulkanen. Sie wurde wieder deutlich hügeliger und verschieden farbige grün und braun Töne erzeugten interessante Muster. Die Schlammvulkane versetzen einen kurz nach Island, nur dass es hier nicht so nach Schwefel stinkt. In mehreren Kratern blubbert es und einer der Krater spuckt von Zeit zu Zeit einen Batzen Schlamm aus. Anja hatte kurz nicht aufgepasst und schon war sie voll Schlamm 😀 Eine Band war gerade dabei Ihre Instrumente und Equipment für einen Videodreh im Vordergund der Vulkane aufzubauen.

Hätten wir gewusst wie der weitere geplante Weg aussah, wir wären ihn nicht gefahren. Utz langweilig! Öde! Das interessanteste an der Strecke war die Rückwand des russischen LKW vor mir… Man war das übel. 150km gefühlt gerade aus in stehender warmer Luft die von Abgasen und Russ geprägt war. Dass die Strecke über Ploiești keine kurvenreiche Strecke war hatten wir bereits in Basecamp gesehen, dass sie aber so öder sein würde dass hätten wir nicht gedacht.

Irgendwann halten wir an einer Tankstelle und essen den letzten Strudel welchen wir eigentlich zum Frühstück gekauft hatten und die zwei Birnen. Dann sind es nur noch 30 km bis nach Sinaia wo wir für heute ein Hotel ins Auge gefasst hatten. Die letzten 20 km davon ist die Strecke dann auch wieder sehenswert, es geht so langsam am Bucegi Gebirge entlang welches wir morgen noch ein bisschen erkunden wollen. Und wo Gebirge ist, da sind zum einen Steigungen und zum anderen Kurven. In Sinaia parken wir frech einfach direkt vor der Hoteltreppe. Das Haus ist ein riesen Bunker und es kommt auch sofort ein Security Mitarbeiter. Dieser will allerdings nur wissen ob wir Hotelgäste sind.

Nach dem Checkin waschen wir uns erstmal den Dreck der Straße vom Körper. Man sah heute deutlich wo kein Helm war im Gesicht. Dann noch schnell eine Unterkunft in Sibiu für morgen rausgesucht und die Route geplant und aufs Navi kopiert, bevor wir ins Restaurant zum Essen gehen. Wir haben einen Gutschein für eine Flasche Rotwein bekommen den wir einlösen können wenn wir im Hotel eigenen Restaurant essen. Da wir dies sowieso ins Auge gefasst hatten kommt uns das entgegen. Eine Flasche Wein und unser Essen später sind wir bester Laune und begeben uns zur Ruhe. Die Liveband im Speisesaal hatte auch angenehm gedudelt, obwohl wir schon schlimmes befürchtet hatten.

Lifegoals:
Wenn man beim Fotografieren aufgrund des Alters so tatterig ist, dass man wackelt und die Kamera nicht mehr ruhig halten könnte, dann eine Partnerin zu haben die einen stützt. Wir haben heute in der Kirchenburg ein älteres Pärchen gesehen. Er fotografierte mit einer Spiegelreflexkamera und schwankte ohne seinen Stock bedenklich. Das Bild wäre wahrscheinlich nie etwas geworden, aber sie steht neben ihm, hält ihm den Stock während er fotografiert und legt ganz beruhigt, unauffällig und wie selbstverständlich die Hand auf seine Schulter und hält ihn damit fest und stabilisiert ihn. Nur so lange bis er das Bild fertig gemacht hat. Dieser Moment war für mich einfach schön zu sehen, wie ein Paar nach langen Jahren so selbstverständlich als Einheit fungiert und sich gegenseitig stützt. Diesen Zustand zu erreichen, das ist ein Lebensziel!

Rumänientour 2019 – Tag 07 & Tag 08 – Sighișoara – 171 km & 0 km

Unsere Nacht war ruhig, aber nicht ganz so entspannt wie sie hätte sein sollen. In irgendeinem Zimmer fühlt man sich immer mal nicht ganz so wohl wie in den anderen. Dies war hier der Fall. Wir können nichtmal sagen warum, aber es war halt so. Das Frühstück entschädigte aber völlig dafür! Super hausgemachte Wurst und Käse, frische Milch, frischer Pfefferminztee und Omelett. Dazu noch Marmelade und Honig. Wir schlugen uns so richtig den Ranzen voll und dann ging es auf die Moppeds. Wir waren heute viel später dran als sonst da das Frühstück erst für 9 Uhr angesetzt war. Aber wir hatten heute auch nur ca. 170 km geplant.

