Napoli – sich einmal durch Neapel schlemmen

…so der Plan. Mehr wollten wir uns gar nicht vornehmen.

Wir haben einen günstigen Flug von Nürnberg nach Neapel gefunden und die Flugzeiten passen auch für ein verlängertes Wochenende. Freitag Mittag gehts los, wir fliegen ohne Aufgabegepäck mit Ryanair, und sind nach einer ruppigen Landung um ca 15 Uhr auf der Suche nach dem Alibus, welcher uns in die Stadt bringen soll. Für 5 EUR pro Person kann man bis zum Bahnhof oder weiter bis zum Hafen fahren.

Wir steigen am Hafen aus dem Bus aus und finden uns mitten in einer südländischen Stadt wieder: dreckig und ein wenig runtergekommen. Unser Hotel bietet zwar keinen Luxus, ist aber gut gelegen, günstig und sauber.
Die erste Erkundung läuft der Nase nach – wir biegen mal links, mal rechts ab, sehen in Straßen und Gassen und wo es uns gefällt, laufen wir hin.
Wir lassen uns im Caffe Moscati nieder. Wir testen gleich mal Sfogliatelle – eins mit Schoko-, eins mit weißer Schoko- und eins mit Pistazien-Füllung, ein Baba und da Italien ohne diese heiße Puddingschokolade nicht geht, muss ich die auch gleich noch haben.

Ein paar Meter weiter stolpern wir in eine Kirche, die von außen gar nicht so aussieht. Die Gesu Nuovo, von außen eher unscheinbar, innen jedoch reich verziert. Was nicht vom Bildhauer gestaltet wurde, ist durch Malereien verschönert.

Schräg gegenüber liegt das Monastero S. Chiara – eine hohe lange Kirche, karg, duster und kein bisschen einladend. 

Danach schlendern wir durch die Gassen, fangen an zu essen und schauen in die verschiedenen Läden – von Nudeln, Wurst, Tupperbehältern, Touri-Ramsch bis Pizza und Eis gibt es alles. 
Wir beginnen mit einer Pastiera napoletana, danach Arancini – so kleine frittierte Reiskegel, dann einer Pizza a Portafoglio (2x gefaltete Margarita) und direkt noch eine Pizza Fritta bei Sorbillo hinterher. 
Für den ersten Tag sind wir damit zufrieden und begeben uns auf den Rückweg ins Hotel. Auf dem Weg können wir nicht nein zu einer „Kugel“ Eis sagen.

Tag 2 startet für Tobi mit einem Lauf am Meer entlang und einem ersten Caffè und Cornetto.

Gemeinsam starten wir etwas ruhiger und laufen über die Via Toledo, eine große Einkaufsstraße, gesäumt von großen Modehäusern. Direkt dahinter beginnen die Quartieri Spagnoli – enge Gassen, hohe Häuser, Wäsche die zum Trocknen von den Balkonen hängt und massenhaft kleine Läden. Es geht quirlig zu, Roller pfeifen durch die Gassen, Autos und Lieferwagen bugsieren sich um enge Kurven und fahren Mülltonnen um, Einkäufe werden zu Fuß erledigt und ein Espresso im Freien genossen.
Ein Gemüsehändler spricht mich spontan an, wir kaufen ein paar Mandarinen, die wir gleich noch im Stehen essen. Zwei Ecken weiter sehe ich Leute aus einer kleinen Pasticceria kommen und schwärmen. Wir gehen rein, die Auslage ist fast leer, aber es werden kleine Mürbeteig-Teilchen direkt heiß aus dem Ofen verkauft – sowas muss ich haben! Es gibt kein Schild und keine Erklärung was wir da eigentlich bestellt haben, aber es war episch lecker.

Wir verbringen noch ein bisschen Zeit in den Quartieri Spagnoli, hier gibt es immer was zu sehen und an den Dreck auf den Straßen scheinen wir uns auch relativ schnell gewöhnt zu haben.
Unser nächster Halt: Cuori di Sfogliatella. Unmengen von diesen gefüllten Blätterteigtaschen – wir suchen uns ein paar zusammen und genießen unser Frühstück vor der Tür.
Wir besuchen die Galleria Umberto I – eine Einkaufspassage aus dem 19. Jahrhundert. Ein Glasdach überspannt das gesamte Gebäude.

Auf dem Weg zum Castel Nuovo holen wir uns eine Zitronen-Slush-Limo im Pandorino e Torromacco. Slush-schlürfend und hirngefrostet ziehen wir am Meer entlang zum Porto di Santa Lucia – den Blick immer aufs Meer und den Vesuv gerichtet. 
An der Piazza Vittoria essen wir bei Gino Sorbillo Pizza und Frittatina – wir sitzen draußen, brauchen zwar dicke Jacken, aber es schmeckt gleich nochmal besser, wenn man unter freiem Himmel essen kann.
So gestärkt laufen wir durch den Villa Comunale di Napoli, gehen schaukeln und danach im Zick-Zack durch das Viertel Chiaia zurück in die belebter werdende Altstadt. 

Auf der Piazza del Plebiscito besuchen wir das Pantheon (kleiner als das in Rom, aber wesentlich ruhiger) und verirren uns gegenüber im Palazzo Reale fast, auf der Suche nach öffentlichen Toiletten.
Es ist Samstag Abend, die Sonne verschwindet langsam, es wird kühl, die Straßen werden voller, die Straßenhändler flüchten vor der Polizei um 2 Minuten später an derselben Stelle wieder aufzubauen. 
Wir landen wieder im Quartieri Spagnoli und lassen den Abend im Wine Boat bei Limoncello-Spritz, Knabberzeug und einer gemischten Platte ausklingen.

Tag 3 beginnt für uns mit einem Spaziergang zur Pasticceria Luciano Mazzone – manche Straßen liegen verlassen und verschlafen, in anderen sammeln Stadtarbeiter Müll, kurz vor unserem Ziel stehen ein paar Marktstände mit Obst, Gemüse, Fisch.
Wir bestellen wieder wie wild Gebäck zum Frühstück und ordern ein „La Zeppola die San Guiseppe“ nach  – damit feiert man das Ende des Winters – für uns sinnbildlich, als wir unseren Cappuccino/Tee mit Sonnenstrahlen im Gesicht genießen.
100 m weiter befindet sich der Eingang zur Funicolare. Wir fahren mit der Standseilbahn von der Station Montesanto zur Station Morghen. Ausblicke gibts keine, dafür muss man nicht auf den Berg laufen.

Am Ticketverkauf für das Castel Sant Elmo bekommen wir unsere Tickets einfach so in die Hand gedrückt und können die ganze Burganlage besichtigen. Viel glücklicher macht uns allerdings die Aussicht, wir blicken über die Altstadt, die Häfen, das Meer, die vorgelagerten Inseln bis zum Vesuv. Wir erkennen das ein oder andere Bauwerk in/auf dem wir schon waren und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen.

Den Weg nach unten treten wir zu Fuß an, uns erwarten unzählige, ungleichmäßige, schiefe Treppenstufen in komischen Abständen. Unten angekommen, zittern die Waden und Knie und wir haben Hunger. 
Gleich neben unserer Frühstückslocation befindet sich das La Genuina. Es ist Sonntag Nachmittag, die Paninis sind schon ausverkauft, wir bekommen das letzte Pane, lassen dieses teilen und unterschiedlich belegen, was zu einem Hammer-Mittagessen führt und weil sichs gut anfühlt, kaufen wir gleich noch einen Weißwein dazu und zelebrieren das Essen – zumindest so lange, bis Sunny von einer Taube angeschissen wird. Shit happens – die Wahrscheinlichkeit steigt mit jedem Essen welches man draußen zu sich nimmt. 😀

Ich kanns nicht lassen und will unbedingt noch so einen Kringel probieren, den man hier an jeder Ecke kaufen kann: Taralli heißen die meist herzhaften Kringel. Das war wohl das einzige, was meinen Geschmack nicht 100 %ig getroffen hat – vielleicht hätte ich dazu einfach eine Flasche Wein trinken sollen…
Und wieder laufen wir über die Spaccanapoli – die Straße die einmal quer durch die Altstadt verläuft und diese in zwei Hälften teilt.
Wir wollen in die Krippenstraße, es haben einige Läden geschlossen, das was man aber sieht entspricht so gar nicht unserer Vorstellung von Krippen. Es sieht nicht sehr solide und hochwertig verarbeitet aus und ich kann dem Gedanken, Politiker und Fußballer in meiner Krippe zu positionieren auch nichts abgewinnen.
Wenn wir schon in der Ecke sind, statten wir dem Dom noch einen Besuch ab. Die Kirchen bisher waren auch oft nicht klein, aber das hier ist eben der Dom – groß und üppig ausgestattet.
Wir sind heute zeitig auf dem Zimmer, Hunger haben wir auch keinen und so bleibts bei ein paar Keksen zum Abendessen – Gesunde Ernährung können wir 🙂

Unser letzter Tag startet ein bisschen regnerisch, wir hinterlegen das Gepäck an der Rezeption und ziehen nochmal los. An der U-Bahn Linie 1 sind die Stationen von verschiedenen Künstlern gestaltet. Wir beginnen mit der Station Universita direkt vor unserer Hoteltür, ziehen ein Ticket für eine Einzelfahrt und fahren 4 Stationen bis Museo. Wir steigen bei jeden Halt aus, sehen uns die Stationen an, verstehen die Kunst nicht und fahren weiter.
Außerhalb der Altstadt gehen wir in einer Pasticceria frühstücken – typisch italienisch: der Kaffee im Stehen bzw nur schnell auf einem Barhocker und ein Cornetti dazu. Wir brauchen trotzdem 3x so lange wie die Italiener um uns. Auf dem Weg in die Stadt suchen wir schnell im Dom die öffentlichen Toiletten auf und umgehen so auch einen Regenschauer. Unterwegs gibt´s noch schnell Street-Food: Croquettes, Arancino und Frittatina.

