Balkantour 2018 – Tag 8 – 239 km – Kumanovo

Wir wachen auf und haben beide den gleichen Gedanken – SATT! Wir sind satt. Nicht wie in Island wo wir satt an Eindrücken waren. Nein, das Eindrücke sammeln geht ja gerade erst los. Unsere Mägen signalisieren „Bitte nichts zu Essen reinschieben!“ Wir lieben den Balkan nicht nur, aber auch wegen seiner Küche. Fleischlastig, fettig, reichlich und geschmacksintensiv. Aber wir haben in den letzten Tagen soviel gegessen dass unsere Mägen erstmal eine Pause brauchen. Wir lassen das Frühstück heute kurzerhand ausfallen und dümpeln noch ein wenig im Bett. So kommen wir auch nicht früher los als sonst.

Heute sind Nebenstrecken angesagt. Wir verlassen Dimitrovgrad und biegen sofort ab auf kleinste Straßen. Oft nicht breiter als ein Auto. Der Zustand schlecht bis sehr schlecht. Genau so lieben wir es. Teilweise fahren wir heute nicht schneller als 40km/h. Aber hier findet man sie – Eindrücke. Man sieht kleine Dörfer, das Leben wie es für das ländliche Serbien typisch ist. Wir befinden uns immer noch in den Bergen. Einen Teil des Tages verbringen wir auf über 1000 Höhenmetern. Wir finden heute auch Spitzkehre und am Nachmittag finden wir auch ein Tal welches zum angasen einlädt. 80 km/h sind dafür fast zu langsam. Hier begegnen uns dann auch einige andere Moppedfahrer. Die bisherigen Begegnungen konnte man an einer Hand abzählen.

Aber von Vorne. Kurz nachdem wir losgefahren sind durchschneiden wir eine Schlucht. Die Straße ist tief in den Felsen gehauen und die Berge um uns sind hoch. Dann öffnet sich die Schlucht und ein Kloster liegt zu unserer Rechten. Der erste Stopp muss sein. Wir besichtigen das Kloster, die Mönche nötigen einen fast schon die Kirche anzusehen. Sie verstehen uns nicht, wir sie nicht, aber sie schieben uns einfach rein in die Kirche. Die Erlebnisse mit anderen Religionen in fremden Ländern sind irgendwie immer positiv. Man wird freundlich aufgenommen und nirgends ist man so verbissen wie in Deutschland. Nach diesem Stopp heisst es kurvenräubern. Wir schrauben uns langsam in die Höhe und wundern uns warum es hier in diesem Tal so eine Straße gibt. Gut sie ist stellenweise schon sehr schlecht und die Natur erobert sich stückchenweise ihren Lebensraum zurück. Aber warum wurde genau hier so eine Strasse gebaut? Ich glaube die Erklärung liegt in einem riesigen verfallenen Hotelbunker der förmlich an einem Hang klebt. Allerdings ist dieses Hotel wohl schon mehr als 10 Jahre geschlossen.

In den Dörfern winken die Leute und sehen uns staunend hinterher. Hier sind wir wieder wie Aliens unterwegs. Die Natur ist viel grüner als ich es von Serbien erwartet hätte. Man hat das Gefühl in Urwäldern unterwegs zu sein. Keine Wege führen in die Wälder. Sie sehen gänzlich unberührt aus, teilweise liegen sie an Abhängen die es unmöglich machen sie zu bewirtschaften. Überhaupt ist hier die Natur mit sich im Reinen. Es gibt hier Unmengen an verschiedenen Schmetterlingen und wenn man anhält und die Moppeds ausmacht, dann hört man NICHTS! Also kein Geräusch das vom Menschen erschaffen wurde. Man hört die Bienen summen und die Grillen zirpen, es zwitschern die verschiedensten Vögel, aber das war es auch schon. Ein Paradies! Wenn dann doch mal ein Auto kommt, dann ist es z.B. ein 2er Golf TD – und da machen wir uns Gedanken über Euro6 Diesel… unsere alten werden deswegen ja nicht aus dem Verkehr gezogen, sie werden nur verlagert. Manche dieser Autos müssen schon mehr als 500.000 km auf dem Buckel haben und sie laufen immer noch. Immer wieder stechen uns die bunten Kästen der Imker in die Augen die im ganzen Land verstreut stehen. Die Imkerei scheint hier ein Volkssport zu sein.

Am Vlasinsko Jeszero (einem See) legen wir eine Pause ein und essen unsere 2 Äpfel die wir noch von daheim mitgenommen haben. Weniger weil wir Hunger haben als mehr um unserem Körper etwas Zucker zuzuführen. Hier am See ist Touri Gebiet. Überall Verkaufsstände und Imbissbuden. Da Sonntag ist sind auch einige Leute unterwegs. Vom See aus führt die Straße uns wieder in eine Tal. Es geht in einigen Spitzkehren hinab und der Asphalt wird deutlich besser. Wir ziehen am Gas und legen einen Zahn zu. Der Kurvenspass fährt uns bis in die letzten Fasern und wir lassen fliegen bis wir auf die E-75 stoßen. Wir fahren zwar nicht auf die große Strasse, aber bleiben parallel zu Ihr. Hier wird es wieder etwas öder. Die Grenze zu Mazedonien rückt näher und wir suchen in Vranje noch eine Tankstelle auf um unsere letzten Serbischen Dinar loszuwerden. Vor uns braut sich wieder ein Gewitter zusammen weshalb wir an der Tankstelle in der Hoffnung es zu vermeiden etwas trödeln.

Der Plan geht auf. Die Strasse ist zwar klatschnass, aber wir bekommen von Oben keinen Tropfen ab. Die letzten Meter auf serbischem Boden legen wir dann auf der Autobahn zurück. An der Grenze müssen wir in der prallen Sonne ca. 15 Minuten warten bis wir dran sind. Reisepässe abgeben und dann kommt die Frage wo wir herkommen. Dimitrovgrad ist die Antwort. Diese scheint aber nicht befriedigend zu sein. Wir haben aber noch die Registrierungsbelege vom Hotel, also reichen wir diese dem Grenzer. Dies führt zu einem Schulterzucken und abstempeln des Ausweises. Ab zum nächsten Grenzer. Dieser will noch die grüne Versicherungskarte sehen und dann sind wir auch schon in Mazedonien. 11km und 3 Moscheen später sind wir im Außenbezirk von Kumanovo in unserem Hotel angekommen. Die Motorräder dürfen im Innenhof parken und das klimatisierte Zimmer saugt uns förmlich ein.

Gefühlt ist die Temperatur an der Grenze um 10 Grad gestiegen. Auch das Getreide sieht hier viel zeitiger und trockener aus. Das Fasten heute morgen hat uns gut getan, wir haben inzwischen wieder Appetit bekommen und nutzen das Restaurant des Hotels. Pasta und Pizza schlagen wir aus. Wir wollen wenn dann landestypisch Essen. Gegrilltes Gemüse und Schweinefleisch für Anja und Schweinfleisch mit Zwiebel, Tomaten, Käse und einem Ei überbacken für mich. Die Planung für morgen steht auch schon also können wir uns direkt nach dem Essen ablegen.