Ein Reifen fürs Grobe: Michelin Anakee Wild auf Suzuki V-Strom DL 1000 K2

Gegen Ende 2015 kontaktierte mich Michelin, ob ich Lust hätte, einen neuen Reifen zu testen. Nach ein wenig Beschnuppern und gegenseitigen Erwartungen abklären konnte ich dann kurz vor Ostern den neuen Michelin Anakee Wild in den Dimensionen 110/80 R 19 M/C 59R TL/TT und 150/70 R 17 M/C 69R TL/TT in den Händen halten.
Ein komplett neu entwickelter 50/50 Reifen. Die Werbetexte versprechen einen belastbaren echten Geländereifen mit guten Selbstreinigungseigenschaften, der zugleich auf der Straße guten Grip und eine hohe Lebensdauer bieten soll.

Mit dem Mitas E07 war ich mir schon bewusst, dass ein Reifen immer einen Kompromiss darstellt. Ein Straßenreifen der viele Kilometer hält und Grip bis auf den letzten Milimeter bietet, wird im Gelände enttäuschen und genau andersherum wird ein grobstolliger Geländereifen auf der Straße Schwächen haben. Inwieweit nun welche Kompromisse mit dem Anakee Wild einzugehen sind, bzw welche Erwartungshaltungen man haben darf will ich hier anhand meiner bisherigen Erfahrungen schildern.

Der Reifen wird als 50/50 Reifen betitelt. Einen 50/50 Einsatz wird ein in Deutschland fahrender wohl nicht ganz hinbekommen. Daher war auch mein bisheriger Test ein wenig straßenlastiger.

Die Montage der Reifen warf auch die Frage auf, wie sich der Reifen mit der Hand montieren lässt. Die Anakee Serie von Michelin hat den Ruf knüppelhart zu sein und den manuellen Monteur gewaltig zum schwitzen zu bringen. Der Anakee Wild bleibt dieser Tradition treu. Mit der Hand montieren ist kein Spaß. Das ist leider der erste Kompromiss und gibt einen Minuspunkt für die große Abenteuertour, auf der man eventuell auch Unterwegs mal einen Platten beheben muss.

Die ersten Straßenkilometer mit dem Reifen durfte ich gleich bei Regen erfahren. Von Beginn an baute sich ein stetig wachsendes Vertrauen auf. Keine Rutscher, nichts Unberechenbares. Der Reifen verhielt sich sozusagen „unauffällig“. Genau das ist es, was ein Reifen meiner Meinung nach tun sollte. Er sollte einen nicht dazu bringen, nachzudenken was man auf den Felgen hat, sondern einfach da sein und funktionieren. Erste Fahrten auf Schotter zauberten mir ein Grinsen ins Gesicht und zeigten deutlich, wo ich mit den Mitas E07 den Kompromiss einging. Stabil, Grip ohne Ende und absolut kontrollierbar verhielt sich der Anakee Wild hier. Die nächste Teststrecke war für mich ein Stück Autobahn. Hierfür ist der Reifen nicht gebaut und das spürte ich auf der DL1000 auch. Bis 140 km/h fällt der Reifen nur durch seinen Sound auf. Aber zwischen 140 km/h und 170 km/h zeigte sich ein deutliches Pendeln, welches im Bereich um die 170 fast nicht mehr fahrbar war. Wer allerdings regelmäßig und lange Distanzen auf der Autobahn verbringt wird wohl eher einen Michelin Pilot Road 4 Trail fahren.

Das Vertrauen zum Reifen ist nach 2000 km auf jeden Fall ungebrochen. Auf der Straße leistet er für einen Stollenreifen unglaublich ruhig und unauffällig seinen Dienst. Im Gelände spielt er seine Stärken dann erst richtig aus. Unsere Tour nach Kroatien lässt auch erste Rückschlüsse auf die Haltbarkeit des Reifens zu. Bei Montage hatte der Vorderreifen eine Profiltiefe von 8,5 mm und der Hinterreifen von 11,5 mm. Nach nun 2000 km hat der Vorderreifen noch 6,5 mm und der Hinterreifen noch 5,6 mm Profil. Der Großteil der Kilometer (1554 km) wurde dabei mit Vollbeladung im Soziusbetrieb gefahren. Wenn der Verschleiß des Hinterreifens linear so weitergeht dann ist bei ca. 3500 km Gesamtlaufleistung Schluss. Beim Vorderreifen wären es ca. 7000 km. Wenn man nicht Vollbeladen mit Sozia unterwegs ist sollte da durchaus ein wenig mehr drin sein. Aber mehr als 5000 km mit dem Hinterreifen halte ich für unwahrscheinlich.

Ob der Reifen für einen persönlich geeignet ist, muss man daran festmachen, wo man bereit ist Kompromisse einzugehen. Für den Continental TKC 80 ist der Michelin Anakee Wild meines Erachtens ein ernstzunehmender Konkurrent. Heidenau Scout K60 und Mitas E07 punkten mit deutlich mehr Laufleistung, aber schlechterer Geländeperformance. Ich persönlich werde wieder auf den Mitas E07 zurückwechseln, da dieser Reifen mir deutlich mehr Kilometer bei einem signifikant niedrigerem Preis bietet und besser zu meinem Hauptnutzungsprofil passt. Dabei muss ich auf der Straße im Vergleich zum Michelin Anakee Wild keine, und im Gelände nur geringe Einbußen hinnehmen.

Hier noch zwei Videos zum Michelin Anakee Wild:

 

Hinweis: Michelin hat mir die Reifen freundlicherweise für den Test zur Verfügung gestellt. – Vielen Dank hierfür. Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich hier stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.