Wir wollen in die Unterwelten und brauchen ein bisschen, bis wir den Eingang finden. Es gibt verschiedene Anbieter mit verschiedenen Touren und verschiedenen Eingängen. Wir haben uns für Napoli Sotterranea entschieden. Die Tour dauert 1,5 Stunden, wird in Italienisch und Englisch angeboten und wir haben Glück, innerhalb von 5 Minuten nach unserer Ankunft startet eine englische Führung.
Wir steigen 40 m über Treppen in die Tiefe. Zuerst wurde der Boden für Baumaterial ausgehöhlt, die Hohlräume für Zisternen genutzt, dann vermüllt und zuletzt als Luftschutzbunker genutzt. Aus jeder Zeit finden sich Spuren in den Räumen und Gängen. Die 1,5 Std vergehen schnell, die Führerin legt ein ordentliches Tempo vor und es dauert eine Weile bis alle aus dem engen, dunklen Gängegeflecht wieder auftauchen.

Mittag ist durch und wie sollte es anders sein, wir haben Hunger. Was uns jetzt noch fehlt, sind Nudeln, Tobi fragt am Ende der Tour nach einer Empfehlung in der Nähe.
Es wird das Cala la Pasta, ein kleiner Laden ein paar Meter die Spaccanapoli runter, es sind keine Plätze frei, wir müssen warten und bestellen schon mal eine Flasche Wein. Als wir unseren Platz im Freien haben, sind die Nudeln relativ schnell da und sind genial. 
Wir lassen uns die Spezialität Pasta e Patate, eine Carbonara die Tonno und Ziti lardiati napoletani schmecken. Gerade als es wieder anfängt leicht zu Regnen sind wir fertig und schlendern noch ein bisschen durch die Stadt. 
Auch wenn wir keinen Hunger haben, so geben wir doch ein letztes Mal unseren Gelüsten nach und landen in der Moccia Spaccanapoli.

Unser letzter Stop wird das Complesso Monumentale di Santa Chiara. In der düsteren Kirche waren wir schon, der Kreuzgang fehlt noch. 6 EUR Eintritt und wir dürfen in die Ruhe-Oase, umringt von hohen Mauern ist es fast still in dem Garten.
Die Gänge sind links und rechts begrenzt von Bänken mit angemalten Kacheln, die Szenen aus dem täglichen Leben zeigen, keine Abbildung ist doppelt, in der Mitte des Gartens sind die 8-eckigen Säulen ebenfalls mit Kacheln verkleidet. Es wurden für die Kacheln nur Gelb-, Blau- und Grüntöne verwendet. Auch der Kreuzgang ist bemalt und zeigt verschieden Heilige. Der Garten ist voll mit blühenden Bäumen und Rosenbüschen, Orangen- und Zitronenbäumen deren reife Früchte leuchten.
Um 17:30 Uhr müssen wir die Anlage verlassen.

Auf dem Weg zum Hotel nehmen wir noch ein Panini in einer Salumeria mit und ein paar Kekse… man weiß ja nie…
Im Hotel packen wir nochmal wild alles um, laufen zum Hafen und kommen gerade passend um den Bus zu erreichen. Nach 45 Minuten sind wir am Flughafen, laufen direkt durch die Sicherheitskontrollen und lassen uns am Gate nieder.
Und man glaubt es kaum, wir haben keinen Hunger, aber kaum ist das Panini ausgepackt bricht der Futterneid durch und es geht der Kampf um die letzten Bissen los.
Unser Flieger hat 20 Minuten Verspätung, dafür ist die Landung dieses Mal smooth und wir befinden uns wieder in der kalten Heimat, vollgetankt mit Sonne, ein paar Kilo schwerer, aber auch um eine tolle Zeit und vielen Erinnerungen reicher.

Frankreich 2023 – Tag20 & 21 – 291km & 413km – Luneville & Daheim

Die Nacht war gut. Die 2 Tage Heimweg können jetzt kommen. Wir haben im Chateau hervorragend geschlafen und lassen den Morgen auch schön langsam im Bett ausklingen, bevor wir um kurz nach 9 Uhr frühstücken gehen. Das Frühstück hier überzeugt auch einen Deutschen. Es gibt Käse und Wurst/Pastete. Wir schlemmen uns durch und sind um 10 Uhr die letzten, welche den Speisesaal verlassen. Gepackt ist dann schnell und schon sind wir auf dem Weg aus der Stadt. Beim überqueren der Brücke nochmal kurz gehalten und ein Foto vom Stadtpanorama gemacht, dann geht es auf die zügigen Straßen.

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Zwei POIs kommen heute noch, dann wird es geschmeidig. Als erstes eiern wir durch die Weinberge um Chablis und sind völlig erstaunt. Solch ausufernde Weinberge haben wir noch nirgends gesehen. Sie nehmen einfach kein Ende! Unglaublich wieviel Arbeit in diesen Reben stecken muss. Wir sehen hier auch zum erstenmal überhaupt eine große Anzahl von speziellen Traktoren welche über die Reben fahren können. Faszinierend was es nicht alles gibt.

Nach Chablis ziehen wir direkt nach Tonnerre zur Fosse Dionne, einer Karstquelle welche sich im Herzen eines Waschhauses befindet. Diese kann man einfach besichtigen, sie liegt unscheinbar in einer Sackgasse im Örtchen. Wenn man dann über ihr steht führt sie zu erstaunten Blicken. Jetzt im Juni bei der Trockenheit ist der Wasserausstoß allerdings schon ein bisschen geringer. Mich würde es reizen hier mal kurz vorbeizuschauen wenn sie im Januar Ihren Höchtsausstoß von ca. 620 l/s hat.

Nun kommt noch das Chateau de Tanlay welches wir nur kurz durch einen Torbogen sehen. Wir sind außerhalb der Öffnungszeiten hier und hätten eh keinen Eintritt bezahlt, weil uns die ausgiebige Besichtigung zu lange gedauert hätte. Ich unterhalte mich mal wieder mit Passanten über unsere Motorräder und sie können gar nicht glauben dass man über 100.000km auf so Dingern fahren kann. Nun wird es öde… wobei eigentlich nicht wirklich. Wir begeben uns auf D-Straßen welche weitestgehend auf 90 km/h freigegeben sind und fahren flowig zügig durchs Pariser Becken. Hier ist die Kornkammer Frankreichs. Unendliche Getreideäcker welche aktuell gedroschen werden. Die Mähdrescher sind riesig und die Anzahl der Traktoren unendlich. Wenn man bedenkt wieviel Baguette hier gebacken und gegessen wird, dann ist auch klar dass hier soviel Weizen angebaut werden muss. Wir kommen richtig flott voran und so ist die heute vorgenommene Distanz auch kein Problem.

Irgdnwann halten wir an einem Cafe und trinken zwei eiskalte Colas – bissl Koffein und Zucker. Zu Essen gibts hier nichts, also gibts zwei Riegel aus dem Tankrucksack. Während wir hier sitzen suche ich uns auf booking.com eine Unterkunft für heute Abend. In Luneville finde ich ein Logis Hotel welches uns anspricht und auf der Route liegt. Im späteren Verlauf stoppen wir auch wieder an einer Boulangerie und verdrücken eine kleine Quiche Lorraine und zwei Tartelettes (Citron und Erdbeer). Man könnte jetzt meinen das Fahren durch die riesigen landwirtschaftlichen Flächen wäre öde und langweilig. Aber dem ist hier nicht so. Es ist leicht wellig und geht auf und ab. Die Straßen verlaufen in sanften Bögen und ab und an kommt auch mal ne kurze Kurvenkombi. Ganz anders als z.b. in Ungarn! Das Fahren heute hat echt Laune gemacht und passt gerade zu unserer Stimmung.

