Frankreich 2023 – Tag13 – 241km – Quiberon

Wir wollen einfach nicht aus diesem Bett raus und diesen Ausblick verlassen. Aber was muss das muss… wobei müssen wir? Nein, wir wollen weiter fahren. Wir wollen noch mehr von Frankreich sehen. Wir wollen nicht zwei Wochen an einer Stelle verharren. Genau das ist unser Antrieb: Jeden Tag etwas neues sehen und die Welt entdecken. Also, los geht’s, wir haben heute nichts zum Frühstücken und starten schon um 9:25 Uhr durch. Die größte Herausforderung war es unser ganzes Zeug zwischen dem vielen Dekozeugs im Tiny House zu finden und nichts zu übersehen. Als wir durch Plougcastel fahren linse ich noch kurz zum Bäcker, bei dem wir gestern waren und überlege doch auf ein Pain au Chocolat zu halten, aber nix gibs, bzw. erst später. Dann, plötzlich ein komisches lautes Ploppen. Ein Geräusch welches ich nicht zuordnen kann und es kam von Elli, da bin ich mir sicher. Rechts ran und erstmal die Kette angeschaut nachdem wir diese gestern gespannt hatten – aber nichts unerwartetes zu entdecken. Nach einem kurzen Check will ich schon wieder aufsitzen und drehe einen letzten Kreis ums Mopped, da kommt die Erkenntnis und mit dem Blick an die richtige Stelle auch die Bestätigung -> stumpfe Schraube im Reifen = Plopp.

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Aber alles kein Thema – kostet nur ein bisschen Zeit – Mopped komplett abpacken damit man besser hinkommt, Hinterrad freistellen damit man vernünftig arbeiten kann, Flickzeug raus und losgelegt. Mit dem Leatherman die Schraube raus, mit der Reibahle das Loch säubern, Kleber reindrücken, die babberte Reifenflickwurscht mit Kleber einstreichen und ins Loch schieben, Einführhilfe raus und etz 15 Minuten warten. Warten… hmmm Anja könnte doch schnell zum Bäcker fahren und Croissants holen, gesagt getan. Nach 20 Minuten ist sie wieder da und findet mich etwas konsterniert vor. Erste Frage – ist er dicht? Schulterzucken – ich bekomme keine Luft rein weil der Kompressor nach gefühlten 20 Hüben sein Leben ausgehaucht hat. Also ich in die Moppedklamotten geschlüpft und auf Ari gesetzt, dabei noch schnell ein halbes Croissant und ein halbes Pain au Chocolat verdrückt und dann dann ab zum L’Eclerc in 5km Entfernung. Dort nach einer Luftpumpe gesucht – ein Reifenpannenset für Autos gefunden welches einen 12V Kompressor dabei hat und wieder zurück zu Anja und Elli. Anja hat sich mit einer Joggerin angefreundet welche in Abendkursen Deutsch lernt und sie haben sich auf Denglisch unterhalten. Den neuen Kompressor angeschlossen – bei 1,3 Bar geht auch dieser aus und lässt sich nicht mehr aktivieren… What the F…??? Okay, war nur die 5A Sicherung von der 12V Steckdose – gleich mal ne 10A reingesteckt. Jetzt läuft der neue Kompressor und er ist schneller als unser alter, dafür auch doppelt so groß. Als der Reifen voll ist, erstmal wieder das ganze Gepäck ans Mopped, dann nochmal Druckprüfen – hält schon 10 Minuten – also erstmal fahren.

Um 11:06 Uhr mit fast 2 Stunden Verzögerung beginnen wir den Tag nochmal neu. Wir verlassen Plougcastel endgültig und kommen gut voran, schnell sind wir im Park Naturel Regional d’Amorique und müssen klar feststellen die Bretagne ist schön! Es macht Spaß hier zu fahren. Man kommt gut voran, die Straßen sind nicht langweilig und der Ausblick aufs Meer, die Gezeiten, Flussmündungen und Boote welche in den kleinen Häfen liegen ist einfach schön. Kurz nach Tal Ar Groas sehen wir einen Parkplatz mit Sitzgelegenheiten im Schatten und da die Zeit schon fortgeschritten ist knurren unsere Mägen. Anja hat vorhin beim Bäcker noch ein Baguette Traditional mitgenommen und wir haben noch Marmelade und einen Veggie Brotaufstrich. Wir futtern zügig und ich checke nochmal ob der Reifen den Druck hält -> perfekte 3,2 Bar! Reifenflicken kann ich.

