Städtetrip: Budapest im Februar

Die spontanen Dinge im Leben sind meist die Interessantesten. So auch dieser kurze Städtetrip. Anja hatte die Idee vor ein paar Wochen und begrüsste mich nach der Arbeit mit einem Browser voller Tabs zu Budapest. Sie hatte die Rechnung nur leider ohne meinen Urlaub gemacht, dies lies sich aber regeln. Fast hätte uns nun noch die Influenza einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber auch dies regelte sich gerade noch rechtzeitig. Also ging es am Mittwoch den 11.02. ab nach Budapest.

Wir hatten den Direktflug mit Lufthansa von München aus gewählt, da dies vom Zeitaufwand her das wirtschaftlichste war. Andere Alternativen, wie selbst mit dem Auto zu fahren oder von Nürnberg aus über Paris zu fliegen, hätten wesentlich mehr Zeit in Anspruch genommen. So war es uns möglich, zu luxuriösen Tageszeiten völlig entspannt hin und zurück zu fliegen. Diesen Artikel schreibe ich übrigens vom Flughafen Liszt Ferenc Budapest aus, während wir aufs Boarding für den Rückflug warten (kostenlosem Wlan sei Dank).

Während unseres Aufenthaltes bezogen wir Quartier im Ibis Budapest City, welches direkt an der Metrolinie 2 liegt und auch mit mehreren Straßenbahnen sehr gut ans öffentliche Verkehrsnetz angebunden ist. Auf Städtereisen legen wir Wert auf günstige Zimmer, in verkehrstechnisch guter Lage. Dies ist bei den meisten Ibis Hotels mit einem gleichbleibenden Standard gewährleistet. Da wir uns die wenigste Zeit im Hotel aufhalten, legen wir hier keinen Wert auf Besonderheiten.

k-Budapest Do (1)

Wie auch schon auf unseren bisherigen Städtereisen setzten wir voll auf die Öffentlichen Verkehrsmittel. Diese werden von den Budapesti Közlekedési Központ betrieben. Wir deckten uns direkt nach der Landung in Budapest mit zwei 7 Tage Tickets ein, welche mit ca. 17 EUR pro Ticket zu Buche schlagen, absolut angemessen für das perfekt ausgebaute Netz an Verkehrsmitteln. Man kann damit sämtliche U-Bahnen, Straßenbahnen, Busse, O-Busse und sogar drei Schiffslinien auf der Donau nutzen. Zwei Besonderheiten fallen hierbei auf. Zum einen sollte man das Ticket immer griffbereit haben da hier noch manuell und das sehr häufig kontrolliert wird. Zum anderen die U-Bahnlinie 1 welche Unesco Weltkulturerbe ist.

Nachdem wir am Mittwoch um kurz nach 18 Uhr im Hotel eingecheckt hatten und noch geschwächt von der Grippe waren, suchten wir uns nur noch kurz etwas zu Abendessen in einem türkischen Imbiss und deckten uns mit Getränken ein bevor wir den Tag bei einem Kürtöskalacs (ungarischer Baumkuchen) für beendet erklärten und die Hotelbetten ausgiebig testeten.

Für Donnerstag hatten wir uns einiges vorgenommen und starteten mit einer kleinen Straßenbahnfahrt bis zum Clark Adam Ter um dort die Siklò (Standseilbahn) auf den Burgberg zu nehmen. Nach einer Runde um den Burgpalast wanderten wir die Theaterstrasse bis zur Matthiaskirche. Das Wetter war uns wohlgesonnen und wir hatten strahlendblauen Himmel bei ca. 5 Grad. Nach der Besichtigung der Matthiaskirche und einem Blick auf die Dreifaltigkeitssäule widmeten wir unsere Aufmerksamkeit der Fischerbastei. Unser weiterer Spaziergang führte uns zum Turm der Maria Magdalena Kirche welche mit einem Glockenspiel alle 15 Minuten angepriesen wird. In freudiger Erwartung eben jenes wurden wir beinahe ein wenig enttäuscht, jede fränkische Kirche läutet (auch zum Leidwesen mancher Anwohner) lieblicher. So machten wir uns durch die Parlamentstrasse auf den Weg zum Alten Rathaus von Buda. Die Promenade auf der Befestigungsmauer des Burgbergs mit Aussicht über die Budaer Stadtviertel bietet bei diesem grandiosen Wetter eine beeindruckende Skyline von Buda. Bänke laden zum Verweilen ein.