45 Minuten vor dem Hotel halten wir noch an einem MC Donalds um auf Toilette zu gehen. Die obligatorischen Chicken Nuggets führen zu einem Preisschock – 6 Stück/5,60 EUR. Und auf dem Parkplatz hab ich dann noch die Erkenntnis dass Elli mal wieder inkontinent ist. Der Kupplungsnehmerzylinder sifft und unterm geparkten Mopped ist eine kleine Pfütze. Ich gucke mir die Restroute heute kurz an und stelle fest dass die Autobahn um Nancy Mautfrei ist – also nehmen wir die schnellste mögliche Option und verkürzen die Restfahrtzeit des Tages um die Hälfte. Nach dem Check-in im Hotel ist dann Dichtung tauschen und Kupplung neu befüllen/entlüften angesagt. Nach 30 Minuten ist das Ganze erledigt und wir können zum gemütlichen Teil des Abends übergehen.

Wir schnappen meine Kamera und laufen noch eine Runde durch den Ort. Schauen das Chateau Luneville und den dazugehörigen Park ein bisschen an, finden net wirklich was zu Essen außer Döner und Pizza und beschließen deshalb doch im Hotel zu essen. Das Restaurant im Hotel ist außen Pfui, aber innen hui. Sprich die Fassade lädt nicht ein, aber innen ist es schick hergerichtet und das Essen ist auch super! Wir wählen je ein Menü. Für mich – geräucherte Entenbrust, traditioneller Schinken und eine Käseauswahl. Für Anja geräuchertes Schweinefilet mit Tartine Foie Gras, Lammfilet und Erdbeeren mit Karamell. Ein Gedicht und wir gönnen uns dazu noch einen Weißwein. Gut gestärkt geht es dann ins Bett. Morgen wird öde… viel Autobahn in Deutschland.

Unterkunft: Logis Hotel Les Pages, Luneville

Frankreich 2023 – Tag 21 – 413km – Daheim

Was macht man wenn man keinerlei Notizen zum letzten Tag hat und den Reisebericht erst 2 Jahre später veröffentlicht? Richtig, man versucht im Tagebuch von Anja zu spicken… aber auch da lächeln mich nur zwei leere Seiten an. Also muss ich doch im Gedächtnis kramen, bzw. mich an den wenigen Bildern entlang hangeln. Frühstück hatten wir keines gebucht, der Kupplungsnehmerzylinder war nach der gestrigen Reparatur dicht und so sprach auf jeden Fall nichts gegen den zügigen Heimweg.

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Frühstück kauften wir noch auf dem Restweg über Land durch Frankreich. Es gab Sandwiches und Gebäck von einem kleinen Bäcker welcher uns einfach auf Deutsch ansprach – auch ein untrügliches Zeichen dass es heute wieder heim geht. Bei Straßburg ging es dann über die Grenze und in Deutschland direkt auf die Autobahn. An irgendeiner Raststätte haben wir dann noch den Kuchen vom französischen Bäcker verputzt… jetzt beginnt wieder die harte Zeit ohne Tartelettes! Und weil das so hart ist entsteht eine Idee… Wir überlegen spontan ob wir 2024 mit Sunny einfach mal für eine Tour de Tartelette nach Frankreich fahren. Also wirklich nur zum Tartelette futtern schnell für ein langes Wochenende nach Frankreich. Wir lassen das mal reifen. Sorry dass es keine ausführlicheren Infos mehr zum letzten Tag gibt… aber die Erinnerung an reine Autobahn Fahrten schwindet sehr schnell dahin.

Und für alle die sich schon gefragt haben ob es eine Tartelette Gesamtanzahl für den Trip gibt… nein wir haben nicht nachgezählt und aufsummiert 😉

Frankreich 2023 – Tag19 – 201km – Auxerre

2:30 Uhr mein Schlafsack ist tropfnass geschwitzt und wird kalt – ich krabbel raus und wende ihn und decke mich mit den trockenen Flecken zu. Geschlafen habe ich noch nicht. Aber so um 3 rum falle ich dann endlich in einen traumlosen und erstaunlich erholsamen Schlaf. Und was 4 Stunden Schlaf so bewirken können ist wirklich überraschend. Nachts war ich überzeugt davon, keinen Meter fahren zu können. Nach den 4 Stunden fühle ich mich wie nach einem Motorradtreffenwochenende am Sonntag. Da ist man sonst ja auch noch heimgefahren… Aber da waren wir auch noch jünger 😉 Heute haben wir auf jeden Fall wieder Croissant, Pain auf Chocolat und eine Melone zum Frühstück, vorher gibt es aber eine Dusche und die macht auch gleich nochmal einen anderen Kerl aus mir. Das Gebäck inhaliere ich alleine, wie ein verhungernder und den Liter O-Saft gleich dazu. Anja kriegt dafür mehr Melone. Mein Körper schien das zu brauchen.

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Die Route heute sieht in Basecamp relativ langweilig aus und führt uns großräumig unterhalb von Orleans vorbei. Die Straßen heute haben den ganzen Tag den gleichen Charakter – Landstraße relativ gerade und schöne Ausblicke auf Wälder oder Ackerbau. Wenig Ortschaften welche bremsen, also kommen wir zügig voran. Es gibt wenig zum angucken und auch wenig Gastro, Tankstellenen und Einkaufsmöglichkeiten. Wir verlassen die Loire und widmen uns somit noch mehr Weizenfeldern.

Um kurz vor 12 Uhr sehe ich in einem kleinen verschlafenen Ort einen Tabakladen/Bar/Brasserie-whatever mit drei Tischen vor der Tür und denke mir wer weiß wann wieder was kommt. Wir essen hier. Es steht ein Aufsteller vor der Tür mit einer kleinen Karte. Plat + Frommage + Dessert = 12 Eur. Wir wollen uns gerade setzen als der Wirt uns erklärt: Essen gibt es nur innen oder im Garten. Also hinters Haus in den Garten – das Restaurant ist echt groß und füllt sich in den nächsten Minuten zusehends. Viele Arbeiter gehen in Frankreich Mittags diese günstigen Menüs essen. Ich nehme Fish & Chips, Anja ein Stück Fleisch vom Metzger (perfekt Medium gebratenes Steak), dann 3 kleine Brocken Käse für jeden und zum Abschluss Pana Cotta für mich und Erdbeeren mit Sahne für Anja. Dazu Cola und Leitungswasser. Das ganze für weniger als 30 EUR. Es war super!

Nach dem Essen entscheiden wir, dass wir heute in Auxerre nächtigen werden und buchen ein Zimmer in einem alten Chateau. Das spricht uns voll an. Der Rest der heutigen Fahrt ist schnell erzählt. In Gien stoppen wir nochmal, ich mach ein paar Bilder Anja holt ein Fieberthermometer und zwei Covid Schnelltests aus der Apotheke. (Diese sind später beide Negativ). Kurz vor Auxerre droht mir dann ein bisschen der Saft auszugehen, aber glücklicherweise kommt ein Boulanger und ich kann den Energiemangel mit Cola und Tartelettes auffüllen. Heute Citron gebacken, Mandel/Apfel und Cassis. Vor dem Hotel tanken wir noch schnell voll und kaufen einen Sixpack Wasser, dann geht’s aufs Zimmer. Bisschen chillen und die Augen entspannen.

Das alte Chateau hat seinen eigenen Charakter und Geruch – wir fühlen uns sofort wohl und genießen es, hier zu sein. Die Pause tut gut, bevor wir nochmal losziehen, um ein bisschen die Stadt anzusehen und Abend zu essen. Mal wieder werden wir ewig nicht fündig bei den prominent platzierten Läden, dafür finden wir etwas abseits gelegenes und fühlen uns dort dann absolut wohl. Steak für uns beide. Bei mir mit Kartoffeln und Gemüse, Anja mit Nudeln und Gemüse. Dessert wollen wir heute beide keines. Zurück im Hotel schauen wir uns nochmal kurz die Route für morgen an und suchen zwei / drei potentielle Hotels raus. Entscheiden werden wir dann im Verlauf des Tages und je nach Zustand. Mal sehen wie diese Nacht wird.

Unterkunft: https://www.hotel-lesmarechaux.com/

Frankreich 2023 – Tag18 – 213km – Blois

Die Entscheidung ins Zelt zu gehen war gut, ich habe super geschlafen. Das war dringend nötig! Ausgestanden ist es definitiv noch nicht, aber immerhin sind mal wieder ein paar Lebensgeister in mir. Für heute haben wir einen Haufen POIs (Points of Interest) rausgesucht und in die Route integriert. Mal sehen wie intensiv das Sightseeing wird. Frühstück gibt es auf dem Campingplatz keines mehr für uns und Melone haben wir auch keine 🙁 Wir starten um 9:45 und wollen versuchen noch ein bisschen Strecke zu machen solange es noch kühl ist.