Wir verlassen den Naturpark und fahren durchs Stadtgebiet von Quimper. Nix besonderes. In Pont Aven stoppen wir zum Tanken und ich hol noch eine Breizh Cola aus dem Intermarche weil mir nach Zucker ist. Anja liest nochmal im Reiseführer zu Pont Aven nach – soll ein schönes pittoreskes Städtchen sein. Schauen wir uns an weil wir eh durchfahren. Und tatsächlich im Stadtkern sind ein paar nette Häuser an einem Flüsschen. Wir machen ein paar Bilder, dann geht es wieder weiter. Der Rest der Strecke heute ist einfach schön und flüssig! Mal am Meer, mal überqueren wir wieder Flussmündungen und mal geht es weiter im Landesinneren parallel zur Küste entlang. Irgendwann halten wir noch an einem Bäcker und essen unsere obligatorischen zwei Tartelettes (Maracuja und Schoko) und für mich gibt es noch einen Expresso (stand wirklich so auf der Tafel an der Wand!!!) Ich sterbe quasi vor Hunger also gibt es noch ein überbackenes Baguettestück hinterher. Als wir gehen wollen kommen zwei junge Bretonen auf uns zu und fragen wo wir herkommen. Sie freuen sich voll dass wir Ihre Region bereisen, erzählen stolz davon und wünschen uns eine gute Reise. Es ist schön sich Willkommen zu fühlen. Dieses Gefühl sollten wir anderen Menschen viel öfter vermitteln statt immer an jedem zu Zweifeln.

In Kergouric halten wir spontan am Breizh en Bouche einem kleinen Spezialitätenladen der nur regionales Bio Zeugs vertreibt. Ich hol mir einen Bretagne Aufkleber für die Koffer, wir gönnen uns Brot, 2x Käse, Salami und Oliven fürs Abendessen. Einen Intermarche später haben wir dann auch Wasser und waren auf Toilette. Der Inhaber vom kleinen Laden hat uns zum Nachdenken gebracht. Eigentlich wollten wir nicht nach Quiberon fahren da es eine Sackgasse ist, aber er hat uns Postkarten gezeigt und so von der Landzunge geschwärmt dass wir spontan unser Tagesziel ändern und einen ACSI Campingplatz dort anfahren. Und er hat recht wir fahren zwar nur zügig auf der Hauptstraße auf die Landzunge, aber nach dem Zeltaufbau picknicken wir am Strand und es ist schön hier! Das Wasser ist trotz Sandstrand glasklar und angenehm temperiert. Wir genießen die Stimmung am Strand bevor wir uns noch ein wenig vors Zelt setzen, Pläne für morgen schmieden und der Fete de la Musique lauschen welche heute von 21 Uhr bis 22:15 Uhr im Campingplatzrestaurant steigt. Livemusik mit einem Trio welches so mittelgut ist. Für morgen nehmen wir uns ordentlich km vor und wollen zum Loiretal ins Landesinnere. Achja… hier in der Gegend hats Dolmen, Menhire und Monolithen. Auf gut Deutsch da stehen halt Steine neben der Straße rum 😉 schaut schick aus und ist schnell angeschaut. Morgen solls noch mehr davon geben.

