Die Hotelbetten haben so eine Eigenschaft einen nicht mehr loslassen zu wollen und so tun wir uns auch heute wieder extrem hart aufzustehen. Aber es hilft alles nichts, wir wollen noch mehr von den Pyrenäen sehen und nicht im 8. Stock eines Hotels am Atlantik im Bett liegen bleiben. Das wäre ja langweilig. Nach einem ausgiebigen Frühstück sitzen wir um 9:45 auf den Motorrädern und verlassen die Garage.
Unser Weg führt uns für die ersten 25 km am Atlantik entlang und wir bestaunen die Formen welche die Küste hier einnimmt. Deutlich sieht man an den Stränden wie hoch das Wasser bei Flut steht. Aktuell müsste ziemlich Ebbe sein. In Saint Jean de Lutz legen wir am Hafen einen Stopp ein und führen die Kameras ein wenig aus. Dann beginnt ein Stück Steilküste an welchem man deutlich die verschobenen Gesteinsplatten sieht. Die Atlantik Küste ist wesentlich schroffer und das Meer ist rauer als am Mittelmeer. Die Surfer nutzen dies für sich.
Wir verlassen das Meer und streben wieder den Bergen entgegen. Über den Col de Saint Ignace begeben wir uns auf kleinsten Wegen wieder auf den Weg nach Spanien. Ich weiß nicht warum, aber kaum haben wir Frankreich hinter uns gelassen werden die Straßen irgendwie vertrauenerweckender und die Freude am Fahren flammt viel mehr auf. Die Qualität des Asphalts ist irgendwie besser und das selbst auf den schlechtesten Strecken. Nach einiger Zeit des rumgurkens in ziemlich einsamen Höhen werden die Straßen in Spanien wieder breiter. Überhaupt zeigen sich die Gebirgsausläufer hier bei weitem nicht so unwirtlich. Es sind eher sanfte Hügel und wir kommen auch selten über 1000 Höhenmeter. Einige Spanische Pässe wollen inklusive Ihrer Kurven erkundet werden. Und so fliegen wir gefühlt über Puerto de Belate, Alto de Egozkue, Alto Erro, Puerto de Mezkiritz, Alto de Remendia und Alto Laza dahin bevor es über den Col de la Pierre St.Martin wieder zurück nach Frankreich geht.
Und schon werden die Straßen wieder schlechter. Das fahren wird langsamer. Gefühlt kommen wir in Spanien doppelt so schnell voran. Wir beginnen langsam die Augen offenzuhalten nach einer Tankstelle und einer Einkaufsmöglichkeit um uns mit Brot fürs Frühstück einzudecken. Bis wir allerdings etwas finden vergeht noch einiges an Zeit und auch einige Cols überqueren wir dabei. Ich bin gespannt was am Ende der Tour rauskommt wenn ich die ganzen Pässe mal zusammenzähle. Sie werden hier fast schon inflationär überwunden. Nachdem wir eine Tankstelle gefunden haben an der wir vor ein paar Tagen schon einmal getankt hatten – ja wir haben hier eine klitzekleine Überschneidung mit dem Weg nach Westen – werden wir auch was unser Essen angeht in Escot fündig. Hier hat es auch einen kleinen Campingplatz den wir direkt ansteuern. Leider ist dieser in einem erbärmlichen Zustand und so beschließen wir doch noch weiterzufahren. Ein Wegweiser verspricht in 5 km den nächsten Platz. Dieser ist allerdings geschlossen.
Nun bleibt uns nichts anderes als nochmal zwei Cols in Angriff zu nehmen bevor wir in Aste Beon fündig werden. Ein kleiner Naturcampingplatz welcher von einem älteren Pärchen betrieben wird. Mit Händen und Füßen verständigen wir uns und bauen das Zelt auf. 11,30 Eur für die Nacht sind ein Schnäppchen. Außerdem stehen hier endlich mal Bäume die für Anjas Hängematte geeignet sind. Aber da haben wir die Rechnung ohne den Besitzer gemacht – keine Hängematte an seinen Apfelbäumen!!! Was ein Spießer! Na gut dann halt nicht. Wir beobachten noch ein paar Gänsegeier welche an der Steilwand über dem Platz kreisen und Anja erinnert sich dass etwas zu diesen im Reiseführer stand.
Keine Ahnung wie wir es gemacht haben, aber um kurz vor 22 Uhr sind wir bereits im Zelt und um 22:30 legen wir uns endgültig ab. Wir sind heute viel weiter gekommen als geplant und das obwohl es am Beginn des Tages so aussah als ob wir nicht einmal die Hälfte schaffen. Morgen geht es wieder nach Spanien und wir haben ein Hotel als Tagesziel. Nach nur 200km wollen wir noch ein bisschen wandern gehen.
Hallo Tobias,
vielen Dank für den schönen Reisebericht. Ylan und ich sind 1009 mit unseren Maschinen von Barcelona die iberische Künste abgefahren – nach Barcelona zurück. Das war eine wunderbare Tour, von der ich demnächst im Blog berichten werde.
Mit Freude lese ich daher Deine Texte und schaue mir Deine Fotos an. Es sieht nach einer wunderbaren Zeit aus, die Ihr verbringt.
Alles Gute weiterhin!
Ann Jorka