Skandinavientour 2016 – Tag 12 – 314km – Namsskogan

Wie immer reisst uns der Wecker viel zu früh aus dem Schlaf. Eine Unsitte auf diesen Motorradreisen ist ja dass man was vom Tag haben will und nicht bis in die Puppen schlafen kann. Gut dass im September noch ein Entspannungsurlaub ansteht. Da werden wir mal alle Wecker auslassen! Gut man kann das Ding auch ignorieren. Naja zumindest kurze Zeit. Also gut wir stehen ja schon auf. Warum ist das Zelt eigentlich nass? Richtig es hat geregnet. Das positive daran ist es hat auch schon wieder aufgehört. Aber wir dürfen wohl alles nass zusammenpacken. Naja auch net so wild. Zum Frühstücken setzen wir uns aus Bequemlichkeit in die Küche des Campingplatzes. Hier ist es schön warm. Zielsetzung heute: Ab in Richtung Süden.

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Die Fähre geht um 10:45 Uhr also haben wir genug Zeit in Ruhe alles zusammenzupacken und zum Anleger zu fahren. Es sind noch zwei weitere Motoradfahrer auf dem Platz, welche die Ruhe weg haben. Wir sind dann pünktlich um 10:30 am Anleger und reihen uns selbstbewusst von vorne ein. Um 10:40 kommen die beiden anderen – wirken leicht gehetzt und fragen ob sie die 10:30 Fähre verpasst haben. Ich glaub die haben gestern zu lange gefeiert. Vor unseren Augen legt gerade die Fähre an. Wir stehen in Pole Position im Laderaum und können auf der anderen Seite angekommen gleich voll durchstarten. Die zwei anderen sind verteilt und leicht unorganisiert (der eine will in Trondheim mal nach Bremsbelägen für seine KTM gucken – da komm ich mir etz doch wieder vorbereitet vor. Wir haben sogar hintere Beläge dabei weil diese bei Anja knapp werden könnten). Wir geben Stoff da die nächste Fähre nicht weit weg ist und wir keine Abfahrtszeiten von Ihr haben. Sind ja nur knapp 30 km von Anleger zu Anleger. Wir fahren in den Hafen und die Fähre steht startklar da um zu laden. Wieder kriegen wir die Pole Position und dürfen feststellen dass diese Überfahrt ca. 70 Minuten dauern wird. Also erstmal die Sachen gepackt und nach dem Aufenthaltsraum gesucht. Der ist im Rumpf des Schiffes unter dem Ladedeck. Nein danke das wird uns zu stickig. Wir gehen aufs Deck hoch und ich komme im Laufe der Überfahrt in den Genuss eine Zeitlang auf der Brücke Gast zu sein.

Was macht denn das Wetter heutre eigentlich so? Es ist relatv frisch, Die Wolken hängen tief und die Luftfeuchte ist ziemlich hoch. Also eher unangenehm. Aber es regnet nicht. Der Weg bis zur dritten und für heute letzten Fähre ist ca. 90 km lang. Mein Tankinhalt neigt sich langsam gen Ende und es kommt und kommt keine Tankstelle. Das Navi zeigt eine bei ca. 330 Gesamtkilometern mit dieser Tankfüllung. Das ist so ziemlich das äußerste Limit. Beruhigend zu wissen dass man 3,5l Sprit am Koffer hängen hat. Auf diesem Streckenstück erreichen wir kurzzeitig Höhenlagen jenseits der 300m, was bedeutet dass wir voll in den Wolken fahren. Nass, kalt und extrem kurze Sichtweiten machen das recht unschön. Aber wir fahren schnell wieder bergabwärts auf den nächsten Fähranleger zu. Direkt am Hafen soll eine Tankstelle sein sagt das Navi. Hoffentlich haut das mit der Fähre gut hin. Wir wissen auch hier keine Abfahrtszeiten. Leider – oder vielleicht auch gut so – liegt die Fähre schon startklar im Hafen. Ich muss hier aber noch tanken. Also schnell mal 22 Liter in den 22 Liter fassenden Tank gekippt und die Schlange wieder von vorne aufgerollt. Den Lademeister von der Seite angequatscht und er nimmt uns grad noch so mit. Punktlandung! Bezahlt wird mit Kreditkarte während der Überfahrt. Auch der Kaffeeautomat schluckt nur Kreditkarten. Mit Bargeld kriegt man keinen Kaffee! Super Sache! Könnte ich mich dran gewöhnen.