Den Weg den Burgberg hinab treten wir zu Fuss an.
Um unser Sightseeing auf dieser Seite der Donau zu vervollständigen nehmen wir noch die Tram und den Bus 27 auf den Gellert Berg. Der Ausblick von der Citadel und der Freiheitsstatue ist den restlichen Fußweg allemal Wert. Nachdem wir den Berg wieder mit dem Bus verlassen haben begeben wir uns noch in die 1. Markthalle von Budapest. Diese hat insgesamt eine Fläche von 25.000 qm und benebelt die Sinne mit ihren vielfältigen Eindrücken. Unmengen Metzger, Gemüsehändler, Gewürzhändler, Bäcker und viele mehr sorgen dafür, dass nicht nur die Augen Eindrücke sammeln können. Im oberen Stockwerk finden sich Essenstände mit allen möglichen ungarischen Gerichten. Heute schlagen wir bei den Langosch zu. Einer ungarischen Brotspezialität welche in Fett gebacken wird. Zur blauen Stunde machen wir uns auf, die Kettenbrücke ins Visier zu nehmen. Als letzte Aktion des Donnerstags kaufen wir uns kurz vor dem Hotel an einem kleinen Stand noch einen Kürtöskalacsn (ungarischer Baumkuchen) und lassen mit diesem den Tag ausklingen.

Den Freitag morgen begannen wir am Donauufer auf der Pester Seite mit einer Runde um das Parlament. Von hier aus erkundeten wir den Weg über den Freiheitsplatz bis hin zur St. Stephans Basilika. Um den Turm dieser zu erkunden, ist ein kleiner Obulus fällig, dafür darf man sich auch gerne die zahlreichen Stufen sparen und wird mit zwei Aufzügen hinaufbefördert, um die Ausicht zu genießen.

Nach einem kurzen Stop bei einem Starbucks genossen wir die Sonne auf dem Erzsébet Ter und entdeckten den Liebesbaum. Wir haben bisher schon nicht die Tradition verstanden Schlösser an Brücken zu hängen, aber dasselbe mit einem Baum zu tun finden wir irgendwie noch seltsamer. Wir erkundeten weiter die Straßen der Pester Donauseite und begegneten erstmals auch der Földalatti (Metro 1), allerdings erstmal nur Oberirdisch. Die Váci Utca bietet mit ihren vielen Läden ein ähnliches Bild wie eine Deutsche Shoppingmeile. Wir beschließen nach der Universitätskirche den Weg zur Földalatti anzutreten, um dieses Unesco Weltkulturerbe näher zu erkunden. Sowohl die U-Bahnlinie als auch die Andrássy Ut (Straße darüber) sollen etwas ganz besonderes sein. Wir wechseln immer wieder, fahren ein Stück, dann laufen wir wieder ein Stück. Wir sehen uns fast jeden Bahnhof der Linie an.

Wir waren noch nie in einer so kleinen U-Bahn gesessen. Die Bahnhöfe sehen aus wie Miniaturmodelle. Sie sind fast alle verklinkert und mit Holz vertäfelt. Man fühlt sich in der Zeit zurückversetzt. Entlang der Földalatti begegnet uns die Oper, der Liszt Ferenc Ter (Budapester Broadway), der Oktogon Platz und der Hösök tere (Heldenplatz). Am Heldenplatz genießen die Menschen die Sonne und wir laufen weiter zum Vajdahunyadvár – dem Märchenschloss. Der See ist teilweise abgelassen um einer gigantischen Eisfläche Platz zu schaffen, welche gerade für die Schlittschuhläufer aufbereitet wurde. Das Märchenschloss macht seinem Namen alle Ehre und begeistert mit seinen klischeehaften Türmchen nicht nur kleine Prinzessinnen. Nach einer Runde durch ebendieses ziehen wir unsere Bahn in Richtung Zoo und Széchenyi gyógyfürdő dem größten Heilbad seiner Art in Europa welches im Stadtwäldchen gelegen ist.

Den Rückweg treten wir wieder mit der Földalatti an und stoppen diesmal am Vörösmarty Utca um die Markthalle am Hunyadi Ter aufzusuchen. Diese fällt deutlich kleiner aus als die 1. Markthalle. Auch finden wir hier nicht wirklich etwas Essbares, was unsere Gelüste befriedigt. So fahren wir mit der Földalatti weiter um uns zum Batthyany Ter aufzumachen auf der anderen Donauseite des Parlaments, um hier die heutige Blaue Stunde zu nutzen. Eine weitere Markthalle welche an diesem Platz gelegen ist, erweist sich leider als größerer Supermarkt und enttäuscht uns eher. Aber direkt daneben ist der Non Stop Palatschinken Shop. Hier gönnen wir uns das heutige Abendessen und treten danach den Rückweg zum Hotel an welchen wir – wie sollte es anders sein – mit Kürtöskalacsn (ungarischer Baumkuchen) von unserer Stammbude ausklingen lassen.

