Griechenland 2024 – Tag23/24 – ein paar Schritte/291km – Pause/Bürglein

Wir haben gestern spät geschlafen, müssen uns aber heute ja auch nicht hetzen. Wir machen einen Tag Pause und chillen. Zum Frühstück gehen wir um 8:30 nach unseren Yoga Sessions. Dort lassen wir uns eine Stunde Zeit und genießen das Buffet. Anja isst nen riesigen Haufen Obst, das hat ihr definitiv gefehlt die letzten Wochen. Nach dem Frühstück chillen wir erstmal noch ein bisschen im Zimmer, dann folgt ein ausgiebiger Spaziergang an der Donau. Spontan fällt mir ein Lied ein welches man heute nicht mehr so gerne hört. Zu meiner Jugend hat es gehört und der Gedanke daran löst in mir eine kontroverse Diskussion aus. Als wir zurückkommen sitzt im Gastraum des Hotels eine Hochzeitsgesellschaft und feiert. Das ist dann das dritte Brautpaar welches wir auf dieser Reise so richtig gesehen haben. Das erste gondelte in Venedig an uns vorbei, das zweite hatte sein Fotoshooting auf der Panoramaplattform Nr. 2 für die Meteora Klöster. Wir sagen an der Rezeption Bescheid dass wir später gerne den Spa Bereich nutzen würden und lassen uns Bademäntel geben.

Um 14:30 belegen wir dann zwei Liegen im Ruheraum und machen über den Nachmittag verteilt drei Saunagänge. Die Wärme tut den verkrampften Muskeln spürbar gut. Und das Ruhen dazwischen entspannt uns zusätzlich. Anja liest, ich hör Podcast. Um 18:30 gehen wir dann im Hotel essen. Die Karte ist sehr fischlastig, was uns begeistert. Als Vorspeise teilen wir uns dreierlei Fischcremes und dazu Salzstangerl. Mein Hauptgang wird der gegrillte Donauwaller mit Kartoffeln und Salat. Anja wählt den Barsch mit Kräutersaitlingen, Kartoffeln und Salat. Dazu zwei Gläser Weißwein und hinterher noch einen geteilten Kaiserschmarrn mit Apfelmus. Wir lassen es uns gut gehen und den Tag mit dem Essen ausklingen.

Unterkunft: Gasthof Pension Luger Kramesau

 

Der letzte Tag unserer Reise bricht an und wir sind schon ein bisschen wehmütig. Mit Griechenland sind wir nicht so warm geworden wie erhofft. Nicht falsch verstehen, es war schön und mit ein wenig mehr Abstand verblasst die Erinnerung an die Erkältung und die vielen Olivenbäume. Die positiven Dinge treten mehr in den Vordergrund. Wir starten erstmal mit Yoga und dann einem ausgiebigen Frühstück in den Tag. Der Heimweg wird ziemlich unspektakulär werden.

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Das Wetter ist uns wohlgesonnen und so suchen wir als erstes eine Tankstelle auf. Wir hatten Elli ja quasi leer abgestellt. Mit einem KM Stand von 334 km tanke ich 19,5 Liter – sprich ich hätte noch erstaunliche 2,5 Liter im Tank gehabt. Das hätte ich nicht gedacht. Anjas 650er hat da noch deutlich mehr Reserven. Sie hat nur 13,81 Liter getankt. Das entspricht einem Verbrauch von 4,05 Litern / 100km. Dieses Spritsparwunder macht mich immer wieder neidisch. Dafür mag ich den Charakter meiner 1000er. Bei Passau geht es dann über die Grenze nach Deutschland und einmal durch die Stadt. Auf dem Weg in Richtung Autobahn überholt Anja eine 1250er GS mit einem Pärchen drauf und schneidet sie. Ich mach bissl Platz, verringer aber die Geschwindigkeit nicht und irgendwie fehlt ihm etz irgendwas um auch noch an mir vorbeizuziehen. Was denkt sich der Fahrer wohl? Warum überhole ich und setz mich zwischen zwei offensichtlich zusammengehörige? Hat er gesehen dass Anja weiblich is und ihr musste er was beweisen? Eigentlich mach ich mir viel zu viele Gedanken darüber welche völlig unnötig sind.

Bei Schalding fahren wir dann auf die Autobahn und lassen rollen. Nach Regensburg stoppen wir noch für einen Kaffee und eine Biopause an einem Autohof. Wir kommen mit einem BMW-Chopperfahrer ins Gespräch, der fragt wo wir herkommen und dann ein bisschen baff ist als wir Griechenland sagen. So weit war er noch nie mit dem Motorrad. Unsere „Dreckspatzen“ sehen auch ziemlich abenteuerlich aus neben seinem funkelnden Chrom an dem keine einzige Fliege klebt. Der Rest ist dann auch nur noch stures absitzen auf der Autobahn. Nach 291 Tageskilometern sind wir wieder zuhause in Bürglein, beginnen von der Reise zu erzählen und unsere Sachen abzupacken und zu verstauen. Wäsche sortieren, Reparaturen in die Wege leiten und morgen geht es dann direkt wieder auf die Arbeit.

5011 km auf Achse und noch eine lange Fährfahrt liegen hinter uns und haben unzählige Erinnerungen in unsere Köpfe gepflanzt. Wir haben Venedig zu Fuß erkundet und wissen jetzt was Kapsala ist. Wir hatten frische Feigen auf den Peloponnes und unzählige Pommes. Wunderschöne Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge, im Gebirge und am Meer. Von diesen Momenten können wir mit Sicherheit noch einige Zeit zehren.

Griechenland 2024 – Tag22 – 316 km – Kramesau

Heute gibt es kein Frühstück damit wir früher los kommen. Außerdem hat mir Anja gestern nochmal tief in die Augen geblickt und die Sehnsucht gesehen! Diesem treudoofen Blick konnte sie nicht widerstehen und sprach die magischen Worte: Du bekommst morgen nochmal Burek! Wir fahren zurück nach Dravograd und holen welche. So einfach kann man mich glücklich machen 😀 Achja und dann ist da noch der Regen, welchem wir davonfahren wollen. Das sollte klappen wenn wir nicht erst wieder um 11 Uhr los kommen. Anja ist wie immer in der Früh die treibende Kraft. Ich versuch so lange wie möglich unter der Decke zu bleiben, während sie bereits Yoga macht. Meine Session fällt dann wieder etwas kürzer aus als ihre, aber ich hab mir auch die Zeit genommen Yoga zu machen. Um 9:15 starten wir dann und ich frage nochmal zaghaft nach ob wir wirklich nochmal Burek kaufen.

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Wir rollen die 2,5 km nach Dravograd zurück und halten an der letzten slowenischen Pekarna vor der Grenze. Im Schaufenster ist ein fetter Burek Schriftzug – Im Laden dann erstmal Ernüchterung. Keine Burek in der Theke. Aber auf die Frage nach Burek kriegen wir die deutsche Gegenfrage: Stangen oder Normale? Wir wollen normal, sprich 2 Viertel aus den großen Runden Burek! Ne Kirschtasche wandert auch noch in die Packtasche, dann geht es über die Grenze nach Österreich. Der Grenzer lässt uns anhalten, es kommt ein militärisches „Morgeeeen!“, er schaut aufs Kennzeichen, dann kommt ein: Ahhh Deitsche sammer, DER hintere aaa? Ich antworte Ja mei Fraaa is a Deitsch. Das verwirrt ihn ein bisschen, aber wir dürfen passieren ohne dass er Anja nochmal anhalten lässt.

Durch Kärnten geht es weitestgehend unter dem Nebel. Es ist deutlich wärmer als erwartet, also ziehe ich nach ein paar km meine Daunenjacke wieder aus, weil ich beginne zu schwitzen. Fahrt nach Österreich haben sie gesagt, da hat es Berge und Panoramablick haben sie gesagt… wir sehen davon nicht viel. Der Nebel ist hartnäckig. Irgendwann machen wir dann auch noch ein paar Höhenmeter und fahren in den Nebel rein. Wir überqueren den Obdacher Sattel. Dann kommt der Wechsel in die Steiermark und damit der Hunger! Anja vertröstet mich noch ein bisschen. Wir halten die Augen offen nach einem Hofladen weil wir meiner Mama zum Geburtstag Kürbiskernöl aus der Steiermark mitbringen wollen. In Weißkirchen halten wir dann beim Genussladen der Alles Wild GmbH. Hier gibt es das gesuchte Öl und noch viel mehr. Wir kaufen noch Kürbisbeisser und Perchauer Bergkäse in mild und würzig für unser Abendessen heute. Shoppen macht noch hungriger als man eh schon ist, also essen wir auf dem Parkplatz endlich unsere Burek! Um kurz nach 11 Uhr darf man schon mal Frühstücken 😉

Die Temperaturen steigen weiter an und es ist richtiggehend mild geworden. Wir können heute das Helmvisier wieder offen lassen und nur mit Sonnenblenden fahren. Irgendwie fühlt sich das richtiger an. Man bekommt mehr Fahrtwind ab und ist irgendwie mehr in der Natur. Dann geht es noch über den Hohentauern nach Trieben. Dort stoppen wir an einem Cafe und ich gönne mir zwei Cappuccino nachdem es keinen großen gibt. Anja trinkt nen Tee. Es geht heute auf größeren Straßen, teilweise Bundesstraßen entlang und wir kommen flott voran. Dazwischen aber immer mal wieder ein paar kleinere mit Kurven. Ein guter Mix um Spaß zu haben.