Kroatientour 2015 – Tag 8 – 192km – Zavala

Zwei Tage Sightseeing in Dubrovnik forderten Ihren Tribut. Uns taten ganz schön die Füße weh. Und die Treppen zur Unterkunft ließen uns unsere Waden spüren. Schließlich sind wir es auf Reisen eher gewohnt, mit dem Motorrad zu fahren, als alles zu laufen. Der Samstag begann, wie sollte es anders sein mit dem Wecker… Moment welcher Wecker? Warum ist es eigentlich schon so spät. Hmmm… der Urlaub wirkt, hab glatt vergessen den Wecker zu stellen. Naja wir müssen ja nur schnell alles zusammenpacken und dann gehts los. Die Fähre auf die Insel Hvar wollen wir im Idealfall um 13:45 nehmen. Da ist noch genug Luft. Zweimal zu den Motorrädern in die Garage laufen genügte, um alles zu verstauen. Noch schnell von unserer Gastgeberin verabschiedet. AIRBNB war hier wirklich die beste Wahl. Schon saßen wir auf den Motorrädern und fuhren erstmal zu unserem Stammbäcker (wenn man das am dritten Morgen nacheinander so nennen darf). In der Pekarna deckten wir uns noch mit Blätterteiggebäck mit allerlei Käse ein, welches wir dann später bei einem Stopp vernichten wollten.

Noch einmal ging es an der Stadtmauer der „Old Town“ entlang und schon hatte uns der chaotische Stadtverkehr von Dubrovnik voll im Griff. Es ging in den neueren Teil der Stadt und zum neuen Hafen, wo auch die großen Kreuzfahrtschiffe ihren Anleger haben. Zwei dieser Riesen durften wir im Vorbeifahren bestaunen. Es ist schon Wahnsinn, dass so ein riesiger Metallhaufen schwimmt. Endgültig verließen wir Dubrovnik auf der Jadranska Magistrale – der Küstenstrasse. Wenn ich 25 Jahre zurückdenke dann habe ich von dieser Straße ein gänzlich anderes Bild vor Augen, als den heutigen Zustand. Damals war die Küstenstraße ein kleines Sträßchen an der Küste entlang, mit ungezählten Kurven, in einem schlechten Zustand und Unmengen an Verkehr zu verdauen hatte. Heute ist sie gut ausgebaut und glänzt durch die vielen Beschränkungen auf 60. Trotzdem führt sie immer noch mehr oder weniger direkt an der Küste entlang und bietet so eine wundervolle Aussicht. Auf Höhe der Inseln Lopud und Sipan legten wir dann unseren Frühstücksstop ein und genossen bei wundervoller Aussicht aufs Meer unser Gebäck welches Dank schwarzem Topcase und Sonne immer noch warm war.

Was uns bei solchen Stopps in Kroatien immer wieder auffällt ist die unglaubliche Verschmutzung am Wegesrand. Trotz eines Müllcontainers und eines Mülleimers an diesem Parkplatz scheinen die meisten Leute alles dort fallen zu lassen, wo sie parken. Oftmals sind die Verschmutzer nichtmal die Touristen sondern Einheimische. Genauso fällt uns immer wieder die Unsitte auf, das Auto während der Pause einfach laufen zu lassen. Auch wenn man 20 Minuten stehen bleibt wird der Motor nicht ausgemacht. Hier hinkt Kroatien anderen Ländern noch ein ganzes Stück hinterher. Auf dem weiteren Weg entlang der Küste warfen wir in der Bucht bei Ston noch einen Blick auf die kleine Chinesische Mauer und Anja erklärte mir später dass die ganzen Bojen nicht von einer Fischzucht sondern von der bekanntesten Austernzucht Kroatiens herrührten.

Wir kamen wesentlich besser voran, als ich gedacht hätte und kurzzeitig spielte ich schon mit dem Gedanken die 12 Uhr Fähre noch zu erwischen. Die Grenzübetritte zu Bosnien und wieder zurück machten diese Idee dann allerdings schnell zunichte. Wir hatten zwar keine lange Wartezeit, aber trotzdem zu lange um die Fähre noch zu schaffen. Wieder zurück in Kroatien führte die Jadranska Magistrale uns ein wenig weiter von der Küste weg und wir begleiteten ein kurzes Stück den Fluss Neretva auf seinem Weg zum Meer. Bei Jadranska füllten wir dann nochmals die Tanks, bevor es auf die Insel geht. Bei der Einfahrt nach Drvenik konnten wir der 12 Uhr Fähre zusehen, wie sie davonfuhr. Wir deckten uns im Hafen erstmal mit Getränken ein, um auf Hvar nicht noch einen Stopp einlegen zu müssen. Dann ließen wir uns in einem Cafe direkt vor den Motorrädern, welche an erster Stelle der Warteschlange für die Fähre standen nieder und bestellten uns etwas zu trinken. Jedes Land bietet mehr freie Wlan Zugänge als Deutschland und so konnten wir auch hier die Zeit Wartezeit nutzen um online am Dubrvonik Bericht zu arbeiten. Mit der Zeit kamen immer mehr Fahrzeuge in der Warteschlange dazu und auch die Fähre kam von der Insel zurück. Noch schnell Tickets gekauft und schon brach Hektik im Hafen aus. Möglichst schnell die Fähre vollschlichten hieß das Motto. Die Crew winkte wild und gab Anweisungen und ungewöhnlich pünktlich legte die Fähre vom Festland ab.