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Relativ schnell haben wir aber doch Hunger und stoppen an einer Bäckerei. Ein Pizzastück, ein Croissant, ein Pain au Chocolat und sowas wie ein Pain au Chocolat aber mit Mandelcreme und gehobelten Mandeln. Diese Boulangerie wird von einem Ehepaar betrieben. Er bäckt, sie verkauft, das wars. Wenig Auswahl, nicht auf Optik getrimmt, aber der Geschmack ist der Hammer. Wir futtern zügig um weiter zu kommen.

Die erste Kirche auf dem Programm schauen wir im vorbeifahren an, sie war eigentlich auch nur der Platzhalter für die Höhlen hier in der Gegend. Entlang der Loire gibt es eine Abbruchkante im Gestein. Die Menschen haben diese genutzt um Höhlen in den Felsen zu treiben und lagern hier Wein und bauen Pilze an oder sie haben ganz einfach ihre Häuser in die Höhlen hinein erweitert. Ist im Vorbeifahren auf jeden Fall cool anzuschauen. Fotografisch finden wir nicht so wirklich einen Zugang dazu. Höhlenbesichtigungen werden angeboten, es ist auf Motorradreisen aber meist nicht so unser Ding, sehr viel Zeit bei einem einzelnen POI zu verbringen.

Das Schloss von Usse ist ein ganz schöner Koloss und der Besucheransturm ist eher abschreckend für uns – was hier in der Saison los ist möchte ich mir gar nicht vorstellen. Chateau Chatonniere ist total versteckt und kann nicht besichtigt werden. Wir finden ein Loch im Zaun und machen ein Foto, dazu gibt’s eine Breizh Cola. Ein bisschen Koffein und Zucker um den Kreislauf in Schwung zu halten. Am Schloss Azay le Rideau finden wir ohne Eintritt zu zahlen nicht mal einen Blick auf das Ding. Schade aber das ist halt so. Wir sind nicht zum stundenlangen Sightseeing hier sondern zum fahren und es gibt so viele tolle alte Chateaus und Schlösser in der Loire Region.

Das Schloss in Amboise kann man wieder besser im Vorbeifahren von außen angucken. Hier stoppen wir auch nochmal um unsere tägliche Tartelettedosis zu bekommen. Wir haben Hunger und gönnen uns 3 Teile. Ein trockenes Mandeltartelette, einen Flan und irgendwas schokoladiges. Irgendwie habe ich Anja eingepflanzt dass wir heute ein Wurschtl in die Pfanne hauen und das kriegt sie nicht mehr aus dem Kopf. Also gehen wir einkaufen – Kartoffeln Champignons, Creme legere, und vier verschiedene Wurschtel. Wir kommen erst sau spät auf dem Campingplatz an, welcher riesige Parzellen hat. Der Platzwart sagt wir können uns überall hinstellen wo Platz ist – gesagt getan – kaum steht alles versucht uns der Franzose neben uns zu erklären dass wir auf seiner Parzelle stehen… Er hat ein Haus auf Rädern, nen Vorgarten wie ein Schloss, wir stehen DAHINTER und nehmen auch net grad viel Platz ein. Zwischen uns würde nochmal ein Camper passen… what the fuck? Mir egal, ich stell mich dumm, er kann kein Deutsch und kein Englisch und zieht wieder ab. Sitzt eh nur IM Camper und guckt TV oder ist Fahrradfahren. Außerdem sind wir morgen ja schon wieder weg. Ihm gings aber wohl ums Prinzip.

Kochen mit nur einer Flamme dauert… wir sterben vor Hunger, morgen wird definitiv Mittags was gegessen!!! Dafür sind die Wurschtl und die Kartoffeln mit Champignonsoße dann saulecker und wir schaffen es gerade noch abzuspülen bevor wir in den Schlafsack fallen. Routenplanung für morgen war glücklicherweise schon fertig. Leider folgt keine erholsame Nacht. Kaum liege ich, kann ich nicht schlafen und mein Körper fängt unkontrolliert an zu schwitzen.

Frankreich 2023 – Tag17 – 188km – Angers

Nach dem Ende des gestrigen Tages kann man sich ausrechnen wie mein Zustand heute früh ist… nicht erholt. Aber ich fühle mich fit genug um zu fahren. Allerdings sage ich gleich dazu, dass es durchaus sein kann dass wir nach 50km wieder ne Unterkunft suchen. Aber ich habe das Gefühl ich muss aus diesem Brutzimmer raus und ich brauche einen Tapetenwechsel. Anja packt zusammen und verdonnert mich den Tag ruhig angehen zu lassen. Sie trägt alles alleine runter und packt die Motorräder auf. Übernimmt den Check-out und dann starten wir um kurz nach 9 Uhr die heutige Fahrt. Beim Bäcker schauen wir nicht mehr rein, die Schlange aus gut 25 Leuten ist uns einfach zu lang. Am Intermarche kaufen wir gleich noch Wasser – heute ist Sonntag da sollte man ein bisschen Vorratshaltung betreiben.

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On the fly passe ich die Route ein bisschen an und nehme für die ersten 50km eine Schnellstraße statt nochmal durch den Naturpark zu gurken. Erstmal ein Gefühl bekommen, wie der Körper so tickt und gleichzeitig ein paar Kilometer machen. Und das stupide geradeaus bollern braucht net so viel Aufmerksamkeit. Das Gefühl ist überraschend gut. Wir kommen wieder auf die Route und umfahren großzügig Nantes auf einer nun etwas kleineren Straße. Auch das läuft gut und ratz fatz haben wir 100km geschafft. Wir machen heute großzügige Pausen. Eine bei einem Bäcker – 2x Pain au Chocolat, 1x Croissant, 1x Pain au Rosins. Als wir dann endlich an der Loire ankommen stellen wir fest dass heute „Fete de Velo“ ist. Gefühlt ist in Frankreich jeden Tag eine andere Fete. Für uns hat es den Nachteil dass die Wege direkt an der Loire den Fahrrädern vorbehalten sind. Wir machen erstmal wieder ne Pause und sitzen ein wenig im Schatten und gucken doof.

Naja, dann geht es eben ein bisschen weiter vom Wasser weg an der Loire entlang. Auch das lässt sich flüssig fahren und wir kommen flott voran. Überraschend schnell sind wir in Angers. Hier sind die letzten beiden rausgesuchten Campingplätze und das Ende der geplanten Route für heute. Wir finden einen Bäcker mit Sitzplätzen im Schatten und gönnen uns… na was wohl? Richtig – Zwei Tartelettes und zwei Coke Zero weil es keine mit Zucker gab. Aber das Koffein tut gut. So langsam sind die geringen Energiereserven aufgebraucht, man darf trotzdem nicht vergessen wie bescheiden wir die letzten Nächte geschlafen haben und mein Körper kämpft immer noch, auch wenn es signifikant besser ist. Ich bin vor allem gespannt was heute Abend passiert. Während wir beim Bäcker sitzen entscheiden wir uns auf den Campingplatz zu gehen und nicht in ein Hotel. Wir müssen dringend waschen und wir hatten das Zelt noch feucht eingepackt. Außerdem will ich an der frischen Luft schlafen und nicht wieder in einem stickigen Zimmer. Um kurz nach 14 Uhr kommen wir am Platz an und checken ein.

Ganz gemütlich bauen wir das Zelt im Schatten auf. Der Platz ist durchsetzt mit Bäumen und total grün. Nachdem das Zelt steht kommt sofort die Wäsche in die Maschine und wir bauen unser Leinenkonstrukt aus Spanngurten auf. Als wir die Wäsche aus der Maschine holen kaufen wir uns noch ein Bioeis am Imbiss des Freibades – 3,50 € für gefühlte drei Löffel Eis… das muss gut sein! Dann gammeln wir ein bisschen in den Helinoxen, die Bäume stehen zu weit auseinander bzw. sind die Stämme zu dick für die Hängematte 🙁 Um kurz vor 17 Uhr fallen wir übers Knäckebrot her, weil wir energetisch leerlaufen. Wir sind beide völlig erschlagen. Die Hitze und die letzten Nächte zeigen Wirkung. Kurz nach 17 Uhr gehen wir dann ins Campingplatz Restaurant und essen zu Abend. Hähnchenspieß mit Teriyaki Soße und Pommes für Anja, für mich Cesar Salad und Pommes. Die Pommes hätte es nicht gebraucht und ich muss sie auch echt ein bisschen reinzwängen, aber mein Körper braucht ein paar Kohlenhydrate. Nach dem Essen hängen wir vollgefressen in den Stühlen wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Wir schleppen uns zurück zum Zelt, schreiben noch unsere Gedanken zum Tag zusammen. Dabei kehren langsam wieder ein paar Lebensgeister zurück. Anja packt die trockene Wäsche zusammen, ich mache die Routenplanung für morgen und dann geht es noch unter die Dusche fürs gute Körpergefühl. Wir werden heute wohl vor 21 Uhr im Zelt liegen. Um kurz nach 19 Uhr merkt man schon dass die Temperatur angenehmer wird, ganz anders als in einem stickigen Zimmer.