An einem Stausee (Die Steyr wird hier gestaut) stoppen wir dann nochmal und machen ein paar Bilder. Das Bungee Jumping entlang der Staumauer ist nur bis September möglich, Anja würde sich sonst wohl wieder die Preise angucken. Ein Burger King muss dann noch für eine Biopause herhalten und uns fällt ein dass wir noch die Kirschtasche haben. Zack inhaliert! Dann geht es irgendwie schneller als erwartet. Eigentlich wollten wir noch Brot und Gemüse fürs Vespern kaufen und volltanken. Aber wir sind schon an der Donau und es kommt kein Laden und keine Tanke mehr. Wir lassen also unsere Unterkunft links liegen und fahren 8km weiter bis zu einem Sparmarkt. Paprika, Tomaten, Semmeln, ein Sixpack Wasser und zwei Dosen Gösserradler wandern ins Gepäck, dann geht es zurück zum Gasthof Luger direkt an der Donau. Die kurvige Strecke ist nur für Motorräder auf 50 km/h begrenzt. Wie wir sowas lieben…nicht! Wir müssen 50 fahren während uns ein LKW von hinten anschieben kann der hier 80 fahren darf. Mir geht es dabei nicht darum dass ich etwas nicht darf was andere dürfen, sondern um den Sinn dieser Aktion und das Gefährdungspotential welches hier erzeugt wird indem nur eine Gruppe Fahrzeuge beschränkt wird.

Am Hotel quatscht uns direkt ein Segler an (warum auch immer er uns erzählt dass er Segler ist) dass er es saucool findet dass bei uns die Frau voraus fährt. Ja Anja fährt immer mal wieder voraus. Auch mal für längere Strecken. Aber ich glaub das sind trotzdem nur so 5% der Zeit die wir auf Reisen unterwegs sind. Achja er findet das deshalb so cool weil bei Seglern die Frauen immer nicht ans Steuer dürfen. Bei ihm ist das aber anders. Seine Frau muss steuern! Wir explodieren im Zimmer und richten uns für den Pausentag ein welchen wir morgen hier verbringen werden. Dann gehen wir noch 3km joggen. Das erste mal laufen nach 4 Wochen nix tun, davon 3 Wochen Moppedfahren…die Körper ächzen, das hatten sie nicht erwartet. Dann ab unter die Dusche, Vesper herrichten und genießen. Den Abend vergammeln wir dann vorm TV (einmal pro Reise muss das irgendwie sein). Ich les mir schonmal nen aktuellen Stand zum Thema Kupplungskorb Suzuki DL1000 Baujahr 2002 an – der ist nach insgesamt 142000km (über 100.000km seit der Überholung) wohl wieder fällig. Dann schlafen wir ein.

Unterkunft: Gasthof Pension Luger Kramesau

Griechenland 2024 – Tag21 – 299 km – Dravograd

Aufwachen wird immer schwieriger da es früh immer länger dunkel bleibt. Damit kämpfen wir echt. Heute kommt noch Regen dazu. Der motiviert net gerade zum Moppedfahren. Aber man muss das positive daran sehen, endlich können wir den Baustellenstaub von den Moppedklamotten waschen. Wir raffen uns also auf, machen Yoga, packen die erste Ladung Zeug – warum haben wir eigentlich soviel Zeug dabei – und dann geht es ab zum Frühstück. Spiegeleier mit Schinken für mich und Käseomelette für Anja, dazu Brot und Tee. Mein doppelter Espresso kostet extra. In einer Moppedhose finden wir noch ein 1 € Stück für den Kaffee, sonst hätten wir mit nem 5er bezahlen müssen und 8 Konvertible Mark zurückbekommen. Um 9:15 rollen wir dann bei Regen vom Hof.

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Wieder erwarten (ich kann mir doch die Route immer net merken und mein Orientierungssinn ist auch nicht sonderlich toll) fahren wir nicht in Novi Grad über die Grenze, sondern folgen ihr erstmal ein ganzes Stück. Anja zweifelt an meinen Orientierungskünsten und sollte Recht behalten. Ich hatte am Navi den GPS-Simulationsmodus an und folge ihm blind… das einzige was mich wundert ist warum es konstant 50 km/h anzeigt. Wir semmeln also erstmal um ca. 10km am Grenzübergang vorbei. Die Autos vor uns spritzen mannshohe Gischtfontänen auf, wenn sie durch die Schlaglöcher brettern. Nachdem wir zurück zum Grenzübergang gefahren sind, queren wir die Una und sind wieder in der EU in Kroatien. Anja hat endlich auch einen Stempel in den Reisepass bekommen. Die Bosnier haben als einzige auf dieser Reise die Ausreise quittiert. Auch wenn wir laut Stempeln nie eingereist sind.

Langsam wird der Regen weniger. Zu Fotostops lädt die Lichtstimmung und die Gegend trotzdem nicht ein. Wir kommen gut voran und auf Zagreb zu werden die Straßen größer und trocknen ab. Heute ist ziemlich unspektakulär. Außerdem fühlt es sich irgendwie net wie Moppedfahren an, nachdem wir den ganzen Tag das Visier geschlossen haben. 20 Tage lang sind wir quasi nur mit offenem Helm gefahren. Durch Zagreb wird es dann etwas zäher und wir halten die Augen nach einem Cafe und einem Konzum auf. Wir brauchen Wasser, unsere Trinkrucksäcke sind noch leer. Entlang der Schnellstraße findet sich aber kein Cafe und die Einkaufsmöglichkeiten gleichen großen Malls in den USA, das würde uns zu lange dauern da durch zu laufen für 4 Flaschen Wasser. Als wir Zagreb wieder verlassen finden wir in den Ausläufern einen kleinen Studenac und Anja geht einkaufen. Kurz darauf rollen wir an einem Cafe vorbei und wenden im nächsten Kreisverkehr für den lange ersehnten Cappuccino und einen Tee. Wir sind durchgefroren und pressen die kalten Hände an die heißen Tassen. Anja kann mit dem Tee beide Hände wärmen. Mein „großer“ Cappuccino reicht leider nur für eine Hand. Macht nix, dann gibt es einfach noch nen zweiten *g*

Der Himmel reißt auch nicht auf, als wir die Grenze nach Slowenien überqueren. Das Wetter bleibt heute einfach trübe. Achja Grenze… war da was? Einfach drüber gefahren. Nix mehr mit absteigen, zum Grenzer laufen, warten bis Reisepass, Zulassungsbescheinigung und Grüne Versicherungskarte geprüft sind. Welcome back to the European Union. Die Landschaft wird wieder hügeliger und bewaldeter. Das Fahren macht wieder mehr Spaß, auch wenn wir langsamer voran kommen. Die Dorfdichte ist allerdings sehr hoch was uns noch zusätzlich ausbremst. Die Erinnerung an die empfindliche Strafe bei Geschwindigkeitsüberschreitung bei einer vorhergehenden Slowenien Reise lässt uns auch die Beschränkungen einhalten. Krasser Gegensatz zu Griechenland – dort werden Schilder quasi maximal als Empfehlung gesehen und wir haben nicht eine Geschwindigkeitskontrolle wahrgenommen. An einer Pekarna halten wir für den vermutlich letzten Burek dieser Reise. Ein Hund schaut uns bettelnd zu als wir ihn essen. Danach gibt es noch einen Krapfen mit Vanillecremefüllung und Schokoglasur. Gegenüber der Bäckerei steht der abgewrackte LKW vom Solarstrom Roth aus Neuendettelsau (14km von unserem Zuhause weg). Fahrerhaus und Motor fehlen. Ich stelle ein Bild davon in meinen Whatsapp Status und bekomme prompt Reaktionen. Einer leitet das Bild an den Roth weiter. Der Beschrifter welcher die Plane beklebt hat meldet sich auch. Die Welt ist klein!

In Dravograd tanken wir dann nochmal für 1,46 €/L die Moppeds voll. In Bosnien hat der Sprit nur 1,21 gekostet. Nach dem Check-in ins Ta Fabrika kuscheln wir uns für 20 Minuten ins Bett zum aufwärmen. Dann ziehen wir uns an und laufen über die 200m entfernte Grenze nach Österreich, da gefällt es uns heute aber noch nicht und der Grenzer schaut uns auch grimmig an, also wandern wir wieder zurück und laufen nochmal ein Stück in Richtung Dravograd. Die Bewegung tut gut! In der Kälte sitzt man noch statischer als sonst auf dem Mopped. Nasses Herbstlaub in den Kurven entspannt auch nicht. Zurück vom Spaziergang gehen wir dann direkt essen. Sopska Salata und zweimal Gulasch, dazu frisches Pizzabrot mit Käse. Saugeil! Und genau das richtige nach diesem Herbsttag. Der Bauch wird warm und unsere Backen fangen an zu glühen. Damit kommt auch die Müdigkeit. Wir gehen direkt vom Essen ins Bett und schlafen schon vor 21 Uhr ein.

Unterkunft: Ta Fabrika Dravograd

Griechenland 2024 – Tag20 – 190 km – Novi Grad

Ich wache nachts schon mit Kopfschmerzen auf und muss an Jasmina denken… am nächsten Morgen schreibe ich ihr und sie sagt nur „Trink ne Apririn“. Die lass ich aus und nehme einen doppelten Espresso und selbstgemachte Zitronenlimonade. Dazu gibt es ein Hammer Frühstück! Wir haben den Laptop dabei – ganz ungewohnt für uns – und planen während dem Essen die weitere Route und suchen eine Unterkunft. Heute sollen es maximal 200km werden! Meine Nachwehen von der gefühlten Flasche Rakija lassen während dem Essen nach – endgültig kriege ich sie mit ein paar Globuli in den Griff. Achja Frühstück: Omelett mit Käse, Salami, Schinken, Käse, Kajmak, Marmelade, frisch in Fett rausgebackenes „Brot“ welches an Küchleteig erinnert. Einfach geil! Wir essen aufgrund der Planungstätigkeiten ziemlich langsam und lange. Am Tisch neben uns wird schon wieder Schnaps getrunken und die ersten bestellen sich Cevapi um 8:30 Uhr! Mein Neid ist mit Ihnen…also auf die Cevapi! Wir sind heute total entschleunigt und so kommen wir erst um kurz nach 10 Uhr los.