Nach dem Anlegen in Sucuraj fuhren wir als 4. Fahrzeug von der Fähre. Dies ließ uns keinen Spieleraum für einen Stop, wenn wir nicht als letzte in einer ewigen Kolonne über die Insel gurken wollten. Also gleich noch die zwei Autos vor uns überholt und an den einheimischen Motorradfahrer geheftet… naja vielleicht zwei Kurven lang, dann gaben wir uns mit einer gemütlichen aber für die Kolonne zu hohen Geschwindgkeit zufrieden. Irgendwie ist Hvar immer wie heimkommen für uns. Ich selbst war inzwischen ungezählte Male auf dieser Insel und Anja immerhin auch schon viermal. Die kleine Straße über den Kamm der Insel wird von Jahr zu Jahr besser ausgebaut und teilweise findet sie auch neue Wege. So wurde seit unserem letzten Aufenthalt hier ein Stück bei Jelsa komplett verlegt und wir erfreuen uns feinster Kurven auf bestem neuem Asphalt. Die Abzweigung nach Pitve nehmen dann schon deutlich weniger Fahrzeuge. Der Weg führt zu einem Tunnel welcher der Graus für jeden ADAC Tester ist. Der 1,4 km lange, einspurige, mit zwei Ausweichstellen versehene Tunnel verbindet die Nord mit der der Südseite der Insel. Wir durchqueren diesen und fühlen uns wie daheim im Wohnzimmer. Nur noch ein paar Schritte bis zum Sofa… äääh km bis zur Skalinada.

Hier legen wir eine Pause von einer Woche ein. So schön Reisen ist, es kostet auch Kraft. Diese wollen wir hier auftanken. Der erste Abend gönnte uns gleich noch ein Highlight in Form von Dalmatinischen Sauerbraten mit Gnochi bevor wir zufrieden ins Bett fallen.

Für alle die uns online folgen, hier gehts weiter wenn wir Zavala wieder verlassen und uns in Richtung Mostar aufmachen.

Motorradstrasse Deutschland Westroute Tag 11 – 289 km

Wie schon nach den letzten Reisen folgt der Bericht zum letzten Tag mit ein wenig Verzögerung. Erstmal musste das ganze ein wenig sacken. Das Hotel Sonnenberg in Schotten war uns eine perfekte Unterkunft für die letzte Nacht. Das Restaurant hatte leckeres und erschwingliches Essen im Angebot. Das Frühstücksbuffet war reichlich und gut sortiert. Das Zimmer groß und wir hatten eine Badewanne. So ausgeruht erschien die letzte Etappe mit geplanten 250 km fast ein wenig unterdimensioniert. Wir wollten uns ein wenig Puffer nach hinten raus lassen, falls wir nicht wie geplant vorwärts kämen, dieser Puffer war aber nicht nötig. So starteten wir bei strahlend blauem Himmel, um die letzten km unter die Räder zu nehmen.

Zum Warmfahren kam uns die B276 von Schotten nach Gedern gerade recht. Eine immer wieder unter Motorradfahrern erwähnte Strecke. Aber auch nach dem Verlassen dieser Strecke wird die Landschaft nicht hässlicher und die Kurven nicht weniger. Wir streifen Bad Brückenau, welches durch das Bayerische Staatsbad und seine 7 Mineralquellen bekannt ist. Der Nachhauseweg geht flott voran. Wir nehmen den Weg über Hammelburg in Richtung Schweinfurt. Ab Schweinfurt wollen wir die B286 nehmen, um die Tour gemütlich ausklingen zu lassen.

Nach einigen Kilometern auf der Bundesstrasse (die für 120 km/h freigegeben ist) nerven uns die vielen LKWs, die uns daran hindern das zu tun, wozu wir die Bundesstrasse genommen haben – zügig voran zu kommen. Kurz nach Gerolzhofen werfe ich die Planung über den Haufen und ergebe mich dem Zumo. Neuplanung an und per Kurvenreiche Strecke mit dem Ziel Langenzenn eine neue Route berechnen lassen – mal sehen was sich ergibt. Dieses Feature am Garmin Zumo 590LM funktioniert wirklich perfekt! Schönste kurvige Straßen werden uns kredenzt. Und das in einer Gegend, die uns grundsätzlich bekannt ist. Die vom Garmin gefundenen Straßen kennen wir aufjedenfall noch nicht.
In Langenzenn wollen wir ein letztes Highlight setzen. Die Eisdiele Carlo Polaris ist unser Ziel. Wir genießen bei bestem Wetter ein paar Kugeln, bevor wir auch unsere Gedanken wieder auf die kommenden Tage richten und so richtig zu Hause ankommen. Die letzten Kilometer vergehen wie im Flug. Noch ein kurzer Tankstopp in Großhabersdorf, um die Motorräder vollgetankt abzustellen. Dann sind wir auch schon in der heimischen Garage angekommen. Motorräder abpacken und Wäsche waschen, der Urlaub ist nun leider vorbei.

Aber wie schon öfter erwähnt, nach der Tour ist vor der Tour. Die Planungen für den nächsten „kleinen Ausflug“ laufen bereits. 2013 hatten wir die Ostroute der MSD erkundet. 2015 nun die Westroute. Beide haben uns sehr gut gefallen. Das Konzept hinter den Strecken geht scheinbar auf. Auch der Ausflug nach Luxemburg hat nur positive Erinnerungen hinterlassen. Ich bin schon gespannt, wann wir die Zeit finden Nord oder Süd unter die Räder zu nehmen.

Motorradstrasse Deutschland Westroute Tag 10 – 332 km

Die Wahl des Bettes gestern Abend war nicht ganz die richtige. Wir wachen beide mit Rückenschmerzen auf und hoffen auf ein aufmunterndes Frühstück im Hotel Hubertushöhe. Schnell noch unter die Dusche, die erste Ladung Sachen gepackt und in den Koffern verstaut, schon sitzen wir bei Tisch. Aufbacksemmeln und eine Thermoskanne stehen schon da. Da kommt auch schon die Wirtin und bringt uns ein Lächeln auf die Lippen. Rührei, eine große Wurst- und Käseplatte und Orangensaft. Wir sind zufrieden und schlichten uns den Bauch voll. Heute wollen wir nochmal mindestens 320 km schaffen damit die letzte Etappe ein wenig kürzer ausfällt. Nach dem Frühstück geht es direkt los.

