Ich wache nachts schon mit Kopfschmerzen auf und muss an Jasmina denken… am nächsten Morgen schreibe ich ihr und sie sagt nur „Trink ne Apririn“. Die lass ich aus und nehme einen doppelten Espresso und selbstgemachte Zitronenlimonade. Dazu gibt es ein Hammer Frühstück! Wir haben den Laptop dabei – ganz ungewohnt für uns – und planen während dem Essen die weitere Route und suchen eine Unterkunft. Heute sollen es maximal 200km werden! Meine Nachwehen von der gefühlten Flasche Rakija lassen während dem Essen nach – endgültig kriege ich sie mit ein paar Globuli in den Griff. Achja Frühstück: Omelett mit Käse, Salami, Schinken, Käse, Kajmak, Marmelade, frisch in Fett rausgebackenes „Brot“ welches an Küchleteig erinnert. Einfach geil! Wir essen aufgrund der Planungstätigkeiten ziemlich langsam und lange. Am Tisch neben uns wird schon wieder Schnaps getrunken und die ersten bestellen sich Cevapi um 8:30 Uhr! Mein Neid ist mit Ihnen…also auf die Cevapi! Wir sind heute total entschleunigt und so kommen wir erst um kurz nach 10 Uhr los.
Gestern war uns durch die vielen km der Blick für die Landschaft um uns etwas verloren gegangen. Bosnien ist hier in der Gegend wunderschön und wir sind nur so durchgehetzt. Das soll sich heute nicht wiederholen. Ich tanke direkt nochmal voll – Anja hat noch genügend Reserven – die 650er vermittelt einem manchmal sie würde Sprit produzieren statt verbrauchen! Super 95 Oktan kostet hier in Bosnien umgerechnet ca. 1,21 Eur, da wollen wir nochmal volltanken bevor wir dann morgen nach Kroatien reinfahren. Wir haben heute morgen spontan auch noch beschlossen einen weiteren Tag in Bosnien zu bleiben und nicht heute schon in Richtung Norden nach Kroatien zu fahren. Solange wir noch im Stadtgebiet und im Einzugsbereich der Autobahngroßbaustelle sind ist die Verkehrsdichte noch sehr hoch. Nach ein paar km lässt das aber spürbar nach. In flowigen Kurven geht es ein paar Höhenmeter hinauf und wir haben wieder wundervolle Ausblicke auf die bewaldete hügelige Landschaft hier. Einfach ein Traum!
Die Stände und LKWs entlang der Straße bieten nun Krautsköpfe an – man merkt dass Herbst ist. Irgendwann durchqueren wir Banja Luka und ich kann mich einfach nicht für ein Cafe entscheiden, also muss ich wohl vorerst verzichten. Der blaue Himmel verschwindet und es wird ein bisschen kühler. Ich mach dann auch mal die Lüftungen an meiner Jacke zu. Immer wieder kommen auch Mandarinenhändler. An einem LKW halten wir und fragen ob auch EUR akzeptiert werden. Ja aber nur Papier. Da ein kg Mandarinen aber nur 1,50 KM (also 0,75 Eur) kosten haut das mit nem 5 EUR Schein nicht hin mit unserer Transportkapazität. Die Verkäuferin schenkt uns kurzerhand 2 Hände voll Mandarinen. Wir sind mal wieder baff!
Wir kommen heute flüssig voran und irgendwann findet sich auch noch ein Cafe mit einem Sportwettenbereich. Ich trink nen Cappuccino und Anja einen Tee – 1,50 Eur macht das dann. Hier ist die Landschaft etwas weniger reizvoll. An der Strasse entlang reiht sich Gewerbe und Industrie und es geht weitestgehen gerade aus. Eine Stunde haben wir noch bis Novi Grad. Aufs Ende zu auch wieder mit ein paar Kurven am Fluss Sana entlang. In Novi Grad fließt die Sana in die Una. Direkt an diesem Zusammenfluss tanken wir nochmal voll und 150m weiter rollen wir auf den Parkplatz des für heute gebuchten Motels. Wir bringen unser Zeug aufs Zimmer, dann gibt es eine grobe Durchsicht der Moppeds, Zusatzscheinwerfer und Gabeltauchrohre reinigen, Öl nachfüllen, Ketten spannen. Dann gibt’s ne grobe Durchsicht bei uns selbst und ne Dusche. Jetzt noch die lange Unterwäsche rauswaschen und zum trocknen aufhängen.
Pro Tipp: die ausgewundenen Kleidungsstücke auf ein Handtuch legen und einrollen. Dann zwei-dreimal mit vollem Körpergewicht über diese Würste laufen – das drückt das Wasser ins Handtuch – dann aufhängen, da tropft nix mehr und so wird die Wäsche locker über Nacht gar trocken! Dann frischen wir noch unser Wissen über die Republika Srpska und den Genozid von Srebrenica auf und sichern die Inhalte der Speicherkarten.
Um 18 Uhr marschieren wir dann los uns wieder ein bisschen bewegen und im Restoran Dukat Abendessen. Novi Grad ist nicht sonderlich groß und die Flussufer mit Baumalleen sind schön für einen Spaziergang. Im Restoran spricht man kein Wort Englisch, aber in der Speisekarte sind Bilder und mit den Begriffen hier kommen wir gut klar. Wir bestellen als Vorspeise Prsut und Brot, dann Pljeskavica, Cevapi u Kajmak, Sopska Salat und Brot. Das Pljeskavica ist etwas scharf und da wir eh beide Bock auf beide Essen hatten tauschen wir nachdem Anja 3/7 des Pljeskavica gegessen hat. Gut gesättigt spazieren wir wieder am Fluss entlang zurück zu unserer Unterkunft und schreiben noch diese Zeilen. Die Klamotten sind schon fast trocken, wir lüften das Zimmer nochmal um die Luftfeuchte zu reduzieren und dann machen wir die Augen zu.
Unterkunft: Motel New Sanatron Novi Grad