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Gestern war uns durch die vielen km der Blick für die Landschaft um uns etwas verloren gegangen. Bosnien ist hier in der Gegend wunderschön und wir sind nur so durchgehetzt. Das soll sich heute nicht wiederholen. Ich tanke direkt nochmal voll – Anja hat noch genügend Reserven – die 650er vermittelt einem manchmal sie würde Sprit produzieren statt verbrauchen! Super 95 Oktan kostet hier in Bosnien umgerechnet ca. 1,21 Eur, da wollen wir nochmal volltanken bevor wir dann morgen nach Kroatien reinfahren. Wir haben heute morgen spontan auch noch beschlossen einen weiteren Tag in Bosnien zu bleiben und nicht heute schon in Richtung Norden nach Kroatien zu fahren. Solange wir noch im Stadtgebiet und im Einzugsbereich der Autobahngroßbaustelle sind ist die Verkehrsdichte noch sehr hoch. Nach ein paar km lässt das aber spürbar nach. In flowigen Kurven geht es ein paar Höhenmeter hinauf und wir haben wieder wundervolle Ausblicke auf die bewaldete hügelige Landschaft hier. Einfach ein Traum!

Die Stände und LKWs entlang der Straße bieten nun Krautsköpfe an – man merkt dass Herbst ist. Irgendwann durchqueren wir Banja Luka und ich kann mich einfach nicht für ein Cafe entscheiden, also muss ich wohl vorerst verzichten. Der blaue Himmel verschwindet und es wird ein bisschen kühler. Ich mach dann auch mal die Lüftungen an meiner Jacke zu. Immer wieder kommen auch Mandarinenhändler. An einem LKW halten wir und fragen ob auch EUR akzeptiert werden. Ja aber nur Papier. Da ein kg Mandarinen aber nur 1,50 KM (also 0,75 Eur) kosten haut das mit nem 5 EUR Schein nicht hin mit unserer Transportkapazität. Die Verkäuferin schenkt uns kurzerhand 2 Hände voll Mandarinen. Wir sind mal wieder baff!

Wir kommen heute flüssig voran und irgendwann findet sich auch noch ein Cafe mit einem Sportwettenbereich. Ich trink nen Cappuccino und Anja einen Tee – 1,50 Eur macht das dann. Hier ist die Landschaft etwas weniger reizvoll. An der Strasse entlang reiht sich Gewerbe und Industrie und es geht weitestgehen gerade aus. Eine Stunde haben wir noch bis Novi Grad. Aufs Ende zu auch wieder mit ein paar Kurven am Fluss Sana entlang. In Novi Grad fließt die Sana in die Una. Direkt an diesem Zusammenfluss tanken wir nochmal voll und 150m weiter rollen wir auf den Parkplatz des für heute gebuchten Motels. Wir bringen unser Zeug aufs Zimmer, dann gibt es eine grobe Durchsicht der Moppeds, Zusatzscheinwerfer und Gabeltauchrohre reinigen, Öl nachfüllen, Ketten spannen. Dann gibt’s ne grobe Durchsicht bei uns selbst und ne Dusche. Jetzt noch die lange Unterwäsche rauswaschen und zum trocknen aufhängen.
Pro Tipp: die ausgewundenen Kleidungsstücke auf ein Handtuch legen und einrollen. Dann zwei-dreimal mit vollem Körpergewicht über diese Würste laufen – das drückt das Wasser ins Handtuch – dann aufhängen, da tropft nix mehr und so wird die Wäsche locker über Nacht gar trocken! Dann frischen wir noch unser Wissen über die Republika Srpska und den Genozid von Srebrenica auf und sichern die Inhalte der Speicherkarten.

Um 18 Uhr marschieren wir dann los uns wieder ein bisschen bewegen und im Restoran Dukat Abendessen. Novi Grad ist nicht sonderlich groß und die Flussufer mit Baumalleen sind schön für einen Spaziergang. Im Restoran spricht man kein Wort Englisch, aber in der Speisekarte sind Bilder und mit den Begriffen hier kommen wir gut klar. Wir bestellen als Vorspeise Prsut und Brot, dann Pljeskavica, Cevapi u Kajmak, Sopska Salat und Brot. Das Pljeskavica ist etwas scharf und da wir eh beide Bock auf beide Essen hatten tauschen wir nachdem Anja 3/7 des Pljeskavica gegessen hat. Gut gesättigt spazieren wir wieder am Fluss entlang zurück zu unserer Unterkunft und schreiben noch diese Zeilen. Die Klamotten sind schon fast trocken, wir lüften das Zimmer nochmal um die Luftfeuchte zu reduzieren und dann machen wir die Augen zu.

Unterkunft: Motel New Sanatron Novi Grad

Griechenland 2024 – Tag19 – 373 km – Matuzici

Die Feierei im Gastraum hat uns völlig kalt gelassen, wenn wir mal schlafen, dann schlafen wir. Manch anderer hätte hier sicherlich keine Nachtruhe gefunden. Beim Frühstück werden wir mit einem grinsen gefragt wie wir geschlafen haben – ich glaube er wartet drauf dass wir uns beschweren. Mit einem Grinsen im Gesicht sage ich wahrheitsgemäß wunderbar! Wir haben die Wahl zwischen Omelette mit Käse, Omelette mit Schinken oder Spiegeleier mit Bacon. Wir wählen beide die Spiegeleier mit gebratenen dicken Speckscheiben, fluffiges Brot, Zwiebeln, Krautsalat und dazu Tee. Ich esse auch noch Anjas rohe Zwiebeln, davon werde ich wohl den ganzen Tag was haben 😀 Um kurz vor 9 Uhr sitzen wir auf den Moppeds und rollen vom Parkplatz. Wir drehen noch eine Dorfrunde auf der Suche nach einer Schneiderei oder Schusterei. Beim anziehen der Handschuhe hat Anja einen Finger ins freie gesteckt – sprich der Handschuh löst sich auf. Wir finden eine Schneiderei, diese lehnt aber ab Leder zu nähen. Naja dann muss es halt so gehen. Wir werden weiter die Augen offen halten.

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Raus aus dem Ort, rein in den Nebel. Es ist heute auch zum ersten mal echt kühl! Das Handy sagt 6 Grad – gefühlte 3 Grad. Relativ schnell fahren wir allerdings aus dem Nebel raus und gewinnen etwas an Höhe. Die ersten Fotostopps schreien uns förmlich an: „Fotografier mich!“ Nebel in den Senken zwischen den Hügeln und herbstliche Bäume. Beim 3 Stopp mängelt Anja an dass Ari nicht mehr anspringt. Ich gehe von mir selber aus als ich sie frage ob sie die Zündung anhat? Ja hat sie. Ob sie den Not Aus raus hat? Ja hat sie. Ob sie den Seitenständer richtig eingeklappt hat? Ja hat sie. Ob ich denke dass sie bescheuert ist? Nein denke ich nicht – ich gehe nur von meiner eigenen Dämlichkeit – ähhh Schusseligkeit aus. Vor Jahren habe ich mal versucht die Honda NTV mit dem Zündschlüssel anzulassen wie ein Auto… Hab echt 10 Minuten gebraucht bis ich geschnallt hab wie dämlich ich bin! Ich steig ab und schau mir die Misere an. Keinen Mucks macht die 650er – da kommt mir die Erinnerung an Julias (Mädchenmotorrad.de) Blogbeitrag aus den Pyrenäen -> Kupplungsschalter – ich wackel mal am Kabel und am Stecker -> Zack Ari springt wieder tadellos an. Danke Julia!

Bei den folgenden Stopps weigert sich Anja Ari auszumachen. Naja irgendwann heute beim Tanken oder so werden wir dann mal testen können ob sie wieder anspringt. Die 40km bis zur Bosnischen Grenze sind schnell geschafft (bis auf die Fotostopps). Zwischen den beiden Grenzposten liegen hier 4km Schlaglochstrecke, die Erinnerung daran kommt uns während wir sie fahren. Vorher mussten wir aber am Montenegrinischen Posten den Helm runter tun damit das Bild im Reisepass ordentlich verglichen werden konnte. Am Bosnischen Posten genügt dann wieder Helm aufklappen, dafür werden die TÜV Plaketten kontrolliert.

In Bosnien geht es landschaftlich so weiter wie in Montenegro – bewaldet, kurvig und hügelig bis bergig – schön da! Der Weg führt uns über eine relativ große Straße auf gutem Asphalt durch ein Tal. Bisschen Schattig und somit kühl ist es, ansonsten Bombe! Dann geht es in den Wald und die Straße wird einspurig. Auch hieran erinnern wir uns düster, fahren wir heute doch entgegengesetzt der Strecke von 2015. Mitten im Nirgendwo im Wald ist dann die Straße durch ein Fahrzeug aus dem Film Mad Max blockiert. Eine martialisch anmutende uralte Seilwinde aus Sowjetzeiten. Diese ruckt gerade ganz wild auf der Straße herum da sich der Baum am Seil verhakt hat und die Winde daran herumreißt. Wir (bzw. ich – Anja traut sich nicht) stellen das Mopped ab und warten geduldig bis wir bemerkt werden, signalisieren dann dass sie erst fertig machen sollen und nicht wegen uns unterbrechen. Also wird der Baum noch hochgezogen, die Winde dafür zweimal umgesetzt und dann machen sie uns den Weg frei. Drei Kurven weiter kommen uns im Affenzahn ein Auto und ein Sprinter entgegen welche gerade noch bremsen und ausweichen können. Ich steh auf jeden Fall in der Hecke… das war knapp! Mich würde interessieren wie sie an der Winde vorbeikommen. Dann geht es über eine Hochebene welche wunderschön ist in den herbstlichen Farben und wir kommen wieder auf eine größere Straße. Die Km vergehen heute in Relation zur Zeit eher langsam. Wir haben uns heute morgen für die 340km entschieden und ich bekomme langsam Bedenken ob die Entscheidung so gut war. An einer Tankstelle füllen wir die Moppeds, zahlen mit der Visa (sehr gut, da wir keine Konvertibel Mark haben) und Ari sprang auch auf Anhieb wieder an. Zur Stärkung gibt es ein Kitkat und ne Pepsi.