Unseren letzten Sightseeing Tag starteten wir an der Dohany Utca, an welcher die größte Synagoge Europas liegt. Wie wir mit Bedauern feststellen mussten, ist diese Samstags geschlossen, so dass wir uns mit einigen Blicken von außen begnügen mussten. Im Innenhof der Synagoge befindet sich ein Holocaust Mahnmal.

Im Laufe des Vormittags und frühen Nachmittags erkundeten wir das jüdische Viertel. Der Wechsel aus Ruinen und renovierten Gebäuden prägt diesen Stadtteil. Besonders angetan hatte es uns die Ruinenkneipe Szimpla Kert und der im krassen Gegensatz stehende sanierte Gozsdu Hof, welcher heute einen Trempelmarkt zu bieten hatte. Unseren Weg säumten noch die Rumbachsynagoge und die renovierte Orthodoxe Synagoge. Insgesamt beeindruckten uns im jüdischen Viertel die Gegensätze und die Freundlichkeit der Menschen. Wir wurden an mehreren Straßenecken angesprochen, ob man uns helfen kann da wir mit unserer Straßenkarte wohl manchmal etwas hilflos wirkten.

Die Metro brachte uns nun zum Beginn der Raday Utca, welche eine Restaurantmeile darstellt. Warum sind wir eigentlich immer da wo es was zu essen gibt, wenn wir keinen Hunger haben? Alle Nationalitäten sind hier in der Straße vertreten und bieten ihre Köstlichkeiten feil. Die Tram bringt uns noch zum Kunstgewerbemuseum, auf welches wir einen kurzen Blick im Vorbeigehen werfen. Immer wieder war uns das Gebäude mit dem grünen Dach bereits aufgefallen wenn wir einen Blick von oben auf Pest geworfen haben.

k-Budapest Sa (11)

Wir begeben uns nochmal kurz in die 1. Markthalle und kaufen noch etwas Paprikapulver an einem der Stände, bevor wir uns zweien der Donaubrücken widmen. Der erste Gang führt uns über die Freiheitsbrücke, welche nicht nur von Autos sondern auch von der Straßenbahn befahren wird. Da es nicht sein kann, dass man in Budapest war und die Kettenbrücke nicht überquert hat, drehen wir auch noch eine Runde über diese, bevor wir uns mit der Tram auf den Weg in Richtung Margareteninsel machen. Hier wollen wir noch eine Runde durch den Japanischen Garten drehen, welcher sich im Winter als ziemlich unspektakulär darstellt. So kehren wir relativ zügig zum Donauufer zurück, um noch einen Blick auf das Mahnmal der Schuhe am Donauufer zu werfen, welches an die Progrome an den Juden während des zweiten Weltkrieges erinnern soll. Hier genießen wir den Sonnenuntergang über Buda und erwarten die Blaue Stunde um noch einige Photos zu ergattern.


Mehr aus Zufall begeben wir uns zum ersten mal seit 9 Jahren am Valentinstag zu einem gemeinsamen Dinner. Das Restaurant unserer Wahl ist das Menza am Liszt ferenc ter, welches im Stil der 1970er und 1980er Jahre gehalten ist. Der ganz eigene Flair hier hat uns sofort in seinem Bann. Ich erinnere mich beim Bestellen an den Bericht von Travelita über Budapest und greife ihre Suche nach dem Best Burger in Town auf. Auch wir können leider keinen Vergleich anstellen, aber mit Sicherheit sagen, dass der Burger hier absolut Klasse ist! Anja wählte die Ente mit Kartoffelgratin an einer Kastaniensoße. Vorneweg gönnten wir uns eine Gulaschsuppe und eine Kürbissuppe, beide absolute Empfehlungen. Insgesamt können wir jedem Besucher Budapests eine Einkehr hier im Menza empfehlen. Wir fanden hier einen perfekten Abschluss für unseren Städtetrip. Der Rückweg zum Hotel war noch vom üblichen Baumkuchen geprägt und wir fielen völlig erschöpft von drei Tagen voller Eindrücken ins Bett.

Der Sonntag sollte uns eine entspannte Rückkehr ermöglichen. Mithilfe von Tram, Metro und Bus erreichten wir den Flughafen und konnten während der Wartezeit auf den Flug diesen Artikel fertigstellen. Der kurze Aufenthalt in Budapest hat noch viele Ziele offen gelassen, so dass wir gerne noch einmal einen Stop in dieser tollen Stadt einlegen wollen.

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Über Tobias Seidel

Tobias Seidel wurde 1981 geboren und hat sein Hobby IT zum Beruf gemacht. In seiner Freizeit beschäftigt er sich viel mit den Themen Android, Motorräder, Geocaching, Fotografie und Tanzen (Standard).

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