Frankreich 2023 – Tag14+15+16 – 241km&8km – Lauzach / Surzur

What the f..k??? Was war das denn bitte?

Wir haben so naja geschlafen, der Campingplatz war relativ laut weil wir am Rand direkt neben der Straße und dem Strand genächtigt haben. Ich bin schlecht eingeschlafen und bereits um 5 Uhr aufgewacht. Meine Nase völlig dicht und leichte Kopfschmerzen. Irgendwie konnte ich nicht mehr liegen also hab ich mich in den Helinox im Vorzelt verkrochen – dort war mir kalt – so richtig kalt also den Schlafsack geholt und darin im Helinox noch ein bisschen die Zeltwand angestarrt. Anja ist auch zeitig aufgewacht und fragt erstmal ob alles okay ist. Status: Nase dicht, Kopfweh, schlecht geschlafen, sonst alles dufte. Wenn wir schon beide wach sind, lass uns packen und früh fahren, wir haben heute viel vor. Leben ist das was passiert während du Pläne machst sag ich nur. Aber lest selbst…also das, woran ich mich noch erinnere.

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Wir sind um 8:25 vom Campingplatz gefahren und haben uns die Cote Sauvage (Wilde Küste) angeschaut. Zig Fotostopps und noch einiges gelaufen. Langsam vorangekommen, gefreut dass wir so früh losgekommen sind. Nach dem Verlassen der Landzunge dann noch diverese Dolmen/Menhire und andere Steine im Vorbeifahren angeguckt – irgendwie fand ich Obelix Hinkelsteine besser behauen… ich weiß, ich bin ein Banause. Der Sinn dieser Steine liegt nicht in der Form sondern in der Anordnung der Aufstellung. Dafür hatte ich heute irgendwie keinen Sinn – ein Nasenloch tropft, das andere ist Fort Knox. Alle paar Meter anhalten und Nase putzen. Echt nervig. Kopfweh wird mehr. Wir suchen uns eine Apotheke und ich will mir Otriven holen um die Nase in den Griff zu bekommen – dafür brauchste in Frankreich eine Verordnung vom Arzt – also was freiverkäufliches: Meerwasser mit Menthol -> hilft nix.

Langsam kommt Hunger auf, also an einem Boulanger gehalten – Sandwiches gekauft und im Schatten gefuttert. Achja Anja wiederholt sich mit der Frage „Wollen wir abbrechen?“ du schaust scheiße aus. Hat sie heut früh direkt nach dem Aufwachen schon vorgeschlagen – wollen wir nicht hier bleiben? Ich hatte irgendwie innere Fluchttendenzen vom Campingplatz. Naja paar km nach dem Bäcker wieder Nase putzen und das erstemal auf booking.com umschauen was so Sinn machen würde an unserer Route und mich anspricht -> Fazit nix. Mir gehts schlechter, aber ich bin noch nicht bereit nachzugeben. Ein paar Kilometer weiter halte ich an einem Intermarche auf die Frage von Anja „Warum?“ antworte ich „Einkaufen fürs Abendessen“. Wir suchen uns ne Unterkunft. Ich gebe dem Körper nach. Der Intermarche hat gerade Mittagspause. Wir fahren in den Ort und setzen uns in ein Restaurant/Bar/Hotel trinken ne Cola. Dort finden wir auf Booking eine Unterkunft in 8km die mich jetzt anspricht. „Das angeschossene Tier sucht seinen Platz zum sterben“ – diese Beschreibung traf es in diesem Moment ganz gut. Ein altes abgelegenes Bauernhaus, privat betrieben mit drei Zimmern. Checkin ab 15 Uhr möglich. Passt um 1430 macht der Supermarkt auf da können wir noch einkaufen und bis wir die Cola leer haben geht sich das aus.

Gesagt getan. Austrinken, Fahren, Anja geht shoppen, ich leide leise, fahren, einchecken verzögert sich weil keiner da, außer anderen Gästen die auch warten müssen. Ich lauf noch einmal mit runter zu den Moppeds nachdem wir das Zimmer bekommen haben, mehr schaff ich nemmer – ausziehen hinlegen, Schüttelforst. Wir sind in einem Dachzimmer bei praller Sonne und über 30 Grad draußen und mich frierts so stark dass alles an mir schlottert. Wir essen noch was Anja gekauft hat: Ein grüner Salat, ein vermeintlicher Tortellinisalat (es wären Mikrowellentortellini gewesen) und ein bisschen Baguette. Ab hier Mehr oder weniger Filmriss. Anja kümmert sich laut eigenen Aussagen rührend um mich und macht sich echt Sorgen. Kalter Waschlappen für die Stirn und kalte Wadenwickel. Der Schüttelfrost wechselt laut Ihrer Erzählung zu glühendem Fieber. Ich schwitze null,null. Ich gehe paar mal auf Toilette kriege net wirklich was davon mit. Aufgrund des Zustandes versucht Anja unseren Aufenthalt zu verlängern – geht nicht weil ausgebucht übers Wochenende. Sie findet ein anderes Hotel in 8km (Bar/Hotel/Retaurant…. da war doch was mit Cola…) und bucht dort die nächsten zwei Nächte. Sie überlegt schon wie sie mich mit nem Taxi hinfahren lässt falls ich net kann. Um 2 Uhr ca. wirds ruhiger da gehen auch die ganzen Messwerte der Garmin Uhr deutlich runter.

Am nächsten Tag weckt mich Anja um 7:45 langsam auf, weil wir Frühstück für 8:30 vereinbart haben. Mir geht es gut… naja nicht wirklich, aber deutlich besser! Kein Fieber mehr, kein Schüttelfrost. Ich bin allerdings völlig platt. Wie durch den Wolf gedreht oder als ob ich gestern einen Marathon in Bestzeit gelaufen wäre. Anja hat gestern nicht nur Abendessen gekauft sondern auch noch Taschentücher. Wenn man kein Französisch versteht ist das übrigens eine valide und echt nötige Ausrede dafür dass man die Recyclingpapiertaschentücher welche alles andere als Softies sind gekauft hat! Meine Nase leidet still und ist dankbar für die Fürsorge!

Der Rest ist schnell erzählt, nach dem super Frühstück lassen wir uns viel Zeit checken um 11 Uhr aus und fahren zum anderen Hotel. Auf dem 8km Weg ne kurze Pause an einem Bänkchen. Um 12 Uhr Check-in im Hotel für die nächsten 2 Nächte, noch schnell Sandwiches vom Bäcker gegenüber mitgenommen, gegessen wie ein verhungernder, dann ab ins Bett 2,5 Stunden geschlafen. Wieder ab zum Bäcker zwei Tartelettes geholt, bissl Youtube, einen Spaziergang zum Intermarche und zum Abendessen Salate gekauft – achja apropos Intermarche. Anja hat sich gestern ja rührend um mich gekümmert und hatte noch Abendessen gejagt. Die wohl weltbesten Mikrowellentortellini welche wir in Ermangelung einer Mikrowelle einfach kalt gegessen haben. Sie mag Tortellini eigentlich garnet so, aber ich liebe sie… deswegen hat sie Tortellini gekauft. Zurück zur aktuellen Zeitlinie. Abendessen gibt es auf dem Zimmer, danach nochmal einen Spaziergang bei gesunkenen Temperaturen. Der Ort ist … nett… ich glaube alle fragen sich warum wir hier 2 Nächte bleiben. Den Bäcker freut es immerhin kommen wir zwei-dreimal am Tag. Die Nacht ist so lala – ich bin ganz gut ausgeruht von Nachmittags und es ist einfach warm im Zimmer.

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Samstag morgen geh ich erstmal wieder zum Bäcker, ich fühl mich deutlich besser, aber bin froh nochmal einen Tag Pause zu machen. Croissant und Pain au Chocolat. Dann wieder ein Spaziergang, wieder rumgammeln, Mittags Sandwiches, Nachmittags nicht schlafen damit die Nacht ruhiger wird, wieder 2 Tartelettes und heute Abend wollen wir dann zur Abwechslung mal ins Restaurant um die Ecke. Wir haben den heutigen Tag genutzt um unsere Routenideen anzupassen an das Leben welches passierte während wir planten und um bis hierher zu schreiben.