Dann geht es über größere Straßen weiter. In Kladanj stoppen wir so um 14 Uhr rum an einer Pekarna. Das Frühstück ist ne gute Zeit lang her und wir können ein bisschen Energie gebrauchen, Also fragen wir ob EUR akzeptiert werden und kaufen 4 kleine Burek – 2 mit Käse und 2 mit Fleisch. Wir essen sie schnell ohne die Jacken auszuziehen – es liegen noch einige km vor uns. Überhaupt haben wir heute keine längere Pause eingelegt, das merkt man langsam. Wir biegen wieder auf eine kleine Straße ab, fahren über mehrere Behelfsbrücken aus Holz und stoppen zwischen zwei Tunnels für eine Biopause. Am Fluss sieht man dass hier vor nicht zu langer Zeit ordentlich Wasser runterkam. Selbst das Gras hat sich noch nicht wieder aufgerichtet. Wir sind ein ganzes Stück von Jesenice entfernt wo vor einigen Tagen enorme Schäden bei Unwettern und Überflutungen entstanden sind. Noch ein paar km weiter endet der Asphalt und es geht auf Schotter weiter. Nochmal ein paar km weiter sollen wir im Wald links abbiegen, der Schotter wird lockerer und es sieht so aus als ob hier eine Straße mit mehreren Kehren über einen Bergkamm führen soll. Uns fehlt heute schon die Energie für eine derartige Aktion mit der Ungewissheit wie die Strecke aussieht, also drehen wir um und nehmen einen Umweg auf sicherem Asphalt in Kauf. Das bringt uns nochmal 33 km mehr auf die eh schon langen 340 Tageskilometer.

Auf dem Umweg sehen wir wieder ein gelbes Hinweisschild mit viel Text. Ich dreh nochmal um, um nicht wieder blind in eine Sperrung zu fahren. Ein freundlicher Passant der perfekt Deutsch spricht übersetzt mir das Schild. LKWs über 15T sind hier verboten. Dafür erzählt er mir noch dass es eine wunderschöne einspurige Straße durch ein Tal ist. Früher war das mal eine Eisenbahnstrecke nach Ungarn auf der Blei und Eisenerz transportiert wurde. Ich reiße mich los und wir bügeln das Tal entlang – naja wir folgen den bestimmt weniger als 15T wiegenden Holzlastern, bis uns diese vorbei lassen. Was sie auch wirklich zügig und bereitwillig tun. Die Schlucht ist wirklich wunderschön. Das Fahren allerdings anstrengend aufgrund der ständigen Bremsbereitschaft aufgrund des Gegenverkehrs auf der einspurigen Strecke. Die Zeit sitzt uns langsam im Nacken und wir werden nicht fitter. Wir lassen einen Audi überholen welcher uns von hinten anschiebt und hängen uns hinter ihn. Das „verfolgen“ mit Sicherheitsabstand kündigt den Gegenverkehr besser an und strengt nicht ganz so arg an. Man muss aber mal ehrlich sagen … der Audi fährt völlig gottlos und ohne Rücksicht auf sein Fahrwerk und die Felgen! Nach einigen Kilometern kurvenhatz ohne Blick für die Landschaft um uns halten wir an einer Moschee und sind einfach nur platt. Wir brauchen dringend ne Pause. Wir essen unsere „Notfallkekse“ welche erfreulicherweise 7 Stück sind. So können wir wunderbar 3/7 für Anja und 4/7 für mich teilen. Eine Formel die mal entstand als wir erkannt haben dass es für Anja zu viel ist wenn wir immer 1/2 zu 1/2 teilen. Ich freu mich über den einen Keks mehr! Nacken, Schulter, Hände sind heute völlig am Ende. Die Anspannung auf den kleinen Strecken ist brutal.

Die letzten 75km sind dann ziemlich viel auf einer größeren Straße und bedeuten mitschwimmen im Verkehr. Der Himmel wird rot, die Sonne verschwindet hinter den Bergen welche wir nochmal ein bisschen hoch fahren. Ein letzter Fotostopp (wir haben Bosnien heute sowieso viel zu wenig gewürdigt – es ist wunderschön!), dann rollen wir auf den Parkplatz der heutigen Unterkunft. Wir wollen nur noch aufs Zimmer. Im ersten Zimmer geht das Licht nicht, also bekommen wir ein anderes. Das Zimmer ist ernüchternd – but you get what you pay for. 29 EUR für die Übernachtung mit Frühstück. In unserem momentanen Gemütszustand fällt es uns aber schwer uns darauf einzulassen. 340 km waren einfach zu optimistisch und haben zu viele Körner gekostet, außerdem wurden es dann 373km. Wir wechseln Klamotten und wandern zum Ausgleich fürs viele sitzen heute noch 3 km an der Schnellstraße entlang (1,5km und retour). Dann gehen wir ins Restaurant und bestellen Cevapi u Kajmak und Anja Rasnici, dazu selbstgebackenes megafluffiges Brot. Ne Fanta und Wasser werden dann durch zwei Rakija aufs Haus ergänzt. Das Zeug ist echt übel! Jasmina eine Freundin mit bosnischen Wurzeln hatte mich davor gewarnt in Bosnien Schnaps zu trinken! Bleib bei Bier hatte sie gesagt. Anja trinkt ihren nur halb, ich dafür meinen und Ihren Rest.

Funfact des Tages: Im Eingangsbereich der Unterkunft steht ein Snackautomat. Neben Snickers, Chips, Softdrinks, Whiskey und Bier sind auch noch einzelne Kondome und Viagra (5Eur) drin. Man kann sich also nen Ständer für 4 Stunden, ein Kondom, nen Whiskey und ein Snickers (wenn’s mal wieder länger dauert) kaufen.

Routenplanung und Unterkunftssuche verschieben wir aufs Frühstück, das Wifi im Zimmer funzt net und außerdem sind wir zu müde. Diese Zeilen entstehen auch erst am nächsten Tag.

Unterkunft: Guesthouse Ines Doboj

Griechenland 2024 – Tag18 – 338 km – Pljevlja

Die Matratzen im Red Bricks sind einfach der Hammer! Ich habe so gut geschlafen wie seit Wochen nicht mehr! Kann ich diese Matratze mit heim nehmen? Wir sind heute die ersten beim Frühstück um Punkt 8 Uhr. Das Buffet ist reichlich gedeckt und wir schlagen ordentlich zu. Beim Moppeds packen erntet Anja wieder verschiedenste Arten von Blicken. Um 9:30 rollen wir dann vom Gehweg und durch den dreispurigen Kreisverkehr vorm Red Bricks um Shkodra in Richtung Norden zu verlassen. An einer Tankstelle müssen wir noch stoppen, da ich nur noch ca. 2 Liter Sprit im Tank habe. Damit kommen wir nicht mehr weit. Dann sind wir schon durch die Randgebiete und sehen Berge vor uns.

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Wir legen erste Fotostopps ein und schrauben uns die in die Höhe. Das Vermosh Tal ruft. Hier waren wir zwar 2018 schon mal, aber die Erinnerung kann man ja mal auffrischen. Und sie war tatsächlich etwas verblasst! Wir sind wieder völlig verblüfft ob der Schönheit und der Superlative dessen was die Natur hier geschaffen hat. Die Straße welche der Mensch durch das Tal gebaut hat ist auch der Hammer! Kurven pur und bester Asphalt! Am Aussichtspunkt über dem Tal treffen wir ein Pärchen aus Rumänien mit zwei großen BMW GS. 4 Moppedfahrer und 50% sind Frauen und das in Albanien…ungewöhnlich! Durchs Tal lassen wir dann dem Flow seinen Lauf. Es flutscht und wir jauchzen vor Freude. An einem Cafe stoppen wir und gönnen uns Espresso und Fanta Exotic. Wir glauben dass es das gleiche Cafe ist an welchem wir 2018 schon gestoppt hatten, es müsste dann aber renoviert und erweitert worden sein. Als wir wieder aufbrechen wollen geht der Wirt in einen Nebenraum holt drei Forellen aus einem Basin und haut Ihnen auf den Kopf. Das hatten wir auch von 2019 so in Erinnerung, aber damals war das Basin noch außen. Ich spreche Ihn darauf an und er bestätigt dass sie umgebaut haben.

Im weiteren Verlauf des Tales folgen noch einige Fotostopps und dann wandelt sich plötzlich das Bild vor uns. Plötzlich füllen knallebunte Laubbäume in intensiven herbstlichen Farben leuchtend unseren Blickwinkel. Es ist einfach geil hier! Das kann man nicht anders sagen. Dann geht es an die Grenze. Das letzte Stück (ca. 1,5km) war 2018 noch nicht geteert. Jetzt ist auch hier perfekter Asphalt. Am Schlagbaum halten wir an und bringen dem Grenzer unsere Pässe und Fahrzeugpapiere. 5 Minuten später dürfen wir passieren. Auf der Montenegrinischen Seite dann dasselbe Spiel nochmal. Anhalten, absteigen, Papiere abgeben, warten.

Die ersten km in Montenegro begeistern uns sofort wieder für dieses Land! Astreine Straße, Kurven satt, Ausblicke aus einem Bilderbuch oder von Bob Ross gemalt. Ein Auto gibt uns Lichthupe woraufhin wir das Tempo etwas mäßigen, was auch gut so ist, da kurz darauf eine Polizeikontrolle folgt. Wir werden durchgewunken. Wir folgen dem Tal weiter und irgendwann stoppen wir an einer Pekarna und gönnen uns den ersten Burek dieser Reise. Im Market nebenan kaufe ich noch Wasser, dann geht es weiter.