Frankreich 2023 – Tag12 – Pause – Plougcastel

Und wieder haben wir wunderbar geschlafen. Wir wachen bei bestem Wetter auf – Moment der DWD hatte doch Regentag gesagt. Ach egal, wir können auch bei Sonne Pause machen. Wir machen Tür und Fenster auf und genießen die frische Luft. Wir können vom Bett aus das Meer sehen, kann es schöner sein? Irgendwann krabbeln wir raus, Anja macht Yoga – ich faulenze einfach. Um kurz vor 11 Uhr werfen wir uns in Schale – Motorradschale und fahren kurz nach Plougcastel um endlich eine Briefmarke für unsere Postkarte zu kriegen und um beim Boulanger Baguette und Tartelettes zu kaufen. So gerüstet geht es zurück zu unserem Zirkuswagen. Wir kochen Eier und setzen uns zum Frühstücken in die Sonne. Baguette mit Heidelbeermarmelade, gekochte Eier und hinterher ne Melone.

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Nach dem Frühstück schau ich die Moppeds mal durch und spanne an beiden die Ketten nach. Genug gearbeitet – jetzt wird wieder gegammelt und dann geht es eine Runde spazieren. Wir laufen zum Strand runter und einmal um die Bucht rum. Schauen ein paar Leuten zu wie sie von der Wellenbrechermauer ins Wasser springen. Wir haben die Kameras dabei und machen ein paar Bilder. Dann laufen wir weiter zur Creperie um schonmal zu prüfen ob wenigstens diese heute Abend offen hat. Das Restaurant welches ich eigentlich im Blick hatte, hat heute Abend leider geschlossen… mir fiel das ganze aber erst auf nachdem wir nichts fürs Abendessen eingekauft hatten. Kann ja mal passieren, gehen wir eben Galettes und Crepe essen – die Creperie hat tatsächlich heute offen.

Wir laufen noch auf die andere Seite der Landzunge. Dort finden wir militärisches Sperrgebiet und einen schmalen tunnelartigen Weg durchs Gestrüpp. Ich folge dem Minigang und finde nochmal eine mehr oder weniger unspektakuläre Bucht. Anja wartet am Beginn des Weges bis ich wieder da bin. Dann laufen wir noch zu einer weiteren Bucht bevor wir den Rückweg zur Unterkunft antreten. Nun kommt die wichtigste Tätigkeit heute – Tarteletteessen! Eins mit Erdbeeren und das andere ist eigentlich gar kein Tartelette sondern eher ein Stück Schokoschnitte. Dann liest Anja im Reiseführer, ich schreibe meinen Bericht von gestern. Wir machen gemeinsam Routenplanung für morgen und dann ist noch ein Friseurbesuch bei meinem Langhaarschneider angesagt und schon geht der Tag zur Neige. Wie wenig man schafft wenn man einfach nur faulenzt und alles ganz langsam tut. Und das wichtigste dabei – immer wieder innehalten und aufs Meer schauen.

Um kurz vor 19 Uhr laufen wir dann nochmal zur Creperie und sind erstaunt über den riesigen versteckten Innenhof. Wir bestellen Cidre, Wasser und erstmal 2 Galettes (Ich: Emmentaler, Jakobsmuschel, Shrimps, Kartoffeln / Anja: Entenbrust, Nüsse, Confit, Tomaten). Als Nachtisch gönnen wir uns dann noch 2 Crepes (Ich: Birne, Vanillesoße, Sahne, geröstete Mandeln / Anja: Erbeeren, Nougateis, Sahne, rote Soße, geröstete Mandeln). Saulecker wars! Den Rückweg treten wir wieder über die Bucht an und müssen feststellen dass aktuell das Meer da ist. Wir setzen uns erstmal auf eine Bank und genießen wieder den Ausblick aufs Meer. Das schwapsen der Wellen beruhigt und die Sonne ist schön warm.

Später klettern wir über die Klippen um den Beginn der Bucht und laufen über den Strand zurück zum Tiny House. Wir lassen den Abend genauso ausklingen wie der ganze Tag war – chillig. In den letzten Sonnenstrahlen auf dem Bett rumliegen und diese Zeilen tippen und dann zufrieden einschlafen.

