Korsika 2024 – Tag11 – Zugfahrt – Ile-Rousse / L’Isula Rossa – Ajaaccio – Ile-Rousse / L’Isula Rossa

Heute soll es fast den ganzen Tag regnen und wir brauchen mal einen Tapetenwechsel, also tun wir etwas das auf Anjas Wunschliste stand. Schmalspurbahn fahren. Nachdem wir gestern ausgiebig Fahrpläne studiert hatten klingelt der Wecker heute am Pausentag um 6 Uhr. Schnell einen Espresso, noch kurz Yoga und dann ab mit Rucksack und Jacke zum Bahnhof. Anja trödelt rum, sie ist noch total verschlafen. Als wir das Hotel verlassen und ich erwähne dass man Tickets nur bis 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges kaufen kann, wird sie panisch und joggt los… um 7:21 Uhr geht der Zug. Der Weg bis zum Bahnhof sind nur ca. 300 m und wir schaffen es natürlich noch locker Tickets am Schalter (Automaten hats hier keine) zu kaufen. Der Zug steht schon parat, so dass wir direkt einsteigen können. Der erste Teil führt uns durch die korsischen Berge nach Ponte Leccia. 1 Stunde und 15 Minuten Geruckel und Geschuckel in dem kleinen Zug mit grandiosen Ausblicken in die verregneten Berge und Täler. In Ponte Leccia müssen wir umsteigen und haben 30 Minuten Zeit dafür. Das reicht, um zügig zum 500m entfernten Boulanger zu laufen und zwei Pain au Chocolat, eine Käsetasche und eine Apfeltasche zu kaufen.


Gedanke am Rande… warum fotografiert man eigentlich mit dem Smartphone automatisch mehr im Hochformat? Eine Unsitte, welche ich eigentlich nicht mag – heute müsst Ihr damit leben, dass es mehr derartige Bilder gibt als sonst. Und durchs Zugfenster gab es auch ein paar Spiegelungen.

Der Anschlusszug in Richtung Ajaccio ist rappelvoll. Hier sitzt ein Haufen Schüler im Zug, welche einen unglaublichen Lärmpegel verbreiten, das hatte ich mir entspannter vorgestellt. Aber am ersten Halt in Corte steigen die ganzen Schüler aus, sie scheinen einen Ausflug zu machen. Anja vermutet zur Universität, welche in Corte liegt. Nun ist der Zug wieder angenehm leer und vor allem hört man eigentlich nur noch den Dieselelektrischen Antrieb. Wieder was gelernt – die Schweizer neben uns unterhalten sich über den Antrieb der Züge und ich nehme das als Aufhänger mich kurz einzulesen. Dieselelektrisch oder Dieselhydraulisch ist die Wahl bei Loks wobei die Vorteile von Dieselelektrisch überwiegen. Sprich ein Dieselaggregat welches den Strom erzeugt um die Elektromotoren anzutreiben welche sich an den Achsen befinden. Damit spart man sich Getriebe und Kupplung und kann jeden der Motoren mit idealem Wirkungsgrad betreiben.
Weiter geht es durch Tunnel, über Viadukte, durch Schluchten, Steigungen hinauf, Gefälle hinab, mit Ausblick auf Schneebedeckte Gipfel, bewaldete Hänge, Flüsse und das Ganze bei strahlend blauem Himmel… Moment, sollte es nicht Regnen? Ja, der kommt schon noch. Wir fahren nur gerade durch ein Wolkenloch und genießen den Ausblick. Die beim Bäcker gekauften Sachen schmecken super und wenn man schon um 6 Uhr aufgestanden ist, dann ist man auch früher hungrig. Irgendwann wird es um uns flacher und wir halten nicht mehr an Bahnhöfen im Nirgendwo sondern in Ortschaften. Wir nähern uns Ajaccio. Um 12 Uhr sind wir dann am Endbahnhof und müssen aussteigen.