Auf der E-65 ab Berane ist Baustelle angesagt. Wir ersticken förmlich im Staub! Etliche km ist Schotter angesagt mal fester, mal lockerer, zig Ampelschaltungen und menschliche Einspurregelungen. Wir kommen nur schleppend voran und die Panoramic Road welche hier ausgeschildert ist macht nicht so richtig Spaß. Wir fressen unendlich viel Dreck, Moppeds, Klamotten und alles was so an uns dran ist hat eine dicke graue Staubschicht. Durch die Helmvisiere ist fast nichts mehr zu sehen. Als die Baustelle nach knapp 30km endlich zu Ende ist freuen wir uns ein Loch in den Bauch! Und wir freuen uns auch schon darauf dieses heute Abend mit Essen zu füllen. Aber erst soll es noch durch den Durmitor Nationalpark entlang der Tara gehen. Wir legen nochmal eine Biopause ein, essen nen Apfel und ne Birne. Ich widme mich noch intensiv den Helmen und mach sie so gut es geht sauber. Der Wahnsinn was man durch ein sauberes Visier wieder sieht! Vor allem bei der immer tiefer stehenden Sonne. Dann geht es oberhalb der Tara entlang. Und dann plötzlich geht gar nichts mehr. Die Straße ist vollgesperrt. Aber nicht nur ein Schild, nein sie ist wirklich komplett dicht gemacht. Da hilft alles nix, wir müssen umdrehen und großräumig umfahren. Das heißt erstmal ein ganzes Stück zurück fahren. Ganze 41 km geht es Retoure. Unterwegs stoppen wir an einer Tankstelle, Sprit, Cola, Twix und ein Gespräch mit einem Tschechen der uns überzeugen will ein Businness in Sachen Autohandel mit ihm zu eröffnen…dafür hab ich grad echt keine Nerven! An der Tanke plane ich schnell noch auf dem Garmin die Umleitung. Unsere Ankunft an der Unterkunft schiebt sich insgesamt ca. 1,5 Stunden nach hinten. Es wird heute ein langer Tag.

Die Sonne steht schon tief und in den Tälern ist sie bereits nicht mehr zu sehen. Es wird deutlich kühler und Anja hat schonmal was drunter gezogen. Ich schließe bei einer weiteren Toilettenpause die Lüftungen an meiner Klim Kombi. Die Umfahrung macht aber Spaß! Kurvig, perfekter Asphalt und Formationsflugcharakter! Wir sind im Fahrtunnel und machen keine Fotostopps mehr. Irgendwann verlassen wir die Ausbaustrecke und der Asphalt wird schlechter Ein Iveco Daily, ein Passat und ein Golf sind vor uns und geben es ihren Fahrwerken echt gottlos! Irgendwann laufen wir auf einen LKW auf, welcher ohne Ladung auch fährt wie ein Irrer! Sein Auflieger kämpft in so mancher Kurve mit dem nötigen Grip! Wir könnten ein bisschen zügiger fahren, aber Überholen ist echt ein spannendes Thema nachdem unsere „Kontrahenten“ so angasen. Irgendwann ergibt sich trotzdem die Gelegenheit und wir ziehen vorbei. Pljevlja ist bekannt für sein Kohlekraftwerk welches mit 210 MW ca. 1/3 des Stromes des Staates Montenegro produziert. Die Kohle hierfür kommt aus zwei Tagebaugebieten in der Gemeinde. Als wir auf die Stadt zufahren blicken wir direkt in den Krater des Tagebaus. Ein riesen Loch ist das! Die letzten Sonnenstrahlen verschwinden allerdings gerade hinter den Bergen und der Himmel leuchtet rot. Also stoppen wir nicht mehr sondern rollen zielstrebig ans Hotel.

Das Zimmer ist klein und in die Jahre gekommen, aber sauber. Ich kippe Elli noch ein bisschen Öl in den Motor, dann ziehen wir uns um und gehen eine Runde spazieren. Nach den 338 km heute tut es gut die Beine etwas zu bewegen. Pljevlja ist lebendig! Viele größeren Städte haben viel Leerstand. Hier steppt der Bär! Menschen auf den Straßen, ein Laden am anderen. Man merkt dass es hier Arbeitsplätze gibt und eine florierende Wirtschaft. An einem kleinen Supermarkt kaufen wir Wasser, Kekse und Bake Rolls. Als wir wieder zurück am Hotel sind beschließen wir direkt dort Abend zu essen. Als Vorspeise gibt es Kajmak und Sopska Salat. Ich gönne mir Cevapi, Anja irgendein gefülltes Fleisch. Beides ist saulecker! Die Portion ist groß, wir sind nach dem langen Tag aber auch hungrig und lassen keinen Krümel übrig. Nach dem Essen geht es dann noch unter die Dusche, den Staub des Tages abwaschen! Das Duschgel des Hotels riecht wie Lavendelweichspüler und nachdem ich den Staub aus dem Bart gewaschen habe flauscht er auch wie mit Kuschelweich gespült.

Wir sind uns noch unsicher wieviel km wir morgen einplanen wollen. 310 oder 340? Wir schlafen mal ne Nacht drüber und werden es morgen entscheiden. Im Gastraum des Hotels steppt der Bär, die Musik dröhnt und die vorwiegend männlichen Gäste singen lautstark mit. Um 23:15 (ich tippe gerade noch) wird die Musik langsam leiser, aber ein Ende ist noch nicht ins Sicht. Anja lauscht schon intensiv am Kissen.

Unterkunft: Hotel Delta Pljevlja

Griechenland 2024 – Tag17 – 264 km – Shkodra

Als ich um kurz vor 6 Uhr aufwache und auf die Toilette torkle färbt sich der Himmel über dem See bereits zart rot. Ich hab dafür aber noch nicht wirklich was übrig und lege mich wieder ins Bett. Ich hab Kopfschmerzen – hoffentlich vergehen die bis ich aufstehe. Um 6 Uhr klingelt dann der Wecker und ich mach ihn aus. Um 6:20 geh ich dann nochmal auf Toilette und leg mich wieder hin. Anja steht auf. Ich ignoriere den Tagesbeginn wegen Kopfschmerzen. Um ca. 7:30 stehe ich dann endgültig auf und nehme eine Schmerztablette. Um Punkt 8 Uhr sitzen wir dann beim Frühstück. Wir bekommen eine Kanne Tee, Brot, Käse, Tomaten, Butter, Pflaumenmarmelade und Spiegeleier. Alles was das Herz begehrt. Wir mampfen glücklich und genießen den Ausblick in Richtung See. Die Kopfschmerzen lassen dank Tablette nach, verschwinden aber nicht völlig.

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Unser Tagesziel für heute ist es endlich mal das albanische Wort für Danke zu lernen – es ist nicht Formaldehyd (auch wenn Anja sich daran erinnert). Faleminderit heisst Danke auf Albanisch. Um kurz nach 9 Uhr haben wir bezahlt und fertig gepackt. Jeder hat einmal Faleminderit gesagt und damit für ein Lächeln gesorgt. Was ein einzelnes Wort in Landessprache bewirkt ist immer wieder erstaunlich. Die ersten km bis zur „größeren“ Straße sind von verzückten „oh guck mal ein Esel“ Rufen geprägt. Wir halten an und keiner von den Eseln will sich von Anja streicheln lassen. Die Enttäuschung ist groß. Als wir uns endlich von den Tieren losreißen können, also als ich endlich Anja losreißen kann fahren wir erstmal ein Stück des gestrigen Weges zurück über den Bergkamm. Kurven am Morgen vertreiben Kummer und Sorgen! Anmerkung Anja: „Aber Eselstreicheln können sie nicht ersetzen!“

Zurück in der Ebene mit den Obstbaumplantagen können wir die sonntägliche Feldarbeit beobachten. Während uns immer wieder dicke Mercedes mit noch dickeren Motoren überholen oder begegnen kommen auch immer wieder Esels-/Pferdekarren die Straße entlang. Auf den Feldern wird mit Muskelpower gearbeitet, nicht mit großem Gerät. In den Ortschaften und entlang der Straßen wird immer wieder das Erntegut feil geboten. Zwiebeln, Knoblauch, Äpfel, Kartoffeln, Birnen und noch einiges andere liegt an den Ständen. Immer wieder sehen wir heute auch Moscheen. Kirchen fallen uns fast keine mehr auf. Wir kommen an den Ohridsee und folgen dem Ufer auf der Westseite. Die Ostseite hatten wir 2018 erkundet. In Pogradec ist die Hölle los, gefühlt sind alle Menschen die hier leben auf den Straßen unterwegs. Zu Fuß, mit Rollern, mit Autos oder im Bus. Der Wahnsinn was hier für ein Gewusel ist.

Der Ohridsee ist glasklar und liegt ruhig im morgendlichen Licht. Wir genießen die Stimmung und setzen uns auf einem Parkplatz auf eine Bank. An der Uferstraße stehen jetzt ab und an Leute die frischen Fisch hochhalten und anbieten. Jeder hier versucht das zu Geld zu machen, was er selbst fängt, jagt oder anbaut. Wir verlassen den Ohrid See und schrauben uns in die Höhe, mal wieder über einen Bergkamm. Für einen Fotostopp halten wir nochmal an und beobachten wie hier auf dem Parkplatz ein paar Schüsse mit einem Paintballmarkierer auf Blechschilder als Unterhaltung angeboten werden. Und tatsächlich kauft sich jemand ein paar Schüsse. Anja gibt mir noch ein paar Globuli welche meine Allgemeinzustand heute etwas verbessern sollen… mal sehen. Auf der anderen Seite des Bergkammes steht in jeder Kurve wieder jemand der seine Waren anbietet. Die Kunden halten dafür abenteuerlich an und blockieren die Straße.

Wir folgen einem Tal welches von einer Straßenbaustelle durchzogen ist. Die schlechte kleine (aber wichtige Hauptroute) wird vierspurig ausgebaut. In einer Tankstelle freut sich ein Bube wie Harry über uns und winkt ganz dolle. Ein Auto welches vor mir fährt macht im Stau plötzlich die Türen auf und ein Mann lehnt sich heraus nur um mir nen Daumen hoch zu zeigen und zu winken. Wir werden hier wahrgenommen und freundlich begrüßt! Das macht Spaß! Irgendwo stoppen wir in der Pampa für eine Biopause und essen Birnen von gestern. Dann geht es unspektakulär durch sehenswerte Landschaft weiter im dichten Verkehr. An einem Cafe legen wir nochmal eine Pause ein. Ein Mokka und zwei Dosen Pepsi mit Kunststoffstrohhalm gönnen wir uns. Wir sind nicht in der EU. Auch die Kapseln der PET Flaschen lassen sich einfach abschrauben. Achja, der Wirt war äußerst freundlich, aber er hat Anja erstmal dezent ignoriert bis ich ihn darauf hingewiesen habe dass sie auch etwas bestellen möchte. Überhaupt sehen wir eigentlich nur Männer in den Cafes sitzen. Die Frauen sind bei der Hausarbeit, beim Kinder hüten oder irgendwo anders, aber nicht bei einem Mokka im Cafe. Die Pause hat saugut getan. Meine Kopfschmerzen sind auch endlich weg, die Globuli haben scheinbar geholfen oder das Koffeein.