Frankreich 2023 – Tag11 – 243km – Plougcastel

Sleepscore 99 zeigt Garmin Connect an und genauso fühl ich mich auch. Super geschlafen – genial ausgeruht! Neben uns hat eine vierer Gruppe Radfahrer genächtigt. Diese illustre Truppe macht sowas zum erstmal, einer ist mit Anhänger unterwegs und hat viel zu viel Zeugs dabei. Und sie sind neidisch auf unser Essen weil es so gut gerochen hat gestern Abend. Sie erkundigen sich wo wir heute Abend kochen werden, dann kommen sie dazu. Ich bezweifle ja stark dass sie 240km schaffen. Unsere Frühstückroutine mit Croissant, Pain au Chocolat und Melone halten wir auch heute ein. Das Zelt muss noch feucht in den Packsack, aber hilft alles nix. Um ca. 10:30 rollen wir vom Platz und tauchen heute so richtig in die Bretagne ein.

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Diese empfängt uns mit tollen Straßen, welche sich schön flüssig fahren lassen. Hügel auf und ab, rechts rum, links rum, dann mal ein Dörfchen. Einfach so wie Moppedstrecken sein sollten. Alles blüht, vor allem die Hortensien Büsche sind ein wahres Farbenmeer. An einem Strand halten wir an, setzen uns auf ein Mäuerchen und gucken ein bisschen doof in die Gegend. Das Wasser hat sich gerade mal wieder zurückgezogen und die Strandfläche ist daher riesig. Um nach Morlaix reinzufahren verlassen wir die Küste nur um festzustellen dass Morlaix einen Hafen hat, welchem es allerdings gerade ein bisschen an Wasser mangelt. Es ist schon irre was die Natur mit ihren Gezeiten zu bieten hat. Flussmündungen sacken bis weit ins Landesinnere massiv im Wasserpegel ab. In Morlaix überspannt ein Eisenbahnviadukt ein Tal. Unter diesem parken wir und suchen uns eine Creperie um den knurrenden Magen aufzufüllen.

Zwei Gallette (Ziegenkäse, Paprika, Chorizo, Ei und Kartoffeln / Reblochon, luftgetrockneter Schinken, Zwiebel Chutney, Senfsoße) und zwei Salate später sind wir satt. Das Wetter ist heute absolut perfekt, ein paar Wolken und Temperaturen um die 25 Grad sind einfach angenehm. Das Bluesky Navi (Danke Max fürs ausleihen ;-)) funktioniert auch, in unserem Rücken sehen wir Regenwolken. Die Bretagne ist wie das Nürnberger Knoblauchsland – überall Ackerbau, was besonders heraussticht sind die Artischockenpflanzen welche gerade Erntezeit haben. Wir entschleunigen heute maximal – ich baue nochmal einen Stopp am Meer ein weil ich einen Leuchtturm gesehen habe. Aus diesem Halt werden dann zwei, weil ich den Leuchtturm nicht auf Anhieb wiederfinde. Wir beobachten zwei Taucher mit Harpunen als sie ihre Ausrüstung fertig machen, dann fahren wir zum zweiten Stopp diesmal tatsächlich mit Blick auf den Leuchtturm. Wir befinden uns im Department Finisterra – mal wieder am Ende der Welt. Das hatten wir ja eigentlich in Spanien 2021 bereits gefunden. Die Franzosen haben aber ihr eigenes Ende der Welt. Den westlichsten Festlandteil Frankreichs.

So langsam wird es Zeit ein bisschen voran zu kommen, wir hatten der Unterkunft angekündigt dass wir zwischen 17 und 18 Uhr ankommen. Aber erstmal müssen noch Tartelettes her. Ein Tag ohne diese kleinen süßen Dinger in Frankreich ist ein verlorener Tag! Wir finden eine unscheinbare Bäckerei und gönnen uns eines mit Karamell und etwas dass uns als lokale Spezialität verkauft wird. Kouign-Amann – ein runder dicker Fladen aus einer Art grobem Blätterteig, der aus Schichten von Brioche-Teig, gesalzener Butter und Zucker besteht. Und weil wir uns mal wieder nicht beherrschen können holen wir uns noch ein drittes mit Aprikosen und Tonkabohnencreme. Einfach lecker das Zeugs!