Plan- und ziellos laufen wir in die Stadt und sehen uns um. Erstmal in die Markthalle, über welche wir regelrecht stolpern und um die Stände rumgewuselt. An einem gönnen wir uns eine kleine „Eistüte“ mit Schinken und snacken diesen pur. Dann werden die Stände auf dem Vorplatz unter die Lupe genommen, ein Charcuterie Sortiment für 2 und ein halber Brebis fürs heutige Abendessen wandern in unseren Rucksack. Nach dem Markt laufen wir in die Altstadt und durchqueren diese mehrfach. Es regnet langsam stärker und nach 1,5 Stunden in Ajaccio hat man eigentlich alles gesehen, was der Reiseführer so hergibt. Die Kathedrale und noch eine weitere Kirche haben wir besichtigt und am Strand waren wir auch. In einer Brasserie lassen wir uns nieder und bestellen Wasser, für mich Cheeseburger mit Fritten und für Anja Tagliatelle mit Hackbällchen. Danach noch einen Espresso, dann geht es nochmal durch ein paar Gassen.

Das Abendessen wird noch mit Baguette ergänzt und irgendwie kamen noch zwei Tartelette für die Rückfahrt dazu – ein Mango Maracuja und ein Citron. Dann laufen wir wieder in Richtung Bahnhof. Die 3,5 Stunden Aufenthalt neigen sich dem Ende zu. Das Wetter war bisher besser als gedacht, es tut aber trotzdem gut, heute mal nicht Mopped zu fahren. Der Zug zurück nach Ponte Leccia ist unerwartet voll, aber wir bekommen noch ein Zweierbänkchen. Schon bevor der Zug losfährt zieht es uns die Augen zu. Wir sind Müde von den letzten Tagen und vom früh aufstehen heute. Außerdem ist es im Zug unglaublich warm. Mit dem Fahrtwind kühlt es dann auch im Zug ein bisschen ab und es tropft Regen vom nicht ganz dicht schließenden Fenster neben mir. Der Rückweg durch die Berge ist wieder genauso eindrucksvoll wie heute morgen, wir schaffen es diesmal etwas mehr direkt aus dem Fenster zu gucken anstatt durch die Kameras/Smartphones. Immer wieder nicken wir auch kurz ein. Kurz vor Ponte Leccia erinnert uns der Zugbegleiter ans Umsteigen.

Wir können direkt in den schon wartenden Zug nach Calvi wechseln, welcher noch komplett leer ist. Eigentlich wäre um 18:30 Abfahrt, aber der Zug aus Bastia hat Verspätung und so müssen wir noch ein bisschen warten. Die Verspätung fährt der Lokführer auf dem Weg nach Ile-Rousse wieder raus und wir kommen pünktlich an. Auf dem Weg dorthin legen wir eine Notbremsung hin weil zwei Kühe auf den Gleisen stehen. In den Bergen fällt uns auf dass die Schneegrenze seit heute früh signifikant gesunken ist. Es ist auch merklich kühler und der Regen den Tag über war in der Höhe Schnee. Als wir auf Ile-Rousse zufahren zeigt sich zu unserer Rechten noch ein wundervoll kräftiger Regenbogen. Die Entscheidung den Tag weitestgehend im Zug zu verbringen und nach Ajaccio zu fahren war goldrichtig, im Norden scheint es deutlich mehr geregnet zu haben.

Nachdem wir den Zug verlassen haben, spazieren wir noch am Hotel vorbei in Richtung Landzunge und Leuchtturm um uns den Sonnenuntergang anzuschauen. Der letzte Sonnenuntergang auf der Westseite von Korsika für uns. Sonne und Himmel geben nochmal alles und glühen um die Wette. Als die Leuchtkraft dann merklich nachlässt, spazieren wir zurück zum Hotel, vespern noch unsere mitgebrachte Charcuterie, den Käse und das Baguette und machen und uns Bettfertig. Der Tag heute hat gut getan aber war auch anstrengend. Wir werden sicher wieder gut schlafen.