Nach nur 20 min. Fahrt sind wir wieder an Land. Diesmal allerdings nicht in Pole Position. Sondern ziemlich weit hinter den ganzen Wohnmobilen. Aber wir verlassen ja bald die Küstenstraße 17 und wollen mal sehen ob das Wetter jenseits der Küste im Landesinneren besser ist. Wir biegen ab auf die 78 und nachdem wir einen 11 km langen Tunnel durchquert haben fliegen Anjas Hände in die Luft (Put your hands up in the air put your hands up in the air!!!). Blauer Himmel und Sonne erwarten uns. Wir blicken in den Spiegel und können sehen dass die Wolken an dem Gebirgszug der die Küste von uns trennt regelrecht hängen bleiben. So vom Wetter motiviert lässt es sich gleich viel gelöster fahren. Alsbald kommt der Wechsel auf die E6 und es geht mit steten 80km/h dahin. Die Laune ist großartig danke des Bombenwetters.

Im Dahinfliegen erblicke ich zu unserer Rechten einen Wasserfall und sehe auch schon ein Hinweisschild. Der Wasserfall Laksforsen  hat eine Fallhöhe von rund 17 Metern und ist eine der meistbesuchten Naturattraktionen Nordlands. Hier muss natürlich der Foto raus. Wir legen eine 45-minütige Pause ein und genießen dieses Spektakel welches uns die Natur hier bietet. So langsam aber sicher bräuchte jetzt langsam auch Anjas kleines Spritsparwunder mal eine Tankstelle, also steuern wir mit knapp über 400 km auf Anjas Tacho eine Tankstelle an. Die nächste soll laut Hinweisschild erst in 70km kommen. Und was müssen unsere Augen erblicken? Es gibt kein Benzin mehr, nur noch Diesel. Die Tanks sind leer. Lieferung kommt erst in zwei Tagen wieder. Na dann auf zu unserem Tagesziel der Ortschaft Namsskogan. Wir folgen auf den nächsten 70 km beschwingt den Kurven welche die E6 hier von einem Tal ins andere Macht. Eine Landschaft wie in Kanada… oder halt Norwegen 😉 lädt zum genießen ein. Der Blaue Himmel tut so gut! In Namsskogan gehe ich schnell noch einkaufen. Anja macht große Augen und ist erstmal garnicht begeistert von meiner gekauften Auswahl. Bevor wir den Campingplatz entern tanken wir endlich nochmal die Motorräder auf. Anja hätte bei 530 gefahrenen km noch 3,5 Liter im Tank. Die Dl650 hat damit also eine Reichweite von 600km!!!

Wir haben uns heute einen Einweggrill, Burger und Würstchen gegönnt. Nur Semmeln gab es nicht und so müssen wir unsere Burger mit Besteck essen. Nach anfänglichen Zweifeln zeigt Anjas Gesichtsausdruck dann doch eine genussvolle Mimik. So sitzen wir am Ufer des Flusses Namsen und grillen vor unserem Zelt. Das Leben ist echt hart *g* Die Nacht im Zelt sollte heute laut Wettermeldungen recht angenehm werden. Morgen soll uns die Strasse bis nach Trondheim bringen, dort wollen wir die Stadt anschauen bevor wir uns wieder einen Platz für die Nacht suchen. Als letzter Gedanke vor dem Einschlafen kommt mir noch in den Sinn dass wir heute ja den Polarkreis wieder überquert haben. Völlig unspektakulär sind wir mit einer der Fähren darübergeglitten.

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Über Tobias Seidel

Tobias Seidel wurde 1981 geboren und hat sein Hobby IT zum Beruf gemacht. In seiner Freizeit beschäftigt er sich viel mit den Themen Reisen, Triathlon, Motorräder, Fotografie und Tanzen (Standard).

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