Was in Frankreich immer wieder auffällt, ist wie rücksichtsvoll Autofahrer Motorradfahrern gegenüber sind. Immer wieder werden wir bewusst vorbei gelassen. In Staus und an Ampeln ist das Vorfahren offiziell erlaubt. Jetzt kommen wir endlich an den westlichsten Punkt sozusagen ans Kap. Am Faro die Kermorvan lassen wir uns nochmal so richtig Zeit. Über eine Stunde verbringen wir hier. Erst laufe ich zum Leuchtturm, dann Anja. Anja hat noch ein besonderes Erlebnis – sie kann einen Schwarm wilde freilebende Delphine beobachten. Ein beeindruckendes Schauspiel, sie ist ganz begeistert als sie zurückkommt. Und sie hat zwei Bikepacker im Gepäck – einer der beiden kommt aus Neuendettelsau (14 km von unserem zuhause weg). Wir tauschen uns noch ein bisschen über unsere Reisen aus, dann geht es weiter. Ich hab derweil auch mal der Unterkunft Bescheid gesagt dass wir eher so gegen 20 Uhr ankommen werden.

Kurz vor der Unterkunft halten wir noch an einem Supermarkt und decken uns mit Futter für heute Abend ein. Zwei Filets vom Merlan, Zucchini, Fenchel, Kartoffeln, Marmelade, eine Flasche Rosè und Wasser füllen die verbleibenden Lücken im Gepäck. Auf den letzten Metern zur Unterkunft fängt es dann an zu Regnen, so dass wir den Check-in relativ kommunikationsarm durchführen und direkt unser Tiny House in einem alten Zirkuswagen beziehen. Schnell das Gepäck reingeräumt und einmal in dem Miniraum explodiert. Wir sind jetzt hier! Vor lauter Gepäck können wir gar nicht kochen, also müssen wir uns doch erst noch ein bisschen organisieren bevor es losgeht. Um 21:20 sitzen wir dann endlich beim Essen und genießen dazu unseren Rosè. Leicht angeschickert machen wir noch den Abwasch und fallen dann erschöpft aber glücklich ins Bett.

Frankreich 2023 – Tag10 – 206km – Plougrescant

Völlig erledigt schlafen wir tatsächlich bis kurz nach 8 Uhr. Wir haben kein Frühstück gebucht, können also die Zeit bis zum Check-out voll verdümpeln. Für heute ist mal Regen gemeldet und aus den Wetterapps kann man nicht genau erkennen wann der kommen soll… Bericht haben wir beide noch nicht geschrieben, also war das die erste Tätigkeit, Achja und Routenplanung… Dann macht Anja noch ne Runde Yoga und ich schau dem Wetter beim kippen zu… es beginnt zu regnen. Als wir die Moppeds aufpacken hat der Regen wieder ein bisschen nachgelassen und wir hoffen dass es so bleibt. Das Ausfahren aus La Caserne dauert kurz, weil sich mal wieder Leute an der Schranke anstellen, dabei ist es so einfach: 1. Parkkarte reinstecken 2. Kreditkarte reinstecken 3. Belege nehmen 4. durch die offene Schranke fahren. Wir können aber auch zuschauen wie eine Dame versucht mit Ihrer Kreditkarte reinzufahren… das geht allerdings nicht ohne Zahlencode von einem Hotel. Ein paar Kilometer weiter tanken wir an einem Carefour und werden von einem Platzregen überrascht. Schnell stellen wir uns unter dem Abholplatz für Onlinebestellungen unter. Es gesellen sich noch 3 weitere Moppeds zu uns. Die beiden Engländer sind nass bis auf die Haut, der eine von beiden hat keine Regenklamotten dabei. Ich laufe schnell in den Carefour und nutze die Regenpause um zwei Pain au Chocolat zu holen und zu verdrücken. Der Regen lässt nach und wir starten durch.