Um kurz nach 19 Uhr laufen wir beim Restaurant auf und fragen nach einem Tisch – mir geht es schon wieder nicht wirklich gut und Hunger habe ich auch nicht wirklich, aber ich weiß mein Körper braucht Energie. Also gibt es für mich einen Burger mit Fritten. Für Anja gibt es den Fisch des Tages. Das Essen war echt gut, würdigen kann ich es in dem Moment nicht. Nach dem Essen möglichst schnell bezahlt und zurück in die Unterkunft. Dachzimmer… heiß… Nase wieder völlig dicht… Um kurz vor 23 Uhr dann endlich ein Durchbruch und so langsam wird es auch kühler im Zimmer. Um ca. 0 Uhr dann endlich dringend benötigter Schlaf!

Verzeiht die verwirrte Schreibweise…aber ich hatte immer wieder Blackouts und ich habe Anja wirklich große Sorgen bereitet. Im Nachgang betrachtet war es ein Wunder dass ich am Tag nach dem Campingplatz überhaupt so weit gekommen bin. Wir hätten viel früher abbrechen sollen.

Frankreich 2023 – Tag13 – 241km – Quiberon

Wir wollen einfach nicht aus diesem Bett raus und diesen Ausblick verlassen. Aber was muss das muss… wobei müssen wir? Nein, wir wollen weiter fahren. Wir wollen noch mehr von Frankreich sehen. Wir wollen nicht zwei Wochen an einer Stelle verharren. Genau das ist unser Antrieb: Jeden Tag etwas neues sehen und die Welt entdecken. Also, los geht’s, wir haben heute nichts zum Frühstücken und starten schon um 9:25 Uhr durch. Die größte Herausforderung war es unser ganzes Zeug zwischen dem vielen Dekozeugs im Tiny House zu finden und nichts zu übersehen. Als wir durch Plougcastel fahren linse ich noch kurz zum Bäcker, bei dem wir gestern waren und überlege doch auf ein Pain au Chocolat zu halten, aber nix gibs, bzw. erst später. Dann, plötzlich ein komisches lautes Ploppen. Ein Geräusch welches ich nicht zuordnen kann und es kam von Elli, da bin ich mir sicher. Rechts ran und erstmal die Kette angeschaut nachdem wir diese gestern gespannt hatten – aber nichts unerwartetes zu entdecken. Nach einem kurzen Check will ich schon wieder aufsitzen und drehe einen letzten Kreis ums Mopped, da kommt die Erkenntnis und mit dem Blick an die richtige Stelle auch die Bestätigung -> stumpfe Schraube im Reifen = Plopp.

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Aber alles kein Thema – kostet nur ein bisschen Zeit – Mopped komplett abpacken damit man besser hinkommt, Hinterrad freistellen damit man vernünftig arbeiten kann, Flickzeug raus und losgelegt. Mit dem Leatherman die Schraube raus, mit der Reibahle das Loch säubern, Kleber reindrücken, die babberte Reifenflickwurscht mit Kleber einstreichen und ins Loch schieben, Einführhilfe raus und etz 15 Minuten warten. Warten… hmmm Anja könnte doch schnell zum Bäcker fahren und Croissants holen, gesagt getan. Nach 20 Minuten ist sie wieder da und findet mich etwas konsterniert vor. Erste Frage – ist er dicht? Schulterzucken – ich bekomme keine Luft rein weil der Kompressor nach gefühlten 20 Hüben sein Leben ausgehaucht hat. Also ich in die Moppedklamotten geschlüpft und auf Ari gesetzt, dabei noch schnell ein halbes Croissant und ein halbes Pain au Chocolat verdrückt und dann dann ab zum L’Eclerc in 5km Entfernung. Dort nach einer Luftpumpe gesucht – ein Reifenpannenset für Autos gefunden welches einen 12V Kompressor dabei hat und wieder zurück zu Anja und Elli. Anja hat sich mit einer Joggerin angefreundet welche in Abendkursen Deutsch lernt und sie haben sich auf Denglisch unterhalten. Den neuen Kompressor angeschlossen – bei 1,3 Bar geht auch dieser aus und lässt sich nicht mehr aktivieren… What the F…??? Okay, war nur die 5A Sicherung von der 12V Steckdose – gleich mal ne 10A reingesteckt. Jetzt läuft der neue Kompressor und er ist schneller als unser alter, dafür auch doppelt so groß. Als der Reifen voll ist, erstmal wieder das ganze Gepäck ans Mopped, dann nochmal Druckprüfen – hält schon 10 Minuten – also erstmal fahren.

Um 11:06 Uhr mit fast 2 Stunden Verzögerung beginnen wir den Tag nochmal neu. Wir verlassen Plougcastel endgültig und kommen gut voran, schnell sind wir im Park Naturel Regional d’Amorique und müssen klar feststellen die Bretagne ist schön! Es macht Spaß hier zu fahren. Man kommt gut voran, die Straßen sind nicht langweilig und der Ausblick aufs Meer, die Gezeiten, Flussmündungen und Boote welche in den kleinen Häfen liegen ist einfach schön. Kurz nach Tal Ar Groas sehen wir einen Parkplatz mit Sitzgelegenheiten im Schatten und da die Zeit schon fortgeschritten ist knurren unsere Mägen. Anja hat vorhin beim Bäcker noch ein Baguette Traditional mitgenommen und wir haben noch Marmelade und einen Veggie Brotaufstrich. Wir futtern zügig und ich checke nochmal ob der Reifen den Druck hält -> perfekte 3,2 Bar! Reifenflicken kann ich.

Wir verlassen den Naturpark und fahren durchs Stadtgebiet von Quimper. Nix besonderes. In Pont Aven stoppen wir zum Tanken und ich hol noch eine Breizh Cola aus dem Intermarche weil mir nach Zucker ist. Anja liest nochmal im Reiseführer zu Pont Aven nach – soll ein schönes pittoreskes Städtchen sein. Schauen wir uns an weil wir eh durchfahren. Und tatsächlich im Stadtkern sind ein paar nette Häuser an einem Flüsschen. Wir machen ein paar Bilder, dann geht es wieder weiter. Der Rest der Strecke heute ist einfach schön und flüssig! Mal am Meer, mal überqueren wir wieder Flussmündungen und mal geht es weiter im Landesinneren parallel zur Küste entlang. Irgendwann halten wir noch an einem Bäcker und essen unsere obligatorischen zwei Tartelettes (Maracuja und Schoko) und für mich gibt es noch einen Expresso (stand wirklich so auf der Tafel an der Wand!!!) Ich sterbe quasi vor Hunger also gibt es noch ein überbackenes Baguettestück hinterher. Als wir gehen wollen kommen zwei junge Bretonen auf uns zu und fragen wo wir herkommen. Sie freuen sich voll dass wir Ihre Region bereisen, erzählen stolz davon und wünschen uns eine gute Reise. Es ist schön sich Willkommen zu fühlen. Dieses Gefühl sollten wir anderen Menschen viel öfter vermitteln statt immer an jedem zu Zweifeln.

In Kergouric halten wir spontan am Breizh en Bouche einem kleinen Spezialitätenladen der nur regionales Bio Zeugs vertreibt. Ich hol mir einen Bretagne Aufkleber für die Koffer, wir gönnen uns Brot, 2x Käse, Salami und Oliven fürs Abendessen. Einen Intermarche später haben wir dann auch Wasser und waren auf Toilette. Der Inhaber vom kleinen Laden hat uns zum Nachdenken gebracht. Eigentlich wollten wir nicht nach Quiberon fahren da es eine Sackgasse ist, aber er hat uns Postkarten gezeigt und so von der Landzunge geschwärmt dass wir spontan unser Tagesziel ändern und einen ACSI Campingplatz dort anfahren. Und er hat recht wir fahren zwar nur zügig auf der Hauptstraße auf die Landzunge, aber nach dem Zeltaufbau picknicken wir am Strand und es ist schön hier! Das Wasser ist trotz Sandstrand glasklar und angenehm temperiert. Wir genießen die Stimmung am Strand bevor wir uns noch ein wenig vors Zelt setzen, Pläne für morgen schmieden und der Fete de la Musique lauschen welche heute von 21 Uhr bis 22:15 Uhr im Campingplatzrestaurant steigt. Livemusik mit einem Trio welches so mittelgut ist. Für morgen nehmen wir uns ordentlich km vor und wollen zum Loiretal ins Landesinnere. Achja… hier in der Gegend hats Dolmen, Menhire und Monolithen. Auf gut Deutsch da stehen halt Steine neben der Straße rum 😉 schaut schick aus und ist schnell angeschaut. Morgen solls noch mehr davon geben.