Dann geht es weiter auf Schnellstraßen (mal besser mal schlechter) und teilweise auf Autobahn. Wobei Autobahn relativ ist. Auf der Autobahn dürfen laut Beschilderung z.B. nur Zweiräder über 250ccm fahren… interessiert keinen. 50ccm Mofas sind genauso unterwegs. Es laufen auch Leute rum und es werden Zwiebeln verkauft – auf der Autobahn. Es gibt Grundstückseinfahrten und geparkte Fahrzeuge. Albanische Autobahn ist nicht zu vergleichen mit dem was uns so geläufig ist. Tirana können wir nicht komplett umfahren. Anja findet es toll, sie muss mir ja auch nur hinterherfahren und nicht auch noch navigieren. Naja interessant ist es trotzdem die Stadt ein klein wenig anzuschneiden. An einer Kastrati (Tankstelle) stoppen wir für noch eine Biopause und ich esse nochmal eine Birne, Anja einen Apfel. Aufgrund unseres Obstbestandes fallen die Snacks heute sehr gesund aus.

Shkodra empfängt uns dann unerwartet ruhig. Wir hatten die Stadt viel wuseliger und hektischer in Erinnerung. Vielleicht liegt es aber auch an der Uhrzeit oder daran dass Sonntag ist. Das Garmin will uns entgegen der Fahrtrichtung in eine Einbahnstraße schicken, also muss ich ein bisschen improvisieren. Wir kommen relativ easy zum Red Bricks in welchem wir heute nächtigen wollen. Vor 6 Jahren waren wir bereits eine Nacht hier. Die Motorräder sollen wir auf dem Gehweg abstellen und sie werden durch eine Pylone gekennzeichnet. Dann packen wir ab und verwüsten das Zimmer. Ich springe direkt unter die Dusche, danach Anja. Noch schnell eine Orange aus Griechenland gegessen (die dürfen auch langsam weg) und ein paar letzte Kekse. Der Körper schreit irgendwie nach Industriezucker bei dem ganzen Obst den Tag über.

Wir laufen eine Runde durch die Fußgängerzone, essen Baklava und suchen uns dann eine Location zum Abendessen. Dazu laufen wir ein wenig aus dem Gewusel raus und bleiben etwas abseits im Taverna e Miqve hängen. Wir bestellen gegrilltes Gemüse, überbackenen Käse mit Paprika und Albanische Casserolle mit Rindfleisch, dazu gibt es noch Brot. Wir haben heute zurückhaltend bestellt und mal nicht übertrieben. Trotzdem sind wir nach dem Essen gut satt und es war saulecker! Dann geht es zurück zum Hotel, wir haben sogar wieder das gleiche Zimmer wie 2018 bekommen. Bilder sichern, Route für morgen planen, Unterkunft raussuchen und buchen, dann noch ein paar Gedanken zum restlichen Heimweg gemacht und diese Zeilen getippt. Schon ist es wieder fast 23 Uhr und das Bett ruft.

Unterkunft: The Red Bricks Shkodra

Griechenland 2024 – Tag16 – 256 km – Zrnovsko

Heute startet der Tag mal ungewöhnlich. Wir frühstücken im Hotel. Unmengen verschiedenes Blätterteiggebäck und Kuchen gibt es am Buffet. Und griechischen Joghurt mit Honig – ich liebe dieses Zeug! Danach ist packen angesagt und die Moppeds vom Parkplatz hinter dem Hotel holen. Um 9:30 Uhr kommen wir los. Die ersten ca. 30 km sind unspektakulär auf einer Art Bundesstrasse. Um ca. 10 Uhr biegen wir dann ab nach Meteora. Wir wollen heute ein klein wenig Zeit in die Klöster investieren. Anja hat so ca. 3 Stunden geschätzt.

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Zu den Klöstern geht es erstmal den Berg hoch und das ist kurvig. Wir sind früh dran und noch sind keine Busse im Weg. Nach zwei Fotostopps mit Ausblick auf die Klöster halten wir vor dem Agios Stefanou – einem Nonnenkloster. Dieses ist am einfachsten zu erreichen, da man direkt davor parken kann. Die Schlange an Autos und Bussen ist schon ziemlich lange. Wir bekommen glücklicherweise einen Parkplatz direkt vor dem Kloster. 3 EUR Eintritt pro Person und Anja muss sich einen Wickelrock rumbinden, da Frauen im Kloster zwingend einen Rock tragen müssen. Die Damen mit zu tiefem Ausschnitt oder freien Schultern bekommen ein Papierhemdchen zum überziehen. Wir drehen eine Runde durchs Kloster und finden es äußerst gepflegt und relativ Neuwertig. Wenn man sich den heutigen Nebensaison Ansturm anguckt dann kann man sich ansatzweise denken wieviel hier im Sommer los ist. Die Besucher bringen Geld und das wieder rum kann dann in den Erhalt investiert werden.

Nachdem wir das Kloster besichtigt hatten fahren wir noch zu einer weiteren Aussichtsplattform und zum größten der sechs noch genutzten Klöster. Dieses schauen wir allerdings nur von außen an. Hier ist die Hölle los! Autos und Busse ohne Ende. Es ist absolut imposant wie diese Kloster gebaut sind. Und wenn man sich mal vor Augen führt was für ein menschlicher Kraftakt nötig war um alleine das Baumaterial auf diese Felsen zu schaffen, geschweige denn vom eigentlichen Bau – der Wahnsinn. Nach 2 Stunden und 45 Minuten sind wir soweit mit Eindrücken gesättigt dass wir weiter wollen. Wir fahren wieder nach Meteora und biegen dort auf die E06 ab.

Der Verkehr ist quasi wieder nicht vorhanden und wir können fliegen lassen. Die Landschaft um uns hat sich mal wieder verändert. Sie ist weitläufig, aber am Horizont sieht man immer mehr Hügel / Berge. Es geht sanft auf und ab und links und rechts. Irgendwie unspekatkulär, flowig und schön. Es fühlt sich gut an. Wir legen noch ein paar Fotostopps ein und irgendwo im Nirgendwo essen wir ein paar Kekse. Anja erinnert mich dass ich mich beim Frühstück völlig überfressen habe… und 10 MInuten später erzählt sie mir dass das Frühstück immerhin etz auch schon 4,5 Stunden her ist. Was jetzt? Darf ich Hunger haben oder muss ich noch überfressen sein?

Am Kastoria See halten wir nochmal an einem „Imbiss“ und gönnen uns die letzten Pita Gyro in Griechenland. Dazu gibt es Cola und Sprite. Dann suchen wir die Reisepässe und Grünen Versicherungskarten raus. Ein Blick auf die Route und wir entscheiden uns für eine Unterkunft welche wir über booking.com reservieren. Dann wird das Datenroaming deaktiviert und wir packen die Smartphones weg. Als wir Kastoria verlassen sehen wir die ersten Wegweiser mit dem Schriftzug „Albanien“.

Wir überqueren nochmal einen Berg und fahren in einem Tal bis an die Grenze. Auf der Griechischen Seite müssen wir zweimal unseren Reisepass vorzeigen, wobei die erste Dame nur fragt woher wir kommen und uns auf die Antwort Deutschland direkt weiter winkt. An der Albanischen Grenze werden die Pässe und die Grünen Versicherungskarten genau inspiziert und dann dürfen wir rein. Im ersten Ort nach der Grenze tanken wir die Moppeds voll und können mit Visa zahlen. Dann suchen wir uns einen Geldautomaten und heben 12500 Albanische LEK ab. (Kurs ca. 1 EUR : 97 LEK) Es ist echt eine Seltenheit geworden dass man eine Fremdwährung benötigt.

Kurz nach der Ortschaft sehen wir Obstbaumplantagen. Vorrangig Äpfel und Birnen. An einer „Händlermeile“ aus alten Omas stoppen wir und wollen 4 Äpfel kaufen. Die Oma kann den 500LEK Schein nicht wechseln und so geben wir ihr 2 EUR. Sie gibt uns daraufhin nochmal 2 Äpfel. Als wir diese in den Koffer packen kommt ein jüngerer Herr und drückt uns eine Tüte mit 8 Birnen in die Hand. „For your Roadtrip through Albania!“ Wir sind baff. Kaum in Albanien angekommen erfahren wir zwischen Mercedes, Porsche und Eselskarren schon wieder soviel Gastfreundschaft! Wir mögen dieses Land! An der Grenze schon haben wir lauter Daumen hoch aus den albanischen Autos um uns bekommen.

Überhaupt passiert es mir auch in Deutschland immer wieder dass Albaner auf meine Moppedkoffer reagieren und mir mit ihren beiden Händen voller Stolz den Doppeladler zeigen, das Wappen Albaniens. Ich habe einen dicken Albanienaufkleber vom Red Bricks Hotel aus Skodra auf dem Koffer und dieser triggert immer wieder den Nationalstolz wenn Albaner mein Mopped sehen. Überhaupt sind die Albaner ein sehr stolzes Volk. An allen Ecken wehen Albanische Flaggen im Wind.