Unser erster Poi heute war die Bicaz Klamm. Echt sehenswert führte uns eine kurvige Straße durch die enge Klamm, aber nicht nur uns, unglaublich viele Ramschbuden und andere Touris waren hier direkt neben der Straße. In jeder noch so kleinen Lücke parkte ein Auto. Es war Samstag, auch die Rumänen waren heute auf Ausflugstour. Nach einem kurzen Stopp am Ende der Klamm und ein paar Fotos ging es weiter zum Lacul Roşu – dem roten See. Dieser soll sich durch eine rötliche Färbung des Wassers nach Regenfällen auszeichnen. Da es lange nicht geregnet hat rechnen wir nicht damit die Färbung zu sehen. Außerdem stehen auf der Fläche des Sees lauter Baumspitzen aus dem Wasser. Der See ist durch einen Erdrutsch entstanden und die Bäume welche hier standen stehen halt jetzt im See. Hier ist allerdings völliger Wahnsinn angesagt! Autos und Menschen ohne Ende. Wir schauen uns kurz an und wollen direkt weiter, aber auch das geht nicht. Hier ist alles dicht. Erst als ein Polizist kommt und die Autofahrer welche aus den Fenstern fotografieren oder auf einen Parkplatz warten wollen weiterschickt geht wieder etwas vorwärts.

Die Strecke im weiteren Verlauf ist angenehm kurvig und führt uns durch Wälder. Hinter uns hängt eine Triumph Tiger mit zwei Personen drauf. Ein paar Ortschaften später sehen wir einen Stand der Kürtőskalács verkauft. Wir lieben diese Dinger, also halte ich sofort an. Später sagt Anja mir dass sie gehupt hatte um mir zu signalisieren dass ich halten soll…. hab ich nicht gehört aber trotzdem genau richtig gehandelt. Die Franzosen auf der Triumph halten auch an. Wir kaufen Kürtőskalács und die Franzosen kaufen Bananen. Wir wollen nicht von den Bananen probieren, aber wir lassen die Franzosen von unserem gigantisch großen Baumstriezel testen. Sie sind begeistert und wir kommen ein wenig ins Gespräch. Sie sind bereits seit März in ganz Europa unterwegs und haben noch vor bis Ende November weiter zu machen. Ab Januar muss er dann wieder arbeiten. Wir hätten auch gerne mal 9 Monate Zeit um zu reisen… und was hindert uns? Eigentlich stehen wir uns nur selbst im Weg. Während wir unseren Snack fertig essen kommt ein Romamädchen zu uns und fängt an penetrant nach Lei zu fragen. Das ist auch das einzige Wort was wir verstehen. Zum einen mag ich es nicht einfach Geld zu geben und zum anderen ist der kleinste Schein den wir haben ein Fünziger. Also satteln wir auf und fahren weiter. Kurze Zeit später überholt uns noch die Triumph da wir innerorts meist mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs sind, was allen außer uns zu langsam ist. Aber wir wollen uns ja auch ein bisschen umgucken.

Die Strecke bleibt erstmal kurvig und schön zu fahren. Außerorts schließen wir dann auch irgendwann wieder auf die Franzosen auf und folgen Ihnen noch ein wenig. Als eine Tankstelle in Sicht kommt beschließen wir nochmal eine kleine Pause einzulegen. Ich checke mal den Luftdruck und schau die Moppeds ein bischen durch, Anja beobachtet eine Biene die auf meiner Schulter mitgefahren ist und verwirrt auf meiner Jacke im Kreis läuft. Wir haben heute keine Eile.
Die Strecke wird nun eintöniger. Es geht mehr geradeaus, die Straße ist gut ausgebaut. Es kommen immer wieder Dörfer und wir sehen relativ viele Romafrauen. Die Straßenstände vor den Häusern werden zahlreicher. Es werden Zwiebel, Knoblauch und Tomaten angeboten. In einem Dorf hängen Banner und ich interpretiere sie so dass hier eine Art Erntedankfest stattfindet. Uns kommt auch noch ein Pferdekarren mit lauter Leuten in Tracht entgegen welche freudig winken, noch ein Zeichen für ein Fest. Je näher wir Sighișoara kommen desto dichter wird der Verkehr und desto mehr große Autos überholen uns mit irrer Geschwindigkeit. Haben die keine Angst vor Schlaglöchern? An der Tankstelle vorhin stand ein Skoda neben uns der eine verdellte Felge und deshalb einen Plattfuss hatte. Der Fahrer löste es pragmatisch – Kofferraum auf, Hammer und Meisel raus, ca. zehn Schläge auf die Stahlfelge um sie wieder in Form zu bringen, wieder Luft rein und weiter. In Deutschland hätte man wohl den ADAC gerufen und der hätte das Auto abgeschleppt. Ich möchte Wetten die Felge wird nicht nochmal angfasst wenn sie dicht bleibt.