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Die Lichtstimmung bei dem Regen ist „interessant“, der Boden ist noch so aufgeheizt dass Nebel entsteht und die Landschaft in etwas mystisches verwandelt. So richtig einen Blick dafür habe ich aber irgendwie nicht. Und die Idee das mal fotografisch festzuhalten kam mir auch nicht. Heute war einfach nur Moppedfahren um des Moppedfahrenswillen angesagt. Nicht ganz so kleine Straßen lassen uns flott vorankommen – zumindest gefühlt. Real sind wir auch heute wieder nicht schnell. In Dinan irren wir kurz durch die Altstadt, dann parken wir und laufen noch verwirrter durch die Altstadt. Wir finden einen Platz in einer Creperie und gönnen uns Cappuccino, lokale Cola, zwei Galettes und einen Crepe. So gestärkt kann es dann wieder weitergehen. Als wir Dinan verlassen kaufen wir noch schnell Baguette weil ja Sonntag ist und wir nicht wissen wie lange wir noch was kriegen. Die Supermärkte haben bereits geschlossen.

Ein paar Ortschaften weiter finden wir zu unserer Überraschung eine kleine Epicerie die doch noch geöffnet hat und kaufen noch eine Melone, Zucchini, Tomaten und Ziegenkäse fürs Abendessen. So ausgestattet kann der Campingplatz kommen… der ist aber noch in weiter Ferne. Ich habe es heute nicht so mit den Navianweisungen und so müssen wir 3 oder 4 mal wenden und wieder zurückfahren um auf unserer Route zu bleiben. Saint-Brieuc umfahren wir großräumig und mir wird bewusst dass es eng werden könnte mit dem Kauf unserer täglichen Tartelettes. Ab sofort achte ich mit Argusaugen auf Boulangerien und drehe die eine oder andere extra Runde durch Ortschaften, aber alle Bäckereien haben geschlossen. Ich habe schon fast aufgegeben und Anja versucht mich schon mit dem Gedanken an die Tafel slowenische Schokolade, welche wir zufällig in meiner Motorradjacke gefunden haben zu trösten, als uns nochmal eine Patisserie ins Blickfeld kommt. Und sie hat geöffnet, sogar bis 19:30 Uhr. Wir stürmen sie und ich kaufe vor lauter Freude gleich 3 Tartelettes. Anja meint das müssen wir morgen dann ausgleichen und eines weniger Essen… ich glaube das nicht! 😀 Und noch was zu der slowenischen Schokolade, die hab ich scheinbar heimlich gekauft und in die Rückentasche meiner Klim Jacke gesteckt. In diese Tasche schau ich net wirklich häufig rein, genauer gesagt nur wenn es wirklich heftig regnet und ich den Sturmkragen raushole, welcher darin verstaut ist. Dabei hab ich die Schoki wiedergefunden.

Als wir genüsslich unsere Minitörtchen essen erwischt uns zum zweiten mal heute ein Platzregen. Schnell retten wir uns unter einen Dachvorsprung und stehen auch diesen Regenguss aus. Perfektes Timing um klatschnassen Fußgängern zuzusehen wie die einen durch den regen hetzen und die anderen es mit stoischer Gelassenheit ertragen. Wir sind ganz froh dass wir im Trockenen stehen. Als der Regen nachlässt sitzen wir auf und greifen die letzten km zum Campingplatz an. Der Himmel reißt auf und strahlt uns mit blauen Fetzen an. Als wir an den Campingplatz rollen steht ein Schild vor der Einfahrt „Complet“ -> das heißt so viel wie Voll! Ein freundlich lächelnder Mann winkt uns aber trotzdem herein, also rolle ich zu ihm und frage ob er noch ein Plätzchen für uns hat und er bejaht. Zelt ohne Strom geht immer irgendwie. Wir bestellen gleich noch Croissant zum Frühstück und machen uns nach dem Aufbau direkt ans Kochen.