Wir fahren heute noch bis zum Prespasee. Dazu müssen wir nochmal über eine Gebirgskette. Das Licht färbt sich golden und lässt die bewaldeten Hänge in herbstlichen Farben strahlen. Auf den letzten Metern zur Unterkunft müssen wir dann noch bei einem Esel und einem Babyesel stoppen. Anja ist schockverliebt und kann sich fast nicht mehr losreißen. In der Unterkunft spricht man kein Wort Englisch. Aber die Begriffe Booking und Tobias Seidel führen dazu dass wir in ein Zimmer gebracht werden. Die Internetverbindung des Hotels ist aktuell gestört und so wird es erstmal nichts mit Smartphone Unterstützung bei der Verständigung. Ich war aber schlau und habe zumindest das albanische Sprachpaket für Google Translate schon vorab heruntergeladen, Anja fühlt sich unvorbereitet 😀

Wir gehen noch eine kleine Runde spazieren, dann setzen wir uns ins Restaurant des Hotels. Wir sind die einzigen Gäste, sowohl zum Übernachten als auch zum Essen. Wir bestellen Karpfen aus dem Prespasee in einer weißen Loorbeersoße, dazu Brot und Pommes. Ich hab heute Lust auf ein Bier und Anja bleibt beim Wasser. Das Essen ist ein Traum! Allerdings ist der Karpfen für uns Franken komisch geschnitten. Wir sind ja eher die halbierten Karpfen gewohnt und wissen dann auch wo wir Gräten finden. Hier ist der Karpfen in Scheiben geschnitten was dazu führt dass wir keine Ahnung haben wo Gräten sind. Wir essen gefühlt ewig, dafür aber brutal entschleunigt. Und Internet geht ja auch net also bleibt auch das Smartphone unbeachtet.

Nach dem Essen machen wir noch ein bisschen offline Routenplanung in Basecamp. Dann melden sich plötzlich die Handys – sie haben Internet. Scheinbar geht der Router des Hotels wieder. Wir buchen für morgen noch ein Zimmer im Red Bricks in Shkodra, dann wird es schon anstrengend diese Zeilen zu verfassen und in wenigen Minuten werde ich tief und fest schlafen. Ein Gedanke noch zum heutigen Tag: Es ist komisch wenn die aktuelle Zeit auf dem Navi später ist als die Ankunftszeit am Ziel und das obwohl man noch 45 Minuten Fahrt hat. So sieht es aus wenn man eine Zeitzone überfährt!

Unterkunft: Hotel Restaurant Alexander Korçë

Griechenland 2024 – Tag15 – 315 km – Trikala

Heute starten wir mal früher. Der Wecker klingelt um 6 Uhr. Ihr werdet euch fragen was wir 3 Stunden machen bis wir um 9 Uhr loskommen und das ohne Frühstück. Yoga, Bericht schreiben, ein bisschen bei Sonnenaufgang am Strand chillen, unser Zeug zusammenpacken, Körperhygiene – schon sind 3 Stunden vergangen. ABER wir wollten heute mal früher los und das haben wir geschafft. Wir rollen um 9 Uhr aus dem Hof und machen das Grüne Tor wieder hinter uns zu. Evia verlassen wir wieder auf dem gleichen Weg auf welchem wir auch gekommen waren über Chalkida. Die Stadt ist verkehrstechnisch ein Graus! Auto an LKW an Auto an LKW schiebt sich eine ewige Schlange durch die Häuserschluchten. Es führt nur eine Straße nach Norden über die Insel – wie soll das erst werden wenn hier auch noch Unmengen LKW mit uns schwimmen.

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Anders! Als es sich in Chalkida abzeichnet. Kaum dass wir den Dunstkreis / Speckgürtel der Stadt hinter uns lassen und es ein bisschen bergauf geht, ist die Strasse plötzlich leer! Gefühlt fahren alle Fahrzeuge, mal wieder, nur im Kreis in der Stadt. Wir gewinnen an Höhe und das auf bestem Asphalt, teilweise zweispurig und lassen fliegen! Die paar Fahrzeuge welche langsamer als wir sind können wir gut überholen. Aber da sind ja unsere Fotostopps. Nach einem Halt haben wir alle Fahrzeuge welche wir überholt haben wieder vor uns und diesmal bremst uns ein Bus eine Zeit lang aus.

Auf der anderen Seite des Berges (wenn man das so nennen kann) bietet sich ein erschreckendes Bild. Hier hat es 2021 8 Tage lang gebrannt, die Spuren begleiten uns auf dem restlichen Weg über Euböa.
Zitat:

Ausgebrochen war das Feuer am 3. August 2021. In den darauffolgenden Tagen wurden mehr als 51.200 Hektar Grünfläche zerstört; mehr als drei Viertel davon sind Wälder gewesen. Den Flammen zum Opfer gefallen sind aber auch landwirtschaftliche Flächen und Infrastruktur. „Die wirtschaftlichen Aktivitäten der Region und die Lebensqualität eines großen Teils der Bevölkerung sind plötzlich und unsanft zerstört worden“, heißt es in einem Bericht. In Mitleidenschaft gezogen wurde dabei auch die Tourismusbranche, die vor allem auf der schönen Natur Nord-Euböas basierte.
Link: https://www.nzz.ch/international/griechenland-waldbraende-hinterlassen-auf-euboea-tiefe-spuren-ld.1640840

Die Fahrt über die Insel hat heute trotz der erschreckenden verbannten Ausblicke die Leichtigkeit zurück gebracht. Es ist wunderschön hier und man sieht wie sich die Natur zurück kämpft. Der Mensch tut seinen Teil dazu und es gibt immer wieder neue Baumplantagen welche Sprießen. Die Kurven, die Ausblicke, das Auf und Ab machte einfach Laune. Noch dazu nahezu kein Verkehr! Eine Wonne! Bevor wir die Küste erreichen tanken wir noch und dann rollen wir um kurz vor 12 Uhr in Agiokampos an den Fähranleger. Wir stellen die Moppeds im Schatten ab und setzen uns in eine Taverne.

Cappuccino, Cola, Sprite, zwei Schinken/Käse Toasts – das ist unser Frühstück. Naja wir hatten unterwegs schon 1-3 Kekse. Ich putze noch die Helmvisiere und Anja schreibt schonmal die Eindrücke der ersten Tageshälfte auf, während wir auf die Fähre warten. Hier am Anleger ist noch nicht wirklich was los. Wuselig wird es tatsächlich erst 5 Minuten bevor die Fähre anlegt. Plötzlich kommen lauter LKWs und Autos gefahren und wir beeilen uns doch und stellen uns einfach von vorne an. Aber am Rand und warten was das Fährpersonal sagt, wann wir uns einreihen sollen. Wir werden als erste auf die Fähre gewunken und dürfen uns ganz links vorne unter eine Treppe in die Ecke stellen. Da passt sowieso kein Auto so richtig hin. Was uns zu Euböa auch noch auffällt – Die Insel hatte mal wieder einen Geruch. Das ist etwas was wir in Griechenland auch noch nicht so richtig wahrgenommen hatten. Außerdem waren unsere Nasen jetzt ja einige Zeit out of order.

Kurz vor der Fähre hatten wir auch noch an einem Gemüsestand angehalten und fürs Abendessen eingekauft. Zwei Tomaten, zwei kleine Gurken und einen grünen Paprika. Später wollen wir noch Käse und Brot dazu kaufen. Die Überfahrt dauert dann ca. 30 Minuten und wir kommen flott von der Fähre. Nur ein Camper aus Andorra musste sich unbedingt vor uns schieben und eiert jetzt im Weg rum. Aber auch er hat nach enigen km ein einsehen und lässt uns passieren. Auf dem Festland geht es flott voran. Wir fliegen erst durch einige Kurven und dann ändert sich schlagartig die Landschaft. Es ist hügelig und wir sehen Ackerland. Die Strassen sind leer und werden zunehmend geradliniger. Wir lassen fliegen und bis auf ab und an ein Schlagloch bremst uns auch nichts aus. Von aufgebrochenem Ackerland wechselt die Landwirtschaft, welche zunehmend von Solarfeldern durchbrochen wird, zu Baumwollfeldern. Soweit das Auge blicken kann.

Es ist Erntezeit und immer wieder treffen wir auf riesige John Deere Baumwolle Vollernter und große LKWs hochbeladen mit dem flauschigen Weißen Zeugs. Wir halten und ich klaue Anja eine Baumwollkapsel von einem Feld. Das Ding ist unglaublich flauschig! In einer Ortschaft stoppen wir und machen eine Cappuccino / Fanta / Ice Tea / Snickers Pause. Wir beschließen die Strecke heute zu verlängern, holen den Laptop raus und planen um. Heute findet sich auch auf Anhieb eine neue Unterkunft. Leichtigkeit! Gestern drüber zu reden hat scheinbar geholfen. Die Landwirtschaft um uns ist interessant, das Panorama am Horizont ist auch geil – schattierte Berge mögen wir! Und dass die Straßen so gerade sind ist heute irgendwie nebensächlich. Die Temperaturen sind auch etwas kühler und es ist leicht bedeckt. Insgesamt einfach nur Wohlfühlen.

Kurz vor der Unterkunft tanken wir nochmal voll, damit wir morgen gleich startklar sind. Dann noch ein Stopp an einem Supermarkt. Ich warte außen, während Anja eine Auberginencreme, eine Fetacreme, Oliven, Wasser und ein Vollkornbrot kauft. Heute wird gevespert und nicht essen gegangen. Der Check-in verläuft smooth und die Moppeds werden im Innenhof geparkt, dann gibt es erstmal Essen. Wir hatten heute den Tag über nicht wirklich viel. Nach dem Essen sichere ich noch die Daten von den Speicherkarten und dann spazieren wir eine Runde durch Trikala. Auf den Strassen und in der Fußgängerzone ist Rambazamba geboten. Freitag Abend – alle sind draußen und genießen das Wetter. Die Kneipen / Bars / Cafes sind voll! Hier ist keine Tourihochburg und wir fallen direkt auf, als wir nochmal bei einem Keksbäcker reinschauen. Sofort müssen wir Auskunft geben wo wir herkommen und die wenigen Englischkenntnisse werden bemüht um uns Schokolade zu verkaufen. Drei „Kleinigkeiten“ gönnen wir uns als Nachtisch.

Es ist inzwischen 20:30, Metzger, Schumacher, Motorradwerkstatt, Bäcker, Klamottenläden, Immobilienmakler alle haben noch geöffnet und arbeiten fleißig. Massenhaft Jugendliche und Kinder sind draußen auf den Straßen unterwegs und es wirkt einfach lebendig! Als wir unsere Runde am Hotel beenden geht wieder die Planerei los. Wie intensiv schauen wir uns morgen die Meteora Klöster an? Wo fahren wir dann nach Albanien rein, oder doch Nordmazedonien? Wie weit werden wir es schaffen? Wir haben uns einige Varianten parat gelegt und werden morgen sehen was dann passt. Um 23 Uhr liegen wir dann endlich im Bett und sind zufrieden mit diesem Tag. Glücklich über unser Abendessen und den Spaziergang hier mit der tollen Stimmung.