Wir starten heute noch im Taunus und wenden uns zuerst noch einmal gen Norden um dem Fluss Sieg zu folgen. Wie schon die letzten Tage bedeutet ein Fluss auch gleichzeitig Kurven, Täler und Ortschaften. Wir verlassen die Sieg in Wissen um noch eine Schleife nach Norden zu drehen, grenzen nochmal an den Westerwald und drehen in Freudenberg endgültig ab in Richtung Süden. Die Landschaft ähnelt immer mehr der für uns heimischen fränkischen. Es kommen auch langsam wieder Fachwerkhäuser ins Blickfeld. Ebenso tauchen auch wieder Solarflächen zur Stromerzeugung auf. Dies ist uns auch schon auf der Ostroute aufgefallen. In nördlicheren Gefilden Deutschlands findet man fast keine Solarplatten. Mir fällt es heute schwer einen Blick für die Landschaft zu bekommen. Mein rechter Arm bereitet mir Probleme und irgendwie wäre es mir mal nach einem radikalen Wechsel im Landschaftsbild. Dies ist aber auf dieser Tour nicht mehr zu erwarten. Außerdem habe ich langsam das Gefühl, dass der Kopf voll ist mit Eindrücken, welche jetzt erstmal verarbeitet werden müssen. Auf dem Weg gen Süden legen wir mit Blick auf die Burg Greifenstein eine Pause ein und genießen die Sonne und den blauen Himmel. Außerdem muss die Kette an Anja’s 650er dringend gespannt werden.

Weiter geht es durch den Taunus in Richtung Feldberg. Schon oft haben wir Bilder vom Feldberg gesehen oder darüber gelesen, dass sich hier viele Motorradfahrer treffen. Als wir ihn erklommen haben zeigt sich ein eher ernüchterndes Bild, was wohl daran liegt dass die meisten Leute gerade auf der Arbeit verweilen. Wir nutzen auch hier das Wetter für eine ausgedehnte Pause bevor wir ins Hessische Bergland aufbrechen. Oberhalb von Frankfurt geht es auf unser heutiges Etappenziel Schotten zu. Hier endet für uns die Westroute der MSD und wir treten dann am Mittwoch den Weg nach Hause an. Noch gilt es aber in Schotten eine Unterkunft zu finden. Das Hotel und Restaurant Haus Sonnenberg kommt genau im richtigen Moment. Nur wenige Minuten nachdem wir eingecheckt haben fängt es an zu Donnern und es regnet. Wir machen uns derweil frisch um ein gefülltes Schnitzel im Restaurant zu genießen.

Es ist immer wieder erstaunlich, was unsere Heimat zu bieten hat. Die Deutschen Mittelgebirge sind wunderschöne Urlaubsregionen, in denen sich auch sehr deutlich um die Gäste bemüht wird. Die Weinregionen hätten wohl das Herz jedes Weinliebhabers höher schlagen lassen. Wir staunen hingegen über die Hanglagen in welchen Wein angebaut wird. Die Flüsse, welche Deutschland zu bieten hat wären auch einmal eine ausgedehnte Schifffahrt wert. Es muss nicht immer ins ferne Ausland gehen, wenn doch vor der eigenen Haustür auch einiges zu entdecken ist.

Motorradstrasse Deutschland Westroute Tag 9 – 341 km

Solltet ihr mal ein Hotel im Hunsrück suchen, wir haben da einen Tipp: Das Hotel Tannenheim in Boppard. Bis jetzt der beste Spontanfund auf unserer Tour! Das Haus ist schon ein bisschen älter, wurde aber immer wieder saniert und auf den aktuellen Stand der Technik gebracht, hat aber seinen Charme dabei nicht verloren. Die Bettdecken, gefühlt einen Meter dick, zauberten bei Anja schon beim ersten Anblick ein Lächeln auf die Lippen. Gut erholt tapsten wir in den Frühstücksraum in Erwartung eines Buffets. Nix da. Das Frühstück ist mit Bedienung. Wir wurden noch nie derartig rücksichtsvoll und zugleich aufmerksam umsorgt wie hier. Es mangelte an nichts. Das hausgemachte Aprikosengelee war zum Niederknien! Wir überlegten spontan noch eine Nacht dranzuhängen und dafür den Rückweg abzukürzen, entschieden uns dann aber doch lieber einfach mal ein verlängertes Wochenende hier einzulegen. Mal sehen wann das klappt. Nach dem Frühstück also die Motorräder aus der Garage geholt und los geht’s. Da wir gestern etwas verkürzt hatten lagen heute geplante 360 km vor uns.

Das Hotel liegt direkt an der Hunsrück-Höhenstraße, welche wir dann auch die ersten Kilometer nutzten. Zu Beginn ging es zügig dahin, was uns bei der angedachten Tagesstrecke sehr entgegenkam. Es sollten ja noch viele kleine Strässchen folgen, welche die Durchschnittsgeschwindigkeit erfahrungsgemäß doch ein wenig runterziehen. Nach einem Halbkreis in Richtung Süden stoßen wir in Trei-Karden wieder auf die Mosel. Noch einmal geht es bis Bramm an den Moselschleifen entlang. Dieser Teil ist deutlich flüssiger zu fahren als unser „Ruhetag“ an dem wir von Schweich aus die Mosel erkundeten. Die Reichsburg in Cochem trohnt weit über der Mosel und hat eine bewegende Geschichte hinter sich. Entlang der Mosel begegnen uns auch wieder zahlreiche Weinberge. Teilweise ist es aberwitzig in welch steilem Gelände hier noch Wein angebaut wird. Eines schießt mir noch in den Sinn. Die Westroute der MSD könnte durchaus auch Weinroute genannt werden. Ich kann mich an fast keinen Tag erinnern an welchem nicht Wein das Landschaftsbild mitbestimmte.

