
Wir wollen einfach nicht aus diesem Bett raus und diesen Ausblick verlassen. Aber was muss das muss… wobei müssen wir? Nein, wir wollen weiter fahren. Wir wollen noch mehr von Frankreich sehen. Wir wollen nicht zwei Wochen an einer Stelle verharren. Genau das ist unser Antrieb: Jeden Tag etwas neues sehen und die Welt entdecken. Also, los geht’s, wir haben heute nichts zum Frühstücken und starten schon um 9:25 Uhr durch. Die größte Herausforderung war es unser ganzes Zeug zwischen dem vielen Dekozeugs im Tiny House zu finden und nichts zu übersehen. Als wir durch Plougcastel fahren linse ich noch kurz zum Bäcker, bei dem wir gestern waren und überlege doch auf ein Pain au Chocolat zu halten, aber nix gibs, bzw. erst später. Dann, plötzlich ein komisches lautes Ploppen. Ein Geräusch welches ich nicht zuordnen kann und es kam von Elli, da bin ich mir sicher. Rechts ran und erstmal die Kette angeschaut nachdem wir diese gestern gespannt hatten – aber nichts unerwartetes zu entdecken. Nach einem kurzen Check will ich schon wieder aufsitzen und drehe einen letzten Kreis ums Mopped, da kommt die Erkenntnis und mit dem Blick an die richtige Stelle auch die Bestätigung -> stumpfe Schraube im Reifen = Plopp.
Aber alles kein Thema – kostet nur ein bisschen Zeit – Mopped komplett abpacken damit man besser hinkommt, Hinterrad freistellen damit man vernünftig arbeiten kann, Flickzeug raus und losgelegt. Mit dem Leatherman die Schraube raus, mit der Reibahle das Loch säubern, Kleber reindrücken, die babberte Reifenflickwurscht mit Kleber einstreichen und ins Loch schieben, Einführhilfe raus und etz 15 Minuten warten. Warten… hmmm Anja könnte doch schnell zum Bäcker fahren und Croissants holen, gesagt getan. Nach 20 Minuten ist sie wieder da und findet mich etwas konsterniert vor. Erste Frage – ist er dicht? Schulterzucken – ich bekomme keine Luft rein weil der Kompressor nach gefühlten 20 Hüben sein Leben ausgehaucht hat. Also ich in die Moppedklamotten geschlüpft und auf Ari gesetzt, dabei noch schnell ein halbes Croissant und ein halbes Pain au Chocolat verdrückt und dann dann ab zum L’Eclerc in 5km Entfernung. Dort nach einer Luftpumpe gesucht – ein Reifenpannenset für Autos gefunden welches einen 12V Kompressor dabei hat und wieder zurück zu Anja und Elli. Anja hat sich mit einer Joggerin angefreundet welche in Abendkursen Deutsch lernt und sie haben sich auf Denglisch unterhalten. Den neuen Kompressor angeschlossen – bei 1,3 Bar geht auch dieser aus und lässt sich nicht mehr aktivieren… What the F…??? Okay, war nur die 5A Sicherung von der 12V Steckdose – gleich mal ne 10A reingesteckt. Jetzt läuft der neue Kompressor und er ist schneller als unser alter, dafür auch doppelt so groß. Als der Reifen voll ist, erstmal wieder das ganze Gepäck ans Mopped, dann nochmal Druckprüfen – hält schon 10 Minuten – also erstmal fahren.
Um 11:06 Uhr mit fast 2 Stunden Verzögerung beginnen wir den Tag nochmal neu. Wir verlassen Plougcastel endgültig und kommen gut voran, schnell sind wir im Park Naturel Regional d’Amorique und müssen klar feststellen die Bretagne ist schön! Es macht Spaß hier zu fahren. Man kommt gut voran, die Straßen sind nicht langweilig und der Ausblick aufs Meer, die Gezeiten, Flussmündungen und Boote welche in den kleinen Häfen liegen ist einfach schön. Kurz nach Tal Ar Groas sehen wir einen Parkplatz mit Sitzgelegenheiten im Schatten und da die Zeit schon fortgeschritten ist knurren unsere Mägen. Anja hat vorhin beim Bäcker noch ein Baguette Traditional mitgenommen und wir haben noch Marmelade und einen Veggie Brotaufstrich. Wir futtern zügig und ich checke nochmal ob der Reifen den Druck hält -> perfekte 3,2 Bar! Reifenflicken kann ich.
Wir verlassen den Naturpark und fahren durchs Stadtgebiet von Quimper. Nix besonderes. In Pont Aven stoppen wir zum Tanken und ich hol noch eine Breizh Cola aus dem Intermarche weil mir nach Zucker ist. Anja liest nochmal im Reiseführer zu Pont Aven nach – soll ein schönes pittoreskes Städtchen sein. Schauen wir uns an weil wir eh durchfahren. Und tatsächlich im Stadtkern sind ein paar nette Häuser an einem Flüsschen. Wir machen ein paar Bilder, dann geht es wieder weiter. Der Rest der Strecke heute ist einfach schön und flüssig! Mal am Meer, mal überqueren wir wieder Flussmündungen und mal geht es weiter im Landesinneren parallel zur Küste entlang. Irgendwann halten wir noch an einem Bäcker und essen unsere obligatorischen zwei Tartelettes (Maracuja und Schoko) und für mich gibt es noch einen Expresso (stand wirklich so auf der Tafel an der Wand!!!) Ich sterbe quasi vor Hunger also gibt es noch ein überbackenes Baguettestück hinterher. Als wir gehen wollen kommen zwei junge Bretonen auf uns zu und fragen wo wir herkommen. Sie freuen sich voll dass wir Ihre Region bereisen, erzählen stolz davon und wünschen uns eine gute Reise. Es ist schön sich Willkommen zu fühlen. Dieses Gefühl sollten wir anderen Menschen viel öfter vermitteln statt immer an jedem zu Zweifeln.
In Kergouric halten wir spontan am Breizh en Bouche einem kleinen Spezialitätenladen der nur regionales Bio Zeugs vertreibt. Ich hol mir einen Bretagne Aufkleber für die Koffer, wir gönnen uns Brot, 2x Käse, Salami und Oliven fürs Abendessen. Einen Intermarche später haben wir dann auch Wasser und waren auf Toilette. Der Inhaber vom kleinen Laden hat uns zum Nachdenken gebracht. Eigentlich wollten wir nicht nach Quiberon fahren da es eine Sackgasse ist, aber er hat uns Postkarten gezeigt und so von der Landzunge geschwärmt dass wir spontan unser Tagesziel ändern und einen ACSI Campingplatz dort anfahren. Und er hat recht wir fahren zwar nur zügig auf der Hauptstraße auf die Landzunge, aber nach dem Zeltaufbau picknicken wir am Strand und es ist schön hier! Das Wasser ist trotz Sandstrand glasklar und angenehm temperiert. Wir genießen die Stimmung am Strand bevor wir uns noch ein wenig vors Zelt setzen, Pläne für morgen schmieden und der Fete de la Musique lauschen welche heute von 21 Uhr bis 22:15 Uhr im Campingplatzrestaurant steigt. Livemusik mit einem Trio welches so mittelgut ist. Für morgen nehmen wir uns ordentlich km vor und wollen zum Loiretal ins Landesinnere. Achja… hier in der Gegend hats Dolmen, Menhire und Monolithen. Auf gut Deutsch da stehen halt Steine neben der Straße rum 😉 schaut schick aus und ist schnell angeschaut. Morgen solls noch mehr davon geben.