In Sighișoara stoppen wir am Doubletree by Hilton und dürfen die Moppeds in der Tiefgarage abstellen. Wir werden hier zwei Nächte bleiben um mal ein bisschen auszuspannen. Nach dem auspacken haben wir noch die Ketten gespannt und Wäsche gewaschen bevor wir uns zum Essen in die Stadt aufgemacht haben. Im Gasthaus Alte Post finden wir sofort einen freien Tisch auf der Terasse und bestellen uns einen Gemüseaufstrich als Vorspeise. Dann gibt es für mich einen Sonntagsbraten mit Kartoffeln und für Anja einen Hähncheneintopf mit Gnocchi. Wir runden das ganze mit einer Nachspeise (Papanasi) ab welche uns quasi ins Fresskoma gleiten lässt. Als unsere Nachspeise kam betraten auch noch zwei andere Deutsche das Gasthaus welche wir an einer Holzkirche bereits getroffen hatten. Sie setzten sich zu uns und schon war der Abend gelaufen… im positiven Sinne. Eigentlich hatten wir noch ein bisschen Routenplanung machen wollen, nun verratschten wir die Zeit. Aber morgen war ja auch noch ein Tag. Um 23 Uhr fielen wir dann müde ins Bett und zappten noch kurz durchs TV Programm. Alle Filme auf Englisch mit Rumänischen Untertiteln. Eigentlich das gleiche Prinzip wie in Norwegen… theoretisch müssten die Leute hier doch alle ein bisschen Englisch sprechen…also zumindest wenn sie TV gucken.

Tag 08:
Der Wecker klingelte heute erst um 8 Uhr. Erstmal duschen und uns selbst auf Vordermann bringen, dann ab zum Frühstücksbuffet. Viele Menschen… das mögen wir ja total beim Frühstück. Nicht! Und dann die Tische wenn die anderen sie verlassen… Warum nimmt man sich drei gekochte Eier wenn man diese nicht isst? Oder zehn Scheiben Brot nur um acht davon liegen zu lassen? Wenn einem mal was nicht schmeckt ist das ja okay, aber dann nehm ich mir halt erstmal ein kleines bisschen und probiere. Unglaublich was hier abging.

Nach dem Frühstück packten wir die Kameras und liefen los. Hinter dem Hotel war ein Markt für Imker. Allerhand Zubehör welches man bei der Honiggewinnung so brauchen kann. Dann ging es weiter zum offiziellen Marktbereich von Sighișoara. Hier war nichtmal die Hälfte der Fläche belegt und es gab nur Gemüsestände. Nach fünf Minuten stiegen wir dann die ersten Treppen hinauf in Richtung Altstadt. Eine Kirchenbesichtigung und einen Friedhof später schlenderten wir dann entspannt durch die Gassen und setzten uns immer mal wieder irgendwo hin. Irgendwann landeten wir in einem Hinterhof und bestellten hausgemachte Limonade. Als diese ausgetrunken war besichtigten wir noch die Wehranlagen der Altstadt und suchten uns das nächste Cafe. Hier gab es dann zur Abwechslung hausgemachte Limonade und Kuchen (Käsekuchen mit Pflaumen und Kirschkuchen mit Baiser). Gut dass wir was süßes hatten, die Limonade war nämlich zuckerfrei und sorgte für einen lustigen Gesichtsaudruck beim trinken 🙂