Frankreich 2023 – Tag12 – Pause – Plougcastel

Und wieder haben wir wunderbar geschlafen. Wir wachen bei bestem Wetter auf – Moment der DWD hatte doch Regentag gesagt. Ach egal, wir können auch bei Sonne Pause machen. Wir machen Tür und Fenster auf und genießen die frische Luft. Wir können vom Bett aus das Meer sehen, kann es schöner sein? Irgendwann krabbeln wir raus, Anja macht Yoga – ich faulenze einfach. Um kurz vor 11 Uhr werfen wir uns in Schale – Motorradschale und fahren kurz nach Plougcastel um endlich eine Briefmarke für unsere Postkarte zu kriegen und um beim Boulanger Baguette und Tartelettes zu kaufen. So gerüstet geht es zurück zu unserem Zirkuswagen. Wir kochen Eier und setzen uns zum Frühstücken in die Sonne. Baguette mit Heidelbeermarmelade, gekochte Eier und hinterher ne Melone.

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Nach dem Frühstück schau ich die Moppeds mal durch und spanne an beiden die Ketten nach. Genug gearbeitet – jetzt wird wieder gegammelt und dann geht es eine Runde spazieren. Wir laufen zum Strand runter und einmal um die Bucht rum. Schauen ein paar Leuten zu wie sie von der Wellenbrechermauer ins Wasser springen. Wir haben die Kameras dabei und machen ein paar Bilder. Dann laufen wir weiter zur Creperie um schonmal zu prüfen ob wenigstens diese heute Abend offen hat. Das Restaurant welches ich eigentlich im Blick hatte, hat heute Abend leider geschlossen… mir fiel das ganze aber erst auf nachdem wir nichts fürs Abendessen eingekauft hatten. Kann ja mal passieren, gehen wir eben Galettes und Crepe essen – die Creperie hat tatsächlich heute offen.

Wir laufen noch auf die andere Seite der Landzunge. Dort finden wir militärisches Sperrgebiet und einen schmalen tunnelartigen Weg durchs Gestrüpp. Ich folge dem Minigang und finde nochmal eine mehr oder weniger unspektakuläre Bucht. Anja wartet am Beginn des Weges bis ich wieder da bin. Dann laufen wir noch zu einer weiteren Bucht bevor wir den Rückweg zur Unterkunft antreten. Nun kommt die wichtigste Tätigkeit heute – Tarteletteessen! Eins mit Erdbeeren und das andere ist eigentlich gar kein Tartelette sondern eher ein Stück Schokoschnitte. Dann liest Anja im Reiseführer, ich schreibe meinen Bericht von gestern. Wir machen gemeinsam Routenplanung für morgen und dann ist noch ein Friseurbesuch bei meinem Langhaarschneider angesagt und schon geht der Tag zur Neige. Wie wenig man schafft wenn man einfach nur faulenzt und alles ganz langsam tut. Und das wichtigste dabei – immer wieder innehalten und aufs Meer schauen.

Um kurz vor 19 Uhr laufen wir dann nochmal zur Creperie und sind erstaunt über den riesigen versteckten Innenhof. Wir bestellen Cidre, Wasser und erstmal 2 Galettes (Ich: Emmentaler, Jakobsmuschel, Shrimps, Kartoffeln / Anja: Entenbrust, Nüsse, Confit, Tomaten). Als Nachtisch gönnen wir uns dann noch 2 Crepes (Ich: Birne, Vanillesoße, Sahne, geröstete Mandeln / Anja: Erbeeren, Nougateis, Sahne, rote Soße, geröstete Mandeln). Saulecker wars! Den Rückweg treten wir wieder über die Bucht an und müssen feststellen dass aktuell das Meer da ist. Wir setzen uns erstmal auf eine Bank und genießen wieder den Ausblick aufs Meer. Das schwapsen der Wellen beruhigt und die Sonne ist schön warm.

Später klettern wir über die Klippen um den Beginn der Bucht und laufen über den Strand zurück zum Tiny House. Wir lassen den Abend genauso ausklingen wie der ganze Tag war – chillig. In den letzten Sonnenstrahlen auf dem Bett rumliegen und diese Zeilen tippen und dann zufrieden einschlafen.

Frankreich 2023 – Tag11 – 243km – Plougcastel

Sleepscore 99 zeigt Garmin Connect an und genauso fühl ich mich auch. Super geschlafen – genial ausgeruht! Neben uns hat eine vierer Gruppe Radfahrer genächtigt. Diese illustre Truppe macht sowas zum erstmal, einer ist mit Anhänger unterwegs und hat viel zu viel Zeugs dabei. Und sie sind neidisch auf unser Essen weil es so gut gerochen hat gestern Abend. Sie erkundigen sich wo wir heute Abend kochen werden, dann kommen sie dazu. Ich bezweifle ja stark dass sie 240km schaffen. Unsere Frühstückroutine mit Croissant, Pain au Chocolat und Melone halten wir auch heute ein. Das Zelt muss noch feucht in den Packsack, aber hilft alles nix. Um ca. 10:30 rollen wir vom Platz und tauchen heute so richtig in die Bretagne ein.

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Diese empfängt uns mit tollen Straßen, welche sich schön flüssig fahren lassen. Hügel auf und ab, rechts rum, links rum, dann mal ein Dörfchen. Einfach so wie Moppedstrecken sein sollten. Alles blüht, vor allem die Hortensien Büsche sind ein wahres Farbenmeer. An einem Strand halten wir an, setzen uns auf ein Mäuerchen und gucken ein bisschen doof in die Gegend. Das Wasser hat sich gerade mal wieder zurückgezogen und die Strandfläche ist daher riesig. Um nach Morlaix reinzufahren verlassen wir die Küste nur um festzustellen dass Morlaix einen Hafen hat, welchem es allerdings gerade ein bisschen an Wasser mangelt. Es ist schon irre was die Natur mit ihren Gezeiten zu bieten hat. Flussmündungen sacken bis weit ins Landesinnere massiv im Wasserpegel ab. In Morlaix überspannt ein Eisenbahnviadukt ein Tal. Unter diesem parken wir und suchen uns eine Creperie um den knurrenden Magen aufzufüllen.

Zwei Gallette (Ziegenkäse, Paprika, Chorizo, Ei und Kartoffeln / Reblochon, luftgetrockneter Schinken, Zwiebel Chutney, Senfsoße) und zwei Salate später sind wir satt. Das Wetter ist heute absolut perfekt, ein paar Wolken und Temperaturen um die 25 Grad sind einfach angenehm. Das Bluesky Navi (Danke Max fürs ausleihen ;-)) funktioniert auch, in unserem Rücken sehen wir Regenwolken. Die Bretagne ist wie das Nürnberger Knoblauchsland – überall Ackerbau, was besonders heraussticht sind die Artischockenpflanzen welche gerade Erntezeit haben. Wir entschleunigen heute maximal – ich baue nochmal einen Stopp am Meer ein weil ich einen Leuchtturm gesehen habe. Aus diesem Halt werden dann zwei, weil ich den Leuchtturm nicht auf Anhieb wiederfinde. Wir beobachten zwei Taucher mit Harpunen als sie ihre Ausrüstung fertig machen, dann fahren wir zum zweiten Stopp diesmal tatsächlich mit Blick auf den Leuchtturm. Wir befinden uns im Department Finisterra – mal wieder am Ende der Welt. Das hatten wir ja eigentlich in Spanien 2021 bereits gefunden. Die Franzosen haben aber ihr eigenes Ende der Welt. Den westlichsten Festlandteil Frankreichs.

So langsam wird es Zeit ein bisschen voran zu kommen, wir hatten der Unterkunft angekündigt dass wir zwischen 17 und 18 Uhr ankommen. Aber erstmal müssen noch Tartelettes her. Ein Tag ohne diese kleinen süßen Dinger in Frankreich ist ein verlorener Tag! Wir finden eine unscheinbare Bäckerei und gönnen uns eines mit Karamell und etwas dass uns als lokale Spezialität verkauft wird. Kouign-Amann – ein runder dicker Fladen aus einer Art grobem Blätterteig, der aus Schichten von Brioche-Teig, gesalzener Butter und Zucker besteht. Und weil wir uns mal wieder nicht beherrschen können holen wir uns noch ein drittes mit Aprikosen und Tonkabohnencreme. Einfach lecker das Zeugs!