In der Pfanne gebratene Zucchinischeiben mit warmem Ziegenkäsetopping auf Tomatensugo dazu Baguette – ein bisschen Honig und ein paar Nüsse wäre noch super gewesen, aber allein das Essen hat schon bei den vorbeilaufenden für Aaahs und Ooohss gesorgt… so besonders wars etz auch net. Aber nur weil man mit dem Mopped unterwegs is muss man ja keine Dosenravioli essen… Nach dem Abspülen packen wir die Kameras und laufen ans Meer. Wir erkunden die Cote de Granit Rose. Eine Besonderheit dieses Küstenabschnitts ist der Rosafarbene Granit. Diese Buchten sagen uns viel mehr zu als die langen Sandstrände in der Normandie. Die Bretagne hat schonmal Pluspunkte gesammelt. Wir laufen insgesamt noch knapp über 3km am Meer entlang und wieder zurück zum Campingplatz. Die Sonnenstrahlen tauchen alles in goldenes Licht. Zurück am Platz setzen wir uns mit dem Laptop an die Rezeption und nutzen das gratis Wifi für die Planung der nächsten Tage. Das Wetter soll am Dienstag schlecht sein und wir sind im Urlaub – also gibt das einen Pausentag. Wir suchen uns eine schnucklige Unterkunft für zwei Nächte und werden am Dienstag ausspannen! Die Route für morgen steht, also geht es ab ins Zelt, noch schnell den Tag Revue passieren lassen und dann ab in den Schlafsack.

Frankreich 2023 – Tag09 – 157km – La Caserne

Die Nacht im Zelt war mal wieder Bombe – ich bin 42 Jahre alt und ich schlafe im Zelt besser als im Hotel… sollte ich mir Gedanken machen? Als erstes tapse ich mal zur Rezeption und hole unser Frühstück. Wir bauen wieder ganz gechillt ab und genießen Croissant, Pain au Chocolat und Melone, dann geht es los. Die Route heute beginnt wieder auf kleinsten Straßen, welche einem manchmal fast wie Tunnel vorkommen, lediglich das Dach fehlt. Aber die Seiten sind durch Hecken gesäumt wie durch Mauern. Man hat null, null Ausblick. Außerdem ist jede Kurve eine Überraschung – Gegenverkehr oder kein Gegenverkehr. Glücklicherweise ist auf diesen Straßen nicht viel los. Laut Reiseführer herrscht in Frankreich grundsätzlich rechts vor links – das macht jede Einmündung ein bisschen unentspannt, man erkennt die abweichende Regelung am Stoppschild oder der weißen Haltelinie der Einmündung. Ich finde da ehrlich gesagt das System in Deutschland entspannter.

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Wir halten an einem großen Intermarche um zu tanken – heute keine Automatenzahlung sondern am Kassenhäuschen. Nach dem Tanken laufe ich hin und stecke meine Visa in den Kartenleser -> Zack Absturz. Nach 15 Minuten geht immer noch nix, also zahle ich bar und Anjas tanken wird vertagt. Im Supermarkt kaufen wir Wasser, Baguette und Käse und essen erstmal auf dem Parkplatz. Ich mag keine Wände neben den Straßen mehr anschauen und entschließe mich auf größere Straßen auszuweichen, außerdem erhoffe ich mir ein zügigeres Vorankommen. Die Temperaturen steigen und es wird so richtig drückend warm. An einer Boulangerie kommt dann noch der obligatorische Tartelettestopp (Citron und Chocolat).

Jetzt geht es auf eine teilweise zweispurige „Bundesstraße“ und wir dürfen mal 110 km/h fahren. Als wir diese wieder verlassen sehen wir in der Ferne zum ersten mal Mont St. Michel… wobei was heißt hier Ferne? Das Ding ist riesig und so weit sind wir eigentlich gar nimmer weg. Bei der Einfahrt nach La Caserne gibt es Stau weil manche Leute ohne Einfahrtcode an der Schranke stehen. Diesen bekommt man vom Hotel wenn man eine Buchung hat. Wie es mit dem Campingplatz läuft wissen wir nicht, aber ich denke genauso. Als wir dran sind tippe ich den Code ein, die Schranke geht auf wir ernten neidische Blicke und fahren zu unserem Mercure Hotel. Das Zimmer hat gefühlte -10 Grad und wir schalten erstmal die Klima aus und Lüften.