Wir schlenderten nochmal ein wenig durch die Gassen ehe wir wieder den Berg hinabstiegen und uns noch einen Supermarkt suchten. Wasser, Wurst und Käse ergänzten das Brot welches wir noch hatten dann zu einem vollen Abendessen auf dem Hotelzimmer. Im Hotel steppte der Bär, im großen Saal fand eine Hochzeitsfeier statt und bereits am frühen Abend tanzten ALLE Gäste ausgelassen. Der DJ fuhr die Anlage an Ihre technischen Grenzen und eine Unterhaltung war schon im Foyer des Hotels fast nicht mehr möglich. Unser Zimmer liegt aber am Ende des anderen Flügels und im dritten Stock. Hier hört man nichts mehr von der Feier. Nach dem Abendessen machten wir uns dann mal an eine grobe Routenplanung für den Rest des Trips. Irgendwann müssen wir dann ja auch mal wieder drandenken in Richtung Heimat zu fahren. Erstmal geht es aber noch weiter in Richtung Südosten! Morgen wollen wir Brasov einen kurzen Besuch abstatten.

Rumänientour 2019 – Tag 06 – Telec – 271 km

Was eine Nacht. Andauerndes Hundegebell lies mich immer mal wieder etwas hell werden, für so richtig wach hat es allerdings nicht gereicht. Zum Frühstück kamen wir eine halbe Stunde später als geplant erst um 8 Uhr. Wir sind beide ziemlich erschlagen. Der Bedarf nach einem Pausentag wird größer, noch aber wollen wir uns das nicht gönnen da wir ihn eventuell am Ende der Reise als Puffer gebrauchen könnten. Außerdem hadern wir immer noch ob wir ans Schwarze Meer fahren sollen oder nicht. Das Frühstück war gute Rumänische Hausmannskost, Wurst- und Käselastig. Als Souvenir haben wir noch eine kleine Flasche Palincă mitbekommen. Beim aufpacken der Moppeds kam ich dann noch mit einem Rumänen ins Gespräch der seit über 30 Jahren in Deutschland lebt. Er half mir mich bei unseren Gastgebern zu bedanken, was gleich zu einer Umarmung und Küsschen rechts und links führte. Schön wenn man mal etwas von der Herzlichkeit die einem entgegengebracht wird zurück geben kann. Dies wäre mir ohne den „Übersetzer“ nicht möglich gewesen da hier im Haus keiner Deutsch oder Englisch sprach.

Aktion Nr.1 heute: Tanken
Aktion Nr.2 heute: Durch ein Dorf fahren (ewig…)
Aktion Nr.3 heute: den Prislop Pass hinauf und auf der anderen Seite wieder runter fahren.
Aktion Nr.4 heute: Durch ein Dorf fahren
Aktion Nr.5 heute: den Transraraul Pass fahren
to be continued…

Bisher habe ich den Eindruck dass Rumänien nur aus Dörfern und aus Passstrassen besteht. Und einigen wenigen Kirchen 😉

Die Straße welche auf den Prislop Pass führte war ganz frisch, die Leitplanken glänzten noch im Sonnenlicht. Das Wetter war auch perfekt und so flogen wir förmlich den Pass hinauf. Nach dem Pass ging es wieder hinab und im Tal dann wieder durch Ortschaften, wie sollte es auch anders sein… Ein paar Kilometer weiter bogen wir dann ab auf den Transraraul Pass. Auch dieser zeichnete sich durch perfekten Straßenbelag aus. Ich versteh garnet warum immer alle sagen in Rumänien hat es nur Schlaglöcher… Zwei Fotostopps und einen kurzen Schwatz mit vier anderen Deutschen Moppedfahrern später ging es auch schon wieder hinab. Die Straße auf der anderen Seite ist auch in tadellosem Zustand, allerdings deutlich schmäler. Im Tal wurden wir dann innerorts von den anderen Moppedfahrern mit deutlich höherer Geschwindigkeit überholt, wobei wir schon 60 Sachen drauf hatten. Ja auch die Rumänen halten sich nicht an die Beschränkungen und wir auch nicht immer akribisch. Wir sind ja immerhin auch schon 60 gefahren aber muss das wirklich noch schneller sein?

Nachdem wir heute einen lockeren Zeitplan hatten hielten wir an einem kleinen Laden an und tranken auf der Terasse eine Cola und eine Fanta. Verständigung mit Händen und Füßen da nur Rumänisch gesprochen wurde. Sie müssen ja auch nix anderes sprechen. Unser Wortschatz im Rumänischen beschränkt sich allerdings bisher nur auf ein Wort: Multumesk = Danke. Ein Wort welches wir in jedem Land welches wir bereisen in Landessprache lernen. Drei Wörter (Phrasen) öffnen nahezu jede Tür. Hallo, Danke und Bitte Auch wenn man nicht mehr kann, erkennen die Leute daran dass man sich auf sie einlässt und bereit ist sich anzupassen.