Nachdem wir die Mosel Richtung Westen verlassen hatten, fanden wir uns in der Eifel wieder. Diese Gegend gilt aus geologischer Sicht heute noch immer als vulkanisch aktiv. Kennzeichen dieser andauernden vulkanischen Aktivität sind unter anderem austretende Gase, zum Beispiel Austritte von Kohlenstoffdioxid im Laacher See. Wir können allerdings keine aktuellen Eruptionen feststellen, sondern finden bewaldete und kurvenreichen Strecken.

Bei Brohl-Lützing treffen wir ein letztes Mal auf dieser Tour auf den Rhein, welchen wir dann in Andernach überqueren. Diesmal leider nicht per Fähre sondern ganz unspektakulär über eine große Brücke. Nun geht es in das Zielgebiet des heutigen Tages, den Westerwald. Als Wegweiser durch den Westerwald nutzen wir ein kleines Flüsschen namens Wied. Entlang dieser geht es in zahlreichen Windungen auf eher schlechtem Straßenbelag voran.

Wir legen noch einen Stopp an einer Norma ein, um uns mit Essen und Trinken für den Abend einzudecken und begeben uns dann auf die Suche nach einer Unterkunft. In der Nähe der Ortschaft Schürdt steht auf freier Flur das Hotel Restaurant Hubertushöhe. Nach einem kurzen Blick in ein Zimmer checken wir ein. Noch verwöhnt vom Vortag kann diese Unterkunft nicht mithalten, aber wir verweilen auch nur für eine Nacht hier. Ein paar Semmeln, Tomaten und eine Gurke später logge ich mich ins Wlan ein und beginne den Tag nochmals Revue passieren zu lassen. Die Artikel hier auf der Homepage haben nicht nur den Sinn euch an unseren Reisen teilhaben zu lassen, sondern sie stellen auch eine Art Tagebuch für uns selbst dar. Das Gesehene und Erlebte muss auch verarbeitet werden. Zudem bilden sich beim durch die Berichte schmökern, mit einem Schmunzeln wieder neue Ideen für nächste Ziele…

Motorradstrasse Deutschland Westroute Tag 8 – 292 km

Jede Party endet irgendwann. So leider auch das 30-jährige Juliläum des MC The Bikers Nider-Olm. Freitag hatte und Roughhouse gerockt und Kai mit seiner Didgeridoo und Feuershow bei Laune gehalten. Samstag pflegten wir den Tag über alte und neue Freundschaften und schliefen auch noch ein bisschen. Abends gab uns dann Amplified den Takt vor und ein kurzes Unwetter sorgte dafür dass das Zelt auch mal nass wurde. Insgesamt war es eine absolut geile Party und wir hatten viel Spass!

Der Sonntag Morgen brachte dann eine gänzlich andere Packroutine. Chaos im Zelt beseitigen und die ganzen Campingsachen wieder verstauen. Die Vorfreude auf eine Dusche heute Abend beschleunigte den Packvorgang enorm. Nachdem die Schlachtrösser beladen waren mussten wir natürlich nochmal eine Runde drehen um uns von den vielen Bekannten zu verabschieden. Erfreulicherweise sieht man sich schon bald an unserem Motorradtreffen wieder. Für heute standen nun geplante 330 km auf dem Garmin und so legten wir los.

Man merkt doch einen Unterschied ob man die letzten beiden Nächte in einem Hotelbett, auf einem Campingplatz im Zelt oder auf einem Motorradtreffen im Zelt verbacht hat. Wir hatten zwar viel und eigentlich auch gut geschlafen, aber ganz so ausgeruht waren wir doch nicht. Gut dass es erstmal mit leichten Kurven an Bad Kreuznach vorbei ging. In Stromberg stiegen wir dann wieder auf die MSD West Route ein. Von hier aus geht es nochmal durch den Hunsrück bis wir in Bacharach den Rhein erreichen. Wir setzen mit der Fähre von Niederheimbach nach Lorch über und nehmen uns jetzt erstmal den Taunus vor.

Das heutige Höhenprofil der Route zeigt schon dass es immer wieder auf und ab ging. Dies natürlich immer gepaart mit Kurven. Die Strecke von Bad Schwalbach nach Burg Schwalbach entlang der Aar lässt uns fast zum einhändigen Fahrer werden. Unmengen an Motorrädern begegnen uns hier. Immer wieder sehen und hören wir leider live warum immer mehr Streckensperrungen uns Motorradfahrern das Leben schwer machen. Muss es denn sein dass man auf absolut unübersichtlicher Strecke im Hangoff mit dem Knie am Boden mit mindestens 150 Sachen überholt? Noch dazu mit einer Lautstärke welche einfach nicht legal sein kann bei einem Motorrad derart neuen Baujahrs. Wir sind selbst gerne flott unterwegs (Bei uns nennt man das G’schmeidig). Aber solche Aktionen werfen ein schlechtes Licht auf uns alle! Ich entschleunige ertsmal und nutze die stillgelegte Bahnstrecke entlang der Aar noch für ein paar Bilder. Bevor wir uns in den Westerwald begeben.

In Obernhof an der Lahn legen wir nochmals einen kurzen Stopp ein und beschließen dass wir heute keine 330 km fahren sondern ab 16 Uhr nach einer Unterkunft Ausschau halten wollen. Die letzten beiden Nächte stecken uns noch zu sehr in den Knochen. Und warum nicht den Vorteil ausspielen dass wir bei der Wahl der Unterkunft flexibels sind. Über Montabauer und Koblenz drehen wir eine große Kurve und begleiten den Rhein ein wenig Flußabwärts. Das Unesco Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal zaubert nochmal ein Strahlen in unsere Müden Augen welche bereits nach einer Unterkunft Ausschau halten. Irgendwie sind wir heute aber zu wählerisch. In Sankt Goarshausen fällt uns der Traubenzucker wieder ein welchen wir gekauft hatten. Dieser sollte uns nochmal einen Schub geben bis wir eine Station für die Nacht gefunden haben. Wir setzen nochmals mit der Fähre über den Rhein und es folgen kurz aufeinander noch zwei Fotostops um die Landschaft zu verewigen.