Umziehen, Fotorucksack packen und ab zum kostenlosen Shuttle Bus nach Mont Saint Michel. Der Bus hält direkt vor dem Hotel und fährt einen bis 100m vor Brückenende an die Insel ran. Die Abbaye kann man nur bis 19 Uhr besuchen und letzter Einlass ist um 18 Uhr. Wir gehen nach ein paar Fotos von außen auf die Insel ziemlich zügig hoch zum Ticketshop. Um 18:40 starten wir dann unsere Runde durch die Abtei. Wahnsinn was die Baumeister damals geleistet haben. Und wenn man sich dann mal noch überlegt dass es damals keine maschinelle Unterstützung gab. Den Audioguide sparen wir uns da er länger dauert als wir noch Zeit haben. Es gibt einen deutschsprachigen Flyer mit Erklärungen zu den Stationen, das genügt uns völlig.


« …à la vitesse d’un cheval au galop » Der Schriftsteller Victor Hugo soll diese poetischen Worte gefunden haben für die Flut, die den Mont Saint Michel im Wechsel der Gezeiten umbrandet und aus dem kleinen Klosterberg eine Insel macht


Von einer der Terrassen sehen wir wie die Flut kommt. Die Beschreibung „wie ein galoppierendes Pferd“ ist absolut zutreffend! Wahnsinn wie schnell das Wasser hier steigt! Unser Timing für den Besuch ist gar nicht so schlecht – so kurz vor Tagesende wird der Berg immer leerer und wir haben freie Bahn an diesem Tourihotspot. Nach der Abtei schlendern wir noch über die Nordmauer und besichtigen die kleine Kirche unterhalb der Abtei. Nach ein paar letzten Fotos von außen auf die Insel steigen wir in einen fast leeren Bus und fahren zurück zum Hotel.

Eine schnelle Dusche und frische Klamotten später sitzen wir im Hoteleigenen Restaurant und bestellen beide ein Menü. Ich starte mit den Austern (wollte ich schon immer mal probieren und wenn nicht hier wo dann?), Hüftsteak und eine Käseauswahl. Für Anja gibt es Thunfisch, Seebrasse und was Schokoladiges. Ich spicke nochmal an den Nachbartischen wie man die Austern nun isst und dann bin ich neugierig gespannt. Fazit: weder eklig, noch gut. Die Neugierde ist gestillt nochmal brauch ichs nicht unbedingt. Um 22:30 fallen wir dann ins Bett und sind völlig erledigt. Der Wein und die Laufstrecke des heutigen Tages tun ihr Übriges dazu dass wir in einen bleiernen Schlaf fallen.

Unterkunft: Mercure Hotel Mont Saint Michel

Frankreich 2023 – Tag08 – 224km – Le Rozel

Der Pausentag ist rum, heute geht es wieder weiter. Wir wachen um ca. 8 Uhr auf und ich muss ausgesehen haben wie ein Zombie, als ich mich auf den Weg zum Sanitärgebäude gemacht habe. Als ich zurückkam hatte Anja die Matte schon ausgerollt und begann gerade mit Ihrer Yogasession. Ich dachte mir – jetzt bloß nicht stehen bleiben und packte langsam aber stetig im Zelt weiter Zeug zusammen. Irgendwann war Anja mit Yoga fertig und im Zelt gab es nichts mehr zu packen, also haben wir erstmal die Melone vernichtet, welche noch rumlag. Dann war der drive raus… wir mussten uns zwingen wieder loszulegen. Um ca. 10:30 rollten wir dann vom Platz und machten uns auf den Weg heute die 2.Weltkriegs D-Day Strände zu erkunden.