Nach der Pause ging es zum Lacul Bicaz einem großen Stausee. Laut Julia von www.maedchenmotorrad.de die ca. eine Woche vor uns hier war besteht fast die ganze Uferstraße aus Baustellen, es gibt aber auf der anderen Seeseite einen kleinen Pass mit einer „Hoppelstraße“ die in sehr schlechtem Zustand sein soll. Das ist uns egal, wir mögen schlechte Straßen wo wenig los ist. Wir nahmen also diesen Weg. Die Straße war wie angekündigt und wir hatten unseren Spass daran. An einem schönen Aussichtspunkt machten wir noch einen Abstecher in die Pampa und blödelten ein bisschen rum. Wir lagen unglaublich gut in der Zeit. Ankunft an unserer heutigen Unterkunft noch vor 16 Uhr laut Navi.

Doch dann änderte sich alles. Die Straße war scheinbar inzwischen so schlecht dass die Rumänen beschlossen hatten diese neu zu machen. Damit hatten sie heute begonnen. Uns kam eine große Asphaltfräse entgegen welche die Fahrbahn hinter sich bereits auf ca. 2/3 der Breite zerkleinert und als 20cm tiefes lockeres Fräsgut wieder ausgespuckt hatte. Na gut – 1/3 der Fahrbahnbreite reichen uns ja locker aus. Ein Stück weiter allerdings war es das dann, da war keine Straße mehr sondern nur noch so ein riesiger Sandkasten. Was uns hier geritten hat weiß ich nicht. Aber wir beschlossen unsere ca. 270kg schweren voll bepackten Reiseenduros durch den Sandkasten zu pflügen… und das mit Continental TKC70 Bereifung. Ein bisschen mehr Profil und ein klein wenig weniger Gewicht wäre nützlich gewesen. Der Spass war schnell vorbei. Zweimal legten wir ein Mopped ab, was allerdings keinerlei Schäden verursachte da der Untergund ja weich war. 8km und 1,5 Stunden später waren wir klatschnassgeschwitzt und völlig fertig durch den Scheiß durch!!! Auf den letzten 100m hatte sich noch ein Tieflader festgefressen welcher alleine weder vorwärts noch rückwärts kam. Aber irgendwie hatte er es geschafft sich quer zu manövrieren. Wir waren aufjedenfall durch für heute und fragen uns immer noch warum wir nicht einfach umgedreht waren als die komplette Straßenbreite gefräst war.

In Bicaz tankten wir dann noch schnell Bargeld, Benzin und Lebensmittel (unsere heutige Unterkunft bietet kein Abendessen an… wobei man das nie so genau weiß). Das goldene Licht und die Schattenspiele der tiefstehenden Sonne begleiteten uns dann auf den letzten Kilometern bis zur Unterkunft in Telec. Ein sehr einfaches Quartier in dem die Zimmer durchaus etwas sauberer (war nur staubig im Schrank) sein könnten. Aber der Empfang war herzlich und man war total bemüht um uns. Sofort wurde der Ofen fürs Warmwasser angeschürt und wir bekamen noch extra Handtücher. Der Gastgeber hat wohl gesehen…vielleicht auch gerochen dass wir dringend eine Dusche nötig hatten.

Heute ist nun auch die Entscheidung gefallen nicht ans Schwarze Meer zu fahren. Wir wollen mehr vom Landesinneren sehen und wir brauchen einen Pausentag. Morgen geht es noch nach Sighișoara (Schäßburg) wo wir uns spontan im Doubletree by Hilton für zwei Tage eingemietet haben. Jetzt gibt es mal zwei Nächte Urlaub von der Reise (wenn das mal nicht dekadent ist). Zum Abendessen gab es dann noch Brot, Paprika, Gurke, drei verschiedene Würste, Käse und Oliven welche wir im Supermarkt gekauft hatten. Auch hier mit Händen und Füßen da die Dame nur Rumänisch sprach, wir aber immer noch nur das Wort Multumesk können. Aber auch hier sorgte es für heiteres Lachen und strahlende Augen.