Kurz vor Buchholz fällt uns das Hotel Tannenheim ins Auge und hier ist auch noch ein Zimmer für uns frei. Leider hat das Restaurant heute geschlossen, deshalb begeben wir uns noch kurz zur Nahe gelegenen Tankstelle, decken uns dort mit Getränken und Semmeln ein welche wir zu unseren Dosensuppen vom Gaskocher genießen. Es können die einfachen Dinge sein die manchmal am besten sind. So gestärkt nutze ich das WLan und schreibe nun diesen Bericht während Anja bereits die Müdigkeit bekämpft. So langsam aber sicher nähert sich unsere aktuelle Tour leider wieder dem Ende. Drei Tagesetappen mit insegsamt knapp 900km liegen noch vor uns. Mal sehen wie weit wir morgen kommen.

Motorradstrasse Deutschland Westroute Tag 7 – 304 km

Der heutige Tag startete mit blauem Himmel und einem Grummeln im Bauch. Das Sauerkraut welches dem Pfälzer Saumagen als Beilage diente, zeigte Wirkung. Definitiv eine zu empfehlende lokale Spezialität. Aber ich hätte vielleicht doch Bratkartoffeln dazu wählen sollen… Das Frühstücksbuffet fiel erstaunlich karg aus. Kein Gemüse und keinerlei Gebäck. Naja es reichte um satt zu werden. Geht es heute so weiter wie es gestern aufgehört hatte? Kurven satt in wunderschöner Umgebung?

Ja es ging genauso weiter! Die ersten 100km waren Kurven pur! Pfälzer Wald vom feinsten. Kleine Täler mit wundervollen Kurven. Nicht zu eng, so dass man den Bock komplett zusammenbremsen muss. Aber auch nicht zu weit. Die Zeit verging nochmal deutlich schneller als gestern. Die Gegend wurde wieder flacher, der Blick konnte weiter in die Ferne schweifen, Wein übernahm wieder das Landschaftsbild. Unglaublich wieviel Wein in der Pfalz steht. Mir fallen spontan die Statistiken ein wieviel Bier jeder Deutsche pro Jahr trinkt. Ich habe allerdings noch nie soviel Hopfen gesehen wie wir auf dieser Tour Wein gesehen haben. Es stellt sich also die Frage wieviel Wein trinkt eigentlich ein Deutscher pro Jahr? In dieser Gegend wächst der Wein auch weniger an Hanglagen, diese sind bewaldet. Der Wein steht in flachem Gebiet.

Und wieder geht es in kleine Täler mit absolut geilen Kurven! Es läuft!!! Eigentlich wollten wir auf den ersten Kilometern noch unsere Getränke Vorräte auffüllen, dies ging irgendwie unter. Ziemlich genau zur heutigen Halbzeit kümmerten wir uns um Ersatz für die verlorene Schraube an Anjas Zusatzscheinwerfer. Tankstelle, Werkstatt und Penny direkt nebeneinander kamen wie gerufen. Mit aufgefüllten Vorräten ging es weiter.

Die Geschwindigkeit steigerte sich. Das Garmin zeigte eine Ankunftszeit in Nieder-Olm um 14:20 Uhr an. Viel zu früh, wir müssen doch das Wetter ausnutzen und außerdem tut der Arsch noch gar nicht richtig weh. Mir fällt es wie Schuppen von den Augen. Ich habe einen Planungsfehler gemacht. Immer wenn wir in der Gegend sind wird in Meisenheim am „Das Cafe“ gestoppt um mindestens 2 Stück Torte pro Person zu vertilgen. Hier werden Kuchen verkauft welche von Hausfrauen gebacken werden. Und die sind zum Niederknien!!! Also kurzer Check auf der Karte wo wir genau sind. Eigentlich schon zu weit für Meisenheim. Aber egal wir haben ja noch Zeit. Das Garmin bemüht: Kurvenreiche Strecke, Ziel: Das Cafe. Schon gehts los. 30 Minuten später sitzen wir auf der Terasse in der Sonne und erfeuen uns an Kaffee, Heißer Schokolade und Torten.

Der Himmel ist unverschämt blau, trotzdem geht jede Tour irgendwann zu Ende. Um ca 16:30 fahren wir aufs Partygelände des MC The Bikers Nieder-Olm. Zelt Aufbauen, einräumen und dann erstmal was zu trinken. Man erntet gar keine komischen Blicke wenn man mit dem Laptop auf einem Motorradtreffen sitzt um Bericht zu schreiben. Aber egal. Morgen is erstmal Pause angesagt. Frei nach dem Motto PARTY HARD!!!

Motorradstrasse Deutschland Westroute Tag 6 – 313 km

Weiter im Programm. Heute ist wieder MSD angesagt. Knapp 300 km haben wir uns vorgenommen. Bis in die Gegend um Bad Bergzabern wollen wir heute kommen. Dann am Freitag noch den zweiten Teil bis nach Nieder Olm, wo wir das Wochenende auf dem Motorradtreffen der „The Bikers“ verbringen wollen. Die Packroutine sitzt und so sitzen wir, vom Frühstück frisch gestärkt, um Punkt 9:30 Uhr auf den Motorrädern und rollen los.