Was in Frankreich immer wieder auffällt, ist wie rücksichtsvoll Autofahrer Motorradfahrern gegenüber sind. Immer wieder werden wir bewusst vorbei gelassen. In Staus und an Ampeln ist das Vorfahren offiziell erlaubt. Jetzt kommen wir endlich an den westlichsten Punkt sozusagen ans Kap. Am Faro die Kermorvan lassen wir uns nochmal so richtig Zeit. Über eine Stunde verbringen wir hier. Erst laufe ich zum Leuchtturm, dann Anja. Anja hat noch ein besonderes Erlebnis – sie kann einen Schwarm wilde freilebende Delphine beobachten. Ein beeindruckendes Schauspiel, sie ist ganz begeistert als sie zurückkommt. Und sie hat zwei Bikepacker im Gepäck – einer der beiden kommt aus Neuendettelsau (14 km von unserem zuhause weg). Wir tauschen uns noch ein bisschen über unsere Reisen aus, dann geht es weiter. Ich hab derweil auch mal der Unterkunft Bescheid gesagt dass wir eher so gegen 20 Uhr ankommen werden.

Kurz vor der Unterkunft halten wir noch an einem Supermarkt und decken uns mit Futter für heute Abend ein. Zwei Filets vom Merlan, Zucchini, Fenchel, Kartoffeln, Marmelade, eine Flasche Rosè und Wasser füllen die verbleibenden Lücken im Gepäck. Auf den letzten Metern zur Unterkunft fängt es dann an zu Regnen, so dass wir den Check-in relativ kommunikationsarm durchführen und direkt unser Tiny House in einem alten Zirkuswagen beziehen. Schnell das Gepäck reingeräumt und einmal in dem Miniraum explodiert. Wir sind jetzt hier! Vor lauter Gepäck können wir gar nicht kochen, also müssen wir uns doch erst noch ein bisschen organisieren bevor es losgeht. Um 21:20 sitzen wir dann endlich beim Essen und genießen dazu unseren Rosè. Leicht angeschickert machen wir noch den Abwasch und fallen dann erschöpft aber glücklich ins Bett.

Frankreich 2023 – Tag10 – 206km – Plougrescant

Völlig erledigt schlafen wir tatsächlich bis kurz nach 8 Uhr. Wir haben kein Frühstück gebucht, können also die Zeit bis zum Check-out voll verdümpeln. Für heute ist mal Regen gemeldet und aus den Wetterapps kann man nicht genau erkennen wann der kommen soll… Bericht haben wir beide noch nicht geschrieben, also war das die erste Tätigkeit, Achja und Routenplanung… Dann macht Anja noch ne Runde Yoga und ich schau dem Wetter beim kippen zu… es beginnt zu regnen. Als wir die Moppeds aufpacken hat der Regen wieder ein bisschen nachgelassen und wir hoffen dass es so bleibt. Das Ausfahren aus La Caserne dauert kurz, weil sich mal wieder Leute an der Schranke anstellen, dabei ist es so einfach: 1. Parkkarte reinstecken 2. Kreditkarte reinstecken 3. Belege nehmen 4. durch die offene Schranke fahren. Wir können aber auch zuschauen wie eine Dame versucht mit Ihrer Kreditkarte reinzufahren… das geht allerdings nicht ohne Zahlencode von einem Hotel. Ein paar Kilometer weiter tanken wir an einem Carefour und werden von einem Platzregen überrascht. Schnell stellen wir uns unter dem Abholplatz für Onlinebestellungen unter. Es gesellen sich noch 3 weitere Moppeds zu uns. Die beiden Engländer sind nass bis auf die Haut, der eine von beiden hat keine Regenklamotten dabei. Ich laufe schnell in den Carefour und nutze die Regenpause um zwei Pain au Chocolat zu holen und zu verdrücken. Der Regen lässt nach und wir starten durch.

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Die Lichtstimmung bei dem Regen ist „interessant“, der Boden ist noch so aufgeheizt dass Nebel entsteht und die Landschaft in etwas mystisches verwandelt. So richtig einen Blick dafür habe ich aber irgendwie nicht. Und die Idee das mal fotografisch festzuhalten kam mir auch nicht. Heute war einfach nur Moppedfahren um des Moppedfahrenswillen angesagt. Nicht ganz so kleine Straßen lassen uns flott vorankommen – zumindest gefühlt. Real sind wir auch heute wieder nicht schnell. In Dinan irren wir kurz durch die Altstadt, dann parken wir und laufen noch verwirrter durch die Altstadt. Wir finden einen Platz in einer Creperie und gönnen uns Cappuccino, lokale Cola, zwei Galettes und einen Crepe. So gestärkt kann es dann wieder weitergehen. Als wir Dinan verlassen kaufen wir noch schnell Baguette weil ja Sonntag ist und wir nicht wissen wie lange wir noch was kriegen. Die Supermärkte haben bereits geschlossen.

Ein paar Ortschaften weiter finden wir zu unserer Überraschung eine kleine Epicerie die doch noch geöffnet hat und kaufen noch eine Melone, Zucchini, Tomaten und Ziegenkäse fürs Abendessen. So ausgestattet kann der Campingplatz kommen… der ist aber noch in weiter Ferne. Ich habe es heute nicht so mit den Navianweisungen und so müssen wir 3 oder 4 mal wenden und wieder zurückfahren um auf unserer Route zu bleiben. Saint-Brieuc umfahren wir großräumig und mir wird bewusst dass es eng werden könnte mit dem Kauf unserer täglichen Tartelettes. Ab sofort achte ich mit Argusaugen auf Boulangerien und drehe die eine oder andere extra Runde durch Ortschaften, aber alle Bäckereien haben geschlossen. Ich habe schon fast aufgegeben und Anja versucht mich schon mit dem Gedanken an die Tafel slowenische Schokolade, welche wir zufällig in meiner Motorradjacke gefunden haben zu trösten, als uns nochmal eine Patisserie ins Blickfeld kommt. Und sie hat geöffnet, sogar bis 19:30 Uhr. Wir stürmen sie und ich kaufe vor lauter Freude gleich 3 Tartelettes. Anja meint das müssen wir morgen dann ausgleichen und eines weniger Essen… ich glaube das nicht! 😀 Und noch was zu der slowenischen Schokolade, die hab ich scheinbar heimlich gekauft und in die Rückentasche meiner Klim Jacke gesteckt. In diese Tasche schau ich net wirklich häufig rein, genauer gesagt nur wenn es wirklich heftig regnet und ich den Sturmkragen raushole, welcher darin verstaut ist. Dabei hab ich die Schoki wiedergefunden.

Als wir genüsslich unsere Minitörtchen essen erwischt uns zum zweiten mal heute ein Platzregen. Schnell retten wir uns unter einen Dachvorsprung und stehen auch diesen Regenguss aus. Perfektes Timing um klatschnassen Fußgängern zuzusehen wie die einen durch den regen hetzen und die anderen es mit stoischer Gelassenheit ertragen. Wir sind ganz froh dass wir im Trockenen stehen. Als der Regen nachlässt sitzen wir auf und greifen die letzten km zum Campingplatz an. Der Himmel reißt auf und strahlt uns mit blauen Fetzen an. Als wir an den Campingplatz rollen steht ein Schild vor der Einfahrt „Complet“ -> das heißt so viel wie Voll! Ein freundlich lächelnder Mann winkt uns aber trotzdem herein, also rolle ich zu ihm und frage ob er noch ein Plätzchen für uns hat und er bejaht. Zelt ohne Strom geht immer irgendwie. Wir bestellen gleich noch Croissant zum Frühstück und machen uns nach dem Aufbau direkt ans Kochen.

In der Pfanne gebratene Zucchinischeiben mit warmem Ziegenkäsetopping auf Tomatensugo dazu Baguette – ein bisschen Honig und ein paar Nüsse wäre noch super gewesen, aber allein das Essen hat schon bei den vorbeilaufenden für Aaahs und Ooohss gesorgt… so besonders wars etz auch net. Aber nur weil man mit dem Mopped unterwegs is muss man ja keine Dosenravioli essen… Nach dem Abspülen packen wir die Kameras und laufen ans Meer. Wir erkunden die Cote de Granit Rose. Eine Besonderheit dieses Küstenabschnitts ist der Rosafarbene Granit. Diese Buchten sagen uns viel mehr zu als die langen Sandstrände in der Normandie. Die Bretagne hat schonmal Pluspunkte gesammelt. Wir laufen insgesamt noch knapp über 3km am Meer entlang und wieder zurück zum Campingplatz. Die Sonnenstrahlen tauchen alles in goldenes Licht. Zurück am Platz setzen wir uns mit dem Laptop an die Rezeption und nutzen das gratis Wifi für die Planung der nächsten Tage. Das Wetter soll am Dienstag schlecht sein und wir sind im Urlaub – also gibt das einen Pausentag. Wir suchen uns eine schnucklige Unterkunft für zwei Nächte und werden am Dienstag ausspannen! Die Route für morgen steht, also geht es ab ins Zelt, noch schnell den Tag Revue passieren lassen und dann ab in den Schlafsack.