Unterkunft: Hotel Lithaion Trikala

Griechenland 2024 – Tag14 – 239 km – Evia

Ich komm heute so garnet aus dem Bett – alles nur Kopfsache. Aber ich leg mich um 7:15 nochmal bis 8 Uhr hin. Die Folge davon ist dass wir (wie irgendwie immer) Sau spät loskommen. Dann brauchen wir noch einen Briefkasten und einen Supermarkt. Als wir endlich Nafplio verlassen ist es 10:45 Uhr. What the fuck??? Wir haben heute nur einen POI (Point of Interest) auf der Liste, den Kanal von Korinth. Somit sollte der Tag heute auch flott zu schaffen sein – sollte…

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Erstmal biege ich falsch ab und wir schauen uns dadurch noch eine kleine Kirche von außen an. Ein Hund vertreibt uns allerdings zügig. Hier sind wir wieder in einem Gebiet mit Citrusfrüchteplantagen. Also halten wir direkt am nächsten Strassenstand und kaufen wieder ca. 1kg Orangen für 1 EUR. Jetzt reichts aber mit anhalten. Die Griechen fahren mal wieder wie die Irren! Beschränkung auf 60 km/h – wir fahren 90 km/h und Anja wird auf einer einspurigen Strasse mit einem schmalen Seitenstreifen – rechts überholt. Warum? Aber immerhin, jetzt wo wir mal im Rollen sind geht es auch voran. Der Verkehr ist heute sehr von LKWs geprägt. Je weiter wir vom Finger runter fahren desto weniger Ortschaften sehen wir. So langsam kommt ein bisschen Hunger durch und Elli bräuchte was in den Tank. Aber der Kanal von Korinth ist nah und so beschließe ich diese beiden Themen erst am Kanal anzugehen.

Wo kann man sich den Kanal am besten ansehen – das könnte man im Vorfeld recherchieren oder man fährt einfach drauf los, so wie wir. Ich folge der Garmin Karte durch wilde schmale Gassen und dann über einen Schotterweg. Wir stehen direkt am Kanal. Um den Zaun welcher Leute davon abhalten soll an den Kanal zu gehen können wir einfach rumlaufen, also tun wir das auch. Gerade als wir runtergucken in dieses Meisterwerk der Ingenieurskunst (die haben halt nen Graben geschaufelt) kommt ein Segler vorbei. Ich seh das ja eher als immense Muskelkraftleistung. Dann fahren wir am nördlichen Ende über die Absenkbare Brücke. Nicht ohne vorher ein paar Bilder gemacht zu haben. Wir wollen noch über die große Brücke in der Mitte fahren, bzw dort in den Kanal gucken. Vorher gibt es jetzt aber Sprit für die Moppeds.

An der großen Brücke überlegt Anja kurz ob sie das Angebot zum Bungeejumping nutzen soll – 100 EUR sind uns dann aber doch zuviel. Nachdem die geplante Route gesperrt ist muss ich mal wieder improvisieren und wir gurken noch ein bisschen um den Kanal. Dabei sehen wir einen Bäcker und der Hunger bricht wieder durch. Also essen wir, unter schärfster Beobachtung durch eine Katze, ein paar herzhafte Teile. Nix mit Feta und nix mit Blätterteig! Aber danach noch nen Keks! Um nun wieder in die geplante Richtung zu kommen müssen wir über die südliche Absenkbare Brücke. Kurz überlege ich ob wir jetzt auch noch irgendwie die Autobahnbrücke eingebaut bekommen, dann hätten wir alle Brücken über den Kanal mal befahren.

Im weiteren Verlauf muss ich noch ein bisschen mehr improvisieren da auch die Ausweichroute wieder gesperrt ist. Wir fahren an der Küste entlang und der Ausblick ist mal wieder wunderschön. Wir sind aber ein bisschen blind dafür. Als wir bei Elefsina nach links von der Küste abbiegen blicken wir auf die Werft mit Ihren Trockendocks und das Wrack der Mediterranean Sky welche hier im Uferbereich gesunken ist. An riesigen verbrannten Flächen entlang geht es nun in Richtung Norden. Ortschaften hat es hier auch wenige. Dafür sind wir völlig überrascht als wir einen der vielen Hügel überqueren und sich die Landschaft völlig verändert. Von dem Immergleich der Olivenbäume wechselt das Bild hier zu lauter verschiedenen braunen Vierecken. Hier ist Ackerbau angesagt. Unter anderem fahren wir an Baumwollfeldern entlang. Dann kommt eine riesige Kabelfabrik – woher kommen die Arbeiter für die Fabrik? Hier hat es quasi keine Dörfer.

In Thiva ist die Luft raus – nicht aus den Reifen, aber aus uns. Wir brauchen dringend ne Pause. An einem Kreisverkehr halten wir und gehen in ein kleines Cafe. Zwei Cola und einen Cappuccino und 200ml Öl für Elli gibt es. Ich schau mir die Restroute nochmal an und wir beschließen ein bisschen Mautpflichtige E75 zu fahren. Die Autobahn welche auf Euböa führt ist dann entgegen unserem Erwarten mautfrei. Das Konzept begreife ich auch noch net so ganz. Vor allem mussten wir bei Auffahrt auf die E75 pauschal 1,70 EUR bezahlen. Das ist schonmal nicht Kilometerabhängig. Aber egal, heute wollen wir einfach nur noch ankommen.

Anja wir müssen reden. Ich habe Austauschbedarf über diesen Urlaub und über meine Erwartungshaltungen. Anja geht es genauso. Nachdem wir die Ferienwohnung bezogen haben (Schlüsselsafe sei dank ziemlich flott), die Moppeds neben dem Haus abgestellt sind und die Waschmaschine mit unseren stinkenden Sachen läuft setzen wir uns und lassen mal ein bisschen Griechenland Revue passieren. Es ist anders als wir es erwartet haben. Woran liegt das? Wenn Leute von Ihrem Griechenland Urlaub erzählen, dann erzählen sie von Strandurlaub auf einer Griechischen Insel (Korfu, Kreta, usw…). Diese Erzählungen prägen unser Bild eines Landes. Und das Bild welches wir im Vorfeld haben prägt unsere Erwartungen. Unbewusst – wir können das nur ganz bewusst aktiv angehen und uns im Vorfeld massiv informieren. Genau das haben wir in den letzten Jahren immer mehr zurückgefahren und uns mehr treiben lassen. Frankreich und Spanien haben uns auf diese Art vollkommen gefangen. Hier harmonierte diese Art des treiben lassens mit dem was wir vorgefunden haben. In Griechenland ist das nicht ganz so. Irgendwie fehlt uns die Leichtigkeit und der Flow. Wir lieben griechisches Essen… aber nach 10 Tagen griechischem Essen können wir es nicht mehr sehen. Das ging uns bisher auch noch in keinem Land so. Die Bilder im Whatsapp Status lösen immer wieder Reaktionen aus. Man weiß wie man den Bildwinkel setzen muss, man weiß was die Leute, welche zuhause und auf der Arbeit sind triggert. Der Eindruck den man erzeugt spiegelt nicht immer das eigene Gefühl wieder. Wir pausieren unser Gespräch und gehen griechisch Essen. Auf dem Weg und beim Essen geht es weiter. Heute gibt es Fisch, weil wir sind schließlich am Meer. Die Kellner sind lustlos und mögen nix erklären. Wir bestellen viel zu viel. Tzaziki (heute Knoblauchscharf), bekommen Brot dazu (6 Scheiben), einen griechischen Salat (keinen Bock mehr auf Pommes), Sardinen (salzig) für mich, panierten und frittierten Kabeljau für Anja, als Beilage zweimal grilled potatoes (Salzkartoffeln). Das Essen ist geschmacklich gut, allerdings löst es in uns keine Begeisterung aus. Und es ist zuviel. Wir essen trotzdem fast alles auf und laufen dann zurück zur Wohnung.

Die philosophischen Gedanken beenden wir für heute und machen uns an die Planung der nächsten Tage. Zuerst noch Wäsche aufhängen, dann ab an den Laptop. Wenn man nichts vorgeplant hat sitzt man jeden Abend noch am Laptop und muss sich Gedanken machen wo man hin möchte. Die Gedanken sind bei uns jetzt einfach – wir müssen in Richtung Heimat. 10 Tage – knapp 2400 km. Man kann das auch Eisenarsch mäßig auf der Autobahn abreißen. Das wollen wir aber (noch) nicht. Länder wie Albanien und Montenegro liegen noch zwischen uns und daheim. Da wollen wir nicht nur durchhetzen. Und wieder stolpern wir über unsere Erwartungshaltungen. In Griechenland gibt es große Flecken ohne Unterkünfte auf Booking.com. Auch andere Quellen bestätigen dass hier einfach kein Tourismus stattfindet. Wir müssen auch heute unsere Route an diese Gegebenheiten anpassen. Grobe Schlagdistanz + grobe Richtung + verfügbare Unterkünfte = Route -> der Eindruck welcher von außen entsteht ist: „guck mal wie frei sie sich ausgesucht haben wo sie heute sind und was für tolle Unterkunft sie gefunden haben.“ Alles eine Frage des Blickwinkels und des Gefühls welches aus der eigenen Ausgangslage resultiert.

Bitte versteht mich heute nicht falsch. Uns geht es gut, wir sind in einer absoluten Luxussituation – im Urlaub – auf Reise. Trotzdem entstehen hier auch Gefühle welche nicht immer nur Rosarot sind. Mit diesen Gedanken geht es heute ins Bett. Wir erschlagen noch drei Moskitos und für morgen steht der Wecker auf 6 Uhr.

Unterkunft: Garden Lefkanti, 4season Plaza Room Chalkida