So richtig weiß ich noch nicht was ich heute schreiben soll. Anja und ich unterhielten uns bei einer Pause schon darüber. Ein Wort, welches diesen Tag beschreibt, ist unspektakulär. Nicht, dass dies falsch zu verstehen ist, gar Negativ zu werten wäre. An was es diesem Tag mangelte sind Highlights. Weder Negative (was auch sehr gut so ist), noch besonders beeindruckende Dinge haben sich ergeben… naja, fast zumindest. Aber dazu später mehr. Wir legten also erstmal los, an der Grenze entlang in Richtung Mettlach. Hier kam uns dann auch schon eine erste Umleitung in die Quere und wir mussten tatsächlich noch einige schöne Strässchen mehr mitnehmen. In Mettlach kam dann der Schwenk, ab jetzt geht’s wieder gen Osten und nach einem kleinen Abstecher weiter nach Deutschland rein, auch wieder an die Französische Grenze. Es lief, um es neudeutsch zu sagen der Tag hatte seinen Flow gefunden und wir glitten smooth dahin. Kurve an Kurve im regelmäßigen Wechsel mit zügigen Passagen. Die Zeit verging wie im Fluge. Ein, zwei Burgen zogen an uns vorüber. Und schon war es Nachmittag und wir mussten uns nach einer Unterkunft umsehen. Wie das war schon alles? Ja, das wars heute schon fast. In Niederschlettenbach (genau am Ende der geplanten Route) hatte ich ein Gasthaus ausgemacht, welches uns zusagte, also kurz gestoppt und festgestellt dass erst ab 17 Uhr jemand da ist, um zu klären ob sie Zimmer frei haben. Mist, fast 2 Stunden warten… nicht bei dem genialen Wetter. Der Nachbar des Gasthauses gab uns noch ein paar Tipps und so verließen wir kurzerhand die MSD für einen Abstecher durch den Pfälzer Wald.

Und hier ist es das Highlight des Tages! Die Strecke von Niederschlettenbach nach Bad Bergzabern. Kurven ohne Ende, nicht zu eng und nicht zu weit. Der Flow übernahm die Kontrolle und wir schwebten auf wolkigen Rädern dahin… okay, das ist jetzt bisschen schwülstig ausgedrückt, aber genau so hat es sich angefühlt! Leider waren die Akkus der Helmcam kurz vor dem erreichen dieses Stückes am Ende.

Eine Unterkunft fanden wir dann auch noch in Form des Hotels Pfälzer Wald. Ein Zimmer mit Balkon macht es mir möglich jetzt in der Sonne sitzend den Tag Revue passieren zu lassen, bevor wir uns vielleicht einen Pfälzer Saumagen im Restaurant gönnen. Eines ist sicher! Kurzweilig war der heutige Tag!

Motorradstrasse Deutschland Westroute Tag 5 Tour de Luxemburg – 329 km

Heute war keine Pause mehr geplant. Aber auch keine MSD. Wir haben in unserem Zeitplan noch einen Tag Luft. Was tut man damit? Im Bett bleiben? Schuhe shoppen mit der Frau? Der Blick aus dem Fenster direkt nach dem Aufwachen bestätigt uns in der Idee, Luxemburg einen Besuch abzustatten. Die Idee kommt aus Mimotos Reiseforum (Mimotos Reiseforum – Tour de Luxemburg). Wir haben uns die Tour noch ein wenig angepasst. Nach dem Frühstück gehts los.

Man könnte ja den schnellsten direktesten Weg zur Grenze wählen, aber das wäre ja nicht im Sinne des Erfinders, also wollen wir über Kordel und Eisenach zur Grenze nach Echternach. Der Plan geht nicht ganz auf. Ein Straßensperrung ohne Umleitung hält uns nur kurz auf. Am Garmin ein bisschen rausgezommt und ne Alternative gesucht. Auch schöne Kurven. Überhaupt sind die improvisierten Strecken meist die schönsten. Kurz vor Echternach kommt die Ortschaft Irrel, grundsätzlich nicht interessanter als jede andere Ortschaft auf der Route, wäre da nicht dieses Braune Schild mit dem magischen Wort „Wasserfälle“. Ich biege kurzentschlossen ab und nur einige hundert Meter nach dem Ort ist auch schon der Parkplatz. Eine kurze Analyse ergibt dass von hier aus nur 250m zu laufen sind bis zu den Wasserfällen. Also schnell die Helme in die Koffer, Kamera und Stativ gebuckelt und los gehts. Nach einigen Minuten laufen denke ich mir da muss doch langsam was kommen… okay die „Wasserfälle“ offenbaren sich als Stromschnellen (Wiki zu Irreler Wasserfälle ). Egal ich will Bilder machen, also die Assistentin Anja instruiert mir zu folgen und in waghalsigen Kletteraktionen die besten Standpunkte fürs Stativ erklommen. Auf dem Rückweg zu den Moppeds kommen uns drei andere Motorradfahrer entgegen die mit Helmen und Tankrucksäcken bewaffnet sind. Wiedereinmal sind wir froh über unsere Koffersysteme, in denen man seine Sachen gut verstaut zurücklassen kann.

Nun aber los. Wir sind schon eine gefühlte Ewigkeit unterwegs aber immer noch nicht über der Grenze. Bei Echternach überqueren wir diese und tauchen direkt in ein Gebiet ein, welches als Kleine Luxemburger Schweiz bezeichnet wird. Ich sag nur WOW! Traumhafte Strässchen gesäumt von Felsen und Kurven satt. Da wars auch schon wieder vorbei… ich hatte tatsächlich nochmal ein Stück Deutschland mit eingeplant. Auch diese Stück der Route hatte es in sich und war landschaftlich sehr ansprechend und schön kurvig, aber nach dem kurzen Eindruck aus Luxemburg verblasste das irgendwie.

