Heute stehen wir mal auf obwohl es noch stockfinstere Nacht ist. Wir schreiben noch die Berichte von gestern und dann ziehen wir uns an und laufen los in Richtung Markthallen. Auf den Strassen ist die Hölle los. Unmengen Kinder mit Ihren Eltern sind auf dem Weg in die Schule oder zum Schulbuss. Um 9:30 Uhr sind wir an den Markthallen und wundern uns dass diese wie ausgestorben wirken. Na gut einige Stände haben noch geöffnet… oder schon geöffnet? Die Dame an der Rezeption des Hotels hatte gestern gemeint dass die Markthallen „sehr früh“ öffnen. Sehr früh wäre für uns Deutsche wohl eher so 5 Uhr Morgens. Für die Spanier ist es wohl eher so 10 Uhr bis 10:30 Uhr. Wir schlendern durch die leeren Hallen und schauen uns die wenigen Stände an welche bereits geöffnet sind. Was zum Frühstücken kriegen wir hier auf jeden Fall noch nicht, also geht es nochmal in die Stadt. Wir laufen zu einer Metzgerei und kaufen dort ein Bocadillo de jamon, welches wir uns teilen. Danach gibt es bei einem Bäcker noch was süßes bevor wir wieder zum Hotel laufen um zu packen und auszuchecken. Um 10:45 starten wir dann in die Tagesetappe.
Heute regnet es zwar nicht, aber die Wolken hängen tief und es ist ziemlich frisch – okay… Anja sagt es ist kalt. Weil Kalt ist dann wenn die Griffheizung voll läuft und das tut sie bei Anja. Die Route heute beginnt unspektakulär. Wir kommen flott voran und so sind die ersten 100km rum bevor wir sie richtig wahrnehmen. Immer schön kurvig und mit wenig Ausblick dank der Wolken. Immer wieder sehen wir Pilger da wir uns heute am Jakobsweg orientieren, nur halt gegen die Richtung. Egal wo man hinguckt findet man Zeichen des Camino. Die Muschel wird für alles hergenommen – Geländer, Gully Deckel, Mülleimer.
In Samos halten wir neben dem Kloster an einer Bar. Uns ist kalt, also wollen wir was warmes trinken. Zum Tee und Kaffee gibt es Schokocroissants. Man merkt wie unsere Körper die Energie und Wärme aufsaugen. Wir sitzen gefühlt ewig hier drinnen und wollen gar nicht mehr los. Zu dröge ist der Weg heute und zu wenig einladend das Wetter. Als wir uns dann endlich doch aufraffen beschließen wir noch ein paar Meter zu laufen und zu fotografieren. Die Bewegung tut gut und wir kommen dabei noch mit einer Pilgerin ins Gespräch. Als wir dann nach über einer Stunde weiterfahren kämpft sich langsam die Sonne ein wenig durch. Das hebt die Laune und spätestens als die ersten blauen Fetzen am Himmel zu sehen sind heisst es wieder – Put your hands up in the air!!! Die Landschaft gibt so beleuchtet auch wieder mehr her, das kann aber auch an den Hügeln liegen die einfach ein anderes Bild abgeben. Schnell noch an einer Repsol Tankstelle die Benzinfässer aufgefüllt, dann geht es auf eine improvisierte Route weil die geplante vollgesperrt ist.
Kleinste Strasse, tolle Kurven, geniale Ausblicke und es wird spürbar wärmer! Zurück auf unserer Route geht es wieder eher langweilig auf einer größeren Strasse durch ein kleines Weinanbaugebiet. In Ponferrada halten wir und ich laufe eine Runde an der Burg herum und mache ein paar Bilder. Der Weg zum Cruz de Ferro ist dann der Wahnsinn! Kurven satt, Bombenwetter und nix los. Auf ca. 1500 Höhenmeter steht ein eisernes Kreuz auf einem Holzstamm, der wiederum auf einem Hügel steht. Die Pilger legen hier einen Stein ab, den sogenannten Sünden- oder auch Sorgenstein. Das Kreuz steht auf dem höchsten Punkt des Camino und die Pilger sollen ab diesem Ort frei von Sorgen den Restweg nach Santiago genießen.
Die Landschaft verändert sich nach dem Überqeueren des Berges mit dem Kreuz deutlich sichtbar. Vorher noch vorrangig grün und saftig sieht jetzt alles braun und verdorrt aus. Keine Farne und saftigen Wiesen mehr sondern dürres Gras. In Astorga dürfen wir die Moppeds in eine Garage stellen und schleppen unser Gepäck dann um zwei Strassenecken zum Hotel und ins Zimmer. Schnell noch umziehen, dann laufen wir los, die Stadt erkunden. Anfänglich hatte es heute so ausgesehen als ob wir bis spätestens 16 Uhr im Hotel wären, nachdem das Wetter und die Landschaft aber deutlich besser wurden haben wir dann doch bis 18 Uhr gebraucht.
Wir schauen uns den neogotischen Bischofspalast von Antonio Gaudi und die Kathedrale Santa Maria von außen an, dann suchen wir die geöffnete Churreria in 220m Entfernung vom Hotel. Endlich Churros! Denkste. Churros gibt es nur vormittags. Somit wäre auch geklärt was wir morgen Frühstücken 😀
Wir schlendern ziellos durch die Stadt, fotografieren ein bisschen und schauen uns die Bars an. Um 20 Uhr setzen wir uns dann in eine rein und bestellen erstmal Dos Vino Tinto de Casa und Anja stellt fest dass wir die Bar mit der schlechtesten Google Bewertung (3,3) in ganz Astorga gewählt haben. Da aber viele Einheimische hier sitzen bestellen wir in einer kurzschlussreaktion beide Croquetas statt einfach auszutrinken und uns etwas anderes zu suchen. Die Croquetas waren dann lecker und wir aufgrund der Anzahl 2×6 auch ziemlich satt. Auf dem Weg zurück zum Hotel überlegen wir ob wir nochmal eine Bar aufsuchen und noch eine Kleinigkeit nachlegen, entscheiden uns dann aber für Süßkram (Spezialitäten aus der Region) aus einem Laden neben dem Hotel. Das Zeugs essen wir dann noch im Zimmer – 2 der 3 Sachen waren richtig lecker. Dann noch schnell Routenplanung und Unterkunft für morgen bevor wir heute mal ein bisschen früher schlafen.
Unterkunft: Hotel Gaudi