Wieder in Luxemburg halten wir kurz vor Vianden erstmal zum Tanken. 23 cent Preisdifferenz pro Liter schreien danach ausgenutzt zu werden. Nun geht es durch Gegenden in Luxemburg welche ich nicht genauer benennen kann (mea culpa – magelnde Vorbereitung – die Plaung war Quick and dirty aus dem Forum übernommen). Aber was soll ich sagen. Kurvige Strassen, grüne Wälder, saftige Wiesen, super Strassenqualität … was will man mehr. Anjas Kommentar bei einem Halt: „Luxemburg -> grün, kurvig, klein, schön!“ Das triffts genau und wir waren positiv überrascht. Leider lies nun allmählich das Wetter nach. Eine schwarze Front näherte sich uns und die ersten Regentropfen fielen. Kurzer Stopp um die Regenhauben über die Tankrucksäcke zu stülpen und die Lüftungen an den Klamotten zu schließen. Dann gings weiter. Kaum hatten wir uns wetterfest gemacht gings auch schon richtig los. Heftige Windböen und Wasser vom Himmel als ob jemand ne Badewanne auskippt. Fazit: Die neuen Klamotten sind dicht! So schnell wie es kam, genauso schnell hatten wir den Ausläufer dieser Wetterfront auch wieder hinter uns gelassen und der Himmel erstrahlte wieder in schönsten Blau. Der Genuss konnte weitergehen. Ich hatte noch irgendwas von einem Stausee im Kopf und das Navi zeigte diesen auch schon an. Kurzer Stopp um ein paar Fotos zu machen. Die Regenfront holt uns wieder ein. Also weiter zum Chateau de Bourscheid. Wieder ein Fotostopp mit blauem Hintergrund.

Wir folgen dem Lauf der Sure gen Süden um dann bei Ettelbrück nochmal gen Westen abzudrehen. Es sieht so aus als ob wir die Schlechtwetterfront nicht mehr weiter meiden können. Und so ist es auch, wir werden so richtig geduscht. Es zahlt sich aus anständige Klamotten zu haben. Rukka und Rev’it sei dank bleiben wir trocken, ohne zusätzliche Regenkleidung überzuziehen. Ca. 1 Stunde fahren wir bei heftigem Dauerregen und üblen Seitenwinden.

Die Gegend ist totzdem sehenswert und schreit nach einem weiteren Aufenthalt in diesem Land. Unsere Begeisterung ist ungebrochen. Leider führt uns der Weg langsam wieder zurück in Richtung Trier. Die letzte Stunde der Tour dürfen unsere Klamotten wieder trocknen. Kurz vor der Grenze nochmals ein Tankstopp dann geht es auch schon wieder zurück zum Hotel. Die 8,5 Stunden sind vergangen wie im Fluge. So sollte jede Tour sein. Den Abend lassen wir beim Vespern ausklingen und schwelgen in den Erinnerungen an das kleine, grüne und kurvige Etwas – Luxemburg…

Motorradstrasse Deutschland Westroute Tag 4 Moselerkundung – 183 km

Pausentag – Was macht man eigentlich an einem solchen Tag? Wir haben erstmal 11 Stunden geschlafen. Dann ausgiebig gefrühstückt. Und dann nochmal den Wetterbericht angeguckt. Vormittags Sonne, Nachmittags Regen… soweit die Theorie… warum regnet es dann? Egal wir machen heute ja Pause, also wieder ab ins Bett und nochmal dösen, rumwanzen, lesen, usw. Um die Mittagszeit kommt doch die Sonne raus und es trocknet ab. So richtig motiviert heute rauszugehen waren wir ja nicht. Aber ein innerer Schweinehund ist dazu da überwunden zu werden. Also ziehen wir uns an um wie geplant ne kürzere Tour zu drehen. Abseits der MSD wollen wir die Moselschleifen erkunden.

Also auf geht’s an die Mosel. Der Weg sieht erstmal wie folgt aus: links Weinberge soweit das Auge blicken kann, vor uns Straße soweit das Auge blicken kann und rechts neben uns die Mosel soweit das Auge blicken kann, also genau bis zur nächsten Schleife. Die Mosel verläuft hier nämlich in ausgedehnten Kurven. Dies bedeutet auf dem Motorrad aber nicht Kurvenspass ohne Ende. Dafür sind die Schleifen zu groß. Wir rechnen mit vielen Ortschaften und vielen Begrenzungen. Aber heute ist Pausentag, heute zählen nicht die Kilometer. Heute soll außerdem mal die Zeit für ein wenig Spielerei mit den neuen Graufiltern sein. Und ich möchte mich an einem kurzen Timelapsevideo versuchen. Für beides eignen sich die Moselschleifen hervorragend.


Rein vom Motorrad fahren her werden unsere Erwartungen zu 100% erfüllt. Viele Pausen und einige Abweichungen von der geplanten Route später erreichen wir die Halbzeit der Strecke und wenden in Neef. Bei Bullay verlassen wir die Mosel. Die Fahrt entlang dieser war ermüdender als wir im Vorfeld dachten. Wir freuen uns jetzt auf ein wenig Ablenkung und wirkliche Motorrad taugliche Kurven. Wir streifen heute nochmal den unteren Rand der Eifel nachdem uns diese gestern schon soviel Spass bereitet hatte. Das Wetter hält immer noch genau das Gegenteil von dem was uns versprochen wurde. Strahlend blauer Himmel mit schnell ziehenden Wolken.

Nach 183 km kehren wir wieder zurück zum Hotel. Nochmal ein kurzer Check des CLS Kettenölers. Er tut was er soll. Die Kette ist wieder gut geschmiert. Dann geht’s wieder ab zum örtlichen Edeka um unser Abendessen zu jagen. Bei schönstem Wetter genießen wir dieses mit offenen Fenstern und Türen und lassen den Sonnenuntergang auf uns wirken. Der Plan für morgen sieht einen Abstecher ins Nachbarland Luxemburg vor bevor wir Donnerstag wieder auf der MSD weiterfahren. Mal sehen ob der Wetterbericht wieder so gut passt, bis jetzt ist Regen gemeldet, also sollten wir Sonne kriegen. Drückt uns die Daumen!

Und hier nun noch meine ersten Gehversuche was Timelapse Videos angeht: